Was bedeutet es, die Wahrheit zu kennen?

Gerlind schrieb:Ich denke bei einer Konversation unter der Rubrik Philosophie in Allmysterie gilt kein professioneller Vorteil.

Das war nicht auf Allmy bezogen, sondern generell auf Konversationen.

Gerlind schrieb:Ich sehe hier jeden Teilnehmenden am Diskurs als auf Augenhöhe.

Auf dass die Sozialromantik die Herzen in kalter Jahreszeit erwärme! :Y:

Gerlind schrieb:Auch wenn manche möglicherweise geneigt sind, sich oder ihre Sicht erhöht zu sehen.

Geneigt? ... vielleicht auch qualifiziert? ;)

Was ist dein Ziel in der Philosophie? Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zeigen

Quelle: Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, 308

Das kann nur auf Augenhöhe gelingen.

Nemon schrieb:Geneigt? ... vielleicht auch qualifiziert? ;)

Ich habe es etwas diplomatischer ausgedrückt. Aber, ja.

FlamingO schrieb:Ich habe es etwas diplomatischer ausgedrückt. Aber, ja.

Und darauf kam dies:

Gerlind schrieb:Ich denke bei einer Konversation unter der Rubrik Philosophie in Allmysterie gilt kein professioneller
Vorteil.
Ich sehe hier jeden Teilnehmenden am Diskurs als auf Augenhöhe.

Was mal wieder eine Mischung aus Kryptophilosophie und "ich lege die Begriffe aus, wie ich sie brauche" war.

Was könnte der professionelle Vorteil sein? Müsste man sprachlich erst mal in Form bringen, damit ein passender Schuh draus wird. Es wird gemeint sein: Profi-Philosophen haben hier keinen Vorteil. Was in gewissem Sinne wahr (sic!) sein könnte. Es könnte ja gar ein Litotes sein. Dann heißt es im Klartext: Der Profi ist die ärmste Sau, wenn er sich auf das hier einlässt. Der Amateur könnte etwas dabei lernen - aber wann ist ihm überhaupt mal daran gelegen. Der Philoteur in der Rubrik Philosophie bei Allmystery (mit "y", denn das kommt nicht von "Hysterie") möchte vorrangig proklamieren, nicht debattieren.

@all
Versteht mich nicht falsch. Diese Kritik wird ganz von selbst sehr pointiert. Was aber auch daran liegt, dass Viele mit einem Selbstvertrauen auftreten, das in dieser Form nicht adäquat untermauert ist. Ich habe mal viel Philosophie gelesen und das auch mal kurz studiert. War quasi in einem anderen Leben. Heute würde ich den Teufel tun, mich in einen echten philosophischen Diskurs zu begeben. Das wäre so aufwendig, anspruchsvoll und irgendwo auch nervenaufreibend, dass ich meinen Alltag nebenbei nicht mehr bewältigen könnte. Dies nur um klar zu machen, dass ich mich hier nicht für überqualifiziert halte. Es reicht aber für eine nüchterne Einschätzung des Dargebotenen ;)

Das mit der Augenhöhe ist, um es auch mal bildlich darzustellen, weder dies ...

Bild: https://www.nriol.com

...noch dies:


Bild: https://www.dreamstime.com/illustration/elephant-mouse.html

:P: :D ;)

Nemon schrieb:Was mal wi
eder eine Mischung aus Kryptophilosophie und "ich lege die Begriffe aus, wie ich sie brauche" war.

Antwort, die nix ist, ist:
Descartes sitzt in einer Bar bei einem Drink. Der Barmixer fragt ihn, ob er noch einen möchte. "Ich denke nicht," sagt er und verschwindet in einem Hauch von Logik.

FlamingO schrieb:Descartes sitzt in einer Bar bei einem Drink. Der Barmixer fragt ihn, ob er noch einen möchte. "Ich denke nicht," sagt er und verschwindet in einem Hauch von Logik.

Aber die Geschichte geht ja weiter, Denn Wittgenstein sitzt auf dem Barhocker daneben. Und kommentiert das Geschehen mit den Worten:

"... ... ... ... ... .... ..." Bitte ausfüllen ;)

Kann ja nicht so schwer sein. Jeder hier kennt doch W auswendig :P:

@Nemon
Ich bin kein großer Fan der universitären Philosophie, ein Magister (oder neuerdings Master? Bachelor?) der Philosophie macht einen Menschen so sehr zum Philosophen, wie ein Studium der Politikwissenschaft einen Politiker macht.
Da die Kernfragen der Philosophie im Grunde jeden Menschen berühren, wäre es auch arrogant die Beantwortung dieser Fragen nur im akademischen Bereich zu suchen. Was nutzt schon eine Philosophie die sich im Elfenbeinturm versteckt? Sie ist tot, unfruchtbar.

"Dieses Bierglas gehört nicht zur Welt, sondern ist die Grenze meiner Welt." sagte W. und ertrank im Bier.

paxito schrieb:Ich bin kein großer Fan der universitären Philosophie,

Das war doch hier gar nicht Thema. Dafür gibt es ja den G‘studierten-Thread.
Dessen ungeachtet: Für mich ist Philosophie so eine Art Wort-Sport. Und damit eine anstrengende, fordernde Betätigung.

Jeder darf sich ein bisschen tummeln. Ist ja auch förderlich. Man sollte aber wissen, wo man mit seiner Philosophiererei steht. Und für welches Niveau es damit reicht. Das geht Vielen ja so völlig ab.
Wenn das sprachliche Instrumentarium limitiert ist, wird man nicht mal verstehen, warum einige dieser Fragen, auf die man möglicherweise meint, ganz schlaue Antworten zu haben, so gar nicht beantwortbar sind, wie sie man sie stellt. Gar nicht gültig sind. Logik und Stringenz werden sehr gut im Dialog überprüft. Da wird es vielen Hobbysophen dann meist schon zu viel, wenn sie infrage gestellt werden. Oft ist ihnen ja gar nicht einmal vermittelbar, welche Fehler sie machen. Die Folge: Bornierte Schwafelei.

Nemon schrieb:Logik und Stringenz werden sehr gut im Dialog überprüft. Da wird es vielen Hobbysophen dann meist schon zu viel, wenn sie infrage gestellt werden. Oft ist ihnen ja gar nicht einmal vermittelbar, welche Fehler sie machen. Die Folge: Bornierte Schwafelei.

Kommt auf die Art und Weise an, wie auf Fehler hingewiesen wird. Grundsätzlich ist doch das Schöne an der Logik, das wir uns alle auf sie einigen können (oder sogar müssen). Liegt es nun einzig am "bornierten Schwafler", dass er seine Mängel nicht erkennen will? Oder nicht auch bei den Kritikern die in der hämischen Pose des rechthaberischen Oberlehrers kritisieren?
Das wirklich interessante ist die Reaktion dieser vermeintlichen Logiker, wenn man sie dann mal selbst bei Fehlschlüssen ertappt.

Nemon schrieb:Dessen ungeachtet: Für mich ist Philosophie so eine Art Wort-Sport. Und damit eine anstrengende, fordernde Betätigung. Jeder darf sich ein bisschen tummeln. Ist ja auch förderlich.

Und unterhaltsam!

Nemon schrieb:Man sollte aber wissen, wo man mit seiner Philosophiererei steht. Und für welches Niveau es damit reicht. Das geht Vielen ja so völlig ab.

Du meinst man sollte erstmal mit Demut in eine Diskussion gehen? Habe ich hier äußerst selten erlebt.

Nemon schrieb:Wenn das sprachliche Instrumentarium limitiert ist, wird man nicht mal verstehen, warum einige dieser Fragen, auf die man möglicherweise meint, ganz schlaue Antworten zu haben, so gar nicht beantwortbar sind, wie sie man sie stellt. Gar nicht gültig sind.

Die meinst solche Fragen wie: Gibt es eine objektive Wirklichkeit? 😎

Nemon schrieb:Jeder hier kennt doch W auswendig :P:

Das Gefühl hat mich hier auch schon das eine oder andere Mal beschlichen. Ein Sammelbecken an W.-Kennern. :note:
Ich selber habe ihn nur überflogen, und das long time ago. Und ob ich ihn mir noch mal antun will ... eher nicht.

FlamingO schrieb:Ich selber habe ihn nur überflogen

Ach, das hatte ich anders verstanden ;)

Nemon schrieb:Ach, das hatte ich anders verstanden ;)

Mäht jo nix. :)

Klar, der Tractatus war natürlich Pflichtlektüre, und ich las ihn, aber mich hatten Heraklit und Kant einfach mehr fasziniert, darum widmete ich mich denen mehr.
Wittgensteins Sprachphilosophie fand ich durchaus interesssant, aber bei der Logik blieb ich dann auf der Strecke, weil mir diesbzgl. wohl einfach die notwendigen Synapsenverbindungen zu fehlen scheinen.
Kurzum: Ich hab mich schwer getan damit.

Seine Bedeutsamkeit soll das nicht schmälern.
Ggf. gehe ich W. irgendwann noch einmal an. Dat schad nix.

Die "Wahrheit zu kennen" bedeutet scheinbar, sich überlegen zu fühlen, eine Hierachie.

Gerlind schrieb:Die "Wahrheit zu kennen" bedeutet scheinbar, sich überlegen zu fühlen, eine Hierachie.

Unwahrheiten können übrigens auch ziemlich mächtig sein.

Ist es nicht eher so, dass sich die Verbreiter von Nichtwahrheit ebenso sehr überlegen fühlen können, weil solche Nichtwahrheiten nicht selten so konstruiert sind, dass ihnen eine Mehrheit der Menschen lieber glauben möchte, als einer komplizierten, und schwer durchdringlichen Wahrheit?

Offenbar ist das eine Frage der Plausibilität.

navi12.0 schrieb:Unwahrheiten können übrigens auch ziemlich mächtig sein.

Ist es nicht eher so, dass sich die Verbreiter von Nichtwahrheit ebenso sehr überlegen fühlen können, weil solche Nichtwahrheiten nicht selten so konstruiert sind, dass ihnen eine Mehrheit der Menschen lieber glauben möchte, als einer komplizierten, und schwer durchdringlichen Wahrheit?

Offenbar ist das eine Frage der Plausibilität.

Du kennst die komplizierte und schwer durchdringliche Wahrheit ?

Gerlind schrieb:Die "Wahrheit zu kennen" bedeutet scheinbar, sich überlegen zu fühlen, eine Hierachie.

Wie leitest du das her?

Nemon schrieb:Wie leitest du das her?

Das leite ich aus dem Verlauf der Texte des Themas her.
Ich behaupte dies nicht als Wahrheit.
Hat eine Herleitung einen "Mehrwert" für eine Aussage ?

Dann wäre meine Aussage ja "wahr".

Gerlind schrieb:Hat eine Herleitung einen "Mehrwert" für eine Aussage ?

Sie begründet eine Aussage, oder? Macht sie nachvollziehbar und legt die Logik offen, der man folgt.
Ohne erschließt sich deine Aussage m. E. nicht.

Wenn du Begriffe in Anführungszeichen setzt, bedeutet dies, dass du sie anders meinst als sie dastehen. Man sollte das vermeiden.

"Ich behaupte dies nicht als Wahrheit" - diese Formulierung ist schief.
Es bleibt nicht viel, mit dem man arbeiten kann.

Gerlind schrieb:bedeutet scheinbar

Scheinbar oder anscheinend?

Gerlind schrieb:Hat eine Herleitung einen "Mehrwert" für eine Aussage ?

Ja. sie zeigt nämlich, wie genau sich der Herleiter mit der Thematik beschäftigt hätte, OB er seine Behauptung einfach aus der Luft greift oder auf Beobachtungen stützt Ob er überhaupt weiß was er sagt. Ob er meint, was er sagt.

Seine These herleiten zu können, ist einer der Unterschiede zwischen jemanden, der die Wahrheit sagt, oder zumindestens weiß, wovon er spricht, und einem Dampfplauderer, der sich keine Gedanken über den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen macht.