Müssen wahre Tierfreunde vegan sein?

@Ranulf: Das ist hypothetisch, wenn das eigene Überleben daran hängt, dann würden die meisten Veganer natürlich auch tierische Produkte essen. Aber die Realität sieht nun mal anders aus. Die Menschen konsumieren Tierprodukte, weil es ihnen schmeckt, das ist der banale Grund, auf den es hinausläuft.

@Scott78: Genau, das denke ich auch oft bei dieser "ja, aber wenn es glücklich gelebt hat"-Aussage. Kein Lebewesen möchte als Kind sterben (nichts anderes passiert ja in 99% der Tierhaltung). Die Tiere erreichen in der Regel, wenn man das mit Menschen vergleicht, noch nicht mal ihr Teenager-Alter. Das wird auch immer von vielen außer Acht gelassen, dass sogar in der nicht-industriellen Tierhaltung Jungtiere getötet werden. In der industriellen Tierhaltung geht es noch perverser dazu, da werden die Tiere in so kurzer Zeit gemästet und abgeschlachtet, dass sie nicht mal wirklich Kindesalter, in Analogie zum Menschen, erreichen. Also von "glücklichem Leben" reden, obwohl die Tiere oft nicht mal ein Fünftel ihrer biologischen Lebenserwartung erreichen, ist schon äußerst fragwürdig.

@Ranulf
Ich kann das schon nachvollziehen und mich überrascht es auch nicht, dass der Mensch dazu geneigt ist, so zu denken. Aber ich finde trotzdem, dass die Tötung eines Lebewesens niemals gerechtfertigt sein kann - auch nicht, wenn die Nichttötung der Tiere eine "Zerstörung" der Umwelt zur Folge hätte, zu der es aber sowieso nicht kommen wird. Sie ist vielleicht im Sinne des Menschen zerstört. Aber naja, das wäre moralisch korrektes Verhalten, von dem es zunehmend sowieso immer weniger geben wird. Mir bleibt sowieso nix anderes übrig, als das akzeptieren zu müssen und auch wenn ich nachvollziehen kann, warum der Mensch zunehmend unmoralisch handelt, so finde ich es dennoch nicht "gut".

@M1ndCon7rol
Dient vielleicht zur Beruhigung des Gewissens. Da schmeckt dann das Fleisch doch zu gut, um darauf verzichten zu können, aber das Gewissen ist auch zu stark, als dass man das Fleisch gewissenlos essen könnte.

Scott78 schrieb:Aber ich finde trotzdem, dass die Tötung eines Lebewesens niemals gerechtfertigt sein kann -

Was für ein Unsinn! Töten und getötet werden ist auf dieser Welt das Normalste überhaupt.
Darf ich fragen, wovon du dich ernährst?
Pflanzen SIND Lebewesen.

@sidnew
Ja, es ist normal und für irgendein Lebewesen überlebenswichtig. Aber muss es deswegen gerechtfertigt sein? Meiner Meinung nach nicht. Nicht alles, was ein Teil eines natürlichen Verlaufs ist, muss man selbst als gerechtfertigt erachten.

@Photographer73

Ich glaube, aus unser gesättigten Sicht können wir überhaupt nicht beurteilen was wir in extremen Hungersituationen alles essen würden.

Auch Du nicht, oder hast Du schon mal unter existenzbedrohendem Hunger gelitten und hattest deinen Hund / Katze verfügbar? Wohl eher nicht..

Daher halte ich deine Aussage für genauso falsch/verallgemeinernd.

Photographer73 schrieb:Im Leben nicht. Solch absolute Aussagen kannst du gar nicht treffen. Das mag für manche Menschen gelten, aber sicherlich nicht für alle. Tiere gehören für mich persönlich zur Familie. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, die Omma zu fressen, die vielleicht mitabgestürzt ist. Und das sage ich, obwohl ich nicht mal Vegetarier bin.

Edit: Auch die Oma wird wohl irgendwann anfangen essbar auszusehen wenn der Hunger nur gross genug ist..

M1ndCon7rol schrieb:Kein Lebewesen möchte als Kind sterben (nichts anderes passiert ja in 99% der Tierhaltung).

Tja, Pflanzen sind ja nun auch Lebewesen.
Die meuchelst du, bzw. lässt sie meucheln, und schnabulierst sie täglich.
Also halten wir kurz fest, auch der Veganer verzehrt Lebewesen.
Da musst du deine Argumentation schon weiter zuspitzen sonst schiesst du dir selbst ins Knie.

M1ndCon7rol schrieb:Also von "glücklichem Leben" reden, obwohl die Tiere oft nicht mal ein Fünftel ihrer biologischen Lebenserwartung erreichen, ist schon äußerst fragwürdig.

Und wie ist es in der Natur? Da erreicht auch nicht jedes Tier sein Rentenalter. Und auf dem Weg dahin steht der tägliche Kampf ums Überleben. Den Stress haben die Masttiere nicht.
Wie magst du das das Eine gegen das Andere aufrechnen um den Unterschied im erlittenen Leid heraus zu rechnen?

Scott78 schrieb:Nicht alles, was ein Teil eines natürlichen Verlaufs ist, muss man selbst als gerechtfertigt erachten.

Das ergibt keinen Sinn. Nochmal: Wovon ernährst du dich?

@sidnew
Doch, das ergibt schon einen Sinn, du verstehst mich da nur nicht. Würdest du mich verstehen, dann wäre dir auch selbst klar, dass die Frage nach meiner Ernährung diesbezüglich gar keine Rolle spielt. Was sich für einen "richtig" oder "falsch" anfühlt, kann von der Ausrichtung des Lebens und dem eigenen Handeln vollkommen unabhängig sein.

Scott78 schrieb:Was sich für einen "richtig" oder "falsch" anfühlt, kann von der Ausrichtung des Lebens und dem eigenen Handeln vollkommen unabhängig sein.

Dann erkläre doch mal, warum du es falsch findest, dass Raubtiere töten. Oder carnivore Pflanzen.

@sidnew
Weil dadurch die Arterhaltung des getöteten Lebewesens beeinträchtigt werden kann. Und das ist "schlecht" für das entsprechende Lebewesen, da ich der Meinung bin, dass jedes Lebewesen seine Arterhaltung schützen möchte und sich so gut wie möglich an seine Umwelt anpassen möchte. Wird es getötet, kann es dem nicht mehr nachgehen.

@Scott78
Jetzt wird es aber endgültig absurd. Inwiefern beeinträchtigt denn das STINKNORMALE Ökosystem dieses Planeten die Arterhaltung einzelner Arten?

Milosz schrieb:Ich glaube, aus unser gesättigten Sicht können wir überhaupt nicht beurteilen was wir in extremen Hungersituationen alles essen würden.

Auch Du nicht, oder hast Du schon mal unter existenzbedrohendem Hunger gelitten und hattest deinen Hund / Katze verfügbar? Wohl eher nicht..

Ich kann mir durchaus vorstellen, einiges in Extremsituationen zu tun, allerdings nicht die bewußte Tötung, um selbst zu überleben, wenn es um Familienmitglieder geht, menschliche oder tierische. Natürlich kann man da argumentieren, daß sich das leicht vom Sofa aus sagt, wenn der Kühlschrank voll ist. Und dennoch bleibe ich bei meiner Antwort, da ich mich kenne und weiß wie ich zu meinen Tieren stehe. Absolute Antworten und Pauschalisierungen sind nicht möglich, weil du nicht von dir auf andere schließen kannst.

Photographer73 schrieb:Klar will man überleben. Dennoch kannst du nicht verallgemeinern. Ansonsten würde es viel, viel mehr Hungerkannibalismus geben, in Extremsituationen. Auch mußt du trennen zwischen dem Verzehr von Leichen und Kadavern in Notsituationen oder der bewußten Tötung.

Milosz schrieb:Auch die Oma wird wohl irgendwann anfangen essbar auszusehen wenn der Hunger nur gross genug ist..

Die tote oder die lebende Omma ? Wird hier aber wahrscheinlich langsam OT, wäre aber ein interessantes Thema für einen neuen Thread.

@sidnew
Natürlich wird dadurch die Arterhaltung einzelner Lebewesen beeinträchtigt. Das natürliche Verhalten von Lebewesen ist der Wille zur Arterhaltung und das kontinuierliche Anpassen an die Umwelt. Das führt dazu, dass sich die stärkeren Lebewesen zunehmend durchsetzen und das auch auf Kosten anderer Lebewesen. Und das finde ich prinzipiell "schlecht", auch wenn es im Sinn des Fortschritts "gut" sein mag.

OK, es ist natürlich deine Sache, wenn du das Ökosystem für "schlecht" hältst. Magst du die Sonne auch nicht?

emanon schrieb:Tja, Pflanzen sind ja nun auch Lebewesen.
Die meuchelst du, bzw. lässt sie meucheln, und schnabulierst sie täglich.
Also halten wir kurz fest, auch der Veganer verzehrt Lebewesen.
Da musst du deine Argumentation schon weiter zuspitzen sonst schiesst du dir selbst ins Knie.

Schreibe vom Handy, deswegen in Kürze. Wir hatten die Diskussion doch schon ein paar mal hier im Thread. Solang man (über-)lebt, muss man sich von irgendetwas ernähren. Veganismus heißt es nun, sich für die Ernährung zu entscheiden, die am wenigstens Leid verursacht. Deswegen ist dieses „aber ihr esst ja Pflanzen“-Argument der Fleischesser immer etwas hinfällig. Nochmal ein Beispiel: Würdest du sagen, einen Elefanten abstechen und eine Pflanze ernten ist ethisch auf einer Stufe? Weil Lebewesen = Lebewesen? Das Beispiel mit dem Mensch erspare ich dir mal. Aber ich denke, dass Leidensfähigkeit schon ein recht pragmatisches Kriterium ist.

@sidnew
Was hat die Sonne damit zu tun? Ich halte nicht ein Ökosystem prinzipiell für "schlecht", sondern nur dieses instinktive Streben der Lebewesen nach Optimierung, Verbesserung und "Macht". Und das Ökosystem der Erde baut auf solchen Grundlagen auf, was ich natürlich akzeptieren muss, aber "gut" finde ich die Art und Weise, wie bei uns Fortschritt unter den Lebewesen entstehen soll, nicht. Da hätte ich mir mehr eine Kombination aus Wertschätzung unter den Lebewesen UND natürlich auch einem Willen zum Fortschritt gewünscht. Bin mir aber gar nicht sicher, ob so eine Kombination in einem Ökosystem unter komplexeren Lebewesen überhaupt möglich wäre. In unserem Ökosystem ist das scheinbar nicht möglich, es sprechen einfach zu viele Dinge dagegen.

Das verbreitete Leid liegt doch auch an der Masse.
Ein Veganer lebt nicht ausserhalb dieses Massensystems.
Müsste ein "Tierfreund" nicht "Suizid" begehen , um freundlich zu sein ?

Wow. Einfach WOW! Am Besten, du schreibst mal einen geharnischten Brief an die doofe Mutter Natur und erklärst ihr, wie man das Ökosystem in deinem Sinne verbessern kann. Dieses ganze sinnlose Sich-gegenseitig-auffressen ohne sich ganz doll wertzuschätzen ist nun wirklich sowas von GEMEIN!

Was die Sonne angeht: Schon irgendwie schön, daß sie da ist, aber, come on, kann die nicht mal mit mehr Wertschätzung scheinen? Oder wenigstens in Absprache mit dir?

Scheiß-System, echt mal.

@Scott78
Kann ich schon verstehen, irgendwo - glaube ich.
Es ist die Einverleibung organischer Stoffe, die es so unsympathisch macht.
Eigentlich ist es der Natur wohl "scheiß egal", ob der Mensch ausstirbt oder nicht. Höheres Leben ist auch anfälliger gegenüber großer Katastrophen, denke ich. Einfaches hat dann höhere Überlebenschancen und ist am Ende der "Sieger", die höheren haben verkackt und der Natur interessierts nen Scheiß. Wenn auf der Erde irgendwas größeres einschlägt, "lachen" sich Amöben in einigen Jahren vielleicht schon kaputt und sind die "Sieger", 😅 die andern haben es als hoch spezialisierte und stark von der Komplexität des Ökosystems abhänigege Lebewesen verkackt - pech gehabt. 🥳 Diese Abhängigkeit ist halt auch ein Nachteil, auch wenn es für uns nach Fortschritt aussieht.

Gerlind schrieb:Das verbreitete Leid liegt doch auch an der Masse.
Ein Veganer lebt nicht ausserhalb dieses Massensystems.

Ich bin vor allem nur für mich selbst verantwortlich und nicht dafür was andere Viecher (einschließlich Mensch) den ganzen Tag so machen.

Gerlind schrieb:Müsste ein "Tierfreund" nicht "Suizid" begehen , um freundlich zu sein ?

Das wäre wohl am freundlichsten, ja.

@sidnew
Du zeigst gerade symbolisch genau das Verhalten, was ich an unserer Natur so "schlecht" finde.