Political correctness, ein gescheitertes Experiment

calligraphie schrieb:Die junge Frau könnte doch für diesen Anlass eine Perücke tragen, das wäre eine salomonische Lösung

Ja, gute Idee. Eine Perücke, ein Tuch, eine Frisur, so dass das nicht auffällt. Das ganze dann in privater Kommunikation abhandeln und nicht an die große Glocke hängen.

calligraphie schrieb:ich denke so ticken die Klima Kids nicht.

Ja, keine Ahnung, wie die Kids denken. Ich bin nur sehr überrascht von dieser Forderung, die wohl auch öffentlich unter ihr Profil geschrieben wurde. Hat was von Pranger.
Da scheint mir Beautyshaming nicht so abwegig, aber ich will natürlich nicht behaupten, dass es das sicher der Fall ist.

Der eigentliche Schaden liegt wiedermal in der Sache an sich: der Klimadebatte.
Mit solchen Forderungen macht sich die ganze Bewegung unglaubwürdig und das zeigt welchen Einfluss Ideologie wiedermal hat.

behind_eyes schrieb:zeigt welchen Einfluss Ideologie wiedermal hat.

Ja, es zeigt auch die Unfähigkeit der Menschheit, an etwas zu glauben und zu arbeiten, ohne dass alles gleich perfekt sein muss.
Wie will man denn einen alteingesessenen Menschen davon überzeugen, auf seine alten Gewohnheiten zu Gunsten von mehr Klimaschutz zu verzichten, wenn bereits ein paar Haare zum Diskussionsgegenstand werden?

Ja, wäre schön, wenn wir in einer perfekten Welt leben würden, aber bis wir dort angekommen sind, müssen wir alle ein paar Kröten schlucken und ich fürchte, das sind ein paar ganz dicke Kröten dabei

@Stan_Marsh
Stell dir vor, sie würde sich eine Glatze rasieren und dazu riesige Kreolen tragen. Damit könnte sie die Freitags Kids aber absolut sprachlos machen. Im übrigen ist das Nötigung jemanden vor die Wahl zu stellen einen so großen Schritt zu gehen und sich von den Haaren zu trennen. Haare und Haare zu opfern hat immer was rituelles bzw gehört es zu den Veränderungen, die eben nicht ruck zuck reversibel sind.
Ich will jetzt gar nicht anfangen welche Bedeutung Haare für Menschen aller Kulturen haben. Jede Reglementierung verbietet sich da irgendwie von selbst.
Ich kenne so einige Promis und Politiker deren Haarpracht doch einige Fragen offen lässt was den Look angeht und trotzdem hat nie jemand von Ihnen Anpassung verlangt, um den Beruf auszuüben. Siehe Boris Johnson , Donald der blonde Seitenscheitel-LOL. Oder zb der Herr Hofreiter, hat seine Frisur jemals seinem Amt geschadet?

calligraphie schrieb:Jede Reglementierung verbietet sich da irgendwie von selbst.

Sehe ich auch so, deswegen ist z.B. das obligatorische "Haare ab" bei GNTM (keine Ahnung, ob sie das immer noch so machen) neben der grundsätzlichen Unerträglichkeit der absolute Tiefpunkt.

"Kannst ja jederzeit aufhören mit der Show, wenn Du Deine Haare behalten willst", genau die gleiche Pistole-auf-die-Brust Forderung.

@Stan_Marsh
Ja das machen die immer noch so. Wie übrigens sich zb Modells bei den großen Designer Shows grundsätzlich den Haar wünschen der Designer anpassen müssen. Es gibt eben nur den folgenden Unterschied, der betreffende hat die freie Wahl vor der Jobwahl. Er bzw m/w/d weiß genau was in welcher Branche auf ihn zukommt.
In meiner Branche zb ( rund um das Thema Haut Haare und Body) gibt es für Mitarbeiter auch ein paar wenige grundlegende Must Be. Das hat dann was mit Hygiene und Arbeitsschutz u Gesundheit zu tun. Fettiges Müffel Haupthaar wäre auch kontraproduktiv. Aber eine Musikerin für Frieden und Klima Freundschaft und Gleichheit und das gute in der Welt an ihren Haaren auszumachen? Das ist bei weitem die Nummer 1 der Hitliste an negativ Beispielen wie man woke definiert. Ich würde sagen, das ist woke für Fortgeschrittene mit Summa cum laude!

calligraphie schrieb:Es gibt eben nur den folgenden Unterschied,

Ja, der Unterschied ist, dass bei einer Weigerung das nicht an die große Glocke gehängt wird und das auch nicht öffentlich gezeigt wird, wenn die Entscheidung schwer fällt. Was da sonst in der Modebranche abgeht, kann aber durchaus auch ziemlich problematisch sein, aber das ist wohl ein anderes Thema.

Der Unterschied zwischen dem angeblichen eigenen moralischen Anspruch dieser FFF Lokalvertreter und dem herablassenden Verhalten selbiger gegenüber anderen ist schon beachtlich.

behind_eyes schrieb:Der eigentliche Schaden liegt wiedermal in der Sache an sich: der Klimadebatte.

Ja? Wo genau wäre der Schaden?

Steigen jetzt Menschen wieder vom Fahrrad aufs Auto um, oder wie darf ich mir das vorstellen?

Stan_Marsh schrieb:Ja, gute Idee. Eine Perücke, ein Tuch, eine Frisur, so dass das nicht auffällt.

Da wär sie aber schön blöd. Die könnten mich kreuzweise! Hoffentlich macht sie das überall richtig Publik, dass auch der letzte schnallt wie dieser Haufen tickt

6.PzGren391 schrieb:Da wär sie aber schön blöd. Die könnten mich kreuzweise! Hoffentlich macht sie das überall richtig Publik, dass auch der letzte schnallt wie dieser Haufen tickt

Hoffentlich lassen sich die verbliebenen, gestatteten Künstler bis dahin noch Dreads machen.

behind_eyes schrieb:Mit solchen Forderungen macht sich die ganze Bewegung unglaubwürdig und das zeigt welchen Einfluss Ideologie wiedermal hat.

Nein, Ideologie ist notwendig falsches Bewusstsein. Hier haben wir es mit dialektisch gewordenen Emanzipationsabsichten auf der Grundlage von identitätspolitischen Bestrebungen zu tun. Dogmatisch wäre vermutlich der weitaus passendere Begriff. Ironischerweise sind sich Teile der postmodernen Linken und das Gros an Neurechten und Reaktionären in ihrem Kulturverständnis ziemlich ähnlich.

paranomal schrieb:Nein, Ideologie ist notwendig falsches Bewusstsein.

Und genau das, falsches Bewusstsein, findet hier statt.
Dreadlocks sind eben keine Erfindung einer diskriminierten Minderheit und stehen damit auch nicht synonym singulär für eine solche Gruppe.

Frisuren aus verfilztem Haar kamen in der Geschichte der Menschheit in verschiedenen Kulturkreisen immer wieder vor.

Quelle: Wikipedia: Dreadlocks#:~:text=Die heutige Verbreitung von Dreadlocks,Minderheit innerhalb der sozialen Unterschicht.

Das geht zurück bis auf die Azteken sowie Mittelalter (weiß!) sowie Religionen und und und.

6.PzGren391 schrieb:Da wär sie aber schön blöd. Die könnten mich kreuzweise! Hoffentlich macht sie das überall richtig Publik, dass auch der letzte schnallt wie dieser Haufen tickt

Eben.
Zumal das das genaue Gegenteil von einem selbstbestimmten, freien Leben wäre.
Aka das von dem aus dieser Richtung der Gesellschaft besonders laut gepoltert wird.

Aber unterm Strich kann man diese Auswüchse sehr positiv sehen.
Nehmen sie doch diesen 'Bewegungen' ihre Ernsthaftigkeit ganz von selber.

Berryl schrieb:Aber unterm Strich kann man diese Auswüchse sehr positiv sehen.
Nehmen sie doch diesen 'Bewegungen' ihre Ernsthaftigkeit ganz von selber.

Ich finde, das das für mich sehr wichtige Kernanliegen Klimaschutz damit nicht mehr transportiert werden kann und das ist negativ.

DerThorag schrieb:Hier zeigt sich ebenfalls das Problem der "kulturellen Aneignung". Vertreten ist eine Dame, die sich auf afrikanische Frisuren spezialisiert hat. Ihr Problem, sie ist weiss. Die dunkelhäutige Teilnehmerin würde nicht zu ihr gehen.

DerThorag schrieb:Desweiteren wird noch ein Pakistani, der das Alles nicht so sieht, diskretiert, denn er ist ja immer noch kolonialisiert und kann es ja nicht anders wissen.

Hier die Sicht eines Afrodeutschen:

Unverständnis auf die Ausladung, darunter auch der Fernsehmoderator Kena Amoa (51), Sohn eines Ghanaers. Er schreibt: „So ein Quatsch. Wie kann eine Frisur kulturelle Aneignung sein?“

Quelle: https://www.bild.de/news/inland/news-inland/weil-sie-als-weisse-dreadlocks-traegt-fridays-for-future-laedt-musikerin-aus-79541220.bild.html

Ich frage mich ohnehin, wie es kulturelle Aneignung in einer globalisierten Welt überhaupt noch geben kann. Und ob Dreadlocks nicht eher auch als Verbundenheitsbekundung gewertet werden können. Die Leute mit Dreadlocks, die ich kenne, fallen jedenfalls nicht als klischee- und vorurteilsbehaftet auf.

Last not least habe ich FFF bislang eher mit Klimaschutz in Verbindung gebracht. Es war aber auch schon auf Anti-TTIP-Demos so, dass neben dem umstrittenen Handelsabkommen von den Veranstaltern auf den Kundgebungen auch die Seenotrettung im Mittelmeer und andere aktuelle Themen angeprangert wurden. D. h., dass man gewisse Dinge eben nur noch "im Paket" bekommt. Für manche mag die Attraktivität solcher Veranstaltungen damit sinken, jedenfalls wenn man vorher nicht zum Frisör gehen mag, und sei es nur um Kontakte Corona-bedingt im Sinne eines AHA-Effekts möglichst zu meiden. Da beißt sich dann die Katze in den Schwanz!

behind_eyes schrieb:Ich finde, das das für mich sehr wichtige Kernanliegen Klimaschutz damit nicht mehr transportiert werden kann und das ist negativ.

Ist das er von dir bezeichnete "Schaden"?

behind_eyes schrieb:Der eigentliche Schaden liegt wiedermal in der Sache an sich: der Klimadebatte.

Dass du deswegen wieder vom Fahrrad auf das Auto umsteigst?

Oder wie genau hast du das mit dem Schaden gemeint, kannst du da mal konkret werden?

@Groucho
Wenn eine "Bewegung" so was Dämliches wie mit den Dreadlocks loslässt, ist der "Schaden" dass man ihnen nicht mehr zuhört.
Aus meiner Sicht kein Schaden.

Cpt.Germanica schrieb:Ich frage mich ohnehin, wie es kulturelle Aneignung in einer globalisierten Welt überhaupt noch geben kann.

Guter Punkt.

Abahatschi schrieb:Wenn eine "Bewegung" so was Dämliches wie mit den Dreadlocks loslässt, ist der "Schaden" dass man ihnen nicht mehr zuhört.
Aus meiner Sicht kein Schaden.

Naja, ich hätte schon gern gehört, von welchem Schaden @behind_eyes da spricht.

Aber da nichts Konkretes kommt, nehme ich an, es war nur so ohne Substanz dahingelabert......