Leitkultur…oder west-östlicher Divan?

Wer auch in zweiter und dritter Generation Türke und Araber bleiben will und nicht Deutscher, der hat sich geirrt in der Wahl seines Wohnortes.
Das hier ist ein Land mitten in Europa und die ersten 20 Artikel unserer Verfassung zeigen dir, in welcher Leitkultur wir hier leben wollen.
Und das darf man klar und deutlich sagen und man darf Menschen auch herausfordern, das gefälligst zu tun.

o-Ton Sigmar Gabriel, 2010

http://www.spiegel.tv/videos/138903-deutsche-salafisten-und-hassprediger

ab Minute 23 ist der Beitrag besonders sehenswert

(falls jemand nicht die Zeit erübrigen kann, sich an den Stand der Dinge um 2010 herum zu erinnern und mit heute zu vergleichen. es tritt mit Pierre Vogel ein Vertreter einer Richtung auf, die man auf dem Diwan gern vermisst (bzw lieber im Gefängnis sieht wegen Befürwortung von zB Steinigung).

wohlgemerkt, die Aussagen zeigen die Verhältnisse 2010, einige Jahre bevor rund 1000 meist in salafistischem Umfeld radikalisierte Kämpfer zur Unterstützung des Dschihads ausgereist sind, mehrheitlich zur Terrormilliz des sog. Islamischen Staats

Hallo.
Ich hab nun einige Seiten dieses Threads gelesen, aber soweit ich es bis dahin überblicken konnte, fehlt hier eine Beschreibung der einheimischen (Leit)Kultur, sei es nun einer europäisch-abendländischen oder einer spezifisch deutschen.
Ich wäre sehr dankbar für ein Verlinken des Beitrags/ der Beiträge, in denen sie doch beschrieben wurde, falls ich das übersehen habe.

Das Grundgesetz kann man zurate ziehen, um ansatzweise ein Verständnis für unsere Kultur zu entwickeln, jedoch dient es dazu nicht. Beim GG handelt es sich um Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat. In der Tat deutet diese Funktion aber auf einen bedeutenden Aspekt unserer Kultur hin.

lawine schrieb:wir sollten unser kulturelles Erbe nicht gering achten und schon gar nicht wegen spezieller Leute wie im Film benannt) aufgeben, die Shariarecht durchsetzen wollen, Hass predigen, die Sicherheit von Menschen durch Terror gefährden .
lieber Leitkultur als Sharia

Ich stimme dir zu. Das ist die Zeit in der wir leben müssen, leider. Zu Goethes Lebzeiten, als der "Westöstliche Divan" geschrieben wurde, war der Orient eine Region, die dem Normalbürger fast unerreichbar weit weg schien. Das bestimmte Regionen, wie Iran und Irak, auf eine jahrtausendelange (vorislamische!) eigene Kulturtradition zurückblicken konnten war weithin unbekannt. Goethe zeigt sich hier, als geübter Sebstdarsteller, fortschrittlich, weitblickend und tolerant. So wollte er gesehen werden und so kam es auch bei seinem Publikum an. Wir können uns dieses "Weichzeichnen" heute nicht mehr erlauben.

@Realo
Hi. Ich hab mitten in diesem Thread in einem Beitrag von Dir gelesen, dass Du mit diversen muslimischen Akademikern bekannt bist. Ich geh also davon aus, die leben in Deutschland. Hast Du die schon mal gefragt, warum sie hier leben und nicht da, wo sie herstammen?

Der streng oder gar radikal gelebte Islam überlebt eh nicht das 21 Jahrhundert, bestimmt noch nicht mal die Mitte davon.
Also ich kenne keinen einzigen Moslem der seine Religion richtig ernst nimmt.
Wenn ich zb frage, warum kein Schweinefleisch, werden immer andere Gründe vor geschoben als die Religion.

Im Iran gabs ja jetzt einen riesen Wirbel um Videospiele.
Die Jugend lässt sich davon nicht abbringen.
Die alten hardliner, werden nach und nach durch die jetzt jungen ersetzt und so weicht das alles auf.
Einfach, weil die Konsum und Spaß Gesellschaft mehr Spaß macht als eine streng gelebte Religion.

Unsere Kultur ist heute auch eine andere als bei Goethe.
So wie die vor Goethe eine andere war und so wie die vor dem Christentum eine andere war.

@Yooo

Auch jemand der nicht fromm ist kann an einer toxischen auslebung seiner kultur festhalten.

shionoro schrieb:Auch jemand der nicht fromm ist kann an einer toxischen auslebung seiner kultur festhalten.

Auch hier hätte man einfach darauf verweisen können, daß bestimmte Traditionen und Wertemuster unabhängig vom ursprünglichen Kontext weiterexistieren können. Das ganze wird dann irgendwie eindeutiger und man kann auch auf dieses vollkommen überstrapazierte Wort "Kultur" verzichten.

@paranomal
@shionoro

Bleibt nur noch die Frage welche das denn sein sollen und wo sich das abzeichnet und warum.

paranomal schrieb:Auch hier hätte man einfach darauf verweisen können, daß bestimmte Traditionen und Wertemuster unabhängig vom ursprünglichen Kontext weiterexistieren können. Das ganze wird dann irgendwie eindeutiger und man kann auch auf dieses vollkommen überstrapazierte Wort "Kultur" verzichten.

Man kann aber auch einfach das Wort benutzen, weil dann jeder versteht, was gemeint ist.

@Yooo

Was was sein soll?

Yooo schrieb am 17.11.2018:Wenn ich zb frage, warum kein Schweinefleisch, werden immer andere Gründe vor geschoben als die Reli

Wenn Du mich das fragen würdest, wäre meine Antwort:

Meine Medikamente hole ich mir lieber in der Apotheke.

@Doors

Und was ist mit Bioschweinefleisch? :)

Es ist schon so, Religiöse Speisegebote können schon einige Kontakt schwieriger machen, hüben wie drüben.

@Fedaykin

Ungewohntes Essen kann in der Tat Kontakte erschweren. Ich erinnere mich an Schafsaugen in Ägypten. Und da konnte ich mir nicht mal Mut antrinken. Und ein Klo zum Ausspucken war auch nicht in Reichweite. Also runter damit und tapfer drin behalten.

LuciaFackel schrieb am 17.11.2018:ehlt hier eine Beschreibung der einheimischen (Leit)Kultur, sei es nun einer europäisch-abendländischen oder einer spezifisch deutschen.

Großer Anteil der deutschen Kultur ist zu behaupten man hätte keine, bzw. zu behaupten nicht zu wissen was die deutsche Kultur ist.

Doors schrieb:Ungewohntes Essen kann in der Tat Kontakte erschweren. Ich erinnere mich an Schafsaugen in Ägypten. Und da konnte ich mir nicht mal Mut antrinken. Und ein Klo zum Ausspucken war auch nicht in Reichweite. Also runter damit und tapfer drin behalten.

ja siehst du, du hast das geschafft, Respekt !
Aber umgedreht schaffen es wohl die Wenigsten, ihre Essgewohnheiten dem Gast zu liebe zu "vergewaltigen" ;) (wie eben z.B. Schweinefleisch essen)

@Optimist
das hat was mit Glauben/Religion zu tun und ist etwas anderes, als "Essgewohnheiten"

Doors schrieb:Wenn Du mich das fragen würdest, wäre meine Antwort:

Meine Medikamente hole ich mir lieber in der Apotheke.

Ich bin sowieso Vegetarier.
Eigentlich essen die sowieso Schwein, nur eben ohne es zu merken.
Worauf ich die auch immer gerne aufmerksam mache. :D :D

@Optimist

Ich habe so wenig Probleme damit, Halal zu essen wie die Menschen, die ich zum Essen einlade damit haben, auch mal Haram zu essen - Allah kann seine Augen nicht überall haben.
Inzwischen kenne ich nicht wenige Muslime, deren Alkoholkonsum mich nachdenklich macht. Diejenigen, die Angst vor der "Islamisierung des Abendlandes" haben, fürchten sich, dass sie wegen der Muslime kein Bier mehr trinken könnten. Ich teile diese Befürchtung - allerdings aus dem Grunde, dass die Muslime ihnen das Bier wegsaufen. Darauf ein Efes-Pils und einen Raki vorweg!

Doors schrieb:Ich teile diese Befürchtung - allerdings aus dem Grunde, dass die Muslime ihnen das Bier wegsaufen. Darauf ein Efes-Pils und einen Raki vorweg!

Daraus leite ich ab dass es Aleviten sind, und ja, die trinken Alkohol, auch in ihrer Heimat. So what? um die geht es nicht.

@Abahatschi

Keine Aleviten, sondern Sunniten und Schiiten. In Palästina betreiben sunnitische Muslime sogar eine Brauerei. Im Iran nimmt man gern einen Wein zum Essen.
Hierzulande hält sich ja auch nicht jeder Christ an die Fastenzeit.