Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

vincent schrieb:Keine Frage. Nur liest es sich so, als hättest du Zugang zu einem nicht etablierten Kreis der Medien, die der Arbeit schon gerecht werden oder zumindest näher sind.

Kann ich sogar, wenngleich in anderen Bereichen des Journalismus bejahen. Zumindest habe ich da haarsträubende Schlampereien erlebt, um es dezent auszudrücken. Das war auf der unteren Ebene und wenn schon die Stars so arbeiten...

Aber das spielt jetzt angesichts der Dimension dieses "Einzelfalls" einmal überhaupt keine Rolle. Die Ungeheuerlichket wirst auch du noch erfassen und dass es mit Canossa nicht getan ist. Der ist noch lange nicht aufgearbeitet und ausgeleuchtet. Ich bin mir sicher andere junge Reporter haben nun eine Geschäftsidee. Ich kaufe mir einstweilen einen großen Biervorrat und Popcorn ein.

Man hier wird aber wieder einiges durcheinander geworfen um das eigene krude Weltbild bestätigt zu sehen.

@bgeoweh

Danke für den Medium-Artikel.

In einer Zeit wo etablierten, renommierten Medien in der westlichen Welt ständig Fake News, Systempresse oder Politische Korrektheit vorgeworfen wird, würde man denken das sie doppelt so genau recherchieren um keine Angriffsfläche zu bieten gegenüber den Populisten.
Das Ganze wird sicherlich noch einige Zeit präsent bleiben und dem Spiegel nachhaltig schaden. Das wird man denen jetzt immer vorhalten können. Mal sehen was in naher Zukunft für weitere Sachen raus kommen.
Als jemand der seit vielen Jahren SPON liest verärgert mich das sehr. Wer weiß ob das bei den anderen Großen ähnlich ist.

@paranomal
Was denn zB. Geh doch in das Detail.

@the-truth
Meinst da speziell die Rechtspopulisten, Rechtsextremen und sonstige Pseudopatrioten? Die können einem vorhalten so viel sie wollen. Man kann ihnen ja auch ruhigen Gewissens vorhalten braun zu sein oder auf jeden Fall rechtsaußen und somit automatisch unseriös in allerlei Hinsicht. Die Rechtspopulisten nicht zwangsweise rechtsaußen, aber teilweise auf jeden Fall.

@Venom
Hier geht es einmal um einen kriminellen Betrugsfall auf sehr hoher Ebene. Net um die Angst der rechtspopulistischen Ausschlachtung, findest nicht?

Einige Kommentare hier erinnern mich an diese , sorry, dummdreiste Schweizer Jugendfunktionärin die im Hinblick auf islamistische Anschläge meinte "sie fürchte mehr das Ausschlachten der Rechtspopulisten als die IS-Anschläge."Na servas. Seems legit.

Destructivus schrieb: Ich kaufe mir einstweilen einen großen Biervorrat und Popcorn ein.

Ich hab mal gelesen, dass das ungesund sein soll, besonders in dieser Kombination.

Warum nicht Salat und Rotwein?

@Destructivus
Ich habe mich auf dieses Vorhalten bezogen und hier fallen mir als allererstes die "Patrioten" ein. Ich weiß eh schon welches Video Martin Sellner morgen schon raushauen wird. Und wenn nicht der dann sonstige Fetzenschädln aus der Ecke.

@Realo
Ist eh lei sinnbildlich- das Popcorn meine ich. Wäre ich 10 oder 15 Jahre jüngern und nicht so angebunden hätte ich jetzt als Nebenbeijournalist eine glänzende Geschäftsidee. Ich bin mir sicher einer der jungen Garde mit Ehrgeiz und ohne Stallgeruch wird seine Chance nützen. Ich behaupte mal geradewegs drauflos, dass dieser sehr krasse Fall nur die Spitze des Eisbergs ist- systematisch bedingt, weil einfach Haltung die saubere Arbeitsweise zunehmend ersetzt hat. Ich prangere das schon seit Jahren an- und ich sage dir schon ehrlich, dass ich ein bisschen Genugtuung verspüre. Dieser Fall ist genauso systembedingt, wie die AfD Nazis produziert.

Destructivus schrieb: dass dieser sehr krasse Fall nur die Spitze des Eisbergs ist- systematisch bedingt, weil einfach Haltung die saubere Arbeitsweise zunehmend ersetzt hat.

Da muss ichj dir wirklich mal zustimmen. Und nicht VW und den Diesel-Skandal vergessen, der ist um einiges schädlicher als imaginativer Journalismus.

@Venom
Wenn das die ersten Sachen sind, die dir einfallen, dann hast du die Dimension ähnlich wie andere hier einfach noch nicht verstanden. Es tut mir leid. Hier geht es nicht um rechts oder links. Nicht um einen Abwehrkampf ggü. vermeintliche oder tatsächliche Extremisten. Hier geht es in erster Linie einmal um die Glauwürdigkeit einer Zunft die nichts Geringeres macht, als Öffentlichkeit herzustellen. Arbeitet diese Zunft unsauber (was ich bejahe), dann ist ein Geschrei von Sellner und Co. zumindest vorerst das kleinste Problem.

Destructivus schrieb:Hier geht es in erster Linie einmal um die Glauwürdigkeit einer Zunft die nichts Geringeres macht, als Öffentlichkeit herzustellen.

Du muss aber unterscheiden zwischen politischem und anderem Journalismus, und der Mann, um den es hier geht, ist kultureller Journalist. Der Schaden in den Köpfen seiner Leser ist also noch ziemlich überschaubar, anders als z.B. Perma-Lektüre von Bild, Focus oder eurer Kronenzeitung. Natürlich dennoch nicht entschuldbar.

@Realo
Ich bin genau der umgekehrten Meinung, nämlich dass der Schaden in der Championsleague der Zunft geschah- im Reportagewesen. Als ob wenn Bayern, Real, Barca und Co. ihre Spiele vorher absprechen würden. Dieser talentierte Märchenerzähler erreichte ja gerade die sogenannte A-Schicht im Lande und wenn die einmal (vollkommen zu Recht übrigens) das Vertrauen in die Medien verliert, dann werden sie sich entweder anderen Medien zuwenden, oder innerlich emgirieren. Beides hat unabsehbare Folgen.

Nach einigem Nachdenken: Ja, da kannst du vielleicht Recht mit haben.
Aus der Perspektive hab ich das bisher noch nicht betrachtet.

the-truth schrieb:In einer Zeit wo etablierten, renommierten Medien in der westlichen Welt ständig Fake News, Systempresse oder Politische Korrektheit vorgeworfen wird, würde man denken das sie doppelt so genau recherchieren um keine Angriffsfläche zu bieten gegenüber den Populisten.

Mit Fake-News hat der Spiegelskandal eher wenig zu tun, denn die Geschichten, die dieser Journalist erfunden hat, waren politisch ziemich harmlos.
Peinlich für den Spiegel ist es trotzdem, denn es hat mehrere Jahre gedauert bis die Sache aufgeflogen ist. Es mußte sich erst der Co-Autor eines Beitrags melden, und auch der wurde von den verantwortlichen Redakteuren zuerst nur abgewimmelt und als Verleumder angesehen. :(

"Sagen, was ist."

Als verifiziert gilt, was mit zuverlässigen Quellen bestätigt ist

sie [die Dok; Anmerkung lawine] markiert, welche Fakten schlicht nicht verifiziert werden konnten, auch weil womöglich die Zeit schlicht zu knapp war. Ein harter Faktencheck ist im Sinne der Redakteure, er bewahrt sie vor Fehlern und im Zweifel auch vor juristischem Ärger.

so geht Journalismus.

heute muss man leider immer häufiger sagen: so sollte Journalismus gehen

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fall-claas-relotius-spiegel-legt-betrug-im-eigenen-haus-offen-a-1244579.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/der-fall-claas-relotius-wie-das-spiegel-sicherungssystem-an-grenzen-stiess-a-1244593.html

Realo schrieb:Vielleicht fängt erst jetzt "wasserdichter" Journalismus an ... und wird damit so langweilig, dass die Zeitungen noch schneller wegsterben als bisher.

mich interessiert wasserdichter Journalismus, mithin guter Journalismus weit mehr, als Artikel von Leute, die einen eilig hingeworfenen Bericht 5x korrigieren müssen.
wenn die printmedien wieder echten Journalismus statt "erzieherische und moralisierende Beiträge zu aktuellem Geschehen" (diese hören sich oft so ähnlich an:
was wir über....wissen und was nicht... und wie wir das einordnen müssen) machen, dann werden sie wieder interessant.
wenn Journalismus mit knallharten, sauber recherchierten Fakten aufwartet, kann er sich breiter Zustimmung erfreuen , was sich in Verkaufszahlen niederschlägt.

Haut man allerdings Sensationsmeldungen, rührende Schilderungen oder reißerische Schlagzeilen raus , ohne seine Quelle zu verifizieren (also die Authentizität der Quelle zu prüfen) rückt man in den Fokus derer, die die Presse pauschal mit den Worten "Lügenpresse" abstempeln

bgeoweh schrieb:Um es auf den Punkt zu bringen: ich will dem Spiegel gar keine Strick draus drehen, dass sie sich haben verarschen lassen. Das passiert den Besten, und in allen Medien. Ein genügend dreister Betrüger kann jeden verarschen, da wird der Spiegel nicht das letzte Medium sein. Irgendwann hat jeder sein Hitler-Tagebuch oder Besuch von der Titanic.

seh ich ebenso.
aber ab jetzt wird wohl genauer hingeschaut.
vielleicht war es ein Einzelfall.

the-truth schrieb:In einer Zeit wo etablierten, renommierten Medien in der westlichen Welt ständig Fake News, Systempresse oder Politische Korrektheit vorgeworfen wird, würde man denken das sie doppelt so genau recherchieren um keine Angriffsfläche zu bieten gegenüber den Populisten.

so ist es.

Destructivus schrieb: bin mir sicher einer der jungen Garde mit Ehrgeiz und ohne Stallgeruch wird seine Chance nützen. Ich behaupte mal geradewegs drauflos, dass dieser sehr krasse Fall nur die Spitze des Eisbergs ist- systematisch bedingt, weil einfach Haltung die saubere Arbeitsweise zunehmend ersetzt hat. Ich prangere das schon seit Jahren an- und ich sage dir schon ehrlich, dass ich ein bisschen Genugtuung verspüre.

ich hoffe, es werden zahlreiche Journalisten nachschauen, ob der Eisberg größer als die gerade aufgetacuhte Spitze ist

Destructivus schrieb:Ich bin genau der umgekehrten Meinung, nämlich dass der Schaden in der Championsleague der Zunft geschah- im Reportagewesen.

so ist es.

Wenn ein Preisträger solche erfundenen bzw reichlich ausgeschmückten Geschichten für wahre Reportage verkaufen kann, dann erleidet das Blatt in seiner Glaubwürdigkeit Schaden.
der sollte nur vorübergehend sein, wenn die richtigen Konsequenzen gezogen werden.
Und wenn es bei dem einen Einzelfall bleibt.

lawine schrieb:Haut man allerdings Sensationsmeldungen, rührende Schilderungen oder reißerische Schlagzeilen raus , ohne seine Quelle zu verifizieren (also die Authentizität der Quelle zu prüfen) rückt man in den Fokus derer, die die Presse pauschal mit den Worten "Lügenpresse" abstempeln

Ist das nicht ironisch? Oder verstehe ich da was falsch?

Korrektur:

lawine schrieb:Haut man allerdings Sensationsmeldungen, rührende Schilderungen oder reißerische Schlagzeilen raus , ohne seine Quelle zu verifizieren (also die Authentizität der Quelle zu prüfen) rückt man daher in den Fokus derer, die die Presse pauschal mit den Worten "Lügenpresse" abstempeln

Also doch ironisch? :D All die Eigenschaften die da erwähnt wurden passen doch zu den Medien auf die sich die "Lügenpresse"-Schreier verlassen. Siehe BILD, Kronen Zeitung, Pi-News, Compact, Unzensuriert, Journalistenwatch, usw.

lawine schrieb:Sensationsmeldungen, rührende Schilderungen oder reißerische Schlagzeilen raus , ohne seine Quelle zu verifizieren (also die Authentizität der Quelle zu prüfen

all das trifft auf die oben genannten Medien zu und... das sind die Medien auf die sich diese Leute einen runterholen.