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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

451 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Internet, Medien, Propaganda ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Realo ehemaliges Mitglied

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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:32
Dieser eine Satz aus dem Spiegel macht mich aber doch nachdenklich:
Heute wissen wir, dass dieses System lückenhaft ist. In den nächsten Wochen und Monaten soll das Komitee diese Lücken finden und Vorschläge machen, wie wir sie stopfen können. Ganz verhindern werden sich solche Betrugsfälle aber nicht lassen, denn Verifikation darf nicht in Bespitzelung ausarten.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/der-fall-claas-relotius-wir-haben-sehr-viele-fragen-an-uns-selbst-a-1244196.html

Man wird wohl nie eine wasserdicht rundum "echte" Berichterstattung finden, und ich will nicht wissen, wie viele Westentaschen-Relotiusse in den anderen redaktionen rumlaufen, von denen die meisten wohl nie (so) zu Fall kommen werden.

Aber der Spiegel ist diesbezüglich ja auch ein dankbares Objekt. Wärs bei der Bildzeitung gewesen, hätte man nur müd gegrinst: "Wenigstens einen haben sie erwischt."

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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:34
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Bento taucht aber immer wieder bei Spiegel Online auf, mit reißerischen Überschriften. Ich bin leicht zu ködern und klicke drauf und dann ärgere ich mich danach. Das färbt halt ab.
Das geht scheinbar nicht nur dir so, die Mediendaten belegen das.

Bento hat momentan im Monat noch rund 13. Mio Visits (zum Vergleich: bild.de hat 370 Mio, zeit.de 65 Mio) und schafft es damit nichtmal in die Top 20.
Zitat von RealoRealo schrieb:Aber der Spiegel ist diesbezüglich ja auch ein dankbares Objekt. Wärs bei der Bildzeitung gewesen, hätte man nur müd gegrinst: "Wenigstens einen haben sie erwischt."
Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Dass "Die Bild lügt wie gedruckt" ist zwar eine "Volksweisheit", aber immerhin rennen der Bild ganze Watchblogs hinterher, die den "Faktencheck" betreiben. Ein Relotius hätte sich bei der Bild nicht halten können. Den Spiegelfechter gab's ja mal, aber der ist leider schon vor Jahren in ein regressivlinkes Paralleluniversum davongedriftet.


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Realo ehemaliges Mitglied

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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:36
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb: aber immerhin rennen der Bild ganze Watchblogs hinterher
Aber das ist eben Bespitzelung. Wer unter solche Bedingungen schreiben will, naja.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:37
Zitat von RealoRealo schrieb:Aber das ist eben Bespitzelung. Wer unter solche Bedingungen schreiben will, naja.
Wieso soll das Bespitzelung sein, wenn Blogger öffentliche Artikel mit anderen öffentlichen Informationen abgleichen und Unwahrheiten aufdecken?


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:43
Die Bild und den Spiegel darf man nicht vergleichen denke ich. Die Bild ist "Schlammcatchen mit Tiefschlägen" das weiß jeder. Klar darf man der Bildzeitung auch nicht alles durchgehen lassen, aber sie spielt in einer ganz anderen Liga.

Wenn ich alle paar Tage mal auf die Bildzeitung klicke, dann erwarte ich dort nicht die Wahrheit. Ich glaube auch nicht, dass die Redaktion der Bildzeitung schwer schockiert wäre, wenn so ein Skandal auffliegen würde. Gegendarstellung drucken, großes Bild "DAS IST DER BETRÜGER, HIER SPRICHT ER ÜBER SEIN KAPUTTES LEBEN" und ein bisschen nachtreten, fertig.

Beim Spiegel ist das was ganz anderes.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:46
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Die Bild und den Spiegel darf man nicht vergleichen denke ich.
Man darf nicht nur, man muss sogar.
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Beim Spiegel ist das was ganz anderes.
Das "System Relotius" war nur möglich, weil Leute genau das glauben. Wäre auch nur ein Redkateur mit dem Misstrauen an Relotius' Geschichten drangegangen, mit der man die Bild betrachtet, hätte er niemals so lange täuschen können.

Dieses "Wir sind die Guten, wir machen sowas nicht" ist schon 9/10 des Problems.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:46
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Wieso soll das Bespitzelung sein, wenn Blogger öffentliche Artikel mit anderen öffentlichen Informationen abgleichen und Unwahrheiten aufdecken?
das kann ja auch der Spiegel und hat versprochen das in Zukunft ganz rigoros durchzuziehen.

Bespitzelung nennt der Spiegel weiter gehende Kontrolle, besonders der Kontaktpersonen, um auch an sich Unüberprüfbares, was man normalerweise einfach glauben muss, kontrollieren und überprüfen zu können, damit am Ende keine letztlich doch erfundene Gechichte bei rauskommen kann.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 15:49
Zitat von RealoRealo schrieb:Bespitzelung nennt der Spiegel weiter gehende Kontrolle, besonders der Kontaktpersonen, um auch an sich Unüberprüfbares, was man normalerweise einfach glauben muss, kontrollieren und überprüfen zu können..
Ich wiederhole mich zwar, aber: dieses "Unüberprüfbare" hat nie existiert und ist eine reine Schutzbehauptung des Spiegel. Auch die Recherchen der Zeit in eigener Sache zeigen: Relotius hat auf viel primitiverem Niveau gefaked, bis hin zur Totalerfindung von Personen und Ereignissen, und zwar so schlecht, dass deren Erfundenheit auch heute, Jahre später, innerhalb eines Tages nachweisbar ist. Alles wäre damals aufgeflogen, hätte jemand einmal ein Telefon in die Hand genommen. Oder auch nur nach der Telefonnummer gefragt.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 16:07
In den Stellungnahmen ist mir mehrfach aufgefallen, wie über die Recherecheabteilung berichtet wurde.

Beschreibt der Redakteur etwa, dass er auf einer Reise in Tansania am Wegesrand Kakteen sieht, dann prüft die Dok: Gibt es dort überhaupt Kakteen? Antwort: nein! Schreibt der Autor: "Am 16. Februar 2016, einem nebelkalten Tag in München..." - dann prüft die Dok anhand alter Wetteraufzeichnungen, ob der besagte Tag nicht womöglich ein strahlend schöner, ungewöhnlich warmer war. Auch Zeitbezüge werden geprüft, etwa die Länge einer Bahnfahrt, die der Journalist beschreibt. Örtliche Beschreibungen können mithilfe von Google Earth und Google Street View gecheckt werden.
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/der-fall-claas-relotius-wie-das-spiegel-sicherungssystem-an-grenzen-stiess-a-1244593.html

Lt. diesem Abschnitt wird das aber nicht immer überprüft
Wenn Relotius schreibt, die kleine Stadt zähle "drei Kirchen, zwei Jagdklubs und eine Hauptstraße, die sich kilometerlang zwischen heruntergekommenen Flachbauten hinzieht", wäre das dank der vielen Möglichkeiten des Internets wohl auch überprüfbar, aber hier geht es schon hinein in die Recherche des Journalisten vor Ort.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fall-claas-relotius-spiegel-legt-betrug-im-eigenen-haus-offen-a-1244579.html


Wie auch immer, mir kommen solche sehr einfach überprüfbaren Dinge wie die Suche der Autoschlüssel unter der Laterne vor, da ist Licht, da kann man was sehen. Hinten in der dunkeln Ecke, wo die Schlüssel wahrscheinlich aus der Hose gefallen sind, sieht man ja ohnhin nichts.

Wenn es mich als Leser interessiert, ob da wirklich drei oder doch vier oder nur zwei Kirchen in der Stadt sind, dann schaue ich eben selbst schnell bei google nach. Auch Kakteen, Wetter und Länge von Bahnfahrten halte ich nicht für so richtig relevant, wenn es nicht primär um Kakteen, Wetter und Bahnfahrten im Artikel geht.

Schön, dass darauf auch geachtet wird (oder auch nicht, keine Ahnung wie das nun tatsächlich beim Spiegel gehandhabt wird) aber den Knackpunkt sehe ich auch wo anders:
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Dieses "Wir sind die Guten, wir machen sowas nicht" ist schon 9/10 des Problems.



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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 16:15
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Wie auch immer, mir kommen solche sehr einfach überprüfbaren Dinge wie die Suche der Autoschlüssel unter der Laterne vor, da ist Licht, da kann man was sehen. Hinten in der dunkeln Ecke, wo die Schlüssel wahrscheinlich aus der Hose gefallen sind, sieht man ja ohnhin nichts.
Zu dem Thema habe ich schon einiges geschrieben. Das eigentlich peinliche ist die Reaktion des Spiegels. Dieses gebetsmühlenartige Wiederholen von "Ein Buchhalter ist machtlos, wenn die Außendienstmitarbeiter sich absprechen und gefälschte Spesenrechnungen einreichen", wenn man nichtmal die Kontoauszüge abgeholt hat.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 16:20
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ein Relotius hätte sich bei der Bild nicht halten können.
Man lässt ihn, quasi als Bukowski für Arme, Briefe von der Theke schreiben.


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20.12.2018 um 16:22
@wuec

Lass bitte Chinasky aus dem Spiel ;)

Weißt du, an wen mich Relotius viel mehr erinnert? Akif Pirinci. Ein ungenießbarer Stil, stumpfe Klischeewelten, aggressive Schwarz-Weiß-Einteilung. Nur von absoluten Hardlinern überhaupt zu verdauen.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 16:31
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Lass bitte Chinasky aus dem Spiel ;)
Das ging eigentlich eher in Richtung/gegen den Thekenpoeten Wagner.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Weißt du, an wen mich Relotius viel mehr erinnert? Akif Pirinci. Ein ungenießbarer Stil, stumpfe Klischeewelten, aggressive Schwarz-Weiß-Einteilung. Nur von absoluten Hardlinern überhaupt zu verdauen.
Bin ich überfragt. Ich komme mit diesem Stil nicht so richtig klar, vielleicht sollte ich mir daher eine Meinung verkneifen.
Schlecht ist er nicht. Nicht direkt jedenfalls. Das wäre aber auch recht seltsam.
Aber an Dirk Gieselmann kommt der schreibtechnisch nicht ran. Der schreibt allerdings in anderen Bereichen.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 16:48
@wuec

Ich denke, es wird noch ein paar Wochen oder gar Monate dauern, bis vollkommen durchschlägt, wie extrem hier eine ganze Branche versagt hat. Man muss es sich mal vor Augen führen: in einer Branche, deren Haupt- und Kernkompetenz das Überprüfen, Vermitteln und Einordnen von Informationen ist, kann ein Hochstapler an exponiertester Stelle, mit international namhaften Preisen, über Jahre hinweg schamlos agieren, ohne dass es auch nur einer Einzelperson oder irgendeinem Kontrollmechanismus auffällt. Bei einem der renommiertesten Nachrichtenmagazine der Welt. Auf A-Level-Konferenzen. Unter dem kritischen Blick nahezu der ganzen Journalistenelite Europas.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 17:19
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb: in einer Branche, deren Haupt- und Kernkompetenz das Überprüfen, Vermitteln und Einordnen von Informationen ist, kann ein Hochstapler an exponiertester Stelle, mit international namhaften Preisen, über Jahre hinweg schamlos agieren, ohne dass es auch nur einer Einzelperson oder irgendeinem Kontrollmechanismus auffällt
und auch nicht denen, die ihm Preise verliehen haben


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20.12.2018 um 17:38
Zitat von lawinelawine schrieb:und auch nicht denen, die ihm Preise verliehen haben
Den Preisverleihern kommt es vor allem auf die Sprachgewalt an, auf den Eindruck, den man beim Lesen kriegt, die inneren Bilder, die sich dabei entfalten, auf die Suggestivkraft des "Werks", und in zweiter Linie dann auf die Stimmigkeit als Ganzem, vielleicht noch auf die beigelegten Bilder. Insgesamt also auf die Imposanz des Konvoluts. Nach Details und deren Quellen wird bei Preisverleihern eigentlich weniger gefragt. So ticken halt die deutschen Literar- und Journaille-Kritiker (dunkle Seite) und die Zuckerbrotverteiler (Laudatoren, Preisvergeber, helle Seite).

Insgesamt kann man wohl sagen, dem Autor kam es wohl darauf an, so schnell wie möglich von einem breiten Publikum anerkannt und belobigt zu werden, möglicherweise von Ehrgeiz zerfressen, so dass er zum "Turbo" greifen musste. Naja, die Rechnung ist ja auch aufgegangen, wenn auch anders als von ihm erwartet, aber so ist er noch schneller noch berühmter geworden als eigentlich geplant. Man kommt mit "ehrlicher Arbeit" auch nicht so schnell in Wikipedia rein.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 17:54
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Ich will damit sagen, dass angebliche oder tatsächliche Qualitätsmedien große Probleme mit ihrer Qualitätssicherung haben. Das steht einmal fest und wusste ich seit Jahren. Von der Dimension des aktuellen Falls bin sogar ich ein wenig überrascht.
Nach den Gründen hierfür suchen die deutschnationalen jedoch wieder an der falschen Stelle (interessanterweise aus demselben Grund, den sie selbst den Medien vorwerfen: Politischer Agenda). Die die regelmäßig zum Rundumschlag gegen "die Qualitätsmedien" ausholen stellen ironischerweise immer wieder besonders effektiv zur Schau, dass sie diesbezüglich besonders inkompetent sind.


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20.12.2018 um 18:14
Es ist bedauerlich was da ablief beim Spiegel. Ich lese selbst Spiegel. An der Stelle möchte ich noch an den großen Stern Skandal von 1983 erinnern, der auch seinen Supergau erlebte.

Wikipedia: Hitler-Tagebücher

Da ging es nicht um einen Friede-Freude-selbstverliebten Kulturgecken.


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Realo ehemaliges Mitglied

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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

20.12.2018 um 18:21
Zitat von WaldkirchWaldkirch schrieb:Stern Skandal von 1983 erinnern, der auch seinen Supergau erlebte.
DAS ALLERDINGS hätte dem Spiegel nicht passieren können; so viel Kompetenz ist vorhanden, gerade auch bei komplexen historischen Sachen sind da genug Verbindungen zu Historikern und hier wiederum NS-Spezialisten wie Götz Aly oder Norbert Frei. Bei so ner Vorlage hätten die sich allerdings totgelacht.


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20.12.2018 um 18:26
@Realo, ja da gebe ich dir voll und ganz recht :(


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