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Tatsache, Fakt, Behauptung, Beleg - oder Meinung?
gestern um 19:49So, will mal hoffen, es kann hier sachlich mal diskutiert werden, denn ich meine es gibt hier und da doch Missverständnisse.
Wir haben hier im Forum eine Regel, finde ich richtig gut, wer eine Tatsachenbehauptung aufstellt, muss diese belegen. Sehr schön, stehe ich dahinter, ist sogar sehr wichtig.
Problem ist, dass das so einfach nicht zu 100 % eindeutig klar ist, es gibt auch Ausnahmen, anerkannte Fakten müssen nicht belegt werden, wenn wer also sagt, die Erde ist keine Scheibe, der Mond nicht aus Käse und es gab die Mondlandung, dann muss er dass nicht im Rahmen der Regel so belegen.
Natürlich kann man so etwas nicht zu 100 % wasserdicht machen, darum dieser Thread.
Wenn wer nun kommt und fordert, ja Tatsachenbehauptung, Regel im Forum sagt, Du musst das belegen, also belege es, muss das nicht sein. Also historisch anerkannte Fakten, das wo die "Mehrheit" von ausgeht, dass es so ist, muss nicht immer und immer wieder neu belegt werden. Ist auch echt sehr sinnvoll.
Nun das Problem, ist gibt gerade im Bereich Politik und Geschichte aber Dinge, die nicht zu 100 % sicher sind, belegt, so sicher zumindest nicht, wie die Mondlandung.
So, hier muss ich eben mal etwas grundsätzliches einschieben, die Frage ist, wann hat man nun einen Beleg erbracht, wann ist es als Tatsache anerkannt, wann nur eine Behauptung oder nur Meinung?
In der Mathematik existieren tatsächlich absolute Beweise:
Aussagen sind entweder wahr oder falsch, basierend auf axiomatischen Systemen und deduktiver Logik – ein Theorem wie der Satz des Pythagoras lässt sich unzweifelhaft ableiten.
In den Naturwissenschaften hingegen arbeitet man mit empirischen Daten und Wahrscheinlichkeiten; Entdeckungen wie das Higgs-Boson werden mit Signifikanzen (z. B. 5 Sigma für eine "Entdeckung", was einer Wahrscheinlichkeit von 99,99994 % entspricht) bewertet, und Theorien nach Karl Popper werden nie endgültig bewiesen, sondern nur durch Versuche der Falsifikation gestützt oder widerlegt.
In Politik und Geschichte ist diese Unsicherheit noch größer:
Quellen wie Dokumente oder Aussagen unterliegen Interpretationen, Kontexten und möglichen Bias, sodass es keine "unzweifelhaften" Belege gibt, sondern nur hohe Wahrscheinlichkeiten basierend auf Quellenkreuzung und Expertenkonsens. Philosophisch führt das bis zu René Descartes' "Cogito ergo sum" – "Ich denke, also bin ich" –, dem einzigen absolut sicheren Wissen, da alles andere, inklusive historischer Narrative, durch Zweifel und Subjektivität beeinträchtigt werden kann.
Ich werde mal ganz langsam konkreter, nehmen wir mal noch etwas reicht einfaches, die Wahl in den USA 2020, so weit mir nun bekannt, ist es historisch anerkannt (noch, Trump arbeitet aber daran, die Geschichtsschreibung wo er kann zu ändern, also in den USA, kein Witz, beginnt schon in den Schulen), dass Trump die Wahl verloren hat, Biden gewonnen. Und die Wahl wurde nicht gestohlen.
Und das ist aktuell zumindest so anerkannt. Wenn wer oder ich hier im Bereich Politik nun schreibt, ja es ist "Fakt" oder eine "Tatsache", dass Biden die Wahl 2020 gewonnen hat, und sie nicht gestohlen wurde und Trump eben verloren hat, dann sollte ich das im Rahmen der Regeln wohl nicht weiter belegen müssen. Oder?
Ja, es gibt dazu auch andere Meinungen, wir werden hier wohl sogar Millionen Menschen finden, die behaupten, das ist falsch, Biden hat die Wahl gestohlen, Trump hat in "Wahrheit" die Wahl gewonnen. Und darunter werden sich auch einige Juristen und kluge Menschen finden, auch Experten.
Ich denke mal, das mit der Wahl ist noch recht einfach, wenn ich behaupte, Biden hat gewonnen, werde ich das wohl nicht weiter groß belegen müssen, es ist anerkannt, wenn wer von mir fordert, ich müsste es belegen, wird er hier wohl nicht weiter kommen, wenn er sich auf das Regelwerk vom Forum beruft. Also ich gehe mal doch echt ganz stark davon aus.
Kann ich nun die 100 % Wahrheit wissen?
Nein, wie oben ja schon erklärt, gibt es die im Bereich Politik einfach nicht, es ist unmöglich, dennoch gehen wir von Fakten und Tatsachen aus, nennen es so, es ist Fakt, Tatsache, Biden hat gewonnen.
Kann es anders gewesen sein? Sehr unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich, gilt so auch für die Mondlandung. Es gibt hier nur Wahrscheinlichkeiten und ab einer gewissen Größe, gehen wir davon aus, es ist eine Tatsache, ein Fakt und nennen es dann auch so.
Und natürlich gestehe ich hier andere Meinungen zu, ja, wenn jemand glaubt und meint, Biden hat nicht wirklich gewonnen, sondern Trump, hab ich kein Problem damit.
Wenn er aber behauptet, meine Aussage wäre ja im besten Fall nur eine Meinung, nicht mehr, wird es schwierig. Und wenn er dann noch weiter geht, und behauptet, ich liege mit meiner Aussage "es anerkannt ist, dass Biden gewonnen hat und es keine gestohlene Wahl gibt" falsch, wenn er behauptet, ich irre, ich lüge, das wäre ja nur Propaganda von den Demokraten in den USA, wird es echt ganz schwierig.
Wie gesagt, das mit der Wahl ist wohl noch recht eindeutig und einfach. Es gibt aber im Bereich Politik Themen, die nicht mehr so einfach sind, so klar, wo die Wahrscheinlichkeit für die eine oder andere Seite noch immer sehr hoch ist, aber nicht mehr so hoch, wie eben gerade.
Einige von Euch werden sich noch an 2014 erinnern, Russland annektierte die Krim. Und ja, es ging echt hier im Forum wirklich heiß her. Es gab dazu dann im Donbass ist ein bewaffneter Konflikt, ich würde es Krieg nennen.
Und hier wurde es kontrovers, die Einen sagten, dass ist ein Überfall aus Russland, völkerrechtswidrig, böse, die Anderen erklärten, die Ukraine hätte dort seit Jahren russischstämmige Bürger misshandelt, und Russland musste dort eingreifen, ob diese vor den Ukrainern zu beschützen. Auch wurde behauptet, dass es ja ein Aufstand der Bürger selber dort war, die wollten wegen der Misshandlungen unabhängig sein.
Ja, das Thema war und ist sehr komplex, es gab den Euromaidan, den dann dort Schießerei, Tote, Verletzte, die Flucht des damaligen Präsiden der Ukraine mit Namen Janukowitsch.
Und es wird noch kontroverser, am 22.02.14 erklärte das ukrainische Parlament Janukowitsch für abgesetzt und setzte Neuwahlen an. Oleksandr Turtschinow übernahm kommissarisch das Präsidentenamt. Diese Entscheidungen wurden von vielen als „Revolution der Würde“ gefeiert, von anderen – vor allem von Russland – als „Putsch“ bezeichnet.
Es gab also zwei absolut gegensätzliche Positionen:
Und es ging hier wirklich im Forum sehr zur Sache, wenn man es eine kontroverse Debatte nennen würde, wäre das verharmlosend.
Nun sind 11 Jahre vergangen, wie wird es denn heute so historisch bewertet?
Okay, ich würde mal sagen, weiter schwierig.
Wie gehen wir nun hier im Forum damit um, wenn wer behauptet, es ist Fakt, es gab einen faschistischen Putsch, ist das eine Meinung, oder Fakt, ist das zu belegen? Oder wenn wer sagt, das war ganz klar eine demokratische Revolution gegen Korruption und Autoritarismus und kein Putsch?
Ganz im Ernst, ich weiß es nicht, ich würde mich auf die Forschung stützen, weder das eine noch das andere so als harten Fakt gewertet wissen wollen. Ich habe dazu natürlich meine eigene Meinung, aber was ist hier die Wahrheit, was Geschichte, was richtig?
Und ja, ich würde behaupten, es ist Fakt, das es kein faschistischen Putsch war, ich denke, dafür fehlen einfach die Belege, ich würde aber auch nicht behaupten, dass es nun ohne jeden Zweifel als demokratische Revolution gegen Korruption und Autoritarismus gewertet werden muss.
Auch wenn ich hier nun meine Meinung habe, und sogar behaupte, dass es Fakt ist, dass es kein faschistischen Putsch war, erkenne ich natürlich an, dass es hier unterschiedliche Meinungen zu gibt.
Die Frage ist aber weiter, wie gehen wir mit solchen Themen im Forum um?
Konkret in dem Fall hier würde ich das noch für relativ "ausgewogen" halten, es gibt unterschiedliche Darstellungen und Sichtweisen, wirklich klar kann man kaum eine Position hier als Fakt bewerten.
Wenn wer von mir nun fordert, ich müsste zugeben und anerkennen, es war ein faschistischen Putsch, meine Sichtweise und Darstellung ist falsch, ich irre, er habe belegt, dass es kein kein faschistischen Putsch war, würde ich mich dem verweigern.
Kann man das verstehen?
Nun gut, mit Grund für diesen Thread ist, dass ich etwas irritiert bin, wo genau und wie ziehen wir hier im Forum die Grenzen, oder wo und wie werden diese gezogen?
Denn konkret gibt es einen Disput im Thread zur Nato-Osterweiterung, und nein, ich will das hier ganz sicher nicht vorführen, ich will das schon dort weiter debattieren. Da gibt es nun auch einen strittigen Punkt, die Aussage von Baker, was hat er damals gemeint, Osterweiterung oder Osteuropa?
Und ganz deutlich, ich will hier nicht debattieren, was er nun meinte, wie es wirklich war, was die Wahrheit ist, ich will wissen, ab wann ist es eine Meinung, ab wann kann man es eine historische Tatsache nennen?
Wie groß muss die Wahrscheinlichkeit sein, dass es so bezeichnet werden kann?
Eine Position ist, es gibt genug Belege dafür, dass er nicht Osteuropa meinte, die wurden genannt, auch Gorbatschow hat das mal bestätigt. Es gibt anerkannte seriöse Experten, die das so bestätigen, diese "Meinung" ist also historisch Konsens, mehrheitlich, es ist viel eindeutiger, als das mit der Frage nach dem Putsch in der Ukraine.
Natürlich kann es auch falsch sein.
Und noch mal, weil ich leider oft mal falsch verstanden werde, es geht mir hier wirklich nicht darum, was jetzt richtig ist, sondern wie geht man damit richtig um.
Diese Sichtweise wurde nun als Tatsache bezeichnet, es gab dafür genügend Belege, auch das es mehrheitlich so unter Experten, die sich damit sehr gründlich beschäftigt haben, so bewertet wird. Also seriöse Experten sagen hier, ja das ist eine Tatsache, so war das damals. Also so wird es nun mal aus dieser Position wahrgenommen.
Aber reicht das hier so im Forum aus?
Kann man sich dahinter stellen und sagen, ja es gibt so historische mehrheitlich und auch unter seriösen Experten ein Konsens, es war so und so und nicht anders. Darf man das dann eine Tatsache nennen?
Auch wenn es Menschen gibt, die das ganz anders sehen? Wie viele Menschen müssen es anders sehen, ab wann wird etwas, das als Tatsache mehrheitlich anerkannt wird, nur noch zu einer Meinung, neben einer anderen?
Und nein, ich will nicht behaupten, die Mehrheit hat immer recht, bitte kein Galileo-Gambit hier.
Mal weiter, oder reicht das eben nicht aus, muss man es als nur eine Meinung bezeichnen, taggen, muss man, wenn man sagt, dass ist eine Tatsache, dass zu 100 % belegen? Und was wären dann hier nun ausreichende Belege?
Und wenn dann nun erklärt wird, diese Aussage zu der Frage, diese Sichtweise, wäre ja nicht mal nur eine Meinung, neben einer anderen, sondern diese Sichtweise wäre falsch. Gelogen, man würde ganz klar irren, hätte nie nicht genug belegt, würde Propaganda verbreiten, das Gegenteil ist richtig. Es wurde belegt, dass man irre, das diese Sichtweise falsch ist, man sollte das nun mal doch einfach offen zugeben.
Was dann?
Die Frage ist nun, wo ist die Grenze, wann ist es eine anerkannte Tatsache, reicht es, wenn man die "vermeintliche Mehrheit" dazu hat, seriöse Experten zitiert, die es auch als Tatsache bezeichnen? Oder reicht das nicht, muss man hier sagen, gut, ist nur eine Meinung, die gibt es so auch hier und da, aber es ist nicht mehr. Auch wenn es wo als Tatsache bezeichnet wird, ist es so falsch, es ist eben nur eine Meinung und nicht mehr.
Und wenn es dann auch noch darüber hinaus geht? Wenn gar nicht die Forderung ist, dass diese Sichtweise und Darstellung nur als Meinung gekennzeichnet werden soll, wenn nun die Behauptung kommt, sie wäre falsch?
Es wäre nicht nur eine andere mögliche Sichtweise, sondern einfach falsch, gelogen, Propaganda?
Man habe nie belegen können, dass diese Sichtweise so richtig ist, als Tatsache bezeichnet werden kann und wird? Es wirklich falsch ist?
Und noch mal ganz deutlich, die Frage ist nicht, was ist hier damals nun gewesen und was richtig!
Die Frage ist, wann kann man von einer Tatsache sprechen, wie viel muss man an Belegen bringen, wann ist das genug, wann nicht, wann muss man von einer Meinung sprechen?
Und wann muss man sich vorhalten lassen, dass man lügt, bewusst hier die Unwahrheit sagt, ja Propaganda verbreitet?
Wir haben hier im Forum eine Regel, finde ich richtig gut, wer eine Tatsachenbehauptung aufstellt, muss diese belegen. Sehr schön, stehe ich dahinter, ist sogar sehr wichtig.
Problem ist, dass das so einfach nicht zu 100 % eindeutig klar ist, es gibt auch Ausnahmen, anerkannte Fakten müssen nicht belegt werden, wenn wer also sagt, die Erde ist keine Scheibe, der Mond nicht aus Käse und es gab die Mondlandung, dann muss er dass nicht im Rahmen der Regel so belegen.
Natürlich kann man so etwas nicht zu 100 % wasserdicht machen, darum dieser Thread.
Wenn wer nun kommt und fordert, ja Tatsachenbehauptung, Regel im Forum sagt, Du musst das belegen, also belege es, muss das nicht sein. Also historisch anerkannte Fakten, das wo die "Mehrheit" von ausgeht, dass es so ist, muss nicht immer und immer wieder neu belegt werden. Ist auch echt sehr sinnvoll.
Nun das Problem, ist gibt gerade im Bereich Politik und Geschichte aber Dinge, die nicht zu 100 % sicher sind, belegt, so sicher zumindest nicht, wie die Mondlandung.
So, hier muss ich eben mal etwas grundsätzliches einschieben, die Frage ist, wann hat man nun einen Beleg erbracht, wann ist es als Tatsache anerkannt, wann nur eine Behauptung oder nur Meinung?
In der Mathematik existieren tatsächlich absolute Beweise:
Aussagen sind entweder wahr oder falsch, basierend auf axiomatischen Systemen und deduktiver Logik – ein Theorem wie der Satz des Pythagoras lässt sich unzweifelhaft ableiten.
In den Naturwissenschaften hingegen arbeitet man mit empirischen Daten und Wahrscheinlichkeiten; Entdeckungen wie das Higgs-Boson werden mit Signifikanzen (z. B. 5 Sigma für eine "Entdeckung", was einer Wahrscheinlichkeit von 99,99994 % entspricht) bewertet, und Theorien nach Karl Popper werden nie endgültig bewiesen, sondern nur durch Versuche der Falsifikation gestützt oder widerlegt.
In Politik und Geschichte ist diese Unsicherheit noch größer:
Quellen wie Dokumente oder Aussagen unterliegen Interpretationen, Kontexten und möglichen Bias, sodass es keine "unzweifelhaften" Belege gibt, sondern nur hohe Wahrscheinlichkeiten basierend auf Quellenkreuzung und Expertenkonsens. Philosophisch führt das bis zu René Descartes' "Cogito ergo sum" – "Ich denke, also bin ich" –, dem einzigen absolut sicheren Wissen, da alles andere, inklusive historischer Narrative, durch Zweifel und Subjektivität beeinträchtigt werden kann.
Ich werde mal ganz langsam konkreter, nehmen wir mal noch etwas reicht einfaches, die Wahl in den USA 2020, so weit mir nun bekannt, ist es historisch anerkannt (noch, Trump arbeitet aber daran, die Geschichtsschreibung wo er kann zu ändern, also in den USA, kein Witz, beginnt schon in den Schulen), dass Trump die Wahl verloren hat, Biden gewonnen. Und die Wahl wurde nicht gestohlen.
Und das ist aktuell zumindest so anerkannt. Wenn wer oder ich hier im Bereich Politik nun schreibt, ja es ist "Fakt" oder eine "Tatsache", dass Biden die Wahl 2020 gewonnen hat, und sie nicht gestohlen wurde und Trump eben verloren hat, dann sollte ich das im Rahmen der Regeln wohl nicht weiter belegen müssen. Oder?
Ja, es gibt dazu auch andere Meinungen, wir werden hier wohl sogar Millionen Menschen finden, die behaupten, das ist falsch, Biden hat die Wahl gestohlen, Trump hat in "Wahrheit" die Wahl gewonnen. Und darunter werden sich auch einige Juristen und kluge Menschen finden, auch Experten.
Ich denke mal, das mit der Wahl ist noch recht einfach, wenn ich behaupte, Biden hat gewonnen, werde ich das wohl nicht weiter groß belegen müssen, es ist anerkannt, wenn wer von mir fordert, ich müsste es belegen, wird er hier wohl nicht weiter kommen, wenn er sich auf das Regelwerk vom Forum beruft. Also ich gehe mal doch echt ganz stark davon aus.
Kann ich nun die 100 % Wahrheit wissen?
Nein, wie oben ja schon erklärt, gibt es die im Bereich Politik einfach nicht, es ist unmöglich, dennoch gehen wir von Fakten und Tatsachen aus, nennen es so, es ist Fakt, Tatsache, Biden hat gewonnen.
Kann es anders gewesen sein? Sehr unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich, gilt so auch für die Mondlandung. Es gibt hier nur Wahrscheinlichkeiten und ab einer gewissen Größe, gehen wir davon aus, es ist eine Tatsache, ein Fakt und nennen es dann auch so.
Und natürlich gestehe ich hier andere Meinungen zu, ja, wenn jemand glaubt und meint, Biden hat nicht wirklich gewonnen, sondern Trump, hab ich kein Problem damit.
Wenn er aber behauptet, meine Aussage wäre ja im besten Fall nur eine Meinung, nicht mehr, wird es schwierig. Und wenn er dann noch weiter geht, und behauptet, ich liege mit meiner Aussage "es anerkannt ist, dass Biden gewonnen hat und es keine gestohlene Wahl gibt" falsch, wenn er behauptet, ich irre, ich lüge, das wäre ja nur Propaganda von den Demokraten in den USA, wird es echt ganz schwierig.
Wie gesagt, das mit der Wahl ist wohl noch recht eindeutig und einfach. Es gibt aber im Bereich Politik Themen, die nicht mehr so einfach sind, so klar, wo die Wahrscheinlichkeit für die eine oder andere Seite noch immer sehr hoch ist, aber nicht mehr so hoch, wie eben gerade.
Einige von Euch werden sich noch an 2014 erinnern, Russland annektierte die Krim. Und ja, es ging echt hier im Forum wirklich heiß her. Es gab dazu dann im Donbass ist ein bewaffneter Konflikt, ich würde es Krieg nennen.
Und hier wurde es kontrovers, die Einen sagten, dass ist ein Überfall aus Russland, völkerrechtswidrig, böse, die Anderen erklärten, die Ukraine hätte dort seit Jahren russischstämmige Bürger misshandelt, und Russland musste dort eingreifen, ob diese vor den Ukrainern zu beschützen. Auch wurde behauptet, dass es ja ein Aufstand der Bürger selber dort war, die wollten wegen der Misshandlungen unabhängig sein.
Ja, das Thema war und ist sehr komplex, es gab den Euromaidan, den dann dort Schießerei, Tote, Verletzte, die Flucht des damaligen Präsiden der Ukraine mit Namen Janukowitsch.
Und es wird noch kontroverser, am 22.02.14 erklärte das ukrainische Parlament Janukowitsch für abgesetzt und setzte Neuwahlen an. Oleksandr Turtschinow übernahm kommissarisch das Präsidentenamt. Diese Entscheidungen wurden von vielen als „Revolution der Würde“ gefeiert, von anderen – vor allem von Russland – als „Putsch“ bezeichnet.
Es gab also zwei absolut gegensätzliche Positionen:
- Kein Putsch, sondern demokratischer Wandel
- Putsch gegen eine gewählte Regierung
Die Argumentation hier war, dass Janukowitsch durch einen gewaltsamen Umsturz gestürzt wurde, ohne reguläre Wahlen oder ein ordentliches Amtsenthebungsverfahren. So die Darstellung und Sichtweise von Russland und einige Beobachter. Kontext hier, Janukowitsch war 2010 demokratisch gewählt worden. Seine Absetzung erfolgte unter Druck der Straße, nicht durch ein klassisches Impeachment.
Die Argumentation war hier, die Absetzung Janukowitschs erfolgte durch eine Mehrheit im Parlament, nachdem er die Verfassung gebrochen und Gewalt gegen Demonstranten befohlen hatte. Dieses Sichtweise wurde so von den westliche Staaten (EU, USA) unterstützt und die neue ukrainische Führung sahen dies als legitimen demokratischen Prozess, da das Parlament nach der Flucht Janukowitschs handelte. Der Kontext war, die Proteste waren massiv und breiter gesellschaftlicher Konsens bestand für einen Neuanfang.
Und es ging hier wirklich im Forum sehr zur Sache, wenn man es eine kontroverse Debatte nennen würde, wäre das verharmlosend.
Nun sind 11 Jahre vergangen, wie wird es denn heute so historisch bewertet?
- Mehrheitlich im Westen:
Die Ereignisse werden als demokratische Revolution gegen Korruption und Autoritarismus bewertet. Die EU und die USA erkennen die neue Regierung an. - Russische Perspektive:
Moskau spricht weiterhin von einem „faschistischen Putsch“ und nutzt dies als Rechtfertigung für die spätere Annexion der Krim und Unterstützung prorussischer Separatisten im Donbas. - Ukrainische Sicht:
Die meisten Ukrainer sehen den Euromaidan als Befreiung von einem korrupten, prorussischen Regime. - Internationale Forschung:
Viele Historiker betonen, dass es sich um einen komplexen Prozess handelte – weder ein klassischer Putsch noch eine reine Demokratiebewegung, sondern eine Mischung aus Protest, Gewalt und institutionellem Handeln.
Okay, ich würde mal sagen, weiter schwierig.
Wie gehen wir nun hier im Forum damit um, wenn wer behauptet, es ist Fakt, es gab einen faschistischen Putsch, ist das eine Meinung, oder Fakt, ist das zu belegen? Oder wenn wer sagt, das war ganz klar eine demokratische Revolution gegen Korruption und Autoritarismus und kein Putsch?
Ganz im Ernst, ich weiß es nicht, ich würde mich auf die Forschung stützen, weder das eine noch das andere so als harten Fakt gewertet wissen wollen. Ich habe dazu natürlich meine eigene Meinung, aber was ist hier die Wahrheit, was Geschichte, was richtig?
Und ja, ich würde behaupten, es ist Fakt, das es kein faschistischen Putsch war, ich denke, dafür fehlen einfach die Belege, ich würde aber auch nicht behaupten, dass es nun ohne jeden Zweifel als demokratische Revolution gegen Korruption und Autoritarismus gewertet werden muss.
Auch wenn ich hier nun meine Meinung habe, und sogar behaupte, dass es Fakt ist, dass es kein faschistischen Putsch war, erkenne ich natürlich an, dass es hier unterschiedliche Meinungen zu gibt.
Die Frage ist aber weiter, wie gehen wir mit solchen Themen im Forum um?
Konkret in dem Fall hier würde ich das noch für relativ "ausgewogen" halten, es gibt unterschiedliche Darstellungen und Sichtweisen, wirklich klar kann man kaum eine Position hier als Fakt bewerten.
Wenn wer von mir nun fordert, ich müsste zugeben und anerkennen, es war ein faschistischen Putsch, meine Sichtweise und Darstellung ist falsch, ich irre, er habe belegt, dass es kein kein faschistischen Putsch war, würde ich mich dem verweigern.
Kann man das verstehen?
Nun gut, mit Grund für diesen Thread ist, dass ich etwas irritiert bin, wo genau und wie ziehen wir hier im Forum die Grenzen, oder wo und wie werden diese gezogen?
Denn konkret gibt es einen Disput im Thread zur Nato-Osterweiterung, und nein, ich will das hier ganz sicher nicht vorführen, ich will das schon dort weiter debattieren. Da gibt es nun auch einen strittigen Punkt, die Aussage von Baker, was hat er damals gemeint, Osterweiterung oder Osteuropa?
Und ganz deutlich, ich will hier nicht debattieren, was er nun meinte, wie es wirklich war, was die Wahrheit ist, ich will wissen, ab wann ist es eine Meinung, ab wann kann man es eine historische Tatsache nennen?
Wie groß muss die Wahrscheinlichkeit sein, dass es so bezeichnet werden kann?
Eine Position ist, es gibt genug Belege dafür, dass er nicht Osteuropa meinte, die wurden genannt, auch Gorbatschow hat das mal bestätigt. Es gibt anerkannte seriöse Experten, die das so bestätigen, diese "Meinung" ist also historisch Konsens, mehrheitlich, es ist viel eindeutiger, als das mit der Frage nach dem Putsch in der Ukraine.
Natürlich kann es auch falsch sein.
Und noch mal, weil ich leider oft mal falsch verstanden werde, es geht mir hier wirklich nicht darum, was jetzt richtig ist, sondern wie geht man damit richtig um.
Diese Sichtweise wurde nun als Tatsache bezeichnet, es gab dafür genügend Belege, auch das es mehrheitlich so unter Experten, die sich damit sehr gründlich beschäftigt haben, so bewertet wird. Also seriöse Experten sagen hier, ja das ist eine Tatsache, so war das damals. Also so wird es nun mal aus dieser Position wahrgenommen.
Aber reicht das hier so im Forum aus?
Kann man sich dahinter stellen und sagen, ja es gibt so historische mehrheitlich und auch unter seriösen Experten ein Konsens, es war so und so und nicht anders. Darf man das dann eine Tatsache nennen?
Auch wenn es Menschen gibt, die das ganz anders sehen? Wie viele Menschen müssen es anders sehen, ab wann wird etwas, das als Tatsache mehrheitlich anerkannt wird, nur noch zu einer Meinung, neben einer anderen?
Und nein, ich will nicht behaupten, die Mehrheit hat immer recht, bitte kein Galileo-Gambit hier.
Mal weiter, oder reicht das eben nicht aus, muss man es als nur eine Meinung bezeichnen, taggen, muss man, wenn man sagt, dass ist eine Tatsache, dass zu 100 % belegen? Und was wären dann hier nun ausreichende Belege?
Und wenn dann nun erklärt wird, diese Aussage zu der Frage, diese Sichtweise, wäre ja nicht mal nur eine Meinung, neben einer anderen, sondern diese Sichtweise wäre falsch. Gelogen, man würde ganz klar irren, hätte nie nicht genug belegt, würde Propaganda verbreiten, das Gegenteil ist richtig. Es wurde belegt, dass man irre, das diese Sichtweise falsch ist, man sollte das nun mal doch einfach offen zugeben.
Was dann?
Die Frage ist nun, wo ist die Grenze, wann ist es eine anerkannte Tatsache, reicht es, wenn man die "vermeintliche Mehrheit" dazu hat, seriöse Experten zitiert, die es auch als Tatsache bezeichnen? Oder reicht das nicht, muss man hier sagen, gut, ist nur eine Meinung, die gibt es so auch hier und da, aber es ist nicht mehr. Auch wenn es wo als Tatsache bezeichnet wird, ist es so falsch, es ist eben nur eine Meinung und nicht mehr.
Und wenn es dann auch noch darüber hinaus geht? Wenn gar nicht die Forderung ist, dass diese Sichtweise und Darstellung nur als Meinung gekennzeichnet werden soll, wenn nun die Behauptung kommt, sie wäre falsch?
Es wäre nicht nur eine andere mögliche Sichtweise, sondern einfach falsch, gelogen, Propaganda?
Man habe nie belegen können, dass diese Sichtweise so richtig ist, als Tatsache bezeichnet werden kann und wird? Es wirklich falsch ist?
Und noch mal ganz deutlich, die Frage ist nicht, was ist hier damals nun gewesen und was richtig!
Die Frage ist, wann kann man von einer Tatsache sprechen, wie viel muss man an Belegen bringen, wann ist das genug, wann nicht, wann muss man von einer Meinung sprechen?
Und wann muss man sich vorhalten lassen, dass man lügt, bewusst hier die Unwahrheit sagt, ja Propaganda verbreitet?