Afghanistan, die Luft wird dicker

Bruderchorge schrieb:Klar, das muss dann stimmen. Der Präsident des Iran hat auch mal öffentlich kund getan dass es dort keine Homosexuellen gibt. Und die Armee aus Nordkorea ist nach eigenen Angaben unbesiegbar.

Bist du echt so naiv oder ist das Getrolle?

Was hat das mit Nordkorea oder dem Iran zu tun?

Wenn sich ein offizieller Sprecher hinstellet und das behauptet, warum soll man das nicht glauben? Haben die Taliban in der Vergangenheit oft gelogen und anders gehandelt als angekündigt? Das weiß ich nicht, ich habe mich noch nie für die Taliban interessiert.

Die Taliban haben natürlich gesagt dass sie nach den Regeln der Scharia leben wollen, das glaube ich auch. Jetzt haben sie Afghanistan eingenommen und dort das sagen. Ein Großteil der Afghanen kann sich ja anscheinend auch ein leb nach der Scharia vorstellen.

Wenn es hier keine konkreten Anhaltspunkte gibt die für eine Lüge sprechen, warum soll ich das dann nicht glauben. Warum kann das nicht sein?

NFS94 schrieb:Natürlich kann man hier für 100% Sicherheit sorgen und das erwarte ich auch von unserem Staat.

Erwarten kannst du vieles, aber 100% Sicherheit gibt es nicht. Nirgendwo!

NFS94 schrieb:Ein offizieller Sprecher der Taliban hat gesagt, dass sie ihren Gegnern vergeben und dass diese nichts zu befürchten hätten.

Und Zitronenfalter falten Zitronen...

NFS94 schrieb:Wenn sich ein offizieller Sprecher hinstellt und dies verkündet kann meiner Meinung nach davon ausgegangen werden dass das auch stimmt.

Man kann viel erzählen wenn der Tag lang ist. Fakt ist, die Taliban müssen sich als verlässlich erst einmal herausstellen. In der Vergangenheit konnte man auf die Worte nichts halten und genau das zählt erst einmal für die Verwertung.

Vertrauen muss man sich verdienen.

SvenLE schrieb:kann viel erzählen wenn der Tag lang ist. Fakt ist, die Taliban müssen sich als verlässlich erst einmal herausstellen. In der Vergangenheit konnte man auf die Worte nichts halten und genau das zählt erst einmal für die Verwertung.

Kannst du das denn auch belegen? Auf welche Worte konnte man sich nicht verlassen? Wie gesagt, ich habe mich mit den Taliban bisher nicht beschäftigt und deshalb bin ich möglicherweise falsch informiert. Wo haben die Taliban in der Vergangenheit mehrmals gelogen? Das würde mich mal interessieren.

NFS94 schrieb:Ein offizieller Sprecher der Taliban hat gesagt, dass sie ihren Gegnern vergeben und dass diese nichts zu befürchten hätten.

Gibt es irgendwelche positiven Erfahrungen mit den Taliban, die daraufhindeuten, dass man sich auf ihr Wort verlassen kann?

NFS94 schrieb:Wenn sich ein offizieller Sprecher hinstellt und dies verkündet kann meiner Meinung nach davon ausgegangen werden dass das auch stimmt

Gab es noch nie in der Geschichte "offizielle Sprecher" die etwas verkündet haben, was dann nicht umgesetzt wurde?
Hmmmm....

NFS94 schrieb:Was hat das mit Nordkorea oder dem Iran zu tun?

Echt? Dass es mir darum ging, dass "offizielle Sprecher" nicht immer Wahres verkünden, ist nicht rüber gekommen?

NFS94 schrieb:Haben die Taliban in der Vergangenheit oft gelogen und anders gehandelt als angekündigt?

Wenn der offizielle Sprecher von Amnestie spricht, während in irgendwelchen Hinterhöfen Leute an die Wand gestellt werden (das wurde hier schon verlinkt) dann ist die Behauptung zumindest zweifelhaft oder?

fischersfritzi schrieb:Gibt es irgendwelche positiven Erfahrungen mit den Taliban, die daraufhindeuten, dass man sich auf ihr Wort verlassen kann?

Wenn mir jemand den ich nicht kenne etwas sagt, dann gehe ich erstmal davon aus dass es schon stimmen wird. Zumindest so lange wie mir nichts gegenteiliges bekannt ist. Es mag ja sein, dass ich aufgrund von fehlendem Interesse für die Taliban bloß falsch informiert bin, dass dort in der Vergangenheit viel gelogen wurde ist mir aber nicht bekannt (wie gesagt, falsch informiert? Ich verschließe mich dem nicht).

Was ich aber weiß ist, dass die Taliban den islam sehr streng leben. Im islam sind Lügen streng verboten.

Nach all dem was ich bisher also über die Taliban weiß halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass die Aussage des Sprechers auch ernst zu nehmen ist.

Vergeben gehört im islam überigens auch dazu. Sie haben Afghanistan erobert und ihr Ziel erreicht. Warum sollte man das jetzt also kategorisch ausschließen und das gesagte sofort als Lüge abstempeln?

Im Islam sind Lügen vielleicht unter den "wahren Gläubigen" verboten, aber Ungläubige dürfen jederzeit angelogen werden. Im Christentum gab es von irgendeinem frühen Kirchenmann, Augustinus? eine ähnliche Regel, wenn es zum Wohl und Nutzen des Christentums war, durfte durchaus gelogen werden.

Interessantes Bild der Taliban
Mörder, Folterer, Kindervergewaltiger.
Aber grundehrlich.
Na dann.....

Seidenraupe schrieb:Man hätte halt früher verhandeln sollen, ernsthaft verhandeln. Auch

Das ist richtig. Diese Verhandlungen hätten stattfinden sollen und nicht erst im August.

bgeoweh schrieb:Das ist doch die Quintessenz der Ära Merkel

Ich sehe das anders - vom letzten Versagen abgesehen.
Frau Merkel hat das „Schiff“ klug gelenkt. Abzuwarten wäre, was danach kommen wird.
Ich verstehe nicht, warum ihre Meriten von einigen so misskreditiert werden.
Natürlich ist es immer leichter, vom heimischen Sessel aus „das Land zu regieren“.

Die Taliban wollen, dass die Türkei den Flughafen Kabul betreibt, Erdogan hat aber noch nicht zugestimmt.
Die Taliban machen jetzt Outsourcing.
https://pajhwok.com/2021/08/27/taliban-asks-turkey-to-run-kabuls-hkia/

SvenLE schrieb:Vertrauen muss man sich verdienen.

Das werden sich die Menschen die jetzt vom Westen im Stich gelassen wurden auch denken.
Ich denke es wird auch hierzulande viel Vertrauen eingebüsst werden durch dieses Versagen.

Soldatinnen mussten ihre Schutzbefohlenen im Stich lassen, Pfleger können ihre Patienten nicht richtig begleiten: Unsere Politik produziert immer neue moralische Verletzungen.

Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/afghanistan-corona-und-moral-erschuettert-im-innersten-a-05bfe3b8-f7e1-43f8-b984-1dc5a9ef39fd

Und Biden hat den Taliban gleich mal beim gestalten ihrer Todeslisten geholfen.
Paradebeispiel für dämliche Naivität.
https://www.spiegel.de/ausland/afghanistan-usa-sollen-namenslisten-von-ortskraeften-an-taliban-gegeben-haben-a-4e4e5c32-523a-49e2-b881-bfdabce144f6-amp

»Im Prinzip haben sie all diese Afghanen auf eine Todesliste gesetzt«, zitiert das Magazin einen US-Offiziellen. »

Quelle:

leakim schrieb:Und Biden hat den Taliban gleich mal beim gestalten ihrer Todeslisten geholfen.

Die Taliban haben mit den USA kooperiert

Eine Sprecherin des National Security Council ergänzte: »Es ist schade, dass das Weiße Haus nicht nach einem Kommentar oder einer Erklärung gefragt worden ist. Hätte ›Politico‹ uns gefragt, hätten wir die gleiche Antwort gegeben, die der Präsident heute mit der Nation geteilt hat: Dass wir in einigen Fällen Informationen mit den Taliban geteilt haben, die erfolgreiche Evakuierungen aus Kabul erleichtert haben.«

https://www.spiegel.de/ausland/afghanistan-usa-sollen-namenslisten-von-ortskraeften-an-taliban-gegeben-haben-a-4e4e5c32-523a-49e2-b881-bfdabce144f6-amp

Im Pandschir Tal wird die Widerstandsbewegung gegen die Taliban grösser. Und letztere müssen sich jetzt auch mit dem IS rumschlagen

Kabul – In Afghanistan formiert sich Widerstand. Im Pandschir-Tal, circa 150 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, versucht ein 32-Jähriger eine Front gegen die militant-islamistischen Taliban zu organisieren. Die kleine Provinz hatte bereits vor 30 Jahren erbitterten Widerstand geleistet. Ahmad Massoud ist Sohn des gleichnamigen legendären Taliban-Gegners, der in den 90er-Jahren die Terrorgruppe bekämpfte und kurz vor 9/11 ermordet wurde.

Quelle:


https://www.merkur.de/politik/afghanistan-taliban-widerstand-pandschir-tal-ahmad-massoud-sohn-nationalheld-90938757.html

Ein ehemaliger Oberst der Bundeswehr, der 2005/2006 Kommandant der Militärbasis Camp Warehouse war, kommt zu einer sehr ernüchternden Bilanz, was die Motivation der Ortskräfte angeht, nach Deutschland zu kommen.

Was die Ortskräfte angeht, so habe ich einen anderen Zugang als der, der üblicherweise in den Medien verbreitet wird“, schreibt Oberst a.D. Thomas Sarholz in einem am Donnerstag erschienen Leserbrief in der „FAZ“.

„Dass gerade diese Ortskräfte jetzt sämtlich zu uns kommen wollen, überrascht mich nicht; hatten sie doch einen recht genauen Einblick über unseren Lebensstandard erlangt“, schreibt Sarholz weiter.

Am Ende seines Briefes kommt der Oberst dann zu dem Schluss: „Innerlich verachten uns diese Menschen, was sie aus nachzuvollziehenden Gründen natürlich nie zugeben werden. Sie wollen ja etwas erreichen: den Wohlstandsmagneten Deutschland.“ Es mag Ausnahmen geben, räumt er immerhin ein. Doch: „Mir sind sie nicht begegnet.“
Sarholz war nach eigenen Angaben 2005/2006 Kommandant von Camp Warehouse bei Kabul, einer großen Militärbasis mit mehr als 2000 Soldaten aus vielen Nationen.

Die Ortskräfte hätten nicht aus Selbstlosigkeit für die internationalen Truppen gearbeitet. „Diese romantisch-idealisierenden Vorstellungen sind dort unbekannt beziehungsweise stoßen auf völliges Unverständnis“, schreibt Sarholz. „Unsere Ortskräfte wurden für afghanische Verhältnisse fürstlich entlohnt, gut behandelt und nahmen wie selbstverständlich an unserer ausgezeichneten Mittagsverpflegung teil.“ Sie seien auch mit Kleidung und Schuhen beschenkt worden.
„Es hat sich also gelohnt, für uns zu arbeiten“, schreibt der Oberst weiter über die Ortskräfte. Auch ihre Familien, Clans oder Stämme hätten davon profitiert.

Tagesspiegel

Auf die Frage, ob die Verantwortlichen des Anschlags auf den Flughafen Kabul vor Gericht gestellt gehören, betont die US-Regierung entschlossen, dass diese stattdessen sterben müssen. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte im Namen Joe Bidens: «Er hat klargemacht, dass er nicht will, dass sie noch auf der Erde leben».

Quelle: https://www.20min.ch/story/taliban-starten-angriff-auf-hauptstadt-kabul-174881325820
Tja nennt man wohl Wikipedia: Gezielte Tötung
bzw. aussergerichtliche Exekution.
Naja im Falle eines Terroristen ist das ja selbst für einen Rechtstaat ok.
Und im Falle von Afghanistan/ Pakistan gehen die Opfer aussergerichtlicher Tötungen, eh schon in die Tausende... kommts ja wohl auf die paar Weiteren nicht mehr drauf an.... Menschenrechte für Terroristen.. soweit kommts noch.
Naja was soll ich sagen? Ich finds halt nicht ok und unterhalb des eigenen Werteverständnisses, aber ich renn da eh gegen ne Mauer.
Ich mein, wie kann ich gegen die Todesstrafe sein, dann aber sowas befürworten?
Ist ja ok, dass Ihrs auf nen Nenner kriegt.. ich schaffs nicht.

Kreuzbergerin schrieb:Ein ehemaliger Oberst der Bundeswehr, der 2005/2006 Kommandant der Militärbasis Camp Warehouse war, kommt zu einer sehr ernüchternden Bilanz, was die Motivation der Ortskräfte angeht, nach Deutschland zu kommen.

Gut, dann würde ich diesen Herrn Oberst a. D. fragen, ob die Bundeswehr umgekehrt diese Ortskräfte aus reiner Selbstlosigkeit eingestellt hat, oder doch eher, weil man sie gebraucht hat, um Deutschland besser am Hindukusch verteidigen zu können.

Und wenn er doch Kommandant diese Camp Warehouse war, und für die Einstellung von Ortskräften verantwortlich war, hat er dann diesen potentiellen Kollaborateuren vorab deutlich gemacht, dass damit kein Zusage auf Schutz vor Racheakten der Taliban nach eine zukünftigen Abzug der Bundeswehr verbunden ist? Wenn nicht, dann soll er sich gefälligst an die eigene Nase fassen, wenn er jetzt nicht damit einverstanden ist, diese Leute zu schützen.

Quiron schrieb:Wenn nicht, dann soll er sich gefälligst an die eigene Nase fassen, wenn er jetzt nicht damit einverstanden ist, diese Leute zu schützen.

Seh ich auch so. Hinterher rumnörgeln und die Kameraden im Stich lassen, ohne die man ziemlich aufgeschmissen gewesen wäre, ist schäbig.

abberline schrieb:Hinterher rumnörgeln

Weiß nicht ob das rumnörgeln ist.
Er macht ja eher klar, dass die Ortskräfte nicht alle geholfen haben um die Taliban los zu werden oder weil sie gegen die Taliban sind sondern, dass sie sich einfach nur Vorteile für ihre damalige momentane Situation versprochen haben. Also ein fürstliches Gehalt, Kleidung, Essen usw und einen Freibrief für ein Leben in Deutschland. Ich find das gar nicht so schlecht, dass so eine Einschätzung mal den Weg in die Öffentlichkeit findet.
Da sieht man mal, dass sie nicht alle geholfen haben um zu helfen sondern um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Ich glaub ihm, dass da Leute bei waren die für die Soldaten nur Verachtung übrig hatten. Umgekehrt war es bei einigen Soldaten wahrscheinlich genau so. Da sind 2 völlig unterschiedliche Welten aufeinander geprallt.