@NeoDeus Ich bin nicht dafür, dass man Gaza von der Welt abschottet, weil dabei unschuldige Menschen leiden. Aber - ist es nicht irgendwie gerechtfertigt, dass sich der israelische Staat schützen muss, wo doch genau letzte Woche ein Schiff gestoppt wurde, das Waffen und Raketen aus dem Iran zur Hamas schmuggeln sollte? Kann man einen Dauerbeschuss vonseiten der Hamas mit dem Leid in Gaza rechtfertigen, obwohl das nicht einmal die Hamas tut? Die Hamas gibt offen zu, dass sie um den Tempelberg, die Al-Aqsa-Moschee und den Felsendom kämpft. Im Artikel 7 der Hamas-Charta von 1988 steht, dass man nicht eher ruhen werde, ehe nicht alle Juden entweder vernichtet oder vertrieben worden sind.
Ich bin auch nicht dafür, dass man Menschen an Grenzübergängen/Checkpoints schikaniert. Aber darf eine palästinensische Frau ein Küchenmesser unter ihrem Schleier versteckt über die Grenze schmuggeln?
Ich finde es nicht gut, wenn die israelische Armee nach Ramallah oder Betlehem eindringt und dort bei Nacht und Nebel Menschen verhaftet. Aber wie will man sonst verhindern, dass die palästinensischen "Märtyrer" ihrerseits unschuldige Menschen mit in den Tod reißen? Am 23. März 2011 hat es nach langer Zeit wieder einen Anschlag mitten in Jerusalem gegeben. Allerdings eine Bombe ohne den dazugehörigen Märtyrer. Solltest Du davon nichts gehört haben, dann liegt das wohl daran, dass es die Weltöffentlichkeit nicht interessiert und deswegen nicht so viel in den Medien kam wie bei einem israelischen Luftangriff auf Hamas-Stellungen in Gaza.
Zu den Siedlungen:
Viele dieser Menschen sind verrückt, mag sein. Viele andere haben eine religiöse Motivation. Noch andere wollen vielleicht einfach nur den Arabern eins auswischen. Das kann auch vorkommen, meinetwegen. Aber dennoch: Muss man solche Leute deswegen umbringen?
Die Siedlungsfrage ist auch nicht so unkompliziert wie man hier denkt. Es gibt verschiedene Arten von Siedlungen:
Stadtteile von Jerusalem, die auf Land gebaut wurden, das vor 1967 einmal von den Jordaniern besetzt war - einen palästinensischen Staat hat es da nie gegeben. Okay, der Sechstagekrieg 1967 war kein Verteidigungskrieg Israels - oder doch? Die Ägypter hatten 100.000 Männer an der Grenze zusammengezogen. Die Jordanier standen auch bereit. Die Syrer hatten ihre Stellungen auf dem Golan verstärkt, um auf Israel zu schießen. Nur dumm, dass Israel die komplette ägyptische Luftwaffe mit einem Schlag auf dem Boden zerstört hat. So etwas wird in der Geschichte wohl als Angriffskrieg gewertet, und dementsprechend gilt der Bau von israelischen Stadtteilen auf dem damals beschlagnahmten Land wohl als Landraub.
Nächste Variante. Zum Beispiel Hebron: Dort lebten schon immer Juden - bis sie 1929 (als es landesweite Ausschreitungen gegen Juden gab) vertrieben oder ermordet wurden. Später haben ein paar religiöse Fanatiker wieder eine Siedlung errichtet. Heute ist Hebron geteilt. Und die Siedler sind richtig biestig, das weiß ich. Hebron ist übel. Aber die Frage bleibt: Wo die heutige Siedlung entstanden ist, wem gehört dieses Gebiet? Ist es arabisches Land, oder ist es das Land, das den Juden 1929 geraubt wurde? Wenn man schon in der Geschichte rumkramt, dann richtig.
Beispiel Itamar: Hier wurde eventuell auch arabisches Land von jüdischen Siedlern besetzt. Das kann schon sein. Und das ist nicht richtig so, das versteh ich. Aber hier sind wir beim springenden Punkt: Kann man überhaupt von israelischer Siedlungspolitik sprechen? Wer baut dort überhaupt? Ist es der israelische Staat? Nein, es sind oft einzelne Familien. Und noch etwas:
In den meisten Fällen wurden Siedlungen gegründet, nachdem man LAND VON ARABISCHEN BAUERN abgekauft hatte. Ganz legal haben Siedler ein Stück Land erworben und darauf gebaut. Jenseits jeder politischen Dimension.
Und noch etwas anderes, um das Bild des palästinensischen Bauern, dessen Olivenbaumplantagen geraubt werden, ein wenig zu entschärfen: Wenn israelische Siedler auf staatlich beschlagnahmten Land bauen, oder auf Land, das infolge eines von den Arabern VERLORENEN Krieges an Israel gekommen ist, sprechen wir von illegalen Siedlungen, Verbrechen, Landraub. Aber eine andere Frage: Wird automatisch jedes Stück (eventuell sogar staatliches) Land, auf das ein Pali seinen Olivenbaum pflanzt, zu seinem Privatbesitz? Da könnte man auch mal drüber nachdenken...
David gegen Goliat ist relativ. Israel hat nur arabische Nachbarn, deren Bevölkerung durchweg feindlich gesinnt ist. Klar, die Palästinenser sind in einer unschicklichen Lage. Aber auch auf der israelischen Seite leben Araber, die sich dort durchaus wohler fühlen als in der Obhut der PLO... Die Bevölkerung der Stadt Haifa besteht zu 20% aus Arabern. Und dort läuft es angeblich ganz gut. In Akko, ein wenig nördlich, war ich selber erst vor 4 Wochen. Da gibt es in der Neustadt gar keine getrennten Viertel, wie etwa in Jerusalem. Da gehen Araber, Drusen, Juden (israelische oder russische, egal) zusammen einkaufen. Von Gewalt oder Hass ist - zumindest aus meinen Augen - nichts zu spüren gewesen.
Man darf hier nicht pauschalisieren.
@Sophosaurus Kurze Anmerkung: Die Zweite Intifada endete im Jahre 2005. Ich wage zu bezweifeln, dass seitdem etwa zwei Drittel der israelischen Bevölkerung aus
Regionen südöstlich Moskaus
zugewandert sind...
:DEs stimmt, die meisten der Neueinwanderer seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion stammen aus Russland und der Ukraine. Aber selbst hier macht es keinen Sinn, die Leute wieder zurückzuschicken. Zum Vergleich: Etwa 35% der israelischen Bevölkerung besteht aus Juden, die vor, während oder nach 1948 aus arabischen (!) Ländern geflohen sind und übrigens - wie die palästinensischen Flüchtlinge - nichts von ihrem Hab und Gut mitnehmen durften. Sollten wir die etwa in den Iran, den Irak, nach Syrien oder Marokko zurückschicken? Damit man da ein wenig Ablenkung vom Alltag hat?
Wenn schon in Daten rumkruschteln, dann richtig.
;) Die Gründung Israels darf nicht nur auf den Holocaust geschoben werden. Ein jüdischer Staat war schon lange nötig.