Groucho schrieb:Für mich bleibt es ein religiöses Symbol, welches ich in staatlichen Einrichtungen nicht sehen möchte.
Warum störst du dich dermaßen daran? So lange der Staat deswegen nicht zur Theokratie wird, kann er doch zeigen, was er will. Über die Symbole als solche regen sich eigentlich nur fundamentalistische Anhänger nicht inkl
Der Davidstern, mit dem du dich schmückst, ist übrigens ebenfalls ein religiöses Symbol, und zwar aus derselben (der abrahamitischen) Tradition.
bla_bla schrieb:Aus meiner Sicht sollten Verfassungsrichter sich insbesondere dadurch auszeichnen, dass sie nicht politisch aktiv sind, in keiner Partei aktiv sind und vor allem, dass sie "konservativ" sind!
"Konservativ" bedeutet hier nicht, dass sie rechts sein sollen. "Konservativ" ist im Sinne von "bewahrend", "konservieren" gemeint.
Das ist jetzt witzig. Eigentlich bin ich sehr dafür, diese Kandidatin zu verhindern, aber in dem Kontext, den du präsentierst, muss ich sie fast verteidigen.
Konservatismus ist entweder, in seiner staatstragenden Form, das Engagement für die Erhaltung des Status Quo, oder, in seiner wilden Form, das Engagement für eine Rückkehr zu einer Ordnung, die als die wahre empfunden wird.
Die staatstragende Form des Konservatismus, auf die du offensichtlich abzielst, erlaubt ausdrücklich alles, was im Rahmen gegebenen Rechts möglich ist. Sie will nur nicht, dass dieser Rahmen gesprengt wird. Ein aktivistischer Verfassungsrichter, ob links, rechts oder quer, stellt für sie kein Problem dar, solange sein Aktivismus nicht über geltendes Recht hinausreicht.
Spätestens zur Corona-Zeit haben wir lernen müssen, dass unser Grundgesetz nicht ausreichend gegen autoritäre Bestrebungen geschützt ist, wenn sich das Volk einreden lässt, diese Bestrebungen mehrheitlich zu unterstützen. Und in letzter Zeit deutet sich an, dass man als Normalbürger nicht automatisch vor Richtern sicher ist, die nicht wissen, was ein Fragezeichen ist, und ein Zitat nicht von einer Meinungsäußerung unterscheiden können.
Diese Mängel zu beheben, wäre aber gerade nicht konservativ, sondern progressiv. Der staatstragende Konservatismus verteidigt die Mängel lieber, als sie beheben zu wollen, und der andere Konservatismus will die Mängel durch frühere Mängel ersetzen.
Was die Union gegen Gersdorf aufbringt, ist nicht deren fragwürdiges Verhältnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sondern der Umstand, dass Gersdorf sich nicht ausreichend der christlichen Lebenszwangsideologie unterwirft. Der konservative Christ liebt das ungeborene Leben so sehr, wie er das geborene gängelt. Jedes Kind soll unbedingt zur Welt kommen, aber wenn es auf der Welt ist, soll es gefälligst dankbar sein und produktiv arbeiten - oder das Echo ertragen.
Dass die Union diesen Plagiatsquatsch vorschützt, um ihre Ablehnung zu begründen, ist nur typisch. Auch wenn sich zumindest die CDU längst von der alten Erfolgsformel verabschiedet hat und nicht mehr weiß, wie man unfallfrei regiert, ist ihr die Lüge immer noch näher als die Ehrlichkeit.