@RoseHunter RoseHunter schrieb:Da wäre dann die Frage an dich, wo du die Grenze ziehst.
Wofür ist man verantwortlich, wofür nicht mehr und warum ziehst du genau da die Grenze?
Das ist so ein Spiel zwischen Kastensystem und 80er Jahre Sozialarbeiter: Keiner hat schuld, außer der Gesellschaft.
Irgendwo dazwischen befinden wir uns alle, die Frage ist nur, was ist aktuelle Mode und wie begründen wir unsere Position.
Ich würde sagen, man ist nur für seine eigenen Handlungen verantwortlich. Wenn mich jemand hasst, bin ich nicht dafür verantwortlich. Wenn sein Hass darauf beruht, dass ich ihm gegenüber einen Fehler gemacht habe, dann bin ich zwar für meinen Fehler verantwortlich, aber nicht dafür, wie ein anderer mit Hass dann darauf reagiert. Das nämlich liegt wiederum in dessen Verantwortung. Niemand hat ihn ja gezwungen, meinen Fehler mit Hass zu beantworten. Das war alleine wieder nur dessen eigene Entscheidung.
Und je nach Reifegrad der eigenen Entwicklung kann man auch nicht immer für alles voll verantwortlich gemacht werden, weil man die Folgen noch gar nicht absehen konnte. Das allerdings ist sehr individuell. Da kann man keine scharfe Grenze ziehen. Aber ganz generell erst einmal immer nur für die eigenen Handlungen und nicht für die eines anderen.
Ich will hier keineswegs den Eindruck erwecken, als hätte ich keine Schuld. Klar, ich habe einen Fehler gemacht. Den habe ich zu verantworten. Aber alles andere liegt eben nicht in meiner Verantwortung. Wie darauf andere dann reagieren, das liegt in deren Verantwortung.
Keiner hat Schuld ist natürlich Unsinn. Verantwortung und Schuld hängen sehr eng zusammen. Da wo Schuld ist, da liegt auch die Verantwortung. Und zwar deswegen, weil man in seiner Verantwortung versagt hat. Wäre man dieser gerecht geworden, wäre keine Schuld entstanden.
Und da wo Verantwortung liegt, entsteht auch die Schuld, nämlich durch das Versagen.
Aber dieses ständige für alles was einem widerfährt auch noch selber schuld zu sein, geht mir total gegen den Strich! Von wegen Karma, oder wegen der Sünden aus irgendwelchen früheren Leben...
Das ist auch eine prima Alibifunktion für die wahren Schuldigen, ihre Schuld den dummen anderen, die sich den Schuh dann vielleicht anziehen, in die Schuhe zu schieben. Es gibt von Natur aus Menschen, die unheimlich gerne alle Schuld ganz generell von sich abweisen. Das geht soweit, dass sie zB. nichtmal sagen würden: Ich hatte Probleme mit einem Fahrkartenautomaten, sondern der Fahrkartenautomat hatte Probleme mit ihnen
:DDann gibt es wieder Menschen, die sich von Natur aus, gleich jeden Schuh anziehen, selbst jene, die ihnen gar nicht passen und automatisch alles auf sich nehmen und sagen: Ich bin´s schuld, obwohl sie gar nichts damit zutun haben. Die meisten liegen wohl irgendwo dazwischen, mit einer Tendenz mehr hier oder dort hin.
Manchmal ist aber auch einfach besser, den Schuldbegriff gänzlich zu vermeiden. Zb. bei einem Suizidversuch. Es ist nicht wichtig, wer daran schuld hat! Es ist wichtig, dass so jemandem geholfen wird! Und das tut man sicher nicht, indem man die Schuld verteilt.
Was aktuell in Mode ist, interessiert mich dabei allerdings nicht. Darnach richte ich mich nur in der Mode selbst, also in dem was ich an Stoffen trage und meist nicht einmal das, aber in solchen Dingen sicher gar nicht.
Dann hierzu:
Man kann zwar nicht immer handeln. Aber mir ist handeln lieber als nicht handeln.
RoseHunter schrieb:Wobei Aktionismus ja auch einiges verderben kann.
Natürlich. Man kann durch sein Handeln auch ne Menge falsch machen oder kaputt machen, wo es besser gewesen wäre, mal nichts zu machen. Habe ich auch bei mir selber schon festgestellt. Allerdings auch erst immer im Nachhinein. Dadurch habe ich aber auch etwas gelernt.
RoseHunter schrieb:Ja, absichtslos und absichtslos bedeutet, dass die Egozentrik der Handlung minimiert wird.
Mit absichtslosem Handeln kann ich ehrlich gesagt, gar nichts anfangen.
Das wäre für mich sinnloses Handeln. Es darf keinen Sinn haben und keinen Zweck erfüllen. Weder für mich, noch für andere. Nein, solches handeln kann man sich sparen.
Ich bin eigentlich ein fauler Hund. Ich brauche also einen Beweggrund, eine Motivation um überhaupt zu handeln. Sonst würde ich lieber gar nichts tun. Und das geht nunmal nicht, ohne einen Beweggrund, ohne eine Motivation eine Handlung zu begehen.
RoseHunter schrieb:Die gute Absicht soll angeblich auch zählen, sagt man, ja.
Aber alle wissen, dass das Gegenteil von gut leider gut gemeint ist.
Ja, kenne ich auch. Trotzdem finde ich, ist das immer noch besser als gar nichts. Meine Güte, wir machen alle unsere Fehler. Besser Fehler machen, als gar nichts! Kommt natürlich auch auf die Schwere der Fehler an. Manchmal ist es dann ratsamer nichts zu machen. Das muss ein jeder selber im jeweiligen Moment für sich abwägen.
Noch hierzu:
Wie war das aus christlicher Sicht mit dem Sündigen nach der Bibel? Wer viel sündigt,
der hat auch viel geliebt. Und dem kann auch viel vergeben werden. Aber in der Karmalehre gibt es ja keine Vergebung.
RoseHunter schrieb:Ja nach Interpretation gibt es beim Karma nicht mal Schuld.
Also wenn man bei der Karmalehre die Vergebung streicht, ist es natürlich am sinnvollsten auch den Schuldbegriff zu streichen. Denn wo keine Schuld ist, braucht man auch nichts vergeben. Wenn man aber den Schuldbegriff streicht, muss man auch die Verantwortung streichen. Denn wo es keine Schuld gibt, gibt es auch keinen Verantwortlichen. Wenn hier in unserer westlichen Welt niemand mehr für sein Tun zur Verantwortung gezogen würde, dann gäbe es hier das reinste Chaos! Dann würde jeder machen was er will. Das wäre totale Anarchie, das würde aber nicht funktionieren!