@2Elai @Kayla Dazu kommt das Problem, dass die Lektüre der alttestamentlichen Bibelstellen meist Vorstellungen zur Voraussetzung hat, die das christliche Abendland für den Satan geprägt hat, und die sich im Laufe der Zeit vor allem im Mittelalter immer mehr von den biblischen Belegstellen entfernt haben (s.u. 3.). Es muss daher auch die Frage gestellt werden, ob das, was landläufig unter dem Satan verstanden wird, Anhaltspunkte in der alttestamentlichen Überlieferung hat – das ist nur sehr bedingt der Fall (s.u. 2.3.).
2.3. Zusammenfassendes zur theologischen Bedeutung des Satans im Alten Testament
Die Konzepte der Satansgestalt weisen im Alten Testament keine einheitliche Linie auf. Gemeinsamkeiten zwischen Hi 1f und Sach 3,1-7 zeigen sich in der Verortung des Satans unter die Gottessöhne bzw. den himmlischen Hofstaat JHWHs. Beide Stellen konvergieren zudem in einem bestimmten Aspekt der Rolle des Satans: Durch die Trennung von Satan und JHWH werden zwei Denkrichtungen personifiziert, die der Entlastung JHWHs dienen sollen. Das gelingt allerdings nur für Sach 3. Sowohl in Hi 1f als auch in Sach 3,1-7 soll JHWH in seinen positiven Eigenschaften hervorgehoben werden und dazu dient der Satan als negative Gegenfolie. Während der Satan konventionelles Denken im Rahmen des Tun-Ergehen-Zusammenhangs verkörpert, sprengt JHWH diesen Zusammenhang auf. JHWH von negativen Eigenschaften zu entlasten, gelingt allerdings nur bedingt: In Sach 3,1-7 wird zwar der Tun-Ergehen-Zusammenhang in positiver Weise von JHWH zugunsten des schuldigen Jeschua außer Kraft gesetzt, in Hi 1f jedoch erlaubt JHWH die Aufhebung des Tun-Ergehen-Zusammenhangs zuungunsten des unschuldigen Hiob.
3.1. Qumran
In Qumran ist die Wurzel שׂטן śṭn nur fünf Mal in fragmentarischen Texten erhalten. In 4QDibHama 1-2, IV,12 wird der śṭn im Zusammenhang mit der Völkerwallfahrt zum Zion genannt. 11QPsaPlea 15 bittet Gott um Schutz vor einem „unreinen Geist“, der parallel zu „einem Satan“ steht. Dagegen ist die Gestalt des → Belial / Beliar („Nichtsnutziger“), wie der „Engel der Finsternis“ (TestLev 19,1) auch in der zwischentestamentlichen Literatur bezeichnet wird (vgl. TestJos 7,4; TestLev 18,12; TestJud 25,3), ähnlich wie Asael (→ Asasel) erheblich prominenter. Er verkörpert im Dualismus von Gut und Böse die böse Realität (1QS 1,18.23; 2,5.19; 1QH 2,16; 4,13; 1QM 4,2; 14,9).
aus:
http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/zeichen/s/referenz/26113/cache/38e11293ba92b1be61ba4c75850bedfa/ (Archiv-Version vom 29.11.2012)