Optimist schrieb:keine literarische Figur, sondern eine biblische Figur
Die Bibel ist ein Text.
=> "biblisch" = "literarisch"
Optimist schrieb:was denn noch mal für Geburtsangaben?
"Herodes" und die "römische Steuererhebung"
Siehe hier:
Wikipedia: Jesus von Nazaret#Herkunft
Nach Mt 2,1 ff. und Lk 1,5 wurde er zu Lebzeiten des Herodes geboren, der laut Josephus 4 v. Chr. starb. Lk 2,1f. datiert Jesu Geburtsjahr auf eine von Kaiser Augustus angeordnete "erste" römische Volkszählung durch Eintragung von Grundbesitz in Steuerlisten unter Publius Sulpicius Quirinius. Dieser wurde jedoch erst 6/7 n. Chr. Statthalter Roms für Syrien und Judäa. Eine frühere derartige Steuererhebung ist dort unbelegt und gilt wegen der Steuerhoheit des Herodes als unwahrscheinlich.
Die "Geburt" fand demnach "vor 4 v.Chr." und "6 n.Chr." statt.
Das ist ein Abstand von mind. 10 Jahren.
Sorry, das gilt nicht für eine reale Person.
Der Wiki-Text ordnet dies dann "gläubig" ein, so als gäbe es kein 1. Jhd.:
Wikipedia: Jesus von Nazaret#Herkunft
Die NT-Angaben dazu sind widersprüchlich.
...
Lk 2,2 ist wahrscheinlich ein chronologischer Irrtum
Die Angaben sind nicht widersprüchlich und sie können kein Irrtum sein, denn sie sind für das Judentum im 1. Jhd. (und in den folgenden 2000 Jahren, einschliesslich heute) essenziell relevant - so einen Fehler macht kein Schreiber und auch kein Leser der ersten Jhd.e.
Die ganzen Angaben laufen auf ROM hinaus.
Die Römer haben den "Nahen Osten" ausgebeutet. Zuerst indirekt über den Herodes-Clan (ROM freundliche Griechen-Juden) und
danach in direkt eigener Regie.
Die Juden haben sich ständig dagegen gewehrt, aber es kam während der Herodes-Zeit nur zu kleinen Aufständen: es gab kein zündendes/vereinigendes Thema.
Erst bei der römischen Steuererhebung kam es über die Messias-Thematik zu einer grossen Wucht im Judentum.
Im Zentrum dieser Wucht steht eine Dynastie von Anführern ("Lehrern"), die im Konflikt mit Herodes und danach wegen der Stererhebung als Feinde ROMs bis in den jüdischen Krieg hinein wirkten.
Diese Vorgänge sind enorm und haben sich auf den ganzen Mittelmeerbereich ausgewirkt.
Das reicht locker aus als Startpunkt für eine neue Religion: im Zentrum die Messias-Thematik.
Jetzt kommst du und erzählst etwas von "die Historie interessiert dich nicht" und "weil im Bibel-Text eine Jesus-Person auftaucht, war da ein realer Jesus".
Sorry, bereits mit den Geburtsangaben beschreibt die Bibel die Vorgänge des 1.Jhd.
Die Beschreibung erfolgt lediglich über ein reichlich schräges Bild (Personifizierung der Bewegung) aber das Konzept dieses Bildes wird in der Bibel nicht versteckt, sondern steht im Zentrum des Christentums ("Leib des Messias").
Optimist schrieb:Es reicht, wenn man genau danach geht, was wirklich in der Bibel steht ;) ... ganz ohne historischen Hintergrund. Dieser ist nun mal für mich nicht relevant
Wenn du so vorgehen möchtest, dann darfst du das Wort "wirklich" nicht verwenden.
Es steht wirklich in der Bibel, dass die Geburt nicht zu einer Person passt.
Es steht wirklich in der Bibel, dass die Bewegung wie ein "Leib", ein Akteur angesehen wird.
Es stehen wirklich viele Andeutungen zu den damaligen Vorgängen in der Bibel, ohne dass es im Text um zwei Gruppen geht.
Schau dir mal diesen Text zu "Simon der Zelot" an.
Wikipedia: Simon Zelotes#Leben
Simon Zelotes war einer der zwölf Apostel Jesu (Mt 10,4; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13). Seinen Beinamen Zelotes, im Aramäischen "Kananäu", im Deutschen "der Eiferer", erhielt er wohl aufgrund seiner ursprünglichen Zugehörigkeit zur radikalen Zelotenpartei, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die römischen Besatzer gewaltsam zu vertreiben. Im Neuen Testament erscheint dieser Name in den Apostellisten; sonstige Details fehlen.
Im Bibeltext steht nirgendwo etwas davon, dass die "Jesus"-Vorgänge parallel zu einer anderen Gruppe stattfanden.
Woher kommt die Vorstellung, dass "Simon der Zelot" einen Wechsel durchlaufen hat?
Das steht nicht im Bibeltext.
In der Dynastie der "Lehrer" gab es in der ersten Hälfte des im 1.Jhd. tatsächlich einen "Simon".
Da im Bibeltext nur "Simon der Zelot" steht, muss allein über diese Angabe eine Information transportiert worden sein.
Für antike Leser muss dieser "Simon" ohne Probleme identifizierbar gewesen sein.
Dass es ein anderer als der Anführer ist, hätte im Bibeltext auftauchen müssen - steht aber nicht drin.
Wenn der Bibeltext es nun aber so darstellt, dass der Anführer der damaligen Messias-Bewegung als "Jünger" einem "Jesus" folgt, dann stellt sich hier die Frage "wer oder was ist Jesus?".
Die Antwort ist ganz einfach: "Jesus ist die Messias-Bewegung".
Der Anführer der Bewegung folgt niemand anderem, als der Bewegung selbst.
Interessant ist auch, dass dieser Anführer "Simon" der Sohn des ersten "Lehrers" ist.
Dieser Umstand würde auch sehr gut zum Bild "nachfolgender Jünger" passen, denn er ist ein nachfolgender Anführer.
"Jesus" würde hier dann für die allererste Phase der Messias-Bewegung stehen - zumindest an dieser Stelle.
Nirgendwo ein Widerspruch, aber halt reichlich Bildgestaltung.