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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

57 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Justiz, Urteil, Richter ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie findet ihr die deutsche Justiz?

14.09.2013 um 12:11
Zitat von KcKc schrieb:Es hat sich auch herausgestellt, dass die Frau psychisch krank ist, also weniger ,,aus reiner Bosheit" handelte, sondern weil sie geistig nicht normal war. Zwanghafte Lügnerin, zwanghafte Suche nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, im Mittelpunkt zu stehen, keine Empathie für andere Leute.

Ist auch eine Überlegung wert, ob sie eher in eine geschlossene Psychiatrie zur Behandlung gehöre.
Richtig, wenn es bei ihr wirklich nachweislich ist, so gehört sie auf unabsehbare Zeit in den Maßregelvollzug.

Ansonsten bleibe ich bei meiner Position, dass Strafen grundsätzlich eher im oberen Bereich des Strafmaßes angesetzt werden sollten und bei zu berücksichtigenden Strafmilderungsgründen die Strafe nach unten revidiert werden kann, anstatt Strafen grundsätzlich unten anzusetzen.
Zitat von KcKc schrieb:Und eine vernünftige Resozialisierung ist weitaus hilfreicher, als nur ,,harte Strafen".
Resozialisierungen benötigen, wie die meisten Therapien, Jahre um erfolgreich zu sein. Wobei bei Straftätern erstmal das Interesse an einer Umkehr des Verhaltens bewirkt werden muss.
Somit kann dem Resozialisierungsgedanken eigentlich nur genüge getan werden, wenn die Strafe auch eine entsprechende Länge hat.

Erst kommt die Strafe, dann die Sühne und wenn wir Glück haben, folgt dann die Einsicht. Und erst wenn die Einsicht erfolgt ist, dann wird eine Resozialisierung möglich sein.

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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

14.09.2013 um 12:20
@Turboboost

Resozialisierung muss nicht unbedingt Psycho- und Verhaltenstherapien beinhalten.

Resozialisierung kann, je nachdem, auch schon dadurch gegeben sein, dass man im Knast seinen Schulabschluss nachholen, eine Ausbildung oder ein Studium anfangen kann.

Resozialisierung kann auch die Förderung eines Umdenkens in der Gesellschaft sein, dass man ehemaligen Straftätern nicht sofort die Tür vor der Nase zuhaut, wenn man erfährt, dass sie mal im Gefängnis gesessen haben.

Daher bin ich übrigens auch gegen öffentliche Pranger, wo Bilder, Namen und Adressen veröffentlicht werden, ,,damit jeder weiss, wen er da als Nachbarn hat", wie das in Amerika auch gemacht wird.

Man kann Menschen nicht zu guten, anständigen Bürgern prügeln, so würde ich das mal sagen.

Es ist natürlich verständlich, wenn man mit manchen, ehemaligen Straftätern je nach Straftat nichts zu tun haben will. Ich würde auch nicht unbedingt mit einem Vergewaltiger arbeiten wollen.

Aber was, wenn er sich wirklich gewandelt hat und ich nicht weiss, was er mal getan hat, sondern ihn als den heutigen, anständigen Menschen kennenlerne? Dann wäre ich nicht voreingenommen, sondern würde ihn genauso kennen lernen und behandeln, wie alle anderen auch.


Er hätte die Chance, wieder ein Teil der Gesellschaft zu werden und ein besserer Mensch zu werden.


Diese Chance auf Besserung sollte man grundsätzlich allen Menschen gewähren. Das ist, glaube ich, sowohl im Sinne wahren Christentums als auch wahren Humanismus.

Wenn sie die Chance nicht nutzen und wegwerfen, dann ist das ihre Entscheidung.


Insbesondere sollte es angemessene Resozialisierungsmaßnahmen und Möglichkeiten geben bei solchen Verbrechen wie Körperverletzung, Diebstahl oder Drogenhandel auf niedrigem Niveau.


Ich befürworte solche Verbrechen keinesfalls und stelle keinesfalls in Frage, dass Strafen dafür her müssen.

Aber ich gebe mich nicht der verführerischen, einfach Illusion hin, einfach ,,harte Strafen" seien ausreichend, um das Problem der Kriminalität zu lösen oder auch nur im Zaum zu halten.

Zu einem guten und halbwegs anständigen Strafsystem gehört auch die Resozialisierung und die Möglichkeit, in die Gesellschaft zurückzukehren.

Ansonsten bleibt nur der Weg in die Berufskriminalität und damit ist der Gesellschaft dann doch wohl auch wieder nicht gedient.


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14.09.2013 um 12:37
@Kc
Zitat von KcKc schrieb:Resozialisierung kann, je nachdem, auch schon dadurch gegeben sein, dass man im Knast seinen Schulabschluss nachholen, eine Ausbildung oder ein Studium anfangen kann.
Den Strafcharakter setze ich aber davor. Bevor ich mir Gedanken mache, ob ich ihm in der Haft etwas ermögliche, was ihm, aus welchen gründen auch immer, was außerhalb der Haft nicht möglich war, hat bei mir der Strafgedanke Priorität.
Ich bin der Überzeugung dass nur durch Reue eine Einsicht und wirkliche Auseinandersetzung mit der Tat erfolgen kann. Ihm zu gebende Möglichkeiten (schulisch oder beruflich), würde ihm die Möglichkeit geben sich der Auseinandersetzung mit der Tat zu entziehen.
Von daher haben die von Ihnen genannten Möglichkeiten für mich persönlich nur nachrangigen Charakter, welche ich erst eröffnen würde, wenn die Reue erfolgt ist und ein wirklich feststellbares Umdenken stattgefunden hat. Alles andere wäre in meinen Augen ein Schlag ins Gesicht der Opfer.


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14.09.2013 um 12:50
@Turboboost

Die Strafe liegt im Freiheitsentzug. Was bringt es ihm, wenn er drei Jahre sitzt, nach drei Jahren stupidem Rumdümpeln in deinen Augen keine Reue zeigt (warum soll er das auch, wenn er keine Chance bekommt, sich zu beweisen?) und bspw. ohne Ausbildung als sagen wir 23-jähriger wieder in die Welt gelassen wird? Wo soll er nach seiner Haft einen festen Punkt aufbauen, der ihm ein straffreies Leben ermöglicht bzw. der ihm jegliche in seinen Augen "Not" nimmt, sich in seine früheren Kreise wieder einzufügen? Ein Straftäter, den man in die sichere Arbeitslosigkeit entlässt, bei dem stehen die Chancen, dass er sich fängt schlechter als einer, der hinterher eine Lehre und damit Wert für den Arbeitsmarkt vorweisen kann.

Man sollte sich mal vom Rachegedanken freimachen, es sind Freiheitsstrafen und keine "wir versauen dir dein zukünftiges Leben" Strafen. Wer echt glaubt, seine Zeit inner kleinen Zelle mit vielleicht noch nem Packen Arschlöchern zu fristen ist keine Strafe, wenn man ne Ausbildung währenddessen machen kann, der scheint sich über die Bedeutung, die die Freiheit, die man als Normalbürger hat, nicht im Klaren zu sein.


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14.09.2013 um 12:57
@GilbMLRS

Eine Haftanstalt ist kein Ausbildungszentrum.


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14.09.2013 um 13:23
@Turboboost

Nun dann würde ich doch mal die Frage stellen:

Warum gibt es trotz harter Strafen eine so hohe Rückfallquote der Insassen in amerikanischen Gefängnissen?

Warum bringt es allem Anschein nach nichts bis wenig, wenn sie dort, je nach Haftanstalt und Level, bis zu 23 Stunden täglich in einer kleinen, leeren Zelle sitzen?

Genug Zeit haben sie ja dann eigentlich, um ,,sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen".

Sind sie einfach von Natur aus schlecht und Verbrecher oder wie siehst du das?


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14.09.2013 um 13:40
@Kc

Warum gibt es wegen der drastischen Strafen in zB Saudi-Arabien eine so geringe Rückfallquote?

Die meisten Menschen die im Gefängnis landen, die haben doch eine kriminelle Karriere hinter sich. Erst als Jugendlicher toll als Gangsta fühlen. Klauen, stehlen, rauben und was sonst noch und erhalten eine Verwarnung nach der anderen. Erst viel zu spät geht es in Haft und da wird ein Umdenken kaum erzielt.
Zitat von KcKc schrieb:Warum bringt es allem Anschein nach nichts bis wenig, wenn sie dort, je nach Haftanstalt und Level, bis zu 23 Stunden täglich in einer kleinen, leeren Zelle sitzen?
Liegt vielleicht daran, dass sehr, sehr viele aufgrund von Bandenkriminalität dort einsitzen und nach der Haft wieder zur Bande zurückkehren und mit dem Scheiß weitermachen.
Zitat von KcKc schrieb:Sind sie einfach von Natur aus schlecht und Verbrecher oder wie siehst du das?
Ich bin der Überzeugung dass es durchaus schlechte Menschen gibt, die von Grund auf schlecht und verdorben sind und wo jede Maßnahme vergebens wäre.


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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

14.09.2013 um 13:54
@Turboboost

Vielleicht deshalb, weil die Saudis ganz gerne gleich die Todesstrafe für Drogenhandel oder Raub beispielsweise raushauen? ;)

Tote haben es etwas schwerer, wieder kriminell zu werden.

Also, beantwortet hast du ja meine Frage dann noch nicht, warum trotz harter Strafen die Rückfallquote in den USA sehr hoch ist, finde ich.
Zitat von TurboboostTurboboost schrieb:Die meisten Menschen die im Gefängnis landen, die haben doch eine kriminelle Karriere hinter sich. Erst als Jugendlicher toll als Gangsta fühlen. Klauen, stehlen, rauben und was sonst noch und erhalten eine Verwarnung nach der anderen. Erst viel zu spät geht es in Haft und da wird ein Umdenken kaum erzielt.
Na Moment - Jugendlichen gleich am Anfang auf die Finger zu klopfen, wenn sie quasi in Gefahr sind, eine kriminelle Karriere einzuschlagen, ist eine ganz andere Baustelle, als wir eben besprochen haben!

Aber auch bei dieser Angelegenheit gilt: Ihnen muss dabei geholfen werden, ein Leben ohne Kriminalität zu führen. Das beinhaltet auch, wenn sie beispielsweise wegen Körperverletzung tatsächlich 6 Monate Jugendhaft kriegen sollten, sie dann nicht einfach wieder auf die Straße zu stellen, sondern sich um sie zu kümmern, wie es auch zum Teil in Deutschland geschieht.

Die korrekte Mischung zwischen Strafe und Resozialisierung ist entscheidend!

Wenn sie dagegen allein durch knallharte Strafen und Abwendung der Gesellschaft vermittelt bekommen:,,Du bist unten durch, für immer", dann bleibt ihnen nur noch der Weg in die Kriminalität.
Zitat von TurboboostTurboboost schrieb:Liegt vielleicht daran, dass sehr, sehr viele aufgrund von Bandenkriminalität dort einsitzen und nach der Haft wieder zur Bande zurückkehren und mit dem Scheiß weitermachen.
Wen verwundert das, wenn die anderen Gangmitglieder die einzigen sind, die sich für einen interessieren? Die noch mit dir abhängen, die dir einen Job verschaffen können und wenn`s nur der als Grasdealer ist - während die Gesellschaft sich von dir abgewendet hat und sagt:,,Wir wollen nichts mehr mit dir zu tun haben. Du hast mit Drogen gedealt. Verschwinde!"

Wer keine Perspektive in einem Leben ohne Kriminalität hat, weil er keinen Schulabschluss hat, keine Ausbildung, auch nicht dafür angenommen wird, wer keine anständig bezahlte Arbeit findet, sondern froh sein kann, wenn er beim Chinesen in der Bronx die Küche putzen darf, der denkt sich dann wohl kaum:,,Ja, das hab ich verdient, jetzt muss ich immer am Rande der Gesellschaft leben, das ist meine Strafe...vielleicht werde ich irgendwann mal gerettet und man bietet mir was gutes an..." und ist still, sondern der sagt sich doch:

,,Ich hab Mist gebaut, stimmt. Aber was für eine Wahl hab ich nun, als wieder zu dealen, das einzige, was ich kann? Die Gesellschaft gibt mir ja nichts anderes, man schlägt mir die Tür vor der Nase zu und weist mich hinweg, weil ich einmal Mist gemacht hab. Also, mal sehen, wo ich was verticken kann..."


Wer verhindern will, dass die Leute in ihre Gangs zurückkehren, der muss ihnen auch Perspektiven außerhalb des Ganglebens geben!
Zitat von TurboboostTurboboost schrieb:Ich bin der Überzeugung dass es durchaus schlechte Menschen gibt, die von Grund auf schlecht und verdorben sind und wo jede Maßnahme vergebens wäre.
Meine Frage war aber, ob alle diese Leute, die in derartigen Gefängnissen, in denen es 23 Stunden Einschluss und nichts zu tun gibt, von Grund auf schlechte Menschen sind.

Du weichst aus, wenn du meinst:,,Manche sicherlich...".


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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

14.09.2013 um 14:06
@Turboboost

Soooo viele Bandenkriminelle sinds nun auch wieder nicht. Das hält sich in Grenzen. Da sind die, die wegen Gewalttaten und Betrug sitzen schon zahlreicher. Da ich jeden Tag Hunderte Strafakten durch die Kante bugsier, kann ich mir ganz gut nen Bild davon machen, in welchem Verhältnis die Delikte zueinander stehen.


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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

09.01.2014 um 12:49
Tja, wie finde ich die Justiz...wie finde ich sie, wenn ich mir jetzt mal zwei Urteile vergleichend von ein und dem selben Richter anschaue

Tat und Urteil 1
Der Angeklagte wirkt verwirrt. Walter Z. ist 84 Jahre, hat sich zuvor noch nie strafbar gemacht und steht jetzt vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts.



Die Anklage lautet "besonders schwere Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung". Am 24. November steckte Walter Z. in einem Netto-Markt in Spandau zwei Tüten Kaffee ein. Es war ein Sonderangebot. "Jacobs Krönung" für 3,49 Euro. Anschließend wollte der ehemalige Bauhelfer den Netto-Markt verlassen, wurde jedoch von einer Detektivin aufgehalten. Walter Z. sprühte ihr daraufhin Pfefferspray ins Gesicht.

Die 22-Jährige ist als Zeugin geladen. Sie habe auch an diesem Tag eine Brille getragen, sagt sie. Deswegen hielt sich der Schaden auch in Grenzen: gereizte Augen, was sich mit Tropfen lindern ließ. Und an den Oberarmen, die sich schützend vors Gesicht gehalten hatte, ein paar Pusteln. Sie nimmt auch sofort die Entschuldigung des Angeklagten an.

Der zweite Zeuge ist ein Polizist. Der 44-Jährige war nicht im Dienst, beobachtete nur zufällig die Flucht des alten Mannes aus dem Netto-Markt. Er überwältigte Walter Z., informierte seine Kollegen und übergab ihnen den Delinquenten.

Walter Z. konnte schon nach seiner Festnahme nicht sagen, warum er den Kaffee zu stehlen versuchte. Geld hatte er dabei. Während einer Prozesspause erzählt er im Gerichtsflur, dass er den Kaffee für seine Frau haben wollte. "Sie trinkt gern Kaffee", sagt er. Die beiden sind schon seit mehr als 50 Jahre verheiratet, leben in Spandau, haben vier Enkel und zwei Urenkel. Das Pfefferspray habe er bei sich gehabt, weil er schon mal überfallen worden sei. Danach habe er sich die Dose gekauft und immer bei sich getragen. Er wirkt auch bei diesem Gespräch etwas verwirrt. Später, im Gerichtssaal, wird er den Richter immer wieder unterbrechen. Wie ein Kind, das Regeln nicht begreift.

Es scheint möglich, dass Walter Z. am 24. November versehentlich den Kaffee in seine Tasche steckte, weil er verwirrt war. Und dass er in diesem Moment nicht verstand, was die Detektivin von ihm wollte - und sich einfach nur angegriffen fühlte, weil er immer noch verwirrt war.

Das wurde nach der Festnahme leider nicht geprüft. Und so kam Walter Z. vor Gericht. Dort beteuert er, dass ihm das "nie wieder passieren" werde. "Ich leide unter Platzangst." Und schon die drei Stunden in der Polizei-Zelle hätten ihm mächtig zugesetzt. Das Gericht verurteilt ihn zu einem Jahr und zwei Monaten Haft, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung. "Auch wenn es nur zwei Tüten Kaffee waren, handelt es sich bei diesem Fall um schwere räuberische Erpressung", sagt Richter Carsten Wolke, allerdings nur im minder schweren Fall.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article106223426/Zwei-Tueten-Kaffee-als-Beute.html

und dann der gleiche Richter mit Tat und Urteil Nummer 2
Intensivtäter fährt 19-Jährige tot - und bekommt Bewährung

Beim Einsteigen ins Taxi ist eine 19-Jährige im September 2012 überfahren worden. Der Unfallfahrer war mit überhöhter Geschwindigkeit und ohne Führerschein unterwegs. Die Strafe fällt milde aus.

Die 19-jährige Anabell S. wollte in den frühen Morgenstunden des 15. September 2012 nach einer Feier sicher nach Hause kommen. Deswegen beschlossen sie und ihr Begleiter, am Stralauer Platz, unweit des Ostbahnhofs, ein Taxi zu nehmen. Die beiden standen auf einem Fahrradweg zwischen Straße und Gehsteig, wollten gerade einsteigen, als sie von einem Opel-Kleintransporter erfasst wurden. Die Abiturientin wurde gegen einen Mast geschleudert und starb noch am Unfallort. Ihr Begleiter erlitt zahlreiche Prellungen und war mehrere Wochen arbeitsunfähig.

Der Fahrer des Kleintransporters wurde am Mittwoch von einer Moabiter Strafkammer zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Die Strafe bezog sich nicht nur auf fahrlässige Tötung, dem heute 20-jährigen Miriton C. wurden auch noch andere Straftaten vorgeworfen; darunter Raub und gefährliche Körperverletzung. Verurteilt – zu 16 Monaten auf Bewährung – wurde auch der Zwillingsbruder des Hauptangeklagten. Beide müssen zudem jeweils 150 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten. Sie sind mehrfach vorbestraft und gelten als polizeibekannte Intensivtäter.

Egzon C. saß bei der Fahrt am 15. September auf dem Beifahrersitz des Kleintransporters und hatte sich nach dem Unfall bei der Polizei als Unfallfahrer ausgegeben, weil sein Bruder Miriton C. keine Fahrerlaubnis besaß. Sie hätten sich nach dem schweren Unfall nur um sich selbst und nicht um die Geschädigten gekümmert, kritisierte der Vorsitzende Richter Carsten Wolke. So habe der im Polizeiabschnitt äußerst aggressiv auftretende Egzon C. zu einem Beamten, der ihm die schlimmen Folgen des Unfalls vorhielt, gesagt: "Ist mir doch egal, wenn sie auf der Straße laufen." Wenig später hatte Egzon C. einen Feuerlöscher von der Wand gerissen und versucht, auf die Polizisten einzuschlagen.


Plötzlich ein lauter Schlag


Vor Gericht hatte Miriton C. klargestellt, dass er zur Tatzeit hinter dem Lenkrad saß. Angeblich sei er "normal gefahren, nicht gerast", hieß es in der Erklärung, die sein Verteidiger verlas. Vor einer Ampel habe er anhalten müssen. Ganz links habe ein Mercedes gestanden, auf der mittleren Spur ein Taxi. Beide Fahrzeuge seien bei Grün weitaus schneller losgefahren als er. Und dann sei das Taxi plötzlich nach rechts gezogen, direkt in seine Spur. Er habe nur noch die Möglichkeit gesehen, das Taxi rechts zu überholen. Personen habe er nicht gesehen. Kurz darauf habe er einen lauten Schlag gehört, und irgendwas sei nach rechts weggeflogen.

Schon zu Prozessbeginn wurden für die Zwillingsbrüder vom Gericht und der Staatsanwaltschaft Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt. Voraussetzung für diesen sogenannten Deal seien jedoch "von Reue getragene Geständnisse". Genau das sah die Kammer nach der ersten Erklärung des Angeklagten Miriton C. als nicht erfüllt. Nach kurzer Beratung zwischen dem Angeklagten und seinem Verteidiger wurde die Erklärung modifiziert: Miriton C. ließ seinen Anwalt erklären, dass er vielleicht doch etwas zu schnell gefahren sei und stärker hätte bremsen oder nach links ausweichen können. Dem Gericht reichte das. Der Vorsitzende Richter Wolke hob bei der Urteilsbegründung lobend hervor, die Angeklagten hätten "zu einem relativ frühen Zeitpunkt Geständnisse abgelegt", die von der Kammer auch "als glaubhaft befunden worden" seien.


Der Fahrer war zu schnell unterwegs


Letztlich hatte sich auch durch Miriton C.s nachgebessertes Geständnis nur bestätigt, was ohnehin bewiesen schien: Es war unstrittig, dass die Opfer zum Zeitpunkt des Unfalls auf dem vermeintlich sicheren Fahrradstreifen standen. Mehrere Zeugen sagten aus, der Kleintransporter sei mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren. Nach den Berechnungen eines Sachverständigen war Miriton C. mit einer Geschwindigkeit von mindestens 62 Stundenkilometern unterwegs. Hätte er die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern eingehalten, so der Gutachter, wäre der Unfall durch rechtzeitiges Bremsen zu verhindern gewesen.

Die Angehörigen der bei dem Unfall getöteten Anabell S. waren von dem Prozess enttäuscht. Es sei ihnen nicht um Rache oder höhere Strafen gegangen, erklärte Anwältin Katja Mueller, die vor Gericht die Nebenkläger vertrat. Ein von Reue getragenes Geständnis sei für ihre Mandanten jedoch nicht zu erkennen gewesen. Die beiden Angeklagten hätten sich in diesem Prozess nicht ein einziges Mal geäußert, es gebe "keine persönliche Stellungsnahme". Grund dafür, so die Anwältin, sei auch der schon zu Prozessbeginn geschlossene Deal. Auch sonst zeige das Verhalten der Angeklagten "keine wirkliche Auseinandersetzung mit der Tat", sondern lasse "eher auf Prozesstaktik schließen".
http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article123681920/Intensivtaeter-faehrt-19-Jaehrige-tot-und-bekommt-Bewaehrung.html

Was soll ich jetzt davon halten? Ich finde bisher keine Antwort die nicht schwer beleidigend wäre


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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

17.01.2014 um 14:30
Ich glaube ich muss mich berichtigen, die Juristen im Lande sind gar nicht so blöd...nein, sie sind noch viel blöder...
Da beschäftigen sich doch tatsächlich 5 Richter am Bundesgerichtshof wegen der Kopiekosten in Höhe von 2,45 Euro, nachdeem vorher schon wegen dem so wertvollen Streitbetrag 3 Instanzen durchklagt worden sind.
Wenn man meint blöder gehts nciht mehr, dann kommt irgendwo ein Juristchen her...

http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&az=XII%20ZB%20159/12&nr=66489


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Zerox ehemaliges Mitglied

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Wie findet ihr die deutsche Justiz?

18.01.2014 um 23:04
Kommt auf die Thematik an....


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