Der Fall Gustl Mollath
08.08.2014 um 21:35Anzeige
Cognition schrieb:Die Argumentation von Oberstaatsanwältin und der Nebenklägerin, mehr äußer ich mich auch nicht dazu.Könnte es sein, dass du im falschen Film besser gesagt falschen Prozess bist?
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Gustl Mollath ...
Er führt die Menschentraube, bewaffnet mit Kameras und Mikrofonen, in den vorderen Bereich des Gerichtssaals.
Hier dürfen eigentlich nur Staatsanwälte, Verteidiger und Gutachter Platz nehmen. Und Mollath, der Angeklagte, der im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen Prozesses steht. Er hat sich hier wohl ein Hausrecht herausgenommen und besteht auf Fernsehaufnahmen unter dem Kreuz an der Wand.
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In seiner Einlassung legt er all das dar, was er seit Jahren wie ein Mantra betet, was er in zahllosen Konvoluten an Richter, Behörden und Medien behauptete: Mollath glaubt an eine Verschwörung seiner Ex-Frau und von Vertretern der HypoVereinsbank, für die sie einst arbeitete, und die in höchste Kreise des Freistaates Bayern führen soll.
Mit hochrotem Kopf verliest Mollath seine Einlassung, "die ich ohne Hilfe meiner Rechtsanwälte verfassen musste, obwohl ich sie mehrfach darum bat".
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"In meinem Fall gab es immer unglaubliche Einflussnahmen aus der bayerischen Politik", lautet Mollaths Anklage, verlesen vom derzeit wohl prominentesten Angeklagten des Landes.
Als Zeugen für seine Theorien eines aus seiner Sicht korrupten bayerischen Staates dienen ihm zwielichtige Privatermittler und der zwischenzeitlich zum selbsternannten Chefaufklärer mutierte bayerische Ex-Finanzbeamte Wilhelm Schlötterer. Ihn will er unbedingt als Zeugen hören und verliert sich dabei in seinem Vortrag in Verästelungen angeblicher Zusammenhänge zwischen Richtern und Schwarzgeldkonten.
"Meine frühere Ehefrau war in hoch strafwürdige, illegale Finanz- und Geldgeschäfte verwickelt. Das Strafmaß wäre zwischen fünf und zehn Jahren Freiheitsstrafe gewesen." Er habe seine Pflicht als Bürger und als "treuer Ehemann erfüllt, weil ich sie davon abhalten wollte. Als sie merkte, ich mache diese Ankündigung wahr, wollte sie mich entsorgen und warf mir diese Straftaten vor." Das sei ihr gelungen – er sei durch die "Hölle" gegangen in der Psychiatrie. Dann nennt Mollath kreuz und quer neue Zeugen, fordert neue Gutachten, stellt Beweisanträge.
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Oberstaatsanwalt Wolfhard Meindl zerlegt jeden einzelnen Antrag und erläutert ruhig, aber streng, warum keiner davon rechtsstaatlichen Grundlagen entspricht. "Was bitte soll Herr Schlötterer über eine angebliche Verschwörung in höchsten Kreisen beitragen? All das sind Allgemeinplätze, wie sie in dieser Hauptverhandlung zahlreich behauptet wurden", sagt Meindl.
Dann hagelt es Strafanzeigen, die Mollath in den Gerichtssaal schleudert. Drei, vier, fünfmal sagt er das Wort "Strafanzeige" und ordnet es Zeugen zu, die in dem Prozess vernommen wurden und die ihn früher verurteilten oder begutachteten. "Ich zeige den früheren Richter Otto Brixner an", sagt Mollath noch, da unterbricht ihn Richterin Elke Escher: "Bei mir können Sie keine Strafanzeigen stellen."
Die Stimmung im Gerichtssaal ist aufgeheizt an diesem vorletzten Prozesstag. Als Mollath mit seinen endlosen Beweisanträgen, Strafanzeigen und kruden Verschwörungstheorien endet, gibt es sogar Applaus von seinen Unterstützern – den unterbindet Richterin Escher natürlich umgehend.
Die überaus geduldige Richterin Escher lehnt seine Beweisanträge letztlich aus rechtlichen Gründen ab.
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jaska schrieb:Die überaus geduldige Richterin Escher lehnt seine Beweisanträge letztlich aus rechtlichen Gründen ab.Ich weiß es nicht und der Sinn erschließt sich auch nicht.
Cognition schrieb: in einer solchen AusnahmesituationUnd worin unterscheidet sich Mollaths jetziges Verhalten zu dem vor und im ersten Prozess? Wo siehst Du eine Ausnahmesituation, die sich in seinem Verhalten niederschlägt?
jaska schrieb:Und worin unterscheidet sich Mollaths jetziges Verhalten zu dem vor und im ersten Prozess? Wo siehst Du eine Ausnahmesituation, die sich in seinem Verhalten niederschlägt?Genauso ist es. So sehe ich das auch @jaska
Beides Mal lebt er völlig in seiner eigenen Welt, zieht sein eigenes Ding durch unbeirrt von seiner Umwelt. Er postuliert Verschwörungen gigantischen Ausmaßes, erkennt nicht mal die Bemühungen von Verteidiger und Gericht an und bereitet sich und die Medien schon auf eine Niederlage vor. Denn folgt das Gericht seiner Forderung und sieht ihn nicht als den Täter (wie angeklagt), dann nimmt er das als Bestätigung seines ihm widerfahrenen Unrechts. Andernfalls ist er weiterhin Opfer einer umfassenden Intrige gegen ihn.
Aber Verantwortung für sich, die Vorwürfe gegen ihn, Gewalt gegen seine Frau und dass er mit seinem merkwürdiges Verhalten samt Verweigerung jeglicher Stellungnahme auch sein Scherflein zu der langen Unterbringung beigetragen hat? Fehlanzeige.
Cognition schrieb:Ich verstehe es sehr wohl, eine Krähe pickt der anderen nicht die Augen aus, ich finde Mollaths "krudes" Verhalten durchaus menschlich und in einer solchen Ausnahmesituation völlig normal.Du findest sein Verhalten "völlig normal" ????? Oh weia....
Und worin unterscheidet sich Mollaths jetziges Verhalten zu dem ... im ersten Prozess?Er hat im zweiten Prozess weder Zeitung gelesen noch Passagen aus aus dem Nürnberger Prozess zitiert.
jaska schrieb:Er führt die Menschentraube, bewaffnet mit Kameras und Mikrofonen, in den vorderen Bereich des Gerichtssaals.Mollath als "Führer"? Die werden ihm sensationshungrig gefolgt sein - na und?
Hier dürfen eigentlich nur Staatsanwälte, Verteidiger und Gutachter Platz nehmen. Und Mollath, der Angeklagte, der im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen Prozesses steht. Er hat sich hier wohl ein Hausrecht herausgenommen und besteht auf Fernsehaufnahmen unter dem Kreuz an der Wand.
jaska schrieb:Stimmt, jetzt wo Du es sagst.:D :D
Diesmal hatte er aber auch immer sein Regensburger Leitungswasser dabei :)
Und einen Fanclub.
Rho-ny-theta schrieb:Die Ursache seiner Verkalkung wäre allerdings geklärt.:D :D
Rho-ny-theta schrieb:Die Region um Regensburg hat mit 20.0°dH mit eines der härtesten Wässer Deutschlands.Danke für die Info @Rho-ny-theta . In meiner Stadt ist der Härtegrad auch ziemlich hoch.
Standard ist so 12-14°dH.
ramisha schrieb:Aber wer nimmt so jemanden, der so lange in der Klapse saß, schon ernst. Auch ein Normalo hätte Schwierigkeiten, ...Erkläre doch mal bitte, was G.M. für dich ist, wenn du ihm absprichst, ein "Normalo" zu sein?
ramisha schrieb:Komisch, dass Otto-Normalverbraucher täglich beim Blick in die Zeitung eines Besseren belehrt wird. Da werden selbst Spitzenpolitiker, Menschen von Rang und Namen aus der Öffentlichkeit auf einmal zu armseligen Würstchen, die Steuern hinterziehen, Schwarzgeldkonten haben oder sich auf andere Art bereichern.Ich habe die von dir zitierte Personengruppen nie auf einen Sockel gehoben, für mich sind das Menschen, die genau so Fehler machen, wie jeder andere auch und deshalb mutieren sie für mich dann auch nicht zu "armseligen Würstchen".
ramisha schrieb:Und dann kommt einer wie Mollath und will was an die große Glocke hängen? Wo gibt's denn sowas?Vor allem, wenn man nichts hat, was man an die große Glocke hängen könnte. Oder wo sind irgendwelche Belege, das Thema Schwarzgeld betreffend? Er konnte nur aufdecken, dass seine Frau ihrem Arbeitgeber gegenüber nicht loyal war. Mehr war nicht.
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Protest vor dem Gericht
Oder etwa doch? "Frau Vorsitzende, ganz kurz, darf ich mir einen Schluck Wasser eingießen?", fragt Mollath. "Ich würde dann gern noch den Antrag von Herrn Strate ergänzen." Mollath nestelt umständlich eine Flasche aus der Sporttasche, schraubt sie auf, gießt ein, schraubt wieder zu. Dann sagt er in die Stille hinein: "Das ist Regensburger Leitungswasser."
Da zieht Strate die Bremse: "Frau Vorsitzende, ich bitte um eine kurze Beratungspause mit meinem Mandanten.
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