Aliki schrieb:Die Argumentationslinie Mafia und Vatikan im Fall Emanuela Orlandi ist nicht off topic sondern folgerichtig. Es gibt im Gegenteil starke Argumente, die für eine Verbindung sprechen.
Grundlage sind die Verstrickungen des Vatikan (hier die Vatikan Bank Istituto per le Opere di Religione sowie die Banco Ambrosiano, deren Hauptaktionär das Istituto per le Opere di Religione, kurz IOR, ist) mit der Mafia.
Die Mafia Theorie favorisiere ich als eine von zweien. Es war viel Geld im Spiel, und einiges ist bis heute nicht wirklich geklärt im Zusammenhang mit der Vatikanbank und der Banco Ambrosiano. Sehr dubios und undurchsichtig war zudem der angebliche Selbstmord von Roberto Calvi und die verschiedenen Tätigkeiten von Monsignore Marcinkus.
Die Theorie um Ali Agca würde ich aber auch nicht völlig aus den Augen verlieren. In wessen Auftrag er handelte, welche Rolle er spielte und ob er jemals die Wahrheit gesagt hat, bleibt alles reine Spekulation. Interessant finde ich in dem Zusammenhang noch eine Aussage von Rosario Priore, dem damaligen Untersuchungsrichter beim römischen Tribunal:
. 10. Mai 1981 (Anmerkung von mir - 3 Tage vor dem Attentat !) besuchte der Papst die Kirche San Tommaso d'Aquino in Rom. Einer der Gläubigen fotografierte. In der Mitte einer Gruppe älterer Personen auf dem Foto, die herbeigeströmt waren, um den Papst zu sehen, erkennt man einen jungen Mann, der laut Rosario Priore entweder Ağca selbst oder sein "perfekter Doppelgänger" war. Wie kam dieser Mensch in ein reserviertes Areal, nur wenige Schritte vom Papst entfernt, also dort, wo man im Besitz eines Erlaubnisscheins sein mußte, der von der Präfektur des Päpstlichen Hauses ausgestellt wird ?
Diese Frage wird noch beunruhigender, wenn man bedenkt, daß damals Ercole Orlandi die Erlaubnisscheine aushändigte, die von der Präfektur ausgestellt wurden, und das war der Vater Emanuelas, des Mädchens, das zwei Jahre später entführt und nie wieder aufgefunden wurde.
(Quelle: "Die kleine Welt des Vatikans" von Aldo Maria Valli)
Emanuelas Vater war auch überzeugt, daß es im Vatikan einen Maufwurf gegeben haben muß, der die Entführer über alle Bemühungen auf dem laufenden hielt und es zudem Warnungen über geplante Entführungen von verschiedenen Seiten, speziell dem franz. Geheimdienst gab. Dennoch wurden niemand der dort lebenden Familien informiert.
(Quelle: Das Buch "Mia sorella Emanuela" von F. Peronaci und ebenfalls das Buch "Die kleine Welt des Vatikans" von Aldo Maria Valli)