14 Taucher suchten vergeblich nach dem spurlos verschwundenen Nico S.
Von Hans Georg Frank
Heilbronn. Alle Taucher der Polizei in Baden-Württemberg, mit Ausnahme der am Bodensee stationierten Einheit, haben gestern erneut nach dem vermissten Nico S. (17) im Altarm des Neckars gesucht. "Das ist noch einmal ein Versuch", erklärte Michael Hönig, Chef der Heilbronner Wasserpolizei, der 14 Taucher aus seiner Dienststelle, aus Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim und Kehl in das Gebiet zwischen Friedrich-Ebert-Brücke und ZEAG-Wasserkraftwerk beordert hatte. Schon zweimal zuvor war der Fluss abgesucht worden - vergebens. Auch zwei Fahrten der Feuerwehr mit einem Boot, das mit einem Sonargerät ausgerüstet war, brachten kein Licht in das Dunkel um den verschwundenen Jugendlichen aus Obersulm-Willsbach.
"Wir wissen nichts", fasste Polizeisprecher Rainer Köller gestern die Erkenntnisse seiner Kollegen zusammen. Seit die Vermisstenanzeige erstattet wurde, ist sowohl der Fluss als auch der Uferbereich abgesucht worden. Kräfte der Bereitschaftspolizei schauten sich auf den angrenzenden Grünflächen beinahe jeden Grashalm an - von Nico keine Spur, nicht einmal sein Handy konnte geortet werden. Auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera verhalf nicht zum Durchbruch bei der konzertierten Aktion. "Viel mehr geht nicht", sagte Köller.
Nico hatte, wie mehrfach berichtet, den Abend des Nikolaustages in der Szenekneipe "Gartenlaube" verbracht. Dort hat er nach Polizeiangaben so intensiv gezecht, dass er offenbar gestützt werden musste. Auf dem Heimweg begegneten die Freunde einem Quartett, das sich gerade über die Teilnahme am Heilbronner Firmenlauf unterhielt und mal eben aus Spaß einen kurzen Sprint hinlegte. Allem Anschein nach ist Nico ein paar Meter mitgerannt, dann aber plötzlich wieder weg gewesen. Die Hobbysportler hatten sich nach einem Aufruf der Polizei gemeldet, konnten aber nichts zur Klärung des rätselhaften Falles beitragen.
Familie und Freunde hatten rund 5000 Handzettel verteilt - eine solche Dimension hatte noch keine Suchaktion in Heilbronn. Überall hängen diese Flyer, an Bäumen, Laternen, an den Ständen auf dem Weihnachtsmarkt, am Kinderkarussell und an der Kilianskirche, an Schaufenster und Verteilerkästen. Nicos Vater hat eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt für Hinweise, die Aufschluss über den Verbleib seines Sohnes geben. Bei der Polizei gingen zwar rund 30 Hinweise ein, aber kein einziger brachte sie weiter. Auch die Verbreitung über Facebook war nicht hilfreich.
Zunächst vielversprechend klang der Tipp eines Obdachlosen, der Nico in der Nähe der Rosenbergbrücke gesehen haben wollte. Angeblich habe der Jugendliche gefragt, wo es einen Geldautomaten gebe, weil er 6000 Euro abheben wolle - der Betrag entspricht ziemlich genau dem Kontoguthaben Nicos. Aber auch diese Hoffnung hat sich zerschlagen.
Die Polizei ist sicher, dass sich Nico nicht abgesetzt hat. "Das ist ein gefestigter Charakter, er stammt aus einem geordneten Elternhaus", sagte Rainer Köller.
Für die Taucher blieb der gestrige Einsatz im fünf Grad kalten Wasser ohne Erfolg - auch wenn sie das Flussbett gleichsam mehrere Stunden lang abtasteten.
Unklar ist nach wie vor auch, was in jener Nacht tatsächlich passiert ist. "Ein Nüchterner, der in den Neckar fällt, würde sofort versuchen, ans Ufer zu kommen", weiß der Chef der Wasserschutzpolizei, "aber ein Betrunkener kann irrational reagieren und möglicherweise ans andere Ufer schwimmen - und dabei wird er abgetrieben."
http://www.rnz.de/suedwest/00_20131217060000_110259136_14_Taucher_suchten_vergeblich_nach_dem_spurlos.html (Archiv-Version vom 20.12.2013)