Doppelmord Babenhausen

Meine persönliche Meinung:

Beim Mord wurde kein Schalldämpfer verwendet, wie in der PDF-Anleitung beschrieben. Ich vermute, der Täter hat einen selbstgebauten Schalldämpfer anderer Art (z.B. aus Metall) verwendet. Das ist hier im Thread schon ausführlich diskutiert worden. Das Gericht hat zwar angenommen, der Schalldämpfer habe ziemlich genau der Anleitung entsprochen (weil das die Begründung erleichtert), aber ich meine, die Bauschaumspuren am Tatort geben das so nicht wirklich her. Das hatte ich schon aufgrund des BKA-Gutachtens (soweit es im Urteil dargestellt wurde) vermutet, und das neue waffentechnische Gutachten ging auch in diese Richtung.

Da aber Waffe und Schalldämpfer nicht gefunden wurden, ist es überhaupt problematisch, aus den Spuren am Tatort auf die genaue Beschaffenheit der Tatmittel zu schließen. Man kann daraus nur schließen, dass höchstwahrscheinlich eine Waffe der Bauart P38/1 und ein selbstgebauter Schalldämpfer unter Einsatz von handelsüblichen Bauschaum eingesetzt wurde. Dieser Schalldämpfer ging wohl nicht zu Bruch und neigte dazu, mit jedem Schuss mehr Bauschaum auszustoßen. Aufgrund der Anleitung meinte das Gericht, er müsse so oder so ähnlich konstruiert gewesen sein. Aber das ist mehr Spekulation denn gesichertes Wissen.

Von § 359 Nr. 5 StPO losgelöst: Das wäre trotzdem schon für eine Verurteilung nicht wirklich relevant. Die Indizien in ihrer Gesamtheit würden nur wenig schwerer wiegen. Die frappierende Übereinstimmung zwischen einer vom Angeklagten aufgerufenen Webseite und der Tatortspuren bliebe bestehen. Wenn das aber schon beim Urteil so ist, ist es bei der Wiederaufnahme erst recht so.

Erfolg bemisst sich manchmal auch in anderen Maßstäben. So billigt das OLG im Grunde die Argumente der "Urteilskritiker", zumindest soweit diese die Verwertung eines mangelhaft erstatten Gutachtens und eine unzureichende Sachverhaltsaufklärung im Erkenntnissverfahren betreffen.

Numehr wird das Wiederaufnahmevorbringen abweichend vom Wiederaufnahmegericht und der Staatsanwaltschaft gewürdigt, das immerhin neue Beweismittel bzw. Tatsachen vorgebracht wurden, diesen aber die Eignung fehle eine andere Entscheidung zu begründen.

Hier "zerschießt" das OLG etwas die glatte Vorlage für eine erfolgreiche Beschwerde beim BVerfG. Man wird sich nun damit pointiert auseinander setzen müssen, inwiefern die Entscheidung mit der von Verfassungs wegen gebotenen Effektivität des Rechtsbehelf noch vertretbar ist.

Die Entscheidungsgründe ermangeln ja, wie in der Stellungnahme der Verteidigung hierzu bereits angemerkt, einer gewissen Logik, da einerseits ausgeführt wird, für die Feststellungen in den Urteilsgründen zum Verteilungsmuster von Bauschaumpartikeln am Tatort, bedürfe es einer Schusserie zum Beweis, die auf der DVD definitiv nicht enthallten sei, dem Wiederaufnahmevorbringen käme aber hier keine Novität zu, da die Strafkammer die Erkenntnise zum Beweisthema auch irgendwie anders erlangt haben könnte, ohne hierfür Anhaltspunkte aus den Urteilsgründen oder Protokoll der Hauptverhandlung benennen zu können.

Rüdiger schrieb:da die Strafkammer die Erkenntnise zum Beweisthema auch irgendwie anders erlangt haben könnte, ohne hierfür Anhaltspunkte aus den Urteilsgründen oder Protokoll der Hauptverhandlung benennen zu können

Und das heisst:

Scheiss egal Was da mit den Schüssen und dem Schalldämpfer war oder nicht war. Obwohl es behauptet wurde. Du wurdest verurteilt und das bleibt so.
Überspitzt und "Du" IST AD.

@Tiho
Bis jetzt wurden hier selbst abwegige Argumente ganz überwiegend sachlich diskutiert. Dein Beitrag fällt da raus.

@Rüdiger
Stimmt schon. Das war nur meine persönliche Interpretation
Von dem hier...was ich schnell überflogen habe:

Rüdiger schrieb:da die Strafkammer die Erkenntnise zum Beweisthema auch irgendwie anders erlangt haben könnte, ohne hierfür Anhaltspunkte aus den Urteilsgründen oder Protokoll der Hauptverhandlung benennen zu können.

Bin ganz neutral nur bei einigen Indizien finde ich seltsam wie die Ermittler da rangekommen sind.

Tiho schrieb:Bin ganz neutral nur bei einigen Indizien finde ich seltsam wie die Ermittler da rangekommen sind.

Gute Ermittlungsarbeit scheidet von vorneherein als mögliche Erklärung aus?

@falstaff
Aber natürlich. Das ist doch die Basis aller Kriminalfälle. Ermittler sind ungeeignet, schlampig und tun nichts lieber als gegen Unschuldige zu ermitteln. Und damit das Ganze nicht auffliegt werden sie von Staatsanwaltschaft und den Gerichten gedeckt. Ziemlich schamlos das Ganze und in Stein gemeißelt....

Leider verschwinden die wirklichen Fehlurteile hinter den Flutwellen an vermeintlichen Justizskandalen, die einfach nur von einer Interessenspartei laut rausposaunt werden müssen und schon gibt es Anhänger, die bereitwillig alles glauben.
Bisschen irre ist das schon...

Tiho schrieb:Bin ganz neutral nur bei einigen Indizien finde ich seltsam wie die Ermittler da rangekommen sind.

Das mit der Schalldämpferanleitung deutet auf sehr gute ergebnisoffene Ermittlungsarbeit hin.
Die Durchsuchung in Darsows Firma hätte ja auch ergeben können das jemand anders die Anleitung heruntergeladen hat.
Stattdessen war das Ergebnis das Darsow sie nicht nur heruntergeladen , sondern auch ausgedruckt hat.

Sicher muss sagen : Die Ermittler hatten einen verdammt guten Riecher!
Das kann man sicher als seltsam bezeichnen.
Aber solange ergebnisoffen gearbeitet wird ist imho alles Roger.

@jaska
Nicht nur völlig neben der Sache, sondern auch großer Quatsch.

Ermittler arbeiten weisungsgebunden im Auftrag der Staatsanwaltschaften und sind an Recht und Gesetz gebunden, diese entscheiden auch nicht wer Unschuldig oder wer Täter ist.

Das obliegt ausschließlich dem gesetzlich bestimmten Richter.

Hier geht es darum ob ein begründeter gesetzlicher Wiederaufnahmegrund vorliegt. Das OLG Frankfurt hat ja nunmehr Fehler im Erkenntnisverfahren zugestanden, auch wenn es im Ergebnis dazu kommt, das Urteil habe dennoch Bestand.

falstaff schrieb:Gute Ermittlungsarbeit scheidet von vorneherein als mögliche Erklärung aus?

Ne, das zählt bei einigen hier nicht. Zeugenaussagen werden überbewertet. Jahrelange Lärmbelästigung runtergebrochen von Fr. D. auf ein einziges Mal....

Spezieller Schmauch der in der Zusammensetzung Selten ist und direkt auf die Tatwaffe/MUN hinweist - gekonnt ignoriert usw.

Praktisch keine vernünftige Möglichkeit um zu diskutieren.

Und gedruckt hat die Anleitung auf Arbeit auch ein anderer. Der Waffen Narr....immer waren es die anderen. Wer sonst. Nur dass das Urteil letztendlich sehr stimmig ist, interessiert die Gegner 0

Da bin ich dann raus.

@Rüdiger
Mein Beitrag war ironisch gemeint.

threefish schrieb:Die Ermittler hatten einen verdammt guten Riecher!
Das kann man sicher als seltsam bezeichnen.

Kann man nicht einfach sagen, dass die Vermutung nahe liegt, dass eine sozial isolierte Familie wie die Tolls nicht mit so vielen Leuten aneinander geraten sein können, dass es ganz offensichtlich ein persönlich motivierter Rachefeldzug war und das die einzigen, von denen man hörte, sie hätten Probleme mit den Tolls gehabt, die Nachbarn waren?
Wo der Mann zufällig für die Tatnacht kein Alibi hat?

Ich halte das für keinen guten Riecher, sondern simple Deduktion, das Naheliegende. Ist doch auch immer das Argument der Darsow-Seite, dass die Ermittler sich den erst-Besten herausgesucht haben und eben nicht genau hingeschaut haben?

Heribert schrieb:Spezieller Schmauch der in der Zusammensetzung Selten ist und direkt auf die Tatwaffe/MUN hinweist - gekonnt ignoriert usw.

Vielleicht stützt sich der nächste WA-Antrag auf ein neues Gutachten, wonach die gefundenen Schmauchspuren an der Hose "falsch" interpretiert wurde. Im Fall Böhringer geht es ja im zweiten WA-Anlauf auch um die Blutspuren am Sakko der Toten, die angeblich ganz neue Erkenntnisse liefern....

Andante schrieb:Vielleicht stützt sich der nächste WA-Antrag auf ein neues Gutachten, wonach die gefundenen Schmauchspuren an der Hose "falsch" interpretiert wurde. Im Fall Böhringer geht es ja im zweiten WA-Anlauf auch um die Blutspuren am Sakko der Toten, die angeblich ganz neue Erkenntnisse liefern....

Den Rechtsweg darf man ausschöpfen. Ob Strate und FR. D. das mitspielen - wer weiß.

Vielleicht zaubern Sie neue Beweise aus dem Hut - und widerlegen den Lärm nun vollständig.

Und weg ist das Motiv!

Andante schrieb:Vielleicht stützt sich der nächste WA-Antrag auf ein neues Gutachten, wonach die gefundenen Schmauchspuren an der Hose "falsch" interpretiert wurde.

Und um hier eine zusätzlich öffentlich wirksame Komponente zu erwirken, beauftragt man Mark Benecke für das entsprechende Gutachten.

EinElch schrieb:Ich halte das für keinen guten Riecher, sondern simple Deduktion, das Naheliegende. Ist doch auch immer das Argument der Darsow-Seite, dass die Ermittler sich den erst-Besten herausgesucht haben und eben nicht genau hingeschaut haben?

Doch, es war ein "guter Richer" der ermittelnden Beamten.

Bis zur Verhaftung von A.D. verging ein Jahr. Auf die Spur ist man letztlich gekommen, weil man Bauschaumpartikel am Tatort, besser: an allen drei Tatorten gefunden hat und diesen Umstand zunächst nicht zuordnen konnte. Wie dann von den Bauschaumpartikeln auf einen selbstgebauten Schalldämpfer und dann auf den Internetauftritt von silencer geschlossen wurde, ist im Urtail ausführlich dargelegt.

Mitnichten hat man sich (entgegen anderen Behauptungen) auf Herrn D. "eingeschossen". Nachdem Herr D. als Zeuge vernommen wurde, man sogar in Betracht gezogen hat ihn als Verdächtigen zu vernehmen, hat man weiter in alle Richtungen ermittelt.

Erst kurz vor seiner Verhaftung hat man dann die Ermittlungsmaßnahmen ergriffen, die letztlich zu seiner Verhaftung, Überführung und Verurteilung führten.

Heribert schrieb:Und weg ist das Motiv!

Im Urteil wird ausführlich dargelegt, dass nicht nur Lärm, sondern auch das Verhalten des Nachbarn als störend, unangenehm und unangemessen empfunden wurde. Insgesamt hat das Gericht in seinem Urteil ausführlich dargelegt, dass man der Nachbarsfamilie aus verschiedenen Gründen nicht wohlgesonnen war.

RinTin schrieb:Mitnichten hat man sich (entgegen anderen Behauptungen) auf Herrn D. "eingeschossen".

Der Meinung bin ich auch "mitnichten".

Meint ihr, AD schläft im Gefängnis auch mit Ohrschutz oder hat er sich das wieder abgewöhnt- oder gibt es weniger Lärm da im Bau?

Schade das er nicht ausgesagt hat, um seine Sichtweise zu schildern. Aber es ist sein Recht!

@Andante
In der Tat könnten die Schmauchspuren noch eine Rolle spielen. Wobei die Elementkombination Blei, Barium, Antimon nicht selten sind, hier in der Kombination mit Aluminium. Selten war die Munition ( Überschallmuition des Hersteller Poongsan Metal Company, Seoul), nicht die Schussrückstände die vom Anzündsatz oder aus Abrieb vom Projektil stammen.

Wobei an der Hose auch abweichend zum Tatortbefund die Kombination mit Kalium gefunden wurde.

Gegenstand des Interesse könnten nunmehr neu entwickelte forensische Datierungsmethoden für Schussrückstände sein. Hierbei werden organische Schussrückstände und deren Alterungsverhalten untersucht, was Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Schussabgabe zulässt.