Doppelmord Babenhausen

Ich gehe im Folgenden davon aus, dass Herr Darsow tatsächlich der Täter ist. Dies ist nur ein wertfreies Gedankenspiel, denn ich bin weder davon überzeugt, dass er es war, noch, dass er es nicht war.

Was ich nicht nur in diesem Fall, sondern grundsätzlich bei vielen Tätern nicht nachvollziehen kann, die anhand von Indizien verurteilt wurden: Herr Darsow macht einen durchaus klugen Eindruck auf mich. Wie kann es dann sein, dass er kognitiv offenbar nicht dazu in der Lage war, die nun vorliegende Indizienkette bereits vor seiner Tat in Gedanken durchzuspielen? Das verlangt einem doch wahrlich nicht viel Denkleistung ab. In dem Moment hätte ihm klar sein müssen, dass er nicht nur ins Visier der Ermittler geraten wird, sondern anhand dieser Indizien verurteilt werden kann. Er googelt von seinem Arbeitsrechner nach einer Bauanleitung für den dann verwendeten Schalldämpfer. Er verwendet dazu Baumaterialien von seiner Arbeitsstelle. Er hatte schonmal nachweislich einen Konflikt mit seinen Nachbarn. Seine Frau ist nicht daheim und er hat kein Alibi.

Wie kann man unter diesen Voraussetzungen trotzdem einen Mord begehen?

@Arsonist

Taten wie dieser geht ja meist eine lange Leidenszeit voraus, in der sich eine Menge aufstaut.
Nach jahrelangem Kampf gegen den krankmachenden Lärm dürfte sein Blick für solche Gedankenspiele nicht mehr objektiv genug gewesen sein.

All zu dumm hat er sich ja nicht angestellt, immerhin gibt es zig Leute, die glauben, er war's nicht. ;)

Man kann einem Menschen nur bis vor die Stirn kucken. Alles was sich im Kopf abspielt
bleibt uns verborgen und verbirgt manchmal unglaubliche Abgründe.

@Risk-Officer

Das Problem ist doch auch, selbst wenn er wollte, ab einem gewissen Punkt KONNTE er doch gar nicht mehr gestehen. Er hatte seiner Frau mehrfach geschworen, dass er es nicht war, ihm war und ist wahrscheinlich am Wichtigsten, was SIE von ihm denkt, und je mehr sie für ihn und um ihn kämpft/e, desto mehr kam er in die Situation, dass er es gar nicht mehr gestehen KANN, ohne vor ihr und allen, die sie im Kampf für seine Freilassung um sich geschart hat, völlig das Gesicht zu verlieren. Nach allem, was sie für ihn erkämpft und erfochten hat inzwischen, wenn er ihr da sagen würde, Schatz, du, sorry, ich war es doch, was würde sie wohl tun? Sie und seine Familie sind alles, was ihm noch geblieben ist - er kann nicht riskieren, das auch noch zu verlieren, daher würde er (und jeder andere in seiner Situation auch) eher lügen bis ins Grab.

Als Ehefrau würde man ihm selbst wahrscheinlich auch glauben, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, dass der eigene Partner, mit dem man durch dick und dünn gegangen ist seit Jahren, von dem man meint, ihn durch und durch zu kennen, einem sowas verheimlichen kann und würde über so einen langen Zeitraum.

@diegraefin

Völlig richtig und somit ist die Ehefrau ein weiteres Opfer seines Handelns.

Arsonist schrieb:Wie kann man unter diesen Voraussetzungen trotzdem einen Mord begehen?

Deine Überlegungen führen zu dem absurden Schluss, dass Morde die aufgeklärt wurden, überhaupt nicht begangen worden sein können. Das Problem ist hier weniger der Schluss, als das was du voraussetzt: Und das ist der perfekte, allwissende Mörder, der alle Eventualitäten in seinem Kopf durchspielen, sämtliche unvorhergesehen Ereignisse vorhersehen kann, einen perfekten Plan entwirft und den dann auch noch perfekt umsetzt.

@Arsonist

Arsonist schrieb:Er googelt von seinem Arbeitsrechner nach einer Bauanleitung für den dann verwendeten Schalldämpfer.

Beim Durchlesen des Urteils war ich ja auch schon fast dazu geneigt zu sagen,…..wie kann man nur so blöd sein, (weil ich beruflich Einblick in diese Materie habe) man muss doch wissen, dass man diese Dinge in der heutigen Zeit nachvollziehen kann.
Mein Mann zum Beispiel ist am PC ein reiner Anwender der Programme, die er täglich im Beruf benötigt. Er hat über die „tiefer“ liegenden Dinge überhaupt keine Ahnung. Löschen in den Papierkorb, ggf diesen noch löschen und ER denkt……alles ist weg….für immer. Bisschen googlen und das war’s. Was danach mit Suchanfragen usw. passiert, weiss der eh nicht. So Menschen gibt es halt auch noch und vielleicht war A.D. auch einer von denen. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Ansonsten müsste ja wirklich ein Kollege / der Admin am Rechner gewesen sein. Aber die hatten ja keinen Bezug zur Familie T. und schon gar kein Motiv.

Ich gebe dahingehend @KonradTönz1 Recht, man kann nicht immer alles im Voraus planen und vorhersehen, dann gäbe es nur noch perfekte Morde und keinen Täter und das ist auch in Zukunft ziemlich unwahrscheinlich.

Das Problem, das Handeln eines Mörders nachvollziehen zu wollen, besteht darin daß
es für "unerfahrene" nur schwer möglich ist die eigenen ethischen und moralischen
Grenzen auszuschalten. Dadurch ergeben sich Aussagen wie "das glaube ich nicht" oder
"so kann es nicht gewesen sein".

So kommt es unweigerlich zu Unschuldsvermutungen und der Weg die Unschuldsrichtung
einzuschlagen ist für das Gehirn wesentlich vertrauter.

@Risk-Officer

Ich denke, diese Tat passte auch nicht zum normalen Wesen des A.D., weshalb es für sein Umfeld auch schwer bis unmöglich ist, sich vorzustellen, er könne das getan haben. Es ist eine Verzweiflungstat in meinen Augen, gewachsen aus jahrelangem "Leid", wenn man es so nennen kann, er hat sich dazu irgendwann entschlossen wie ein hungriger Vegetarier sich dazu entschließen würde, dem Huhn den Kopf abzuhacken, weil er sonst verhungern würde. Eine Tat, die er wahrscheinlich im Grunde seines Herzens selbst verabscheut und nur begangen hat des Ziels wegen, endlich Ruhe zu haben. Wahrscheinlich fällt es ihm auch vor sich selbst leichter, es zu leugnen als dazu zu stehen, weil es eben nicht zu ihm selbst passt vom Grund seines Wesens her. Und er möchte natürlich in den Augen seiner Frau der Mann sein und bleiben, den sie in ihm sieht: Den, den sie liebt, und der zu sowas Schrecklichem nicht fähig wäre.

@Lisa_s

Kleine Frage. Könnte dein Mann einen Rechner so manipulieren, dass er nicht mehr bootet ohne das es offensichtliche Schäden gibt?

Die Sache mit dem selbstgebastelten Schalldämpfer finde ich seltsam. Ist es so ein großes Problem an einen vernünftigen Schalldämpfer ranzukommen?

Schimpanski schrieb:Die Sache mit dem selbstgebastelten Schalldämpfer finde ich seltsam. Ist es so ein großes Problem an einen vernünftigen Schalldämpfer ranzukommen?

Gute Frage, zumal das Rankommen an die Waffe ja scheinbar kein Problem war.

@Wireless
Ich behaupte mal, nein, das könnte er sicherlich nicht.

@diegraefin
@Schimpanski

Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht schwer ist an einen Schalldämpfer für diese Waffe zu kommen aber vielleicht viel zu auffällig !?
Vielleicht dachte er, es ist sicherer sich einen selbst zu bauen und hat nicht damit gerechnet, dass man es am PC nachvollziehen kann. Wäre ja möglich.

Mein Mann ist handwerklich auch nicht geschickt, wir müssen auch für jeden Pups einen Handwerker rufen, was aber vor allem auch daran liegt, dass mein Mann total perfektionistisch ist und das dann lieber fachgerecht gemacht bekommt als "schief und krumm".

Trotzdem kennt er sich super mit Computern aus, hat selbst schon den eigenen PC mehrfach komplett auseinander- und neu zusammengebaut. Das Eine schließt also das Andere nicht aus.

@Lisa_s

Aber woher hatte er die Waffe? Die Waffe + Munition dafür zu besorgen kann nicht auffälliger sein als sich auch noch einen Schalldämpfer dazu zu besorgen, oder? Das mit der Waffe macht mir Kopfzerbrechen. Sowas hat man ja nicht einfach so rumliegen, sowas bekommt man auch nicht an jeder Ecke...

@Lisa_s
@diegraefin

... jemand besorgt sich eine "saubere" Waffe ohne Schalldämpfer, um diesen dann selber zu basteln - finde ich einfach dämlich, wenn nicht gar absurd.

Wireless schrieb:Kleine Frage. Könnte dein Mann einen Rechner so manipulieren, dass er nicht mehr bootet ohne das es offensichtliche Schäden gibt?

das ist schon wieder eine Umdeutung der Indizienfaktenlage.
Auf Seite 245 des Urteiles steht, der Admin bestellte einen neuern Rechner weil die Festplatte "kaputt" war.

Eine Festplatte "kaputt" zu machen ist schon deutlich einfacher als ein Betriebssystem so zu manipulieren, das es nicht mehr bootet. zumal der Bürokollege als Zeuge gesehen hat, dass der Verurteilte am "offenen Rechner" "rumgeschraubt" habe

ich traue sehr vielen Leuten zu mit "rumschrauben" am "offenen Rechner" eine Festplatte "kaputt" zu bekommen

@diegraefin
das stimmt, da habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht und noch keine Antwort auf diese Frage.

@Schimpanski
da hast Du Recht, nur, man weiss ja nicht wie er an die Waffe kam, vielleicht war dort eben kein Schalldämpfer dabei. Entwendet, gefunden.......eher unwahrscheinlich aber dann hat man halt keinen Schalldämpfer.