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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 16:00
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich traue elitären Oberstufen-Schülern, die gerade drauf und dran sind, mit der Reifeprüfung in der Tasche zu geachteten Ärzten, Lehrern, Managern und Politikern zu werden, die absurde Idee nicht zu, ein Kind zu entführen und in einen Erdbunker zu sperren.

Dieses Maß an krimineller Energie traue ich nur Personen zu, die eine gewisse Erfahrung im kriminellen Handeln mitbringen und die sich auch durch eine gewisse Rohheit bzw. Empathielosigkeit auszeichnen. Um des Geldes willen ein Kind in diese Kiste zu sperren - Süßigkeiten und Groschenromane hin oder her - ist eine Kaltherzigkeit, die nur abgebrühte Naturen entwickeln.

Ich traue ihnen auch nicht zu, das in kollusivem Zusammenwirken mehrerer Person im Keller des Internets vorzubereiten, ohne dass ein Lehrer, Erzieher oder Hausmeister etwas mitbekommt oder einer der Beteiligten in den letzten 40 Jahren einen Ton von sich gegeben zu haben.

Das ist Stoff aus einem Krimi, für den es vermutlich auch an echten Vorbildern an einer Uni oder einem College mangelt. Die These ist sehr klischeehaft und bei allem Respekt für den Bruder des Opfers dessen Zielen auch nicht förderlich.
Mazurek war ein Kleinkrimineller. Wenn er der Täter gewesen wäre, warum hätte er die Geldübergabe nicht durchziehen sollen? Weil Ursula´s Mutter am Telefon einen Lebendbeweis gefordert hatte? Wenn Mazurek der eiskalte Killer wäre als der er immer dargestellt wird hätte er die Geldübergabe weiterverfolgt.
Den wahren Tätern ging es nie um Geld! Denen ging es nur um Aufmerksamkeit. Der zweite Erpresserbrief ist so dilettantisch eine Geldübergabe hätte nie funktioniert. Außerdem enthält dieser zweite Brief nicht viel neues im Vergleich zum Ersten Brief.

Die Täter waren einfach komplett überfordert nachdem sie feststellten das Ursula in der Kiste nicht mehr aufwachte.

Warum wurde nicht am LEH ermittelt? Warum zogen die Polizisten nach ca. 2 Stunden warten unverrichteter Dinge wieder ab?

Wir müssen immer daran denken wir sind im Jahr 1981 FJS ist der König von Bayern und der Sohn seines Waffenlobbyisten ist in einem Internat in dessen unmittelbaren Nähe sich ein Tötungsdelikt ereignet hat.

Wenn du mal die ganzen Nachrichten über Michael Herrmann im Netz gelesen hast, wirst du feststellen das Herr Herrmann dieser These in keinster Weise abgeneigt ist.

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 16:26
(Seite 118 ff)
Wie der damalige erste Sachbearbeiter KHK _____ aus seiner Erinnerung vortrug, sei ________ erstmals am 06.10.1981 ins Visier der Ermittler geraten, als bei der Polizei ein Hinweis des Zeugen _____ eingegangen sei, dass sein Untermieter, der arbeitslose ___________ am 15.09.1981 gegen 20.30 Uhr mit seinem Mofa und einem Spaten heimgekommen sei und er ihn bereits einige Tage vorher mit Mofa und Spaten habe wegfahren sehen. Nach den weiteren Ausführungen des Zeugen ____ sei man dann in einer ersten Befragung am 22.10.1981 an ________ herangetreten.
(…)

Der Zeuge _____, der auch heute noch eine minutiöse Erinnerung an die
damaligen Ereignisse hat, berichtete, dass _______ im Rahmen seiner ersten Beschuldigtenvernehmung am 25.02.1982 auch eingehend zu seinem Verhältnis zu dem Angeklagten Mazurek befragt worden sei und diesen hierbei in keiner Form belastet habe. Nachdem ________ über Nacht in polizeilichem Gewahrsam behalten worden sei, habe man die Vernehmung am nächsten Tag fortgesetzt. In der Beschuldigtenvernehmung am 26.02.1982 sei es im Wesentlichen um andere Straftaten des ____ ____________ sowie um dessen Spatenfahrten gegangen. Der Komplex Mazurek sei an diesem Tag nicht mehr thematisiert worden. Der Zeuge ______ der ebenfalls noch eine exzellente Erinnerung an die Vernehmungssituation hat, bestätigte glaubhaft, dass man __________ nur die bekannten Fakten
vorgehalten habe, nämlich die Spatenfahrten bei denen er gesehen worden sei. Weitere Details, z.B. von der Vergrabungsstelle, habe man nicht angesprochen.
Ausschlaggebend für mich ist die folgende Situation:

1. P. wird vier Monate nach einer ersten Befragung zum ungeklärten Mord an Ursula H. erneut – diesmal als Beschuldigter -vernommen! (Mazureks Name war übrigens bis dahin schon mit der Tat gemunkelt worden)

2. In der Beschuldigtenvernehmung vom 25.02.1982 ging es um das Verhältnis Ps zu Mazurek und den Spatenfahrten

3. P bleibt über Nacht in Polizeigewahrsam

4. Bei der Fortsetzung am 26.02.1982 ging es neben den anderen Straftaten auch um die Spatenfahrten: Hier muss P. zunächst auch die ursprüngliche Angabe vom 22.10.1981 wiederholt haben, nämlich dass er mit seinem Spaten zu seinen Schwiegereltern nach Utting gefahren sei ihn dann aber wieder heimlich zurückholte damit seine Frau garteln kann, dann aus Kalkül wieder zu den Schwiegereltern brachte weil er die Vermieter tuscheln hörte und aufgrund der Entführung ja „eins und eins „ zusammen zählen konnte. (Urteil Seiten 119 u. 144)


Nimmt man jetzt einfach mal an, daß P die Wahrheit gesagt hatte, dann saß da ein ziemlich verzweifelter Mensch in einer Beschuldigtenvernehmung, der zu Beginn des ersten Vernehmungstages am 25.02.1982 bereits nach Bier gefragt hatte (Seite 160). Als Deltaalkoholiker war der quasi ja auch auf seinen Spiegel angewiesen, dürfte daher doppelt unangenehm für ihn gewesen sein.

Ich war noch nie über Nacht in Polizeigewahrsam, ich kann mir aber vorstellen, daß man sich in einer solchen Situation Gedanken macht und gerade P, der ja nicht das erste Mal mit der Polizei zu tun hatte war sich im Klaren darüber, daß er ab jetzt so schnell keine Ruhe mehr haben wird. Den Beschuldigtenstatus hatte er und für Polizeigewahrsam reichte es auch schon.
Worauf ich hinaus will: die Argumentation im Urteil:
Seite 120:
Für das Gericht steht daher fest, dass sich _________ zu einem Zeitpunkt zu seinem „Geständnis“ entschloss, als seine Vernehmung an sich abgeschlossen war, sich der psychische Druck der vorangegangenen Vernehmungen am 25.02.1982 und am Vormittag des 26.02.1982 bereits abgebaut hatte und er nur noch die angefertigten Protokolle durchlesen und unterzeichnen sollte, ehe er auf freien Fuß gesetzt worden wäre.
kann ich nicht teilen, die Situation mag für die beiden Beamten und die Schreibkraft vielleicht entspannt(er) gewesen sein, was P subjektiv empfand, kann keiner wissen.Ich glaube ehrlich der hatte trotz der im Urteil suggerierten lockeren Atmosphäre noch immer mächtig Schiss und großen Respekt vor den beiden Beamten, immerhin bahnte sich das „Geständnis“ über die Kontaktaufnahme mit dem schwächsten Glied (Schreibkraft) an, nachdem, der KHM und der KHK nicht mit im Raum waren. Zu ihr sagte er dann wohl auch noch sowas wie “, dass er niemand zu Unrecht belasten wolle“ (S. 120) und erhielt die Antwort: „dass die Beamten schon selbst feststellen würden, ob die von ihm benannten Personen etwas mit der Sache zu tun hätten oder nicht“ Hat er sich wirklich so oder so ähnlich geäussert, daß er niemand zu Unrecht belasten will?
Meiner Meinung nach stand der trotz der geplanten Entlassung bzw. des Vernehmungendes noch unter Druck.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 16:33
Zitat von Mr.JimStringerMr.JimStringer schrieb:Der zweite Erpresserbrief ist so dilettantisch eine Geldübergabe hätte nie funktioniert. Außerdem enthält dieser zweite Brief nicht viel neues im Vergleich zum Ersten Brief.

Die Täter waren einfach komplett überfordert nachdem sie feststellten das Ursula in der Kiste nicht mehr aufwachte.
Kein Wunder. Da hat sich jemand ziemlich grob überschätzt.
Zitat von Mr.JimStringerMr.JimStringer schrieb:Mazurek war ein Kleinkrimineller.
Die Tat würde von dem, was man über Herrn M. weiß, schon ganz gut passen. Aber das ist kein Beweis.
Zitat von Mr.JimStringerMr.JimStringer schrieb:Warum wurde nicht am LEH ermittelt? Warum zogen die Polizisten nach ca. 2 Stunden warten unverrichteter Dinge wieder ab?
Man muss sich das mal in der Praxis vorstellen. Die Beamten haben endliche Kräfte und kommen in ein Internat, wo sie ggf. hunderte Schüler befragen müssten. Wenn sie keinen wie auch immer gearteten Anhaltspunkt haben, dass die Täter von dort kommen, werden sie sich nicht lange damit aufhalten. Schließlich gibt es noch sehr viel zu tun.
Zitat von Mr.JimStringerMr.JimStringer schrieb:Wir müssen immer daran denken wir sind im Jahr 1981 FJS ist der König von Bayern und der Sohn seines Waffenlobbyisten ist in einem Internat in dessen unmittelbaren Nähe sich ein Tötungsdelikt ereignet hat.
Nun ja. Ich habe das Königreich des FJS auch noch erlebt. Ob man in der Bayerischen Staatskanzlei anruft und fragt, bevor man Schüler eines Internats befragt ("Ist da einer von Euren Söhnen dabei?") oder ob der Schulleiter die Polizei informiert: "Da ist der Sohn von einem dicken Spezl von FJS, Finger weg!" Letzteres kann ich mir vorstellen, aber auch nur, wenn ein gewisser Fahndungsdruck aufgekommen wäre - was ja gar nicht passierte. Deshalb denke ich, dass man eher die Parole ausgegeben hätte: "Brav sein, nett antworten und schnell die Türen wieder zu."
Zitat von Mr.JimStringerMr.JimStringer schrieb:Wenn du mal die ganzen Nachrichten über Michael Herrmann im Netz gelesen hast, wirst du feststellen das Herr Herrmann dieser These in keinster Weise abgeneigt ist.
Zu meinem Leidwesen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 16:43
Zitat von Mr.JimStringerMr.JimStringer schrieb:Warum wurde nicht am LEH ermittelt? Warum zogen die Polizisten nach ca. 2 Stunden warten unverrichteter Dinge wieder ab?
Weil die Polizisten, wie Polizeiarbeit nun mal ist, nach der Entdeckung des toten Kindes natürlich erst mal überall in der Gegend herumgefragt haben, ob jemand etwas gesehen oder gehört hat, was mit der Tat in Verbindung stehen könnte. Und wenn sich dann keine entsprechenden Zeugen finden und man nicht jeden aus der Nachbarschaft oder Umgebung ohne konkrete Anhaltspunkte verdächtigen kann und muss, zieht man als Polizist halt zunächst wieder ab.

Es ist doch Unsinn, anzunehmen, die Polizei hätte hier ohne irgendwelche Verdachtspunkte sofort das LEH in Verdacht haben sollen, und dort nicht die Lehrer, nicht die sonstigen hauswirtschaftlichen Mitarbeiter, sondern die gleich die Schüler. Und von diesen Schülern ausgerechnet einen, dessen Vater zufällig gut mit FJS bekannt war.

Herrschaftszeiten, man kann Kinder von Leuten, die mit bestimmten anderen Leuten bekannt sind, doch nicht gleich in Sippenhaft nehmen und unter Generalverdacht stellen, nur weil man gerne eine Geschichte aus dem „bayerischen Sumpf“ konstruieren möchte.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 16:45
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Meiner Meinung nach stand der trotz der geplanten Entlassung bzw. des Vernehmungendes noch unter Druck.
Das klingt recht plausibel und ist ein anderer Schluss aus der Aktenlage - wie sie im Urteil dargestellt ist.

Das Gericht darf aber eine andere Interpretation vertreten. So argumentiert es recht ausführlich, warum die Alkoholabhängigkeit keine Rolle gespielt habe.

Gleiches gilt für die Feststellung, der Sachbearbeiter KHK ... habe noch eine "minutiöse Erinnerung", was für einen 35 Jahre zurückliegenden Vorgang doch einigermaßen erstaunlich ist. Natürlich hat sich der Zeuge vor seiner Vernehmung sein Gedächtnis mit Aktenstudium "aufgefrischt", was auch zulässig ist. Nur dann beruht die "minutiöse Erinnerung" vielleicht auf dem Akteninhalt und weniger auf Erinnerung aus eigenem Erleben.

Das alles ist freie richterliche Beweiswürdigung. Und da ist der Spielraum relativ groß.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 16:50
Zitat von monstramonstra schrieb:Das alles ist freie richterliche Beweiswürdigung. Und da ist der Spielraum relativ groß.
Ich denke, die Richter werden sich viele Male sehr gewünscht haben, dass sie in der Hauptverhandlung einen präsenten P hätten vernehmen können. Natürlich bleiben Fragen offen, die man P dringend stellen möchte. Das geht jedem so, der das Urteil liest, und das wird damals auch allen Prozessbeteiligten so gegangen sein.

Leider gab es eben - prozessual eingeführt als Urkundsbeweis - nur die damaligen Vernehmungsprotokolle, mit denen man arbeiten konnte, sowie als weitere Beweismittel präsente Zeugen die Personen, die bei den Vernehmungen damals anwesend waren.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 18:04
Zitat von monstramonstra schrieb:Gleiches gilt für die Feststellung, der Sachbearbeiter KHK ... habe noch eine "minutiöse Erinnerung", was für einen 35 Jahre zurückliegenden Vorgang doch einigermaßen erstaunlich ist.
Man sollte vielleicht nochmal sagen dass es die Vernehmung war von der es nicht mal ein Protokoll gibt, sondern ein "Gedächtnisprotokoll". Das 35 Jahre später noch frisch wie am ersten Tag ist. Leider ist das ungefähr so wie ein buchführungspflichtiges Unternehmen, das keine Bilanz/EAR führt, sondern der Buchhalter hat alles im Kopf. Und dass die damaligen Ermittler P.s G'schichten nicht besonders ernst genommen haben wissen wir auch alle. "Am Schluss wussten wir nicht, hat er jetzt ein Loch gegraben oder nicht" bilanzierte KHK S. Erst später, als das TK auf der Bildfläche erschien wurde diese Aussage wieder beweisgewürdigt.
Zitat von monstramonstra schrieb:Kein Wunder. Da hat sich jemand ziemlich grob überschätzt.
Man sollte auch der Überlegung Platz einräumen, dass es den Entführern nicht primär ums Lösegeld gegangen sein könnte.

Zutrauen würde ich es dem Mazurek auch, er hätte vermutlich wenig Skrupel ein Kind so behandeln (wie ja das Gericht eifrig recherchiert hat). Aber der Mann ist nicht blöd, wie ich mittlerweile selbst erleben durfte. Gab es eigentlich in Deutschland bisher noch eine Entführung, bei der jemand ein Nachbarskind entführt UND gleich nebenan versteckt hat, in einem Bereich wo einen jeder kennt?? Von wenig begüterten Nachbarn?

Dazu kommt noch die Performance von P. mit dem Spaten tagelang in der Öffentlichkeit herumzufahren, es hätte nur noch ein Lautsprecher gefehlt, der eine Entführung ankündigt ("Achtung, Achtung....").

Damals wurde im übrigen jeder ins Visier genommen, der Ursula auch nur angesprochen hat, so wie zB ein Ehepaar im Weingarten oder ein etwas mißgünstiger Bekannter. Da kam man schnell ins Fadenkreuz!


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 18:25
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Wer bitte denkt denn so weit, bei den Fichten die das Grab tarnen sollen Auftragungen anzubringen, die gegen Wildverbiss schützen?
Niemand. Die Jungfichten wurden aus einem naheliegenden Waldabschnitt entnommen und neben der Kiste wieder eingepflanzt. Sie waren offenbar dort im vorherigen Herbst mit Wildverbissmittel eingestrichen worden. (siehe dazu Bild 184).


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 18:38
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich traue elitären Oberstufen-Schülern, die gerade drauf und dran sind, mit der Reifeprüfung in der Tasche zu geachteten Ärzten, Lehrern, Managern und Politikern zu werden, die absurde Idee nicht zu, ein Kind zu entführen und in einen Erdbunker zu sperren.
1. zur Philosophie des LEH gehörte immer schon, dass die Schüler neben ihrer Schulausbildung einen Handwerksberuf erlernen mussten, zB Schreiner. Da hatte jeder Grundkenntnisse, die zum Bau einer solchen Kiste befähigten.

2.
Kidnapper-Kids aus der Oberschicht

Beliebte Motive der +10000-Kids:

Wohlstandsverwahrlosung und "ich werds dem(n) Alten mal zeigen."

Zitat:
Profis waren da nicht am Werk



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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 18:43
Den hier Diskutierenden wird unterstellt, sie schrieben an einem Drehbuch. Das typische an Drehbüchern ist, dass sie nicht besonders realitätsbezogen sind:

In langwierigen Ausführungen haben die Richter den ihrer Meinung nach erfolgten Zeitablauf der Entführung geschildert. Dabei haben sie auf ziemlich weltfremde Weise Zeitpunkte und Zeitspannen angenommen, die einer objektiven Prüfung nicht standhalten. Der einzig verbindliche Orientierungspunkt wurde dagegen übersehen: Donnerstag

Urteil, S. 28
Beobachtungsposten k randOriginal anzeigen (0,2 MB)

Die Wirklichkeit widerspricht der Annahme des Gerichts, die Beobachtungsposten wären spätestens Ende Juni 1981 eingerichtet worden. Es ist allgemein bekannt, dass geschlagene Fichten innerhalb weniger Wochen ihre Nadeln verlieren. Das weiß aus eigener Erfahrung jeder, der einmal eine Fichte als Christbaum hatte. Kurz nach der Entführung war die mit angespitztem Stamm in den Boden gesteckte Fichte noch grün und unauffällig. Das geht aus Lichtbildern dieser Zeit hervor, die diese Fichte zufällig zeigen. Erst im Oktober 1981 fiel die Fichte einem Zeugen auf, weil sie mittlerweile dürr war:

Urteil, S. 71
Fichte a rand

Selbst wenn wir die Zeitspanne, während der eine geschlagene Fichte noch grün ist, sehr großzügig ansetzen, können die Beobachtungsposten erst ein bis zwei Monate später eingerichtet worden sein als es das Gericht behauptet, also nicht spätestens Ende Juni sondern frühestens Ende Juli 1981.

Das hat auch Einfluss darauf, wen der Täter bzw. Angeklagte aus seinen Beobachtungsposten heraus sehen konnte. Zumindest konnte er Ursula nicht ab Ende Juni bei ihren Fahrten zur Turnstunde gesehen haben. Ende Juli begannen die Schulferien, und es fanden auch keine Turnstunden mehr statt. Es ist also unmöglich, dass der Angeklagte das Mädchen jemals während der Fahrt zur Turnstunde beobachten konnte. Außerdem wäre durch reine Beobachtung nicht erkennbar, dass Ursula eine Turnstunde besuchte. Er hätte dem Mädchen schon hinterher radeln müssen und wäre dann lediglich bei der Cousine in Schondorf angekommen.

Urteil, S. 28
Opfer k rand

Selbst wenn wir Beobachtungen ab einem früheren Zeitpunkt als Ende Juli nicht vollständig ausschließen, könnte der Angeklagte aus nur wenigen Fahrten nicht herleiten, dass eine Fahrt mit dem Fahrrad regelmäßig dienstags von 17.30 bis 18.45 erfolgt. Um eine Regel zu erahnen, dürften neben nicht nutzbaren zufälligen Fahrten vier oder mehr sich wiederholende Fahrten erforderlich sein.

Zu Ferienbeginn Ende Juli hätte der Angeklagte aber noch immer nicht sicher sein können, dass Ursula auch am Dienstag den 15.09.1981 nach den Ferien zur Turnstunde fahren würde. Denn ab diesem Tag besuchte sie eine andere Schule in Landsberg, was den Zeitplan ändern könnte.

Das Gericht unterstellt ferner, dass der Angeklagte ab Ende Mai den ersten Erpresserbrief gefertigt hat. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte der Entführer seinen Telefonanruf für einen Donnerstag angekündigt:

Urteil, S. 26
Erpersserbrief k rand

Donnerstag ist der einzige konkrete Meilenstein im Ablauf der Entführung. Den haben die Entführer in ihrem Brief selbst gesetzt. Ergänzen wir zwei weitere, dazu passende Meilensteine:

Dienstag: Tag der Entführung und vermutlich geplanter Versand des Erpresserbriefs
Mittwoch: Ankunft des Erpresserbriefs bei den Eltern des Opfers.
Und eben Donnerstag: Telefonanruf bei den Eltern des Opfers.

Laut Urteil fertigte der Entführer den ersten Erpresserbrief ab Ende Mai. Um diese Zeit war über Ursulas Turnstunden nichts bekannt. Genau genommen wusste der Entführer überhaupt nichts über die Turnstunden, weil er seine Beobachtungsposten frühestens zu Beginn der Ferien eingerichtet hatte (Ende Juli, siehe oben). Weder Donnerstag noch Dienstag stehen also in Zusammenhang mit Ursulas Turnstunde.

Offen bleibt natürlich, welcher Dienstag bzw. Donnerstag ursprünglich gemeint war. Die tatsächlich ausgeführte Entführung deutet darauf hin, dass auch frühzeitig bereits Dienstag, der 15.Sep. 1981 vorgesehen war. Das war nicht nur der erste Schultag nach den Sommerferien, sondern auch der Anreisetag der Schüler des Landerziehungsheims. Weil die Schüler zu beliebigen Zeiten in Schondorf eintrafen, wäre das Fehlen eines Kindes frühestens zu Unterrichtsbeginn am Mittwoch, dem 16 September aufgefallen. Es wäre also plausibel, dass nicht Ursula Herrmann sondern ein anders Kind ursprünglich als Entführungsopfer ausgesucht war. In diesem Fall wären die Entführer nicht durch eine frühzeitige Suche überrascht worden. Sie hätten die gesamte Nacht Zeit gehabt, Spuren zu beseitigen.

Ich gebe zu, der letzte Absatz ist eine Art Drehbuch. Allerdings gibt es die Meinung kompetenter Ermittlungsbeamten wieder. Lest euch dagegen einmal die Ausführungen des Gerichts durch, entsprechend derer Ursula kein Zufallsopfer sei (S.296).


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 20:53
Zitat von AndanteAndante schrieb:Leider gab es eben - prozessual eingeführt als Urkundsbeweis - nur die damaligen Vernehmungsprotokolle, mit denen man arbeiten konnte, sowie als weitere Beweismittel präsente Zeugen die Personen, die bei den Vernehmungen damals anwesend waren.
Die Vermittlungsprotokolle des P umfassen 270 Seiten. Mit denen scheint bislang fast niemand gearbeitet zu haben. Ich glaube deren Inhalt ist eindeutig, und weitere Fragen an P würden sich erübrigen. Früher oder später wird wahrscheinlich die Forderung danach ebenso laut werden wie die nach dem Urteil.

Deshalb ist es vorgesehen, euch auch diese Protokolle zur Verfügung zu stellen. Dann werden sicher einige Leute die Welt nicht mehr verstehen. Vorher ist aber eine mühsame Bearbeitung nötig. Dazu gehören eine optische Bearbeitung schlecht lesbarer Scans und die nötige Anonymisierung. Bis dahin wird es eine Weile dauern.

Befremdlich ist z.B., dass das Wort "Klimmzug" darin nicht vokommt. Bemerkenswert sind auch Passagen wie diese:

Auffindungsstelle


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 21:58
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Am Schluss wussten wir nicht, hat er jetzt ein Loch gegraben oder nicht" bilanzierte KHK S.
Das geht mir schon so, wenn ich die Darstellung des Gerichts im Urteil kritisch lese.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Zutrauen würde ich es dem Mazurek auch, er hätte vermutlich wenig Skrupel ein Kind so behandeln (wie ja das Gericht eifrig recherchiert hat). Aber der Mann ist nicht blöd, wie ich mittlerweile selbst erleben durfte.
Sicher ist er nicht blöd. Aber vor übermäßiger Geldgier oder Selbstüberschätzung sind auch intelligente Menschen nicht gefeit. Die Nummer, wohl nach Vorbild der italienischen Mafia abgezogen, war ein paar Nummern zu groß. Leider kostete das einem Kind das Leben.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Kidnapper-Kids aus der Oberschicht
Interessanter Artikel. Die Familie Springer war natürlich eine große Nummer, die Beteiligten sicher auch intelligent und gebildet. Da gilt oben Gesagtes. Im Britz zu logieren, 8000 DM-Zechen zu feiern und in einem roten Cadillac die Entführung abzuziehen - da muss auch eine Menge Koks im Spiel gewesen sein. Dementsprechend kam die Sache auch ans Licht.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Die Wirklichkeit widerspricht der Annahme des Gerichts, die Beobachtungsposten wären spätestens Ende Juni 1981 eingerichtet worden. Es ist allgemein bekannt, dass geschlagene Fichten innerhalb weniger Wochen ihre Nadeln verlieren. (...)
Es ist also unmöglich, dass der Angeklagte das Mädchen jemals während der Fahrt zur Turnstunde beobachten konnte.
Das ist ein ziemlich großer Spielraum, den ein Gericht da hat, weil es nur schwache Indizien gibt, was die Planung und Durchführung anbelangt. Ich finde es immer problematisch, wenn das Gericht überzeugt im Indikativ etwas feststellt, was sich objektiv einfach nicht feststellen lässt, weil es dafür zu wenig Informationen gibt. Ich würde da mehr offen lassen, von einem "nicht näher eingrenzbaren Zeitpunkt" sprechen, von Fichten, die zwar die eine oder andere Zeitspanne möglich erscheinen lassen. Diese gerichtlichen Vermutungen im auktorialen Stil gekleidet scheinen zwar üblich zu sein, ich finde sie aber nicht ganz redlich.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Die tatsächlich ausgeführte Entführung deutet darauf hin, dass auch frühzeitig bereits Dienstag, der 15.Sep. 1981 vorgesehen war. Das war nicht nur der erste Schultag nach den Sommerferien, sondern auch der Anreisetag der Schüler des Landerziehungsheims. Weil die Schüler zu beliebigen Zeiten in Schondorf eintrafen, wäre das Fehlen eines Kindes frühestens zu Unterrichtsbeginn am Mittwoch, dem 16 September aufgefallen. Es wäre also plausibel, dass nicht Ursula Herrmann sondern ein anders Kind ursprünglich als Entführungsopfer ausgesucht war.
Ob Ursula Herrmann das finalisierte Opfer war, wage ich zu bezweifeln. Wer einen solchen Aufwand veranstaltet, mit Loch und Kiste, Erpresserbriefen und Tonband-Kaskaden, der greift sich nicht das erstbeste Kind, wenn er nicht weiß, was die Eltern ausgeben können. Eine Beobachtung von Ursula schon im Sommer erscheint daher nicht logisch.

Nur am Rande: Internatsschüler, die in den großen Ferien Kisten bauen und Löcher im Wald buddeln, sind sehr auffällig. Ich weiß nicht, inwieweit Überlegungen angestellt wurden, ob die Schüler in den Ferien ohne Personal im Internat frei schalten und walten konnten.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 22:27
@robernd

So, wie ich das verstanden habe, stand die Fichte mit dem angespitzten Stamm nicht am Vergrabungsort, sondern am Seeweg, Einmündung zum Trampelpfad, der dann nach 800 m zur Kiste führte. Es ist möglich, dass damals diese Fichte, auch wenn sie evtl. schon Trockenheitszeichen zeigte, bei der Tatortuntersuchung nicht aufgefallen ist, weil sie eben weit abseits der Kiste stand. Es macht ja auch Sinn, dass diese Fichte dort stand, wo man den Seeweg beobachten konnte, wenn man dabei nicht gesehen werden und sich hinter der Fichte verstecken wollte.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Zu Ferienbeginn Ende Juli hätte der Angeklagte aber noch immer nicht sicher sein können, dass Ursula auch am Dienstag den 15.09.1981 nach den Ferien zur Turnstunde fahren würde. Denn ab diesem Tag besuchte sie eine andere Schule in Landsberg, was den Zeitplan ändern könnte.
Die Turnstunden waren nicht von einer Schule veranstaltet, sondern vom TSV Schorndorf, also einem Sportverein. Die dortige Kursleiterin hat als Zeugin bestätigt, dass Ursula mindestens seit Ende Juni die Turnstunden besuchte, ebenso wie Ursulas Cousine.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Laut Urteil fertigte der Entführer den ersten Erpresserbrief ab Ende Mai. Um diese Zeit war über Ursulas Turnstunden nichts bekannt.
Für die Fertigung der Erpresserbriefe als solche mussten die Täter ja auch noch nicht wissen, was der beste Zeitpunkt war, um das Opfer abzupassen. Das sollte ja erst noch vom Beobachtungsposten aus ausgekundschaftet werden. Jedenfalls wusste man schon, dass man ein Mädchen entführen wollte, wie sich aus dem Wortlaut der Briefe ergibt.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 23:04
Zitat von roberndrobernd schrieb:Außerdem wäre durch reine Beobachtung nicht erkennbar, dass Ursula eine Turnstunde besuchte.
Dazu kam noch dass sich Ursula Ende August die Haare schneiden liess. Diese waren vorher schulterlang, nachher sehr kurz. (siehe Bildtafel) Sie sah zumindest aus der Distanz völlig anders aus, fast wie ein Junge.


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15.12.2020 um 23:05
Zitat von AndanteAndante schrieb:Die Turnstunden waren nicht von einer Schule veranstaltet, sondern vom TSV Schorndorf, also einem Sportverein.
Es geht eher da drum, daß der Schulwechsel nach Landsberg auf die weiterführende Schule mit einem längeren Schulweg (Schulbus) verbunden ist, und es in vielen Vereinen aufgrund solcher Situationen zu Abmeldungen kommt, weil halt früher aufstehen wegen dem Bus, oder der Bus kommt nach dem Nachmittagsunterricht später, etc. pp.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Das war nicht nur der erste Schultag nach den Sommerferien, sondern auch der Anreisetag der Schüler des Landerziehungsheims. Weil die Schüler zu beliebigen Zeiten in Schondorf eintrafen, wäre das Fehlen eines Kindes frühestens zu Unterrichtsbeginn am Mittwoch, dem 16 September aufgefallen. Es wäre also plausibel, dass nicht Ursula Herrmann sondern ein anders Kind ursprünglich als Entführungsopfer ausgesucht war. In diesem Fall wären die Entführer nicht durch eine frühzeitige Suche überrascht worden. Sie hätten die gesamte Nacht Zeit gehabt, Spuren zu beseitigen.
Und bei den Schülern waren ja auch Eltern mit richtig Asche, wo so 2 Mio durchaus mal aus der Portokasse bezahlt werden hätten können, vor 20-25 Jahren jedenfalls.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.12.2020 um 23:14
Noch was, Ursula war 10 und wird als zierlich beschrieben, der Jogginganzug in der Kiste war Größe 164. Mit 10 trägt man eher noch so 134 bis 146. / 164 ist eher für ab 13/14 wenn ichs noch recht entsinne.


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15.12.2020 um 23:24
Zitat von roberndrobernd schrieb:Es ist allgemein bekannt, dass geschlagene Fichten innerhalb weniger Wochen ihre Nadeln verlieren
Das Polizeifoto, das den Tatort und die Fichte zeigt ist mit 16.9.1981 datiert. Dort sieht der Baum noch sehr fit aus. Bereits ein Monat später, im Oktober 1981, hat der Zeuge dort die "dürre Fichte" entdeckt, die offenbar bereits ihre Nadeln abwarf. Wenn also die Fichte bereits im Zeitraum von einem Monat trocknete, obwohl die kühlere Jahreszeit angebrochen war, sagt einem die Logik, dass es a minori kaum möglich sein wird dass sie sich von Ende Juni bis 16.9. in gutem Zustand befand, obwohl Sommer war und Fichtennadeln hitzeempfindlich sind?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.12.2020 um 00:35
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Das Polizeifoto, das den Tatort und die Fichte zeigt ist mit 16.9.1981 datiert.
Das Datum kann nicht stimmen. Am 16.9. wurde doch erst der erste Erpresserbrief eingeworfen, einen Tag vorher war Ursula entführt worden, und gefunden wurde sie erst am 4.10. Wir kann es da schon Polizeifotos vom 16.9. geben, als man noch gar nichts von der Kiste wusste?


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16.12.2020 um 00:47
Zitat von AndanteAndante schrieb:So, wie ich das verstanden habe, stand die Fichte mit dem angespitzten Stamm nicht am Vergrabungsort, sondern am Seeweg, Einmündung zum Trampelpfad,
Dort am Entführungsort wurden doch Spuren gesichert und Fotos gemacht.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.12.2020 um 00:55
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Dort am Entführungsort wurden doch Spuren gesichert und Fotos gemacht.
Ja, aber was wurde wo wann fotografiert?


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