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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 23:18
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb am 26.04.2018:Ja, das war es, @ErwinKöster schrieb bedingter Vorsatz. Aber wieso war es denn nun keiner, ich meine in der offiziellen Begruendung
Das grundsätzliche Problem ist die Abgrenzung zwischen bedingtem Vorsatz und bewusster Fahrlässigkeit. Da gibt es einen ganzen Haufen an von der Judikatur entwickelte Theorien, die ich euch aber lieber erspare. Vorsatz heisst "Wissen und Wollen der Tat". Bedingter Vorsatz bedeutet, dass ein Täter den schädlichen Erfolg seines Handelns zwar nicht beabsichtigt, auch nicht gewiss weiß, dass er eintritt, ihn jedoch ernstlich für möglich hält und sich damit abfindet. Mit anderen Worten, die Möglichkeit des "Tatunwerts" billigend in Kauf nimmt. Entscheidend ist, ob er sich damit abfindet und ihn letztlich akzeptiert, etwa zur Verfolgung anderweitiger Ziele. Bewusste Fahrlässigkeit heisst dass der Täter mit der als möglich erkannten Folge nicht einverstanden ist und deshalb auf ihren Nichteintritt hofft und zwar ernsthaft, also nicht nur vage darauf vertraut, dass der tatbestandliche Erfolg schon nicht eintreten wird. Da es sich dabei in der Praxis meistens um Abweichungen in Nuancen handelt hat das Gericht die schwierige Aufgabe die Unterschiede in Form einer Gesamtschau zu überprüfen. Grundlegend ist dafür das sogenannte kognitive Wissenselement, also die innereTäterseite. Der BGH führt in st Rsp dazu aus (ich zitiere das lieber)
Die Prüfung, ob Vorsatz oder (bewusste) Fahrlässigkeit vorliegt, erfordert insbesondere bei Tötungs- oder Körperverletzungsdelikten eine Gesamtschau aller objektiven und subjektiven Tatumstände, wobei es vor allem bei der Würdigung des voluntativen Vorsatzelements regelmäßig erforderlich ist, dass sich der Tatrichter mit der Persönlichkeit des Täters auseinandersetzt und seine psychische Verfassung bei der Tatbegehung sowie seine Motivation und die zum Tatgeschehen bedeutsamen Umstände - insbesondere die konkrete Angriffsweise - mit in Betracht zieht (BGH, Urteile vom 18. Oktober 2007 - 3 StR 226/07, NStZ 2008, 93 f.; vom 27. Januar 2011 - 4 StR 502/10, NStZ 2011, 699, 702; vom 22. März 2012 - 4 StR 558/11, BGHSt 57, 183, 186 f.; vom 13. Januar 2015 - 5 StR 435/14, NStZ 2015, 216 jeweils mwN). Diese Gesamtschau ist insbesondere dann notwendig, wenn der Tatrichter allein oder im Wesentlichen aus äußeren Umständen auf die innere Einstellung eines Angeklagten zur Tat schließen muss (vgl. etwa BGH, Urteil vom 13. Dezember 2005 - 1 StR 410/05, NJW 2006, 386 f.). Sie ist lückenhaft, wenn der Tatrichter sich mit wesentlichen, den Angeklagten belastenden Umständen nicht auseinandersetzt, die für die subjektive Tatseite bedeutsam sind (BGH, Urteil vom 8. September 2011 - 1 StR 38/11, NZWiSt 2012, 71 f.)
Offensichtlich waren das "voluntative Vorsatzelement" und die geprüften Umstände der Tat nicht ausreichend für eine Mordanklage. Die Anwältin von 2r2n beantragte ja eine Mordanklage, mit dem Argument dass das Einsperren eines Kindes in einer unterirdischen Kiste sowie die dilettantische Belüftung ein derartiges Maß an objektiver Sorgfaltverletzung offenbarte, das für bedingten Vorsatz ausreichen würde. Das Gericht sah das als nicht ausreichend an.

Anders ausgesehen hätte es wenn man hätte nachweisen können, dass die (vermutliche) absichtliche Überdosierung mit Lachgas ebenfalls ursächlich für den Tod des Opfers gewesen wäre und die Motivation dafür gewesen wäre das Opfer möglichst lange ruhigzustellen. Die "Billigung" hätte sich aus der zusätzlichen Tatsache ergeben, dass die Belüftungsanlage im Prinzip primär als Absorptionsschalldämpfer konzipiert war und die Endrohre zur Tarnung/Schalldämpfung mit Erde verstopft wurden. Diese Anhäufung hätte meines Erachtens für Mord ausgereicht.

@Mark_Smith

Bei West ging es primär um die genauen Leichenfundorte im Keller bzw. Hinterhof von Cromwell Street 25, die dann fast genau seinen Angaben entsprachen. P. fand dagegen nicht einmal das angeblich von ihm gegrabene Loch.

@AnnaKomnene

Deine Überlegung hinsichtlich des nach hinten überstreckten Genicks des Opfers wäre, wenn es das Werk der Täter war, um ein Ersticken bei Bewusstlosigkeit zu verhindern ein weiteres Indiz für Täter mit einer holprigen und lebensfremden Empathie.

Gruß EK

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30.04.2018 um 08:34
@ErwinKöster

Uns wurde das mit dem ueberstreckten Genick bei Bewusstlosigkeit wie gesagt dermassen eingebleut, dass es auch der Duemmste gewusst haette.

Mit 15 mussten wir diesen Erste Hilfe Schein in der Schule machen, mit theoretischem Unterricht und schriftlichem Test, und dann noch praktischen Uebungen und anschliessendem praktischem Test auf dem Schulhof. Das waren so ungefaehr zwei Tage Training, und wenn jemand krank wurde, musste er nachweisen, dass er den Schein privat nachholt.

Ich bin nun aber mal ein ganzes Stueck juenger als die juengst anzunehmende Taetergruppe, und dazu noch aus dem falschen Bundesland. Von Bayern habe ich also ueberhaupt keine Ahnung, und auch nicht von dieser Zeit. @2r2n muesste es wissen, ob er damals einen Erste Hilfe Kurs fuer den Fuehrerschein brauchte.

Eine Lagerung mit ueberstrecktem Genick wuerde auch bedeuten, dass der Taeter durchaus wusste, dass eine solche tiefe Bewusstlosigkeit gefaehrlich ist. Er haette also erkannt, dass das Opfer nicht nur geschlafen hat.


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30.04.2018 um 09:49
@AnnaKomnene
Stimmt, ich bin damals 18 gewesen und habe meinen Führerschein dann im Februar 1982 gemacht. Ich kann mich aber leider nicht mehr erinnern, ob ich einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht habe. Ich gehe zwar davon aus, dass es auch damals schon Standard war, aber das lässt sich bestimmt durch einen kurzen Anruf bei einer alt eingesessen Fahrschule herausfinden. Die haben alle erst am späten Nachmittag offen. Da könnte ich heute also noch anrufen, falls das niemand hier im Forum weiß...


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30.04.2018 um 12:28
@2r2n

Super, tausend Dank! Das hilft wirklich weiter.

Wenn Du Dich nicht daran erinnnern kannst, dann ist das doch zumindest ein Zeichen dafuer, dass Ihr damals weniger gedrillt wurdet als wir. Es koennte uebrigens wirklich sein, dass es das damals noch nicht gab. Sicherheitsgurte waren damals ja auch nur bedingt vorgeschrieben.

Wenn es das damals noch nicht flaechendeckend gab, dann kaemen nur einige sehr wenige Menschen in Frage, die sich mit der Lagerung einer Person in tiefer Bewusstlosigkeit auskennen wuerden, ich denke mal an medizinische Berufe, Rettungsschwimmer, DLRG - letztere wahrscheinlich besonders, da es dort ja eben einen See gab.

Es gab uebrigens vor einigen Jahren mal eine Studie dazu, wieviele niedergelassene Aerzte die Herz-Lungen-Wiederbelebung noch unvorbereitet hinkriegen wuerden. Das sah gar nicht gut aus, vor allem zB bei Augenaerzten oder aehnlichem, wo man eigentlich davon ausgehen kann, dass man solche Kenntnisse nicht brauchen wird. Die aeltere Generation haette das 1981 auch wahrscheinlich gar nie richtig gelernt. Die Methode hat sich so richtig erst um 1960 herum entwickelt, und es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie sich flaechendeckend durchgesetzt hat. Trotzdem sollte man aber auch 1981 davon ausgehen koennen, dass medizinisch geschultes Personal wusste, dass man sich bei Bewusstlosigkeit erst mal um die Atemwege kuemmern sollte.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

30.04.2018 um 15:08
Ich habe 1983 den Führerschein gemacht ( LK FFB) und meine mich zu erinnern, einen 1. Hilfe-Kurs gemacht zu haben. Ich glaube sogar, dass in den 10. Klasse an den Schulen damals ein solcher Kurs angeboten wurde.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb: dann kaemen nur einige sehr wenige Menschen in Frage, die sich mit der Lagerung einer Person in tiefer Bewusstlosigkeit auskennen wuerden, ich denke mal an medizinische Berufe, Rettungsschwimmer, DLRG - letztere wahrscheinlich besonders, da es dort ja eben einen See gab.
Ich nehme doch an, dass die Polizei auch über solche Kenntnisse verfügen musste? Zu mindestens habe ich das in meiner Vorstellung immer vorausgesetzt.


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30.04.2018 um 19:09
@Jacksy24

Tausend Dank fuer die Auskunft! War bei uns damals genau so.

Rettungssanitaeter, Rettungsschwimmer, Pflegepersonal, Aerzte, Zahnaerzte, Medizinstudenten sollten das auf jeden Fall wissen. Vielleicht auch Feuerwehr. Bei der Polizei moechte man es hoffen. Bei uns mussten die Sportstudenten auch nocheinmal einen solchen Kurs machen, fuer das Examen. Der Schein verfaellt ja nach zwei Jahren.

@2r2n

Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass das mit dem ueberstreckten Genick Absicht war. Auf der Skizze sieht man ja, dass die groessere Tuete, die vermutlich die Decken und einen Teil der Kleidung enthielt, hinter dem Ruecken des Opfers war, wie ein Sofakissen. Die kleinere Tuete, die sie auf den Knien hatte, sollte wahrscheinlich hinter den Kopf, wie ein Kissen. Und dieser Plan wurde dann kurzfristig geaendert, als sie nicht nur high sondern komatoes war, und die kleinere Tuete balancierte schliesslich etwas merkwuerdig auf den Knien. So sehe ich das zumindest. Die Tuete auf den Knien ist naemlich das einzige, was nicht hineinpasst, der Rest ist ja zweckmaessig durchdacht, und nur das sieht merkwuerdig aus,

Dieser Verbrecher hat doch tatsaechlich ein richtiges kleines Eigenheim bauen wollen, sogar einschliesslich Polster, die man im Notfall auch noch als Decke oder warme Ueberbekleidung verwenden konnte.


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30.04.2018 um 20:00
@AnnaKomnene
Ich halte deine Erkenntnisse für wichtig im Hinblick auf das Täterprofil. Beim fürsorglichen Anteil des merkwürdig emphatischen Menschen schwingt also eine medizinische Vorprägung mit, die mit der vermuteten Sedierung und den wahrscheinlichen Erste-Hilfe-Kenntnissen belegt werden können.
Außerdem erscheinen junge Menschen eher wahrscheinlich als Leute über 30:
Kisteninhalt, Clever und Smart Auto (Fiat 600), Klingeldraht, eventueller Erste-Hilfe-Kurs etc. sind Hinweise auf junge, Abenteuer suchende, unerfahrene Menschen. Oder aber hochintelligente Leute, die eine falsche Fährte legen wollten. Aber das ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich, denn erfahrene Leute hätten nicht so viele Fehler gemacht.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Lösegeldübergabe nie geklappt hätte. Selbst wenn der Fiat 600 dafür geeignet gewesen wäre, in einem größeren Transporter zu verschwinden um damit eine evtl. Verfolgung mit einem Peilsender zu unterbinden: Bei James Bond Filmen klappt sowas vielleicht, nicht aber in der Realität.
Auch dürfen wir nicht vergessen, dass die Täter es nicht einmal geschafft haben, den ersten Erpresserbrief rechtzeitig zur Post zu bringen. Das ist bei so einer akribischen Planung schon mehr als außergewöhnlich und das machen nur Menschen, denen gerne mal die Zeitplanung entgleist.
Ich bin Lehrer und weiß, wem sowas regelmäßig passiert.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

30.04.2018 um 23:12
@2r2n

Ja, diese Planung der Kiste als Eigenheim erinnert mich irgendwie an diese Tagtraeumereien aus der Schulzeit, als ich Skizzen von meinem zukuenftigen (Traum)-Haus angefertigt habe, in allen Details geplant.

Ich finde die Mischung aus Liebesromanen, Westernromanen und Comics auch sehr aussagekraeftig. Das erinnert mich doch sehr an Teenager. Es geht mir hier vor allem um die Kombination. Einzelne Elemente daraus koennte man sicher auch in aelteren Altersgruppen finden.

Das ist jetzt ein eher anspruchsvollerer Comic zum Beispiel:
https://xkcd.com/552/
der wird von einem Mann gezeichnet/geschrieben, und ueberwiegend auch von Maennern gelesen.

Ich glaube nicht, dass hier hochintelligente Menschen eine falsche Faehrte legen wollten. Ich glaube, dass das unerfahrene junge Menschen waren, und ja, definitiv unter 30, und wahrscheinlich ohne viel Lebens- oder Berufserfahrung, dafuer mit viel Zeit, vor allem ueber den Sommer.

Hier sind uebrigens die Schulferien von 1981:
https://www.schulferien.org/Kalender_mit_Ferien/kalender_1981_ferien_Bayern.html

Semesterferien wuerden auch passen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

30.04.2018 um 23:57
@AnnaKomnene:

ich kann Deiner Einschätzung durchaus folgen. Möchtest Du darauf hinaus das es Personen aus dem Landschulheim gewesen sein könnten? Wenn ja, spricht für mich dagegen das die Vorbereitungszeit länger als die Ferien waren, gebraucht hätten. Zumal die Kiste nur mit entsprechenden Werkzeugen zu bauen war. Das bastelt und plant kein Landschüler, auch nicht in der Gruppe so nebenbei.
Die Comics passen für mich auch nicht zu der Theorie. Da war jemand erinnert an Seine Zeit.
Für mich bleiben hier nur ortsansässige Leute, wenn auch mit etwas Abstand (50km) übrig. Nicht besonders Schlau, aber Vorbelastet.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.05.2018 um 00:17
Kisteninhalt, Clever und Smart Auto (Fiat 600), Klingeldraht, eventueller Erste-Hilfe-Kurs etc. sind Hinweise auf junge, Abenteuer suchende, unerfahrene Menschen

--> Da bin ich mir nicht so sicher. Durchaus möglich: "junggeblieben" (!), nicht besonders Intelligent mit Drang zu vergelten. Das würde ich nicht am Alter festmachen. Vielleicht wollte jemand damit Profit machen das ein ebenso "unschuldiges" Opfer in dieselbe Situation kommt. Als Ausgleichende Gerechtigkeit?


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01.05.2018 um 00:18
@Echooo

Die Taeter hatten definitiv einen starken Ortsbezug. Sie kannten sich aus und wussten, was in diesem Waldstueck passiert. Soviel steht fuer mich fest. Ob sie nun vor Ort gewohnt haben, oder aus der weiteren Umgebung kamen, ist eine andere Sache. Vielleicht waren sie nur durch Hobby oder Familie an diesen Ort gebunden.

Zumindest einer der Taeter hatte ein Auto und war mobil genug, um einzukaufen, Briefe einzuwerfen etc. und hatte Zeit genug, die Anrufe zu taetigen, also zu normalen Arbeitszeiten und auch Schulzeiten unter der Woche.

Das sind fuer mich die harten Fakten. Ansonsten faellt mir einfach immer wieder auf, dass es sich wohl doch um sehr unerfahrene und naive Taeter gehandelt hat, mit viel Zeit. Erfahrene Kriminelle haetten mE anders gehandelt. Auch die Dinge in der Kiste sprechen eher fuer juengere Menschen. Meines Erachtens koennte das sowohl auf aeltere Schueler wie auch Studenten zutreffen, oder jemanden, der gerade erst die Schule verlassen hat. Wo die nun genau hergekommen sein moegen, weiss ich nicht. Jugendliche wird es in den umliegenden Ortschaften ueberall gegeben haben.

Die Briefe wurden im Mai zusammengeklebt, von den sonstigen Planungen weiss man nichts, ausser, dass das Loch im August gegraben wurde. Das wuerde sowohl in die Schulferien passen (Idee in den Osterferien erarbeitet, zwischendurch Briefe fertiggestellt, im Sommer durchgearbeitet) als auch die Semesterferien. Die flexible Zeitgestaltung und die Mobilitaet spricht fuer mich eigentlich eher fuer Studenten oder Jugendliche, die die Schule abgeschlossen hatten, aber noch nichts neues angefangen hatten.


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01.05.2018 um 00:29
@AnnaKomnene:
Ich bezweifle das Schüler mit einem gewissen Bildungsgrad im Mai Erpresser Briefe verfassen, bis August ein Loch graben, und dann das Opfer gezielt außer Gefecht setzen.
Das war jemand der lange dort Wohnte, die Gegend genau kannte, nicht besonders Intelligent, vielleicht Sozial auffällig, und sehr viel Zeit hatte. Das ist meine persönliche Meinung. :)


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01.05.2018 um 00:31
@Echooo

Ja, so etwas hatte ich mich auch gefragt. @2r2n sieht eher eine Empathie bei den Taetern, und ich frage mich, ob das nicht einfach nur eine Art von Zynismus gewesen sein koennte, der weit abseits der Norm lag. War der Haupttaeter vielleicht sogar stolz auf das Gesamtkunstwerk, das diese Kiste darstellte?

Wie haetten normale, nicht so intelligente Menschen mit Vorgeschichte wohl so eine Entfuehrung geplant? Sie haetten mE eine Stelle gewaehlt, an der sie unentdeckt parken koennten, ein Kind vom Rad gerissen und KO geschlagen, in den Kofferraum gesteckt und an irgendeinen Ort ein paar Kilometer weiter transportiert, wo sie das Kind versteckt haetten, zB eine Huette, die niemand mehr nutzte. Die intellektuelle Energie waere dann in die Vorbereitung der Gelduebergabe und der anschliessenden Waesche des Loesegeldes gegangen.


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01.05.2018 um 00:38
@AnnaKomnene: Ich würde in diese Richtung gehen wollen. Es könnte ein "Zurückgeben" der Leiden sein. Die der Täter auf das gefühlt gleiche Erlebnis von sich "waschen" will: Warum "nur" Ich? Jeder andere hat es genauso "verdient"!.
Insofern wären Kindheitserinnerungen abzufragen.


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01.05.2018 um 00:42
Aber darüber haben sich sicherlich schon gebildetere Menschen als ich Gedanken gemacht. 😉


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01.05.2018 um 00:52
@Echooo

Ich frage mich eher, ob ein nicht so intelligenter Mensch so lange voraus planen koennte oder wuerde. Da hat jemand bei vielen Details mitgedacht, von der Verpflegung bis zur Einrichtung der Kiste. Dafuer braucht man sowohl Konzentration wie auch Intelligenz. Bei letzterer fehlte es dann aber zwischenzeitlich immer mal wieder, er machte ja schliesslich dumme Fehler.

Und er brauchte uebrigens mindestens einen Helfer fuer die Kiste. Ganz isoliert war er nicht.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.05.2018 um 01:22
@AnnaKomnene:
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Ich frage mich eher, ob ein nicht so intelligenter Mensch so lange voraus planen koennte oder wuerde
Ich möchte behaupten, er denkt gar nicht darüber nach. Er tut es einfach. Er hat Zeit. Ihm wurde über längere Zeit in seiner Jugend "schlimmeres" angetan.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb: Da hat jemand bei vielen Details mitgedacht, von der Verpflegung bis zur Einrichtung der Kiste.
Eher nicht. Vielmehr auch hier ein Indiz auf selbst Erlebtes, meiner Meinung nach. Ansonst wäre UH länger am Leben geblieben. Die gefundene "Verpflegung" in der Kiste ist schnell zusammengestellt. Das Auskleiden der Innenwände ist ein psychologisches Thema. Erinnerungen auch hier?
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Dafuer braucht man sowohl Konzentration wie auch Intelligenz. Bei letzterer fehlte es dann aber zwischenzeitlich immer mal wieder, er machte ja schliesslich dumme Fehler.
Eine Kiste zusammenzuschrauben, Verschlüsse biegen, Löcher in Plastikrohre bohren Bedarf nicht allzuviel Wissen. Ich glaube das Scheitern am Überleben von UH lag nicht an mangelnder Intelligenz sondern eher am Wollen.
Stirbt Sie, ist das eh egal, gefunden wird Sie eh nicht. (Sry!). Aber so stelle ich mir die Denke vor.

Dumme Fehler hat die Ermittelnde Behörde gemacht. Der Täter aus seiner Sicht eher nicht.

Es wird Zeit das in diesem Fall wieder etwas passiert. Am besten bevor eventuelle Mittäter ableben.
Das würde für viele Menschen befreiend wirken.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.05.2018 um 23:22
@Echooo

Ich stimme auf jeden Fall mit Dir ueberein, dass der Haupttaeter nicht richtig tickte. Er konnte aber noch soweit planen, dass er es hinbekommen hat, im Mai einen Kalender in die Hand zu nehmen und einen Zeitplan bis September zu erstellen.

Diese ganze Idee mit der vergrabenen Kiste ist extrem gestoert, wie ein vergrabener Mikrokosmos. @2r2n hat ja auch mal gesagt, dass das Belueftungsrohr wie eine Nabelschnur aussieht.

Wir haben es also mit jemandem zu tun, der noch normal agieren konnte, und komplexe Dinge planen konnte, bei dem aber wohl psychisch nicht alles auf der Reihe war. Er hatte aber mindestens einen Mittaeter, wahrscheinlich zwei. Wie gesagt, egal wie verrueckt er ist, die Kiste haette er alleine heil nicht in das Loch bekommen, mit diesem seitlich abstehenden Rohr.

Er konnte also andere ueberzeugen mitzumachen. Was war er nun, ein charismatischer Anfuehrer? Oder hat er die anderen erpresst, dass sie einsteigen? Hat er ihnen einen Anteil versprochen?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.05.2018 um 18:13
Hallo zusammen,
je länger der Thread ist, desto dümmer werden die Täter gemacht. Ich meine, mittlerweile nehmt ihr an, dass die Täterintelligenz nahezu bei null liegt. Daran sind schon die Ermittlungen des Kommissars S. gescheitert, der davon ausging, dass die Täter leicht zu fassen sind, weil sie massenweise Fehler machen würden.

Breites Wissen des Täters
Das sehe ich anders. Der planende Täter hatte aus meiner Sicht ein ungewöhnlich breit gefächertes Wissen. Er war keinesfalls ein Fachidiot, der neben seiner Ausbildung nichts von der Welt verstand. Das merken wir an vielen technischen Details, deren möglicher Sinn selbst den Gutachtern (Transistorradio, Autobatterie, Lüftungsanlage, Tonbandgerät) verborgen geblieben ist. Aufgabe der Gutachter war allerdings nicht die Beschaffung Gerichts-tauglicher Beweise sondern die Unterstützung der polizeilichen Ermittlungen. Offenbar waren die Strafrichter nicht in der Lage zu erkennen, dass die Gutachten nicht für sie gemacht waren.

Aber nur Halbwissen
Knackpunkt ist, dass das breite Wissen des Täters nur ein Halbwissen war. Das wird am Belüftungssystem der Gefängnis-Kiste besonders deutlich.
Typisch für eine Belüftung sind Zuluft unten und Abluft oben. Das haben die Täter tatsächlich realisiert. Das kann aber nur funktionieren, wenn Zuluft- und Abluftrohr auch in unterschiedlichen Höhen enden. Wahrscheinlich hat der Täter das Abluftrohr in Schlangenlinien verlegt, damit es lang genug ist. Vorbilder für solche im Umweg geführten Rohre sind z.B. Musikinstrumente wie Trompeten und Hörner. Vom nötigen Höhenunterschied wusste er offenbar nichts. Für eine brauchbare Ventilation sollten beide Rohre auch nicht nebeneinander enden, sondern in unterschiedliche Richtungen führen, damit wenigstens Wind hindurch strömen kann.

Anfangs konnte ich überhaupt nicht verstehen, wo die Täter die vielen Löcher gebohrt haben und welche Funktion verklebte Löcher in einem Rohr haben könnten. Auf die Idee Schalldämpfer wäre ich jedenfalls nicht gekommen.
Eure Diskussion um einen Absorptions-Schalldämpfer konnte ich beim besten Willen nicht nachempfinden. Wo soll wer was absorbieren, also in Wärme umsetzen? Sicher tun das weder Betttuch noch Klebeband. Inzwischen habe ich zur Kenntnis genommen, dass Auto-Schalldämpfer im Inneren ein perforiertes Rohr haben. Auch hier schlägt wieder das Halbwissen zu. Ein Rohr mit Löchern ist kein Schalldämpfer. Wie auch der Dümmste nachlesen kann (ich habe nachgelesen), gehört dazu (um das Rohr herum) ein großes, äußeres Volumen, das mit Material zur Schallabsorption gefüllt ist (z.B. Steinwolle).

Werner M.s angebliches Fachwissen
Immer wieder wird auf Werner M.s Fachwissen verwiesen, das ihm die Tat ermöglicht haben soll. Konnte oder wollte niemand erkennen, was Fachwissen ist, wo es beginnt und wo es endet?
Wir können davon ausgehen, dass Werner M. als gelernter Automechaniker sehr wohl wusste, wie ein Absorptions-Schalldämpfer innen aussieht. Aus dieser nutzlosen Konstruktion können wir nur schließen, dass sie nicht von ihm stammt.

Ähnlich verhält es sich mit den Anschlüssen der Autobatterie. Es wurden professionelle Schraubklemmen verwendet, um die Beleuchtung an die Batterie anzuschließen (gut für 200 A Anlasser-Strom). Wer schon hundertmal ein Ladegerät an eine Batterie geklemmt hat (dazu gehöre auch ich), kommt überhaupt nicht auf die Idee, solche aufwendig zu montierenden Klemmen dafür zu verwenden. Immerhin musste zunächst das ursprünglich angebrachte Masseband durch eine Schraube ersetzt werden. Für eine Woche Betriebszeit reichen einfache Federklemmen völlig aus (Montagewerkzeug: zwei Finger). In diesem Fall sorgte das Halbwissen dafür, dass der Täter die Batterie installiert hat, wie er es aus seinem Auto kannte. Für die winzige Lampe ist das um den Faktor 100 überdimensioniert. Wahrscheinlich hat er dabei auch noch einen satten Kurzschluss verursacht (abgerutschter Schraubenschlüssel?) Außerdem stand die Batterie in einem Plastikkasten. Warum? Eine einfache Abdeckfolie hätte es auch getan. Das ganze Zeug muss ja irgendwann wieder entsorgt werden.

Was sollte danach passieren?
Die Diskussion in diesem Forum endet mit Ursula in der Kiste. Allenfalls wird noch die geplante Lösegeld-Übergabe gestreift. Ende der Fahnenstange!

Irgendwie haben die Täter auch die Freilassung des Mädchens geplant. Ursula hätte sicher nicht selbst aus dem geöffneten Deckel kriechen und nach Hause laufen sollen. Außerdem hätte der vermummte Täter sie nicht an der Hand zum Parkplatz oder gar zu den Eltern führen können. Also hätte im Wald ein Fahrzeug bereitstehen müssen.

Was war mit der verlassenen Kiste geplant? Ausgraben und entsorgen in einer Gegend in der es nach der Freilassung von Polizei nur so wimmeln würde? Zumindest wäre die Zeit dafür knapp gewesen. Wenn Ursula nicht gestorben wäre, hätte wahrscheinlich niemand Details über die Kiste, das Transistorradio, die Batterie, die Comic-Hefte usw. erfahren. Dafür, dass die Täter sicher vom Erfolg ihrer Aktion ausgegangen sind, haben sie sehr sorgfältig gearbeitet, praktisch ohne Spuren zu hinterlassen.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Er konnte also andere ueberzeugen mitzumachen. Was war er nun, ein charismatischer Anfuehrer? Oder hat er die anderen erpresst, dass sie einsteigen? Hat er ihnen einen Anteil versprochen?
In dem Zusammenhang kommt mir eine Idee. Als planende Täter kamen infrage:
Werner M.
Harald W.
Völlig unbekannte (ferne Vergangenheit Charlotte B.?)

Harald W. fällt als Täter auf den ersten Blick aus, weil er kein Motiv hatte. Er war aber möglicherweise in verschiedene Straftaten (einschließlich Mord) verstrickt.
Wurde er vielleicht von Leuten erpresst, die Einzelheiten kannten? Dann hätte er auch ein Motiv für eine Entführung gehabt. Wurde er gezwungen, bei einer Entführung mitzumachen?

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.05.2018 um 18:34
Zitat von roberndrobernd schrieb:Was war mit der verlassenen Kiste geplant? Ausgraben und entsorgen in einer Gegend in der es nach der Freilassung von Polizei nur so wimmeln würde? Zumindest wäre die Zeit dafür knapp gewesen. Wenn Ursula nicht gestorben wäre, hätte wahrscheinlich niemand Details über die Kiste, das Transistorradio, die Batterie, die Comic-Hefte usw. erfahren.
Das sehe ich anders. Ich denke, die Idee mit der Kiste entstand, um nicht mehr in der Nähe sein zu müssen. Das Übermitteln der Koordinaten nach der Lösegeld-Übergabe aus der sicheren Distanz hätte gereicht. Das Auffinden der Kiste war meines Erachtens eingeplant.

Deswegen gehe ich davon aus, dass nichts von der Kiste mit den Tätern direkt in Verbindung gebracht werden kann. Bislang haben die vielen Spuren in der Kiste auch nicht zu den Tätern geführt.


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