Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

@Elimes

Misterioso hat die Fragen bereits zutreffend beantwortet. Die Antworten auf Deine Fragen stehen eventuell in den Ermittlungsakten des FBI, aber wir werden sie wohl nie erfahren, da sie nicht mehr relevant sind.

Aus der Tatsache, dass Rouven sich schuldig bekannt hat kann man allerdings schliessen, dass auf eventuellen Kameraufnahmen etc. nichts zu sehen war, was ihn hätte stark entlasten können.

Auch in Deutschland muss einem Angeklagten eine individuelle Schuld nachgewiesen werden, so hätte er in Deutschland sich auch einem Verfahren stellen können. Zumindest das zu erwartende Strafmass wäre weit geringer gewesen. Das ganze Verfahren wäre weitaus schwieriger geworden, weil die Staatsanwaltschaft natürlich Beweismittel, Zeugen usw. aus den USA hätte importieren müssen. Die Taten selbst hätten allerdings in Deutschland angeklagt werden können (§§ 6-7 StGB).

Aber wie ich früher schon mal sagte, es ist fraglich, ob er das Land hätte verlassen können.

Der Inhalt des einen Punktes ist nie relevant geworden, daher auch nie in der Öffentlichkeit aufgetaucht.

@Hesse18
Vielen Dank.

Es ist sicherlich Quatsch zu bezweifeln, dass die USA ein Rechtsstaat sind. Das Recht hat eine andere Tradition hier, es basiert auf englischem Recht, während deutsches Recht auf römisch-französischem Recht basiert, aber beide Traditionen haben die wichtigsten Prinzipien gemeinsam.

Leider fehlt es an guten Informationen über das System in den USA, denn man darf freilich nicht glauben, was darüber in Filmen und Fernsehserien so gezeigt wird, das hat genauso viel mit der Realität zu tun wie "Liebling Kreuzberg" mit einem richtigen Rechtsanwalt.

Das soll natürlich nicht heissen, dass es in beiden Systemen nicht auch Schwachstellen gibt. Das ist sicherlich so. Im Fall Rouven allerdings sieht es so aus, als sei hier alles ordentlich verlaufen.

Trotz furchtbarem gestreiftem Anzug :D

@Rick_Blaine

Vielen lieben Dank für die Erklärungen.

Das auch in Deutschland eine individuelle Schuld nachgewiesen werden muss war mir nicht bekannt, daher Danke für die Aufklärung.

Freue mich, dass es in diesem Fall mal wirklich ein Detail nie an die Presse kam, das ist schon erstaunlich und ich finde es daher sehr verantwortungsbewusst, dass Du es hier auch raus gelassen hast.

@Elimes

Ah, mir fällt erst jetzt auf, was Du mit Deiner Frage gemeint haben könntest: "individuelle Schuld." Die muss freilich immer nachgewiesen werden.

Aber meintest Du vielleicht "individueller Besitz?" Oder so etwas? Das ist ein heikles Thema. Es gibt da Fragenkomplexe wie: wenn KP Dateien auf meinem Computer sind, ich sie aber gar nicht heruntergeladen habe...

In Deutschland gilt der Grundsatz:

Was sind die einzelnen Tatbestandsmerkmale von § 184b Absatz 3 StGB?

Absatz 3 stellt die Verschaffung von Besitz und den Besitz selbst unter Strafe. Der Besitz definiert sich als die tatsächliche Verfügungsmacht. Diese besteht immer dann, wenn die kinderpornographische Schrift sich im Herrschaftsbereich des Täters befindet. Sie ist eindeutig gegeben, wenn Abbildungen oder Fotos sich auf CDs, Festplatten oder anderen Speichermedien des Täters befinden.

Umstritten ist, ob auch schon die (vollautomatische) Speicherung im Cache eines Browsers beim Abruf einer einschlägigen Webseite bereits Besitz verschafft. Die Rechtsprechung bejaht dies mittlerweile überwiegend, sodass es nunmehr schon ausreicht, sich kinderpornographische Schriften im Internet anzusehen, da diese automatisch im Cache (ggf. auch nur vorübergehend) gespeichert werden. Diese Rechtsprechung führt zu einer erheblichen Vorverlagerung der Strafbarkeit. Löscht der Betroffene seinen Cache-Speicher jedoch umgehend, so haben einiger Gerichte den Besitz abgelehnt, da es am erforderlichen Besitzwillen gefehlt hat.

Was ist, wenn ich die Kinderpornographie nur angeschaut habe, nicht aber heruntergeladen?

Das Oberlandesgericht Hamburg möchte in diesem Fall genügen lassen, dass die entsprechenden Daten in den Cache-Speicher des Rechners geladen wurden (Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg vom 15. Februar 2010 – 2-27/09 (REV)). Allerdings kann es nach einer anderen Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamburg am Besitzwillen und somit am Vorsatz fehlen, wenn ein Angeklagter unmittelbar nach dem Betrachten die Bilder aus dem Browser- Cache löscht oder dies vorhat (OLG Hamburg, StV 2009, S. 469).

Was ist, wenn ich nicht wusste, dass ich (auch) kinderpornographische Dateien besitze?

Um Besitz zu haben, bedarf es der tatsächlichen Verfügungsmacht. Diese besteht nicht, wenn man sich nicht bewusst ist, kinderpornographische Schriften zu haben. Dann nämlich hat man keinen Besitzwillen und auch keine tatsächliche Verfügungsmacht. Werden jedoch kinderpornographische Schriften auf den eigenen Datenträgern gefunden, kann es mitunter schwierig werden, glaubhaft zu machen, dass man von deren Existenz nichts wusste. Letztlich muss jedoch die Staatsanwaltschaft nachweisen, dass ein Besitzwille vorgelegen hat. Sie kann sich aber auf die Indizwirkung stützen, die beispielsweise von hunderten gefundener Bilder oder dem Nachweis des gewollten Öffnens einer solchen Datei ausgeht.

https://strafverteidigung-hamburg.com/1711/kinderpornographische-schriften-%C2%A7-184b-stgb/

Das sind Themenkomplexe, die auch in den USA existieren. Wir hatten das zum Teil hier diskutiert: am Ende muss die Staatsanwaltschaft schon so etwas wie "Verfügungsmacht" nachweisen, wie in Deutschland auch. Und wie in Deutschland, ist es auch in den USA schwierig, den Eindruck zu widerlegen, dass man diese Verfügungsgewalt hatte, wenn die Dateien auf seinem Computer gefunden werden. Theoretisch muss zwar die Staatsanwaltschaft den Beweis erbringen, aber praktisch liegt es meist am Angeklagten, den prima facie Anschein zu entkräften.

@Rick_Blaine

Genau das meinte ich, konnte mich nur nicht korrekt ausdrücken als nicht juristisch gebildeter Mensch.

Hatte die Überlegung aud den ersten circa 20 Seiten des Threads, als es um die nicht erfolgte Flucht Diskussionen gab, ob vielleicht der Schuldbeweis dafür in Deutschland einfacher zu führen wäre, als in den USA und das ein Grund gewesen sein könnte.

Da es aber doch identisch zu sein scheint, verwerfe ich den Gedanken mal wieder.

Nochmals Danke für die Erläuterung.

@Elimes
Kein Problem. Juristen sprechen eine merkwürdige, wenn auch sinnvolle Sprache, aber die muss man nicht sprechen oder verstehen :)

Nun, ich denke, dass wird keinen Einfluss auf die Frage Flucht oder nicht Flucht gehabt haben, denn selbst wenn das Risiko in Deutschland vermeintlich grösser gewesen wäre, verurteilt zu werden - was faktisch zweifelhaft ist, - das weitaus niedrigere Strafmass von maximal 5 Jahren stände in so krassem Gegensazt zur möglichen Höchststrafe in den USA von 35 Jahren oder mehr, dass die meisten vermutlich eher das Risiko in Deutschland auf sich nehmen würden.

Ich denke eher, er hat entweder wirklich geglaubt, man kann ihm die Tat nicht nachweisen oder er würde eh am Verlassen des Landes gehindert - und man ihm dann eine "versuchte Flucht" als Schuldeingeständnis interpretieren würde.

Das jetzt AndyS. hier keine kollegeneinschätzung oder bewertung abgeben möchte muß man verstehen.



Aber wenn ich jetzt ein klient wäre, der auf anwaltliche hilfe in den usa angewiesen wäre, und hätte den kenntnisstand ähnlich wie durch diesen thread, desweiteren gleichzeitig den fall Rouven ein wenig mitverfolgt, dann hätte ich je nach persönlichem anliegen doch bedenken mir den anwalt von Rouven zu nehmen.

Insgesamt bin ich mit seiner strategie nicht so ganz einverstanden.

Ok, erst durch das fachwissen von AndyS. sind wir da auf verhaltensweisen von Rouven´s anwalt gestoßen, die im rechtlichen sinn nicht zu den sonstigen gepflogenheiten vor gericht gehören,
aber gerade weil M.´s verhalten solch teilweise grenzwertige momente hatte, obwohl er mmn von Rouven´s schuld von anfang an überzeugt war, würde ich ihn mir wie gesagt nicht nehmen.



@Rick_Blaine

Dankesschön nochmal für deine hilfreichen ausführungen...lg

@aero

Gern geschehen. Ich teile ja Deine Einschätzung aus unserer gemeinsamen Sicht: Der gestreifte Anzug wäre auch nicht meine erste Wahl.

Aber das können wir im Moment eben nur aus unserer Sicht sagen. Wir wissen nicht, was hinter den Kulissen alles gelaufen ist und mit welcher Situation der Anwalt konfrontiert war.

kann es sein, dass Jan inzwischen in ein anderes Gefängnis verlegt wurde? Über die Seite des Henderson Detention Center wird er nicht mehr als Insasse angezeigt.

@Alex1976
Hey . Ja Jan Rouven ist in ein anderes Gefängnis umgezogen . Vor etwa 2-3 Wochen ist er dort hingezogen. Dort wird er seine Strafe die er im März bekommt absitzen müssen. 

weiß man denn, in welches Gefängnis er umgezogen ist?

Im "inmate locater" des Bundesstaates Nevada ist er jedenfalls nicht zu finden! Möglicherweise wurde JR in ein Gefängnis eines anderen Bundesstaates verlegt. Das geschieht wohl hin und wieder bei Leuten wie JR. @Rick_Blaine hatte glaube ich auch eine Vermutung geäußert, in welches Gefängnis JR verlegt werden könnte. Wenn es euch interessiert, könnt ihr ja die SuFu bemühen und dann auf der entsprechenden Homepage schauen.

Das von Andy erwähnte Gefängnis wäre Tucson, Arizona. Da hab ich geschaut aber find ihn nicht. 
Es gibt hier einen "inmate locator" aber auch hier Fehlanzeige. Aber evtl stell ich mich auch zu doof an zum suchen ;)

https://www.bop.gov/inmateloc/

Da er im Bundesgericht verurteilt wurde, wird seine zukünftige Heimat ein Bundesgefängnis sein, voraussichtlich das in Tucson. Der inmate locator hat immer eine Verzögerung, es dauert manchmal bis zu 2 Wochen bis die Datensätze upgedated sind. Allerdings ist eine Verlegung vor der Strafmassverkündung sehr unüblich.

@Rick_Blaine
genau das macht mich ja so stutzig. Wieso jetzt schon die Verlegung, wenn das Strafmass noch gar nicht feststeht. Für die Strafmaßverkündung müsste er doch dann wieder nach Nevada überstellt werden, oder nicht?

Normalerweise ja. Allerdings ist Henderson, wo er bisher gewesen ist, ein Vertragsgefängnis, das bedeutet, die Bundesregierung zahlt an die Stadt Henderson, der das Gefängnis gehört, für jeden Bundesgefangenen. Manchmal kommt es vor, dass wenn in einer Bundeseinrichtung dann ein Bett frei wird, der Gefangene aus der Vertragseinrichtung verlegt wird, um Geld zu sparen. Allerdings ist es unüblich das kurz vor einem Gerichtstermin zu machen, denn die Transportkosten sind höher als was man sonst einsparen würde.

Etwas merkwürdig das Ganze. Mal sehen, ob er in den nächsten Tagen im locator auftaucht.

Möglich ist noch ein anderer Grund, aber über den möchte ich hier nicht spekulieren: Er könnte krank sein und in ein Gefängniskrankenhaus verlegt worden sein. Aber wie gesagt, darüber sollten wir nicht spekulieren.

@Rick_Blaine
kannst Du uns vielleicht den Unterschied zwischen

a) Jail
b) Detention Center und
c) Correctional Center

erklären?

Mich verwirrt das irgendwie total.

Lieben Dank
Alex

@missmina
Jan Rouven ist in Pahrump. Habe das mal gegoogelt und das ist sehr sehr abgelegen. 
Nevada southern detention center Heißt das glaub ich. 

@Tehar92
Woher beziehst du diese Info?
Gibt es eine Quelle?

Hier hab ich was gefunden: http://www.leagle.com/decision/In%20FDCO%2020161228B66/U.S.%20v.%20FUECHTENER

Presently before the court is Defendant Jan Rouven Fuechtener's motion (ECF No. 149) requesting that Defendant be transferred from the Henderson Detention Center to the Nevada Southern Detention Center in Pahrump, Nevada, filed on December 20, 2016.

IT IS THEREFORE ORDERED that Defendant Jan Rouven Fuechtener's motion (ECF No. 149) is GRANTED.


IT IS FURTHER ORDERED that the United States Marshal must transfer Defendant from the Henderson Detention Center to the Nevada Southern Detention Center in Pahrump.