Welcher Kriminalfall beschäftigt euch besonders?

Mit am meisten beschäftigt mich immernoch der Fall Natascha Kampusch:

Ein Mädchen über diesen langen Zeitraum festzuhalten und wohl immer wieder zu mißbrauchen finde ich schon sehr extrem...er nahm ja in Kauf, dass sie dort auch noch länger lebt...dass sie fliehen konnte war ja auch Glück.

und dann der Fall. den ich vor ca. einem halben Jahr entdeckte: den Fall von Amanda Todd - das Video kurz vor ihrem Tod ist einfach herzzereißend, wo sie in etlichen Zetteln ihre Qualen und Torturen beschreibt, die sie durch die Online-Machenschaften von einem kranken Mann erlitt, so dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah als Suizid....und das mit gerade mal 15...:-( :-(

https://www.youtube.com/watch?v=RXxnPzrmE70 (Video: RIP Amanda Todd - Video vor dem Selbstmord [deutsche Übersetzung] Abschieds Video .Full Video)

http://www.cbc.ca/news/canada/british-columbia/amanda-todd-aydin-coban-1.3951334 (Archiv-Version vom 05.10.2017)

Aydin Coban bestreitet zwar alle Vorwürfe, aber alle Indizien der Polizei führten zu ihm...und Amanda war nur eine von vielen Mädchen, die er so terrorisierte....an diesem Fall sieht man die unendliche Kraft des Internet, der social media und deren Folgen für das eigene Leben und Umfeld....(wird ja gern mal verharmlost...auch gern das Mobbing an der Schule was sie durchleben musste durch das mit ihr ins Internet gestellte Video...Kinderseelen sind halt noch viel sensibler als eine erwachsene Seele, die vielleicht darüber stehen kann...)

Einfach nur traurig das Ganze....verstehe auch nicht wie man so krank sein kann, wildfremden Mädchen ohne jegliche Beziehung so etwas anzutun aus der Ferne...er in Holland, sie am anderen Ende der Welt....geht echt kaum kranker finde ich.

Daran sieht man auch, ohne jemanden DIREKT umzubringen, kann man ihn doch töten...eben siehe Amanda Todd...

lazarus89 schrieb:den Fall von Amanda Todd - das Video kurz vor ihrem Tod ist einfach herzzereißend, wo sie in etlichen Zetteln ihre Qualen und Torturen beschreibt, die sie durch die Online-Machenschaften von einem kranken Mann erlitt, so dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah als Suizid....und das mit gerade mal 15.

Ich hatte vorher noch nicht von dem Fall gehört, aber er verstört sehr. Furchtbar, welches Agieren per Internet
manch krankem Menschen erlaubt, einen anderen Menschen zu zerstören.
Der selbstgedrehte Film vor ihrem Tod ist schon deshalb schrecklich, weil es den stummen Hilferuf extrem darstellt.

Mich beschäftigt nach wie vor sehr dieser Vermissten-Fall hier: http://findetsergej.de (Archiv-Version vom 28.09.2017)
Auch im Forum wird er natürlich diskutiert.

Ich muss dabei an soviele Urlaube und Situationen denken, in denen man seinen Partner kurz irgendwohin schickt um etwas zu holen etc. Und man sich nie überlegt, das die Möglichkeit besteht, dass er einfach nie wieder kommt. Furchtbare Vorstellung, und das ist nun schon über ein Jahr her ...

Generell interessiert mich die wissenschaftliche Herangehensweise zur Aufklärung eines Kapitaldelikts. Zudem auch sehr die Strategien des/der Ankläger, sowie des/der Verteidiger, sofern vorhanden. Im Allgemeinen interessieren mich auch eher Fälle, bei denen eine Möglichkeit zur Aufklärung besteht. Sehr faktenarme Fälle kommen meist nicht ohne Verschwörungstheorien aus, das interessiert mich eher weniger.

Derzeit interessiert mich besonders der Fall um Kim Wall, weil ich a) eine Beziehung zu Dänemark und den skandinavischen Ländern habe, b) aus einer Familie komme, die beruflich mit dem Schiffbau (insb. auch Uboot) zu tun hat, c) eine sehr gute Freundin von mir im fast gleichen Alter wie Kim Wall ebenfalls Journalistin ist und zuletzt d) ich direkt am Wasser und mit der Schifffahrt aufgewachsen bin. Da kommt einiges zusammen. Die Monstrosität des Falles hat damit weniger zu tun.

Ein weiterer schauriger fall der mir eine zeitlang "nachlief", nachdem ich in einer der ersten "autopsie"-folgen im jahr 2000 davon gehört hatte, war der des

"Dr. Cosel".

Carl von Cosel, eigentlich Georg Carl Tänzler (* 8. Februar 1877 in Dresden; † 23. Juli 1952 in Tampa),

war ein deutschamerikanischer Radiologe. Er wurde bekannt als Nekrophiler.

Es geht sich um einen deutschen arzt der in die usa ausgewandert war, dann irgendwann einmal in einem krankenhaus arbeitete, und sich dort in eine gutaussehende patientin nach und nach verliebte.

Im April 1930 lernte er die 21-jährige Tuberkulosepatientin Maria Elena Milagro „Helen“ de Hoyos kennen und verliebte sich in die Kubanerin. Sie starb jedoch am 25. Oktober. Cosel konservierte den Leichnam seiner Geliebten mit Formaldehyd und ließ ihr ein pompöses Mausoleum errichten, in dem er die Nächte verbrachte.

1933 nahm Cosel die Mumie nach Hause, wo er fortan mit der Leiche lebte und am Erhalt des Körpers arbeitete.

Durch Gerüchte war im Jahre 1940 die Schwester der Toten aufmerksam geworden und ging der Sache nach. Sie fand die sterblichen Überreste nicht im Sarg, sondern im Hause von Cosel vor und erstattete Anzeige. Cosel wurde wegen Leichenschändung verhaftet und Elenas Leib durch eine Ärztekommission untersucht.

Anschließend wurde Cosels Werk zunächst für drei Tage öffentlich ausgestellt und nachdem 6.000 Besucher die Gelegenheit zur Besichtigung der Mumie Elena Milagro Hoyos wahrgenommen hatten, an einem unbekannten Ort beerdigt.

Gegen eine Kaution von 1.000 Dollar kam Cosel auf freien Fuß und wurde im anschließenden Prozess freigesprochen, da die ihm vorgeworfene Grabschändung nach zwei Jahren verjährt gewesen war. Eine Untersuchung seines Gesundheitszustandes erbrachte keine Nachweise für eine Erkrankung, so dass er ohne Auflagen in Freiheit leben konnte.

Der 1940 angefertigte Autopsiebericht blieb zunächst unter Verschluss. 1972 wurde er zugänglich und bekannt, dass Carl von Cosel an der Mumie seiner Geliebten eine Vorrichtung zum Geschlechtsverkehr mit der Toten angebracht und diesen auch durchgeführt hatte.

Wikipedia: Carl von Cosel

Spoiler

(Bevor das gelöscht wird weil er freigesprochen wurde.

Er war aber zuerst angeklagt.)

@seli
Ein sehr interessanter Fall, der Trümmermörder. Ich bin erst letztes Jahr durch den Roman von Cay Rademacher darauf aufmerksam geworden. Aber leider ist ja so gut wie nichts öffentlich bekannt.

Also ich habe gestern den Fall Mareike G. bei Aktenzeichen xy sehr interessant gefunden. Der Täter war der Arbeitskollege, der zwar nach der Tat eine Wunde am Kopf hatte, aber sich hinausredete, dass er sich am Kühlschrank gestossen habe. Sogar bei einem längeren Verhör verquasselte er sich nicht. Erst als der Ermittler ihn durch eine geschickte Verhörmethode hinters Licht führte, passierte ihm ein Fehler. Die anwesende Psychologin erklärte das so: Der TV sei bei dem Verhör sehr konzentriert gewesen, damit er ja keinen Fehler mache. Erst als ihm der Kommissar anbot vor dem Nachhausegehen noch einen Kaffee zu trinken, entspannte er sich und wog sich in Sicherheit. Dann kam der Kommissar nochmals auf ihn zu und fragte ihn so nebenbei im Stehen: "Noch eine Frage, sind sie jetzt eigentlich durch die Tür oder durchs Fenster in die Wohnung eingestiegen.". Da passierte es. Er wurde überrumpelt und antwortete, dass er durchs Fenster gekommen sei. Übrigens hatte er die Leiche in der Nacht 100 km entfernt in einem Waldstück begraben.

Ich denke, dass viele vermisste Personen viel weiter weg "verscharrt" werden, weil dort niemand auf die Idee kommen würde zu suchen.

https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest/xyg1-fall1-der-fall-mareike-100.html (Archiv-Version vom 16.11.2017)

Übrigens habe er auch ständig mit Mareike`s Familie in Kontakt gestanden, bei der Suche geholfen usw. Die Psychologin erklärte, dass das häufig bei den Tätern der Fall sei. Sie glauben nicht in Verdacht zu geraten, wenn sie bemüht sind, bei der Suche mitzuhelfen.

Robin76 schrieb:Er wurde überrumpelt und antwortete, dass er durchs Fenster gekommen sei.

Habe den Fall gestern auch gesehen -glaube aber nicht dass er genau -so- überführt wurde. Es ist auch nicht plausibel, dass ein Verdächtiger nach (!) einem Verhör was zu trinken (also Kaffee was länger als Schluck Wasser andauern wurde) angeboten bekommt und er auch noch annimmt (!) und weiterhin im Verhörrraum bleibt (!). Ist für mich total unglaubwürdig -da möchte doch jeder schnellstens weg und selbst wenn der Kommissar kommt und so eine einfach Frage stellt -da antwortet man doch selbst völlig überrascht mit "Was?", "Was meinen Sie?"

Ich denke die Profilerin von gestern bzw. verallgemeinert wollten sich Profiler mit der gestrigen Sendung auf die Schulter klopfen -dabei hatten in allen Fällen Dritte die Polizei verholfen bzw. auf den entscheidenden Hinweis gebracht....

@Suinx
Weshalb sollte es sich nicht so abgespielt haben. Vielleicht war das ja auch genau das Ziel des Ermittlers. Er wollte ihn mit dem Anbieten der Tasse Kaffee absolut in Sicherheit wissen. Ich bin überzeugt, dass es sich so abgespielt hat. Es besteht absolut kein Grund, diese Begebenheit abzuändern.

Robin76 schrieb:Weshalb sollte es sich nicht so abgespielt haben.

Weil das wie aus einem seichten Krimi-Roman klingt. Dann wäre noch das technische -wieso sollte ein Mordverdächtiger da bei der Polizei ohne Anwalt sitzen, warum sollte ein Mordverdächtiger selbst wenn er "durch das Fenster" geantwortet hätte danach ein vollständiges Geständnis machen, was ist vor Gericht eine Aussage ala "durch das Fenster" überhaupt wert, der Verdächtige hätte jederzeit seine sog. Aussage widerrufen können...Passt alles nicht zusammen.

Warum sie das dann so senden? Ganz einfach -so wie sie die Filmbeiträge schönigen, so hat man hier das Endergebnis ebenfalls geschönt um es für den Mainstream attraktiver zu machen.

Suinx schrieb:Warum sie das dann so senden? Ganz einfach -so wie sie die Filmbeiträge schönigen, so hat man hier das Endergebnis ebenfalls geschönt um es für den Mainstream attraktiver zu machen.

Wenn das deine Meinung ist, dann kannst du das natürlich so glauben. Ich denke anders darüber. Aber das sollte ja kein Problem sein.

Diese Überrumpelungstaktik klingst für mich nicht wie aus einem billigen Kriminalroman. Ich denke, dass hier sehr wohl eine Taktik angewandt wurde, auf die schon mehrere Täter hereingefallen sein werden.

Robin76 schrieb:Diese Überrumpelungstaktik klingst für mich nicht wie aus einem billigen Kriminalroman. Ich denke, dass hier sehr wohl eine Taktik angewandt wurde, auf die schon mehrere Täter hereingefallen sein werden.

Wie gesagt -Du kannst mir immer noch nicht plausibel antworten Wieso ein Verdächtiger da ohne Anwalt gesessen hat? Du kannst mir immer noch nicht antworten Wieso eine schlichte Antwort ala "durch das Fenster" eine lebenslange Haftstrafe mit sich bringt? Du kannst mir immer noch nicht antworten -inwiefern diese Aussage und die Umstände dazu vor Gericht -und vor allem für eine lebenslange Strafe- verwertbar waren?

Von den 3 gezeigte Fällen gestern war doch nur der Brummi-Fall etwas komlizierter. "Etwas" deshalb, weil man schnell auf LKWs kommen konnte und weil man im Fall Caroline G. nach dem selben Raster den Brummi-Fahrer erwischt hat.

Ehrlich gesagt klang die Lösung des Falls Mareike G. wie nach einer 1.Semester Vorlesung eines kriminal- psychologisches Studiums wo alle Studenten erstaunt "aha!" riefen...;)

Suinx schrieb:hrlich gesagt klang die Lösung des Falls Mareike G. wie nach einer 1.Semester Vorlesung eines kriminal- psychologisches Studiums wo alle Studenten erstaunt "aha!" riefen...;)

Das siehst du so. Ich sehe das anders. Bei dem Fall wurden Fallanalyther zu Rate gezogen und auf diesen Arbeitskollegen trafen die meisten Punkte zu, so dass die Polizei sich auf diesen konzentrierte. Er wurde ja nur nochmals verhört und kam deshalb nicht mit einem Anwalt. Erst im Laufe der Vernehmung wurde er darauf aufmerksam gemacht, dass so Einiges gegen ihn spreche. Er bestand anscheinend auf keinen Anwalt, wollte ja nach wie vor vor den Ermittlern so dastehen, als ob er unschuldig wäre.

Robin76 schrieb:Er wurde ja nur nochmals verhört und kam deshalb nicht mit einem Anwalt.

Jaja -als Zeuge geladen und am Ende wird man wegen des dringenden Mordverdachts gleich festgenommen. Hallo? Das hält doch keine Minute vor Gericht....

Suinx schrieb:Jaja -als Zeuge geladen und am Ende wird man wegen des dringenden Mordverdachts gleich festgenommen. Hallo? Das hält doch keine Minute vor Gericht....

Was hast Du jetzt eigentlich für ein Problem? Der Mörder von Mareike wurde überführt. Wieso sollte man dies komplett anders darstellen? Wie glaubst denn du, dass man ihn überführt hat?

Suinx schrieb:Weil das wie aus einem seichten Krimi-Roman klingt.

So sehe ich das auch. Diese Methode könnte auch mit §136a der StPO in Konflikt kommen. Denn letztendlich basiert die Fragestellung auf Täuschung, da feststehen soll, dass der Verdächtigte im Schlafzimmer gewesen ist.

Das ist nichts mehr als eine Anekdote, wenn man die Akten des Verhörs lesen würde, käme sicherlich etwas anderes heraus.

Robin76 schrieb:Wie glaubst denn du, dass man ihn überführt hat?

Überführt wird man ihn haben, aber vermutlich nicht so. Ich vermute es wäre auch kontraproduktiv solche "Tricks" an die Öffentlichkeit zu tragen, da könnten sich dann Täter drauf einstellen.

SCMP77 schrieb:Überführt wird man ihn haben, aber vermutlich nicht so. Ich vermute es wäre auch kontraproduktiv solche "Tricks" an die Öffentlichkeit zu tragen, da könnten sich dann Täter drauf einstellen.

Es war ja eine Überrumpelungsmethode und diese wird immer wieder funktionieren. Da sehen wir doch im Alltag. Man wird oft überrumpelt und trotzdem passiert es wieder. Ich glaube, dass der Täter so überführt wurde. Ich sehe keinen Grund, weshalb man das alles komplett verdrehen hätte sollen.

Robin76 schrieb:Wie glaubst denn du, dass man ihn überführt hat?

Ich habe da 100x gewichtigere Indizien gesehen: 70 Frauenslips bei ihm unterm Bett, Blutspuren am Tatort, seine Platzwunde, wohl kein vernünftiges Alibi zu der Zeit, ein junger Mann der mit dem späteren Opfer zusammen arbeitet, sie abends gelegentlich zu Partys rumkutschiert....usw.

Da muss einer echt schwul sein um aus der Nummer raus zu kommen...

Robin76 schrieb:Es war ja eine Überrumpelungsmethode und diese wird immer wieder funktionieren. Da sehen wir doch im Alltag.

Was siehst du im Alltag? Dass ein Zeuge nach was völlig belangloses gefragt wird und bei falscher Antwort sofort verhaftet wird? Hallo? Das ist Deutschland und nicht Nordkorea...

Solche Methoden "können" funktionieren, führen dann aber schnell zu einem Beweisverwertungsverbot, weil sie nicht mit unserer Rechtsordnung vereinbar sind.

Daher glaube ich wie @Suinx nicht, dass das Verhör wirklich in dieser Form gelaufen ist.

Wie gesagt, der "Trick" basiert auf Täuschung und dürfte damit zu den verbotenen Verhörmethoden gehören.


Und das ist auch gut so, denn Täuschung kann auch zu falschen Geständnissen führen. Da gibt es ausreichende psychologische Erkenntnisse drüber.

@SCMP77

Sehe ich aus so! Ganz billige Geschichte die am Ende ein filmreifes Ende ala "Die üblichen Verdächtigen" einnimmt..

Wie du schon sagst sind solche Sachen gar nicht vor Gericht verwertbar. In jedem billigen Krimi sagt die Polizei als erstes, dass man schweigen kann und einen Anspruch auf einen Anwalt hat....;)

Der Fall sollte wohl die klügere Variante vom Fall Jakob von Metzler suggerieren...