Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

@Mirella4
Das Problem ist, dass die Therapeuten meist von extern sind. Die Therapien finden auch nur einmal pro Woche statt und es gibt eine Warteliste. Wenn jemand 15 Jahre und mehr hat, ist es auch nicht sinnvoll, die Therapie sofort zu beginnen, sondern erst z.B. eine Ausbildung. Ich sehe aber in H. einen Kandidaten für die Sozialtherapeutische Einrichtung, da würde das Therapieprogramm sehr viel intensiver sein.

Ich habe aber keine Erfahrung im Jugendstrafvollzug, da ist es möglicheweise anders geregelt.

@Lena781

Lena781 schrieb:Jedoch zeigt dieser Brief auch wieder seine narzisstische Seite, es geht, wie immer, nur um ihn.

Das stimmt. Ich glaube ihn interessiert auch wirklich nichts anderes. Er hat sich vorher ja auch nicht drum gekümmert was er seiner eigenen Familie auch damit antut. Der lebt in seiner eigenen Welt. Man kann wirklich nur hoffen, dass er nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt wird mit anschließender Sicherungsverwahrung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich mal "bessert".

@oceanghost
Diesen Gedanken habe ich zwar auch beim Lesen seiner "Schriften", jedoch können viele Jahre Haft einen Menschen auch sehr verändern. Können, nicht müssen. Aber jetzt schon eine Prognose abzugeben, finde ich doch verfrüht. Bin sehr gespannt auf das psychiatrische Gutachten.

Lena781 schrieb:jedoch können viele Jahre Haft einen Menschen auch sehr verändern.

Natürlich, bei ein oder anderen hat das auch funktioniert, aber bei ihm... Ich kann es mir momentan so schwer vorstellen. Weiß auch nicht. Vielleicht weil er in so jungen Jahren, zu so einer grausamen Tat fähig war. Das Gutachten sollte eigentlich heute kommen. War aber wohl nix. Müsste dann in einem der nächsten Verhandlungstage kommen.

Interested schrieb:Der hätte nach den zwei Leben auch nicht aufgehört zu morden. Der hat da richtig Lust drauf. Ich glaube auch nicht, dass er spielt. Das ist sein geistiger Inhalt, den er da raushaut.

Seh ich auch so. Und diese Gewaltphantasien zeigen sehr genau, daß sein "Blutrausch" noch nicht abgeklungen ist. Nicht so, wie viele dachten, daß er im Knast dann in der Realität ankommt, bereut oder ihm klar wird, was er machte. Das ist ihm verdammt klar, es juckt ihn nur nicht. Da ist dann das Mittagessen wichtiger...

oceanghost schrieb:Ich glaube ihn interessiert auch wirklich nichts anderes. Er hat sich vorher ja auch nicht drum gekümmert was er seiner eigenen Familie auch damit antut. Der lebt in seiner eigenen Welt. Man kann wirklich nur hoffen, dass er nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt wird mit anschließender Sicherungsverwahrung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich mal "bessert".

Wenn man den Brief liest, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Er rechtfertigt seine Taten u.a mit seiner Faulheit und mit einem System, dem er nicht angehören will. Das ist einfach nur widerlich.

Er dreht sich immer wieder nur um sich selbst. Nach dem, was er getan hat, müsse er nicht mehr so tun, als wäre er ein „engagierter ... Wasauchimmer“. In Wahrheit sei er faul und träge und kein Fan des Kapitalismus. Er wolle „kein Teil einer Maschine sein, die jeden kleinstampft, der kein Teil von ihr sein will“.

Ohne weitere Worte...

„Ich lache jeden Tag, das Essen ist ganz gut“, heißt es im Brief.

Ich persönlich halte ihn für nicht resozialisierbar. Aber nicht erst seit diesem Brief. Seit die Taten liefen!

Abgesehen von der heutigen Verhandlug:

Marcel H. ist Selbststeller und das wird in der Regel Streffmindernt gewertet. Wie könnte es sich in seinem Fall auswirken?

Sollte er nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, wie ist das wärend der Haftzeit? In einer Jugendhaftanstallt ist die Arbeit am Sträfling intensiver z.B. mehr Therapieeinheiten, Ausbildung o.Ä.
Bei einer Straffe von angenommen 15 Jahren wäre er 34 Jahre bei der Entlassung. Wechselt er in der Zwischenzeit irgendwann in den Erwachsenenvollzug?

Und, ist eine anschliessende Sicherungsverwahrung in dem Fall auch im Nachhinein möglich?
Grade wenn ein Sträffling sich selbst für eine Gefahr für die Allgemeinheit hält?

@Photographer73
Es wäre unrealistisch anzunehmen, dass H. nach paar Monaten Knast alles plötzlich bereut oder einsieht. Ich denke das wird erst dann kommen, wenn er sich mit seinen Taten auseinandersetzen muss - in einer Therapie. Wenn er das zulässt in ein paar Jahren, könnte es zu einem Zusammenbruch seinerseits kommen. Wenn er weiterhin vermeidet, dann sehe ich keine Chance auf eine Entlassung.

Lena781 schrieb:Ich persönlich bin sehr unentschlossen, ob die geäußerten Phantasien wirklich der Wahrheit entsprechen oder ob H. mit der Justiz spielt. Es stellt sich mir immer mehr die Frage, ob H. wirklich so "gestört" ist, dass er sadistische Gedankengänge und psychopathische Wesenszüge hat oder ob er einfach nur eine Rolle spielt, die für ihn vorteilhafter als ein Leben in Freiheit erscheint, denn in der realen Welt schien er ja ein Niemand zu sein.

Auch das wäre eine ungewöhnliche Denk- und Handlungsweise, oder?

Zu all den Therapien und Vorzugsplänen die es in der JVA geben soll, denke ich, dass es auch immer eine Frage des Geldes und der Kapazitäten ist ob diese Umgesetz werden können.

@Lena781

Ok, kann man darüber streiten, ob zuerst eine Therapie, oder eine Ausbildung sinnvoller ist.
Ich würde ja eher sagen, Therapie mit in den Fluss eingebundener Ausbildung.

@DoroBe
Ich versuche mal auf einige Fragen zu antworten, bin noch kein alter Hase im Vollzug :D Deswegen Angaben ohne Gewähr. Ob jemand verhaftet wird oder ein Selbststeller ist, steht beispielsweise bei Vollzugslockerungen zur Debatte, man geht bei Selbststellern weniger von einer Fluchtgefahr aus. Jedoch spielt es in Hesses Fall wohl eine eher untergeordnete Rolle, da andere Dinge als wichtiger erachtet werden. Wie es sich auf das Strafmaß auswirkt, weiß ich nicht.

Im Erwachsenenvollzug versucht man zu Beginn einen Vollzugsplan zu erstellen, der jedes halbe Jahr fortgeschrieben wird. Man versucht die Gefangenen in eine Arbeitsmaßnahme zu intergrieren oder falls sie keine Ausbildung haben, solch eine zu vermitteln. Auch arbeitet man an individuellen Problematiken im Gruppen- oder Einzelkontext, z.B. Anti-Aggresions Training.

Die Sicherungverwahrung darf, weiß der Teufel weshalb !!, seit 2013 nicht mehr nachträglich angeordnet werden. Wir haben aber auch Gefangene bei uns ohne SV, die trotzdem schon 35 Jahre sitzen und aufgrund mangelnder Bereitschaft für Behandlungsmaßnahmen nicht entlassen werden. Die 15 Jahre sitzt kaum einer, meist sind es mindestens 17 oder länger. Es bedeutet rein formell nur, dass nach den 15 Jahren erstmals ein Antrag zur Aussetzung der Reststrafe auf Bewährung erfolgen kann.

@oBARBIEoCUEo
Meistens ist es die Ausbildung, da die ersten zwei bis drei Jahre als Eingewönung in das System JVA dienen. In dieser Zeit ist eine Therapie bei lebenslänglich verurteilten nicht sinnvoll, da diese eben eine erhebliche Restzeit haben. Auch ist die parallele Absolvierung einer Ausbildung und Therapie nicht immer sinnvoll, da eine Therapie unglaublich kräftezerrend ist und bei vielen zum Zusammenbruch führt.

@Lena781
Wie ist das denn, wenn ein Gefangener gar keine Lust hat zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen? Hesse beschreibt sich ja selber als faul. Kann man einen Gefangenen dazu "zwingen"? Oder kann der tatsächlich den ganzen Tag in seiner Zelle sitzen und "Bücher" schreiben?

Ich meine man sieht doch schon daran, wie  "gaga" der ist, wenn der nach der Entlassung vom Geld von seinem Bestsellerroman leben will...

@Lena781

Es könnte zu einem Zusammenbruch kommen, sicherlich. Ich persönlich glaube aber nicht daran, auch nicht in einigen Jahren. Er wollte in den Knast, er geht in den Knast, dort richtet er sein Leben ein. Für mich ist er ein klassischer Psychopath, ob an meiner Meinung was dran ist, werden die Gutachten zeigen.

@oceanghost
Nein, zwingen kann man keinen. Meist aber wollen die Gefangenen arbeiten, da sie dadurch Kontakt zu anderen haben und es von der Langeweile ablenkt und ganz wichtig, Geld gibt. Sonst bekommen sie nur das Taschengeld.

@Photographer73
Ich glaube zwar auch an psychopathische Züge, bin mir aber sehr sicher, dass auch ein H. das Ausmaß seiner Strafe noch nicht begriffen hat. Das kann man auch noch nicht.

Ich glaube nicht, dass er arbeiten will oder Kontakt zu anderen haben will. Das Taschengeld reicht ihm bestimmt auch. Hauptsache er hat Papier und Stifte. So schätze ich den ein.

@oceanghost
Für die Zeit in U-Haft, vielleicht. Aber in den Jahren Strafhaft kann ich mir das absolut nicht vorstellen. Aber wir werden sehen, wie hoch das Strafmaß überhaupt ist.

oceanghost schrieb: Das Taschengeld reicht ihm bestimmt auch. Hauptsache er hat Papier und Stifte. So schätze ich den ein.

Er lebt den Moment. Bei seinen Taten, eigentlich bei Allem, was er bisher so über sich geschildert hat. Der guckt nicht weit in die Zukunft. Er hat ein ganz anderes Zeitgefühl. Aber er äußert sein Innerstes. Und das ist nach wie vor von Gewalt geprägt und Essen und so Zeugs...so ganz niedere Instinkte eben - und da gehört bei ihm Mord eben auch dazu.

@Lena781

Von daher schrieb ich ja im Fluss der Therapie. Kommt dann auf den richtigen Zeitpunkt an.
Aber ok, alles hat ja hier seine 'Ordnung'. :-D

@Lena781

Bei den 15 Jahren bezog ich mich auf die mögliche Höchststrafe nach Jugendstrafrecht.

Deshalb auch die Frage: Inerhalb dieser 15 Jahre, wechselt der Strafftäter irgendwann in den Erwachsenenvollzug?

Das er sich grade Verweigert, den Eindruck habe ich auch. Man darf nicht vergessen, dass solch eine Tat auch mit dem Täter etwas macht.


Bezüglich der Verpickselung seiner Bilder: Gibt es da keine Möglichkeit, dass es eine entsprechende Anordnung vom Richter gibt um eine "Inszinierung seiner Selbst" durch Marcell zu unterbinden?