Kriminalfall Kim Wall

lightbride schrieb:Na ja, das liegt daran dass du noch nie ein UBoot der Marine gesehen hast. Das ist so, als wenn ein einäugiger meint alles zu sehen

Kannst dir gerne mal Russische Uboote aus Soviet-Bestaenden anschauen....

MaryPoppins schrieb:Nehmen wir mal an, das PM naiverweise gedacht haben könnte, er käme mit der Absetzstory durch und keiner hätte bemerkt, dass sein Boot absichtlich versenkt wurde

hm.... also falls du es selbst noch nicht gemerkt hast, aber so ein unterschwellig manipulatives absichtliches Missverstehen ist ziemlich leicht zu durchschauen.

Du weisst doch selber ganz genau, dass das Versenken des Ubootes eben NICHT Teil des urspruenglichen Plans gewesen war sondern Notplan C aufgrund der fuer ihn unerwarteten Umstaende.

Er wollte das Boot natuerlich erst pikobello reinigen, ganz normal zu seinem Liegeplatz fahren, den Betroffenen mimen, und danach die Sachen mit dem Auto irgendwo an der Suedseite der Halbinsel platzieren, ist doch sonnenklar.

passato schrieb:lightbride schrieb:
Na ja, das liegt daran dass du noch nie ein UBoot der Marine gesehen hast. Das ist so, als wenn ein einäugiger meint alles zu sehen
Kannst dir gerne mal Russische Uboote aus Soviet-Bestaenden anschauen....

Ist doch egal, welcher Schrott noch unterwegs ist.
Kim Wall hatte keinen Vergleich.

Außerdem überlegt mal, welcher Hype hier im thread um Madsen und seine Boote
los gewesen ist.
Ich könnte etliche Namen aufzählen, die gerne mit ihm gesegelt wären.
Madsen hatte seinen Ruf als genial und exzentrisch - und natürlich hätte es Leser eines Artikels über ihn gegeben.
Also gab es Journalisten, die über ihn schreiben wollten.
Die Zeitung hat darüber nachgedacht, ob sie ein Interview mit ihm bringen wollen,- und man hat sich etwas ausgerechnet.

frauZimt schrieb:Außerdem überlegt mal, welcher Hype hier im thread um Madsen und seine Boote
los gewesen ist.

Madsen war der Liebling einer bestimmten sozialen Szene. Das, was er selber sein wollte, traf sich mit dem, was man in ihm sehen wollte. Typische Konstellation. Das, was er letztendlich ist/war, spielte hierbei kaum eine Rolle. Selbstinszenierung trifft auf Projektion. Produkt ist eine Kunstfigur, an der beide Seite eine Zeit lang glauben. Auf Dauer geht das natürlich nicht gut.
Journalisten verdienen sowohl an dem Hype solcher Menschen, als auch an deren regelmäßiger Dekonstruktion.
Unterweger lässt grüßen (nur eins von vielen solcher Beispiele).

trailhamster schrieb:Madsen war der Liebling einer bestimmten sozialen Szene. Das, was er selber sein wollte, traf sich mit dem, was man in ihm sehen wollte. Typische Konstellation. Das, was er letztendlich ist/war, spielte hierbei kaum eine Rolle. Selbstinszenierung trifft auf Projektion. Produkt ist eine Kunstfigur, an der beide Seite eine Zeit lang glauben. Auf Dauer geht das natürlich nicht gut.
Journalisten verdienen sowohl an dem Hype solcher Menschen, als auch an deren regelmäßiger Dekonstruktion.

Sehr wahr.
Mich würde jetzt noch interessieren, welcher sozialen Szene genau.
Dass er sich zu den freien Künstlern hingezogen fühlte, kann ich mir gut vorstellen.
Auch, dass er von denen mehr als geduldet, vielleicht sogar akzeptiert wurde.

Ich glaube nämlich nicht, dass man "die Szene" klar umreissen kann.

Was denkst du? Wessen Szene-Liebling ist er gewesen?
Anders gefragt: Wie viel seiner verborgenen Seite ließ er durchblicken?
Und hat ihm das eine etwas verrucht, geheimnisvolle Ausstrahlung gegeben?

frauZimt schrieb:Immer wieder muss ich die Dänischen Ermittler loben, deren schnelle und sorgfältige Arbeit diesen Mann vor Gericht gestellt hat.

Finde ich auch, sehr richtig!
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Ich bewundere auch die Verteidigerin, wie sie mit alledem so klar kommt.
Interessanter Artikel finde ich...http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/international/ob-madsen-schuldig-ist-interessiert-sie-nicht;art9640,1222540

Engmark sagt, sie helfe allen, sofern sie Zeit und die nötige Kompetenz habe – egal, welch schauerliche Taten den Angeklagten vorgeworfen werden: «Ich muss nicht beurteilen, ob meine Mandanten etwas getan haben oder nicht. Meine Aufgabe ist es, ihre Interessen wahrzunehmen, von Anfang bis zum Schluss.» Viele Leute haben dafür kein Verständnis.
Die Anwältin wird auf ihrem privaten Facebook-Account aus der ganzen Welt beschimpft. «Wie kann man einen solchen Mörder verteidigen?», schreibt eine ihr unbekannte Frau. «Stell dir vor, deine Familie würde zerstückelt.»

Kurze Anmerkung: Auf dem Foto sieht sie irgendwie schwanger aus, oder?
Kann mich entsinnen, dass sie vorher schlanker war...Naja tut ja nichts zur Sache, aber wäre jedenfalls mal eine schöne Nachricht. :)
Ist mir am letzten Verhandlungstag schon aufgefallen, kann natürlich auch sein, dass sie da auch nur unvorteilhaft fotografiert wurde.

@Indina
die Anwältin ist schwanger? - wen interessiert das zum Fall PM?

Indina schrieb:wäre jedenfalls mal eine schöne Nachricht.

oh man..

FadingScreams schrieb:@Indina
die Anwältin ist schwanger? - wen interessiert das zum Fall PM?

Mein Gott, natürlich tut es nichts zur Sache, habe ich doch gerade geschrieben, ist mir eben halt nebenbei so aufgefallen...

FadingScreams schrieb: Indina schrieb:
wäre jedenfalls mal eine schöne Nachricht.
oh man..

FadingScreams schrieb (Beitrag gelöscht):aber wer es mag..

:-))) Ja..das hast Du gut erkannt..

passato schrieb:Liegeplatz fahren, den Betroffenen mimen, und danach die Sachen mit dem Auto irgendwo an der Suedseite der Halbinsel platzieren,

ähhh... welches Auto?

DEFacTo schrieb:es reicht heute die mitochondriale DNA des haares ohne folikel um einen fund zuordnen zu können.

Du brauchst einen Zellkern für eine DNA-Analyse. Haare haben nur an der Wurzel noch Zellen, an einem abgeschnittenen Haar kannst du nur eine Haaranlayse durchführen, die ist nicht ganz unumstritten.

Wir sind mit der proteinbasierten Identifikation an einer ganz ähnlichen Stelle, an der das DNA-Profiling in den frühen Tagen seiner Entwicklung war", sagt Co-Autor Brad Hart. "Ob tatsächlich in Zukunft die Untersuchung der Proteine allein zur Individualisierung ausreichend sein wird, muss durch weitere Forschungsarbeiten geprüft werden", hält die Heidelberger Expertin Yen dagegen.

Dazu auch hier noch näheres:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/forensische-analyse-weshalb-haare-keine-guten-beweismittel-sind-1.2444310

@frauZimt

Und warum lesen wir hier wochenlang Loblieder auf das Genie PM, dass gleichwertige Boote zum Bruchteil des öffentlich verwendeten Geldes baut?

Weiss nicht, wo du die Lobhudeleien gelesen hast, ich habe seitenlang gelesen, was auf dem Boot alles nicht gepasst hat.

@suki04

Sein Plan viel mehr Zeit für Spurenvernichtung, wurde doch für ihn überraschend durchkreuzt.
Da hat er zb Dinge behalten/ als Spur auslegen von seiner Liste kurzfristig gestrichen.
Sein Zeitplan war doch bestimmt ein anderer.
Aber ok, so wie du es überzeichnest war es sicher nicht sein Vorhaben.
Ein paar Stunden mehr und er hätte viel weiter mit der Spurenvernichtung sein und auch noch Dinge ablegen können, oder?

Mehr Zeit hätte er ja gehabt, wenn er bei Middelgrundfortet geblieben wäre und im Anschluss an die vermeintliche Tötung auch gleich zerlegt hätte. Dann hätte er nur kurz auftauchen brauchen, Leicheteile entsorgen, abtauchen und restliche Nacht gründlich reinigen. Die Zeit hatte er nur deshalb nicht, weil er stundenlang in die Kogebucht getuckert ist und die Leichenentsorgung erst bei Tageslicht erfolgte.

@Indina
Mit dem Kompliment du siehst schwanger aus wäre ich zurückhaltend, weil es vielleicht einfach nur eine Phase ist. Eine vorübergehende Veränderung in anstrengender Zeit.
@Trimalchio ...oder mit einem friesierten Moped ist doch egal,:) könnte so eine Idee gewesen sein. Finde den Part von Passato plausibel.

FadingScreams schrieb (Beitrag gelöscht):ich meine zB die Spekulation von @DEFacTo bezüglich einer möglichen 'Helferin zur vorsorglichen DNA Platzierung'

Nichts deutet bei pm konkret darauf hin. Die geschlechtsrassistische Reduktion allein auf weibliche Helfer fand ich btw auch gewöhnungsbedürftig...

frauZimt schrieb:Was denkst du? Wessen Szene-Liebling ist er gewesen?

Jung, kreativ, antibürgerlich, unabhängige Künstlerszene. Madsen stilisierte sich als unabhängiger Rebell, der mittels Brain und Willen Projekte realisierte, die man sonst nur in industriellen Maßstab verortete. Er war auch in der Szene um und in Christiania aktiv (äußerst drogenaffin), er war in der "jungen" BDSM und Swinger Szene aktiv. Er kokettierte mit seiner souveränen Unangepasstheit, mit seinem antibürgerlichen Impuls und sicher auch mit seiner schillernden Undurchschaubarkeit als bekennender Sadist.

Diese engere Fangemeinde traf auf das prinzipielle Selbstverständnis der dänischen Gesellschaft, betonten Individualismus und Unangepasstheit zu schätzen.

Madsen war der richtige Posterboy am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. Und aufgrund seiner Persönlichkeit schaffte er es, viele Menschen, die für seine Persönlichkeit empfänglich waren, für sich einzunehmen.

Ein interessanter Artikel, in dem es auch um Madsens sozialen Hintergrund in Kopenhagen geht:

https://www.theguardian.com/global/2018/jan/07/copenhagen-killing-peter-madsen-kim-wall-murder-submarine

Trimalchio schrieb:Die geschlechtsrassistische Reduktion allein auf weibliche Helfer fand ich btw auch gewöhnungsbedürftig...

Was ist denn "geschlechtsrassistisch"? Ist das Geschlecht jetzt eine Rasse? Und wenn ja seit wann?

MaryPoppins schrieb:Du brauchst einen Zellkern für eine DNA-Analyse. Haare haben nur an der Wurzel noch Zellen, an einem abgeschnittenen Haar kannst du nur eine Haaranlayse durchführen, die ist nicht ganz unumstritten.

@DEFacTo sprach aber von mitochondriale DNA, bei der es ein leichtes gewesen wäre KWs abgeschnittene Haare zuzuordnen, wenn PM sie woanders hinterlegt hätte.

Das mitochondriale Genom (mtDNA) wird in hoher Kopienzahl unabhängig vom Zellkern mit den Mitochondrien über die Eizelle vererbt. Es wird ein circa 1000 Basenpaare langer hypervariabler Abschnitt der mtDNA sequenziert. Sie wird bei geringen Spurenmengen, teilweise abgebauter DNA oder an Haaren verwendet. Auch für mtDNA gibt es international erstellte populationsgenetische Datenbanken. Die Aussagekraft ist geringer als bei der STR-Analyse aus Zellkern-DNA.

https://www.aerztezeitung.de/panorama/article/943712/methoden-techniken-dna-analyse.html (Archiv-Version vom 22.09.2017)

Stand 2016

@trailhamster
Wozu jetzt die Schwärmerei, Posterboy hin oder her, und sooo toll ist ein Bekenntnis als Sadist auch nicht.
Soviel zum Thema jung und offen, aber P.M.wird die Schilderung bestimmt mögen.

MaryPoppins schrieb:Weiss nicht, wo du die Lobhudeleien gelesen hast, ich habe seitenlang gelesen, was auf dem Boot alles nicht gepasst hat.

Ich kopiere das hier nicht rein.zu viele Texte.
Lassen wir deine Behauptung und meine für die Nachwelt hier stehen.

@trailhamster
Danke für den Link
ich werde den Artikel lesen

Du hast eine interessante Aufstellung gepostet:

trailhamster schrieb:unabhängiger Rebell

Wobei ich deine Formulierung interessant finde - und das ist von mir nicht haarspalterisch gemeint !!!!
Sind Rebellen nicht per se "unangepasst"?
Er war also ein Rebell, der selbst noch gegen die Rebellen rebellierte, weil sie ihm zu angepasst waren?

Wenn ich aus deiner Aufstellung ein Fazit ziehe (was er war und nicht ist und nie sein wollte),
denke ich, dass gerade ihm das Scheitern gestattet war.

Jemand, der etwas Extraordinäres versucht, viel Zuspruch und Vertrauen erhält, auch Mithilfe, ist ja den Erfolg schuldig.
Er hat so viel versprochen, hatte die Unterstützung seiner Anhänger. Dann muss er liefern, was er angekündigt hat.

Wenn Madsen grundsätzlich auf einem Egotrip unterwegs ist, gehört das Scheitern dazu.

suki04 schrieb:@Indina
Mit dem Kompliment du siehst schwanger aus wäre ich zurückhaltend, weil es vielleicht einfach nur eine Phase ist. Eine vorübergehende Veränderung in anstrengender Zeit.

Ja, durchaus möglich, wie bereits erwähnt ist es mir nur am Rande aufgefallen...

Kleine OT-Nachhilfe für den linguistisch interessierten Laien: Das Wort "sexistisch" entstand zunächst im angloamerikanischen Sprachraum als sexism in Analogie zu racism, wurde dann im dt. übernommen, was aber den Sinn verzerrt:

"Die Wortbildung „Sex-ismus“ legt im Deutschen [...] das Missverständnis nahe, dass Sexismus für eine auf Geschlechtsverkehr fokussierte Geisteshaltung steht[10] bzw. es ausschließlich um Diskriminierung auf der Basis von Sexualität (sexuelle Nötigung, sexualisierte Gewalt, sexueller Missbrauch) geht." (wikipedia s.v. 'Sexismus').

Insofern bildet das von mir verwendete "geschlechtsrassistisch" den ursprünglichen Sinn des engl. "sexistic" vermutlich besser ab, als das Wort "sexistisch", das ich auch hätte verwenden können.

Oder möchte hier jemand im Ernst behaupten, als Handlanger für die Vertuschung von Schwerstverbrechen eigneten sich ausschliesslich Frauen? Der Amagermann belegt ja gerade das Gegenteil.