Die Plaza Frau

Dew schrieb:Hier ist im Zusammenhang mit JF auf einmal von Zahnimplantaten ( sogar Mehrzahl ) die Rede. Das erscheint mir neu. Wo soll das bitte stehen, da hätte ich gerne eine Quelle.

Guter Punkt. Für Implantate habe ich jetzt keine Quelle gefunden. Im VG-Artikel (link: http://pluss.vg.no/2017/06/08/2826/2826_24019177) liest sich folgendes zu den an ihren Zähnen durchgeführten Arbeiten:

She had relatively expensive dental work in gold and porcelain, of a type widely used in the United States but also in some European countries, including the Netherlands, Germany and Switzerland.

Damit müssen wohl nicht unbedingt Implantate gemeint sein, es könnte sich auch um "gewöhnliche" Zahnfüllungen oder um Kronen handeln. Ihre Zähne sind vermutlich auch nicht in einem so schlechten Zustand gewesen, wie das hier wiederholt zu lesen war, zumindest wenn man einer anderen Aussage im gleichen Artikel Glauben schenkt:

The autopsy pictures show clean, attractive teeth, but there was no toothbrush in the room.

emodul

meermin schrieb:Ort des Treffens war Oslo, eine Stadt die damals als Treffpunkt vieler öffentlicher und nichtöffentlicher Verhandlungen benutzt wurde. In Oslo war vor Kurzem auch die gesuchte Landshut Entführerin Frau Ansari gefunden und befragt worden.

Ausgewählt wurde das beste Hotel der Stadt und darin wiederum ein Zimmer der gehobenen Preisklasse.

Die äusserlich sichtbare Kleidung der Person war elegant und teuer, dezent und unauffällig, bei der Anreise businessmässig.

Die Person sprach auf jeden Fall deutsch und englisch, sie trug sich als belgische Staatsbürgerin ein, suggerierte also zumindest auch französiche Sprachkenntnisse.

Das alles liesse auch an eine Staatsbedienstete denken, die geschäftlich auf Reisen war.

Eine Staatsbedienstete, die mit einem politischen Auftrag im Ausland unterwegs ist, wird i.d.R. Beamtin des höheren Dienstes sein. Dies setzt einen Hochschulabschluss und eine behördliche Ausbildung voraus. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass JF mit 24 Jahren bereits über diese Qualifikation verfügte.

Lighthouse60 schrieb:Eine Staatsbedienstete, die mit einem politischen Auftrag im Ausland unterwegs ist, wird i.d.R. Beamtin des höheren Dienstes sein. Dies setzt einen Hochschulabschluss und eine behördliche Ausbildung voraus. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass JF mit 24 Jahren bereits über diese Qualifikation verfügte.

Das stimmt sicher. Ich hatte auch eher an Bedienstete oder besser gesagt Agenten des BND gedacht, die auf dessen Gehaltsliste stehen. Müssen das unbedingt Beamte im gehobenen Dienst sein?

Dass dieser Personenkreis häufig mit gefälschten Papieren unterwegs ist , ist allgemein bekannt.

Diverse Behörden von Bund und Ländern haben die Möglichkeit, sogenannte Tarnpapiere an ausgewählte Personen auszustellen, etwa im Bereich des Zeugenschutzes oder im Rahmen des Einsatzes verdeckter Ermittler. Offenkundig arbeiten auch Mitarbeiter von Verfassungsschutzämtern sowie des Bundesnachrichtendienstes mit sogenannten nachrichtendienstlichen Mitteln wie Tarnpapieren. Zuletzt machten zwei in der Hamburger linken Szene eingesetzte verdeckte Ermittlerinnen mit den Tarnnamen „Iris Schneider“ und „Maria Block“ Schlagzeilen (www.grundrechte-kampagne.de/content/verdeckte-ermittlungen).

https://netzpolitik.org/2015/tarnidentitaeten-ahnungslosigkeit-der-bundesregierung-und-doppeltarnung-von-us-geheimdienstlern-beim-bnd/

Ob die Person, die sich JF nannte falsche Papiere dabei hatte weiss man nicht, vorlegen musste sie diese nicht. Aber es hätte passieren können, dass sie an der Rezeption danach gefragt worden wäre. Sie muss nach dem Einschecken noch ein zweites Mal an der Rezeption gewesen sein um die Buchung zu verlängern und sich neue Zimmerkarten zu beschaffen.

Nohttps://www.handelsblatt.com/archiv/daenemark-finnland-island-norwegen-und-schweden-treten-dem-schengen-abkommen-bei-nordeuropaeische-laender-schaffen-grenzkontrollen-ab/2052252.html?ticket=ST-284170-Ewarwegen war 1995 dem Schengener Abkommen noch nicht beigetreten, das passierte erst 2001.

meermin schrieb:Dass dieser Personenkreis häufig mit gefälschten Papieren unterwegs ist , ist allgemein bekannt.

Allerdings auch mit Geld, um das Hotelzimmer zu bezahlen.

@Grasmücke
ja es war auf dem Meldeformular Barzahlung angekreuzt.

meermin schrieb:Das stimmt sicher. Ich hatte auch eher an Bedienstete oder besser gesagt Agenten des BND gedacht, die auf dessen Gehaltsliste stehen. Müssen das unbedingt Beamte im gehobenen Dienst sein?

Die Geheimdienste lassen sich ungern in die Karten schauen, aber sicherlich werden sie sich auch Freiberufler und sonstiges Personal einkaufen, werden es der Sache dienlich ist. Für diskrete Aufgaben in politisch sensiblen Bereichen werden nach meiner Einschätzung beim BND überwiegend hochqualifizierte Beamte des “Höheren Dienstes“ eingesetzt.

Da JF offensichtlich falsche Angaben im Anmeldeformular machte, müsste sie, meiner Meinung nach, eine Verbindung dazu gehabt haben.
Wenn sie in dieser Zeit im Hotel noch einmal angesprochen worden wäre, und sie nicht so hieß, dann hätte sie ein gutes Gedächtnis gebraucht, sonst reagiert man unter Umständen nicht auf diesen ausgedachten Namen.
oder sie noch einmal nach der Adresse und dem Geb.-Datum gefragt worden wäre...Beispiel ..der Meldezettel ging verloren...
dann hätte sie ein massives Problem gehabt, da sie die Daten dann evtl.. nicht mehr gewusst hätte.., sie sich schnell neue hätte ausdenken müssen, und mit ganz viel Pech die gleiche Dame an der Rezeption gehabt, die dann stutzig geworden wäre.
und völlig neue anzugeben, wäre vielleicht auch aufgefallen....
sie könnte Daten verwendet haben, die sie gut kannte und gut behalten konnte ..
Beispiel...beste Freundin, Schwester, was auch immer

Warum gab sie eine Firma an ? und dann Barzahlung ?
jede normale Firma verlangt eine Rechnung.
oder kennt jemand von Euch so ein Vorgehen ?

Firmenangabe um seriöser / zahlungskräftiger zu wirken ?

Lighthouse60 schrieb:Für diskrete Aufgaben in politisch sensiblen Bereichen werden nach meiner Einschätzung beim BND überwiegend hochqualifizierte Beamte des “Höheren Dienstes“ eingesetzt.

Das mag überwiegend so sein, für besondere Aufgaben wird man aber sicher auch eine besondere Personenauswahl treffen. Und falls die Person, die sich JF nannte für einen Dienst unterwegs gewesen sein sollte, dann weiss man nicht was ihr Auftrag war und mit wem sie sich treffen sollte. Man kann nur spekulieren, dass ein bestimmter seriöser Eindruck vermittelt werden sollte, das liesse sich aus dem Auftreten und der verwendeten Kleidung eventuell ablesen.

Norwegen war 1995 noch nicht dem Schengen Abkommen beigetreten und die beiden Nachbarländer Dänemark und Schweden ebenfalls nicht. Die Person, die sich JF nannte hätte also für die Einreise unter normalen Bedingungen einen Reisepass bzw. Personalausweis benötigt. An den Grenzen dürften damals noch Passkontrollen stattgefunden haben , ebenfalls bei den Luftlinien und Fährschiffen.

Die Person, die sich JF nannte müsste demnach mit Ausweispapieren nach Norwegen eingereist sein. Die Frage bleibt, ob diese auch auf den später angegebenen Namen JF ausgestellt waren oder ob sie mit echten Papieren einreiste.

Allerdings hätte es meiner Ansicht nach wenig oder überhaupt keinen Sinn gemacht einerseits mühsam die Etiketten aus den Kleidungsstücken und Schuhen zu entfernen andererseits aber mit einem gültigen echten Ausweis in der Tasche herumzulaufen. Und irgendwo hätte der Ausweis nach der Einreise ja bleiben müssen, weil er bei der Ausreise wieder hätte vorgezeigt werden müssen, falls es Kontrollen gab, womit damals zu rechnen war.
Genauso hätte es bei gültigen echten Kreditkarten ausgesehen.

Ausweispapiere kann man fälschen, aber wie sieht es mit Kreditkarten aus? Werden die Mitarbeiter der Dienste, die in geheimer Mission unterwegs sind , auch mit entsprechenden Visa Karten etc. ausgestattet? Und wie funktioniert das? Vielleicht hätte man hier eine Erklärung für das Kreuz bei der Bargeldzahlung.

Alle Daten wurden von der Mitarbeiterin ausgefüllt, bis auf die Unterschrift, nur die stammt von JF. Ist das richtig ?

@musikengel
Nein. Aber eine Theorie.
Ich würde die Adresse eher direkt in den Computer eingeben.

Allerdings passt mMn die Unterschrift nicht zum anderen Schriftbild.

@lullaby69
ja, gebe Dir Recht, passt überhaupt nicht. Und einen Nachnamen in Schreibschrift schreibt man auch nicht so abgehackt. Sieht fast aus wie Name aus 3 Silben ähnlich wie Henry von Pustekuchen !..also ein Nachname aus 3 Wörtern. Selbst wenn man absetzt schreibt man nicht so abgehackt.

In einer Branche, in der man nicht auffallen will/darf, zahlt man seine Rechnungen pünktlich, gern großzügig. auch im Voraus und idealerweise bar. Ebenso hat man da eine plausible Identität und muss keine zusammengesuchten Daten verwenden und/oder Angst haben, seinen Reisepass vorzeigen zu müssen. 1995 noch viel weniger als heute. Alles, was Misstrauen erwecken könnte, Nachfragen provozieren oder Störungen verursachen könnte ist schlecht. Deshalb sind die ganzen exStasi/BND/CIA... Stories für mich nicht plausibel.

Ebenfalls hätte sie als (Edel)Dienstleisterin keinen Grund, ihre Identität derart stümperhaft zu faken oder Rechnung/en nicht zu bezahlen.

Zumal, in beiden Fällen, das Trinkgeld von 50 (?) NOK sehr großzügig erscheint, auch für das Oslo Plaza.

Und noch ein Gedanke zum Sicherheitsdienst (das kam ja öfter mal ins Gespräch), warum der erste Security-Mann nicht per Funk o.ä. die Zentrale informiert hat - meiner Meinung nach absolut stümperhaft, denn wir reden hier auch nicht von einem Provinzhotel sondern wohl vom ersten Haus am Platz mit entsprechend internationaler Bedeutung (Staatsgäste etc.). Es scheint mir sehr suspekt, dass es keine festgelegte Informations-/Alarm-Kette gegeben haben soll, die natürlich auch über Funk laufen kann (sollte). Natürlich sagt da keiner: "HILFE! Wir haben vermutlich eine Schießerei in der 28. Etage" sondern entweder werden irgendwelche Codewörter oder eben Zahlen verwendet. Das wäre dann eben ein Funkspruch wie "Ein Mitarbeiter 91 bitte 2899" und in der Security-Zentrale weiß man, der Boss muss in die 28. Etage weil da was unklares schrecklich wichtiges passiert. Das WIE ist natürlich je nach Branche und Unternehmen unterschiedlich, aber so sind meine Erfahrungen z.B. bei der Absicherung von Großevents zwischen 10.000 und 90.000 Besuchern. Man sollte doch annehmen, dass die Security zumindest in der Kernmannschaft mit Profis besetzt war?

Adson schrieb:In einer Branche, in der man nicht auffallen will/darf, zahlt man seine Rechnungen pünktlich, gern großzügig. auch im Voraus und idealerweise bar. Ebenso hat man da eine plausible Identität und muss keine zusammengesuchten Daten verwenden und/oder Angst haben, seinen Reisepass vorzeigen zu müssen. 1995 noch viel weniger als heute. Alles, was Misstrauen erwecken könnte, Nachfragen provozieren oder Störungen verursachen könnte ist schlecht. Deshalb sind die ganzen exStasi/BND/CIA... Stories für mich nicht plausibel.

Genau DAS macht es ja plausibel und wenn man schon eine Goldgrube im Mund hat, macht es um so mehr Sinn, dass da viel mehr dahinter stecken könnte.

JagBlack

Nepeta schrieb am 24.06.2018:Gut, nun ist sie aber sehr jung. Mit schlechten Zähnen einen wohlhabenden Mann kennenlernen oder einen gut dotierten Job bekommen? Sie war teuer gekleidet und gepflegt. Ich denke, erst die Zähne und dann der wohlhabende Mann.

Genau in dieser Reihenfolge ... im Mund gut bestückt und gut aussehend, das hat natürlich einen immensen Vorteil.
Nun frage ich mich allerdings, was so eine junge Frau neben den noch weitere (berufsbedingt erworbenen) Qualifikationen gehabt haben müsste, die sie bis ins Plaza brachten?

Und welche Verbindung bestand zu Mr. F, der sich (zufällig) genau gegenüber einquartiert hat und widersprüchlich/fluchtartig das Hotel verließ?

JagBlack

an eine Edel-Dienstleisterin glaube ich überhaupt nicht, für meine Begriffe dazu nicht genug gut aussehend. Klar möglich ist alles, aber irgendwie, das glaube ich nicht. Eher an eine unglückliche , evtl. sogar erste große Liebe. Sie sieht so aus, wie wenn sie noch viel zu unschuldig für diesen Job gewesen wäre. Das werden wir aber nie erfahren.

Ich frage mich, ob sie sich , wenn sie sich die Waffe selber besorgt haben sollte, nicht für ein ganz anderes Modell entschieden hätte.

Der ganze Aufwand bezüglich der Entfernung der Seriennummer wäre beispielsweise nicht nötig gewesen, für einen Selbstmord hätte es jede beliebige Waffe getan. Und es gibt sicher auch handlichere Waffen.

Die verwendete Waffe das wurde hier gut herausgearbeitet hat höchstwahrscheinlich einen ganz speziellen Weg hinter sich , es würde sich die Frage stellen, wie sie in die Hände einer jungen völlig unbedarften Frau gelangt sein könnte, die sich damit selber umbringen wollte.

Und wenn es so gewesen sein sollte, dass sie sich die Waffe selber besorgt und mitgebracht hätte, wie konnte sie mit dieser Fracht im Gepäck nach Norwegen einreisen?

Und warum wählte sie ausgerechnet das Plaza Hotel in Oslo? Dass sie sich vorher dort bereits mit einem Liebhaber getroffen hat, glaube ich nicht, das Risiko vom Hotelpersonal erkannt zu werden wäre bei der Angabe eines falschen Namens und einem mehrtägigen Aufenthalt zu gross gewesen.

Und warum überhaupt die Verwendung einer falschen Identität? Sie hätte sich nicht sicher sein können, dass die Polizei doch ihre wahre Identität ermitteln würden, nach ihrem Tod.
Und wo ist sie mit ihrem ganzen Gepäck, dass sie bei der Anreise mit sich führte geblieben und warum sollte sie es weggebracht haben bevor sie sich umbrachte?

Liebe könnte natürlich im Spiel gewesen sein. Und bei einem grossen Anonymität gewährendem Hotel und der Verwendung eines falschen Namens und dem Einchecken einer weiblichen und einer männlichen Person muss man natürlich mit zuerst an eine heimliche Liason denken, an Fremdgehen und Affäre.

Und JF wäre sicher nicht die erste Frau gewesen die sterben musste, weil sie einer wichtigen mit Macht ausgestatteten Person aus Liebe zu nahe gekommen und für diesen bedrohlich geworden wäre.

Aber das sind nur rein theoretische Überlegungen.

Ich denke auch eher, dass die Frau, die sich JF nannte und die im Plaza Hotel starb die Waffe, durch die sie starb nicht selber mitgebracht hat.