Wo ist Helga Frings?

@Menedemos

Nunja, rein theoretisch gäbe es für die EB auch keinen Grund, weiterhin (intensiv)/öffentlich zu ermitteln, wenn sie davon überzeugt wären, dass Helga Frings sich (freiwillig) "abgesetzt" hat, um ein neues Leben fernab ihres bisherigen Umfelds zu beginnen.
Jeder volljährige Bürger hat das Recht dazu, seinen / ihren Aufenthaltsort frei zu wählen.

Aber ich gehe nicht davon aus, wie hätte das vonstatten gehen sollen, ohne entsprechende Vorbereitungen / Vorkehrungen?
Ein klandestines Leben ist teuer und anstrengend - wie und warum sollte Helga Frings dies ohne entsprechende finanzielle Mittel bewerkstelligen sollen und aus welchem Grund sollte sie von jetzt auf gleich "untertauchen"?
Bei den Infos, die uns über die Frau vorliegen, sehe ich da aktuell keinen Ansatzpunkt, warum sie so hätte handeln sollen.

Vielleicht sollte man einfach mal weiträumiger denken. Sind einfach nur mal ein paar Gedanken, was ich tun würde.

Hätte ich mich heimlich aus meinem Alltag ausklinken und dabei vielleicht meinem Umfeld im Unklaren lassen wollen, dann hätte ich mich zunächst mit Bargeld eingedeckt, ein Fahrrad, das keiner vermissen würde, in der Nähe des Betriebsgeländes geparkt, hätte unbemerkt das Wohnhaus verlassen und wäre dann die vier km zum Bahnhof Fulda, einem Verkehrsknotenpunkt, geradelt. Damit man mich nicht gleich auf den Überwachungsvideos erkennt, hätte ich vielleicht ein Käppi aufgesetzt, eine Brille oder auch eine Perücke und dann hätte ich meinen zuvor bereits deponierten Koffer mit wenig Garderobe aus dem Schließfach genommen und hätte eine Fahrkarte gelöst. Ich wäre, um den Kopf freizubekommen, vielleicht ans Meer oder in die Berge gefahren.

Wie gesagt, das ist nur eine Fantasie von mir.

@emz

Ja, grundsätzlich wohl nicht vollkommen auszuschließen, dass es evtl auch so abgelaufen sein könnte.
Allerdings: Wie hätte Helga Frings sich größere Mengen Bargeld beschaffen können, ohne das dies aufgefallen wäre bzw. zumindest im Nachhinein für die EB nachvollziehbar gewesen wäre?

Und "Auszeit, um den Kopf frei zu bekommen" am Meer oder in den Bergen gut und schön - aber 4 Jahre lang, ohne sich jemals wieder bei irgendwelchen Personen aus ihrer Familie / Freundeskreis / ihrem sozialen Umfeld zu melden?

@ThoFra

Die Überlegungen von mir waren nicht bis ins kleinste Detail durchdacht. Sicher wird sie einen gewissen Spielraum in finanziellen Dingen gehabt haben. Zudem war sie Buchhalterin. Die EB werden doch nicht alle Einkaufsbelege mit den Kontobewegungen abgeglichen haben.
Eigentlich dachte ich letztendlich durchaus auch an einen Unfall oder einen Suizid.

Es gibt die abstrusesten Lebensgeschichten, die wir nicht nachvollziehen können, so wie der Fall Lisa Ninnemann. Eine junge Frau, die ihr Auto abstellte, Tage später ihren Job per Fax kündigte, dann noch zwei Briefe geschrieben haben soll, aber ansonsten jeden Kontakt mit der Familie ablehnt, die rein gar nichts versteht.
https://www.hogn.de/2022/12/09/1-da-hogn-geht-um/nachrichten-in-freyung-grafenau/vermisste-lisa-ninnemann-manchmal-wuenscht-man-sich-sie-sei-tot/164853
Soll aber nicht heißen, dass der Fall Frings ebenso verlaufen sein könnte, damit will ich nur darauf hinweisen, dass es ganz eigene Konstellationen geben kann, die außerhalb der üblichen Vorstellungen verlaufen.

emz schrieb:Ich wäre, um den Kopf freizubekommen, vielleicht ans Meer oder in die Berge gefahren.

Wie gesagt, das ist nur eine Fantasie von mir.

Das von Dir beschriebene Vorgehen wäre sicher realisierbar, mit etwas längerer Vorbereitungszeit zum Geld abzweigen und um bestimmte Vorkehrungen zu treffen (Fahrrad kaufe, Ersatzgardrobe besorgen etc.).

Das unrealistische daran ist aber, dass sich dann seit 4 Jahren am Meer oder in den Bergen sitzen müsste, um den Kopf frei zu bekommen.
Ich kann mir vorstellen, dass eine Ehefrau, die im Familienunternehmen arbeitet, durchaus innerhalb von Monaten ein paar 1.000 € abzweigen kann, ohne das es jemand merkt. Aber sicher nicht so viel Geld, um sich wo anders eine neue Existenz und 4 Jahre Leben finanzieren zu können.

Ich kann mir vorstellen, dass jemand in ihrem Alter den Kopf frei bekommen will und heimlich verschwindet, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Oder dass man, wenn man eine Trennung anstrebt, sich erst mal heimlich aus dem Staub macht, um zu vermeiden, dass dem anderen ins Gesicht sagen zu müssen.
Aber wenn es so wäre, hätte sie ja damit auf Trennungsunterhalt, Zugewinnausgleich, Lohn und Rentenansprüche verzichtet. Sie hätte heimlich abhauen können und dann einen Anwalt beauftragen können, nach einer gewissen Zeit die Scheidung einzureichen. Aber durch ein dauerhaftes Untertauchen hätte sie allein aus finanzieller Sicht massive Nachteile in Kauf genommen.
Und sie war eben auch schon Ende 50, als sie verschwand. Da ist die Idee, sich irgendwo durch Arbeit eine neue Existenz aufzubauen, doch sehr unrealistisch.

Das von Dir beschriebene Szenario hätte ich einige Tage nach ihrem Verschwinden durchaus für im Rahmen der Möglichkeiten angesehen. Aber nun ist sie eben schon 4 Jahre verschwunden, und vor diesem Hintergrund schließe ich für mich ein freiwilliges Untertauschen als mögliche Erklärung aus.

Sicher gibt es immer Beispiele, in denen so etwas passiert ist. Z.B. die Studentin aus Norddeutschland, die kurz vor ihrem Studienabschluss verschwand und nach Jahrzehnten in Düsseldorf wieder aufgetaucht ist, wo sie unter anderem Namen ein ziemlich "normales" Leben mit Festanstellung und eigener Wohnung führte. Oder der Fall Anton Pfanner, der nur durch einen Zufall "schon" nach 1 1/2 Jahren in Spanien gefunden wurde.

Und auch für Menschen, die sich das Leben genommen haben und deren Leiche lange nicht gefunden wurde, gibt es einige Beispiel. Z.B. Walter Schuster aus Meinigen, der erst vor kurzem gefunden wurde. Oder auch Rosi Strohfus, in deren Fall viele (auch ich!) durchaus Parallelen zum Fall Helga Frings gesehen haben. Auch sie verschwand mitten in der Nacht, allerdings hatte sie das Auto mitgenommen, mit dem sie dann in einen See gefunden ist, wo sie dann erst nach Jahren durch Zufall gefunden wurde.

Ich halte diese Beispiele aber eher für die großen Ausnahmen - was eben auch dazu führt, dass sie so bekannt sind. Über die vielen anderen Fälle, in denen sich freiwillig abgetauchte Personen sich nach Tagen oder ein paar Wochen wieder melden oder gefunden werden oder in denen die Leichen der Suizidenten nach kurzer Suche gefunden werden, berichtet halt niemand, weil sie eben eher die Regel und nicht außergewöhnlich sind.

cododerdritte schrieb:Oder der Fall Anton Pfanner, der nur durch einen Zufall "schon" nach 1 1/2 Jahren in Spanien gefunden wurde.

Fridolin Pfanner hieß der Typ.

- Der letzte Artikel in diesem Fall erschien vor zwei Jahren.
- Der Fahndungsaufruf wurde nicht aktualisiert
- Die Familie äußert sich nicht zu der Vermissten.
- Die Angestellten äußern sich ebenfalls nicht.
- Freunde aus dem Bekanntenkreis auch nicht.

Keiner der Involvierten will sich seit zwei Jahren noch mit diesem Fall beschäftigen
Und was wollt ihr denn nun erreichen, was soll denn jetzt passieren?

emz schrieb:Keiner der Involvierten will sich seit zwei Jahren noch mit diesem Fall beschäftigen
Und was wollt ihr denn nun erreichen, was soll denn jetzt passieren?

Auch wenn ich mich wiederhole...wenn eine Person aus dem gewohnten Umfeld verschwindet, ohne dass sie in einer besonderen Ausnahmesituation (z.B. alkoholisiert, unter Drogen, in psychischer Ausnahmesituation oder auf unwegigem oder unvertrautem Gelände/Ungebung, gefährliche Wettersituation) und nach Jahren es weder ein Lebenszeichen noch einen Leichenfund gibt, dann ergibt sich die wahrscheinlichste aller möglichen Varianten im Ausschlussverfahren:

Freiwilliges Untertauchen: Nach 4 Jahren zunehmend unwahrscheinlich
Suizid: Selbstmörder können sich kaum selbst verscharren oder ihre Spuren löschen
Unfall: ähnlich wie bei Suizid, wenn das Verschwinden im vertrauten Umfeld passierte
Kapitaldelikt: wenn alle andere Optionen praktisch ausscheiden, dann muss von einem Kapitaldelikt ausgegangen werden, auch wenn es dafür keinen Hinweis

Und wenn ein Kapitaldelikt wahrscheinlich ist, muss die Polizei in diese Richtung ermitteln. Das ist dann keine Privatsache mehr und es ist egal, ob die Familie daran Interesse noch hat oder nicht. Ob das bisher überhaupt passiert ist, wissen wir nicht, denn da ja unmittelbar nach dem Verschwinden ein freiwilliges Untertauchen noch eine Option war, wurde ja eben wohl am Anfang eher mit "angezogener Handbremse" ermittelt. 4 Jahre später ist die Situation halt eine andere.

Für mich ist der Fall ein solcher, der am besten bei einer Cold Case Einheit aufgehoben ist.

RedRalph schrieb:Für mich ist der Fall ein solcher, der am besten bei einer Cold Case Einheit aufgehoben ist.

Und das willst du nun erreichen?
Was gedenkst du zu tun?

RedRalph schrieb:Für mich ist der Fall ein solcher, der am besten bei einer Cold Case Einheit aufgehoben ist.

Da stimme ich dir zu, das wäre das Beste. Noch mal von Anfang an neu aufrollen..........Damit der/die Schuldige auch die gerechte
Strafe bekommt.

pedi schrieb:Da stimme ich dir zu, das wäre das Beste. Noch mal von Anfang an neu aufrollen..........Damit der/die Schuldige auch die gerechte
Strafe bekommt.

Auch dich frage ich:
Und wie gedenkst du dieses Vorhaben umzusetzen?

emz schrieb:Und das willst du nun erreichen?
Was gedenkst du zu tun?

emz schrieb:Auch dich frage ich:
Und wie gedenkst du dieses Vorhaben umzusetzen?

Was soll den diese Frage an Personen, die mit dem Fall weder privat noch beruflich etwas zu tun haben, sondern nur ihre persönliche Meinung in einem Internetforum austauschen, in dem es um Kriminalfälle geht.
Der Sinn eines Threads ist wohl kaum, dass Privatpersonen "etwas tun" oder "umsetzen ". Es geht in diesem wie in allen andere Threads dieser Rubrik doch nur um den Austausch von Meinungen, Ideen und Denkanstößen. Wenn nur diejenigen schreiben dürften, die persönlich etwas in einem Fall umsetzen oder dort sonstwie aktiv werden wollen, dann würde hier gähnende Leere an Beiträgen herrschen....

@cododerdritte

Es geht aber doch nicht zuletzt darum, dass angeregt wurde, den Fall wieder an die Öffentlichkeit zu holen und das Unverständnis, dass dies aus dem Umfeld der Familie etwas in der Richtung unternimmt.
Das geht über einen Austausch von Meinungen und Denkanstößen, an dem ich mich ja auch gerne beteilige, hinaus.

emz schrieb:Und das willst du nun erreichen?
Was gedenkst du zu tun?

Also, ich habe Ende 2021 einfach Mal die Cold Case Unit des LKA Hessen angeschrieben und dort angeregt, sie mögen sich doch mal einen über 35 Jahre alten Mordfall aus Südhessen an einem 15-jährigen Mädchen, der auch seit vielen Jahren hier im Forum heiß diskutiert wird, neu ansehen. Auch in diesem Fall entstand für einige der Eindruck, dass die Ermittlungen schon kurz nach dem Auffinden der Leiche eingeschlafen waren (interessanterweise war der Fall zuvor über 18 Monate ein Vermisstenfall, in dem wohl recht intensiv ermittelt worden ist, nach Auffinden der Leiche, was viele Fragen hinsichtlich Fundort aufwarf, verschwand der Fall praktisch aus der Öffentlichkeit)

Ich habe zwar nie irgendeine Rückmeldung erhalten....aber im Frühjahr diesen Jahres kam der Fall ohne vorige Ankündigung tatsächlich nochmals zu XY und im Studio war eine Kommissarin besagter Cold Case Einheit! Kurze später wurde ein Verdächtiger gefasst. Kenner wissen, von welchem Fall ich spreche...

Ich habe zwar keine Ahnung, ob das Tätigwerden dieser Cold Case Einheit irgendetwas mit meiner Kontaktaufnahme zu tun hatte, ich will mir das auch nicht anmaßen, weil es mir egal ist, denn für mich zählt nur, dass tatsächlich wieder neu ermittelt worden ist.

Vielleicht beantwortet das die Frage, was ich zu tun gedenke...

RedRalph schrieb:aber im Frühjahr diesen Jahres kam der Fall ohne vorige Ankündigung tatsächlich nochmals zu XY und im Studio war eine Kommissarin besagter Cold Case Einheit! Kurze später wurde ein Verdächtiger gefasst. Kenner wissen, von welchem Fall ich spreche...

Damit meinst Du wohl den Fall Jutta Hoffmann aus Lindenfels, die 1986 getötet und deren Leichnam / sterbliche Überreste 1988 gefunden wurde.

Finde es gut, dass Du Dich an die Cold Case Einheit des LKA Hessen gewendet hast und dies auch bzgl des spurlosen Verschwindens von Helga Frings beabsichtigst.

RedRalph schrieb:Vielleicht beantwortet das die Frage, was ich zu tun gedenke...

Gute Idee, vielleicht bringt es ja was.

RedRalph schrieb:Vielleicht beantwortet das die Frage, was ich zu tun gedenke...

Besten Dank für deine ausführliche Darlegung. Lässt mich das doch besser verstehen, was deine Intention ist.
Es geht also nicht darum, einen Fall unbedingt im Netz aktuell am Leben zu erhalten, was anscheinend nicht im Interesse des Umfelds zu liegen scheint, sondern die Ermittlungen erneut anzuregen.

Als Urkünzellerin bin ich schockiert über den (Lokal;medialen) Umgang bzw. nicht handeln, in diesem Fall.
Leute, ich bin auch gut vernetzt, kenne Frau Frings vom sehen und bin festgefressen.
Krass das es dieses Forum benötigt um Details über den Fall zu erfahren.
Ich versuche Kontakt zu Angestellten zu bekommen und durch vitamin B versuche ich das Verhalten der Polizei zu verstehen.
Hier in Fulda drehen die Uhren echt anders.
Letztlich gibt es nur die (hoch romantische) Aussage des Ehemannes.
Ich gib mir Mühe den Fall Vorort wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Unfassbar.

@BullinvonTölz: Das finde ich klasse. Ich finde auch, dass in Fulda die Uhren anders gehen.

Ich finde es unfassbar, dass in einem so dünn besiedelten Gebiet wie Fulda und Umgebung allein drei schreckliche Frauenmorde aus den 70'ern (Christel Merz), 80'ern (Gabriele Schmitt) und 90'ern (Marion J.) aus sexuellen Motiven bis heute ungeklärt sind. In den ersten beiden Fällen noch so richtig junge Opfer.

Generell finde ich die Gesellschaft dort konservativ-patriarchalisch-katholisch, insbesondere in den Dörfern um Fulda herum.

Ich fand es bemerkenswert, dass bei einem spektakulären Frauenmord, der zur (vermeintlichen) Klärung führte, eine Frau verurteilt wurde. Das war im Prozess Weimar (heute Böttcher). Ein Jahr vorher wurde bei einem Prozess um einen brutalen Mord an 3 Frauen im Vogelsberg (Volkartshain) der männliche Angeklagte - in korrekter Anwendung von in dubio pro reo - freigesprochen. Beide Fälle spielten zwar nicht im Landkreis Fulda, jedoch war das Landgericht Fulda für den Prozess das zuständige Gericht. Keine Urteilsschelte aber irgendwie symbolisch zur Rolle der Frau in diesem Umfeld. Im Fall Weimar schien der Grundsatz nicht ganz so großzügig ausgelegt worden zu sein und man hatte den Eindruck, dass die Angeklagte auch für nach den Fuldaer Wertmaßstäben unsittlichen Lebenswendel (außereheliche Affäre mit US-Soldatem) abgestraft worden ist. Der grölende Mob im und vor dem Gerichtsgebäude in Fulda auf den Straßen war unerträglich 1988...