Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Ein freiwilliges Verschwinden kann man nicht komplett ausschließen, doch dafür spricht nichts. Und dagegen reichlich viel:

- eine zur 5/6 absolvierte Wanderung ist der schlechtst mögliche Ausgangpunkt dafür.
- ihre Verabredung mit Vanessa, wo sich Scarlett nachweislich auf das schöne Wetter in Mainz freut.
- Keine Bargeldreserven, Wahl von billigsten Unterkünften
- Kein Reisepass dabei
- Corona Reisebeschränkungen

Aber vor allem: 6 Wochen mit der Mutter davor verbracht, das schweisst unglaublich zusammen. Wer es nicht glaubt, soll es mal ausprobieren.

Natürlich weiß ich genauso wenig wie alle anderen hier, was passiert ist. Ich verstehe nur nicht, wieso immer wieder hervorgehoben wird, es gäbe "keinen Hinweis auf ein Verbrechen".

Was sollte es denn für Hinweise geben, wenn Scarlett freiwillig und in falschem Vertrauen aus irgendeinem Grund zu jemand ins Auto gestiegen ist und der Typ sie dann irgendwohin entführt hat? Wer freiwillig in ein Auto steigt, erregt kein Aufsehen, und das bloße Wegfahren bleibt spurlos.

Je länger man nicht den geringsten Hinweis auf ihren Verbleib hat, desto wahrscheinlicher erscheint mir dieses simple Szenario. Da kann man dann lange im Schwarzwald herumsuchen.

brigittsche schrieb:Das denke ich auch. Wenn ich vermeiden will, dass mit einem Riesenaufwand nach mir gesucht wird, dann wäre es doch viel geschickter, einen Unfall glaubhaft zu inszenieren, damit eben relativ schnell davon ausgegangen wird, dass es ein Unfall war und man leider nichts machen kann.

brigittsche schrieb:Nein, denn Umstände unter denen nach ihr gesucht wird, sind ungeschickt. So besteht immer die Gefahr, dass sie irgendwer erkennt. Wenn ich das wirklich geschickt anstellen will, dann muss ich einen solchen öffentlichen Aufriss vermeiden.

Nun, von einem Wanderunfall ist die Polizei doch immer in erster Linie ausgegangen.
Auch wenn ich persönlich ein geplantes Untertauchen für ziemlich unwahrscheinlich halte, ganz ausschliessen kann man es dennoch nicht.
Selbst die EB schliessen das nicht 100%ig aus.

Und im angenommenen Fall eines Untertauchens - die offizielle Suche wurde nach ein paar Tagen eingestellt, nur am 19.09.20 ist die Bergwacht nochmal ausgerückt, um einige spezielle Stellen abzusuchen. Damit war die Suche abgeschlossen.
Dass BFS sich an den Vermisstenfall gehängt hat und den Fall immer am Kochen hielt, damit konnte S. nicht rechnen, sollte sie geplant verschwunden sein. Was ihr wiederum ein Auftauchen unmöglich gemacht hat, ohne dass es darauf ein großes Medienecho gegeben hätte. Vielleicht wollte sie sich ja auch nur kurzzeitig absetzen, aus einer persönlichen Gemütsverfassung heraus und wäre nach einiger Zeit wieder aufgetaucht.

CorvusCorax schrieb:Vielleicht wollte sie sich ja auch nur kurzzeitig absetzen, aus einer persönlichen Gemütsverfassung heraus und wäre nach einiger Zeit wieder aufgetaucht.

Aber sie hatte ja keinen Ehemann daheim oder Kinder, keinen Arbeitsplatz an dem sie erscheinen mußte. Sie hätte doch locker ihren Eltern sagen können, ich brauche noch ein paar Tage für mich alleine, weiß noch nicht genau wo aber ich melde mich irgendwann…
Man kann natürlich nie etwas zu 100% ausschließen, aber die Wahrscheinlichkeit, daß S. geplant untertauchte halte ich in diesem Fall doch für äußerst gering.

CorvusCorax schrieb:Nun, von einem Wanderunfall ist die Polizei doch immer in erster Linie ausgegangen.

Ja, aber die hat dazu einen ziemlichen medialen Aufriss veranstaltet. Das wäre bei, sagen wir mal: eindeutigeren Umständen nicht in dem Maße passiert.

Was mich in diesem Fall schon länger irritiert hat und einen zumindest anfänglich freiwilligen Ausstieg (oder eine Auszeit) für mich in den Bereich des Möglichen rücken ließ, waren die Aussagen über Scarletts "nachlässigen" Umgang mit ihrem Smartphone, angeblich ließ Scarlett es öfter darauf ankommen, dass der Akku nahezu leer war, obwohl sie es wohl zur Orientierung auf ihren Wanderungen benutzte und es in ihrem Fall ja noch zusätzlich ihre einzige Verbindung mit ihrer Außenwelt, Freund und Familie war.

Nach meiner Erfahrung mit jungen Frauen in diesem Alter ist das Smartphone so ziemlich der wichtigste Gegenstand zur sozialen Kontaktpflege und wird als solcher eigentlich ständig "gehegt und gepflegt".

Daher könnte ich mir vorstellen, dass sie evtl. parallel ein "neues" Smartphone hatte, natürlich nicht auf ihren Namen registriert, mit dem sie in ihre "Zukunft" starten wollte und ihren bisherigen Bekanntenkreis nur noch sporadisch mit für sie immer unwichtigeren alten Smartphone "bediente" und es ihr daher auch egal war, wenn bei diesem mal der Akku leer ging.

Bei diesem "Ausstieg" könnte dann u. U. etwas für Scarlett Unvorhergesehenes passiert sein, sodass sie entweder nicht mehr lebt oder sich nach dem ganzen, von ihr so nicht vorhergesehenen, Medienrummel nicht mehr zurück traut.

Man darf nicht vergessen, selbst ihr Reisepass, den sie nicht in den Schwarzwald mitgenommen hatte, ist kein Beweis, dass sie nicht freiwillig ausgestiegen ist. Der illegale Handel mit Dokumenten blüht, und wenn es jemand darauf anlegt, sich auf diese Weise einen anderen Reisepass zu beschaffen, ist das sicherlich möglich. Im Internet nachverfolgbare Spuren muss diese Beschaffung nicht hinterlassen.

snowdon schrieb:Ich verstehe nur nicht, wieso immer wieder hervorgehoben wird, es gäbe "keinen Hinweis auf ein Verbrechen".

Was gibt es daran nicht zu verstehen? Ein Verbrechen erzeugt immer Spuren. Und es ist nicht so einfach, eine Leiche loszuwerden, Gegenstände unauffindbar zu machen bzw. jedweden zeugen zu vermeiden bzw. zu täuschen. Nicht umsonst ist die Aufklärungsrate bei Mord so hoch. Die Polizei fahndet ja auch nicht ohne Hinweis einfach so nach einem Täter.

Strongbow schrieb:eine Leiche loszuwerden

Da fangen wir aber an der falschen Stelle an zu argumentieren. Falls sie tot ist, ist die Leiche nun mal unauffindbar. Egal ob Mord, Unfall oder Suizid. Es ist auch höchst unwahrscheinlich, dass die Leiche bei einem Unfall oder einem Suizid nicht gefunden wird. Dass sie weg ist lässt aber jetzt erstmal keine Rückschlüsse darauf zu, warum sie weg ist (Theorie freiwilliges Verschwinden schließe ich aus vielen bereits genannten Gründen aus.

Strongbow schrieb:? Ein Verbrechen erzeugt immer Spuren. Und es ist nicht so einfach, eine Leiche loszuwerden, Gegenstände unauffindbar zu machen bzw. jedweden zeugen zu vermeiden bzw. zu täuschen. Nicht umsonst ist die Aufklärungsrate bei Mord so hoch. Die Polizei fahndet ja auch nicht ohne Hinweis einfach so nach einem Täter

Wo erzeugt denn ein Verbrechen immer Spuren ? Wie oft sind Menschen verschwunden ohne die geringste Spur hinterlassen zu haben. Und eine Leiche loszuwerden dürfte auch kein Problem sein. Die Aufklärungsraten sind doch meistens hoch wenn es sich um Beziehungstaten handelt.

K41P schrieb:Es ist auch höchst unwahrscheinlich, dass die Leiche bei einem Unfall oder einem Suizid nicht gefunden wird.

Und genau das macht für mich einen Unfall auf der E6 ziemlich unwahrscheinlich. Lassen wir mal die Sichtbarkeit eines Körpers außen vor, aber die ganzen Ausrüstungsgegenstände verschwinden nicht einfach so im Nichts, allem voran dieser große rote Rucksack, rot sieht man im Gelände weithin. Und der Rucksack wird auch noch über Wochen und Monate rot gewesen sein und nicht so verdreckt und verwaschen, dass man ihn nicht mehr gesehen hätte. Dazu diese Alufolie, die aus dem Gelände sticht und bei Lichteinfall reflektiert. Nach längerer Liegezeit wäre möglicherweise der Rucksackinhalt auch durch Wildtiere verstreut gewesen.

Und wenn man bedenkt, wieviele Leute in den ersten Wochen und Monaten im gesamten Wehratal unterwegs waren, Hänge rauf und runter geklettert sind, dann erscheint es schon ziemlich unmöglich, dass man Null und Nichts gefunden hat. Dazu die Drohnen, die eingesetzt wurden. Zumal es gefährliche Stellen, wo man verunfallen und unauffindbar die Hänge runterfallen kann, nicht am laufenden Meter gibt. Selbst an zwei, drei potentiell gefährlichen Stellen auf der Strecke hätte man bei dieser aufwändigen Suche über fast 3 Jahre irgendwann etwas finden müssen.

@Strongbow

Was gibt es daran nicht zu verstehen? Ein Verbrechen erzeugt immer Spuren.

Ich habe doch gerade einen höchst einfachen Verlauf skizziert, bei dem man - zumindest in dem Gebiet, in dem sich Scarlett zuletzt aufhielt - eben keine Spuren finden wird. Was ist daran denn nur so schwierig?

Es ist eben ein schlichter Denkfehler, ein Verbrechen für unwahrscheinlich zu halten, nur weil keine Spuren gefunden wurden. Wer eine Person im Auto entführt und sie an unbekanntem Ort umbringt, hinterläßt natürlich schließlich irgendwelche Spuren. Aber die müßten dort erstens zunächst entdeckt werden und zweitens am Ort der Entdeckung mit dem Verschwinden der Person in Verbindung gebracht werden. Das wäre alles andere als selbstverständlich, wie zahlreiche andere Fälle schon gezeigt haben.

Daß man ohne Hinweis nicht fahnden kann (was natürlich richtig ist), heißt doch nicht, daß ein Verbrechen unwahrscheinlich sei! Ich sehe jedenfalls andererseits überhaupt keinen Anlaß für die Annahme eines freiwilligen Verschwindens. Gibt es denn etwa dafür "Spuren", wie man sie bei der Annahme eines Verbrechens vermißt? Ich sehe keine, sondern reine Phantasiegebilde.

Retsiemfoh schrieb:Wie oft sind Menschen verschwunden ohne die geringste Spur hinterlassen zu haben. Und eine Leiche loszuwerden dürfte auch kein Problem sein.

Das kann man auch umgekehrt fragen: Wie viele Menschen, die verschwunden sind, tauchen wieder auf (tot oder lebendig)?

Schau Dir mal den Thread "aktuelle Vermisstenfälle" hier an, wieviele der Suchmeldungen schon nach kurzer Zeit wieder gelöscht werden weil die betreffende Person tot gefunden wurde (auch ohne dass es ein Verbrechen war) oder eben lebendig wieder aufgetaucht ist.

Dass jemand wirklich dauerhaft verschwunden bleibt und nie gefunden wird, ist die große Ausnahme. Nur machen diese Fälle medial die Runde und sind daher halt sehr bekannt.

Und auch die Fraktion, die gerne ein Leben im Untergrund postuliert kann dann am Ende mehr oder weniger nur auf den Fall Petra P. verweisen (sieht man mal von irgendwelchen Fällen in den USA ab, wo aber ganz andere Bedingungen vorliegen).

Heidi71 schrieb:Nach meiner Erfahrung mit jungen Frauen in diesem Alter ist das Smartphone so ziemlich der wichtigste Gegenstand zur sozialen Kontaktpflege und wird als solcher eigentlich ständig "gehegt und gepflegt"

Da kann man sicher nicht alle Personen in einen Topf werfen. ich bin auch kein Handymensch. Und schalte mein Handy teilweise tagelang nicht ein bzw. lade es länger nicht auf, weil ich es nicht brauche.

brigittsche schrieb:Dass jemand wirklich dauerhaft verschwunden bleibt und nie gefunden wird, ist die große Ausnahme. Nur machen diese Fälle medial die Runde und sind daher halt sehr bekannt.

Wenn ich mir die Fahndungslisten der einzelnen Bundesländer anschaue, gibt es aber überall viele Langzeitvermisste, deren Verbleib bis dato ungeklärt ist und sie weder tot noch lebend gefunden wurden.

@menari

Johnny77 schrieb:- eine zur 5/6 absolvierte Wanderung ist der schlechtst mögliche Ausgangpunkt dafür.
- ihre Verabredung mit Vanessa, wo sich Scarlett nachweislich auf das schöne Wetter in Mainz freut.
- Keine Bargeldreserven, Wahl von billigsten Unterkünften
- Kein Reisepass dabei
- Corona Reisebeschränkungen

Aber vor allem: 6 Wochen mit der Mutter davor verbracht, das schweisst unglaublich zusammen. Wer es nicht glaubt, soll es mal ausprobieren.

Ich selbst finde es schwer mich für irgendeine Theorie festzulegen. Aber einen Teil deiner Punkte kann man auch anders sehen.

Wenn auch der Rest der Welt glaubt, dass man nicht bei 5/6 einer Wanderung freiwillig verschwindet hätte sie ja damit schonmal eine Gute Ausgangslage.

Auch die Verabredung kann als Tarnung dienen und vortäuschen, dass man eigentlich ganz normal weitermachen wollte.

Bargeld weiß ich nicht was sie da für Optionen hatte. Das ist tatsächlich ein Thema.

Reisepass gibts sicher Möglichkeiten. Gibt ja auch Personen die innerhalb des Landes untertauchen und die EU ist da ja auch ein Thema.

Corona könnte die Sache tatsächlich schwieriger gemacht haben.

Die 6 Wochen mit der Mutter hat sie ja in diesem Szenario vielleicht auch gemacht weil sie nochmal die Zeit mit ihr verbringen wollte.

@snowdon
Ich sehe das ähnlich wie du. Wenn jemand in ein Auto steigt und gerade niemand da ist der das sieht, gibt es nunmal keine verwertbaren Spuren. Eigentlich ganz logisch und einfach zu verstehen sollte man meinen. Aber daran sieht man, wie unterschiedlich die Menschen die Realität wahrnehmen, oder wahrnehmen wollen. Lass sie am besten einfach in ihrem Glauben.

Solange es keine Hinweise gibt, spielt es keine Rolle ob sie verunglückt, einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, entführt wurde, sich umgebracht oder abgesetzt hat: sie ist jetzt alles gleichzeitig und zwar solange, bis sie gefunden wird. So wie Schrödingers Katze.

snowdon schrieb:Ich sehe jedenfalls andererseits überhaupt keinen Anlaß für die Annahme eines freiwilligen Verschwindens. Gibt es denn etwa dafür "Spuren", wie man sie bei der Annahme eines Verbrechens vermißt? Ich sehe keine, sondern reine Phantasiegebilde.

Alle Theorien sind doch bisher „Hirngespinste“. Man weiß nicht was passiert ist und man kann noch nicht mal wirklich etwas ausschließen. Jeder spinnt sich so seine Theorie zusammen die in das eigene Weltbild passt.

Genau mit deiner Argumentation kann es definitiv ein Verbrechen gegeben habe und es gibt sicher genug Fälle bei denen es auch so war. Ohne Anhaltspunkt weiß man also ja gar nicht wo man suchen müsste. Es kann ja genauso ein Verbrechen gegeben haben ohne, dass sie in ein Auto gestiegen ist. Das ist ja aktuell für die Theorie noch nicht mal notwendig.

Das gleiche funktioniert auch für das freiwillige verschwinden. Da kann sie ebenso in ein Auto gestiegen sein. Auch hier gibt es Beispiele von Menschen die jahrelang verschwunden waren und das auch innerhalb des Landes.

Genauso gibt es auch Beispiele von Verunglückten bei denen es lange gedauert hat bis man sie gefunden hat. Vielleicht hat man bisher an der falschen Stelle gesucht oder sie einfach an einer unglücklichen Stelle übersehen.

Aufgrund der aktuell vorliegenden Infos kann man nicht beurteilen was passiert ist. Jeder der das macht spekuliert im Rahmen dessen was er für realistisch oder wahrscheinlich hält. Und selbst wenn irgendwas wahrscheinlicher ist, muss es noch lange nicht stimmen.

Man kann ja noch nicht einmal ausschließen, dass sie in ein Auto gestiegen ist und dabei gesehen wurde. Es kann ja jemand gesehen haben und derjenige kennt den Fall nicht, erinnert sich nicht, will sich nicht erinnern.