Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

EDGARallanPOE schrieb:Der Fall S. im Sendeformat Aktenzeichen Xy, ist also eine Ausnahme von der Regel.

Mickelangelo schrieb:Diesen Satz verstehe ich nicht. Scarlett’s Fall wurde doch nur im Sonderformat "Aktenzeichen XY - Vermisst" gezeigt und nicht als Filmfall in einer regulären XY Sendung. Und vermißt wird sie ja. Also ist das doch keine Ausnahme von der Regel.

Vollkommen richtig.

Das der Fall S. im Sonderformat "Vermisst", gesendet wurde, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

Sorry, dass ich damit für Verwirrung gesorgt habe.

EDGARallanPOE schrieb:Das der Fall S. im Sonderformat "Vermisst", gesendet wurde, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

Sorry, dass ich damit für Verwirrung gesorgt habe.

Kein Problem.

Es ist ja zum Teil auch wirklich nicht so ganz nachzuvollziehen, warum manche Fälle relativ bald bei XY landen und andere erst nach vielen Jahren oder überhaupt nicht. Nach welchen Kriterien die Ermittler bzw. zuständige Strafverfolgungsbehörden entscheiden, ob bzw. zu welchem Zeitpunkt sie sich an XY wenden, ist mir auch noch nicht so ganz klar.
Bei Scarlett wird ja aber auf jeden Fall nach wie vor offenbar nicht von einem Gewaltverbrechen ausgegangen, (obwohl man es doch in Betracht ziehen könnte) und somit besteht auch kein akuter Handlungsbedarf der Behörden.

Mickelangelo schrieb am 28.10.2023:Bei Scarlett wird ja aber auf jeden Fall nach wie vor offenbar nicht von einem Gewaltverbrechen ausgegangen, (obwohl man es doch in Betracht ziehen könnte) und somit besteht auch kein akuter Handlungsbedarf der Behörden.

Jeder Vermisstenfall ist ein potenzieller Kriminalfall, da vermisst heißt, dass man nix weiß über das Verbleiben. Allerdings gibt es hier NULL Hinweise auf ein Verbrechen. NULL. Nicht mal ansatzweise.

Nun ja, es gibt keinen Hinweis auf ein Verbrechen aber genau so wenig auf alle anderen möglichen Abläufe. Von den Spuren her (letzte Spur in Todtmoos, alles sonst spekulativ) erinnert mich der Fall Scarlett an denjenigen von Sonja Engelbrecht (letzte Spur im Zentrum von München, 27 Jahre später zufälliger Fund 100 km entfernt).
Ohne weitere Fakten kann man m.E. in eine Richtung argumentativ kaum weiterkommen.

@Johnny77
Ähnlichkeiten zu Sonja Engelbrecht sehe ich nur oberflächlich: beide jung, blond uns spurlos vermisst. Bei Sonja Engelbrecht wusste man aber ziemlich sicher, dass ein Verbrechen geschehen sein musste; ihr junger Begleiter hatte sie 30 m von der Telefonzelle entfernt stehen gelassen, weil sein Zug im Bahnhof einfuhr. Viele hatten damals insgeheim den Begleiter unter Verdacht, auch wenn unklar war, wie ein minderjähriger Junge ohne Auto eine Leiche im Zentrum Münchens verschwinden lassen sollte. Mit dem Fund von Sonjas sterblichen Überresten ist zumindest dieser Verdacht vom Tisch.

Bei Scarlett ist alles anders: Ihr langer Aufenthalt in Todtmoos und insbesondere das spät am Nachmittag noch in Todtmoos eingeloggte Handy und die empfangene WhatsApp lassen ernsthafte Zweifel daran aufkommen, ob Scarlett die letzte Etappe überhaupt antreten wollte. Keine Hinweise auf einen letzten Begleiter; weder Wandergeselle noch Nachmittagsbekanntschaft und Chauffeur. Das wird auch der Grund sein, warum die Polizei eher nicht von einem Verbrechen ausgeht.

Beide Faelle haben doch vor allem eins gemeinsam: es gibt keine Spur nach dem zuletzt gesicherten Aufenthalt.

Wenn man dem Kommissar in der XY-Sendung genau zuhört, dann geht er im Fall Scarlett entweder vom Verbrechen oder einem freiwilligen Verschwinden aus, ohne einen Wanderunfall ausschließen zu können.
Leider hat es fuer dieses Erkenntnis 1,5 Jahre gebraucht.

Ist es definitiv zu spät für die vollumfängliche Ermittlung aller physischen und digitalen Kontakte Scarletts in Schwarzwald?

Johnny77 schrieb:Wenn man dem Kommissar in der XY-Sendung genau zuhört, dann geht er im Fall Scarlett entweder vom Verbrechen oder einem freiwilligen Verschwinden aus, ohne einen Wanderunfall ausschließen zu können.

Ja, so sehe ich es i.W. auch. Der Wanderunfall ist für mich aber raus, weil mit den digitalen Fakten keine Zeit mehr für ein Wandern der letzten Etappe bleibt (solange man nicht auf eine Wanderung bei Mondschein steht).

Als einzig realistisches Verbrechensszenario bleibt für mich die Möglichkeit, dass Scarlett den Nachmittag mit einer Bekanntschaft in Todtmoos verquatscht hat, mit Telefonempfang und freiem WLAN, um anschließend freiwillig in ein Auto zu steigen.

Und letztendlich noch das freiwillige Verschwinden; m.E. am wahrscheinlichsten und ohne große Aussicht auf ein Happy End.

Ich muss sagen, dieser ist einer von den wenigen Fällen, in denen ich mir jedes Szenario vorstellen könnte. Mal tendiert mein Gefühl mehr zu der einen, mal zu der anderen Richtung, aber ich war selten so unentschlossen.

Mr.Stielz schrieb:Und letztendlich noch das freiwillige Verschwinden; m.E. am wahrscheinlichsten und ohne große Aussicht auf ein Happy End.

Daran glaube ich überhaupt nicht.

Warum soll jemand freiwillig verschwinden, der ein sorgenfreies Leben hat.
Sie mußte nicht arbeiten, war dauernd unterwegs, lebte entweder von eigenem Vermögen oder bekam jeden Monat vom Papa einen Scheck.

Daß ich das nicht als ein "erfülltes" Leben ansehe, steht auf einem anderen Blatt.

Ich denke, daß es ein Wanderunfall war.

tombarnaby schrieb:Warum soll jemand freiwillig verschwinden, der ein sorgenfreies Leben hat.

@tombarnaby
Ob jemand Sorgen hat oder nicht bekommt oft das engste Umfeld nicht mit. Und die User in einem Mysteryforum erst recht nicht, daher kann hier keiner eine fundierte Aussage zu treffen.

Die Polizei lässt im XY-Beitrag ja alle Möglichkeiten im Raum stehen. Unfall, Verbrechen, Untertauchen.
Wobei ein tödlicher Wanderunfall aber in dem Moment ausgeschlossen wird, zumindest was die E6 betrifft, als da der Kripobeamte zu weiteren Zeugenmeldungen aufruft, die Scarlett NACH dem 10.09.20 tatsächlich noch gesehen haben.

F.Einstoff schrieb:Ob jemand Sorgen hat oder nicht bekommt oft das engste Umfeld nicht mit. Und die User in einem Mysteryforum erst recht nicht, daher kann hier keiner eine fundierte Aussage zu treffen.

Natürlich nicht, aber wieso soll man dann seine Sorgen noch um eine weitere, nämlich die Frage wovon man leben kann, vermehren? So ein "Leben im Untergrund" OHNE irgendwelche Spuren zu hiterlassen, ist nicht so romantisch, wie sich das vielleicht manche User hier vorstellen. Das ist eben nicht das Jahr "Work and Travel" das man nach dem Abi zur Selbstfindung macht und wo man aber alle Papiere zur Verfügung hat und sich jederzeit das Geld für den Rückflug von zu Hause schicken lassen kann.

brigittsche schrieb:Natürlich nicht, aber wieso soll man dann seine Sorgen noch um eine weitere, nämlich die Frage wovon man leben kann, vermehren?

@brigittsche
Wer sozusagen "untertaucht", der macht das selten spontan sondern oft geplant. Die Sorge, wovon diese Person dann lebt wird die betreffende Person schon im Vorfeld geklärt haben.

F.Einstoff schrieb:Wer sozusagen "untertaucht", der macht das selten spontan sondern oft geplant.

Ja, und das wiederum hinterlässt Spuren, die man dann nach dem Untertauchen finden kann. Das fängt an bei Papieren die man sich beschafft und endet bei einem Starkapital, das man von seinem Konto abhebt, nur um mal zwei Beispiele zu nennen.

Mal abgesehen von der Frage, warum man das Untertauchen dann in Verbindung mit einer Wanderung im Schwarzwald inszenieren sollte, wenn man doch einfach von zu Hause abhauen kann.

brigittsche schrieb:Mal abgesehen von der Frage, warum man das Untertauchen dann in Verbindung mit einer Wanderung im Schwarzwald inszenieren sollte, wenn man doch einfach von zu Hause abhauen kann.

Eine Wanderung böte sich sogar sehr gut an, um "unterzutauchen". Zum einen hat man eine gute Erklärung, weshalb man einen großen Rucksack mit sich trägt, zum andern verschafft man sich einen Vorsprung, bevor jemandem auffällt, dass man fehlt. Zuhause im üblichen Umfeld wäre dies so nicht möglich, ohne aufzufallen oder gesehen und erkannt zu werden. Es würde auch schneller auffallen, dass man weg ist. Auf einer Wanderung hingegen ist es normal, stellenweise nicht erreichbar zu sein. Und zu guter Letzt: beim Bemerken des Verschwindens würden die meisten von einem Wanderunfall ausgehen und die Suche auf ein bestimmtes Gebiet fokussieren.

Niilanaya schrieb:Eine Wanderung böte sich sogar sehr gut an, um "unterzutauchen".

Aber wenn man so etwas schon so gut planen würde, dann könnte man das auch weitaus geschickter anstellen. Also z.B. nicht erst am letzten Tag verschwinden und z.B. den Eltern usw. mitteilen, daß im Schwarzwald ein schlechter Empfang herrscht und man vor hat, die Nacht irgendwo wild zu campen, also erst mal wahrscheinlich nicht erreichbar sein wird.
Aber daß sie sich mit der Freundin in Mainz verabredet hat, führte ja schon dazu, daß sie dann eher vermißt wurde.

Mickelangelo schrieb:Aber wenn man so etwas schon so gut planen würde, dann könnte man das auch weitaus geschickter anstellen.

Das denke ich auch. Wenn ich vermeiden will, dass mit einem Riesenaufwand nach mir gesucht wird, dann wäre es doch viel geschickter, einen Unfall glaubhaft zu inszenieren, damit eben relativ schnell davon ausgegangen wird, dass es ein Unfall war und man leider nichts machen kann. Also würde man z. B. ans Meer fahren und dort irgendwo am Strand seine Sachen liegen lassen, so dass relativ bald gesagt wird: "Ja, hm, das war wohl ein Unfall, die ist beim Schwimmen ertrunken. Am Strand liegen ja noch eine Badematte, Handtuch und Klamotten..."

Je mysteriöser die Umstände sind, desto mehr Energie wird doch in die Suche investiert. Und das kann ja nicht im Interesse von jemandem sein, der gesucht wird.

@tombarnaby
@brigittsche
@F.Einstoff

"Freiwilliges Verschwinden ... ohne Happy End" meinte etwas anderes als ein heimliches Leben im Untergrund. Ich vermute, die Polizei meint dasselbe, denn ein langfristiges, erfolgreiches Untertauchen ist selten und Möglichkeit Nr. 4 in der Presse tabuisiert.

Mickelangelo schrieb:Aber wenn man so etwas schon so gut planen würde, dann könnte man das auch weitaus geschickter anstellen.

@Mickelangelo
Wenn Scarlett freiwillig umgetauscht wäre, dann hat sie es sehr geschickt angestellt. Keine Spuren, die auf ihren Aufenthaltsort hinweisen, kein vorgetäuschtes Verbrechen oder vorgetäuschten Unfall oder sonstiges, was evtl rechtliche Konsequenzen nach sich hätte ziehen können etc.

F.Einstoff schrieb:Wenn Scarlett freiwillig umgetauscht wäre, dann hat sie es sehr geschickt angestellt.

Nein, denn Umstände unter denen nach ihr gesucht wird, sind ungeschickt. So besteht immer die Gefahr, dass sie irgendwer erkennt. Wenn ich das wirklich geschickt anstellen will, dann muss ich einen solchen öffentlichen Aufriss vermeiden.