Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

wutachflühe schrieb:Es wurde ja soweit mir bekannt relativ wenig an handydaten ausgewertet wegen Datenschutz rechtlichen Vorgaben.

Das ist das Problem. Technisch wäre viel möglich gewesen, doch das Recht steht dabei oft im Wege. Hätte man von Google und Facebook alle Daten erhalten und alle Routerprotokolle in der Gegend ausgelesen, hätte man sicher viele wertvolle Informationen erhalten können. Unklar ist ist halt, wie sehr Polizei und Staatsanwaltschaft ein Verbrechen in Betracht gezogen haben und entsprechend rechtlich alle Mittel ausgeschöpft haben, um eine Herausgabe der Daten zu erzwingen. Wie ich damals las, ist es bei Google und Facebook scheinbar so, dass diese bei einer möglichen Gefahrenlage, durch die das Leben einer Person gefährdet sein könnte, in manchen Fällen auf Anfrage diese Daten sogar freiwillig herausgeben. Die Frage: Wurde das überhaupt versucht, oder ging man in der Anfangszeit nur von einem Wanderunfall aus? Ich finde ja, dass in Fällen, in denen eine junge Frau spurlos im Wald verschwindet, immer auch gleichermaßen ein Verbrechen in Betracht gezogen müsste.

Wenn ich mir die jüngsten Nachrichten zu Rebecca Reusch durchlese, wo es teilweise heißt, die Polizei hätte Jahre gebraucht, den USB Stick von Google zu "entschlüsseln", frage ich mich, ob es vielleicht auch Defizite im technischen Vermögen seitens der Ermittler gibt/gab.

Empyria schrieb:Wenn ich mir die jüngsten Nachrichten zu Rebecca Reusch durchlese, wo es teilweise heißt, die Polizei hätte Jahre gebraucht, den USB Stick von Google zu "entschlüsseln", frage ich mich, ob es vielleicht auch Defizite im technischen Vermögen seitens der Ermittler gibt/gab.

Es wurde auch viel zu spät nach den Googledaten nachgefragt. Und dann dauerte es nochmal zwei Jahre, bis die Polizei die Googledaten erhalten hat und dann nochmal zwei Jahre für die Decodierung. Und im Fall Rebecca Reusch stand ja ein Verbrechen im Raum.

Empyria schrieb:Die Frage: Wurde das überhaupt versucht, oder ging man in der Anfangszeit nur von einem Wanderunfall aus? Ich finde ja, dass in Fällen, in denen eine junge Frau spurlos im Wald verschwindet, immer auch gleichermaßen ein Verbrechen in Betracht gezogen müsste.

Im Fall Scarlett ging man in erster Linie von einem Wanderunfall aus, wenngleich es seitens der Polizei hieß, man ermittle in alle Richtungen. Die haben da einfach nicht das "große Besteck" aufgefahren mit Datenabfrage etc., weil es eben keinerlei Hinweis auf ein Verbrechen gab. Und wenn man annimmt, dass sie irgendwo verunglückt ist und einfach nicht gefunden werden konnte, dann ist das eben ein tragisches Unglück, rechtfertigt aber wohl nicht, den ganzen Datenkram einer Person abzufragen. Schließlich und endlich könnte sie auch aus freien Stücken verschwunden sein, was jeder volljährigen Person im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zusteht. Und ausschliessen kann man das 100%ig doch auch nicht.

CorvusCorax schrieb:Im Fall Scarlett ging man in erster Linie von einem Wanderunfall aus, wenngleich es seitens der Polizei hieß, man ermittle in alle Richtungen. Die haben da einfach nicht das "große Besteck" aufgefahren mit Datenabfrage etc., weil es eben keinerlei Hinweis auf ein Verbrechen gab.

Ja, nur gab es für einen Wanderunfall auch keinerlei Hinweis. Man weiß ja nicht einmal, ob sie die 6. Etappe je erreicht hat, oder ihr davor schon etwas zugestoßen ist.
Und im Deutschland von heute, wo Gewaltverbrechen mit Todesfolge gegen Frauen keine Seltenheit mehr sind, wäre es meines Erachtens nach genau so wichtig gewesen, so intensiv in Richtung Verbrechen zu ermitteln, wie es in Richtung Wanderunfall getan wurde.

CorvusCorax schrieb: Und wenn man annimmt, dass sie irgendwo verunglückt ist und einfach nicht gefunden werden konnte, dann ist das eben ein tragisches Unglück, rechtfertigt aber wohl nicht, den ganzen Datenkram einer Person abzufragen. Schließlich und endlich könnte sie auch aus freien Stücken verschwunden sein, was jeder volljährigen Person im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zusteht. Und ausschliessen kann man das 100%ig doch auch nicht.

Sollte sie freiwillig verschwunden sein, darf sie sich aber auch nicht wundern, wenn die Polizei in ihren Daten herumschnüffelt. Immerhin gab sie in diesem Szenario vor, die 6. Etappe wandern zu wollen, um danach bei ihrer Freundin vorbeizuschauen. Man musste also davon ausgehen, dass ihr etwas schlimmes zugestoßen ist und hat meiner Meinung nach jedes Recht, ihre Daten abzufragen, um sie gegebenenfalls aus einer möglichen Gefahrensituation zu retten. Wenn sie darauf keine Lust gehabt hätte, hätte sie ihren Ausstieg auch weniger geheimnisvoll gestalten können.

Wie schon öfter diskutiert, mit dem "großen Besteck" des offiziell Erlaubten wäre es möglich gewesen dem Handy (Tagesablauf) länger zu (ver)folgen, rein vom technisch theoretisch Möglichen 2024 (und auch schon vor ein paar Jahren) hättest das Handy lokalisiert, egal in welchem Zustand. Ähnlich wie mit der Technik sieht es auch mit der Man-Power aus. Bei einem "Osama bin Laden" wären die vorhandenen Fakten und Daten ein Elfmeter im Azubi Aufnahmetest gewesen.

Empyria schrieb:Diese Überlegungen hat es natürlich alle schon gegeben, aber soweit ich informiert bin, ist nie publik gemacht worden, was und was nicht da im Hintergrund abgelaufen ist.

Das ist ja nun auch der Grund warum das hier angesprochen wird. Und wer könnte außer Teutone zu dem Thema sonst etwas entscheidendes dazu beitragen ?

duotronics schrieb:Lieber Teutone,
danke für den Screenshot. Es könnte tatsächlich eine wichtige Erkenntnis aus diesem WhatsApp Chat gewonnen werden, aber dafür reicht dieser Screenshot leider nicht aus. Aus der Anzeige "17:00" und den 2 grauen Häkchen lässt sich nur ablesen, dass Vanessa die Nachricht am 10.9.2020 um 17:00 abgesendet hat und dass die Nachricht irgendwann in Scarletts WhatsApp-Konto angekommen ist.
Man sieht aber nicht, wann die Nachricht angekommen ist. Das lässt sich aber leicht herausfinden, wenn Vanessa den Chat noch auf ihrem Handy hat: dazu muss sie einmal lang auf diese Nachricht tippen, dann erscheint oben auf dem Bildschirm ein "Info"-Symbol zum anklicken:

Wenn sie jetzt darauf klickt, erscheint die Seite "Nachrichteninfo", und da steht dann, wann die Nachricht zugestellt wurde (bei gelesen dürfte auch nur ein Strich sein, da Scarlett ja diese Option ausgeschaltet hatte):

Wenn diese Uhrzeit auch am 10.9.2020 gegen 17 Uhr ist, dann wissen wir definitiv, dass Scarletts Handy um 17 Uhr noch aktiv im Netz des Todtmooser Handymasten war. Dies würde praktisch ausschließen, dass sie die 6. Etappe weiter als bis maximal Todtmoos-Au gelaufen ist. Lässt sich diese Info über Vanessa noch herausfinden?

Sehr gut !
Man kann nun wieder anfangen endlos darüber zu diskutieren, wer hätte wann aufgrund welcher Datenlage wo wann was hätte tun können. Das bringt doch aber nichts.
Wenn ich per Whattsapp jemanden solche eine Nachricht sende, dann erwarte ich doch eigentlich auch eine Antwort. Wenn diese Antwort in einer bestimmten Zeit nicht kommt, schaue ich ob meine Nachricht zugestellt wurde ( 2 Haken ).
Es müsste die Freundin halt beantworten ob sie das getan hat. Und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt. Oder Sie versucht es auf dem Weg den duotronics oben beschrieben hat. An @ Teutone: Meiner Meinung nach ist das ein ganz wichtiger Bestandteil der Suche von Scarlett. Denn dann muss meiner Meinung nach sich ihr Handy während der Zustellung um 17 Uhr im Funknetz Todtmoos aufgehalten und anschließend zerstört oder/und in ein Funkloch transportiert worden sein. Damit lässt sich dann wohl auch entsprechend die ein oder andere Theorie in iherer Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Wenn doch von der Polizei berichtet wird, dass die letzten Handyaktivitäten um die Mittagszeit erfolgten, und das Handy den Funkmast Todtmoos nicht verlassen hat, dann wird das schon so gewesen sein.

FL106772 schrieb:Wie schon öfter diskutiert, mit dem "großen Besteck" des offiziell Erlaubten wäre es möglich gewesen dem Handy (Tagesablauf) länger zu (ver)folgen, rein vom technisch theoretisch Möglichen 2024 (und auch schon vor ein paar Jahren) hättest das Handy lokalisiert, egal in welchem Zustand.

Da irrst du schlicht und einfach. Und dürfte auch nur eine Wunschvorstellung sein.

Komparator schrieb:Wenn ich per Whattsapp jemanden solche eine Nachricht sende, dann erwarte ich doch eigentlich auch eine Antwort. Wenn diese Antwort in einer bestimmten Zeit nicht kommt, schaue ich ob meine Nachricht zugestellt wurde ( 2 Haken ).

Es geht ja immer nur um diese 17UhrWhatsapp der Mainzer Freundin vom 10.09.2020. Das wird doch sicher nicht der einzige Kontakt/Nachricht gewesen sein von Donnerstagmittag bis Freitagabend. S. hat sich doch mit (Wander)Bekannten über SocialMedia kurzgeschlossen, wie in XY erwähnt wurde, und sicher auch per Whatsapp. Da wird es doch wahrscheinlich noch den einen oder anderen gegeben haben, der eine Nachricht verschickt hat oder versucht hat, sie zu erreichen. Und die müssten dann auch Auskunft darüber geben können, ob Nachrichten ankamen oder nicht.

Der Hinweis von @Teutone hier war hochinteressant, danke dafür. Mein ehrlicher Respekt für das Dranbleiben.

Also wurde die Nachricht um 17:01


✓✓ Gelesen
--

✓✓ Zugestellt
10.09.20, 17:01

zugestellt mit zwei grauen Haken! Vielleicht eröffnet das unseren Fachleuten hier neue Überlegungen?

@Teutone
Danke fürs Einstellen dieser oft nachgefragten Info, wie sich diese 17UhrWhatsapp auf dem Handy der Mainzer Freundin dargestellt hat.

Die Whatsapp wurde also zeitgleich um 17:01 Uhr auf Scarletts Handy zugestellt.

Das Handy war lt. Infos noch bis abends, ca. 17:45/18:45 Uhr, in der Todtmooser Funkzelle eingeloggt.

Und wenn die Whatsapp durchging, kann sich Scarlett plus Handy oder nur das Handy nur in einem Bereich der Todtmooser Funkzelle befunden haben, wo man Netz und Internet hat.

Ab Au hakelt es schon mit der Netzabdeckung durch den Todtmooser Funkmast. Auf der Wehratalstrecke haben wir dann komplettes Funkloch und Internet auch nicht.

Würde heißen, dass Scarlett um 17:01 Uhr, als die Whatsapp durchging, nirgends auf der Wehratalstrecke gewesen ist.
Und dass sie plus Handy oder nur das Handy im Bereich der Todtmooser Zelle war, an einer Stelle, wo es Internet gibt.
Dann bliebe in südliche Richtung auf der E6-Strecke nur der Bereich bis Au übrig und das mit viel Glück.

Ich bin mal so frei:

Korrekterweise müsste es heissen, dass sich das Handy von S. bis 17.00 Uhr in der Todtmooser Funkzelle befunden haben muss. Es gibt genug Szenarien, weshalb sich S und Ihr Handy an unterschiedlichen Orten befunden haben können. Diese liegen dann aber wohl ausserhalb der Unfalltherorie.

Lipperin schrieb:Korrekterweise müsste es heissen, dass sich das Handy von S. bis 17.00 Uhr in der Todtmooser Funkzelle befunden haben muss. Es gibt genug Szenarien, weshalb sich S und Ihr Handy an unterschiedlichen Orten befunden haben können

Diesen Umstand habe ich natürlich in meinem vorigen Kommentar berücksichtigt, indem ich schrieb, dass sich entweder Scarlett plus Handy oder nur das Handy im Todtmooser Funkzellenbereich befunden haben muss.

Beitrag von CorvusCorax (Seite 989)

Ihr geht immer davon aus, dass S. in einer Funkzelle war oder auch nicht.

Als mir der verzögerte Versand kürzlich passierte, war ich das letzte Jahrzehnt 24/7/365 immer in einer zuverlässigen Funkzelle.

Aber möglich, dass auch diese mal versagt, oder am Handy ein kurzes Defizit eintritt.

Wenn man eine Nachricht versendet, geht man davon aus, dass sie ordentlich ankommt. Ich habe auch nicht bemerkt, dass sie von mir erst sehr verspätet abging.

wolke7 schrieb:Wenn man eine Nachricht versendet, geht man davon aus, dass sie ordentlich ankommt. Ich habe auch nicht bemerkt, dass sie von mir erst sehr verspätet abging.

Die oft besprochene 17UhrWhatsapp wurde versendet und zeitgleich beim Empfänger zugestellt.

wolke7 schrieb:Ihr geht immer davon aus, dass S. in einer Funkzelle war oder auch nicht.

Das wurde von der Polizei so kommuniziert, dass sich das Handy bis abends in der Todtmooser Funkzelle befand.

Sorry, dass ich den Fall nicht bis ins letzte Detail kenne. Aber hätte sie ihre Wanderung wie geplant an dem Tag durchgeführt, wäre sie dann um 17 Uhr noch in dieser Funkzelle zu erwarten gewesen oder hätte sie diese verlassen?

Bei einrm Unfall wäre ja seltsam, dass das Handy sich kurz danach offenbar auageloggt hat, aber vorher noch Empfang hatte. Der Unfall wäre ja vermutlich schon früher passiert, wieso dann die Abmeldung nach 18 Uhr?

Die Abmeldung aus dem Funknetz aufgrund fehlender Aktivität ist tatsächlich eher eigenartig, wenn die Nachricht um 17:01 zugestellt wurde.

Der zitierte Beitrag von K41P wurde gelöscht. Begründung: Antwort auf gelöschten Beitrag

Der Screenshot ist zwar aktuell, aber die Messpunkte sind von 2018-2021. Das entspricht sehr gut dem Stand von 2020.

deim0s schrieb:Die Abmeldung aus dem Funknetz aufgrund fehlender Aktivität ist tatsächlich eher eigenartig, wenn die Nachricht um 17:01 zugestellt wurde.

Es gibt keinerlei Bestätigung, dass die Abmeldung wegen fehlender Aktivität erfolgte. Das war nur eine Vermutung aufgrund der Annahme, dass nach ca. 12 Uhr keine Handyaktivität mehr stattfand. Denkbar ist auch ein Abschalten - von Hand oder aufgrund eines leeren Akkus.