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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

3.096 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Mord, Messer ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 16:03
@calligraphie
Tex Watson fällt auch in diese Kategorie.
https://aboundinglove.org/

Irgendetwas müssen die den ganzen Tag machen. Alles, was zur Deeskalation des Knastalltags beiträgt, ist - zum Schutz des Gefängnispersonals - doch ok.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 16:13
Zitat von equinoxxequinoxx schrieb:Bekommt man Erleichterungen
Die erwähnten praktischen Vorteile bewegen sich im geistlichen Kontext, also nicht direkt für anderweitige Erleichterungen und somit keine Sonderprovilegien. Allerdings kann der Glaube helfen, Disziplinarverstöße zu reduzieren und an Programmen teilzunehmen. Ein besseres Führungszeugnis im Gefängnis kann zu einer niedrigeren Sicherheitsstufe und besseren Chancen auf Freigänge oder Parole führen. Inwiefern das jetzt überhaupt für jemanden wie Kohberger relevant ist, weiß ich nicht.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Eine Kernaussage der Studie sagt: Sie werden vor allem religiös, um ihr Selbstbildnis zu verbessern.
Viele inhaftierte sehen sich konfrontiert mit ihren Schuldgefühlen, Reue und Schmerz, als Folge ihrer kriminellen Vergangenheit. Etwas background Religiosität hilft ihnen dabei, sich besser zu fühlen mit sich selbst. Insoweit verbessert es ihr Sekbstbild.
Das kann ich mir gut vorstellen. Für Täter mit extremem psychischen Druck wirkt Religiosität wahrscheinlich oft als letztes Instrument, um mit Schuld, Angst und existenzieller Leere umzugehen.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 16:47
@spherehere
Was Kohberger betrifft, so ist bereits seit ca 2023 bekannt, dass er very religiös geworden ist, nachdem er ( without bail) in Latah County Idaho inhaftiert wurde. Sein Pfarrer bzw. Geistlicher dort, hat bereits Interviews dazu gegeben.
Er war eifriger Messe Gänger und hatte sogar Kontakt zu einer Gruppe namens „ Hope Idaho“ mit deren Vertetern er eins zu eins Sitzungen hatte.
Wörtlich hieß es : er fand in Haft zu Gott.
Also da haben wir es.

https://www.dailymail.co.uk/news/article-11890075/amp/Brian-Kohberger-pastor-tells-prays-quadruple-murderer.html


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 17:10
@calligraphie
Bitter. Ein schmerzlicher Widerspruch: Während die Familien und der Freundeskreis der Getöteten unendlich leiden, findet der Täter durch seinen Glauben aller Wahrscheinlichkeit nach Trost und Frieden. Aber so ist es wohl.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 19:29
Wie @calligraphie bereits schrieb: Die finden angeblich zu Gott im Knast. Aber warum? Nicht weil sie plötzlich geläutert sind. Sicher, weil sie dann ein paar "Privilegien" bekommen. Und sei es nur der Besuch eines Gottesvertreters. Absolut durchschaubar. War bei Chris Watts so und vielen anderen, die kaltblütig Menschen ermordeten.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 20:17
@Diarmuid
Nun ja, der Besuch vom Pfarrer oder ein Gang zur Knastmesse, sind womöglich zukünftig das höchste an gesellschaftlichen Events, was er jemals noch erhoffen kann.
Aus dem, was über ihn bekannt ist, ist er wohl sowieso nicht der gesellige Typ… so richtig befreundet war er ja wohl dort, während seiner Lehrtätigkeit mit niemanden.
Die paar Annäherungsversuche die er in Gesellschaft versucht hat, sind alle gründlich schief gegangen, weil ihm einfach die skills fehlten. Seine Versuche diesbezüglich, wurden von seiner Umgebung als seltsam unangenehm empfunden.
So ein Geistlicher, der ihm erzählt, Gott kann vergeben und der nichts von ihm fordert, das dürfte seinen Ansprüchen genügen.
Ist schon absurd, dass man sich um seine Frömmigkeit sorgt, während draußen Dutzende von Opferangehörigen und Überlebende Zeuginnen, den Rest ihres Leben mit dem Trauma von Verlust und Trauer hantieren müssen. Es gibt kaum etwas bewegenderes, als ein Elternteil zu sehen, was aus der Trauer nicht mehr raus findet. Im Falle von Herrn Goncalves, ist das wirklich schwer zu hören, wie ein erwachsener Mann um Fassung ringt und einer Journalistin erzählt, dass er das Gefühl hat, er hätte seine Tochter im Stich gelassen. ( im Bezug auf den nicht stattfinden Prozess)


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

05.07.2025 um 22:14
Hier eine neue - und die mit Abstand beste mir bekannte - 3D-Animation der Ereignisse und des Bewegungsprofils von BK zwischen 3:30 Uhr und 5:26 Uhr am Tattag, die alle bekannten Fakten und Videos berücksichtigt (in Englisch):

Youtube: Inside the Idaho 4 Murders: Eine 3D-Zeitleiste des Verbrechens in Moscow, Idaho
Inside the Idaho 4 Murders: Eine 3D-Zeitleiste des Verbrechens in Moscow, Idaho
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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 03:11
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Die Anhörung Ende des Monats ist vielmehr dazu da, den Opfern, bzw. hier den Angehörigen die Gelegenheit zu geben, darzulegen, wie sehr sie das Verbrechen getroffen hat, wir nennen das hier "victim impact statement." Juristisch dient es dazu, ebenfalls darzustellen, was die Opfer sich unter einer gerechten Strafe vorstellen, aber hier gilt ebenfalls, dass im Prinzip schon alles gesagt ist. Man will aber auf jeden Fall den Familien die Gelegenheit geben, zu sagen, was sie belastet.
Kurze Frage: Gibt es dafür eine zeitliche Begrenzung? Ich könnte mir vorstellen, dass manche Angehörige sehr viel zu sagen hätten und diese letzte Gelegenheit gerne nutzen würden, um ins Detail zu gehen. Du verstehst bestimmt, was ich meine.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Der Richter könnte davon nach unten abweichen (er kann nicht die Todesstrafe verhängen), aber im agreement hat Kohberger bereits darauf verzichtet, um eine geringere Strafe zu bitten.

Daher ist es zu 99% sicher, dass der Richter am Ende die :ausgehandelte: Strafe verhängen wird.
Diese Agreements sind wirklich schwierig zu bewerten. Dass ein Richter überhaupt kein Mitspracherecht hat – die Jury existiert ja noch nicht – ist aus europäischer Sicht schon etwas unverständlich.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:3) Es wird nun aber nicht gross zwischen der Staatsanwaltschaft und den Opfern etc. "verhandelt." Das ist ein falsches Verständnis. Wie ein agreement am Ende aussieht gibt einmal das Recht vor, und zum anderen entscheidet das allein die Staatsanwaltschaft.
Auch hier empfinde ich ein gewisses Unbehagen. Meiner Rechtsauffassung nach sollte die Opferfamilie zumindest bei schweren Straftaten wie Mord ein Einspruchsrecht erhalten. Zumindest insofern, dass man auf Augenhöhe die Argumente austauscht und der Richter vielleicht als Mediator auftritt. Wunschdenken, ich weiß.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich will den thread nicht für eine Grundsatzdiskussion kapern, daher nur so viel: er hat vier junge Menschen brutal und sinnlos ermordet, ihnen ihr Leben geraubt. Er hat den Familien und Freunden schreckliches Leid angetan, von dem sich viele von ihnen niemals erholen werden, d.h. er hat das Leben dieser ebenfalls zerstört. Ich bin selbst Vater einer Tochter in dem Alter der Ermordeten, daher kann ich das ein wenig nachvollziehen.
Amen.

Ich verstehe, was du meinst. Mir geht es ähnlich: Je älter ich werde, desto mehr merke ich, wie sehr schon kleinere Dinge aus der Schulzeit oder aus der Familie einen prägen können – oft viel mehr, als man damals gedacht hätte. Und das ist ja noch harmlos im Vergleich zu dem, was die Überlebenden der Idaho-Morde und die Angehörigen der Opfer durchmachen müssen.

Wenn ich daran denke, wie die Familien und Freunde Tag für Tag mit diesem Verlust leben müssen, wird mir erst richtig klar, wie tief solche Erlebnisse ins Leben eingreifen. Das ist einfach unvorstellbar schwer.

Trotzdem kann ich auch die Kritiker der Todesstrafe verstehen – am Ende kann es schließlich auch Unschuldige treffen. Aber gerade in diesem Fall fällt es mir wirklich schwer zu akzeptieren, dass BK „davonkommt“.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 04:55
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Kurze Frage: Gibt es dafür eine zeitliche Begrenzung? Ich könnte mir vorstellen, dass manche Angehörige sehr viel zu sagen hätten und diese letzte Gelegenheit gerne nutzen würden, um ins Detail zu gehen. Du verstehst bestimmt, was ich meine.
u

Es wird vorher zwischen dem Staatsanwalt und dem Richter abgesprochen, d.h. der Richter fragt, wieviel Zeit wohl gebraucht wird, und versucht das im Terminkalender unterzubringen. Und im Gegenteil, sehr vielen Angehörigen fällt es extrem schwer, in dem Moment etwas zu sagen. Alle Richter erlauben eine geschriebene Erklärung zu verlesen, oft sogar nicht selbst, sondern durch einen Opferanwalt oder anderen Vertreter. Die meisten victim impact statemente sind nicht länger als 5 Minuten.
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Dass ein Richter überhaupt kein Mitspracherecht hat – die Jury existiert ja noch nicht – ist aus europäischer Sicht schon etwas unverständlich.
Das hast Du aber dann missverstanden: der Richter hat uneingeschränktes "Mitspracherecht," er kann nämlich einfach das schön ausgehandelte agreement ablehnen und braucht das nicht einmal zu begründen, wenn er nicht will.
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Wenn ich daran denke, wie die Familien und Freunde Tag für Tag mit diesem Verlust leben müssen, wird mir erst richtig klar, wie tief solche Erlebnisse ins Leben eingreifen. Das ist einfach unvorstellbar schwer.
Es ist. Ich habe eine Freundin und zwei meiner besten Freunde durch Verkehrsunfälle verloren, das tut extrem weh und wird nie besser.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 08:39
@Rick_Blaine
Nach meinem Verständnis hat im vorliegenden Fall, die Verteidigung einen Plea Deal angefragt bei der Staatsanwaltschaft. Der Richter wurde erst danach ( er erwähnte das auch, als er sich für die kurzfristige Info zum plea bei den Anwesenden entschuldigte) informiert, was ja üblich ist.
Meine Frage wäre, wie ist Deine persönliche Erfahrung in solchen Situationen. Steht ein Verteidiger morgens auf und denkt genug, hier geht nichts mehr für meinen Mandanten. Die Beweise und Indizien sind überwältigend, wir können keinen Prozess riskieren?
Oder meinst Du Kohberger hat ihr gebeichtet, dass er sie die ganze Zeit angelogen hat, not guilty usw?
Denn Frau Taylor hat ja eigentlich die ganzen Monate im Glauben seiner Unschuld, für ihn gekämpft.
Am Ende hat er sie belogen, sie hat für ihn Alibis präsentiert die grotesk waren, sogar Alternative Täter musste sie konstruieren und sie musste Strategien entwickeln, jedes Indiz und jeden Beweis irgendwie unter berechtigten Zweifel zu begraben.
Und dann eines Tages? April April? Er gibt alles zu? Ist ein engagierter Strafverteidiger da nicht frustriert, dass er dem Mandanten so vertraut hat und solche Verrenkungen für ihn gemacht hat?
Meinst Du, der Verteidigung war längst klar, unser Mandant sieht nach Aktenlage ziemlich schuldig aus.
Vermutlich sind Verteidiger dann phragmatisch und der Auftrag ist immer noch der gleiche wie am Tag 1, das bestmögliche Ergebnis ( hier Leben für Kohberger) zu erlangen.
Was meinst Du, ist der Plea Deal als Erfolg für Frau Taylor ( in ihrer Laufbahn) zu bewerten?


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 09:24
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Meine Frage wäre, wie ist Deine persönliche Erfahrung in solchen Situationen. Steht ein Verteidiger morgens auf und denkt genug, hier geht nichts mehr für meinen Mandanten. Die Beweise und Indizien sind überwältigend, wir können keinen Prozess riskieren?
Oder meinst Du Kohberger hat ihr gebeichtet, dass er sie die ganze Zeit angelogen hat, not guilty usw?
Denn Frau Taylor hat ja eigentlich die ganzen Monate im Glauben seiner Unschuld, für ihn gekämpft.
Am Ende hat er sie belogen, sie hat für ihn Alibis präsentiert die grotesk waren, sogar Alternative Täter musste sie konstruieren und sie musste Strategien entwickeln, jedes Indiz und jeden Beweis irgendwie unter berechtigten Zweifel zu begraben.
Und dann eines Tages? April April? Er gibt alles zu? Ist ein engagierter Strafverteidiger da nicht frustriert, dass er dem Mandanten so vertraut hat und solche Verrenkungen für ihn gemacht hat?
Meinst Du, der Verteidigung war längst klar, unser Mandant sieht nach Aktenlage ziemlich schuldig aus.
Vermutlich sind Verteidiger dann phragmatisch und der Auftrag ist immer noch der gleiche wie am Tag 1, das bestmögliche Ergebnis ( hier Leben für Kohberger) zu erlangen.
Was meinst Du, ist der Plea Deal als Erfolg für Frau Taylor ( in ihrer Laufbahn) zu bewerten?
Nun, ich schaue immer früh, was die Staatsanwaltschaft sagt, ob sie etwas anbietet. selbst wenn ich der Meinung bin, der Mandant ist unschuldig oder zwar schuldig, aber wir knnen eventuell einen Freispruch erreichen, wegen Polizeifehlern oder mangelnden Beweisen usw. Es ist meine Pflicht, dem Mandanten alle Möglichkeiten zu zeigen und er allein muss entscheiden. Natürlich gebe ich dazu auch eine Einschätzung meinerseits.

Man muss auch ehrlich sein, meine Erfahrung ist, dass 80% oder mehr der Angeklagten schuldig sind und das auch zugeben und gar nicht an einen Freispruch denken, sondern auf ein mildes agreement hoffen.

Schwierig ist es bei den Fällen, wo ich überzeugt bin, sie sind unschuldig. Die Frage, ob man lieber ein paar Jahre Gefängnis in Kauf nimmt oder lebenslang nach einem verlorenen Hauptverfahren, ist sehr schwer zu beantworten, wobei ich die Erfahrung in den Mordfällen, die ich selbst bearbeitet habe, oder Fällen, wo wirklich lange Strafen drohen, gemacht habe, dass Unschuldige hier seltenst sich auf ein agreement einlassen wollen.

Der Gedanke im Gefängnis zu landen ist doch sehr beängstigend und man hofft doch, dass es der Verteidigung gelingt, die Jury von der Unschuld zu überzeugen, oder wenigstens zum Zweifeln zu bringen.

In Kohbergers Fall kann ich natürlich nur mit dem beschränkten Detailwissen reden, das wir alle haben. Aber ich denke, wenn er die Taten nicht seinen Verteidigern schon gestanden haben sollte, dann werden sie ihm trotzdem einfach eine ehrliche Einschätzung der Beweislage gegeben haben.

Ich hatte schon seit Wochen das Gefühl, die Verteidigung legte den Schwerpunkt weg von der Frage Schuld oder Unschuld hin zur Frage Todesstrafe oder nicht. Das war offensichtlich etwas, was schwer auf Kohberger und der Verteidigung lastete. Wenn ich der Meinung bin, die Mandantin ist unschuldig, ist das Strafmass für mich erst mal zweitrangig, auch wenn ich natürlich nicht die Angeklagte bin.

Ich sehe die Sache so, dass für einen wirklich unschuldigen Angeklagten am Ende fast egal ist: lebenslang im Gefängnis verrotten oder nach 30 Jahren hingerichtet zu werden, beides ist unerträglich und furchtbar. Es muss alles getan werden, um die Unschuld zu beweisen.

Freilich, die Todesstrafe vom Tisch zu bekommen ist super wichtig. Aber ich will auch einen Mandanten nicht ewig im Gefängnis sitzen sehen. Daher weiss ich nicht, was ich getan hätte, und ich mach es ja auch in so einem Fall nicht allein, sondern nur im Team.

Ich würde mich wohl zuallermeist auf die Beweise stürzen. Das hat Taylor wohl hier auch getan und ein anderes Teammitglied extra angeheuert, sich auf die Strafart zu konzentrieren. So würde ich das auch tun.

Wenn allerdings irgendwann die Einsicht reift, dass die Beweise einfach erdrückend sind, dann ist freilich angesagt, das zu erwartende Strafmass in den Mittelpunkt zu stellen und hier zu schauen, was die Staatsanwaltschaft anbietet. Und so ist es m.E. hier geschehen.

Manchmal ist das etwas frustrierend, ich hatte mal einen Mandanten, der tatsächlich fest davon überzeugt war, dass er juristisch unschuldig sei und er hatte auch Unterstützer, die ihm das fleissig einredeten. Er stritt die Tat nicht ab, aber das Motiv und hatte eine m.E. abstruse Erklärung für die Umstände, die er vielleicht wirklich selbst glaubte. Das Gericht hat ihm erwartungsgemäss kein Wort geglaubt. Was soll man dazu sagen? Das ist dann wie bei Lori, da redet man gegen eine Wand.

Auf der anderen Seite habe ich schon mehrmals ein Wiederaufnahmeverfahren gewonnen und war immer wieder etwas verblüfft, wie schnell die Verteidiger im ersten Instanzenzug irgendwie aufgegeben hatten, an die Unschuld ihrer Mandantin zu glauben. Das tue ich nicht.

Daher ist mir immer wichtig, die Mandantin oder den Mandanten einschätzen zu können und ich gehöre daher auch zu den Verteidigern, die gerne wissen möchten, was der Mandant selbst sagt. Ich halte nichts von dem angeblichen Trend, dass Verteidiger nicht wissen wollen, ob der Mandant schuldig ist oder nicht. Ich will es wissen, weil es meine Strategie beeinflusst. Freilich habe ich auch manchmal Mandanten, die mich glatt anlügen, aber selbst dann hat das Einfluss auf die Strategie: denn wenn ich ihnen nicht glaube, dann wird es eine Jury wahrscheinlich auch nicht.


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06.07.2025 um 09:54
@Rick_Blaine
Vielen dank. Das alles ist wohl auch ein Frage dessen, wie viele Jahre Berufserfahrung man schon im Gepäck hat. Menschen, zu denen man ja eigentlich eine gesunde professionelle Distanz halten muss, um gut für sie zu agieren, die richtig zu lesen oder besser einschätzen zu können, scheint eine Frage der Erfahrung zu sein.
Frau Taylor hat ja mal das ASD Thema aufgebracht, diese Spektrum Symptomatik hätte sogar ihr, die Kommunikation mit Kohberger erschwert.
Da bleibt zu hoffen, dass sie den Sinn und vor allem die Folgen für Kohberger ( eines plea Deal) hinreichend mit ihm erörtern konnte. Er sollte ja eigentlich ( aufgrund seiner Studien) wissen, was lebenslänglich 4x plus 10 Jahre bedeutet. Er hat vor dem Richter auf sein Recht verzichtet, diese Bestrafung anzufechten. Also sehr weitreichende Konsequenzen für ihn. Er hat jetzt noch keine Ahnung davon, wie lange und trostlos so ein lebenslang dann ist. Er kommt erst mit und in der passenden Holzkiste wieder raus. So hat er es unterschrieben. und dem Richter bezeugt, dass er zu nichts genötigt wurde. Er hat sehr wichtige Rechte aufgegeben, im Tausch für seine Garantie auf ein natürliches Ableben.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 10:46
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Menschen, zu denen man ja eigentlich eine gesunde professionelle Distanz halten muss, um gut für sie zu agieren, die richtig zu lesen oder besser einschätzen zu können, scheint eine Frage der Erfahrung zu sein.
Genau. Menschenkenntnis aus Erfahrung. Ich hab' im Studium auch Psychologie belegt, aber das ist Theorie und kann die Erfahrung der Praxis keinesfalls ersetzen.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Er hat jetzt noch keine Ahnung davon, wie lange und trostlos so ein lebenslang dann ist.
So ist es. Niemand kann sich vorstellen, was eine Inhaftierung über lange Zeit bedeutet, Das muss man erleben. Das Einzige was ich vermute ist, dass es keine schöne Erfahrung ist. Ich bin schon sehr oft im Gefängnis gewesen, und bin doch jedes Mal froh, da nach drei oder vier Stunden herauszukommen :D (ich frage mich, wie dieser Satz wohl auf einer dating Seite wirken würde).


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06.07.2025 um 11:09
@Rick_Blaine
Aktive Erfahrungen bzgl des Lebens behind Bars, scheinen kein Hinderungsgrund zu sein, Kontakte romantischer ( LOL) Natur zu pflegen bzw zu finden.
Wenn man so betrachtet, welche Kandidaten da über : write a Prisoners“ ihre Traumpartner ( mit Sicherheitsabstand wohlgemerkt) finden. Für manche „ draußen“ scheint Jail House Erfahrung geradezu ein Bonus Faktor zu sein. Man staunt immer wieder über Hochzeiten Tragödien, sogar Betrug und Scheidung, zwischen den Liebenden draußen und drinnen. Siehe Menendez Brüder… oder Steven A., sogar Darlie Routier war schon verlobt, mit Ring und viel romance Bling Bling. Sehr erstaunlich.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 12:24
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Sehr erstaunlich.
Das stimmt, wobei Psychologen ganz gute Erklärungen für dieses Phänomen haben.

Die Welt ist schon recht wundersam.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 12:51
Benjamin Mogen, Vater von Madison:
„I think it‘s justice if you don‘t have to torture families that have been already through the most horrific thing they could ever imagine and I don‘t want another day of this […]“
Quelle, ab ca. 2:00, Youtube: Idaho murder victims' families react to Bryan Kohberger plea deal
Idaho murder victims' families react to Bryan Kohberger plea deal
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Familie Laramie (Mutter und Stiefvater von Madison Mogan)
Quelle: Youtube: FULL STATEMENT: Family Of Madison Mogen Responds To Kohberger Guilty Plea Deal In ID Student Murders
FULL STATEMENT: Family Of Madison Mogen Responds To Kohberger Guilty Plea Deal In ID Student Murders
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Ab ca. 2:20
„We support the plea agreement 100 percent.“

Ab ca. 4:40
„We now embark on a new path. We turn from tragedy and mourning, we turn from darkness and uncertainty of the legal process to the light of the future. We have closure. We embark on a path of hope and healing. […]“

Ich halte das plea agreement, auch für Dylan und Bethany, die beiden Überlebenden dieser Nacht für die beste Lösung. Sie wurden genug durch die Öffentlichkeit kritisiert und ihnen die Aussage vor Gericht zu ersparen halte ich für wichtiger als das, was die Todesstrafe mit sich bringen würde: Eine closure vielleicht irgendwann in 10, 20, 30, 40, 50 … Jahren, nachdem man zugeschaut hat, wie der Mörder erschossen wird.


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06.07.2025 um 13:07
„[…] on average those inmates spend 27 years on death row trying to get off it“
Quelle, ab ca. 0:43, Youtube: Preview into Idaho's death penalty laws and system
Preview into Idaho's death penalty laws and system
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Die Aussagen der Schwester eines Mordopfers zum Thema Todesstrafe in Idaho möchte ich nicht zitieren.
Youtube: Idaho death penalty preview: A personal look
Idaho death penalty preview: A personal look
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Es geht um Keith Wells, der auf appeals verzichtete und sich freiwillig hinrichten liess, siehe
Wikipedia: Keith Wells


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 13:44
Ich glaube fast niemand bezweifelt das das plea agreement im Endeffekt das Beste für alle ist. Aber die Konditionen des ganzen halt nicht. Man hätte sich mehr Zeit lassen sollen. Die Familien mit einbeziehen. Ihn drauf fest nageln das er die dringendsten Fragen beantwortet.

Das er wissen preisgibt was nur der Täter weiß. Damit er nicht nachher doch irgendwann behauptet er war es nicht.

Auch wenn ihm das vermutlich nichts nutzen würde.

Ich glaube das er den Plea eingegangen ist um die Kontrolle zu behalten. Außerdem hätte er Jahre lang nicht reden können so lange die appeals gelaufen wären. Was nicht heißt das er irgendwann redet. Aber so hat er es in der Hand.

Wenn man sich ein bisschen die Laufbahn des prosecutor anschaut , dann sieht man das er in seinen über 40 Jahren, fast nur agreements ausgehandelt hat. Ich glaube er hat 3 Fälle von Morden verhandelt und davon keinen mit Todesstrafe.

Ich weiß nicht, ich fühle mit den Familien die sich nicht gehört fühlen. Und ich denke selbst die Familien die jetzt total dafür sind werden jetzt ewig mit diesen Fragen leben.

Warum nicht wenigstens versuchen das auszuhandeln? Wenigstens ein paar Antworten zu bekommen?

Ich hab heute Morgen ein interessantes aber sehr langes Video angehört. Da ging es nochmal um die Flüge des Vaters. Um Papa Rodgers, um die Heroin Sucht, und das anscheinend auch 2 Kumpel von BK an einer Überdosis gestorben sind während er sich in der Nähe befand. Falls es wen interessiert kann ich’s gerne verlinken.


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06.07.2025 um 13:55
@Jascha
Ich denke hier, in speziell diesem Kohberger Fall und der diversen Reaktion der Opferangehörigen, geht es vordergründig doch gar nicht um die Frage pro und contra Death Penalty.,
In Idaho ist sie noch im Katalog der Bestrafungen. Punkt. Nur deshalb konnte sie von der Anklage ins Spiel gebracht werden. So ist die Gesetzeslage in dem Bundesstaat.
Das war also hier in der Debatte nicht der Aufreger.
Das Opferfamilien solche Entscheidungen, wie plea Deal nicht unisono zufriedenstellend empfinden, ist nichts ungewöhnliches.
Die einen erkennen darin, eine Erlösung von der Konfrontation mit dem Täter, der Erlösung von der Aussicht auf jahrzehntelange Appeals usw. Also Schlussstrich.
Nur eben ist es nicht jedem gegeben, so sang und klanglos abzuschließen. Herr Gonsalves hat es gesagt, er fand seine Tochter hätte ein Recht auf einen Prozess gehabt. Ein Prozess in dem die Anklage den Schleier lüftet. Ein paar der quälenden Antworten zu bekommen : hat mein Kind gekämpft, musste sie leiden, was hat den Täter getrieben, kannte er unsere Kinder, was hat ihn getriggert. Nicht jeder möchte in solche Abgründe schauen ( Wenn Pathologen Fotos zeigen und Wunden beschrieben werden). Aber es gibt eben Angehöruge, die sich dem aussetzen, um irgendetwas zu den letzten Minuten ihrer Kinder hören zu können.
Für manche bleiben sonst für immer zu viele Fragen.
Ich erinnere hier mal an einen Satz von Sharon Rocha, der tapferen Mutter von Lacie Peterson. „ ich bin jeden einzelnen Tag im Gericht gewesen, ich wollte ganz genau wissen, was mit meinem Kind passiert ist“.
Und Sharon ging es dabei nicht um die Todesstrafe um jeden Preis. Es geht um den Prozess.
Der plea Deal mit all seinen Konsequenzen, mag auf den ersten Blick ein win win für alle Seiten dieser Tragödie darzustellen, aber irgendwo bleibt immer jemand, für den das kein win ist. Auch diese Sicht der Dinge muss gehört werden.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

06.07.2025 um 14:08
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Auch diese Sicht der Dinge muss gehört werden.
Das sehe ich ganz genau so.

Ich denke eh, man sollte jeder der Familien ihre Gefühle lassen. Niemand läuft in ihren Schuhen. Und ich kann verstehen das ein Prozess eben auch einige Fragen geklärt hätte, wenn sicher auch nicht alle.

Ich hoffe die Familien die es wollen, bekommen wenigstens Einsicht in die Beweise. Und dass bevor die Presse wieder alles raus posaunt und sie es aus Artikeln erfahren.

Der Umgang im Ganzen mit den Familien war einfach nicht ok.

Das fing schon an dem Tag an, an dem die Leichen gefunden worden und erst nachmittags um 16 Uhr ungefähr, jemand kam und sie benachrichtigt hat.


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