Nick Frischke in Kapstadt verschollen

Was ist das bitte für eine schaurige und gottverlassene Gegend? Da würde ich auch mit mehreren Leuten keine Wandertour machen wollen. Traurig, dass Nick offenbar keine Ahnung hatte auf was er sich da einlässt und ihn niemand gewarnt hat.

Lest euch das durch, das ist aber nichts für Zartbesaitete: Straßenräuber Hout Bay (auf englisch)

Ein kleiner Auszug aus dem Artikel:

In der Fischergemeinde Hangberg, unterhalb der westlichsten Krümmung des krummen Rückens der Kaphalbinsel, lebt ein Mann, der seiner Schätzung nach in den letzten acht Jahren mehr als vierzig Wanderer und Mountainbiker überfallen hat.
[...]
Norton forderte Bargeld, Schmuck und Handys und zwang sie, die Gegenstände auf eine Jacke zu legen, um Kratzer zu vermeiden. Dann sagte er ihnen, sie sollten zurücktreten. „Man bekommt verrückte Leute, die sich die Waffe schnappen oder versuchen zu kämpfen. Ich wollte niemanden erschießen; dann hätte ich sie alle erschießen müssen. Nicht, dass ich nicht den Mut hätte.“
[...]
Am Berg schlägt diese Erfahrung in eine schonungslose Ruhe um. Normalerweise wendet sich Norton an Wanderer, um sie um Wasser oder Münzen zu bitten; Ihre Antwort hilft zu bestimmen, was als nächstes passiert. Wenn sie unhöflich sind oder ihn abschütteln, verhärtet er seine Stimme und zieht seine Waffe. Nur wenige Opfer leisten Widerstand, obwohl Männer manchmal versuchen, seinen Bluff zu entlarven oder seinen Befehlen nicht zu gehorchen.

Naja, man sollte jetzt nicht alles so verurteilen. Bei uns haben dich einige Jugendliche auch so viele Überfälle auf dem Kerbholz und sind nichtmal 21.

Freigeist38 schrieb:Ich glaube kapstadt scheint da wirklich das skrupelloseste zu sein ,indien malavi Eritrea Äthiopien sind auch bittearm aber da höre ich jetzt nicht viel..

Das kommt meist, wenn enorme Armut auf Tourismus-Hot-Spots trifft. Da ist Kapstadt ein Paradebeispiel, ebenso Rio de Janeiro. Da wachsen Menschen ohne Chance auf einen sozialen Aufstieg inmitten von Gewaltverbrechen und Armut auf. Ein Menschenleben zählt da nicht viel, einzige Karrieremöglichkeit ist oft eine Laufbahn in einer Gang oder einem Comando. Lebenserwartung wohl ca. 25, wenn's gut kommt. Wenn in solch einer Situation dann Touristen hinzukommen, ist die Katastrophe leider oft vorprogrammiert. Touristen kenn oft die Gegend nicht, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen oder erkenne Gefahren nicht, die einheimische von Kindheit an lernen.

Und wieso nicht Indien, Malawi, Eritrea oder Äthiopien? Deutlich weniger Touristen und wenn es welche hat, liegen die Sehenswürdigkeiten nicht direkt in den gefährlichsten Gebieten wie eben in Kapstadt oder in Rio.

@GigiNazionale
Ja gut, aber so kenne ich das auch. Touristen werden ausgeraubt. Man gibt die Wertsachen raus, Räuber verschwindet. Kein Grund, jemanden zu töten, wenn sich der nicht großartig wehrt.

Garza schrieb:Und wieso nicht Indien, Malawi, Eritrea oder Äthiopien?

Auch in Äthiopien gab es voriges Jahr oder so einen Raubmord an Rucksacktouristen. Weiß aber nicht den genauen Hintergrund.

Ich war selbst bis zum 14.02. in Kapstadt im Urlaub und habe auch einige Tage in Hout Bay verbracht.

Ich muss zugeben, als ich von dem Fall gelesen habe, dachte ich als erstes daran, dass Nick ggf. auf jemanden getroffen sein könnte (also weniger an einen Unfall beim Wandern). Meine Frau und ich wollten eine Wanderung zu Sandy Bay machen und der Vermieter von unserer Unterkunft hat uns quasi davon abgeraten. Es sei zwar lange nichts passiert aber wir sollten lieber eine von ihm vorgeschlagene Alternative unternehmen (was wir dann auch gemacht haben). Jetzt verstehe ich natürlich umso mehr, warum er dies gesagt hat.

Ich denke leider, dass Nick nichtsahnend in diese Gegend gefahren ist, zumal er nicht direkt in Hout Bay übernachtet hat. Dort gibt es ein relativ großes Township in der Nähe vom Zentrum. An den großen Kreuzungen stehen oft Menschen, die nach Geld fragen. In dem Ort treffen Arm und Reich ganz krass aufeinander, schöne Villen sind nur weniger hundert Meter entfernt. Denke auch, dass das letzte bekannte Bild von Nick von einer Sicherheitskamera eines Hauses aufgenommen wurde.

Hatte gehofft, dass es bessere News geben wird und man ihn evtl. schnell findet. Die gestrige Nachricht mit der gestohlenen Kreditkarte bestätigt aber leider mein erstes Gefühl.

Damit sich alle ein Bild der sicherheitslage in SA machen können:
Ich war zwar zuletzt 2004 in Südafrika. Ein Kollege arbeitete ein paar Jahre dort, und meine Partnerin und ich gingen ihn 2x Besuchen und fuhren dann noch jeweils 4-5 Wochen Urlaubmässig durchs Land. Nehme an, das sich in der Zwischenzeit nicht viel geändert hat.
Es gab Gebiete, welche relativ sicher waren, daneben halt auch viele Gebiete, wo ein Menschenleben nicht viel zählt. Da musst du zB selbst in verschlossenen Auto an der roten Ampel jederzeit startbereit sein, weil du plötzlich am Fenster in den Lauf einer Pistole blicken könntest. Also nicht zu nahe an den Vordermann auffahren, sonst sitzt du in der Falle.. Wenn du dann das Auto kampflos abgibst, geschieht der meist nichts, ansonsten könnte es schnell böse enden. Die geklauten Autos werden oft nicht mal verkauft. Es wird nur der Tank leergefahren und dann stehengelassen.

Für uns „nicht Ortskundige“ war es oft schwierig zu beurteilen, wie sicher die gerade befahrene Gegend/ Ortschaft war. Wir haben uns jeweils an der Befriedung der Liegenschaften orientiert. Waren um die Häuser nur kleine Zäune, wie bei uns, dann ok, das geht aber dann „hoch“ bis zu 2,5m Mauer mit Natodraht obendrauf (um Einfamilienhäuser!).

Kurz: für Ortsunkundige Touristen ist es oft schwierig, im voraus zu wissen, wo es wie gefährlich ist.
Und wie geschrieben: Ein Menschenleben zählt oft nichts. Wenn der Typ vor dir mit der Knarre ungehalten wird, weil du dein Geld, Handy, Auto nicht sofort rausrücken willst, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du das Ganze nicht überlebst, selbst wenn du nur ein paar wenige Südafrikanische Rand bei dir trägst.

Gruss Mike

@mike_N
Es ist mir ein Rätsel, warum Touristen überhaupt in so ein Land fahren wollen. Ich weiß schon, die Landschaft ist wunderschön. Aber wenn jeder falsche Schritt tödlich sein kann, ist es das wert? Ich habe schon viele Länder bereist und bin wahrlich nicht ängstlich, aber ich finde, es gibt eine Grenze. Der arme Junge hat sich lange auf seinen Urlaub gefreut und dann passiert sowas. Ich gehe davon aus, dass er tot ist, wäre er doch woanders hingefahren. Natürlich kann überall was passieren, aber die Wahrscheinlichkeiten sind doch unterschiedlich.

FritzPhantom schrieb:Es ist mir ein Rätsel, warum Touristen überhaupt in so ein Land fahren wolle

Klares JEIN. Wenn man sich im voraus einwenig informiert, eine gewisse Vorsicht walten lässt, sich an gewisse Grundregeln hält, und nicht gerade Pech (falsche Zeit am falschen Ort) hat, dann geschieht einem nichts.

Es ist ja nicht so, dass eine grosse Anzahl von Touristen nicht zurückkehrt. 99.99% der Leute hat eine gute Zeit dort und kommt gesund und munter zurück.

@GigiNazionale
Danke, der Artikel ist an Abartigkeiten kaum zu übertreffen.

GigiNazionale schrieb:Traurig, dass Nick offenbar keine Ahnung hatte auf was er sich da einlässt und ihn niemand gewarnt hat.

Warum werden Touristen in Hotels, Bed & Breakfast etc nicht besser aufgeklärt?
Ein Hinweisschild am Fuße des Karbonkelbergs reicht da mMn einfach nicht aus.

Stumpf schrieb:Warum werden Touristen in Hotels, Bed & Breakfast etc nicht besser aufgeklärt?

Naja, es sollte doch vorallem andersrum sein:
In so einem Land, wo jeder weiss, dass es viele Ecken gibt, wo es gefährlich werden kann, informiere ich mich selbst! Thema „Selbstverantwortung“, welche halt hierzulande komplett verkümmert, weil jeder kleinste Stolperstein markiert, beschildert und abgesperrt ist.
Man liest Reiseführer, Tipps im Internet und zum Schluss erkundigt man sich vor Ort bei den „Locals“, damit man dem Ärger so gut wie möglich aus dem Weg gehen kann. Erst recht, wenn man alleine unterwegs ist.

Im hier vorliegenden Fall wissen wir nicht, ob und wie „blauäugig“ der Vermisste an die Sache herangegangen ist.
Was bei der Lösung des Falles aber eigentlich auch nichts zur Sache tut.

Stumpf schrieb:Warum werden Touristen in Hotels, Bed & Breakfast etc nicht besser aufgeklärt?
Ein Hinweisschild am Fuße des Karbonkelbergs reicht da mMn einfach nicht aus.

Das Hinweisschild ist ja ziemlich eindeutig. Ein B&B kann ja nicht von jedem Gast wissen, was er oder sie tut.

Stumpf schrieb:Wusste Nick nichts davon, wie gefährlich es dort ist alleine wandern zu gehen?
Das muss ihm doch bekannt gewesen sein..

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, wenn man sich irgendwo nicht gut auskennt, landet man auch mal ganz schnell an den falschen Orten.
Habe mich vor ein paar Jahren in Florida im Urlaub auch mal total verfahren (trotz Navi) und an einer Ampel dann einen etwas seltsamen Passanten nach dem Weg gefragt. Dann über die Ampel drüber gefahren und dann direkt von der Polizei angehalten worden, ob ich lebensmüde sei hier in der Gegend als Tourist das Fenster runter zu machen und jemanden nach dem Weg zu fragen.

Vielleicht hat auch er einfach nur nach dem Weg gefragt und er wurde bewusst in einen Hinterhalt gelockt

Garza schrieb:Ein B&B kann ja nicht von jedem Gast wissen, was er oder sie tut.

Ich dachte da eher an allgemeine Informationen Richtung Lesematerial etc pp, persönliche Aufklärungen wären etwas zu viel verlangt, vor allem auch in Richtung eigener Privatsphäre.

NicNic schrieb:Vielleicht hat auch er einfach nur nach dem Weg gefragt und er wurde bewusst in einen Hinterhalt gelockt

Vielleicht ist er auch gar nicht so weit gekommen, das mag man sich alles gar nicht vorstellen..

@Stumpf
Ich finde auch, dass ein B&B sich ein wenig um seine Gäste kümmern sollte, ist ja keine unpersönliche Bettenburg. Andererseits gibt es natürlich auch eine gewisse Holschuld. Man sollte sich schon informieren, wenn man in so einem Land unterwegs ist. Trotzdem muss man bedenken, wie jung er doch war! Sicher hätte er seine genaue Wanderroute hinterlassen sollen, nicht alleine wandern, und, und , und.. Vielleicht hat er manches auch gemacht, manchmal hat man auch einfach Pech.

@FritzPhantom
Mir fällt da gerade noch etwas ein, Nick soll nicht gut Englisch gesprochen haben, er wollte auch in diesem Urlaub sein Englisch etwas aufbessern, vielleicht hat er einfach nicht alles verstanden.
Unglaublich traurig.

Bzgl Reisen :

Also ich reise auch sehr gerne und ausschliesslich Kreuzfahrten.
Ich mag es, jeden Tag woanders zu sein.

Wir unternehmen auch meistens mit Einheimischen was.

Ausser Panama, das war mir irgendwie nicht geheuer.
Sind allerdings auch mal kurz durch die Hafenstadt geschlendert.
Haben aber abgebrochen und sind schnell wieder zurück.

Habe echt gedacht ich bin in den tiefsten Slums gelandet.
Wirklich gruselig.

Das Gute bei Kreuzfahrten ist allerdings, das man am Vorabend immer ein Informationsblatt bekommt, was man darf und was nicht und auch was man achten muss und wie man sich Verhalten muss.

Ich vermute auch, das es leider ein gefährliches Pflaster ist, wo er sich aufhält.
Vielleicht zu beeindruckt von der Gegend, da verwirft man schnell böse Gedanken.