Ahn-Dung schrieb:Der Bruder hatte doch Hausarrest. Dem hätte doch schon vor 2130 auffallen müssen, dass sein Bettnachbar gar nicht am nerven ist. Damit möchte ich noch keine Tatbeteiligung unterstellen, finde es jedoch aus meiner Perspektive bemerkenswert, dass erst der Mutter das Wegbleiben aufgefallen zu sein scheint.
Wenn Geschwister zum Zeitpunkt der erwarteten Rückkehr von Reiner in der Wohnung anwesend waren (wovon ich persönlich ausgehe), dann wird man natürlich die ungewöhnlich lange Abwesenheit bemerkt haben. Aber da schlägt ja niemand sofort Alarm, macht quasi alle Pferde scheu, nur weil Reiner mal länger als erwartet nicht daheim aufschlägt. Vielleicht ist er ja noch bei einem Kumpel wie dem "Jupp" nebenan?! Naturgemäß macht sich die Mutter dann sofort auch mehr Sorgen, weil -aus meiner persönlichen Erfahrung als Vater- generell Eltern immer sehr besorgt um ihre Kinder sind und eigentlich wissen wollen, wo ihre Sprösslinge gerade stecken und was sie machen, während die Geschwister das wesentlich entspannter sehen und denken das "da schon nichts passiert sein wird" und es einen guten Grund für das unerwartete Fernbleiben von Reiner gibt.
Irgendwann wird die Mutter, wegen des abwesenden Kindes auf glühenden Kohlen sitzend, es dann nicht mehr ausgehalten haben und eilte zu ihrem Mann in die Kneipe. Sie hat sicher einige Zeit zuvor auf Reiner gewartet und hat sich Sorgen gemacht. Irgendwann war es dann einfach zu lang und die Sorgen zu groß. Das nicht früher mit der Suche nach Reiner begonnen und später auch Vermisstenanzeige gestellt wurde, finde ich daher nicht ungewöhnlich.
Ahn-Dung schrieb:Was Gerhards Verschwinden angeht, da muss ich bei dem Selbstjustizgedanken darauf hindeuten, dass irgendwer der den Reiner mochte, ggfs. seine Rückschlüsse gezogen hat und dann ggfs. Hand an den Gerhard gelegt hat.
Thema erledigt sozusagen.
Das ist aber nur ne Idee von mir.
Es ist nur in der Theorie möglich, aber realistisch finde ich das persönlich absolut nicht. Zumal ich dazu weder Anhaltspunkte noch mögliche Täter sehe.
Ahn-Dung schrieb:Zum Duschen kam ich, da ich nachdem andere User über Missbrauch und Sportvereinen Beiträge gaben und ich so die komplette Nacktheit des Leichnams auf ein Tatgeschehen noch in der Halle/Dusche als möglichen Grund dafür erachtete.
Das die Tat noch in der Sporthalle stattfand, kann man ausschließen, da es einen Zeugen gibt der Reiner später auf dem Heimweg gesehen hat und Reiner wohl auch zusammen mit anderen Vereinskameraden die Sportstätte verließ und sich erst am Park von ihnen trennte. Die Jungs mit denen er da unterwegs war werden da sicher zu befragt worden sein und auch nicht gelogen haben, als sie von ihrem Heimweg mit Reiner berichteten.
Nightrider64 schrieb:wenn ein Gast sagt, er wolle nicht als Zeuge aussagen, weil er eh nichts weis und das würde nicht akzeptiert werden, wäre der Laden leer.
Nochmal, wir sprechen hier von einem Mord an einem Kind und nicht von Steuerhinterziehung, welche selbstverständlich auch geahndet gehört, jedoch allgemein eher als "Kavaliersdelikt" gesehen und dadurch eher toleriert wird. Wer das auf die leichte Schulter nimmt und damit theoretisch lieber in Kauf nimmt auch Kinderschänder/Mörder zu "schützen" als diese als zahlende Kundschaft zu verlieren, der ist völlig gewissenlos und macht sich mit solchen Subjekten gemein. Ist das realistisch?
Nightrider64 schrieb:Niemand hat irgendwo verlautbaren lassen, das er danach nicht mehr aufgetaucht ist !
Das ist korrekt. Aber wenn dieser ominöse "Gerhard" bis heute nicht zu ermitteln war, wird weder die Wirtin, noch der Vater von Reiner oder sonst jemand der wissen konnte das er von der Polizei als "Zeuge" gesucht wird, jemals irgendwas an die Polizei gemeldet haben und man hat einfach weitergemacht wie bisher. Das kann ich mir -ehrlich gesagt- nicht wirklich vorstellen. Er würde doch dann auch bedrängt werden das mit der Polizei endlich zu klären. Was ist auch an einer kurzen Befragung so schlimm? Ich nehme deshalb an, dass er nach dem Tattag die Kneipe nicht mehr regelmäßig frequentiert hat und zeitnah ganz von der Bildfläche in der Kneipe verschwand.
Ahn-Dung schrieb:Wer weiß, Berlin war durch alle Kriegsnationen stark mit Agenten und angeworbenen Informanten durchsetzt.
Vielleicht drohte dem Gerhard bei näherer Durchleuchtung seiner Person eine Aufdeckung.
Natürlich ist das vorstellbar. Aber mal realistisch betrachtet sind Agenten unter den Bürgern Ausnahme und nicht Regel. Es gibt sie und es muss sie auch geben. Aber die Vorstellung das man in jeder Kneipe einem Agenten begegnet ist natürlich Quatsch. Selbst wenn er ein Agent gewesen wäre, dann wäre er durch eine Zeugenbefragung sicher nicht aufgeflogen. In seinem Pass steht ja kein Agentenstempel der ihn als solchen verrät. Er hätte schlicht nichts zu befürchten gehabt, solange seine Identität nicht billig gefälscht wäre, was aber nur in absoluten Ausnahmesituationen (kurzer, sehr wichtiger Einsatz mit Wegwerfpass) durchgeführt wird. Ich denke, so ein Szenario als Begründung dafür das "Gerhard" nicht ermittelt werden konnte kann man vernachlässigen.
Nightrider64 schrieb:Mich würde mal interessieren , was der Vater seinerzeit dazu ausgesagt hat.
Offensichtlich nichts, was den Gerhard seinerzeit verdächtig erschienen ließ.
Das würde mich allerdings auch interessieren. Ob es aber da aber nur Aussagen gab die jenen "Gerhard" unverdächtig oder als Zeugen unwichtig erscheinen ließen, wage ich zu bezweifeln. Schließlich erkundigte/interessierte sich damals laut Filmfall die Polizei ja für ihn. Auch heute ist das Interesse an ihm ja groß. Je nach dem wann dieser "Gerhard" von der Bildfläche verschwand, kann da ja auch die Polizei zu spät gekommen sein, konnte ihn nicht mehr ermitteln. Bis heute.
HolzaugeSHK schrieb:Mir macht der Polizist, der in der Nacht die Leiche von Reiner gefunden hat, etwas Kopfzerbrechen. Wer fährt um 03:00 Uhr durch die Nacht, zumal auf der Jesse-Owens-Allee am Olympiastadion vorbei, da gibt es keine Wohnhäuser!? Woher und wohin wollte der Polizist zu so später/früher Stunde? Ist er einfach so durch die Nacht gecruist um vielleicht Kontakte zu finden? Stelle mir gerade den jungen Polizisten in Uniform vor, eine echte Respektsperson! Könnte Reiner ihm irgendwo begegnet sein. Müsste man mal wissen wo der Polizist damals gewohnt hat und wo sein Revier war.
So nämlich! Exakt so sehe ich das auch! Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass eine reguläre Dienstzeit ohne Überstunden um 2 oder 3 Uhr in der Nacht endet. Selbst wenn er erst -warum auch immer- um diese Zeit Feierabend hatte, warum genau kam er durch diese Straße, an der es -laut Aussage im Filmfall- nie größeres Verkehrsaufkommen gibt, an der keine direkte Wohnbebauung liegt? Von wo nach wo wollte er? Genau diese Fragen stelle ich mir auch. Man bräuchte da tatsächlich mehr Details.
HolzaugeSHK schrieb:Die nackte Leiche lag am Straßenrand, genau unter einer Straßenlaterne im Schnee. Da muss es doch Fuß- oder Reifenspuren gegeben haben. Wurde das untersucht oder gab es nur die Spuren des Polizisten? Er hat doch sicherlich auch die Leiche von Reiner angefasst um zu prüfen ob er überhaupt noch lebt? Gibt es da eine DNA vom Polizisten? Wäre ja jetzt echt blöd wenn Spuren von ihm zufällig an der Leiche, an der gefundenen Bekleidung oder den Plastiktüten zu finden wären? Ist dies mal überprüft worden?
Reifenspuren scheint es nicht gegeben zu haben, weil die Straßen, wie man im Originalfilm innerhalb des Beitrages vom RBB sehen kann, geräumt waren. Ob es allerdings Fußspuren im Schnee gab auf dem man die Leiche von Reiner fand, ob diese, sofern es sie gab dann auch gesichert wurden, wissen wir nicht. Er (der Polizist) hat Reiner sicher berührt um seine Vitalfunktionen zu prüfen. Wie du schon korrekt schreibst ist hier die Frage, wo Spuren des Täters gefunden wurden. Ich bezweifle, dass man die DNA des Polizisten im Rahmen der neuerlichen Arbeit an diesem Cold Case überprüft hat. Damals hat man den Polizisten mMn wahrscheinlich weder näher befragt, noch sonst irgendwie überprüft. Er wird seine Aussage am Fundort gemacht haben, das war es dann.
megavolt schrieb:Sicher wird man das überprüft haben, ob die Fahrt Sinn machte. Ich glaube irgendwie nicht, dass er der Täter ist.
Glauben ist nicht wissen. Ich persönlich würde ihn nicht vollständig als in die Tat involviert ausschließen. Darüber hinaus bezweifle ich, dass man den Fahrtweg des Polizisten eingehend auf Plausibilität überprüft hat.
TonyPetrocelli schrieb:Das sehe ich genauso. Es stellt sich eben die Frage, wie gut/lange kannte der Vater "Gerhard" und wie lange war "Gerhard" überhaupt in der Lokalität bekannt?
Ganz richtig. Das sind die entscheidenden Fragen, zu denen -stand heute- keine Informationen vorliegen. Leider.
TonyPetrocelli schrieb:Auf jeden Fall! In Verbindung mit Alkohol wird schon was mehr erzählt, Alkohol löst die Zunge sagt man. Da werden Dinge erzählt, die man vielleicht nüchtern nicht erzählen würde.
So sehe ich das auch. Wenn man sich ein umfassendes Bild der Situation von Reiner, seinem Umfeld usw. machen möchte, ist eine Person die außerhalb der Familie steht aber dennoch viele Interna darüber kennt ein sehr wertvoller Zeuge.
TonyPetrocelli schrieb:Früher war das ein absolutes No-Go, einen Polizisten zu verdächtigen oder in irgendeiner Weise zu belasten, die standen für Recht und Ordnung (O-Ton früher). In der Kneipe, wo ich früher war, gab es auch Polizisten als Gäste und zum kegeln. Die tranken selber wie die "Kesselflicker" und fuhren danach mit dem Fahrzeug nach Hause, da hat keiner gewagt, das anzuzeigen, fuhren andere Gäste angetrunken, wurden sofort die Kollegen informiert, die dann tätig wurden.
Selbst heute noch ist es schwer, gegen Polizisten intern zu ermitteln. Polizisten sind auch nicht unfehlbar oder immer ohne jeden Fehltritt. Es gibt genug bekannte Fälle wo Polizisten strafbare Delikte begangen, Feuerwehrleute Brände legten, Pfleger im Krankenhaus Patienten ermordeten, Priester Kinder missbrauchten. Man darf da nicht die Augen verschließen.
TonyPetrocelli schrieb:Ausschließen würde ich den Polizisten nicht. Man müsste wissen, wie das damals mit den Dienstzeiten war. Irgendjemand schrieb hier, in der Nähe des Fundortes gab es eine Polizeiwache, meine ich. Ich weiß, das die Polizisten früher nachts "Streife" fuhren, ob das allerdings bis 3Uhr ( +/- fand der Polizist die Leiche) war, weiß ich nicht. Der Nachbarpolizist von uns kam meistens nach 5Uhr von der Streife heim, ob das "feste" Zeiten waren, weiß ich nicht.
Also -wie ich schon weiter oben geschrieben habe- halte ich Schichten die regulär um 2 oder 3 Uhr Nachts enden absolut unrealistisch. Allerdings ist im Filmfall klar zu sehen, dass der Polizist privat mit einem zivilen Fahrzeug, allein unterwegs ist. Das spricht klar gegen eine nächtliche Streifenfahrt im Rahmen seines Dienstes. Im Beitrag wird auch nicht erwähnt, dass er in Ausübung seiner Schicht Reiner gefunden hat. Es stellen sich eben die Fragen die
@HolzaugeSHK schon gestellt hat. Wann hatte er Dienstschluss? Von wo nach wo war er unterwegs? War dieser Weg über die damalige Stadionallee plausibel?
sören42 schrieb:Außerdem ist der Finder einer Leiche auch immer im Fokus. Als Polizist weiß er, dass dies im Rahmen der Sachverhaltsaufklärung geschieht. So ist etwa die Auffindesituation von Bedeutung.
Ja aber vielleicht ist genau das ja der Clou. Niemand hätte doch im Jahr 1973 auch nur im Ansatz daran gedacht, dass der Finder als Polizist auch nur annähernd etwas mit dem Schicksal von Reiner zu tun haben könnte. Da wurde auch sicher nichts näher überprüft. Er machte am Fundort seine Aussage dazu und fertig.
sören42 schrieb:Man kann immer froh sein, wenn Menschen nicht wegschauen, was ich bei einem Polizisten aber auch vermuten würde.
Ja das stimmt. Aber das bedeutet nicht das alle Amtsträger generell niemals strafbare Handlungen begehen.