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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

28.05.2010 um 23:55
"An die Mitglieder der Bayerischen Einwohnerwehren.

Betreff: Waffenabgabe der Einwohnerwehren


Bis zum 10. Juni laufenden Jahres muß auf Grund des Ultimatums der Entente die Ablieferung der Geschütze und Maschinengewehre der Selbstschutzorganisationen, bis zum 30. Juni ferner die Ablieferung sämtlicher übrigen Waffen, die unter das Entwaffnungsgesetz fallen, sowie der zugehörigen Munition der interalliierten Militär-Kontroll-Kommission in Berlin amtlich angezeigt sein.

Die Bayerische Einwohnerwehr hat beschlossen, die Entwaffnung freiwillig durchzuführen und die Ablieferung der Waffen nebst Munition so rechtzeitig zu betätigen, daß die von der interalliierten Militär-Kontroll-Kommission vorgeschriebenen Fristen gewahrt werden können.

Unter Hinweis auf die Bayern und dem Reiche bei Nichteinhaltung der Forderung des Ultimatums drohenden schweren Folgen ergeht an die Mitglieder der Bayerischen Einwohnerwehren hiermit die Aufforderung, die in ihrer Hand befindlichen, auf Grund des Entwaffnungsgesetzes abzuliefernden Militärwaffen nebst Munition nach Maßgabe der von der Leitung der Einwohnerwehren bereits bekannt gegebenen näheren Weisungen an ihre Organisation unverzüglich einzuliefern. Die Nichtbefolgung dieser Anordnung, insbesondere die Zurückbehaltung von Militärwaffen, Waffenteilen oder Munition oder deren Veräußerung und Erwerb sowie die öffentliche Aufforderung hierzu wird gemäß § 13 des Entwaffnungsgesetzes bestraft.

München, den 4. Juni 1921

Der Landeskommissar für die Entwaffnung der Zivilbevölkerung

gez. Nortz, Ministerialrat"

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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 01:25
@Badesalz,

trotz der Aufforderung wurden natürlich bei Weitem nicht alle Waffen abgeben. Nichtabgabe wurde zudem nur halbherzig verfolgt. Lässt sich alles nachlesen. Diejenigen, die die Rückgabe überwachen sollten waren selbst in die Bewaffnung verstrickt.
Ich nenne mal die Namen Pöhner, Frick, Röhm...

Ich halte zumindest für möglich, dass auf HK aufgrund der Lage des Hofes Waffen versteckt wurden 1920/21. Der ominöse Informant, sollte er uns vergageiern" wollen könnte von MG's, Karabinern und Mörsern sprechen, würde ihm ja eher abgenommen werden. Er beharrt aber auf Fokker D III komplett auseinandergebaut oder in Teilen. Schon merkwürdig, ein Fake ließe sich doch einfacher bewerkstelligen.
Die ganze Geschichte klingt erstmal so unglaubwürdig, dass sie schon wieder stimmen könnte. Und sie umfasst mehr, als was hier, in aller Kürze vorgestellt wurde.


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 11:30
@canales
Zitat von canalescanales schrieb:Ich halte zumindest für möglich, dass auf HK aufgrund der Lage des Hofes Waffen versteckt wurden 1920/21.
Ich auch, evtl. sogar noch bis zum Mord.

Leider gibt es hierfür keine Beweise.


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 12:43
@Badesalz

Dann gehe ich nach Deinem letzten Beitrag davon aus, dass Gruber 1922 keinen Karabiner mehr im Hause hatte, weil er diesen abgeben musste. Bei ihm wird man auf den Rücklauf der Waffe besonders geachtet haben, denn er war vorbestraft.

Ich gehe auch davon aus, dass L. Schl. 1922 keinen Karabiner mehr im Haus hatte, denn lt. Aussage seines Sohnes Johann hat er kurz vor dem Mord dem alten Gruber seinen Browning angeboten. Andernfalls hätte er ihm seinen Karabiner anbieten können.

__________________

Es ist natürlich vieles möglich. Hinterkaifeck kann ein Waffenversteck gewesen sein.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Gruber in seinem Wurzgarten verschiedene Kräuter gezogen hat, die er getrocknet und mit anderen Zutaten vermischt hat und dann hat er ein Panazee hergestellt,also ein Allheilmittel gegen alle Krankheiten. Das hat er dann teuer verkauft und so ist er reich geworden. Die Pharma-Industrie ist ihm auf die Schliche gekommen und wollte das Rezept von ihm erpressen, um das ganz große Geld zu machen. Als er es nicht sagen wollte, hat man seine Familie nach und nach umgebracht ( damit ist auch die Ermordung des Josef zu erklären) und zum Schluss auch ihn.

Die Täter sind dann noch auf Hinterkaifeck geblieben, um nach der Rezeptur zu suchen, weil es halt so wichtig war. Das Goldgeld haben sie liegen gelassen, weil es ihnen nur auf das Rezept ankam. Vier Tage nach dem Mord sind sie dann abgezogen, weil der Monteur sie gestört hat und sie ohnehin alles durchsucht hatten.

Auch für diese Theorie fehlen bislang nur die Belege.


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 17:11
Danke @AngRa, für diese interessante Theorie !
Wie du treffend beschreibst, es gibt viele Theorien, aber wenig greifbares. Ich halte die Militärtheorie für eine erfundene Geschichte,unterlegt mit einigen Fakten damit sie nicht schon von Haus aus unglaubwürdig ist und zum diskutieren anregt. Mehr steckt nicht dahinter,meiner Meinung nach


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 19:05
@AngRa

Ist doch egal, ob "Belege" fehlen.

Deine Theorie hört sich schlüssig an, wird sich niemals widerlegen lassen, irgendwelche Hinweise werden schon auftauchen und außerdem hat sie einen großen Spaßwert. Das wird so manchem Hinterkaifeckologen völlig ausreichen.


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 19:06
Anhang: Waffenlager.pdf (27,3 KB)@opal schreibt:
Zitat von opalopal schrieb:Wie du treffend beschreibst, es gibt viele Theorien, aber wenig greifbares.
Die Diskussion mit dem Waffenlager ist nicht neu, sie wird nur immer wieder neu aufgelegt.

Im Frühsommer 1921 wurden die Einwohnerwehren auf Druck der Alliierten verboten. Aus ihrer Konkursmasse ging dann 1921 eine Reihe "vaterländischer" Wehrverbände hervor, die - mit Unterstützung von Reichswehr und bayerischer Staatsregierung - eine Fortsetzung der von der Entente verbotenen Wehrarbeit im Geheimen garantieren sollten und wollten.
(http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44622)

Mich persönlich würde interessieren, wer die Mitglieder in dem Freiwilligen Bataillon "Paargau" waren.
Waren es Angehörige der ehemaligen Einwohnerwehren?

Wenn ich mich richtig entsinne war Goldhofer zuständig für die Einwohnerwehr Wangen.


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 19:06
@opal,

würdest Du mir zustimmen, dass Jemand der sich mindestens seit 1997 mit HK beschäftigt, der eine solche Theorie erfindet, die soviele "Haken" hat, dass sie wirklich auf den ersten Blick mehr als unglaubwürdig erscheint, es doch viel leichter gehabt hätte was wirklich Schlüssiges uns vorzulegen. Er weicht keinen Millimeter davon ab, schon merkwürdig, für mich zumindest.

@AngRa

ich versteh ja, wenn wer diese Theorie ablehnt, aber wir müssen doch nicht gleich Kindergarten spielen hier. Es wäre doch wenig hilfreich, wenn die Vertreter der unterschiedlichen Theorien über die möglichen Tatszenerien sich gegenseitig versuchen ins Lächerliche zu ziehen.

Und nochmals, ich vertrete keine Theorie, nach einem Monat trau ich mir das nicht zu. Ich finde allerdings die Theorie über einen möglichen militärisch/politischen Hintergrund des Falles interessant und verfolgenswert. Schlimmstenfalls werd ich einige Erkenntnisse über den Zusammenhang von Reichswehr/Freikorps/Polizei und Einwohnerwehren in der beginnenden Weimarer Republik erhalten...


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 19:43
Mit solchen "Zutaten" wie Polizeipräsident Ernst Pöhner - Wikipedia: Ernst Pöhner - , dem NS-Politiker Wilhelm Frick - Wikipedia: Wilhelm Frick - und SA-Röhm - Wikipedia: Ernst Röhm - ´interessante Geschichten´ zu stricken, erscheint mir durchaus möglich.
Wie man aber eine Verbindung zum Fall Hinterkaifeck finden will, erschließt sich mir noch nicht so ganz.

Ob der Informant bzw. mutmaßliche Erfinder der "Flugzeugstory" - eine Theorie kann man das nun wirklich nicht nennen - z.B. aus mangelnder Intelligenz Fehler eingebaut hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Es wäre jedenfalls vor allen anderen Verrenkungen die einfachste und naheliegendste Erklärung.

Bei der Schilderung des Hergangs des Fundes scheint er jedenfalls schon zurückgerudert zu sein. Weitere "Flurbereinigungen" sind mir nicht bekannt, mögen aber in internen Zirkeln existieren.

Wie weit man im übrigen mit solchen Geschichten kommt, wenn man nur nicht ´schwach´ wird (nämlich die Wahrheit zu sagen) und wenn man die richtigen Jünger und Helfershelfer hat, sieht man im Fall des Herrn ´hauinolo´.

Zu den angeblich auf Hinterkaifeck versteckten Flugzeugen ("Fokker D III") wäre noch zu sagen, daß diese schnell als veraltet galten und abgelöst wurden:
Die 170 D.II und die 176 D.III, die Mitte 1916 im Einsatz bei Fliegerabteilungen und Kampfeinsitzerkommandos im Einsatz waren, wurden von den überlegenen Albatros D.-Jagdflugzeugen abgelöst. Die 40 D.IV, die 1917 geliefert wurden, waren durch ihre modifizierten Querruder zwar wendiger, aber der Leistungsvorteil des Motors wurde durch die Belastung mit 2 MG zum Teil wieder verspielt. Auch von der D.IV wurde eine kleine Serie von M.A.G. mit dem stärkeren Austro-Daimler Motor hergestellt. Die mit 300 Stück gelieferte D.V konnte sich ebenfalls kaum neben der Albatros behaupten. Einige Maschinen wurden an die Marine geliefert.
Quelle: Wikipedia: Fokker D.I-V


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 20:44
@Badesalz
Das einzige deutsche Jagdflugzeug welches laut Waffenstillstandsvertrag Artikel IV ausgeliefert werden mußte war die Fokker D VII, ich verstehe daher die Bemühungen das Olt. nicht so ein veraltetes Flugzeug wie die Fokker D III auf Hinterkaifeck heimlich einzulagern. Die Fokker D VII galt zur damaligen Zeit als das beste Jagdflugzeug der Welt, da hätte ich doch lieber ein solches verschwinden lassen.


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 21:13
@troadputzer und Badesalz,

in der Tat war die Fokker DIII nicht die Jagdmaschine, die sich lange an der Front hielt, sie wurde relativ schnell ersetzt durch die besseren, weil wendigeren D VII und Albatross.
Dieses Flugzeug wurde später als Schulungsflugzeug eingesetzt und einige Maschinen wurden nach dem WK1 an Östereich abgegeben.

Bei den Papieren, die angeblich in Händen des Informanten befinden und die u.A. sich angeblich im Besitz von A.G. befanden sind Anleitungen für die Unterbrecher zum Schießen mit einem MG durch die Propeller der Flugzeuge. Diese Technik wurde etwa 1916/17 eingesetzt und hatte große Vorteile gegenüber der alten Technik, bei der die Propeller mit Eisen verstärkt wurden, oder die MGs an den Tragflächen befestigt werden mussten.

Die Biographie des angeblichen OLTs soll nach seinen Angaben ca. 30 Seiten umfassen, davon 4 Seiten zu HK.

Da der Informant die Teilnahme der Einwohnerwehr bei der Kommandoaktion verneint hat, dies also ausschließlich eine Aktion der Reichswehr gewesen sein soll, bin ich z.Zt. auf der Suche nach Kontakten von A.G. zur Einwohnerwehr, bezüglich einer eventuellen Einlagerung, und einer Verbindung zur Reichswehr. Denn irgendwie müssen die ja den Gruber kontaktiert haben...


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 21:43
@canales
ich sehe daran nichts Besonders, das Patent war doch längst bekannt.

Ich zitiere aus:

Wikipedia: Anton Herman Gerard Fokker

Anton Herman Gerard Fokker
...

Im Versailler Vertrag wurde Deutschland nach dem 1. Weltkrieg der Bau von Flugzeugen und Flugmotoren verboten. Aufgrund dieser Einschränkungen verlegte Fokker 1919 mit einem ausgeklügelten Plan innerhalb von sechs Wochen seine Schweriner Fabrik per Eisenbahn nach Veere in die Niederlande. In Amsterdam gründete er mit Hilfe eines Onkels und weiterer Geldgeber die N. V. Koninklijke Nederlandse Vliegtuigenfabriek Fokker.

...

Ersten Ruhm erlange er, als er im April 1915 angeblich innerhalb von zwei Tagen einen Synchronisationsmechanismus weiterentwickelte, der es ermöglichte, ein Maschinengewehr hinter einem Propeller abzufeuern, ohne die Propellerblätter zu beschädigen. Tatsächlich aber wurde diese Erfindung offenbar von Heinrich Lübbe und Kurt Heber gemacht, die beide in der Waffenabteilung Fokkers arbeiteten. Der Eindecker Fokker E.I war das erste deutsche Flugzeug mit diesem revolutionären Mechanismus. Durch diese Entwicklung erhielten die Deutschen Flieger etwa ein halbes Jahr Luftüberlegenheit. Für "seine" Erfindung wurde Fokker vom deutschen Kaiser das "Eiserne Kreuz" verliehen. Der Schweizer Erfinder Franz Schneider verklagte Fokker nach dem Krieg wegen „Patentdiebstahl“, doch Fokker wusste alle Prozesse zu verzögern und zahlte, trotz Verurteilung, nichts. Es stellte sich auch heraus, das Schneiders Patent in der Realität versagt hätte.
...


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 21:49
Die Erfindung geht auf das Jahre 1913 zurück.

Link: Wikipedia: Unterbrechergetriebe

Neben den russischen Ingenieuren Poplawko und Smyslow-Dybowskij hatte auch Raymond Saulnier in Frankreich ein solches Getriebe für das Hotchkiss-MG gebaut, das Louis Peyret 1914 bereits den Militärbehörden vorgestellt hatte, seine Bemühungen waren jedoch daran gescheitert, dass die französische Munition zu ungleichmäßig zündete.

War die Erfindung 1922 noch Zeitgemäß?


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Mordfall Hinterkaifeck

29.05.2010 um 22:10
Meiner Meinung nach war das veraltet. Im Vertrag von Rapallo am 16. Apr. 1922 wurde mit der Sowjetunion eine geheime militärische Zusammenarbeit vereinbart. Siehe auch:

Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr

Wikipedia: Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr


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Mordfall Hinterkaifeck

30.05.2010 um 02:35
@troadputzer,

ich wollte damit auch nicht mitteilen, dass dies (Unterlagen über die Synchronisation) für die Kommandoaktion entscheidend war. Ein Teil dieser Unterlagen soll sich im Nachlass des OLT befinden laut dem Informanten.
Wenn ich das richtig verstanden hab waren "höhere Kreise" involviert, die bei einer Enthüllung durch Gruber in Bedrängnis gekommen wären, und die von Gruber einbehaltenen Unterlagen hätten wohl dafür ausgereicht, deshalb sollten sie zurückgeholt werden.
Allerdings, so habe ich das verstanden ohne "Blutvergießen".

In der Tat wurden nach der Aufstellung keine Fokker D III in Lipzek verwendet.(War auch meine erste Suche) Wohin die Flugzeuge oder Teile nach der Abholung 1921 verschafft wurden ist nicht bekannt. Dass Freikorpseinheiten im Osten teilweise mit Luftunterstützung kämpften ist bekannt, nicht aber welche Flugzeuge sie verwendeten.

Probleme habe ich u.A. damit, dass laut dem Informanten die Polizei zumindest dahingehen involviert war, dass die Ermittlungen nicht in diese Richtung (militärisch/politisch) gehen sollten. Es wurde nicht sehr intensiv ermittelt in diesem Fall, im Vergleich zu anderen Fällen, dies steht ja auch im Buch von Leuschner. Die Polizei rekrutierte sich zwar nach 1918 überwiegend aus Personen der Reichswehr, aber ob Reingruber quasi von höherer Stelle aufgefordert wurde die Ermittlungen einseitig zu führen halte ich für sehr fraglich.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.05.2010 um 12:47
@keller

Es freut mich sehr, dass sich meine Theorie in Deinen Ohren schlüssig anhört.

@canales

Bezüglich Hinterkaifeck wurde sehr intensiv ermittelt. Es hat bis 1926 sogar Hunderte von Ermittlungsverfahren gegeben. So hat es StA Pielmaier in seinem Bericht vom 6.11.1926 dargelegt.

Jedem Fitzelchen von Verdacht wurde nachgegangen. Wer fremd war, hatte schlechte Karten. Der musste Alibibeweise vorlegen.

Das große Versäumnis ist und bleibt, dass das persönliche Umfeld der Opfer nicht überprüft wurde. Die Gendarmen haben nach Brüdern der Gruberin geforscht. OK, die waren tot. Aber es gab deren Kinder und auch Cousins und Cousinen. Für die hat sich niemand interessiert. Da hätte man nachdenken und nachforschen müssen.

Reingruber hat mE bei der Aufklärung völlig versagt. Der ist nie mehr an den Tatort zurückgekehrt. Vernehmungen hat er nur durchgeführt, wenn die Zeugen in München anzutreffen waren. Das war bequem, aber nicht zielführend.

Man konnte sich damals eben nur vorstellen, dass eine solche Tat von Strolchen und Wegelagerern begangen wird.

An Einflussnahmen von höheren Stellen glaube ich nicht.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.05.2010 um 14:26
@canales schrieb:

Und nochmals, ich vertrete keine Theorie, nach einem Monat trau ich mir das nicht zu. Ich finde allerdings die Theorie über einen möglichen militärisch/politischen Hintergrund des Falles interessant und verfolgenswert. Schlimmstenfalls werd ich einige Erkenntnisse über den Zusammenhang von Reichswehr/Freikorps/Polizei und Einwohnerwehren in der beginnenden Weimarer Republik erhalten...

Du weißt in Glaubensdingen kann es schnell zum Streit kommen, das kennen wir aus der Geschichte. Wo das hinführen kann, sehen wir am 30jährigen Krieg. Ich bin jedenfalls der festen Überzeugung, daß es sich bei der Olt.-Geschichte um eine reine Erfindung handelt. An dieser Geschichte ist zuviel „unrund“ und deshalb muß auch ständig nachgebessert werden. Man kann ohnehin endlos Verschwörungstheorien aufstellen und dazu auch noch die passenden Beweise liefern, @AngRa hat dafür ein kleines Beispiel gegeben. Im Falle Olt., Orden und Ehrenzeichen sind leicht zu beschaffen, Dokumente ebenfalls etc. Es liegt mir aber völlig fern, Dich von Deinem Glauben abzubringen und anerkenne auch, daß Du hier moderat auftrittst, selbst wenn man nicht Deiner Ansicht ist.

Ich möchte hier kein Lehrmeister sein, aber es gibt unzählige Foren, die sich mit diesem Thema beschäftigen und wo sich Fachleute daran beteiligen. Hinterkaifeck wird immer nur für einen begrenzten Kreis interessant sein und es ist daher sehr fraglich, ob überhaupt Experten gewonnen werden können, die zu wesentlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet Reichswehr/Freikorps/Polizei und Einwohnerwehre beitragen. Fleißiges nächtelanges Forschen im Internet reicht meiner Meinung nach nicht dazu aus. Wikipedia sehe ich auch nicht als ausreichend an, obwohl ich selber daraus zitiere. Hier führt nur der ungetrübte Blick eines erfahrenen, neutralen Historikers zum Erfolg, nicht die einseitige Suche nach Bestätigung eines bereits vorgegeben Resultates. So erscheint es mir jedenfalls aus den mir vorliegenden Informationen. Die Gefahr solcher Geschichten besteht auch darin, daß sie sich selbständig machen und von den tatsächlichen Ereignissen völlig ablenken. Eine bewußte Taktik dies zu bewirken ist daher nicht ganz auszuschließen.

Manchmal greife ich zum Stilmittel der Ironie, wenn mir etwas zu unglaubwürdig erscheint, was manche sehr erbittern mag, aber mit dieser Methode gelang es mir schon hin und wieder wutschnaubende Rechthaber zum Nachdenken zu bringen. Mimus vitae, das Leben ist ein Possenspiel, das Possenspiel des Lebens! Nichts für ungut, noch einen schönen Sonntag.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.05.2010 um 15:05
Meines Erachtens würden in dieser Sache zwei Dinge anstehen:

1.) "Olt" legt die entsprechenden Unterlagen vor und läßt sie prüfen.
Alles andere ist sowieso Spiegelfechterei.


Da der Ausgang dieser Prüfung absehbar scheint:

2.) Man müßte sich damit auseinandersetzen, woher die Motivation kommt, sich solche und andere Geschichten auszudenken und sich im Internet (oder anderweitig) zu produzieren.


Im Wikipedia-Artikel zu Kaspar Hauser findet sich folgende Passage:
Nach dem Urteil von Karl Leonhard ist Kaspars Unaufrichtigkeit als krankhaft anzusehen:

„Wie schon andere Autoren meinten, war Kaspar Hauser ein pathologischer Schwindler. [So war auch Rahner zu dem Ergebnis gekommen, dass Hauser ein hysterischer Psychopath mit Pseudologia phantastica gewesen sei.[72]] Neben seiner hysterischen Art muss er aber die Nachhaltigkeit einer paranoiden Persönlichkeit gehabt haben, da er seine Rolle so unbeirrbar durchstehen konnte. Beides, den hysterischen wie den paranoiden Wesenszug, kann man aus vielen Berichten über sein Verhalten erkennen.“[50]

Dieses Krankheitsbild würde auch begreiflich machen, warum so viele Zeitzeugen, unter ihnen Hochgebildete, Kaspars Erzählungen Glauben schenkten:

„Man weiss, dass Menschen dieser Art [hysterische Schwindler] nicht durch ihr kluges Vorgehen, sondern ihr sicheres Auftreten so erfolgreich schwindeln. Der gesunde Mensch denkt sich bei einem Schwindler das schlechte Gewissen hinzu und lässt sich täuschen, wenn das schlechte Gewissen offensichtlich nicht vorhanden ist. Es fehlt bei den hysterischen Schwindlern, weil sie völlig in ihren Rollen leben und sich im Augenblick gar nicht bewusst sind, dass sie lügen.“[73]

Dass Kaspar so unerschüttert an der Geschichte festhielt, er habe viele Jahre in einem dunklen Raum gesessen und wisse sonst absolut nichts von seinem Leben, weise, meint Leonhard, auf eine „grosse Energie“ hin; diese zeige sich auch in den Attentatsinszenierungen sowie in den Berichten über Kaspars Geltungsstreben, auf dem auch sein teils übermäßiger Lerneifer beruhen mochte; Leonhard spricht hier von einem „paranoiden Ehrgeiz“. Dieser paranoide Zug unterscheide ihn von einfachen Hysterikern, die längerfristig gesetzte Ziele leicht aus den Augen verlören.[74]
Natürlich ist mir bewußt, daß dieser Befund auf unsere mittlerweile wahrscheinlich vier(!) "Spezialfälle" nicht 1:1 übertragbar ist.

Mir ist es einfach ins Auge gefallen. Vielleicht kann es die Diskussion befördern.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.05.2010 um 21:32
@Badesalz,

zu 1. laut dem Informanten sollen die Unterlagen in den nächsten 6 Monaten veröffentlicht werden...mal sehen

zu 2. kann ich nicht viel zu sagen, da ich den Informanten nicht kenne. Bezüglich des Geltungsbedürfnisses hätte ich mir aber ein publikumswirksameres Thema genommen als HK.

@AngRa,

ist es nicht auffällig, dass bis auf die Befragung von Gump (und dort eher im Zusammenhang mit persönlichen Beziehungen) überhaupt nicht in diese Richtung ermittelt wurde. Oder sind die Akten die sich damit beschäftigen in Augsburg verbrannt? Reingruber, der im Mordfall Sandmayer (Fememord) ja sehr engagiert den Mörder ermittelte, ließ das dieses Thema wohl außen vor im Fall HK. Gab es dafür keine Anhaltspunkte? Wenn A.G. in der Einwohnerwehr war, weshalb wurden nicht die Führungsmitglieder der Einwohnerwehr befragt? Man machte es sich relativ einfach bei den Ermittlungen, da frag ich mich halt an was das lag?


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30.05.2010 um 21:36
...wobei zwischen "veröffentlichen" und "prüfen" ein kleiner Unterschied besteht.

Aber auf den Text bin ich mal gespannt...


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