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Mordfall Hinterkaifeck

51.759 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 09:14
Hallo Keller,

zur Aussage der Kreszenz Rieger habe ich am 18.05. auf Seite129
mima schon einmal geantwortet, dass diese Aussage sich auch unter den AugsburgerAkten
befinden muss. Aus Zeitgründen habe ich ihre Aussage, die wahrscheinlich auchvon 1951
stammt, nur noch überfliegen können.
Ich weiss, diese Angabe ist sehrvage und
unbrauchbar. Aber nach über sechs Stunden intensivem Aktenstudium lässt dieKonzentration
zwangsläufig stark nach. Die immer näherrückende Schliesszeit des Hausestat das Übrige
dazu...
Grundsätzlich habe ich aber nichts gefunden, was zu notierengewesen
wäre.
Ich werde nochmal nach Augsburg fahren müssen...

Was dieFensterläden
angeht, gebe ich Dir insofern recht, als das die Fenster, die man auf denFotos in der
Totalen sieht, genausowenig den Anschein erwecken, es wären Gittervorhanden, wie auch
das Tatortfoto vom Inneren des Schlafraums der Viktoria.
Demgegenüber steht aber die
Aussage des Postboten und der Beitrag von holledauer, der dastypische mittelbayerische
Bauernhaus aus dieser Zeit kennt und ebenfalls Gittervermutet.

Das Öffnen und
Schliessen der Fensterläden von Inneren des Hausesaus wäre m. E. auch bei angebrachten
Gittern durchaus möglich, wenn die Fensterrelativ klein gewesen wären und der
Strebenabstand der Gitterelemente so gross, wievon holledauer vermutet.

Grüße,
Kai

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26.05.2007 um 09:35
@alle

Halt! Aus der Erinnerung hier eine Textstelle aus Leuschner, dieFenstergitter an allen Fenstern des Wohntrakts wohl ausschliessen lassendürfte:

Ein ehemaliger Knecht der Hinterkaifecker wäre von Viktoria bei derFeldarbeit aus beobachtet worden, wie er mit Hilfe einer Stange, die er Westseite desWohnhauses an die Mauer angelehnt hätte durch ein Fenster (Mägdekammer, Wohnstube Gruber)ins Haus eingestiegen wäre und so diverse Gegenstände gestohlen hätte.

Ich denke,die Schlüsseltheorie, der Täter konnte die Bewohner von aussen ins Haus eingesperrthaben, ist sehr gut, aber damit hinfällig.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 09:52
@ich habe mir nochmals das Kapitel im Buch durchgelesen, dass die Aussage der MagdKreszenz wiedergibt. Sie muss wohl einige Wochen nach der Tat vernommen worden sein undwohl auch mehrfach. Aber wer weiß wie viel noch von der Aussageexistiert.

Aufegallen ist mir dabei etwas ganz anderes. Die Mags hat ausgesagt,dass sie im November in Hinterkaifeck angekommen ist. Sie hat ihre Stelle dortangetreten, als sie im 5. Monat schwanger war. Das Kind, dass sie auf Anordung derBehörden zur Adoption freigeben musste ( wie schrecklich!) muss sie ja dann im April soungefähr bekommen haben.

Da fällt mir doch spontan zu ein, dass dieHinterkaifecker in diesem Punkt doch sehr großzügig und freundlich waren, wenn sie dieschwangere Magd aufgenommen haben. Der November ist wegen des bevorstehenden Winters jaauch gar keine Zeit wo man dringend Knechte und Mägde braucht. Kreszenz hat imschwangeren Zustand wohl auch nciht viel arbeiten können. Außerdem stand dann irgendwanndie Geburt bevor. Ich gehe mal davon aus, dass sie das Kind auf Hinterkaifeck bekommenhat. Das war ja auch nit gewissen Risiken verbunden. Wenn schon keine Hebamme dabei war,die ja geld gekostet hätte, dann hätten Die alte Gruberin und Victoria sie unterstützenmüssen. Außerdem fängt die Landarbeit wohl im März an, wo sie gerade hochschwanger war.Ich glaube nicht alle hätten eine schwangere Magd aufgenommen.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 10:02
@oldschool70

Ich habe mir gerade das Tatortbild der Mägdekammer in sehr guterVergrösserung nochmal angeschaut und habe festgestellt, daß die Fenster, wie früherüblich nicht in einer kompletten Scheibe pro Fenster waren, man aber auch Gitterstäbeaussen sieht, ausgenommen es wären Doppelfenster, was ich nicht glaube.

BeimTatortfoto von Vic's Schlafzimmer kann man das leider nicht erkennen.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 10:06
So wie ich die Aussage von Kreszenz verstanden habe, spricht sie auch nicht schlecht überdie Hinterkaifecker. Sie ist halt wohl in erster Linie gegangen, weil sie immer nachtsvon einem Herumtreiber belästigt worden ist, der wohl einen Narren an ihr gefressenhatte. Sie hat sich wohl über dieses Thema auch mit ihren Arbeitgebern unterhalten, dieihr wohl dringend geraten haben, sich nicht mit dem Typen einzulassen. Irgendwie muss siesich aber wohl wegen der einsamen Lage und der ständigen Belästigungen nicht sichergefühlt haben, so dass sie dann gegangen ist, was für die Hinterkaifecker überraschendwar. Daraus schließe ich, dass diese zu der Magd wohl ein ganz gutes Verhältnis hattenund den Weggang bedauert haben. Dass sie an Spuk gedacht hat, als die Tür nachts malaufgegangen ist, erkläre ich mir damit, dass viele Leute damals noch an Spuk und Geistergeglaubt haben und diesbezüglich sehr empfänglich waren.

Interessant ist auch,dass die Hinterkaifecker einen ehemaligen Knecht beim Stehelen erwischt haben und diesendann nicht angezeigt, sondern bei Bedarf wieder eingestellt haben. Dann können sie auchnicht wirklich nachtragend gewesen sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 10:57
@AngRa

Das ist wirklich sehr auffällig, weil es auch die "guten Seiten" derHinterkaifecker beweist. Die Magd hat das Kind definitiv auf dem Hof bekommen. Ein sehrsoziales Verhalten, dass man aufgrund der gängigen Meinung über die Familie sicher nichtvoraussetzen konnte.

Andererseits müssen die Gruber/Gabriels wirklich massiveProbleme gehabt haben, Personal zu bekommen. Im Buch wird in mehreren Beispielen erwähnt,dass das Personal meist schon nach wenigen Wochen und sogar Tagen (!) wieder fortgelaufenist.
Auch der im letzten Beitrag angesprochene Knecht Georg, wurde trotz einesEinbruchs mit Diebstahl auf Hinterkaifeck wieder eingestellt. Er dankte es mit einemzweitägigem Dienstverhältnis.
Da sie die Arbeit alleine nicht mehr bewältigen konnten,waren sie wohl gezwungen, beinahe jeden einzustellen.
Das alles deutet schon daraufhin, dass die Hinterkaifecker keinen Platz in der Dorfgemeinschaft hatten. Sie warenechte Aussenseiter und dieses Stigma wurde ihnen wohl auch letztlich zum Verhängnis.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass allein die inzestösen Verbindungen desVaters zur Tochter der alleinige Grund dafür gewesen sein sollen.
Heutzutage würde manvielleicht davon sprechen, die Familie wäre einem gewissen Millieu zuzurechnen gewesen,obwohl sie dem Anschein nach genauso lebten, wie die Bauern auf den Nachbarhöfen auch.Viktoria war Mitglied des Chores und damit zumindest teilweise in die Gemeinschaft integriert. Die alten Grubers mögen unfreundlich und geizig gewesen sein, arbeitsam undfleissig waren auch sie und unterschieden sich so auch nicht von ihren Nachbarn. Auch dersonntägliche Kirchgang schien Usus gewesen zu sein. Die vermuteten (sexuellen?) Kontaktezu Kriminellen sprengen diesen Rahmen wieder, genauso wie auch die Tatsache, dass sie inkürzester Zeit sehr reich geworden sind. Fleiss und Glück muss man wohl dahingehend alsUrsache ausschliessen.

Was aber ist das Geheimnis, das die Hinterkaifecker umgibtund sie über ihren Tod hinaus dermassen stigmatisiert hat?
Nach was wurde im Haus sointensiv gesucht, wenn es beinahe sicher keine materiellen Wertgegenstände waren?
Waslöste die wohl schon länger bestehenden, aber zuletzt sehr akut gewordenen inner- undausserfamiliären Spannungen aus?
Wonach wurde evtl. im Stadel und Jahre später von S.sogar noch im Bauschutt (!) des Hofes gegraben?

Ich denke, diese Fragen dürftender Schlüssel zur Lösung in diesem Fall sein...


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26.05.2007 um 11:03
@arschimedes

Ja, dieses Fenster könnte vergittert gewesen sein. Wahrscheinlichdeshalb, weil die Mägdekammer ursprünglich die Speisekammer des Hofes gewesen ist.
DerKnecht Georg ist dann aber über das anschliessende Fenster der Wohnstube ins Gebäudeeingedrungen, um zu stehlen. Dies dürfte dann nicht mehr vergittert gewesen sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 11:20
@oldschool70

Es könnten aber auch wirklich Doppelfenster (Winterfenster) gewesensein, denn ich kann mich selbst erinnern, daß wir im Winter einen zweiten Fensterflügelzwecks Kälteschutz zu Hause bei unseren Fenstern eingehängt haben.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 11:52
@arschimedes

Du hast recht! Vorallem beim Fenster der Mägdekammer sieht mir daswirklich so aus. Also vier Fensterflügel, die jeweils nach innen zu öffnen waren. ImMägderaum mit zusätzlicher Vergitterung aussen und ggf. noch Fensterläden als Schutz vorGlasbruch bei geöffneten Fensterflügeln.
Dieses System kenne ich selbst nach von eineralten Almhütte. Es war immer ein Problem, schnell einmal die Fenster zu öffnen.
Gefahr des Glasbruchs infolge von Windböen drohte immer dann, wenn man
zu faulwar, das äussere Flügelpaar zu verriegeln und nur die inneren beiden Paareverriegelte.
Die Moralpredigt der Almbäuerin habe ich noch heute im Ohr...


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 13:39
@oldschool

Vielen Dank für Deine Antwort bezüglich der Kresenz Rieger.

Ichmöchte Deinem Beitrag um 10:57 folgendes anmerken: Ich glaube, dass heute noch von diesemMord gesprochen wird, hängt mit folgenden zusammen: der Brutalität, der Unerklärlichkeit,wie die Tat ausgeführt wurde, der vielen mysteriösen Spuren, und das alles mündet in demPunkt, das die Geschichte letztendlich viele Deutungsmölichkeiten bietet. Und es zeigteine menschliche Tragödie.


Nachdem in letzter Zeit verschiedenste -letztendlich nicht neuen - Theorien diskutiert worden sind, habe ich mich wieder gefragt:Was könnte denn jetzt eigentlich das Motiv gewesn sein?

Interessanterweise kannman einen Raubmord definitiv ausschließen: Die Pfandbriefe waren zwar für der/die Täterwertlos, weil bei der Einlösung sie breite Spuren gelegt hätten. Aber das viele Goldgeldlag wohl nicht schwer zu finden in Victorias (?) Schrank.

Du hast ja auchgeschrieben, was hat der Täter im Haus oder im Schutt eben gesucht, was für ein Geheimnissteckt dahinter. Ich frage mich, was KÖNNTE es denn gewesen sein? Es geht hier ja nichtum ein Königshaus, in dem es um Macht und Einfluss oder sonstwas gehen könnte, es isteine bayrische Bauernfamilie.

Ein Fememord scheidet meiner Ansicht nach ebenfallsaus: Einer wie der Gump, der ja mit anderen Bauernmorden regelrecht geprahlt hat, derwird bei diesem berühmten Mord den Mund halten? Gut möglich, aber wird der auch dasschöne Geld liegen lassen? Weiter hat ein Fememord auch den Charakter, andereeinzuschüchtern. Aber wenn der Täter unbekannt ist, landesweit ein Raubmörder gesuchtwird, wer soll dann eingeschüchtert werden?

Hinweise auf einen pathologischenSerientäter, also einem dem es schlicht und ergreifend Spaß macht, zu morden, habe ichnicht vernommen.

Jetzt kommt die berühmte und oft zitierte "Beziehungstat"? Dannkommt man sofort auf die klasische Idee: verprellter Liebhaber, der Viktoria nicht habenkann. Es gibt in dieser Geschichte Hinweise darauf, z.B. die Hecker Sache mit dem Man ammFriedhof. Aber es KANN diese klasische Tat nicht sein, es gibt leider zahlreiche solcherFälle, Mann erschießt Frau und eventuell noch Kinder. ABER: die gesamteFamilie?

Es existieren noch weitere, tiefere Verbindungen, das ist das was übrigbleibt. Aber ich weiß, dass diese Suppe schon oft aufgewärmt wurde und einfach einenlauen Geschmack hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 16:15
@keller

danke für Deine Zusammenfassung der bisher diskutierten Themen.
Ja,immerhin können wir den klassischen Raubmord wohl ausschliessen, das ist doch schoneinmal etwas (es soll bloss keiner auf die Idee kommen, wir würden hier am Fallverzweifeln ;-))! Andererseits wurde auch etwas gesucht, das dem Täter so wichtigerschienen sein muss, dass er einen 6-fachen Mord auf sich genommen hat.

Ichpersönlich würde ebenfalls den klassischen, also politisch motivierten Fememordausschliessen. Bei einem solchen Verbrechen hätte sich im Laufe der Jahre sicherlich einBekenner gefunden. Wobei ich aber die Einschränkung machen möchte, dass eine Tat ausRache an den Hinterkaifeckern für mich keinesfalls ausgeschlossen ist.

Dieklassische Beziehungstat des verschmähten Liebhabers (ein Ortskundiger und Bekannter),der zuerst im Affekt mordet und dann Zeugen beseitigen muss, ist denkbar und inAnbetracht der Faktenlage alles andere als unwahrscheinlich. Viele der User favorisierendiese Konstellation und sicherlich zu Recht.
Aus dem Gefühl heraus, Beweise fehlen,denke ich aber, das ist nicht alles. Da steckt mehr dahinter. Das Verbrechen ist zuprofessionell durchgeführt worden, viel zu perfide für einen Verzweifelten, der zumMörder wird.

Auch ich kann mir nicht vorstellen, dass ein pathologisch auffälliggewordener Unbekannter ins Haus eindrungen ist und dort seinem zwanghaften Hobbynachgegangen ist. Andererseits trägt die Vorgehensweise des Täters ganz sicher aucherschreckend pathologische Züge. Wer will das ernsthaft bestreiten?

Ich glaube,soweit sind wir uns einmal, zumindest in groben Zügen, einig. Du schreibst, keine derMöglichkeiten passt wirklich, übrig bleibt die laue, augewärmte Suppe von unbekannten,tieferen Verbindungen. Es wäre müssig, darüber zu spekulieren und zu phantasieren.Stimmt, damit kommen wir unmöglich weiter.

Ich könnte mir vorstellen, dass jedesder oben angeführten Motive mit in dieses Verbrechen hineinspielen könnte.
Für michist es ein Fall der Ambivalenz, in dem nicht wegen dem Geld der HKer gemordet wurde, dasder Täter in seinen Besitz bringen wollte. Trotzdem scheint viel Geld irgendwo auch eineRolle gespielt zu haben.
Einerseits streiten sich zwei Parfteien "kleinbürgerlich"über Alimente und die Vaterschaftsfrage, andererseits wird ein kleines Vermögen von 700.-Goldmark "verschenkt".
Im Familienkreis treibt man jahrelang inzestöse "Todsünden",eine Familienangehörige ist aber trotzdem aktives und reges Mitglied des Kirchenchors.Die anderen besuchen Sonntag für Sonntag den Gottesdienst.
Man möchte unwillkürlich anein Verbrechen von herangeholten Killern denken, die die HKer auslöschen sollten. Vielesträgt die Handschrift einer solchen Tat. Im Gegenzug könnten diese Millieukiller aberunmöglich ein Vermögen von Goldgeld und Schmuck liegengelassen haben und nicht entlohntworden sein.
Die Tatwaffe bleibt am Tatort zurück, aber die Flinte des alten Gruber,die er am Tag zuvor noch besessen haben will, ist spurlos verschwunden.
DieStaatsanwaltschaft setzt eine sehr hohe Belohnung zur Ergreifung des Täters aus, dieermittelnden Beamten erscheinen aber gerade zweimal am Tatort und begehen dortauffälligste Unterlassungssünden.

Diese Reihe könnte man noch endlosfortsetzen.

Ich sage Euch, ich habe keinen blassen Schimmer, was dort vor sichging!!!


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26.05.2007 um 17:06
Meiner Meinung nach kommt nicht irgendein kurzfristig verprellter Liebhaber als Täter inBetracht, sondern jemand, der eine sehr lange Bekanntschaft zu Victoria Gabriel hatte,der in sie verliebt war und der sie nicht haben konnte, weil der alte Gruber nicht vonseiner Tochter gelassen hat.
Im Kopf des Täters muss sich über einen längerenZeitraum die Idee zur Besessenheit verdichtet, dass es nur der alte Gruber mit seinensexuellen Begierden unmöglich gemacht hat, dass er mit der Frau, die er unbedingt habenwill, ein gemeinsames Leben aufbauen konnte. Unmittelbar vor der Tat könnte ihm bei einerletzten Aussprache klar geworden sein, dass nicht nur der alte Gruber, sondern auchVictoria daran schuld ist, dass die ersehnte Beziehung nicht zustande gekommen ist, weilsie eine ungesund enge Beziehung zu ihrem Vater hat und nie etwas gegen den Vaterunternehmen wird, selbst wenn dieser vielleicht als gesetzlicher Vormund des Josef etwasfür den Jungen von ihm verlangen wird. Schließlich hatte man Unkosten für den Bau einesneuen Stalls und das Geld wurde wegen der Inflation auch immer weniger. Außerdem mussteman als Vormund schnell handeln, denn es stand ja für Juni 1922 eine Gesetzesänderung an.Danach sollte es für ein uneheliches Kind eine Amtsvormundschaft geben. Der Staat hättedann nur noch rechtlich für Josef handeln können und wer weiß wie der die finanziellenInteressen des Kindes vertreten hätte.
Das wird der alte Gruber gewusst haben, denn erhatte ja eine Zeitung abonniert.

Der Täter muss zutiefst verletzt gewesen sein,ist ausgerastet und hat die ganze Familie ausgelöscht, evtl. hat sogar er alle Bildervernichtet. Es muss in seinem Kopf gehämmert haben, dass quasi er verschmäht worden ist,wegen einer Beziehung, die es gar nicht geben darf.

Dabei wird er davonausgegangen sein, dass auch Cäcilia Gabriel ein Produkt der Blutschande ist, denn zurEmpfängniszeit war die Ehe der Gabriels vermutlich schon nicht mehr in Ordnung.Vielleicht hatte der Täter hierüber Informationen vom gefallenen Karl Gabriel. Einer mussja die Grubers auch schon 1914 angezeigt haben. Der Prozess fand im Mai 1915 statt. Dawar Karl Gabriel längst tot und konnte nicht mehr als Zeuge auftreten. Ein anderer mussdie Blutschande dann bezeugt haben, zumindest vom Hörensagen. Das könnte jemand gewesensein, dem sich Karl Gabriel anvertraut hat. Bei dem er sich auch beklagt hat, dass ersehr schlecht behandelt wird.

Der Täter muss auch auf das Kind Cäcilia einenintensiven Hass gehabt haben. Der Gerichtsmediziner meinte, dass auf das Kind noch brutaleingeschlagen worden sein muss, als es längst am Boden lag. Wer sollte denn einen solchenHass auf das unschuldige Kind haben? Das kann doch nur jemand gesesen sein, der einenHass auf die (vermeintlichen) Eltern entwickelt hat. Gleiches gilt für den kleinenJosef.

Was hat er im Haus gesucht? Es muss irgendetwas gewesen sein, was auf eineintensive Beziehung zum Opfer hindeutet und ihn damit überführt hätte. Vielleicht hat erFamilienschmuck gesucht, den er Victoria geschenkt hat, weil er anfangs dachte sieheiratet ihn. Vielleicht hat er schmalzige Briefe gesucht,die er ihr geschrieben hatund die noch jüngeren Datums waren. Wie hätte das denn ausgesehen, wenn die Polizei diegefunden hätte?

Na ja alles nur Spekulationen. Aber ich wollte das mit einemverschmähten Liebhaber etwas ausführen. Es kann sich nicht um eine oberflächlicheBekanntschaft dabei gehandelt haben. Vielleicht haben andere ja andere Ideen.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 17:58
@oldschool @AngRa

Vielen Dank für Eure Beiträge.

AngRa, Du hast meineletztgenannte Möglichkeit, die in diesem Forum allgegenwärtig ist, in meinen Augen sehrgut ausgeführt und unterstreichen möchte ich, dass ich auch denke, dass dies keinekurzfristigen sondern enorm vernetzte Beziehungen sind.

Auf der anderen Seitebesteht aber diese von Oldschool beschriebene "Ambivalenz", der diesen Fall wirklich vonoben nach unten und von links nach rechts durchzieht.

Habe gerade im LeuschnerBuch gelesen, und möchte von daher kurz eine dieser Ambivalenzen nennen. Das mit denverschobenen Dachziegeln, das scheint ja gesichert zu sein. Wenn man nur diesen Aspektbetrachtet, würde man schlussfolgern, EIN Täter hat beobachtet bis das Haus leer war, wasin einer solchen Bauersfamilie m.E. schon vorgekommen ist. Wenn das der Fall war, ist derandere nach unten gegangen und hat Geld gesucht. Wäre einer gekommen, hätte der obere ihnwarnen können. Da die beiden da oben eine Weile leben konnten, konnten sie immer wiederauf eine gute Gelegenheit warten. Sie sind in der Nacht zum Donnerstag eingebrochen,haben dort in den zwei Mulden genächtigt und am Freitag abend ist dann ... Solche Täterhätten aber alles getan und sich möglichst leise verhalten, was eigenlich nicht schwergewesen sein dürfte.

Ausgehend vom Motiv, vor allem von der Tatsache, dass alleGrubers plus der Magd ermodert worden sind, über die Ausführungen von AngRa ist das docheine runde und schlüssige Sache. Wirklich! ABER WIE passt obige Geschichte dazu?Natürlich kann man jetzt so spekulieren, dass die Geschichte zusammen passt. Da hat einerversucht Angst zu erzeugen und bewusst eine falsche Spur gelegt. Das kommt auch beiBeziehungstaten vor, Waffen werden Wochen vorher gekauft, gute Zeitpunkte und Orte werdenausgekundschaftet, etc. Das kann man zu recht machen und ist nicht von der Hand zuweisen, ABER WIRKLICH ÜBERZEUGEND IST DAS NICHT. Und solche Aspkete summieren sich in derganzen Geschichte.

Zum Schluss ein kleines passendes Zitat, das mir auch immerwieder durch den Kopf geht: "Ich sage Euch, ich habe keinen blassen Schimmer, was dortvor sich ging!!!"

Grüßle Euer KK


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 18:11
@keller
Wie wär denn die Idee: Wir nehmen einfach den Handlungsstrang Dachboden undBeobachter und Geräusche raus und gehen davon aus, dass es ein eigener Handlungsstrangist, der mit der Tat an sich nichts zu tun hat.

Die Hinterkaifecker hatten einfachBeobachter ("Gäste") auf dem Dachboden, die sie etwas bestohlen haben, wenn sie nicht dawaren. Vielleicht hatten sie diese Personen schon als Aushilfen beschäftigt und diewussten, dass die Speisekammer voll ist. Ich weiß nicht, ob Du das Buch Tannöd gelesenhast. Aber Frau Schenkel stellt es auch so dar, als ob die Dachbodengeschichten mit derTat nichts zu tun haben. Bei ihr geht es nur soweit, dass sie die Person auf demDachboden den Mörder dann beobachten lässt. Ich meine ich finde das Buch nicht besondersgut, aber über die idee kann man doch mal nachdenken.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 18:34
Die Grubers hatten ja schon mal einem Knecht gegenüber erkennen lassen, dass sieDiebstähle wohl eher als Streiche ansehen und die "Täter" wieder anstellen. Es wird auchbekannt gewesen sein, dass der alte Gruber keine Anzeige macht und keine Polizei ins Hausholt. Ich gehe davon aus, dass er aufgrund seiner Haft eine gewisse Abneigung gegenüberPolizisten hatte. So etwas findet man häufig. Vielleicht haben einige dannwitterungsbedingt Unterschlupf gesucht. Ein Plätzchen auf dem dachboden ist besser alsnichts, wenn man sonst keine Unterkunft hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 18:48
Hallo! Ich lese lieber,aber eine Sache,die immer wieder auftaucht,die verschobenenDachziegel,wenn ich das richtig verstanden habe, waren die Ziegel sehr lange verschobenweil sie kein Moos angesetzt hatten,wie die übrigen Ziegel.Also kann man sie wohl nichtmit der Tat in Verbindung bringen,oder??
Im übrigen finde ich alle eure Ausführungensehr interessant und lese jeden Tag.
Gruß an alle im Forum,baccara.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 18:59
@AngRa

Du argumentierst sehr gut, die Theorie ist schlüssig und beinhaltet diegedankliche Ausführung der von mir angeführten Beziehungstat. Nicht unbedingt 1:1, aberdoch im Grossen und Ganzen. Die Vehemenz der Tat wird wohl nur erreicht worden sein, weilsie eine Kombination von grosser Leidenschaft und grossem Hass darstellte.

Wennich mich nun in den Täter hineinversetze, wie hätte ich gehandelt, wenn ich sehrintensive Gefühle über viele Jahre für diese Frau gehegt hätte und permanent enttäuschtund gedemütigt worden wäre? Hin- und hergerissen worden wäre, zwischen der Hoffnung mitder Person irgendwann doch noch zusammenzukommen einerseits und der sich stetigsteigernden Wut auf diese Person und ihr familiäres Umfeld andererseits? Wenn ich ausmeiner Vorstellung heraus nicht nur emotional betrogen worden wäre, sondern auchfinanziell?

Ich denke, der verschmähte Liebhaber muss doch irgendwann fastzwangsläufig, nach einigen Jahren des Leidens, für sich einen Schlusstrich ziehen. Alleinaus dem nativen Selbsterhaltungstrieb heraus die Seiten wechseln. Die emotionale Seiteverlassen und zur bereinigenden, klärenden Seite des Ekels und der Verachtung diesem ihnso schädigenden Menschen zustreben. Nicht mehr die zerstörerische Nähe dieses Menschensuchen, sondern das Gegenteil, die entlastende Distanz. Wie kann er einen Menschenlieben, dem er irgendwann nicht mehr zugute halten kann, sie wäre selbst ausschliesslichOpfer, sondern gleichzeitig auch bewusst verursachende Kraft seines emotionalenLeidenswegs aus ganz niederen Beweggründen heraus?
Wie kann er jahrelang einenMenschen begehren, von dem er irgendwann nur noch enttäuscht und angewidert sein kann, jamuss?

Das verstehe ich hier nicht und werde es auch in Zukunft wohl nichtverstehen können.
Es ist auch meine einzige Einschränkung, warum ich nicht völlig mitDeiner Theorie konform gehen kann, die aber grundsätzlich die beste aller Möglichkeitenist, den Fall zu beurteilen.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 19:44
@oldschool
Kennst du zufällig die Romane ( 2 Teile) von Somerset Maugham "Of humanbondage" zu deutsch etwas unglücklich übersetzt "Der Menschen Hörigkeit"?
Hier wirdsehr gut beschrieben, was in jemandem so vorgeht, wenn er sich jemanden ausgesucht hat,den er nicht bekommen kann, der sich dann noch ab einem bestimmten Zeitpunkt über ihnlustig macht und ihn regelrecht demütigt. Wie viel einer über sich ergehen lässt, bevorer die Situation dann durch einen Weggang mühevoll löst.

Das beste Rezept indiesen Fällen ist, wenn man sich aus dem Weg gehen kann, sich überhaupt nicht mehr sieht,nur dann kann man sich neu orientieren. Was ist aber, wenn man auf einem Dorf lebt undsich zwangsläufig nicht aus dem weg gehen kann, es immer wieder zu Begenungen kommt?


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 20:23
Hallo @,
hab mich jetzt mal angemeldet.
Lese Eure Beiträge mit großem Interesseseit anfang an mit.
Bei dem Vortrag von Herrn Leuschner am Donnerstag insAugsburg
war ich anwesend. Sympatischer Mann übrigens.
Es waren immerhin 40Personen anwesend. Die Augsburger Allgemeine
Zeitung bringt heute sogar einenhalbseitigen Bericht darüber.
Die Akten von Hintekaifeck sind im Foyer desStaatsarchives ausgstellt,
natürlich hinter Glas (Vitrinen). Die Akten aus Münschensind übrigens
auch da. Der Leiter des Archives hat sie persönlich aus Münchengeholt.
Falls jemand noch was wissen will, fragt einfach.


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2007 um 20:30
@Race
Hat man bei dem Vortrag von Herrn Leuschner irgendeine Richtung heraushörenkönnen, wen er der Tat verdächtigt, so im groben Schema Beziehungstat, Bandentat, Tat mitpolitischem Hintergrund?

Haben die anwesenden Zuhörer Fragen gestellt. Falls ja,in welche Richtung gingen so die Fragen?


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