Mordfall Hinterkaifeck

inextenso schrieb:Was ist denn mit dem Sterbebildchen und den handschriftlichen Notizen „Blutschande“ und „Strafe Gottes“?

 
Blutschande nur wenn man davon ausgeht, das Viktoria die leibliche Tochter war, das hört sich jetzt abstrakt an, könnte aber durchaus einen realen Hintergrund haben.

Strafe Gottes, dass bezieht sich auf die Tat, alle Ereignisse wurden auf göttliche Handlungen zurückgeführt, gute wie böse, Gesundheit und Krankheit, Sieg oder Niederlage im Krieg sowie Dürre oder Überflutungen.

inextenso schrieb: Aha, das ist neu für mich. Hast Du eine Quelle? Es gibt bei dem Fall einfach zu viele Informationsschichten. Wenn das stimmen sollte, dann wäre ja durchaus eine Verbindung zu dem politischen Milieu rund um die bayerischen Fememorde denkbar. 

Der Ausdruck Informationsschichten gefällt mir, entweder zu ungenau oder sie trifft nicht den anvisierten Punkt.

Christoph Hübner, Erstes Landesschießen der bayerischen Einwohnerwehren, 1920, in: Historisches Lexikon Bayerns, unter: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Erstes_Landesschießen_der_bayerischen_Einwohnerwehren,_1920 (Archiv-Version vom 16.08.2016)

Bruno Thoß, Einwohnerwehren, 1919-1921, in: Historisches Lexikon Bayerns, unter:https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Einwohnerwehren,_1919-1921

Dieter Weiß, Bayerischer Heimat- und Königsbund "In Treue fest" (BHKB) - Bayernbund e.V., in:
Historisches Lexikon Bayerns, unter: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerischer_Heimat-_und_Königsbund_"In_Treue_fest"_(BHKB)_-_Bayernbund_e._V.

inextenso schrieb:Was ist konkret damit gemeint? Welches Ziel, welches Wissen, wobei mitspielen? Bei den Waffenschiebereien?

Es geht um eine NSDAP nahe Splittergruppe, in der der bayerische Bauernverband seine Finger im Spiel hatte.

inextenso schrieb:Beziehst Du Dich auf die handschriftlichen Notizen „Blutschande“ und „Strafe Gottes“ auf dem Sterbebildchen oder auf die Sprüche, wie z.B. 
"Auf dich, o Herr habe ich gehofft; in Ewigkeit werde ich nicht zu schanden kommen."
"Verlasst die Torheit, so werdet ihr leben, und geht auf dem Wege der Klugheit."

Du hast es erkannt, es geht um die zwei unteren Sprüche Salomos und in der Ewigkeit werde ich nicht zu Schaden kommen. Verlass die Torheit, so werdet ihr leben, und geht auf dem Weg der Klugheit, ein ziemlich frommer Wunsch, nicht wahr?

inextenso schrieb:Du meinst, die haben das absichtlich platziert als Warnzeichen? Wenn man die Witterung bedenkt, wo genau hat man sie denn gefunden? 

Am Waldrand im sogenannten Hexenholz.

inextenso schrieb:Du meinst innerhalb von 8 Jahren vom Landgerichtsarzt zum Obermedizinalrat beim Landgericht befördert zu werden, entspricht nicht der Berufslaufbahn? Zweifelst Du die Obduktionsergebnisse an oder warum ist Aumüllers Karriere wichtig?

Stach Aumüller so hervor?
Es gab eine ganze Menge Kollegen, mehr möchte ich dazu nicht sagen.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SEGL6OBSIDG4L4ZFTL3KQV5DUR3PTHW3


Zum Thema Obduktionsergebnisse.
Die wenigen verlässlichen Informationen über die Kopfverletzungen stammen aus einer Telefonnotiz. Sie werden können durch einzelne Aussagen von Zeitzeugen ergänzt werden. Insgesamt finden sich folgende Angaben über die Verletzungen der Opfer:
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Die_Verletzungen_der_Opfer

@jerrylee
Eine persönliche Frage: Kennst Du Kaspar Hauser?

was hat das mit Kasper Hauser zu tun?

Lothar schrieb:Eine persönliche Frage: Kennst Du Kaspar Hauser?

Ach Lothar, was kommt den nach Kaspar Hauser?

@jerrylee
HK-Mord

Probiere es lieber mit Jack the Ripper und dem "From Hell" Brief, als mit HK und den Nachrichten auf dem Sterbebildchen.

Jerrylee: Nichts für ungut, aber die Resonanz auf deine fortwährend sture, ausführliche Dauerberieselung zu politischen Gegebenheiten/Fakten über Jahrzehnte vor und nach dem 6-fach Mord auf Hinterkaifeck (was ohnehin jeder selbst überall nachlesen kann) ist doch die, dass kaum jemand noch darauf reagiert oder gar ernsthaft darauf eingeht. Das hier ist doch kein Rätsel-Forum, also rede doch zumindest endlich mal Klartext!

Interessanter Bericht heute in der "Augsburger Allgemeine":

http://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/Grausamer-Tod-auf-dem-Einoedhof-Wer-ermordete-die-Familie-Gruber-id39141027.html

Wenn man aber wieder davon ausgeht, dass schon Tage vorher sich jemand im Hof aufgehalten hat, dann gehe ich nicht davon aus, dass der Täter der Nachbar Schlittenbauer war, wie viel vermutet wird. Dass das Vieh eventuell noch versorgt wurde, kann auch darauf zurückzuführen sein, dass der oder die Täter nicht frühzeitig entdeckt werden wollten. Man musste also das Vieh ruhigstellen, weil man eventuell nach dem Mord auch noch 1-2 Tage dort verbracht hat. Bei dem Mord muss sehr viel Hass im Spiel gewesen oder einfach nur die nackte Angst entdeckt zu werden, weil man vor irgendwas/irgendwem auf der Flucht war.

@inextenso

Als Quelle für die Mitgliedschaft A.Gr.´s in der Einwohnerwehr findest Du hier die Gewehrliste.

http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1919_Gewehrliste_Einwohnerwehr_Wangen

Noch mehr zu der Frage hier:
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?search=andreas+gruber+einwohnerwehr

@jerrylee

Lass´ Dich nicht beirren. Deine Beiträge zur politischen Lage füllen das Vakuum auf, in dem manche Leute die HKer freischwebend zu sehen scheinen.

Das waren eine brandheiße Zeit und Gegend damals, deren Rahmenbedingungen wir uns heute, nach über 70 Jahren Frieden, nur schwer vorstellen können.

MfG

Dew

@Dew
Vielen Dank für die Quellen.

Durch die Verbindung zur Einwohnerwehr kann man mMn nicht ausschließen, dass die Morde in diesem Kontext begangen wurden. Was nicht heißt, dass es tatsächlich so war. Das müsste man nachweisen. Eine Frage wäre die nach dem Motiv? Wenn man sich die anderen Fememorde anschaut, dann ging es dort um den Verrat von illegalen Waffenlagern. Ähnliches wird hier im Thread auch für den AG vermutet (Quellen?). Was mMn aber überhaupt nicht zu den Fememorden passt bzw. sehr stark davon abweicht, ist, dass der/die Täter alle anwesenden Personen inkl. Kinder getötet hat/haben. Normalerweise kam immer nur die Person ums Leben, die den Verrat begangen hatte bzw. plante und nicht auch noch deren Familie und andere Haushaltsmitglieder. Ein 2-jähriges schlafendes Kind kam als Zeuge nicht in Frage, aber möglicherweise hätte man sein Schreien gehört? Fragt sich, wenn auf dem Hof die Tiere weiter versorgt wurden, warum dann nicht das Kind? Die Tiere hätten ja ebenso Krach geschlagen und wären sicher noch lauter zu hören gewesen.

@inextenso

Wenn man sich von den Klischees "Einödhof" und "Eigenbrötler" im Fall HK und für die HKer löst, verändert das die Perspektiven.

Auf dem Hof war reger Publikumsverkehr und die HKer waren sozial nicht isoliert

Wenn man sich @jerrylee´s Beiträge durchliest, wird auch nachvollziehbar, dass man nicht zwingend mit Belegen rechnen kann, weil den Aktiven klar war, dass sie außerhalb der Legalität handelten und sie deshalb nichts oder nur wenig Schriftliches hinterließen.

Ein A.Gr. als Einwohnerwehrmitglied mit eigenem Hof außerhalb der Dorflage und wenig Personal bot sich als "Lagerverwalter" an.

Die Täter löschten sämtliche Zeugen aus, was hätten sie in der Lage sonst tun sollen?

Über die Versorgung / Zustand des Viehs gibt es durchaus gegensätzliche Aussagen.
Zumindest, solange die Täter noch auf dem Hof weilten, dürften sie das Vieh wenigstens ansatzweise versorgt haben, um es einigermaßen ruhig zu halten.

Die Anlage von Spähöffnungen im Dach legt für mich ein Verweilen bis mindestens zur nächsten Nacht nahe, die Luken im Dach hätten vornehmlich tagsüber Sinn gehabt.

MfG und schönes Wochenende

Dew

Alle Theorien ,Szenarien und was auch immer , "Stehen oder" Fallen "mit der Tatsache,dass auch 2 unschuldige
( welche Schuld sollen schon 2 und 7 jährige damals zugewiesen bekommen haben?)
Kinder brutal getötet worden sind.
Es gibt keine einzige Konstellation , wo die Kinder sterben müssten(selbst wenn ich denke , dass aus fanatischen Glauben getötet wurde.Welcher "Gott" kann die Ermordung von Kindern gutheissen,in seinem Namen)
Wo sogar die Tiere versorgt worden sind ,fand man es zuviel ,zwei Kinder am Leben zu lassen ,egal was die Erwachsenen getan haben ?
Das ist blinde Wut und fanatischer Glaubenseifer.
Denke ich.

@MissJMarple

dass auch 2 unschuldige Kinder brutal getötet worden sind.

Formulierungen wie obige fine ich echt irritierend.
Das klingt so, als wären die Morde weniger schlimm, wenn die Kinder irgend schuldig wären.
Oder als wären die Morde an den Erwachsenen nicht so wild, weil diese ja doch irgendwie schuldig gewesen wären.

@off-peak
Wenn man zitiert , dann bitte vollständig.
Was habe ich geschrieben:
...dass auch 2 unschuldige ( welche Schuld sollen auch 2 und 7 jährige Kinder zugewiesen bekommen haben?) Kinder brutal getötet worden sind.
Das heisst eindeutig :
es kann keine Rechtfertigung vom Mörder oder Mördern geben ,die zwei Kinder mitzuerschlagen.
Fällt dir vielleicht eine ein ?.Also mir ist keine eingefallen.

Im Bayerischen Polizeimuseum in Ingolstadt ist am Donnerstag eine Ausstellung über den Mythos Hinterkaifeck eröffnet worden, die das Verbrechen aus einem neuen, überaus packenden Blickwinkel beleuchtet, nämlich aus der Sicht der Polizei.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/kriminalitaet-ungeloest-1.3174134

Ein Muss für jeden Hinterkaifeck Interessierten!

Einwohnerwehr Schrobenhausen 05.Mai1919

a) der Eintretende muss einwandfrei auf dem Boden der Regierung Hoffmann stehen
b) Altersgrenze: 22-45 Jahre (Ausnahmen möglich)
c) guter Leumund
d) er muss mit der Waffe ausgebildet und körperlich rüstig sein

Ausgeschlossen sind:
a) Personen, die zur Entfernung aus dem Heer oder der Marine verurteilt oder mit Zuchthaus, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte vorbestraft sind.

b) Angehörige der II.Klasse des Soldatengrades, sowie Deserteure

c) Entwichenen Zöglinge der Fürsorge- oder Besserungsanstalten

Durch den bezeichnenden Bauernrat sind den Gemeinden Waffen bereits zugegangen; weiterer Waffenbedarf ist sofort hieramts oder dem Vorsitzenden des Bezirk Bauernrates Herrn Rechtskonsulenten Granvogel hier an zu fordern.
Ungesetzlicher Waffengebrauch hat neben Bestrafung die Einziehung der Waffe zur Folge.

Oberleitung der Ortswehren im Bezirk Oberleutnant Max Gandorfer (Lehrer) betraut.

Zwei Unteroffiziere des 15. Infanterie Regiments Gmelch und Schilling sind mit Werbetätigkeit betraut.

Lehrer und Oberleutnant der Reserve Max Gandorfer
Vorsitzender des Bezirk Bauernrates Rechtskonsulant Granvogel
Baumeister Jedelhauser
Bezirksamtmann Schneider alle Schrobenhausen
Mag. Sekretär Lerner in Hohenwart
Gutsbesitzer Lethmeier in Oberwengen
Bürgermeister Neumeier in Gerolsbach
Hauptlehrer Prasch in Langenmoosen

Entwaffnung der Zivilbevölkerung am 04.Juni 1921
Nortz, Ministerialrat

Ablieferung der Waffen an die Reichstreuhandgesellschaft so rechtzeitig zu bestätigen, dass die von der Militär- Kontroll-Kommission vorgeschriebenen Fristen gewahrt werden können.

Was war mit dem weiteren Waffenbedarf nach dem 04.Juni 1921 zum Beispiel für die "Schwarze Reichswehr"?
Auch einige adelige Herren hatten einen größeren Schutzbedarf, auf keinen Fall sollte sich nochmal eine Räterepublik wiederholen, nur Besitzende hatten was zu verlieren, man zog deshalb auch mit einigen Bauernfunktionären am gleichen Strang.(Heim,Schlittenbauer)
Ein starker Mann (Adolf Hitler) sollte diese Interessen zwischen Adeligen, Bauern und Arbeitern in Einklang bringen, deshalb auch die Alarmbereitschaft beim Bund Paartal im November 1923.
In einem Bericht Rudolf Kanzlers über die EW-Neuburg-Schrobenhausen heißt es wörtlich:............dort haben einige ihre eigene Suppe gekocht. (was immer das Heißen mag, verwundert es nicht)



Der Bayerische Heimatschutz knüpfte mit seiner Parole "Treu dem Reich, treu dem Lande gegen den Bolschewismus" bewusst an die Vorstellungen der 1921 verbotenen Einwohnerwehren an. Sein diffuses Programm richtete sich in erster Linie an die landwirtschaftliche Bevölkerung mit dem Ziel, eine überparteiliche, stark bayerisch-föderalistische und antizentralistische Front der Rechten zur Erhaltung des Staates gegen die "rote Gefahr" zu bilden. Die neue Vereinigung sollte einen Ersatz des stark geschwächten Bundes Bayern und Reich und ein Gegengewicht zum ursprünglich norddeutschen Stahlhelm darstellen, der vor allem im protestantischen Franken vertreten war.


... und so machten sie auch nach 1933 weiter, im Jahre 1944 wurden einige zu Widerstandskämpfern als schon alles verloren war, ich Frage mich nur, was sie all die Jahre zu vor gemacht haben?

@MissJMarple

MissJMarple schrieb:...dass auch 2 unschuldige ( welche Schuld sollen auch 2 und 7 jährige Kinder zugewiesen bekommen haben?) Kinder brutal getötet worden sind.

Mag ein leicht anderer Wortlaut sein, ist aber derselbe Tenor. Der die Frage nach der Verwendung des Wortes "unschuldig" zulässt.

[/quote]es kann keine Rechtfertigung vom Mörder oder Mördern geben ,die zwei Kinder mitzuerschlagen.[/quote]
Und jetzt sagst Du es deutlich: weil die Kidner unschuldig wären, hatte der Mörder keine rechtfertigung, sie zu erschlagen.
Das heißt im Umkerhschluss, wären sie wegen irgend etwas schuldig gewesen, dann hätte er eine Rechtfertigung gehabt? Du hättest ihm dann eine zugebilligt?

Abgesehen davon ist es nicht Dein moralsicher Standard, mit dem der Mörder urteilte bzw der ihn motivierte. Der hatte seine ureigenen Gründe, und Schuld doer Unschuld müssen dabei keine Rolle gespielt haben.

jerrylee schrieb:Einwohnerwehr Schrobenhausen 05.Mai1919

a) der Eintretende muss einwandfrei auf dem Boden der Regierung Hoffmann stehen
b) Altersgrenze: 22-45 Jahre (Ausnahmen möglich)
c) guter Leumund
d) er muss mit der Waffe ausgebildet und körperlich rüstig sein

Ausgeschlossen sind:
a) Personen, die zur Entfernung aus dem Heer oder der Marine verurteilt oder mit Zuchthaus, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte vorbestraft sind.

b) Angehörige der II.Klasse des Soldatengrades, sowie Deserteure

c) Entwichenen Zöglinge der Fürsorge- oder Besserungsanstalten

Andreas Gruber war Mitglied der Einwohnerwehr Wangen und ein Zuchthäusler.

@off-peak
Lass mal gut sein.Wie du es verstanden hast und interpretierst , interessiert mich nicht so sehr.
Wenn du es besser formulieren kannst , dann mach es.