Mordfall Rimbach in Lüttgenrode/Harz

Pestilenz_61 schrieb:Aber für mich sieht es eher danach aus, als wäre es ihr nicht nur darum gegangen, aus dem Haus zu kommen, sondern möglichst weit weg davon zu kommen. Vielleicht deshalb, damit bestimmte Personen keinen Zugriff mehr auf sie hatten? Könnte gut möglich sein, wer weiß...

Ich habe darüber auch schon nachgedacht. Für ein 19-jähriges Mädchen ist ein 16-jähriger Junge ja eigentlich noch ein Kind. Klar, es gibt natürlich auch reife 16-jährige Jungs und eher kindliche 19-jährige Mädchen. Aber Andreas war ja auch älter als Heike, und das ging immerhin 4,5 Jahre gut.

In Dessau-Roßlau hätte sie zunächst bei ihrem neuen Freund im Kinderzimmer leben müssen. Sie hätte sich eine neue Lehrstelle suchen müssen. Aber sie wäre weit weg gewesen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es fast eine Weltreise.

Wenn sie in Lüttgenrode ihr Ausbildungsgehalt abgeben musste, wie hätte sie dann eine Wohnung oder auch nur ein Zimmer finanzieren können? Nach Abschluss der Ausbildung hätte sich ja vermutlich nicht viel geändert.

Ich hatte vor ein paar Tagen nochmal Heikes Jacke in dem Rucksack erwähnt. Lässt das darauf schließen, dass sie ein paar Sachen gepackt hat, und von jemandem mit dem Auto abgeholt werden sollte?

JamesRockford schrieb:Ich hatte vor ein paar Tagen nochmal Heikes Jacke in dem Rucksack erwähnt. Lässt das darauf schließen, dass sie ein paar Sachen gepackt hat, und von jemandem mit dem Auto abgeholt werden sollte?

Das wäre eine Möglichkeit, die sogar ziemlich wahrscheinlich wäre...nur: Wozu verstaute (oder versteckte) sie die Jacke dann im Rucksack? Man hängt sich in dem Fall die Jacke doch eher über den Arm, u. legt sie im Auto auf den Rücksitz. Wenn ich meine Jeansjacke in den Rucksack packen will, dann muß ich die schon sehr fest zusammenrollen, damit sie reinpasst u. ich den Rucksack verschließen kann. Ich gehe mal nicht davon aus, das Heike einen Rucksack hatte wie ein Bergsteiger, der den Mount Everest besteigen will...wo sollte also der Sinn liegen, die Jacke in den Rucksack zu tun? Das macht doch nur Sinn, wenn keiner sehen sollte, das sie die Jacke dabei hatte. Oder dann, wenn der Täter die Jacke in den Rucksack gepackt hätte, um vorzutäuschen, das Heike weg ist. Dann passt aber der Geldbeutel auf dem Tisch u. die Zigaretten nicht in den Plan...

Pestilenz_61 schrieb:Dann passt aber der Geldbeutel auf dem Tisch u. die Zigaretten nicht in den Plan...

Das stimmt natürlich. Die Jacke würde im Rucksack tatsächlich nur Sinn machen, wenn keiner sehen dürfte, dass sie eine Jacke dabei hat. Mit den Zigaretten und dem Geld passt der geplante Auszug aber nicht.

Nur, was macht die Jacke dan im Rücksack? Heike ist nach Angaben ihrer Mutter abends noch zum Telefonieren ins Dorf gefahren. Es waren unter 10°. Das Auto wäre also auch noch kalt gewesen. Wenn sie mit ihrem Freund telefonieren wollte, wäre das u.U. ein längeres Gespräch geworden. Also hätte sie vermutlich auch in der Telefonzelle die Jacke angelassen.

Jetzt sieht es so aus, dass sie nach dem Telefonieren den Geldbeutel auf den Tisch gelegt hat. Die Zigaretten wird sie abends noch gebraucht haben. Aber warum hat sie die Jacke in den Rucksack gepackt? Wollte sie jemand am Montag mit dem Auto abholen?

Pestilenz_61 schrieb:Das macht doch nur Sinn, wenn keiner sehen sollte, das sie die Jacke dabei hatte. Oder dann, wenn der Täter die Jacke in den Rucksack gepackt hätte, um vorzutäuschen, das Heike weg ist. Dann passt aber der Geldbeutel auf dem Tisch u. die Zigaretten nicht in den Plan..

Stimmt. Und das würde in das Bild passen:

OliverCromwell schrieb am 07.10.2021:Zum stümperhaften Verwischen der Spuren: Ich vermute, dass der Täter plötzlich gemerkt hat, dass ihm die Zeit davon gelaufen ist. Vielleicht hatte er noch einen Termin den er wahrnehmen musste, oder die Rückkehr der Familie stand kurz bevor und daher musste er das Aufräumen abbrechen.

Darum hat er wahrscheinlich auch vergessen, die anderen Sachen in den Rucksack zu stecken

zu den Einbrüchen weiss ich folgendes:

abberline schrieb:Wer bricht in eine Bruchbude bzw. eine Pleitefirma ein, klaut nix und bricht aus Jux und Dollerei noch öfter mal so dort ein? Glaubt auch keiner.
Was sagten die Täter denn aus?

Es sollen junge Burschen aus dem Dorf gewesen sein. Sie wurden ermittelt und bestraft. Sie selbst behaupteten, es wären Jugendtorheiten gewesen.
Allerdings haben die Täter aus diesem jugendlichen Leichtsinn auch Sachschaden angerichtet. Baumbach merkte an, dass er fast täglich die Versicherung bemühen musste. Was und in welchem Unfang beschädigt wurde ist nicht bekannt. Diese Einbrüche geschahen in den Tagen zwischen Alfreds Tod und Heikes Ermordung.
Die Ermittler versicherten, dass Alfreds Tod, die Einbrüche und Heikes Ermordung nicht miteinander in Verbindung stehen.

Ich gebe zu, dass ich die Bücher nicht gelesen habe. Aber ich habe vieles hier mitverfolgt.
Der Gedanke, dass Heike nach Dessau zu ihrem jüngeren Freund zieht war bei mir immer da. Damit wäre eine Einnahmequelle der Rimbachs entfallen.

Mir ist aber erst jetzt durch eure Beiträge aufgefallen, dass Heike doch vor Ort einen neuen Menschen kennengelernt haben kann mit dem sie sich vermutlich absetzen wollte.

Für mich ist es tatsächlich verblüffend, dass die "Dorfjugend" genau zwischen dem Ableben von Alfred und Heike diese Einbrüche veranstaltete.
Dazu die Schrift auf dem einen Tor.

Vielleicht kann noch jemand den Text hier posten, da er auf dem Bild schwer zu lesen ist. Aber es ging wohl um Heike, dass sie schwierig sei usw.

Für mich gibt es da tatsächlich die Möglichkeit einer Beziehung in das Dorf, die die Familie selbst so nicht geschafft hat. Dieser Ausbruch aus der Familie könnte auch als Verrat gedeutet worden sein. Wobei ich wieder am Anfang meines Verdachts bin.

Auf dem Tor steht:

ein zickiges Miststück, mit hang zur Selbstzerstörung,
grad aufm Egotripp, aber dennoch ein liebes mädel

by SHE


1:1 übernommen.

Es ist halt fraglich, ob der Text etwas mit Heike zu tun hat. Wir wissen nicht, wann der Text aufgetragen wurde. Ich weiß nicht, wie lange die Farbe halten würde.

Ich empfinde den Text ausgerechnet auf diesem Haus als despektierlich. Selbst wenn er nichts mit Heike zu tun hat, weiß doch in der Gegend jeder, dass in diesem Haus eine junge Frau auf barbarische Weise ums Leben gekommen ist.

@JamesRockford
Danke. Ich hatte noch nach einer offiziellen Quelle gesucht.
Es war wohl aus dem Buch von Axel Petermann, der Ausschnitt daraus ist öffentlich und frei zugänglich:

https://books.google.de/books?id=RUbgBQAAQBAJ&pg=PT22&lpg=PT22&dq=heike+rimbach+Ein+zickiges+Mistst%C3%BCck&source=bl&ots=6yXlmNZ-y6&sig=ACfU3U1C6e2pqpk0ha4L_e4MgSspVl4X1A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjnso3-48LzAhVIhf0HHYMnBmsQ6AF6BAgLEAM#v=onepage&q=heike%20rimbach%20Ein%20zickiges%20Mistst%C3%BCck&f=false

Die heutige Sendung "Achtung Fahndung" bei Bild Live weist recht konkret erneut auf einen bekannten Tatverdächtigen hin.

Sowie auf den Umstand, dass der Tatnachweis an der unsachgemaessen Lagerung von Beweismitteln, unter anderem Turnschuhen mit Blut- und Faserspuren, gescheitert sei.

Die Sendung wird erfahrungsgemaess in einigen Stunden unter

http://www.bild.de/achtung-fahndung

verfügbar sein.


Able_Archer.

Able_Archer schrieb:Die heutige Sendung "Achtung Fahndung" bei Bild Live weist recht konkret erneut auf einen bekannten Tatverdächtigen hin.

Sowie auf den Umstand, dass der Tatnachweis an der unsachgemaessen Lagerung von Beweismitteln, unter anderem Turnschuhen mit Blut- und Faserspuren, gescheitert sei.

Der Beitrag in der Sendung war doch reine Effekthascherei! Sorry, aber anders kann man das nicht nennen. Der "bekannte Tatverdächtige" ist doch einwandfrei aus der Sache raus, ebenfalls der Arbeitskollege. Heißt es hier nicht immer, das Personen, gegen die nicht ermittelt werden, nicht verdächtigt werden dürfen? Es gab doch auch noch andere Verdächtige, die in Handschellen zum Verhör abgeführt wurden, u.von denen einer auf Heikes Arbeitsstelle Täterwissen preis gab...warum wurde das in der Sendung nicht erwähnt?
Wenn schon, dann sollte man nicht mit verdeckten, sondern mit offenen Karten spielen, oder man sollte es sein lassen.

Able_Archer schrieb:Sowie auf den Umstand, dass der Tatnachweis an der unsachgemaessen Lagerung von Beweismitteln, unter anderem Turnschuhen mit Blut- und Faserspuren, gescheitert sei.

Das mit den Turnschuhen ist ebenfalls schon lange geklärt, es handelte sich hier um eine Trugspur. Wäre auch schwer vorstellbar, das ein Täter nach der Tat die Schuhe auszieht, sie in Heikes Zimmer stellt, u. dann das Haus verläßt...

@Pestilenz_61

Hallo,

bitte siehe meinen Beitrag als dokumentatorisch an, ich mache mir die Inhalte und Darstellungen nicht zu eigen.

Dann würde ich dies explizit als meine Meinung äussern.


Able_Archer.

Able_Archer schrieb:Hallo,

bitte siehe meinen Beitrag als dokumentatorisch an, ich mache mir die Inhalte und Darstellungen nicht zu eigen.

Dann würde ich dies explizit als meine Meinung äussern.

Dann sollte das "dokumentatorische" aber nicht ganz so einseitig in eine Richtung gehen...wer die Sendung gesehen hat, wird sich seine eigene Meinung darüber bilden.

@Pestilenz_61

Meine Aussage steht in keinem Widerspruch zu deiner Antwort und bleibt daher m.E. in ihrer Substanz unberührt.

Soweit mein abschliessender Kommentar.


Able_Archer.

Also ich weiß ja nicht, was ich davon halten soll, dass diese Turnschuhe jetzt wieder aus dem Zauberhut gezogen werden. Heike hat große Mengen Blut verloren. Die Schuhe des Täters haben mit Sicherheit anders ausgesehen. Auf den Schuhen wurden wenige Spritzer Blut gefunden. Soll ich mir das so vorstellen, dass der Täter die Schuhe nach der Ermordung bei Rimbachs in die Waschmaschine gesteckt hat, und sie anschließend nass in den Schuhschrank gestellt hat? Die Spur war eine Trugspur. Hierfür hat es eindeutige Gutachten gegeben.

Auch hörte sich für mich die Aussage, dass ihm jemand ein Alibi gegeben habe, irgendwie nach einer Gefälligkeit an. Es wurde nach Lage der Dinge keine Anklage erhoben.

Und dann der Hinweis auf den ehemaligen Kollegen mit abermaligem Verweis auf den Prostituiertenmord in Bad Harzburg. Er soll ihr nachgestellt haben. Also eine Aussage ohne Beweis, sonst wäre sie anders formuliert worden.

Unter seriöser journalistischer Arbeit verstehe ich etwas anderes. Hier wurden lediglich zwei ehemalige Verdächtige thematisiert, und in einem Nebensatz erwähnt, dass der jüngere Bruder von Heike in Handschellen mitgenommen wurde.

Wurde jemals verifiziert, ob es in Lüttgenrode tatsächlich keinen einzigen Telefonanschluss gegeben hat? Eher nicht, denn immerhin hatte die Firma ja Telefon.

Ich verstehe ja wirklich, dass Familie Rimbach den Mörder ihrer Tochter hinter Schloss und Riegel wissen möchte, aber wenn dafür ein Unschuldiger herhalten muss, liefe der Mörder weiterhin frei herum. Das will sicherlich auch niemand.

Die Verdächtigen die thematisiert wurden sind doch schon längst ausser Verdacht.
Und in Lüttgenrode soll es nicht mal eine Telefonzelle gegeben haben? Und Heike mußte in den Nachbarort fahren? Ich kann das kaum glauben.
Wieso hat sie nicht von der Firma aus telefoniert. Wäre doch wesentlich einfacher .
Und die Turnschuhe standen wohl schon seit “Ewigkeiten“ in ihrem Zimmer.

Retsiemfoh schrieb:Die Verdächtigen die thematisiert wurden sind doch schon längst ausser Verdacht.
Und in Lüttgenrode soll es nicht mal eine Telefonzelle gegeben haben? Und Heike mußte in den Nachbarort fahren? Ich kann das kaum glauben.
Wieso hat sie nicht von der Firma aus telefoniert. Wäre doch wesentlich einfacher .
Und die Turnschuhe standen wohl schon seit “Ewigkeiten“ in ihrem Zimmer.

Genau so ist es...hier wurde nur wieder alter Kaffee aufgewärmt, u. an Informationen gab die Sendung noch weniger her wie vorangegangene Sendungen.

Retsiemfoh schrieb:Und in Lüttgenrode soll es nicht mal eine Telefonzelle gegeben haben? Und Heike mußte in den Nachbarort fahren? Ich kann das kaum glauben.
Wieso hat sie nicht von der Firma aus telefoniert. Wäre doch wesentlich einfacher .

Ich glaube fast, die Darstellung von Heike, mit dem Auto ins nächste Dorf zu fahren, um ihren neuen Freund anzurufen, hat eine allein dramaturgische Bedeutung. Sie sollte suggerieren, wie wichtig Heike die neue Beziehung war. Wie Du schreibst, hätte sie von der Firma aus telefonieren können. Da hätte es auch vermutlich eine Sitzgelegenheit gegeben, denn Telefongespräche mit dem neuen Freund können ja auch schon mal etwas dauern. Dass in der Wohnung des neuen Freundes gar kein Anruf einging, war offenbar nicht so wichtig, dass man es hätte erwähnen müssen.

Genauso war für mich die Darstellung des gemeinsamen Fernsehabends mit der riesigen Schüssel Kartoffelchips nur dafür bestimmt, die Harmonie in der Familie hervorzuheben.

Insgesamt war dieser Filmbeitrag für mich enttäuschend. Es gab keinerlei neue Erkenntnisse, also offenbar auch keine vorherigen Recherchen, sondern nur Aufgewärmtes effekthascherisch verwurstet.

JamesRockford schrieb:Insgesamt war dieser Filmbeitrag für mich enttäuschend. Es gab keinerlei neue Erkenntnisse, also offenbar auch keine vorherigen Recherchen, sondern nur Aufgewärmtes effekthascherisch verwurstet.

Genau...das gleiche, wie es einem die ganzen Jahre vorgesetzt wurde, aber dieses mal mit noch weniger Informationen...

JamesRockford schrieb:Wie Du schreibst, hätte sie von der Firma aus telefonieren können. Da hätte es auch vermutlich eine Sitzgelegenheit gegeben, denn Telefongespräche mit dem neuen Freund können ja auch schon mal etwas dauern. Dass in der Wohnung des neuen Freundes gar kein Anruf einging, war offenbar nicht so wichtig, dass man es hätte erwähnen müssen.

Das wäre aber das Firmentelefon gewesen und Flatrates wie heute gab es noch nicht. Wenn die Familie schon keinen privaten Festnetzanschluss hatte wird man eher nicht lange und damals uU teure Privatgespräche von diesem Telefon geduldet haben. Zumal es noch einen Geschäftspartner gab.