Mord an Frauke Liebs

Ich gebe zu bedenken, dass Frauke sich nicht einmal, zweimal oder dreimal gemeldet hat, sondern sechs Mal! Insgesamt fanden 7 Kontakte statt, bei einem hat sie ein Gespräch entgegengenommen - nicht von Chris.

Und sie hat offenbar nicht zu verstehen gegeben, dass sie ihre Ruhe oder eine Auszeit braucht, einen Burnout hat oder doch keinen Bock mehr auf Paderborn - das nämlich wäre ein Hinweis auf allumfassende Freiwilligkeit gewesen - und EIN Anruf in Verbindung mit einer SMS hätte gereicht, z.B. "LMAA Chris, ich mache was ich will, sucht mich nicht, ich melde mich dann, wenn ICH Lust dazu habe! Alt genug bin ich doch, oder?" Passt natürlich nicht zu "Komme später ... HDGDL". Da wäre eher ein "Komme doch nicht mehr nach Hause, da wo ich jetzt bin, gefällt es mir besser..." authentischer gewesen...

Stattdessen hat Frauke offenbar zu verstehen gegeben, dass sie

a) in Paderborn ist und
b) heute, auch nicht so spät, nach Hause kommen wird.

Und das ist m.E. ein wesentlicher Punkt. Spätestens mit "Nichterfüllung" der Ankündigung, sie käme nach Hause, hätten m.E. die Karten neu gemischt werden müssen (Beschluss für Handyortung, welcher offenbar nicht erlassen wurde sowie Ausdehnung der Fahndungsmaßnahmen).

Den Beschluss gab es aber nicht, warum eigentlich nicht? Hat man Chris nicht geglaubt? Im Grunde genommen hat er doch anhand der Gedächtnisprotokolle das Material geliefert, aufgrund dessen die Fahndungsmaßnahmen eben nicht ausgeweitet wurden.

Wie hat sich die Situation nach dem 2. oder 3. Anruf dargestellt?

a) Frauke kommt nach Hause, also wird sie wohl darüber entscheiden können, ob und wann sie kommt bzw. geht, kommt aber nicht - den Behörden reicht das offenbar nicht, um von einer Zwangslage auszugehen.
b) Chris, Familie Liebs, Freunde und Kollegen wollen natürlich wissen, wo Frauke ist, sie hoffen, dass es ihr gut geht. Da eine 21-Jährige aber über sich selbst bestimmen darf müssten für einen entsprechenden Beschluss Hinweise vorliegen, dass sie in Gefahr ist oder gar eine Gefahr von ihr ausgeht (Selbst-, Fremdgefährdung).

Wie einfach wäre es für Chris gewesen, einfach eine kleine Lüge einzubauen und zu behaupten, Frauke hätte geflüstert "Bitte hol mich hier raus, ich komme sonst nie wieder!"

Ich denke, daran gedacht haben könnte Chris auch, er würde Gründe gehabt haben, von solch einer "Lüge" abstand zu nehmen, einer davon dürfte seine Aufrichtigkeit gewesen sein.

Es folgten weitere Anrufe. Warum eigentlich?
Frauke soll gesagt haben, Chris wisse doch, warum sie nicht nach Hause kommen könne. Ist das so? Oder ist Frauke nur davon ausgegangen, dass Chris davon weiß?
So oder so, Frauke muss einen Grund gehabt haben, davon auszugehen, dass es so sei - dass Chris wisse, warum sie nicht nach Hause kommen könne.

Ich fasse nochmal zusammen:

- Frauke hat sich nahezu täglich bei Chris gemeldet und einen Anruf ihres Bruders entgegengenommen.
- Sie hat keinerlei Versuche unternommen, ein längerfristiges Fernbleiben anzukündigen oder zu erklären.
- Möglicherweise ist sie Tag für Tag davon ausgegangen, dass sie nach Hause kann.
- Es wurde kein Beschluss auf umfassende Telefonüberwachung und Ortung erlassen.
- Es wird Gründe gegeben habe, dass Frauke dennoch nicht nach Hause gekommen ist.
- Chris hätte die Behörden "anlügen" können, um eine Ausweitung der Maßnahme zu provozieren, hat er offenbar aber nicht, ich denke, er war vertrauenswürdig und hat auch "vertraut".
- Frauke ist ggf. davon ausgegangen, dass Chris wisse, warum sie nicht nach Hause kommen könne.
- Im letzten Telefonat hatte Chris einen Vorsatz.
- Ausgerechnet nach diesem Gespräch folgen keine weiteren.


Wenn man hinter jede der o.a. Aussagen ein "Warum?" oder "Warum nicht?" setzt, kommt man zu möglichen Schlüssen und vielleicht auch zu konsistenten Szenarien.

Einige Monate später hat man Fraukes Leiche gefunden, nicht gefunden hat man die Handtasche und das Handy. Überraschend war wohl der Fund eines kleinen mit Strass besetzten Metall-Kreuzes. Nur, weil man dieses Kreuz mittlerweile zuordnen kann, ist es uninteressant? Mitnichten!

@y-ray

y-ray schrieb: Nur, weil man dieses Kreuz mittlerweile zuordnen kann, ist es uninteressant? Mitnichten!

Was an diesem Kreuz sollte interessant sein ?
Solche Aussagen etwa? http://www.anwaltvergleich24.de/cases/view/649
Das Kreuz soll FL aus einem voherigem Urlaub mitgebracht haben.

Interessant finde ich eher den Verbleib der Tasche, Handy und Uhr.

@Ehlias
Also ich finde eine Betrachtung der Tatsachen, welche man hat, wesentlich effizienter und effektiver, als den Verbleib des Telefons und Tasche.

Es ist mir auch völlig egal, ob Frauke das Kreuz aus einem Urlaub mitgebracht hat oder aus dem Kaugummiautomaten gezogen hat. Auch diese seltsamen Wischiwaschi-anonymen Hinweise aus dem www sind mir nahezu egal.

Meines Erachtens sind zwei Fakten hochinteressant:

a) Frauke soll das Kreuz aus einem Urlaub mitgebracht haben,
b) man konnte es ihr (zunächst) nicht zuordnen.

Und dadurch werden Spuren nicht "geschlossen" sondern neue Fakten geschaffen.

Sollten Ermittler das anders sehen, DHL und die Post suchen noch Zusteller!

@y-ray
Also grundsätzlich verstehe ich dich, allerdings würde das Auffinden von Fraukes Eigentum durchaus Licht in den Fall bringen.
Das die Zuordnung dieses genannten Kreuzes verzögert wurde irritiert mich auch. Allerdings wunder es mich das es bei Frauke gefunden wurde, wenn es denn ihr Eigentum ist. Hier wäre nur interessant zu Wissen ob das Kreuz auch am Tag des Verschwindens in ihrem Besitz war, denn zumindest hätte es bei der Sommerlichen Kleidung auffallen können.

@Ehlias

Es kommt einem fast so vor als hätte Frauke es eingesteckt ,wenn es denn ihres war .

Hat sie es eventuell bewusst mitgenommen ?

Es hat lang gedauert es ihr zuzuordnen !

Hätte sie es an dem Abend getragen(am Hals)....das hätte jemand bemerkt .
Ein schwarzes Lederband um den Hals fällt auf.

Vielleicht ist aber auch irgendwann einfach das Lederband gerissen ,sie hat es in die Hosentasche gesteckt und es wurde 10 mal mitgewaschen.
Auch das wäre möglich ,bei eine jungen Frau , nicht akriebisch die Hosentaschen abzusuchen bevor es in die Waschmaschine geht .....

Erstaunlich ist, daß sie einmal ein Gespräch entgegengenommen hat. Das würde doch bedeuten, daß sie das Handy möglicherweise die ganze Zeit bei sich trug und es nicht der oder die Täter verwahrt haben. Vielleicht hatte sie das Gefühl, selbst schuld an der Situation zu sein, weil sie freiwillig mitgegangen ist. Das würde erklären, weshalb sie sich augenscheinlich nicht gewehrt hat.

Interessant ist auch die Tatsache, dass K. Liebs ebenfalls schon mit KO- Tropfen betäubt wurde (Quelle: Stern Crime)

Weniger interessant als erstaunlich ist, grundsätzliches Verständnis vorzugeben, während man in Folgebeiträgen das Gegenteil beweist.

Mein langer Beitrag ist natürlich schon Schnee von gestern, gelesen hat ihn auch kaum einer, verstanden schonmal gar nicht.

Ich lese hier immer wieder die selben Fragen, doch die eine, schwierig zu beantwortende, nicht der Unterhaltung dienende, weitere Fragen aufwerfende, ist EXTREM SELTEN bis NIE dabei.

Natürlich fällt es mir auch schwer, die Entscheidung zwischen dem Thread oder meinen alten BATMAN-Heften zu fällen.

@y-ray
Also, ich habe deinen Beitrag gelesen. Mir ist aber nicht klar, worauf du hinaus willst. Das Kreuz hätte man FK wahrschenlich schon sehr viel früher zuordnen können. Die Herkunft des Kreuzes hätten nämlich die Angehörigen und Bekannten wissen müssen. Viellecht sind diese erst spät darüber befragt worden.

@matula73

Mag alles sein.

Fakt: Man konnte Frauke das Kreuz (zunächst) nicht zuordnen.

WARUM (NICHT)?

Fakt: Das Kreuz wurde bei Fraukes Leiche gefunden.

WARUM?

Das, und nur das definiert den Spekulationsspielraum.
Man kann unzählige Hypothesen aufstellen, wo das Kreuz "vorher" war und wo genau es bei Fraukes Leichnam gefunden wurde - und das führt wohin?

Sorry, aber kein Schwein interessiert sich hier für die "Warum's". Wenn man dann mal 4...5...6... Möglichkeiten zur Diskussion gestellt hat, sollte es auch gut sein, stattdessen gibt es ca. 2.800 Beiträge über das Kreuz. Ist das Zeitverschwendung?

@zulu67
Es gibt 2 große Discotheken in Herford, da ist so etwas damals häufiger vorgekommen.

@y-ray
Es ist nur dann Zeitverschwendung wenn sichergestellt ist das FL das Kreuz am Tag ihres Verschwindens bei sich trug.
Ist das Fakt das es so ist ? Nein
Du kennst Teile meiner persönlichen Ansicht zu diesem Fall, die stehen hier allerdings nicht zur Diskusion.

@y-ray
Zur Frage 1) Die Angehörigen konnten sich ncht an solche Details erinnern oder FK hat das Kreuz immer unter der Bluse getragen.

Frage 2) Der Täter hat es schlichtweg übersehen oder er hat es aus religiösen Gründen bei den sterblichen Überresten liegen gelassen.

@y-ray
Solange die Kripo nicht öffentlich klarstellt, dass das Kreuz Frauke zugeordnet werden konnte, gehört es (für mich) auch nicht zu Frauke.

Habe deinen langen Beitrag mit großem Interesse gelesen, sehr gut geschrieben!

Komisch ist das mit dem Kreuz auf alle Fälle, besonders im Hinblick auf den Selbstmord des besten Freundes ihres neuen Bekannten.
Wollte da jemand vielleicht eine falsche Spur legen?

@matula73
Genial!

zu 1) Dann wäre es ihr zuzuordnen gewesen. Schließlich kann man davon ausgehen, dass alle Angehörigen, Freunde, Exfreunde etc. dazu befragt wurden. Fazit: Es war ihr nicht zuzuordnen.

Wahrscheinlichkeit: Sie trug es NICHT am Hals.

Frage: WO war das Kreuz am 20.06.06? Klärbar? Oder bleibt es bei Wahrscheinlichkeiten?

zu 2) Ein Kreuzchen, was alle Angehörigen, Freunde etc. übersehen, kann ein Täter natürlich auch mal schnell übersehen :)
Der 2. Halbsatz liegt mir eher...


Ich werfe die nächste Frage ein:

Was haben die Ermittler hinsichtlich des Ablageortes geäußert (Auffinderisiko)?

y-ray schrieb:Es folgten weitere Anrufe. Warum eigentlich?

Diese Frage scheint mir immer wichtiger zu werden.

Denn wenn wir davon ausgehen, dass der Täter ein sehr großes Risiko damit einging, dann muss er doch irgendeinen persönlichen Gewinn von den Telefonaten gehabt haben (oder sich einen solchen versprochen haben).
Nun glaube ich aber nicht, dass sie die Suche nach Frauke wesentlich beeinflusst haben, im Gegenteil, in dem Moment, in dem Chris und ihr Bruder sie als offenkundig verwirrt, ausweichend, möglicherweise sediert schilderten, sind doch sicher auch bei der Kripo alle Alarmglocken angegangen. Nach jemandem, der in so einem Zustand ist, wird natürlich weitergesucht.
Deswegen ist es auch so merkwürdig, wie schon @y-ray schrieb, dass der Täter Frauke Liebs nicht einfach anrufen ließ, um zu sagen, dass sie eine Auszeit brauche, ein paar Tage für sich allein sein wolle, oder was man sonst so im realen Leben sagt, wenn man eine Pause benötigt.

Dass er das nicht getan hat, sondern Frauke Liebs in diesem merkwürdigen Zustand ans Telefon ließ, lässt für mich nur einen Schluss zu:
Er wollte nicht sie (sie war ja den Schilderungen zufolge ohnehin in einem Zustand, in dem sie vielleicht und hoffentlich gar nicht so viiel mitbekam, sondern ihre Familie und ihre Freunde quälen. Denn wie furchtbar muss es sein, wenn man jemanden vermisst und der sich zwar meldet, aber ganz offenkundig nichts in Ordnung ist und man nicht helfen kann? Immer wieder Hoffnung zu haben, immer wieder zu erleben, dass der ersehnte Anruf kommt und nichts erklärt und die Sorgen nur noch vertieft - das stelle ich mir höllisch vor.
Aber auf die Frage, warum jemand andere Leute derart quälen wollen würde, habe ich auch keine Antwort.

@y-ray
Das Auffinderisiko war hoch, man hätte FK auch irgendwo tief im Wald vergraben oder in einem See versenken können. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie gefunden wird. Anscheinend wollte der Täter eine Art von Mahnmal oder Wallfahrtsort schaffen. Diese Orte werden auch immer mit Kreuzen gekennzeichnet.

@y-ray
Soviel ich weiß, sagte Herr Östermann, dass die Leiche niemals gefunden werden sollte.

Gegen eine sorgfältige Ablage, spricht jedoch die Tatsache, dass die Leiche nur mit ein paar Ästen überdeckt war.

Aufgrund der "schlampigen" Ablage, könnte eine Frau involviert gewesen sein. Man hätte den Leichnam wesentlich besser verstecken können. Vielleicht fehlte es den Tätern schlichtweg an körperlicher Kraft.

Eine Leiche die niemals gefunden werden sollte, die legt man wenige Meter neben der Strasse ab? Das ist Bullshit

@Ehlias
Hat Herr Östermann aber so gesagt!