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Der Zodiac Killer

1.310 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Mord, Polizei ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Zodiac Killer

01.04.2025 um 15:59
Damit habe ich mehr die heutige Polizei gemeint. Das völlig lapidare Dementi während des Gary-Poste-Hypes war für mich vielsagend. Aber auch früher schon hat hat es immer wieder Leute bei der Polizei gegeben, die zumindest skeptisch waren, Jack Stilitz wird öfter erwähnt. Aber stimmt schon: das hat - auch innerhalb der polizeilichen Ermittlungen - ein Eigenleben entwickelt.

Und die Vermutung, dass einige bei der Polizei gar nicht so unfroh waren, dass es in der Öffentlichkeit über einen irren Sereinkiller ging und nicht um Drogenringe in Vallejo oder dem Solano County, ist ja auch nicht ganz neu und man braucht dazu nicht einmal der Hoax-Theorie folgen.


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Der Zodiac Killer

01.04.2025 um 17:22
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:Das völlig lapidare Dementi während des Gary-Poste-Hypes war für mich vielsagend.
Stimmt, wobei Gary Poste für mich der lächerlichste Verdächtige überhaupt war.

Der dann auch noch von einer angeblichen Profi-Ermittlertruppe präsentiert wurde.

Indizien?

Er soll in der Nähe von Riverside ärztlich behandelt worden und Anstreicher gewesen sein. Am Bates-Tatort am Riverside-College wurde eine Uhr mit Farbkleks gefunden...

Das Riverside-PD dementiert seit Jahrzehnten verzweifelt, daß Bates ein Zodiac-Opfer ist, auch wenn Voigt und insbesondere Morford das gerne anders hätten.

Das RPD sagt, man wisse, wer mit großer Wahrscheinlichkeit Cheri Bates getötet hat, konnte es dieser Person aber leider nie nachweisen. Das wurde hier sogar sehr detailliert besprochen.

Die "handwritten letters", die als einziges Indiz den Zodiac-Fall und Cheri Jo miteinander verbunden haben, waren ein Fake, wie man seit 2021 weiß.

Damit sind Ross Sullivan auf jeden Fall und Poste schon mal zu großen Teilen raus.

Poste hatte einen Bestseller von David Kahn über Kryptographie ("Codebreakers") im Nachlass, das 1968 den "Pulitzer-Preis für Sachbücher" erhielt .
Aha, wenn jeder, der diesen Bestseller der 1960er damals im Bücherregal hatte, heute Z-Verdächtiger sein soll, können wir bei der hohen Anzahl der Verdächtigen insgesamt noch zwei Nullen zusätzlich hinten dran hängen...

Poste war laut Zeitzeugen gewalttätig ( soll ja durchaus auch bei anderen seiner Geschlechtsgenossen und auch Landsleuten der Fall sein) und hatte Narben auf der Stirn , die diese "Casebreaker"-Truppe auch auf den Phantombildern erkannt haben will.
Nun ist es aber so, daß ein Phantomzeichner nur dann einem Phantombild Narben hinzufügen kann, wenn der Zeuge ihm sagt, daß der Darzustellende tatsächlich Narben gehabt hat. Es gibt nicht einen einzigen Hinweis auf Narben im Zodiac-Fall !

Anschließend wenden sich diese "Casebreaker" auch noch dummdreist ans Riverside - PD und fragen nach der zu diesem Zeitpunkt "zufällig" gerade (zeitlich begrenzten) erhöhten Belohnung im Bates-Fall.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Das ist der Zeitpunkt, als Officer Armand Pelissetti als erster am Tatort eintrifft. Er realisiert schnell, daß Stine nicht mehr zu helfen ist und fragt Robbins, was passiert sei?
Dieser sagt, daß der Killer noch in Sichtweite auf der Cherry ist. Als beide die Straße runterschauen, ist jetzt aber nichts mehr zu sehen.

Anstatt sich Pelissetti in seine Kiste schwingt und hinterher brettert, geht er langsam Auto für Auto die Parkbuchten ab, in der Annahme, daß sich der Killer dort versteckt haben könnte und um sich nicht selbst zu gefährden.

Richard Grinell von codiacciphers.com fragt hier nicht zu unrecht, warum er dem Jungen nicht geglaubt hat, wenn dieser ihm sagte, daß die Sichtung fast schon die "Ecke Jackson St." erreicht hatte und sich deshalb nicht hinter den dem Tatort am nächsten gelegenen Autos versteckt haben konnte ?

So gesehen hat neben Fouke und Zelms ein dritter Cop nicht richtig reagiert.
Zur Verteidigung von Pelissetti:

sein Partner (Peda) und er hätten tatsächlich, genau wie Fouke und Zelms, den Taxi-Killer kriegen können.

Aber die Situation stellte sich schließlich für sie wie folgt dar: er kommt zum Tatort und sieht einen blutüberströmten , kopfüber aus der offenen Beifahrertür hängenden Taxifahrer.

Beim Taxi steht ein Jugendlicher mit einem Bajonett in der Hand, der ihm sagt, daß der Täter noch in Sichtweite die Cherry-Street runterläuft.

Theoretisch hätte der junge Mann ein Komplize oder sogar der Täter selbst sein können.

Daß Pelissetti und Partner auf diesen Hinweis hin nicht direkt hinterherlaufen/fahren und damit riskieren, daß der Täter hinter dem nächsten geparkten Auto hervorspringt und sie (Zitat A.P.) "wegpustet" , ist dann aber doch auch wieder verständlich....

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The Artist formerly known as JestersTear


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Der Zodiac Killer

05.05.2025 um 12:15
Auch wenn ich mir anmaße, in der Gesamtbewertung des Falls eine ganz andere Meinung als Tom Voigt zu haben, ist sein Buch "Zodiac Killer - just the facts" zu empfehlen, falls jemand mal Interesse haben sollte, (eine Auswahl der) Original-Polizeiberichte zu lesen .

Darf hier natürlich nichts zitieren, aber zumindest sagen, worum es inhaltlich geht, denn das ist ja in jeder öffentlichen Buchrezension nachzulesen.

Voigt reiht diese Berichte einfach nur kommentarlos aneinander und zwar in der Reihenfolge , wie die Verbrechen geschahen.

Es ist ganz spannend nachzuvollziehen, auf welchen Wegen die jeweiligen, ermittelnden Behörden unmittelbar nach den vier Attacken waren , ohne zu wissen, was als nächstes kommen würde.

So wird klar, weshalb sich Sgt. Lundblad sehr schnell an Betty Lou Jensens "Stalker" festgebissen hatte und warum der junge Mann über Nacht von Null auf Hundert HV Nummer Eins für die "Lake Herman Road- Morde" wurde.

Wer nach den Schüssen auf Ferrin und Mageau alles seine Nachbarn, Kollegen oder Bekannte denunziert hat, weil die Beschreibung des Täters auf diese passen würde und das "sowieso komische Menschen" seien.

Irgendwann im Oktober 1969 wird erstmals kurz erwähnt, daß ein gewisser, noch bei seinen Eltern in Vallejo lebender Arthur Leigh Allen freitags am Lake Berryessa tauchen gewesen ist, zur Tatzeit des Überfalls auf Shepard und Hartnell, dem 27.09. (Samstagabend) , aber bereits wieder zu Hause gewesen sein will. Seine Eltern konnten sich nicht mehr an die genaue Rückkehr erinnern. ALA verschwindet dann wieder in den Tiefen des Raums, bis er über ein Jahr später von Don Cheney denunziert wird.

Wer alles im Suff irgendwem gestanden haben soll, selbst der "Code-Killer" zu sein.

Wer außer den Hardens noch alles glaubte, das erste Cipher gelöst zu haben und was für Vorschläge dazu sowohl bei den Behörden wie auch bei den Zeitungen eingingen .

Am ehesten wird aber offensichtlich, wie frustrierend die damalige Polizeiarbeit gewesen sein muß. Die wurden mit Bullshit-Hinweisen überschüttet und mussten anschließend Klinken putzen gehen - alles für die Katz!


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Der Zodiac Killer

05.05.2025 um 15:24
Schön, dass Du wieder hier aktiv bist!

Diese Bullshit-Hinweise sind bei einem Fall dieser Publizität natürlich immer ein Problem. Und es hat ja bis heute nicht aufgehört. Ich erinnere wieder einmal an den Hype um die "Case Breakers" vor ein paar Jahren, der (weil völlig substanzlos) in sich zusammengefallen ist. Aber man hat das "Augen-Verdrehen" der zuständig Polizeibeamten hinter ihren Erklärungen förmlich sehen können.

Aber klar muss das frustrierend gewesen sein, dass da plötzlich Morde über abstruse Briefe zu einer Serie verkettet werden, bei der aber nichts zusammenpasst: kein durchgängiges Muster, immer andere Tatwaffen, signifikant voneinander abweichende Personenbeschreibungen, ein abruptes Ende, ... Da wird dann auch umgekehrt die verkrampfte Suche der "Zodiac-Experten" nach weiteren Opfern (Cheri Jo Bates, Donna Lass) verständlich, - denn so ergäbe sich dann wenigstens der Ansatz zu einer stringenten Mordserie. (Wobei auf Donna Lass wenigstens in einem der Briefe angespielt worden sein könnte). Mehr als ein Sich-selbst-Hereinlegen ist es trotzdem nicht.


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Der Zodiac Killer

20.07.2025 um 12:21
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb am 05.05.2025:So wird klar, weshalb sich Sgt. Lundblad sehr schnell an Betty Lou Jensens "Stalker" festgebissen hatte und warum der junge Mann über Nacht von Null auf Hundert HV Nummer Eins für die "Lake Herman Road- Morde" wurde.
Hier sind die Polizeiberichte zu Richard "Ricky" Burton, die in umfangreicherer Form auch in Voigts Buch "Just the facts" zu finden sind. Online von Horan zur Verfügung gestellt.

https://www.flickr.com/photos/112412867@N06/albums/72157638990679044/

Zusammengefasst: Jensen und Faraday hatten bekannterweise am 20.12.1968 ihr erstes, gemeinsames Date und ihren Eltern mitgeteilt, daß sie zum Weihnachtskonzert der High-School wollten Hört sich zunächst mal süß und unschuldig an.

Für den 17jährigen David war es tatsächlich das erste Date , für die 16jährige Betty Lou aber alles andere als das. Sie hatte bereits mehrere Freunde . Ihren letzten hatte sie Mitte Dezember verlassen , eine knappe Woche vor ihrer Ermordung. Und zwar wegen David Faraday , den sie ebenfalls im Dezember erst kennengelernt hatte. Der Verlassene hieß Ricky Burton. Der war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 14 Jahre alt , aber bereits polizeilich in Erscheinung getreten. Langsam aber sicher kommt es mir übrigens vor, als sei jeder aus Vallejo irgendwie schon mal polizeilich in Erscheinung getreten, aber das nur am Rande.

Als am Tag nach dem Doppelmord Jensens Spind in der Schule geöffnet wurde, wurde dort sowas wie ein Tagebuch , jedenfalls eine handschriftliche Notiz gefunden, daß Burton Drohungen gegen BLJ und DF ausgesprochen hatte, dem "die Zähne ausschlagen" wollte, wenn sie nicht zu Ricky zurückkehren würde.

Betty Lous nicht mehr zu Hause lebende Schwester bestätigt ein Telefonat der beiden , in dem über die Drohung gesprochen wurde. Mutter Jensen erwähnte, daß man in den Tagen vor dem Mord das Gefühl hatte, nachts sei jemand im Garten herumgeschlichen und Bettys Bitte, man möge abends auf jeden Fall alle Fenster schließen , sowie das Licht gedämpft halten, damit niemand aus der Dunkelheit ins Haus schauen könnte.

Am Tag des Doppelmordes will eine Zeugin am Haus der Burtons vorbei gegangen sein und Ricky das Auto seiner Mutter waschend angetroffen haben. Der , wohlgemerkt erst 14, sagte der Zeugin, daß er das Auto "abends zur Verfügung" habe und auch noch was "zu erledigen" hätte.

Kein Wunder, daß Richard Burton die "first person of interest" im Fall der Lake Herman - Morde wurde.

Allerdings hatte er zunächst ein Alibi. Familie Burton feierte an diesem Tag den Geburtstag der Schwester. Abends waren noch externe Gäste da, u.a. auch der von der Mutter getrennt lebende Vater und ein Polizist . Man habe Fernsehen geschaut und Ricky war die ganze Zeit anwesend und erst nach der bis ca. Viertel vor Elf dauernden Sendung "in sein Zimmer" gegangen. Zur Erinnerung: die Morde geschahen kurz nach 23 Uhr. Wäre ziemlich hektisch für Ricky gewesen, sich eine Waffe zu schnappen, aus dem Haus zu schleichen, das Auto seiner Mutter klar zu machen und zum Tatort an der LHR fahren. Wie hätte er auch wissen sollen , wo sich Jensen und Faraday gerade aufhalten? Er habe im Laufe des Abends nicht telefoniert...

Später stellte sich allerdings heraus, daß die auswärtigen Gäste bereits einige Zeit vor dem Ende der Fernsehsendung gegangen sind. Letztlich fusst sein Alibi deswegen nur noch auf den Aussagen der Mutter, daß er weder telefoniert noch das Haus verlassen habe.

Da die Ermittler keine Anhaltspunkte dafür hatten, daß R.B. Zugang zu Waffen gehabt haben könnte und die LHR-Morde ein halbes Jahr später sowieso von einem selbsternannten Serienkiller reklamiert wurden, erledigte sich das Thema "Ricky" irgendwann von selbst.

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Jensen, Faraday, Ferrin und Mageau waren übrigens nicht die einzigen Einwohner der Kleinstadt Vallejo, die im Zeitraum eines guten halben Jahres zwischen Ende Dezember 1968 und Anfang Juli 1969 scheinbar motivlos in einem Auto sitzend getötet wurden: gerade mal zwei Wochen nach dem Doppelmord am Lake Herman wurde Anfang Januar der 45jährige Matthew Burrell durch die Heckscheibe seines Wagens erschossen. Klar wurden direkt Parallelen zu Jensen/Faraday gezogen.

burrell 1

Burrell 2Original anzeigen (0,2 MB)

Quelle: https://www.zodiacciphers.com/zodiac-news/another-parking-lot-slaying-on-january-3rd-1969

Warum hat sich der angebliche Z-Killer, scharf auf so viele "Sklaven" wie möglich im "Afterlife", eigentlich nie zu dieser Tat geäußert?
Waren ihm Männer in der Midlife-Crisis im Gegensatz zu jungen Paaren in Sachen Publicity nicht sexy genug?
Oder sollte es damals im kleinen Vallejo neben dem Henkerkapuzen - Freak noch andere mit dem gleichen M.o. gegeben haben?
Eher unwahrscheinlich, oder?

Ich kann´s jetzt leider nicht mit öffentlich zugänglichen Quellen belegen und deshalb möge man mir das glauben oder auch nicht: Burrell soll mit der gleichen Waffe getötet worden sein, mit der wenige Monate später die Tankstellenmorde begangen wurden und die beiden hier bereits erwähnten Gang-Leader sich später für diesen Mord gegenseitig bezichtigt haben.
Eben die Zwei, die angeblich auch den LHR- Doppelmord begangen haben sollen.

In diesem Zusammenhang:
The chill of the winter air was so fierce the night Benicia police Sgt. Pierre Bidou and Steve Armenta, a special agent with the Bureau of Narcotics, were called to Lake Herman Road, they could see clouds of their own breath. Besides the wind, the only sound was the crunch of their footsteps along the frost-covered, frozen mud.

It was just five days before Christmas, 1968, when Bidou, 28, and Armenta, 31, got a call shortly after 11:15 p.m. regarding a “car and a body” on the side of the road, just inside Benicia city limits. The two officers arrived on the scene a few minutes later.

The timing was remarkable. The officers had just participated in a narcotics raid at a building at the Lake Herman parking area and had driven back to town with suspects in the back of their cruiser. Perhaps, they thought, they had seen a car at the turnout. Maybe there were two. They couldn’t be completely sure.
Quelle: https://beniciaheraldonline.com/the-zodiac-case/

Muß man sich mal vorstellen: die kommen gerade von der LHR nach der Drogenrazzia in unmittelbarer Tatortnähe und werden zurück beordert, weil da plötzlich zwei Leichen liegen. Eine davon ist der Pfadfinder, der kurz zuvor den High-School-Dealer verdroschen hat mit dem freundlichen Hinweis, ihn zu verpfeiffen.

Aber der Täter soll der Boogeyman mit dem Motiv "Slaven sammeln" gewesen sein ?


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Der Zodiac Killer

22.07.2025 um 23:13
Hier mal wieder die Vorstellung eines Verdächtigen, dessen Namen noch nicht unbedingt jeder gehört hat und der nicht in jedem Ranking auftaucht - for fun, auch wenn ich selbst mittlerweile nicht mehr an die Existenz eines Zodiac-Killers glaube ...

Chester Clark Klingel und die Eureka-Karte:

Welch ein Zufall ;-)
Am 02.03.2007 startete der Hollywood-Blockbusters "Zodiac-die Spur des Killers" in den US-Kinos.
Am 03.03.2007 wurde bei "Archiv-Arbeiten" des SF-Chronicle , also der Boulevard-Zeitung, die in den 60s am meisten von der Z-Berichterstattung profitierte, ein im kalifornischen Eureka im Dezember 1990 abgestempelter, noch ungeöffneter Umschlag gefunden.

Envelope

https://i64.servimg.com/u/f64/14/94/97/81/possib16.jpg

Layout und die Schrift zeigten eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Zodiac-Korrespondenz der späten 60s und 70s, allerdings mit dem Unterschied, daß damals nie PLZ noch Anschrift des Chronicle aufgeführt waren.

Der Inhalt war eine wahrscheinlich vom Verfasser veränderte Weihnachtskarte , die einen auf Groucho Marx zurecht gemachten Schneemann zeigt , der fragt " Von deinem heimlichen Freund: hast du noch immer keine Ahnung, wer ich bin...?"

eureka4578-orig orig

https://zodiackillerfacts.com/zodiac-christmas-card.htm

Obwohl in dieser Karte weder der Name "Zodiac" erwähnt wird noch das Fadenkreuz auftaucht , enthält sie eindeutige Anspielungen auf den Fall.
Der "heimliche Freund " (Secret Pal) taucht ebenfalls in der "Halloween-Karte" aus dem Jahr 1970 auf, "Schneemann" Groucho Marx parodierte die "komische Oper" The Mikado , aus der der Zodiac sowohl im "Little List"-Brief von 1970 wie auch im "Exorzist-Brief" von 1974 zitiert. Der Clou kommt aber noch: in der aufklappbaren Karte lag eine Kopie von zwei Schlüsseln.

schlsselOriginal anzeigen (0,2 MB)

https://zodiackillerfacts.com/images/1990-5.jpg

Der Umschlag samt Inhalt wurde an die Behörden (Law Enforcement/LE) ausgehändigt, aber auch in Kopie an den Zodiacologist Tom Voigt.
Die Handschriftexperten des LE wollten originale Zodiac-Korrespondenz zumindest nicht ausschließen, so daß das in Sachen neue Zodiac-Entwicklungen aus guten Gründen eher behäbige LE einen DNA-Abgleich veranlasste, dazu aber später mehr.

Voigt und Konsorten waren aktiver: nach den unvermeidlichen Über-Interpretationen der Karte (" Warum Eureka? Weil Archimedes HEUREKA rief, als er ein Rätsel lösen konnte!" oder "Die BRS-und PH-Morde erfolgten in unmittelbarer Nähe von Golfplätzen. Ein SCHNEEMANN ist ein Begriff aus dem Golfsport!") hat Voigt tatsächlich einen Namen ausfindig gemacht.

Er ging auf Verdacht in das Hauptpostamt von Eureka und erkundigte sich , ob die Schlüssel von dort stammen könnten. Der auskunftsfreudige Mitarbeiter erklärte ihm, das der eine Schlüssel einem jungen Mann gehörte, der für Voigt allerdings uninteressant war, weil zu Zeiten der Zodiac-Serie noch nicht geboren. Der zweite Schlüssel gehörte zum Schließfach eines im Jahr 2007 bereits 81jährigen Mannes, der es schon seit Jahrzehnten angemietet hatte:

CHESTER CLARK KLINGEL.

Voigt stelle Nachforschungen an und fand einen passablen Zodiac-Verdächtigen:

1.) Chester Clark Klingel war zum Zeitpunkt der Serie 43 Jahre alt und passt damit zu den Zeugenbeschreibungen der Mordnacht von Presidio Heights ( Alter des Täters ca. 40-45 Jahre)

2.) C.C.K war , wenn auch in jüngeren Jahren, bei der Handelsmarine. Zur Erinnerung: in den 70s behauptete der Anwalt Robert Tarbox, daß ein Mann in sein Büro gekommen sei, 50 Dollar für eine juristische Beratung auf den Tisch des Hauses legte, sehr detailliert von den Zodiac-Morden sprach und "reinen Tisch" machen wollte. Irgendwann ist der Mann gegangen und sei nicht wie versprochen wieder aufgetaucht. Kurze später wurde Tarbox wegen einer anderen Sache die Zulassung entzogen, insofern könnte seine Geschichte mit leichter Vorsicht zu genießen sein. Graysmith z.B. nahm sie ernst.

3.) CCK wohnte in seiner Jugend nach Umzügen in mehreren Wohnungen und Häusern direkt am Presidio, sein Geburtshaus in unmittelbarer Nähe der letzten Zodiac-Sichtung. Zu einer Zeit seines Lebens arbeitete er im Presidio. (Zitat des SFPD : das Presidio habe den Taximörder "verschluckt")

4.) CCK arbeitete während der Mordserie für eine Versicherung in der California Street, die sich mitten durch den Stadtteil Presidio Heights zieht, unweit des Stine-Tatorts.

5.) CCK war 1969 zum dritten mal verheiratet. Ein Sohn seiner dritten Frau lebte zu diesem Zeitpunkt in Vallejo, unweit des öffentlichen Fernsprechers der Ecke Springs/Tuolumne, von wo aus der Anruf des vermeintlichen BRS-Killers erfolgte.

6.) Es gibt leider keine Fotos von Klingel aus den späten 60ern, lediglich Jugendfotos und als alter Mann. Aber selbst hier lässt sich erahnen, daß er in seinen 40er Lebensjahren durchaus Ähnlichkeit mit dem Phantombild der PH-Zeugen gehabt haben könnte.

Klingel

https://uploads.tapatalk-cdn.com/20240304/e203aba610a1ac2b5ca931e928c1ad7b.jpg

Allerdings existiert ein Foto von seinem Vater, der zum Zeitpunkt der Aufnahme Anfang/Mitte 40 gewesen sein könnte. Auch hier sind Ähnlichkeiten zum Phantombild nicht abwegig, wenn man sich die Brille dazu denkt:

Vater Klingel

https://www.tapatalk.com/groups/zodiackillerfr/discussion-chester-clark-klingel-aka-sam-from-eure-t10077.html

7.) Voigt will 2007 den 80jährigen Klingel angerufen und damit konfrontiert haben, daß sein Name bei Zodiac-Ermittlungen aufgetaucht sei. Klingels Reaktion : "Bin ich jetzt auf seiner Little-List?".
"I´ve got a little list" ist ein Song aus "The Mikado".
CCK war der Bezug Zodiac/The Mikado scheinbar sofort bewusst. Oder war ihm sogar der The Mikado-Hinweis auf der "Eureka-Card" bekannt ?

8.) Im Jahr 2001 erhielt der Chronicle einen Neujahrsgruß inklusive Botschaft, die vom Schriftbild und Aufbau der 1990er Weihnachtskarte sehr ähnlich ist. Auch hier wird die Zeitung im Gegensatz zu früherer Korrespondenz des Z mit Adresse inklusive PLZ angeschrieben. Es ist naheliegend , daß beide Karten vom selben Verfasser stammen, da die 1990er Weihnachtskarte erst 2007 entdeckt wurde und deswegen deren Layout einem möglichen anderen Verfasser des Neujahrbriefs 2001 noch nicht bekannt sein konnte:

2001-1990Original anzeigen (0,4 MB)

https://www.zodiacciphers.com/zodiac-news/category/eureka%20card

Im Neujahrsbrief 2001 beschwert sich der Verfasser über "die Verbrechen der Busfahrer San Franciscos" , bedroht diese und erinnert an die "Opfer des Straßenverkehrs" , an die nur noch deren "Angehörige denken" würden.
-- Klingel verlor zwei Familienmitglieder durch Verkehrsunfälle, seine erste Frau starb in den frühen 60s und ein 24jähriger Sohn im Jahr 1986 .

Fortsetzung folgt in den nächsten Tagen...


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Der Zodiac Killer

22.07.2025 um 23:22
Kurzer Nachtrag noch zu Punkt "2" , damit es auch Sinn ergibt: Der Mann in Tarbox Büro antwortete auf die Frage nach seinem Beruf : "Handelsmarine"


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Der Zodiac Killer

23.07.2025 um 20:55
Fortsetzung:

Alle öffentlich zugänglichen Infos zu Chester Clark Klingel basieren auf den Informationen von Tom Voigt.
Dessen Kritiker , ähnlich bei Graysmith , werfen ihm vor, die Dinge gerne schon mal so zu biegen, daß sie ins eigene Narrativ passen.

Voigt kann belegen, daß ein DNA-Abgleich stattgefunden hat, weil das Schriftbild der EUREKA-KARTE und die Rechercheergebnisse dem FBI dafür interessant genug erschienen.

Der Vergleich mit den Zodiac-Spuren war negativ .

Wenn ich Voigt richtig verstanden habe, ist das mit der Probe eher abenteuerlich abgelaufen. Keine freiwillige Abgabe auf Wattestäbchen oder per richterlichem Beschluß.
Man (wer auch immer?) hat CCK beobachtet und sich dann ein Gefäß geschnappt , aus dem Chester C. in der Öffentlichkeit getrunken habe. Eine andere Quelle behauptet sogar, Klingels Müll sei durchwühlt worden und stellt deswegen die Ernsthaftigkeit des Ergebnisses in Frage.

Voigt behauptet weiter, daß FBI habe (ihm?) mitgeteilt, daß Chester Clark Klingel zwar mangels Übereinstimmung nicht der Zodiac-Killer sein könne, aber trotzdem der Verfasser der Weihnachtskarte von 1990 gewesen ist.

Dieser "Ausschluß mangels Übereinstimmung" wird regelmäßig von vielen am Fall Interessierten, u.a. der "Arthur Leigh Allen" - Fraktion kritisiert. So ist z.B. nicht gesichert, daß der "blutige Fingerabdruck" im Stine-Taxi vom Zodiac stammt . Eins der Robbins-Kids hat später gemutmaßt, der Fingerabdruck könnte von Lindsey stammen, der noch vor den Cops am Taxi war und dem Fahrer helfen wollte.
Es ist auch nicht gesagt, daß der Verfasser der ersten Zodiac-Briefe die Marken selbst "angeleckt" hat, oder der Abbdruck am Telefon in Napa nicht doch vielleicht von jemandem stammt, der noch nach dem Killer die Zelle betreten hat.

Und da tun sich für mich folgende Optionen und Fragen auf auf:

1.) Es ist so, wie Voigt es sagt. Chester Clark Klingel hat 1990 die Eureka-Karte geschrieben, ist aber nicht der Zodiac-Killer (wenn es denn den tatsächlich geben sollte) :
warum sollte sich ein zu diesem Zeitpunkt vollkommen unauffälliger Mann mit 64 Jahren zum ersten mal entschließen, etwas total Beklopptes zu tun und sich selbst als berüchtigsten Cold-Case-Serienkiller der US-Geschichte zu bezichtigen? Denn daß ihm der Schlüssel ziemlich schnell auf die Füße fällt, sollte ihm bewußt gewesen sein. Die Karte stammt aus dem Jahr 1990, die Reaktion auf die Karte kam erst 2007, weil sie versehentlich in einem Archiv vor sich hin gammelte. Warum kein zweiter Versuch in diesen 17 Jahren? Warum hätte Klingel im Jahr 1990 überhaupt (laut Voigt) "seit Jahrzehnten schon" ein Postfach in Eureka unterhalten sollen, wenn er erst 1993 dort hingezogen ist ? 1990 jedenfalls wohnte er noch 75 Meilen von Eureka entfernt! Kann es nicht eher sein, daß der für unser Verständnis Datenschutz verletzende Postangestellte eher "eine lange Zeit", nämlich die Jahre von 1993 - 2007 meinte? Dann wiederum wäre es aber nicht realistisch , daß Klingel der Verfasser der 19990er Karte ist.

2.) CCK ist der Verfasser der Karte und doch der Zodiac-Killer (der dann aber ziemliche Todessehnsucht gehabt haben dürfte).
Warum sollte dieser, nachdem sich 20 Jahre (meinetwegen war Kathleen Johns 1970 Opfer) nichts mehr im Fall getan hat, plötzlich Harakiri begehen wollen?
Wir Küchenpsychologen könnten nun sagen, daß er reinen Tisch machen und endlich gefasst werden wollte - aber warum dann nicht einfach hin zum "FBI- Außendienstelle San Francisco" und sagen : "Hey, ich bin der Sklavensammler , den ihr seit 1968 sucht und habe euch wie Berkowitz verarscht?" Eine zu erwartende Reaktion wäre gewesen: " Wenn Sie Bitte dahinten Platz nehmen wollen? Es dauert noch ein wenig, weil sie heute erst der 14. sind, der behauptet, der Zodiac-Killer zu sein!" Könnte also eher Sinn gemacht haben, die Behörden aktiv auf die eigene Spur zu bringen, als sich direkt zu stellen.

3.) Diese Konstellation ist für mich nicht die Realistischste, aber dafür die Interessanteste: der Zodiac-Killer ist der Verfasser der Eureka-Karte, heißt aber nicht Chester Clark Klingel!
Zuerst dachte ich mir, daß dieser Fall genau der Humor des Boogeymans ist - denn wenn wir ehrlich sind: CHESTER CLARK KLINGEL ist ein ziemlich bescheuerter Name! Eine nicht unrealistische Interpretation des 12er Ciphers ("My name is") ist "ALFRED E NEUMAN" . Nicht auszuschließen, daß der Killer Chesters Namen irgendwo aufgeschnappt und sich gedacht hat , den ahnungslosten Zeitgenossen mal so richtig in Bedrängnis zu bringen!
Was aber nicht erklären würde, wie Zodiac Zugriff auf die Schlüssel bekommen haben soll?
Wahrscheinlicher ist bei dieser Konstellation , daß sich die Wege von CCK und dem Mann, der behauptet, der Zodiac-Killer zu sein, irgendwann mal persönlich gekreuzt haben müssten.

4.) Meine bevorzugte Konstellation: CCK ist weder der Verfasser noch der Zodiac!
Aber wer soll dann die Karte geschrieben haben, die den armen Clark Chester in die Bredouille gebracht hat?
Meine Vermutung: jemand, der Chester und die im Posting zuvor darniedergelegten Indizien so gut kannte, daß er in Klingel den Zodiac-Killer vermutet hat!
Frage: warum nicht direkt ans FBI wenden oder zum SFPD gehen? Mögliche Antwort: einerseits der Wunsch, anonym zu bleiben ("könnte ja doch nichts dran sein") , aber auch , um der peinlichen Situation zu entgehen: "Bitte warten! Sie sind heute der 136. der melden möchte, daß ein Nachbar, Arbeitskollege oder der Liebhaber seiner Ehefrau der Zodiac-Killer ist!"
Warum kein zweiter Versuch zwischen 1990 und 2007 , CCK in den Fokus zu bringen? Wahrscheinlich ist der Verfasser davon ausgegangen, daß sein Hinweis überprüft wurde, aber sich doch als substanzlos erwiesen hat.

Den "Vallejo-Bezug" von CCK finde ich ebenfalls eher dünn, denn wie darf man sich das vorstellen?
Man besucht an Wochenenden und Feiertagen den Sohn der dritten Ehefrau und Clark Chester, Waffen unterschiedlichen Kalibers natürlich immer heimlich im Gepäck, sagt nachts "Schatz, ich hole noch kurz Zigaretten", um dann durch die Gegend zu cruisen und Teenager zu erschießen? Eher nicht...

Chester Clark Klingel verstarb 2017 im Alter von 90 Jahren.


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Der Zodiac Killer

23.07.2025 um 21:29
Da ich weiß, daß trotz der langen Beiträge immer noch ein paar Leute mitlesen:
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb am 30.03.2025:und George Bawart, der bei der angeblichen Identifikation Arthur Leigh Allens durch Mageau am Orlando Airport zugegen war
Es war natürlich nicht der "Orlando" - , sondern der "Ontario"- Airport in Kalifornien,...
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb am 20.07.2025:Jensen, Faraday, Ferrin und Mageau waren übrigens nicht die einzigen Einwohner der Kleinstadt Vallejo, die im Zeitraum eines guten halben Jahres zwischen Ende Dezember 1968 und Anfang Juli 1969 scheinbar motivlos in einem Auto sitzend getötet wurden
...Mageau wurde selbstverständlich nicht getötet...
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Eine nicht unrealistische Interpretation des 12er Ciphers ("My name is") ist "ALFRED E NEUMAN" .
und es geht logischerweise um das 13er-Cipher, es gibt nämlich kein 12er !

Sorry ;-)


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Der Zodiac Killer

27.07.2025 um 15:45
Nach CHESTER CLARK KLINGEL mehr aus der Rubrik "Doofe Namen mit Außenseiterpotential" :

Xenophon Lusby Anthony und der kleine Zeuge:

Eigentlich bot Xenophon Lusby Anthony , der wirklich so hieß und ich ihn im folgenden Beitrag "Xen" nennen werde, viel mehr als "Außenseiterpotential" . Das FBI soll ihn jedenfalls bis zu seinem Tod als "Verdächtigen der Kategorie A" geführt haben.
Xen hat nämlich gegenüber allen anderen Tausenden von Tatverdächtigen, auch den Top-Guns wie Allen, Gaik oder Kane, ein Alleinstellungsmerkmal:

Er ist der einzige Mensch im gesamten Zodiac-Fall, der von einem Tatzeugen (!) namentlich genannt wurde !

Von vorne:

Zodiacologist Alex Lewis betreibt an für sich eine Webseite, die Lawrence Kane als Hauptverdächtigen des Falls promoted:

https://lawrencekanezodiac.wordpress.com/

Im Jahr 2016 fiel ihm bei einer Recherche zu einem eigentlich ganz anderen Sachverhalt ein gerade erst freigegebenes Dokument des FBI in die Hände:

anthony

https://forum.zodiackillerciphers.com/attachments/wpforo/attachments/58/48298=5415-3770031_orig.jpg

Bekannte Tatzeugen des Taximordes waren bis zu diesem Zeitpunkt die drei Robbins-Kinder von der gegenüberliegenden Seite der WSH-Street, 13, 14 und 16 Jahre alt.
Der im FBI-Dokument erwähnte achtjährige Tatzeuge war bis ins Jahr 2016 unbekannt!

Die umtriebigen Amateur - und semiprofessionellen Zodiac-Detectives haben nicht lang gebraucht, um den Namen des Kindes und die Stelle der Beobachtung zu orten.
Da die Behörden den Namen bis heute geheim halten, werde ich ihn hier nicht nennen. Wäre sowieso unbestätigt und letztlich ist der Name des Zeugen auch egal.

Der Burner ist jedenfalls die Aussage des Jungen : der Mann , der sich am Taxi zu schaffen machte und anschließend die Cherry Street runter ist, sei der ihm bekannte Mr. Xenophon Anthony aus der Jackson Street gewesen gewesen!
Zur Erinnerung: in der Jackson Street, da parallel zur Washington Street verläuft, trafen die Officers Fouke und Zelms auf den Mann, den das allseits bekannte Phantombild des vermeintlichen Zodiac-Killers zeigt.

Auf den einschlägigen Zodiac-Webseiten wurde natürlich diskutiert, woher der Junge einen Mann kennen könnte, der in der Großstadt immerhin mindestens eine Viertelstunde Fußweg entfernt wohnte und eine wahrscheinliche Antwort ist, daß er in Xen den Vater eines Schulkameraden erkannte, da dessen Sohn zu diesem Zeitpunkt in etwa im gleichen Alter war.

Im Brief vom 13.10.1969, dem der blutige Hemdsärmel beigefügt war und der wenige Tage nach dem Mord von Presidio Heights eintraf, erwähnt der Briefeschreiber, daß "Schulkinder nette Ziele sind" .
Hatte der Taxikiller etwa mitbekommen , daß er von einem, oder , wenn man die Robbins-Kids dazu zählt , gleich von mehreren (schulpflichtigen) Kindern" beobachtet wurde und war diese Drohung vielleicht gar nicht allgemein, sondern ganz konkret auf jemand Bestimmten gemünzt?

Zur Person "Xenophone Lusby Anthony" :

anthony young Anthony old

https://www.legacy.com/us/obituaries/legacyremembers/xenophon-anthony-obituary?id=16392333

https://uploads.tapatalk-cdn.com/20180517/8ecc442586dec0e862517eb7ad70f8a5.jpg

Xen wurde 1931 in Spokane/WHS an der Nordwestküste der USA geboren. Im Jahr 1969 war er demzufolge 38 Jahre alt .Alter des Taximörders laut Fouke: ca. 40-45 Jahre, die Robbins-Kids hatten ihn eher 10 Jahre jünger geschätzt.

Er stammte aus einer gutsituierten Familie und soll der "Groß-Groß-Neffe" von Jane Stanford, der Gründerin der gleichnamigen Universität, gewesen sein.

Er lebte bis ins Jahr 1966 mit seiner Frau Valerie im Großraum Los Angeles, Valerie soll laut Highschool-Jahrbuch aus Riverside stammen:

valerie

https://forum.zodiackillerciphers.com/attachments/wpforo/attachments/58/48304=5419-Screen-Shot-2016-06-08-at-6.22.32-AM.png

Zur Erinnerung: Cheri Jo Bates aus Riverside wurde im Jahr 1966, dem Jahr des Umzugs der Anthonys in die Bay Area, ermordet.

Xen war Harvard-Absolvent, hat sich dafür aber im späteren Berufsleben eher unter Wert verkauft: er soll Ende der 1960er Jahre eine "Tätigkeit im Einzelhandel" ausgeübt haben.
Valerie gründete Mitte der Siebziger eine "Schule für lernbehinderte Kinder" in San Francisco. Xen gab daraufhin seinen Job im Einzelhandel auf, um sie zu unterstützen.

Die Webseite ...

https://www.zodiacz32.com/

...deren Betreiber sich vor allem mit der Entschlüsselung des 32-Ciphers beschäftigen, weil sie denken, daß hier der Rätsels Lösung liegt, beschäftigen sich mittlerweile wieder eher mit Koordinaten und Radianten, stellten aber kurz nach der Veröffentlichung von Anthonys Namen damals die Theorie auf, daß der Killer seinen Namen mit Anschrift im Z-32 genannt haben könnte, da der zweite Abschnitt tatsächlich mit einem X beginnt:

3218jacksonstreet
xenophonanthony

IMG 4701Original anzeigen (4,0 MB)

Youtube: Zodiac Killer: Xenophon Anthony
Zodiac Killer: Xenophon Anthony
Externer Inhalt
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Kleiner Tipp am Rande: die 22 Minuten des Youtube - Podcasts lohnen sich nicht, sind verschwendete Lebenzzeit.
Hatte das 32-Ciphermit Bezug zu XA dort nur abfotografiert, weil ich es auf zodiacz32.com/ schon nicht mehr gefunden habe.

Der Blog/Webseite

https://zodiackmak.com/

stellte irgendwann die Theorie auf, daß die Mordserie nach PH so abrupt aufhörte, weil nun plötzlich der Name eines Täters bekannt war.
Klingt erst mal nicht unplausibel , dann wird´s aber wild:
man glaubte , daß Xen der Teil einer "Thrill-Killer"- Gruppe gewesen sein könnte , den "four horsemen" . Jede der vier dem Zodiac zugerechneten Taten sei einem anderen Täter zuzuordnen, der Briefeschreiber sei eine fünfte Person gewesen, was die mangelnden Übereinstimmungen an den Tatorten erklären würde.

Die Ermittler nahmen jedenfalls die Spur Xenophon Lubys Anthony so ernst , daß dem FBI bereits Anfang November 1969 der ihn als Taximörder ausschließende Laborbefund vorlag.
Die Problematik, ob man tatächlich jemanden mangels Übereinstimmung der Spurenlage völlig auszuschließen kann ,wurde hier bereits erörtert.

Persönlich bin ich entsetzt, wie schnell ein unbescholtener Mann ohne Bezug nach Berryessa oder Vallejo aufgrund der Aussage eines Achtjährigen zu einem Z-Hauptverdächtigen werden konnte und offenbar heute noch ist.
Dem Kind sollte man zugestehen, seine Aussage nach bestmöglichen Wissen und Gewissen getroffen zu haben.
Festzuhalten bliebe dann wenigstens , daß der Taximörder eine Ähnlichkeit mit Mr. Anthony gehabt haben müßte, was die von ihm bekannten Bilder als junger bzw. älterer Mann durchaus hergeben.

Das FBI veröffentlichte den Namen , nachdem Xenophon Lusby Anthony 2016 im Alter von 84 Jahren verstorben ist.


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Der Zodiac Killer

02.08.2025 um 20:34
Viel zu lesen, wenn man aus dem Urlaub zurückkommt.

Das Ganze hat für mich unterschiedliche Abstrusitätsgrade. Xenophone Lusby Anthony überzeugt mich sehr wenig. Der Taximord als "thrill killing"? Das hat fast schon Garrison-Niveau (anderes Thema, ich weiß). Und alles andere ist auch nicht sehr belastbar.

Klingel hat schon eher was. Wie gut ist denn gesichert, dass die "kanonischen" Schreiben alle vom selben Autor stammen? Wir sind uns ja einig, dass die Hoax-Theorie d.h. dass die Morde unabhängig voneinander begangen wurden, am einleuchtendsten ist. In einem ähnlichen Sinn könnte es durchaus auch mehrere Briefeschreiber gegeben habe, und auch auf offizieller Seite werden viele Fälschungen und Elaborate von Trittbrettfahrern angenommen. Immerhin ist dadurch eine weitverbreitete Hysterie ausgelöst worden und Details seiner Briefe (wie eben das Zodiac-Symbol) werden schon breiter bekannt gewesen sein. Nach dem 21. April 1970 hören auch die verschlüsselten Zeichen auf, und es werden Grußkarten mit mehr oder weniger durchsichtigen Anspielungen verschickt, also durchaus sowas wie ein Stilbruch. Dass Klingel der Verfasser der "Mikado"-Karte vom 26. Juli 1970 ist, halte ich nicht für undenkbar. An der Sachlage würde das allerdings nicht viel ändern.


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Der Zodiac Killer

03.08.2025 um 09:49
Hallo @WgahnaglFhtagn ,
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:Dass Klingel der Verfasser der "Mikado"-Karte vom 26. Juli 1970 ist, halte ich nicht für undenkbar.
Ja, laut Voigt sagt das auch das FBI. Wobei hier die Betonung auf "laut Voigt" liegt...

Persönlich habe ich ein wenig den Verdacht, daß er sich mit dieser Aussage reinwaschen will, nachdem er nicht zum ersten mal einen sehr wahrscheinlich Unschuldigen als Z-Verdächtigen ins Gespräch gebracht hat.

Warum sollte Klingel erst mit stolzen 64 Jahren anfangen, Schwachsinn zu tun und sich selbst als Verdächtigen ins Gespräch zu bringen?
Beginnende Altersdemenz? Glaube ich nicht, denn mit 80 Jahren war er noch ganz schön schlagfertig ! ("Am I now on his little list?")

Warum sollte er die Karte in Eureka zur Post gebracht haben, wenn er erst drei Jahre später dorthin gezogen ist ?
Wenn er die Behörden tatsächlich "auf seine Spur" bringen wollte, wäre es doch sinnvoller gewesen, das Teil direkt vor der eigenen Haustür in einen Briefkasten zu stopfen.

Warum hat er in den 17 Jahren, in denen die Karte versehentlich unbeachtet blieb, keinen zweiten Versuch unternommen ?

Warum soll er als Zodiac-Killer die Serie ausgerechnet in Benicia/Vallejo begonnen haben, wenn er gar nicht von dort stammte? Wie will er die Attacken überhaupt bewerkstelligt haben, wenn man "zu Familienbesuch" war?

Klingt alles nicht sonderlich plausibel.



Bei Anthony würde mich mal interessieren, wie der damals Achtjährige, der heute Mitte Sechzig sein muß und noch am Leben scheint, da die Behörden seine Identität weiter geheim halten, die Angelegenheit heute sieht.

Ist der Mann mit jahrzehntelangem Abstand weiter davon überzeugt, Xenophon Anthony am Tatort gesehen zu haben?
Oder hat er mittlerweile für sich den Schluß gezogen, daß er sich wegen Dunkelheit, Aufregung, usw. vertan haben könnte und der Taxi-Killer lediglich eine gewisse Ähnlichkeit mit Mr. Anthony gehabt hat?

Zum Vergleich: als Kind dachte ich, daß man Großvater auf Briefmarken abgebildet ist, weil er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bundespräsidenten Gustav Heinemann hatte.

Wenn ich heute Bilder von Heinemann angucke und es mir so recht überlege: da ist auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Z-Phantombild. Man kann als Kind schon mal durcheinanderkommen ;-)


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Der Zodiac Killer

03.08.2025 um 13:06
Ich halte das Szenario auch nicht für sehr plausibel. Dass Klingel in irgendeinen Mord verwickelt war, glaube ich sowieso nicht. Was ich mir vorstellen könnte (!) ist eben, dass er sich bei einem der Briefe (eben dem Mikado-Brief) als Trittbrettfahrer betätigt hat.

So aus der Welt liegt Eureka nicht, und es ist auch ein Ferienort. Ich schätze die Entfernung von SF auf 5 Autostunden, da kann man schon gelegentlich hinkommen. Das macht das Szenario nicht plausibler, es ist aber nicht so unwahrscheinlich, wie es vielleicht auf dem ersten Blick aussieht.

Warum ich darauf anspringe ist ja, dass ich mir schon öfter überlegt habe, ob die Zodiac-Briefe wirklich nur auf eine Person zurückgehen. Die mit den "Ciphers" wohl schon - aber die späteren mit den nebulosen Anspielungen, die teilweise nicht einmal mehr das Zodiac-Symbol aufweisen?


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Der Zodiac Killer

03.08.2025 um 19:43
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:Wir sind uns ja einig, dass die Hoax-Theorie d.h. dass die Morde unabhängig voneinander begangen wurden, am einleuchtendsten ist.
Ja, da sind wir uns einig.

Ich wollt´s eigentlich kurz halten, wird aber wohl wieder ziemlich lang :-(

Ich habe mit der Person Horan so meine Probleme. Seine Kritiker werfen ihm vor, immer mehr Richtung Verschwörungstheoretiker abzugleiten, was übrigens mittlerweile auch mein Eindruck ist.

Dumm kann er als Professor für Literatur (?) ja nicht sein, aber Schlauheit und Verschwörungstheorien schließen sich nicht immer unbedingt aus.

Trotzdem hat er mMn als Erster die richtigen Fragen gestellt, nachdem nach der Jahrtausendwende immer mehr Polizeiakten zum Fall freigegeben wurden.

Nur die Schlüsse, die er aus den richtigen Fragen für sich gezogen hat, sind teilweise schon schräg.

Ein Beispiel: er hält Dennis Land für den Lake Berryessa-Killer und hat starke Argumente. Nun hält er Land aber auch für den Serientäter der "Santa Rosa Anhaltermorde", ...

Wikipedia: Santa Rosa hitchhiker murders

...die parallel zu den Heydays der Zodiac-Ermittlungen in der Nachbarschaft stattfanden und für die man ebenfalls Arthur Leigh Allen wegen seines Wohnwagens in Santa Rosa drankriegen wollte.

Horan bringt auch hier starke Argumente für eine Täterschaft D. Lands, wie z.B. der Umstand, daß Opfer auf halben Weg zwischen dessen Ranch und Arbeitsplatz am Lake Berryessa gefunden wurden. Horan argumentiert, daß die Frauen, denen die Gefährlichkeit des Trampens in der Region wegen der Mordserie bewußt war, trotzdem zu Land in den Wagen stiegen, weil sie sich durch Park-Ranger Uniform und Dienstwagen in falscher Sicherheit wähnten.

So weit so gut.

Doch dann kommt´s: Horan sagt, daß Dennis Land schwul war, "und zwar einer von der Sorte, die Frauen hasste" .

Und ab da bin ich dann wieder raus.

Ich hab natürlich schon von homosexuellen Serienmördern gehört, San Francisco selbst hatte wenige Jahre nach Zodiac seinen "Black Doodler" ,..

Wikipedia: Doodler

... aber ein schwuler Serienmörder, der aus Haß nur Frauen tötet, ist mir noch nicht untergekommen.
Zumal Opfer der "Santa Rosa-Serie" nackt und mißbraucht aufgefunden wurden. Es besteht mMn noch die Möglichkeit, daß Dennis Land den Lockvogel für einen heterosexuellen Serienmörder gegeben haben könnte, aber wie wahrscheinlich ist das?
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:Warum ich darauf anspringe ist ja, dass ich mir schon öfter überlegt habe, ob die Zodiac-Briefe wirklich nur auf eine Person zurückgehen.
Der Professor hält Napa-Detective Hal Snook für den Briefeschreiber. Und zwar für so lange, bis Leute aus dem Umfeld des "SF Chronicle" übernommen hätten, Robert Graysmith beschuldigt er sogar namentlich.

Zumindest den ersten Teil interpretiere ich persönlich anders und dann wird´s spannend: fast sicher bin ich mittlerweile, daß die "Lake Herman Road-Morde" nicht auf das Konto eines seine Opfer willkürlich auswählenden Serienkillers geht und bin damit nicht alleine. Die Detectives Cunningham, Lynch, Rust und wohl auch Barwart der frühen Zodiac-Ermittlungen sahen das offenbar ähnlich, leider der leitende Ermittler Lundblad nicht.

Wer soll denn der Doppelmörder gewesen sein?

Ich nenne jetzt keine Namen, weil meines Wissens zwei der drei Verdächtigen noch leben, lediglich Dave Magris ist 2023 in Florida gestorben, nachdem er die Kurve gekriegt hat und seine schwerkriminelle Vergangenheit hinter sich lassen konnte.

Horan verortet den rothaarigen Biker als Täter, der sowas wie den Cleaner für die allseits bekannte Rockergang der Bay-Area gab und schon im Jahr zuvor als HV für einen ähnlichen Drogenmord in Vallejo galt. Der aber auch Kontakte ins Vallejo-PD hatte, das damals in Teilen als korrupt galt. Ich habe übrigens nie eine Quelle gefunden, die diese Behauptung in Frage gestellt hat.

Und jetzt kommt meine persönliche Meinung zu den Briefen, die man nicht teilen muß. Es gibt auch hervorragende Argumente für eine ganz andere Sichtweise

Wenn Horan recht hat und der Biker ist der LHR-Mörder, kamen die ersten dieser angeblichen Serienkiller-Briefe aus dem Umfeld des Vallejo-PD, was auch das (angebliche) Täterwissen des Schreibers erklären würde. Nämlich um vom eigentlichen Täter abzulenken, dessen Verhaftung und Verurteilung einiges an Schmutz ans Tageslicht gebracht hätte.

Ein Anruf alleine, wie in der Mordnacht von BRS geschehen, hätte nicht ausgereicht.
In der Nacht während der Feierlichkeiten des Independence-Days kamen viele Scherzanrufe, auch Anrufe zur Schießerei selbst .
Ein einzelner Brief hätte wahrscheinlich ebenfalls nicht gereicht, um die Ermittler auf die Spur eines (fiktiven) Serienkillers anzusetzen. Spinner gab´s und gibt es viele.
Es mußte schon ein einfach zu lösendes Cipher her, das sogar von Bingo-Spielern geknackt werden konnte.
In dem dann ein publicityträchtiges Schizo-Motiv wie " Bei der Menschenjagd geht mir einer ab" und "Sklavensammlerei für´s Jenseits" genannt wird. Erst dann hat der Briefeschreiber seine Gewissheit, ernst genommen zu werden.

Es gibt aber auch noch eine andere Variante, die hier bisher kaum besprochen wurde: es sollte nicht vom eigentlichen Täter der LHR-Morde abgelenkt werden, sondern vom Täter der BRS-Schießerei, der Beziehungstat an Darlene Ferrin.

Diese Variante würde passen, wenn Horan mit seinem rothaarigen Biker unrecht haben sollte. Denn auch Cunningham hatte seinen rothaarigen Tatverdächtigen, dem Gang-Leader, der mit Magris und Co. einen Monat vor BRS die Tankstellen mit einem Toten und einem Schwerverletzten überfallen hatte.

Wenn Cunningham statt Horan recht haben sollte , und mein Bauchgefühl als interessierter Amateur-Beobachter geht eher in diese Richtung, macht ein Briefeschreiber aus dem Umfeld des PD keinen Sinn mehr. Dann kommt ein möglicher Beziehungsmord an Ferrin ins Blickfeld:
Mr Nock actually tracked down Mr Phillips, who now goes by another surname, conducting a deeply weird interview during which the victim’s former husband claims to have been a military cryptologist and to have threatened Ferrin the last time he spoke to her.
Quelle: https://www.independent.co.uk/news/world/americas/crime/zodiac-killer-myth-thomas-horan-peacock-b2373580.html

Der andere "surname" des Mr. Phillips ist der von mir bereits mehrfach angesprochene Jim Crabtree, der gewalttätige Ex von Darlene, die bekannterweise selbst kein Kind von Traurigkeit war . Ich hatte beim Lesen der Polizeiberichte teilweise den Überblick verloren, wen sie alles datete und wer deswegen bei den Cops "Person of Interest" war.
Phillips ist ein guter Verdächtiger , allerdings gab es auch einige andere Männer mit Motiv. Immerhin hatte er als Kryptograph die nötigen Voraussetzungen für die Ciphers und zugegeben, Ferrin bei ihrem letzten Aufeinandertreffen bedroht zu haben. Er wurde in Gewahrsam genommen, aber plötzlich hatte man wegen des vermeintlichen Serienmörders kein Interesse mehr an ihm.

Der angesprochene "Mr. Nocks" ist übrigens der Regisseur der Dokumentation: "The myth of the Zodiac-Killer".
The filmmaker also had the letters analysed by experts in computational linguistics to see if, like Mr Horan, they believed they could have been written by multiple authors.
Quelle: https://www.independent.co.uk/news/world/americas/crime/zodiac-killer-myth-thomas-horan-peacock-b2373580.html

Zur Erinnerung: der "Handschrift-Pabst" der späten Sechziger, Sherwood Morrill, hatte bestätigt, daß die "handwritten letters" im Cheri Bates-Fall Werk des Zodiac waren. Quatsch, wie wir seit 2021 wissen. Ohne diese Briefe wäre Bates erst gar nicht mit dem Zodiac-Fall verknüpft worden. Morrills Expertisen waren gelinde gesagt "fragwürdig".

Horan glaubt, daß Dennis Lands Bruder Ray , der bei Cecil Shepard mal abgeblitzt sein soll, Hartnells Autotür am LB mit Fadenkreuz und Z-Daten verschönert haben soll. Das ist eine steile These.
Dafür spricht wiederum, daß der Kritzler zwar das Logo und die Daten, aber offensichtlich noch nicht den Markennamen des Killers parat hatte: der wurde zu diesem Zeitpunkt in den Medien nämlich noch als Code-Killer diskutiert. Das Symbol und ein "Z" hätten gereicht, um seine Existenz zu beweisen. Daten, Uhrzeit, "by knife" wäre vollkommen überflüssig gewesen.

Der blutige Hemdszipfel Paul Stines, der dem Brief vom 13. Oktober anbei lag, ist kein Beweis für die Existenz eines Zodiac-Killers.
Bis zu diesem Zeitpunkt ging man von einem aus dem Ruder gelaufenen Überfall eines damals aktiven Taxi-Serienräubers aus, der in dieser für das SFPD gewohnt hektischen Samstagnacht (Samstagnächte sind in Großstädten immer hektisch) längst über alles Berge schien. Es gab keinen Grund, Stines Kleidung unter besondere Bewachung zu stellen.
True-Crime war in den späten Sixties so angesagt, daß Zeitungen eigene Abteilungen unterhielten , die ausschließlich für "Verbrechen" zuständig waren. Journalisten und Fotografen hatten bei den Behörden ihre Kontaktleute und gingen ein und aus. Der "Chronicle" unterhielt im Gerichtsbäude von SF sogar ein eigenes Büro.

Wahrscheinlich hätte jeder, der es darauf anlegen wollte, sich ein Stück Hemd abgreifen können. Spätestens seit dieser Nacht kamen mMn alle weiteren Briefe , aus dem Umfeld der Zeitung, die von der Berichterstattung am meisten profitierte, was bei den Ripper-Morden in London ja nicht unähnlich gewesen sein soll.


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Der Zodiac Killer

03.08.2025 um 20:57
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Spätestens seit dieser Nacht kamen mMn alle weiteren Briefe , aus dem Umfeld der Zeitung, die von der Berichterstattung am meisten profitierte, was bei den Ripper-Morden in London ja nicht unähnlich gewesen sein soll.
Danke, in diese Richtung geht mein Verdacht ohnehin. Und die Briefe bei den Ripper-Morden waren immer schon so eine Assoziation. Bei denen weiß man mittlerweile, dass sie allesamt, ohne Ausnahme, aus dem Umkreis der Sensationspresse gekommen sind.

Die ersten Briefe mit den "Ciphers" waren sicher noch "echt", d.h. von einer Person stammend, die nicht dem Chronicle zuzuordnen ist. In welche Richtung die Urheberschaft geht (Umfeld des PD, sonstwo) würde ich mich allerdings nicht festlegen wollen.

Aber der Klamauk, der danach kommt, ist in gewisser Weise auch ein Stilbruch Nicht, dass die "Ciphers" nicht auch albern wären. Aber dann kommt nur noch Blödsinn oder vage Andeutungen. Helloween-Karten mit Skeletten, "peek through the pines", Operettenlibretti.

Dass sowohl Graysmith als auch Avery sehr viel zuzutrauen ist, haben wir auch schon besprochen. Ich glaube auch dass zumindest Graysmith sich an der Produktion beteiligt hat, was aber nicht heißen muss, das da nicht auch noch andere Trittbrettfahrer beteiligt waren, deren Produkte gerade ins Sortiment gepasst haben. Vielleicht hat sich (glaube ich nicht, aber als fiktives Beispiel) Klingel in Eureka gelangweilt und der Brief wurde wegen seiner Originalität und Eignung als Futter für die Sensationspresse authentifiziert?


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Der Zodiac Killer

03.08.2025 um 23:53
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:n. Vielleicht hat sich (glaube ich nicht, aber als fiktives Beispiel) Klingel in Eureka gelangweilt und der Brief wurde wegen seiner Originalität und Eignung als Futter für die Sensationspresse authentifiziert?
Kann gut sein, aber wo auch immer sich Chester Clark Klingel zum Zeitpunkt gelangweilt hat, an dem die EUREKA-Card verfasst wurde: es war nicht in Eureka! Da ist er nämlich erst drei Jahre später hingezogen.
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:Dass sowohl Graysmith als auch Avery sehr viel zuzutrauen ist, haben wir auch schon besprochen.
Dave Toschi hat bekannterweise selbst gehoaxt...
After working on the Zodiac case for seven years, Toschi started writing anonymous letters praising his own investigative work to Chronicle columnist Armistead Maupin.
Quelle: Wikipedia: Zodiac Killer

...nämlich in dem er in anonymen Briefen, an wen wohl - den Chronicle natürlich, die Arbeit von Dave Toschi lobt :-)

Wenn man mal ganz böse denkt, kann man hier glatt eine Retourkutsche vermuten: "was ihr könnt, kann ich schon lange!"

Humor scheint der Mann gehabt zu haben.

Und wo wir beim Thema Humor sind: ich glaube nicht, daß sich die halbe Journaille San Franciscos diese fast schon witzigen Buttons "I am not Paul Avery" ansteckt, wenn einer der ihren von einem real existierenden, blutrünstigen Serienkiller bedroht wird.


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Der Zodiac Killer

04.08.2025 um 11:47
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Da ist er nämlich erst drei Jahre später hingezogen.
Weiß ich. Wer auch immer die Karte geschrieben, hat nicht dort gewohnt. Auch nicht Graysmith, falls er es war.


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Der Zodiac Killer

04.08.2025 um 21:42
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:JestersTear schrieb:
Da ist er nämlich erst drei Jahre später hingezogen.
Weiß ich. Wer auch immer die Karte geschrieben, hat nicht dort gewohnt. Auch nicht Graysmith, falls er es war.
Klingels Tochter hat immerhin 1990 schon in Eureka gewohnt.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Wenn man mal ganz böse denkt
Ich habe auch zu anderen Aspekten des Falls manchmal böse Gedanken und z.B. immer das latente Gefühl gehabt, daß sich die Geschehnisse am Lake Berryessa anders hätten entwickeln können, wenn das Gespräch einen anderen Verlauf genommen hätte.

Auch Cecilia Shepard hatte Stalker, die aber für L.B. ausscheiden, weil sie mit Hartnell spontan dorthin gefahren ist.

Der Grund dafür, ein Schäferstündchen..
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb am 31.12.2024:Er hätte z.B. auch auf die aufgerissene Packung Kondome eingehen können, die auf der Decke von Shepard und Hartnell lag
ist offensichtlich, die zwei hatten sich ein eher abgeschiedenes Plätzchen am See gesucht.

Shepard war die Ex von Hartnell.
Mittlerweile war sie verzogen, kehrte aber für das betreffende Wochenende zusammen mit Freundinnen in die Napa-Region zurück.
Nachdem man vormittags ein freundschaftliches Wiedersehen mit anschließendem Mittagessen veranstaltet hatte, zog die Truppe nachmittags nach St. Helena, um einen Trödelmarkt zu besuchen.
Hartnell erstand einen Fernseher, den er ins Studentenwohnheim verfrachtete.
Dann trennten sich die beiden vom Rest der Gruppe mit dem Hinweis, man wolle den Abend noch gemeinsam in San Francisco verbringen.
Ob zu diesem Zeitpunkt schon der Plan existierte, in freier Natur noch ein bisschen Spaß aneinander zu haben , oder ob es , wie Hartnell später sagte, doch schon "zu spät für San Francisco" geworden war, bleibt offen.

Cecilia hat den Mann hinter dem Baum , der sie beobachtete, zuerst gesehen.
Zu diesem Zeitpunkt wohl noch unmaskiert, aber eben auf Entfernung.
Dann verschwand er wieder hinter dem Baum, was Bryan zu der Bemerkung veranlaßte: "Das ist ein öffentlicher Park und wahrscheinlich muß er pinkeln"

Ich glaube weniger, daß er pinkeln mußte, sondern zunächst mal was anderes hinter dem Baum mit sich angestellt hat, schließlich hatte er die beiden zuvor wohl beim Sex beobachtet.
Das zweite Verschwinden hinter dem Baum läßt sich gut mit dem "Bereitmachen für den großen Auftritt", dem Maskieren erklären.

Hier ist das Gesprächsprotokoll, daß Hartnell schriftlich verfasst hat. Zu diesem Zeitpunkt muß es ihm schon besser gegangen sein. Es existiert auch eine erste Aussage am Krankenbett, die auf Tonband aufgezeichnet wurde und noch etwas umfangreicher ist.

https://zodiackillerfacts.com/uncategorized/lake-berryessa-a-survivors-story/

btw: würde ein Zodiac-Killer, dessen primäres Anliegen das Verbreiten von Angst und Schrecken ist, das Gespräch sooo schon fast deeskalierend eröffnen?

Aber hier ein paar Zitate Hartnells:
but isn’t there something else I can do for you?
I can give you my phone number
I want to get in contact with you.
I am a sociology major
(Cecilia soll das noch mit Hinweisen zu Bryans Jura-und Psychologie-Skills unterstützt haben)
maybe I can even offer you more help than you think you need.
Would you answer a question for me? I’ve always wondered. On TV movies and in an article in the Reader’s Digest they say that thieves really keep their guns loaded?
(Zieht die Situation damit fast ein wenig ins Lächerliche)
What? I didn’t hear you…
(Als Antwort auf die Aussage des Mannes, er habe früher schon getötet)
BRYAN: What was the name of that prison?
ASSAILANT: ( no reply )
BRYAN: No really, what did you say the name of it was? I’m just curious.
ASSAILANT: ( begrudgingly ) Deer Lodge in Montana.
BRYAN: Now that everything is all said and done, could you show me that your gun is loaded? (Or, and probably this: “Now that all is said and done, was that gun really loaded?”)
(Als er kurz vor den Messerstichen schon gefesselt am Boden liegt , stellt er immer noch in Frage, daß die Waffe geladen ist)

Was wir über die Geschehnisse wissen, stammt von Bryan. Zu Cecilias Verhalten sagt er herzlich wenig. Im Film steht sie wie vor Angst paralysiert und sagt nicht viel. Aber selbst dann, wenn sie wenig geredet hat, heißt das nicht, daß sie automatisch still war. Sie kann geseufzt, geweint, oder schon vor der Messerattacke vor Angst aufgeschrien haben. Selbst wenn die beiden ein abgeschiedenes Plätzchen gefunden hatten: am und auf dem See war zu diesem Zeitpunkt noch immer was los!

Und dann denk ich mir ganz böse: "Wie wäre es gelaufen, wenn Bryan etwas weniger proaktiv ein Hilfsangebot nach dem anderen rausgehauen und einen auf Stuhlkreis gemacht hätte , während Cecilia vielleicht etwas cooler hätte bleiben können?

Erst Spanner, nach Entdeckung Räuber, und zum Schluß der Griff von der Pistole weg zum lautloseren Messer, weil er einerseits genervt war und andererseits befürchtete, daß das offensichtlich sehr kommunikative Paar sich laut bemerkbar gemacht hätte, noch bevor er die paar Hundert Meter zurück zur Straße geschafft hätte?

Kein victim-blaming : natürlich sollte ein Paar Sex am See haben dürfen, ohne gleich mit einem Messer angegriffen zu werden . Und keiner von uns weiß, wie man selbst kommunikativ in so einer Situation reagieren würde. Hätte meiner Ansicht nach trotzdem irgendwie besser für die beiden Laufen können...


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Der Zodiac Killer

05.08.2025 um 21:22
Sorry , wollte das noch eben vervollständigen, nachdem ich gestern nach den langen Beiträgen der letzten Tage echt keinen Nerv mehr dazu hatte.

In Klammern mMn der Subtext in Bryans Aussagen bzw. wie es beim Täter angekommen sein könnte:
but isn’t there something else I can do for you?
("Wir kennen uns zwar gerade erst eine Minute, aber ich habe schon was für Sie getan und mache gerne noch mehr")
I want to get in contact with you.
I can give you my phone number and you can call me.
("Ich wollte euch eigentlich nur beim Pimpern zuschauen und anschließend ausrauben , keine Therapiestunden!")
. I am a sociology major....
("...dazu mit Kenntnissen in Jura und Psychologie. Ich bin schlau...")
....maybe I can even offer you more help than you think you need
("....und weiß deswegen vielleicht eher, was Sie brauchen als sie selbst!")
I’ve always wondered. On TV movies and in an article in the Reader’s Digest they say that thieves really keep their guns loaded?
(" Knarre vor´m Gesicht und der erzählt mir einen von Reader´s Digest?" )
BRYAN: What was the name of that prison?
ASSAILANT: ( no reply )
BRYAN: No really, what did you say the name of it was? I’m just curious.
ASSAILANT: ( begrudgingly ) Deer Lodge in Montana.
(Betonung auf BEGRUDGINGLY: "Geht der mir mit seiner Neugier und Gequatsche langsam auf die Eier! Und jetzt habe ich schon mehr verraten als ich eigentlich wollte!")
Now that everything is all said and done, could you show me that your gun is loaded? (Or, and probably this: “Now that all is said and done, was that gun really loaded?”)
(" Hat der immer noch nicht den Ernst seiner Lage erkannt?")


Autsch....


Nicht der Hemdszipfel von Stine , nicht der BRS-Anruf oder die Briefe mit angeblichen Täterwissen lassen mich an der Hoax-Theorie zweifeln .

Es ist der Überfall am Lake Berryessa, der am ehesten noch auf einen Briefe- und Rätselschreibenden Killer hinweist, obwohl der/die Briefeschreiber ausgerechnet diese Tat als einzige nie in einem Brief erwähnt hat/haben.

Nicht die beschriftete Autotür oder die Kapuze , sondern das Fadenkreuz-Logo auf der Brust irritiert mich .
Da sollte man schon annehmen können, daß sich jemand bewusst schon im Vorfeld für einen Überfall als Zodiac präpariert hatte , aber:

an betreffendem Wochenende fand in San Rafael ein Renaissance-Festival statt, ca. 30 Minuten vom LB entfernt .
Was neben anderen Gründen übrigens Historien-Freak Paul Doerr zu einem Prima-Verdächtigen macht, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Ich kenne Leute , die mit Freddy-Krueger-Masken zu Halloween-Partys gehen, ohne Serienmörder zu sein.
Ich würde nicht ausschließen wollen, daß sich der Henker vom See von anderen Scharfrichtern auf dem Festival abheben wollte, in dem er das Logo der coolen Sau übernahm, von der er in der Zeitung gelesen hatte und von der er letztlich ein prima Alibi für eine als Spannerei begonnene und später eskalierte Messerattacke bekam.


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Der Zodiac Killer

05.08.2025 um 22:10
Ja, Beryessa lässt sich nicht wirklich einordnen. Aber das Symbol war bereits bekannt und konnte von jedem benutzt werden. Es ist eine andere Tatwaffe (bzw. Tötungsmethode), die Inschrift an der Autotür ist mehr als nur seltsam, und genau diese Tat wurde in keinem Brief erwähnt, richtig.

Am seltsamsten finde ich ja, dass die "Handschriftexperten" so ganz selbstverständlich eine Übereinstimmung zwischen den Türkritzeleien und den Briefen haben erkennen wollen. Anderes Medium, anderes Schreibutensil, Stresssituation,... Wenn ich etwas auf ein Blatt Papier schreibe und anschließend dasselbe mit einem Messer an eine Autotür, würde das wohl kaum sonderlich ähnlich aussehen.

Was mir auch sagt, dass da einiges, was wir an "Fakten" haben auf Schnellschüsse, Mutmaßungen, wenn nicht sogar Scharlatenerie zurückgeht.


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