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Der Fall Nelli Graf

19.707 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisst, 2011, Fahrrad ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 00:32
@tayo
Versetze dich in die Lage der Freunde und Familie.. Wuerdest du helfen wollen oder die Ermittlungen erschweren? Es war doch niemenad von ihnen. Warum also haetten sie keine DNA abgeben sollen?? Es geht doch nicht um muessen. Warum sollten Freunde/Bekannte/Familie und auch Hinweisgeber (die ja Hinweise geben weil sie helfen wollen) nicht WOLLEN???

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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 00:41
@atencion

Innerhalb der Familie finde ich es ja ok, dass man eine DNA abgibt, aber ansonsten würde man - wenn ein Alibi vorhanden ist - auch mit einer DNA nicht weiterhelfen können, weil negativ. Dies wird aber auch von der Kripo so akzeptiert und normalerweise wird dann nicht weiterermittelt.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 13:10
@tayo
Zitat von tayotayo schrieb:Innerhalb der Familie finde ich es ja ok, dass man eine DNA abgibt, aber ansonsten würde man - wenn ein Alibi vorhanden ist - auch mit einer DNA nicht weiterhelfen können, weil negativ. Dies wird aber auch von der Kripo so akzeptiert und normalerweise wird dann nicht weiterermittelt.
Meiner Meinung nach hört bei Mord der Spaß auf.
Mit der Abgabe der DNA bring man sich selbst aus der Schusslinie und erleichtert der Polizei die Arbeit. Jeder, der die DNA nicht abgibt wird mit Sicherheit genauer Überprüft als Andere.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 14:10
Hallo

lese normal nur mit. Doch für alle, die an der Sinnhaftigkeit eines DNA Testes ver-zweifeln, hier eine Nachricht:


Wie die Süddeutsche Zeitung und DPA berichten, habe es am Freitagabend eine Festnahme im Fall der zwei ermordeten Mädchen Chiara († 8 ) und Sharon († 11). Der Täter soll aus dem näheren Umkreis der Familie stammen. Die Festnahme erfolgte in Peißenberg im Landkreis Weilheim-Schongau.

Vorausgegangen war die Erkenntnis, das die DNA-Spur, die in der Wohnung der Geschwister gefunden worden war, nach einer kriminaltechnischen Untersuchungen sicher einer Person, die nicht in der Wohnung lebte, zugeordnet werden konnte.

Aber der Grund für den brutalen Doppelmord in dem kleinen Dörfchen Krailling bei München steht immer noch nicht fest.

Auf die Spur ist die Polizei dem Tatverdächtigen gekommen, da er unter den ca. 80 Freiwilligen, die eine Speichelprobe abgegeben hatten. Die DNA-Analyse ergab, dass sie mit dem gefunden Blut am Tatort übereinstimmte.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 15:16
Ich betrachte Mord nicht als Spass, finde jedoch, dass ein Massengentest in der Vergangenheit sehr selten zu einer Aufklärung beigetragen hat. Einen Personenkreis unter Generalverdacht zu stellen und jeder, der eigentlich ein Alibi vorweisen kann und deshalb nicht freiwillig daran teilnehmen möchte, als verdächtig einzustufen, ist m.E. ich auch nicht richtig. Es steht der jederzeit Polizei frei, das Alibi zu überprüfen, auch wenn es etwas mehr Aufwand bedeutet.

Sollte es evtl. nicht überprüft werden können, z.B. als Besucher des Gasthauses in Krailling in unmittelbarer Nähe des Tatortes, ist es natürlich sinnvoll, im eigenen Interesse freiwillig daran teilzunehmen, um sich nicht in den Fokus der Ermittlungen zu bringen und sich selbst auszuschliessen.

Natürlich ist es einfacher und schneller, Leute zu einem DNA-Test vorzuladen, als vor Ort entsprechend zu ermitteln und dadurch die Anzahl der Verdächtigen bereits stark einzugrenzen. Sollte jmd. dann kein Alibi haben oder aus sonstigen Gründen weiterhin im Visier der Polizei bleiben, ist es natürlich sinnvoll, einen DNA-Test vorzunehmen.

Ausserdem ist bekannt, dass trotz der Auflage, die Ergebnisse eines Massentests zu vernichten, die Daten oftmals weiterhin gespeichert wurden.


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31.07.2012 um 16:26
Zitat von sanfordsanford schrieb:Jeder, der die DNA nicht abgibt wird mit Sicherheit genauer Überprüft als Andere.
Dann gilt auch hier der Spruch "Wer nichts zu verbergen hat," ... kann ruhig die DNA-Probe verweigern und sich dann genauer überprüfen lassen als andere.

@lawine
Über die Sinnhaftigkeit eines DNA-Testes /-Abgleichs wird doch gar nicht diskutiert.
Zur Überführung eines Tatverdächtigen halte ich ihn für sehr gut geeignet.

In Deinem geschilderten Fall haben die unmittelbar Beteiligten eine freiwillige Probe abgegeben. Dagegen habe auch ich nichts einzuwenden.
Problematisch wird es für mich aber bei sogenannten Massen-Gentests. Zum einen wegen des unter Generalverdachtstellen eines Teils der Bevölkerung, aber insbesondere wegen der Datensammelwut, die nun einmal leider auch in diesem unserem Land herrscht. Ich bezweifel nämlich, dass die Ergebnisse vernichtet werden. Und wer weiß schon, wer irgendwann Zugriff darauf hat ...

Meine Prognose für den Fall Nelli Graf ist, dass man den Täter aufgrund des Massen-Gentest nicht finden wird. Sollte man aber aufgrund der Ermittlungsarbeit einen Tatverdächtigen finden, dann könnte man ihn mit Hilfe des DNA-Abgleichs überführen.
Und ich hoffe, dass man den oder die Täter dieses brutalen Mordes findet!


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 16:33
@valadon
Die derzeitige Polizeiarbeit scheint in einer Sackgasse zu sein.
Wenn die Theorie der Polizei zutrifft und der Täter aus dem Umfeld kommt, ist ein DNA-Massentest die einzigste Option.
Wenn sich jetzt jemand sperrt, wird viel Zeit damit vergeudet das Alibi eines Unschuldigen zu überprüfen.
Es besteht doch immer die Gefahr, dass der Täter erneut zuschlägt.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 17:43
@shirleyholmes
Nur meine Meinung:

Beziehungstat: Ja,aber aus bisher nicht bekannten Gründen "aus dem Ruder gelaufen "

Fesselung etc.: mögl.Hinweis,daß Tötung nicht beabsichtigt und/oder zu einem späteren Zeitpunkt geplant war.
Täter: Hausbesitzer bzw. Zugang zu ungestörrten Räumlichkeiten.

Entscheidener Auslöser : ein Ereignis,das nach N.`s Gespräch mit Freundin eintrat.Anzeichen dafür,daß N. unter Zeitdruck (Jacke) stand.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 19:19
@beha
zeitdruck hatte sie aber nur in der hinsicht ,das sie eine kurze runde drehen wollte und dann wieder zurück um das essen vorzubereiten.
wenn sie um 1130 zuhause war und um 1200 uhr an der ecke pestalozzistr
hat sie sich nicht gerade beeilt.
Zitat von atencionatencion schrieb:In der Apotheke am Haller Bahnhof löste Nelli Graf am 14. Oktober um kurz nach 11 Uhr ein Rezept ein, bevor sie wieder nach Hause fuhr. Hier trug sie noch einen Mantel, bevor sie sich daheim die SC-Halle-Sportjacke überzog. Östermann: »Vielleicht hat auf ihrem Nachhauseweg noch jemand Beobachtungen gemacht.«
hier steht das sie von bahnhof nach hause fuhr ??
es war doch so das sie zufuss war ,oder?


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 19:24
In dem XY-Bericht wurde es so dargestellt, dass sie mit dem Rad unterwegs war. Wie in diesem Thread öfter schon beschrieben, stimmen aber in diesen Berichten nicht immer alle Details, bzw. werden vll. mit Absicht ein wenig entfremdet, wenn es der Aufklärung des Verbrechens nicht schadet.

Gruß Martin


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 19:26
@MartinK
@zweiter
Die Aussage, dass Nelli zu Fuss in der Stadt war, stammt von der Cousine. Nelli soll es waehrend des Telefongespraechs beilaeufig erwaehnt haben.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 19:36
Hier nochmal ein laengeres Interview mit Herrn Oestermann, aus dem auch die Info in meinem vorherigen Post stammt. Konnte es nur auf der Du wirst vermisst-Seite finden. In der Originalquelle (WB) wurde es anscheinend inzwischen geloescht.
Halle (WB). Drei Monate kein Lebenszeichen, nicht einmal ein Hinweis. Das Verschwinden der Nelli Graf bleibt ein Rätsel. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass die 46-jährige Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Was kann die Kripo jetzt noch tun? Wie kann die Bevölkerung helfen? WB-Redakteur Stefan Küppers hat mit dem Leiter der Ermittlungen, Kriminalhauptkommissar Ralf Östermann, über die Details in dem Kriminalfall gesprochen.

Schon vor drei Monaten ist Nelli Graf spurlos verschwunden. Was kann die Kripo jetzt überhaupt noch tun?

Ralf Östermann: Wir haben bis zum heutigen Tag etwa 150 Spuren verfolgt und rund 400 Personen kontaktiert, mit dem Ergebnis, dass wir aktuell keinen Hinweis auf den möglichen Aufenthaltsort von Nelli Graf bekommen haben. Andererseits ist es so, dass immer wieder neue Anrufe kommen und wir diesen Spuren selbstverständlich nachgehen. Nur irgendwann, werden auch diese Spuren erschöpft sein. Das hat zur Folge, dass wir von der Kripo nicht mehr von Halle aus agieren.

Ist damit die Sonderkommission zum Fall Nelli Graf jetzt aufgelöst worden?

Östermann: Wir haben das Personal der Sonderkommission reduziert von ursprünglich acht auf vier Personen. Und im Rahmen dieses Personalansatzes bearbeiten wir die restlichen Spuren, das ist völlig klar.

Es klingt widersprüchlich, dass erst vor einiger Zeit die Kripo offiziell erklärt, dass aus ihrer Sicht Nelli Graf Opfer eines Gewaltverbrechens und vermutlich tot ist, und dann wenig später die Sonderkommission personell reduziert wird?

Östermann: Vom Grundsatz her gebe ich Ihnen recht, dass dies wie ein Widerspruch klingen mag. Zu der Aussage, dass Frau Graf Opfer eines Tötungsdeliktes geworden sein dürfte, sind wir nach verschiedenen Arbeitshypothesen gekommen.

Erstens: Für ein freiwilliges Verschwinden haben unsere Ermittlungen und die Befragung der Familie keine Anhaltspunkte ergeben. Dem widerspricht auch, dass Frau Graf all ihre persönlichen Gegenstände wie Handy, Schlüssel, Portemonnaie und Lesebrille zuhause gelassen hat.

Zweitens: Auch für einen möglichen Suizid haben wir keine Anzeichen gefunden. Auch aus ihrem Besuch bei der Frauenärztin hat sich kein Motiv ergeben, etwa eine ernsthafte Erkrankung. Und für einen Verkehrsunfall gab es keine Spuren, weder am Fahrrad noch im Umfeld ihres Zuhauses.
Im Umkehrschluss bleibt übrig, dass sie Opfer eines Verbrechens geworden ist. Die Arbeitshypothesen sind nicht nur von uns aufgestellt worden, sondern auch von den Fallanalytikern beim Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf.

Damit potenzielle Zeugen vielleicht noch einen Anhaltspunkt bekommen, schildern Sie doch bitte den Tagesablauf von Nelli Graf am Freitag, 14. Oktober, bis zu ihrem Verschwinden.

Östermann: Es dürfte so gewesen sein, dass sie gegen 6.15 Uhr ihren jüngsten Sohn Jens geweckt hat, der zur Schule musste. Danach hatte sie noch ein wenig Zeit, bevor sie dann von ihrem Zuhause am Ahornweg zu Fuß in die Innenstadt aufgebrochen ist. Das war kurz nach 9 Uhr. Dann hat sie am Geldautomaten in der neuen Sparkassenpassage einen kleineren Geldbetrag abgehoben. Danach hatte sie um 9.30 Uhr einen Termin bei ihrer Frauenärztin in der Gartenstraße. Dieser Termin dauerte mit Wartezeit bis etwa 11 Uhr. Nelli Graf hat im Wartezimmer zufällig ihre Cousine Ludmilla getroffen, die ebenfalls in Halle wohnt. Es war nur ein kurzes Treffen, denn die Cousine hat nach ihrem Termin die Praxis unmittelbar wieder verlassen.

Anschließend ist Nelli Graf in die Hansa-Apotheke am Bahnhof gegangen. Dort hat sie um 11.07 Uhr ein Rezept vorgelegt. Von dort hat sie noch einmal mit dem Handy Kontakt zu ihrer Cousine Ludmilla gesucht. Sinngemäß hat sie gefragt, warum sie nicht noch gemeinsam einen Kaffee getrunken hätten und Ludmilla nicht gewartet habe. Beiläufig erwähnte Frau Graf, dass sie zu Fuß unterwegs sei und sich auf den Weg nach Hause mache.

Warum aber ist Frau Graf die insgesamt vier Kilometer lange Wegstrecke zu Fuß gegangen und hat nicht ihr Fahrrad benutzt?

Östermann: Wir sind zwar im Bereich der Spekulation, aber ich hätte eine Erklärung, warum sie zu Fuß gegangen ist. Wir wissen von Fotos einer Überwachungskamera, dass sie an der Sparkasse einen karierten Mantel getragen hat. Mit einem Mantel kann man nicht gut Fahrrad fahren.
Die Frage ist doch, ob sie das Fahrrad vielleicht deshalb nicht benutzt hat, weil es schon zu diesem Zeitpunkt mit einem Platten in der Garage stand?
Östermann: Zu der Art der Beschädigung des Fahrrades werde ich aus ermittlungstaktischen Gründen nichts weiter sagen. Aber natürlich kann ich bestätigen, dass der Reifen, als das Fahrrad zwei Tagen nach dem Verschwinden von Frau Graf in dem Waldstück an der Hachhowe gefunden wurde, platt war. Nach unseren Recherchen und den Angaben der Familienmitglieder soll das Rad vorher in Ordnung gewesen sein.

Frau Graf ist nach der Apotheke sicher wieder daheim am Ahornweg gewesen?

Östermann: Da ihre Handtasche mit allen persönlichen Gegenständen im Flur war und ihr Mantel ist im Kleiderschrank vorgefunden worden ist, müssen wir zwingend davon ausgehen, dass sie sicher nach Hause gekommen ist.

Was ist ihren Ermittlungen zufolge danach passiert?
Östermann: Nach dem Telefonat um 11.07 Uhr mit ihrer Cousine gibt es kein sicheres Lebenszeichen mehr von Nelli Graf. Was danach passiert ist, konnten wir nicht klären. Der älteste Sohn Waldemar (23) ist zwischen 12.15 und 12.30 Uhr von einem Vorstellungsgespräch in Bielefeld nach Hause gekommen. Er hat allerdings nicht darauf geachtet, ob seine Mutter zuhause ist.

Wie ging es dann weiter?

Östermann:
Nach Schulschluss gegen 13 Uhr kam Sohn Jens (14) nach Hause. Auch der hat sich keine Gedanken über seine Mutter gemacht. Erst später haben die Familienmitglieder bemerkt, dass in der Küchenspüle Fleisch aus der Tiefkühltruhe zum Auftauen lag. Offensichtlich wollte Frau Graf ein Mittagessen kochen. Sie hatte an dem Tag Spätdienst im Haller Lidl-Markt, der um 15 Uhr beginnen sollte. Tochter Natalie (21) kam nach ihrer Frühschicht im Geschäft um 14.30 Uhr nach Hause. Der Ehemann war zu diesem Zeitpunkt noch immer auf seiner Bustour in Borgholzhausen und Halle für die BVO unterwegs, seine Schicht endete um 15 Uhr. Er kam 15.15 Uhr nach Hause.

Vermisst wurde sie erst durch einen Anruf vom Lidl-Markt?

Östermann: Richtig. Frau Graf galt als sehr zuverlässig, so dass sich ihre Vorgesetzten schon um 15 Uhr Gedanken machten: Wo bleibt sie denn? Die Familie hat dann das Handy der Mutter angewählt, und das klingelte dann im Flur, in ihrer Handtasche an der Garderobe. Da war dann klar: Irgendwas stimmt hier nicht.

Was ist an jenem Freitag weiter passiert?
Östermann: Die Familie hat zunächst auf eigene Faust versucht den Aufenthaltsort zu ermitteln, hat Verwandte und Bekannte abtelefoniert und in Krankenhäusern angerufen. Als das erfolglos war, hat die Familie geschlossen gegen 21.30 Uhr auf der Polizeiwache in Halle Vermisstenanzeige erstattet.

Was hat die Polizei dann unternommen?

Östermann: Noch in der Nacht wurde die Kripo in Gütersloh eingeschaltet und im Wohnhaus der Familie haben Kripobeamte nach Frau Graf gesucht und nach einem möglichen Abschiedsbrief Ausschau gehalten.
Gibt es Anhaltspunkte, dass irgendetwas im Haus der Familie passiert sein könnte?

Östermann: Nein, es gibt überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür, dass es im Haus der Familie Graf zu einer Auseinandersetzung oder einem Geschehen gekommen ist, das im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Frau Graf zu sehen ist. Wir haben weder Spuren gefunden, noch sonst irgendwelche Indizien oder Hinweise.

Die Haustür soll entgegen den Gewohnheiten nicht verschlossen gewesen sein?

Östermann: Ob die Haustür verschlossen war oder nicht, da war sich die Familie letztlich unsicher. Hinzu kommt, dass die Tür schwergängig ist, das kann eine Erklärung für die Unsicherheit sein.

Wo war das Fahrrad?

Östermann: Das Fahrrad ist in der Regel in der Garage abgestellt gewesen. Die Garage ist auch über den Kellerzugang zugänglich ist. Neben dem Haupttor gibt es also diesen zusätzlichen Eingang.

Das Fahrrad ist zwei Tage später zufällig von Pilzsammlern in einem Waldstück an der Hachhowe gefunden worden. Wie ist der Fundort zu bewerten?

Östermann: Fakt ist, dass der Fundort nicht radelnderweise zu erreichen ist. Vom nächsten Waldweg musste man etwa 40 Meter durchs Unterholz, woraus man schließen muss, dass das Rad getragen wurde. Wer es dort abgelegt hat, wollte sicher verhindern, dass es zeitnah gefunden wird.

Haben sich am Fundort des Fahrrades Spuren gefunden, die Ihnen Hoffnung machen, den Fall lösen zu können?

Östermann: Natürlich kann die Ablagestelle theoretisch auch ein Tatort sein, weshalb wir die Spurensuche natürlich auf diesen Bereich konzentriert haben. Es handelt sich allerdings um Waldboden, auf dem man nur schwer zum Beispiel Fußabdrücke finden und sichern kann. Zu den Spuren auf dem Fahrrad will ich nichts sagen.

Was können Sie zu der Bank an der Hachhowe sagen?

Östermann: Wir wissen aus Gesprächen mit ihrer Cousine und ihrer Freundin, dass Frau Graf ein kleines Geheimnis hatte: Sie hat nämlich heimlich geraucht. Eine dieser Stellen, wo sie das getan hat, soll die Bank in der Hachhowe gewesen sein. Leider haben wir niemanden gefunden, der Frau Graf dort an der Bank schon einmal in der jüngeren Vergangenheit gesehen hat. Es gibt Zeugen, die sich erinnern können, dass sie dort schon einmal spazieren war. Das ist aber schon länger her. Wir haben in unseren Ermittlungen also keinen Anhaltspunkt, dass sie an 14. Oktober dort tatsächlich gewesen ist. Ebenso wenig wissen wir, wie oft sie dort gewesen sein könnte – sicher nicht regelmäßig.

Wie haben Sie weiter ermittelt?

Östermann: Wir haben überlegt, dass Frau Graf auch auf dem Weg in die Hachhowe etwas zugestoßen sein kann. Wir haben drei Fahrstrecken dorthin favorisiert und unsere Befragungen entsprechend ausgeweitet.

Sie haben dann doch eine Zeugin ausfindig gemacht?

Östermann: Es ergab sich dann ein Hinweis, der theoretisch ein erfolgversprechender Ansatz sein kann. Eine Zeugin, die ihren Hund ausführte, hat vermutlich an jenem Freitag gegen 11.30 Uhr in der Hachhowe zwei Fahrzeuge beobachtet. In einem Fahrzeug mit Gütersloher Kennzeichen habe sie ein Fahrrad liegen sehen. Aus dem Kofferraum habe ein Rad herausgeragt, der Kofferraumdeckel sei ziemlich geschlossen gewesen. Kurz hinter diesem Gütersloher Auto sei ein weiteres Fahrzeug mit Paderborner Kennzeichen gefahren. Dies hat sie in Höhe des Regenrückhaltebeckens beobachtet, die Autos seien in Richtung Bänke unterwegs gewesen.

Gehen Sie denn davon aus, dass Frau Graf ihr Haus mit dem Fahrrad verlassen hat?

Östermann: Diese Frage können wir nicht sicher beantworten. Nach unseren Recherchen dürfte Nelli Graf ihr Haus gegen 11.30 Uhr verlassen haben. Sie hätte dann zur Zubereitung des Mittagsessens noch Zeit gehabt. Bis zur Rückkehr ihres jüngsten Sohnes aus der Schule haben wir ein Zeitfenster von eineinhalb Stunden. Da wäre Zeit für das Rauchen einer Zigarette gewesen. So könnte es sich abgespielt haben.

So einen merkwürdigen Fall hat es sicher selten gegeben.

Östermann: Die Umstände ihres Verschwindens sind wirklich äußerst mysteriös. Für uns ist dieser Fall sehr außergewöhnlich, weil es bis heute nicht einen Anhaltspunkt für den Aufenthaltsort von Frau Graf gibt oder was ihr passiert sein könnte. Es ist auch ungewöhnlich, dass wir trotz intensiver Befragungen niemanden gefunden haben, der Frau Graf an diesem 14. Oktober nach dem Apothekenbesuch noch gesehen hat.

Wollen Sie jetzt auch überregionale Medien einschalten wie die ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst«?

Östermann: Das ist tatsächlich angedacht. Wir stehen in Kontakt zu der Redaktion. Es stehen zur Zeit aber überhaupt noch keine Ausstrahlungstermine fest.

Sind Sie optimistisch, dass es gelingen kann, den mysteriösen Nebel zu lichten?

Östermann: Ich bin von Berufs wegen immer optimistisch. Es ist schwierig, das gebe ich offen zu. Aber vielleicht gelingt es uns über die Presse oder eine Fernsehausstrahlung, doch noch den entscheidenden Ermittlungsansatz zu bekommen. Sei es über einen Zeugen, der zu einem Tatgeschehen etwas sagen kann, sei es über eine Person, die vielleicht von einem möglichen Täter eingeweiht worden ist, wenn es auch unfreiwillig gewesen ist. Es ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass Frau Graf tatsächlich noch gefunden wird.

Vor einiger Zeit haben Sie in einer Presseerklärung verlautbart, dass ein möglicher Täter aus Halle stammen könnte.

Östermann: Wenn wir von einem möglichen Täter sprechen, müssen wir auch da spekulieren: Mit was für einem Menschen haben wir es zu tun und wo kommt der her? Auch da können wir uns nicht festlegen. Folgen wir den Aussagen der Fallanalytiker, dürfte sich der Täter in der Gegend ausgekannt haben und irgendeinen Bezug in den Bereich des Fahrradfundortes haben. Nehmen wir das zusammen, spricht einiges dafür, dass ein Täter durchaus aus Halle kommen kann.

Aber ich muss einschränkend sagen, dass es sich auch um eine Zufallstat handeln kann, dass wir es mit einem völligen Fremdtäter zu tun haben.

Was kann man drei Monate nach dem Verschwinden jetzt noch konkret tun von Ihrer Seite?

Östermann: Wir sind nach wie vor auf die Medien angewiesen, einfach auch um zu verhindern, dass der Fall in Vergessenheit gerät. Konkrete Durchsuchungsmaßnahmen oder ähnliches sind von unserer Seite derzeit nicht mehr angedacht, einfach weil wir kein Suchgebiet haben, von dem man sagen könnte, da haben wir Hinweise, dass Frau Graf dort zu finden ist.

Sie waren eben noch einmal bei der Familie. Wie geht es Kindern und Ehemann?
Östermann: Von meiner und unserer Seite wird der Kontakt zur Familie sehr regelmäßig gehalten. Für die Familie ist die Ungewissheit das Schwierigste.

Kann man überhaupt noch Hoffnung haben, dass Frau Graf vielleicht doch noch lebt?

Östermann: Aus polizeilicher Sicht kann man diese Hoffnung nicht haben. Ich kann allerdings den Mann und die Kinder absolut verstehen, wenn sie noch einen Funken Hoffnung haben.



http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2012-01-19-fall-nelli-graf-es-spricht-einiges-fuer-taeter-aus-halle/?tx_ttnews[backPid]=613&cHash=d3bc6512395572f767aabd1c5414a4c6
http://www.duwirstvermisst.de/magic_viewtopic.php?f=44&t=260


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 19:57
Danke @atencion, dass du den detailreichen Artikel noch mal ausgegraben hast, ich habe ihn damals zwar schon gelesen, aber einige Details wieder vergessen.

Aus dem Interview schließe ich, dass es vielsagende Spuren am Fahrrad gibt, die aus ermittlungstaktischen Gründen ("Täterwissen") nicht veröffentlicht worden sind. Ein (vom Täter evtl. auch nur forcierter) Unfall / Kollision mit einem PKW o.ä. kann ausgeschlossen werden. Welcher Art könnte also der "Zustand des Fahrrads" sonst sein, wozu Östermann keine Angaben machen möchte? Mir fällt dazu nur ein zerstochener Reifen ein.

Außerdem interessant, dass Frau Graf vorher zu Fuß unterwegs war, obwohl der Arzt 4 km entfernt war: Das wurde damit begründet, dass sie einen Mantel trug, wobei ich ehrlich sagen muss, wenn ICH 4 km laufen müsste, würde ich lieber eine Jacke statt einen Mantel tragen, um dann eben Radfahren zu können. Warum war es so wichtig, einen Mantel zu tragen? Für den Arzt wohl kaum, da zieht man den Mantel doch eh gleich aus?

Was ich bisher auch nicht auf dem Zettel hatte war, dass Nelli die Cousine direkt noch vom Arzt aus angerufen hat um sie zu fragen, warum sie denn nicht auf sie gewartet hat. Sie wollte sich also gar nicht von Zuhause aus noch spontan mit ihr verabreden, sondern hat sich einfach gewundert, dass die Cousine bei dem überraschenden Treffen beim Arzt einfach gegangen ist statt noch auf sie zu warten. Ganz ehrlich - wenn meine Cousine sich so verhalten würde, würde mich mich auch wundern. Ist für mich aber ein Zeichen, dass Nelli nicht, wie vorher angenommen, aus Langeweile oder Mitteilungsbedürfnis die Cousine treffen wollte, sondern eben anlässlich des Treffens beim Arzt noch gern einen Kaffee mit ihr trinken gegangen wäre.

Tja, leider bin ich trotzdem nicht schlauer nun, warum sie gegen 12 Uhr von Zuhause aus verschwand? Da sie aber scheinbar eitel genug war, für den Gang in die Stadt einen Mantel anzuziehen und dafür aufs Rad zu verzichten, sehe ich das Überwerfen der Jacke des Sohnes noch mal mit anderen Augen. Das zeigt mir, dass sie definitiv niemanden treffen wollte, denn dann hätte sie sicher auch ihren Mantel angezogen.

IRGENDWO wollte sie aber hin, ein versehentliches Ausschließen Zuhause schließe ich aus, denn dann hätte sie ja keine Jacke angehabt. Sie wollte nur superkurz irgendwo hin, nahm wohl extra das Rad, damit es NOCH schneller geht und sie schnellstmöglich wieder zurück sein kann. Selbst das Abschließen der Tür lohnte sich wahrscheinlich nicht mal / wäre zu zeitaufwändig gewesen, weil sie nur wenige Minuten weg wollte.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 20:02
Zitat von ComtesseComtesse schrieb:Warum war es so wichtig, einen Mantel zu tragen? Für den Arzt wohl kaum, da zieht man den Mantel doch eh gleich aus?
Frau Graf war doch Russlandddeutsche. Die Russlanddeutschen, die ich so in meinem Bekanntenkreis hatte/ habe, achten sehr darauf, extrem gepflegt und elegant auszusehen, wenn sie irgendwo hingehen. Da werden dann die guten Klamotten getragen. Wir wissen natürlich nicht, wie sehr Frau Graf noch diese Verhaltensweise an den Tag legte, aber ich kann mir vorstellen, dass sie den Mantel doch deswegen anhatte.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 20:04
@DieGraefin
Vielleicht wolle NG wegen des Gyn-Besuchs lieber einen Rock tragen. Machen ja manche Frauen gern so. Und dazu passend dann vielleicht den Mantel?
Ein anderer Grund faellt mir dazu auch nicht ein und ich wuerde auch die Kleidung nach dem Transportmittel/der Wegeslaenge waehlen und nicht umgekehrt.
Ein grosser Teil der Strecke fuehrt aber ja durch die Fussgaengerzone. Vielleicht auch deshalb kein Rad. Vielleicht wollte sie bisl Schaufenster gucken und so.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 20:05
Ich würde keine DNA-Probe abgeben, auch wenn ich die Tat nicht begangen hätte. Ganz einfach weil ich den Laboren nicht zutraue, sauber zu arbeiten.

Nehmen wir mal an, an der Leiche wurde nur eine einzige DNA-Spur gefunden, im Klebeband an den Handgelenken. Woanders wurde keine gefunden, weil man nicht gründlich gesucht hat, weil man es vermasselt hat oder weil es reichte, eine schonmal zu haben.

Und jemand anderes aus dem Nachbarort hat nun die Rolle Klebeband, als sie noch beim Obi im Regal hing, zufällig in der Hand gehabt, bevor der Täter sie kaufte. Und dieser Jemand hat kein Alibi.

Da hat man wahrscheinlich schon ein Problem. Und nun laß das nochmal jemand psychisch Labilen sein und die Kripo ganz harte Hunde, die den schnell weichkochen.

Mag man sich nicht vorstellen.

Spekulatius.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 20:08
Was dauert also nur so kurz, dass man auch nicht damit rechnet, in der Zeit jemandem zu begegnen, der einen in ein Gespräch verwickelt und so das Weggehen länger als geplant dauert? Rauchen gehen glaube ich nicht, das wäre doch viel zu umständlich gewesen, wenn man es scheinbar so eilig hat. Und da könnte man ja auch jemandem treffen, da hätte sie bestimmt einen Schlüssel mitgenommen.

Zu einem Nachbarn gehen wegen falsch angekommener Post oder Gewürze ausleihen zum Kochen o.ä. schließe ich aus dem selben Grund aus - da hätte sie ja sicher auch einfach bei jemandem nebenan geklingelt, statt sich aufs Rad zu schwingen. Papier, Glas o.ä. wegbringen ist auch quatsch, das hätte sie ja auch auf dem Weg zur Arbeit machen können. Oh Mann, ich werde echt noch verrückt, weil ich einfach keine Erklärung finde, was man mal eben kurz macht, und was gleichzeitig so wichtig ist, dass es nicht auch erst auf dem Weg zur Arbeit gemacht werden kann?

Schnell noch einen Brief einwerfen, bevor der Kasten geleert wird? Aber was für ein Brief kann so wichtig sein? Teilnahme am Preisausschreiben mit Einsendeschluss? Aber wie kann man auf so einem kurzen Weg mitten von der Straße spurlos /lautlos verschwinden?

@atencion
Sehr guter Gedanke mit dem Rock -> angenehmer beim Frauenarzt, man muss sch unten rum nicht komplett freimachen, außerdem fühlt man sich nach dem Radeln untenrum vielleicht auch nicht mehr so frisch durch die Reibung am Sattel -> schwitzen etc., ja, das macht Sinn!


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 20:11
@spekulatius

Bei NG waren die Spuren doch unter den Fingernägeln.

Aber grundsätzlich hast du Recht. Das ist irgendwie eine gruselige Vorstellung. Genauso Mitfahrgelegenheit oder so. Man hinterlässt ein Haar im Auto von jemanden, der dann später ermordet wird. Möchte man sich echte nicht weiter ausmalen.


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Der Fall Nelli Graf

31.07.2012 um 20:13
@sdfg

Ging mir bei dem Beispiel nicht so sehr um den konkreten Fall, sondern darum, daß die DNA-Technik mittlerweile ein große Bedeutung hat, der Befund aber auch schlau interpretiert werden muß.

Und da hab ich meine Zweifel, wenn ich an die ziemlich schwachsinnige Phantom-Wattebäuschen-Geschichte denke.

S.


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31.07.2012 um 20:13
@sdfg

Woher weiß du das mit den Spuren unter den Fingernägeln? Habe die Berichterstattung ziemlich verfolgt, aber sowas habe ich nirgendwo gelesen bisher.


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