Maria Baumer

Steppel schrieb:Ich höre gerade den Podcast der Mittelbayerischen und es wird gesagt, dass der letzte Brief an den tödlich verunfallten Freund Marias (Benni), der auf einem USB Stick gefunden und auf das Datum des Verschwindens datiert wurde, nur aus einem Satz besteht. Und auf einen Abschiedsgruß hindeutet.

Es wird auch gesagt, dass angezweifelt wird, dass dieser Brief tatsächlich von Maria stammt.

In der Podcast Folge werden übrigens nochmals die beiden angeblichen Anrufe von Maria thematisiert, hier hört es sich - im Gegensatz zum Liveblog-eher so an als hätte der SV mit relativ großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass es die Anrufe gab. Nur unter dem Umstand, dass von 1und1 zu 1und1 telefoniert worden wäre, hätte es möglicherweise keine Protokollierung gegeben.
1und1 betreibt aber wohl keine Telefonzellen.

Zum Thema Lorazepam und letale Dosis noch etwas, diese Medikamente haben eine sehr große therapeutische Breite. Das heisst die letale Dosis ist eine große Menge. Ein Effekt der schon bei einer viel niedrigeren Dosis eintritt ist die anterograde Amnesie: man kann sich nach Einnahme also nicht mehr an das erinnern, was danach geschieht. Das wird bei operativen Eingriffen genutzt, man gibt dem Patienten dieses Medikament, kann den Eingriff durchführen und der Patient hat danach keine unangenehmen Erinnerungen an den Eingriff.
Das weiß jeder, der im Gesundheitsbereich tätig ist. Da die "Gedächtnisaussetzer" bei Maria schon zuvor stattgefunden haben, deutet das darauf hin, dass mit solchen Dosen bereits herumexperimentiert wurde.
In Verbindung mit Tramadol kann es natürlich zur Atemdepression (also zum Aussetzen der Atmung) kommen und somit letztendlich auch zum Tod, unter den Opioiden ist aber bei Tramadol das Risiko einer Atemdepression verhältnismäßig relativ gering.
Fazit: Man darf sich das nicht so vorstellen, dass es nach Gabe der beiden Medikamente sofort zum Atemstillstand kam, das war bestimmt ein längerer "Prozess".

falstaff schrieb:Die Indizienlast ist so gewaltig, dass es mich mittlerweile fast wundert dass die Ermittler nicht schon vor dem Leichenfund eine Anklage versucht haben

Vor dem Leichenfund wäre ein Prozess m.E. wenig aussichtsreich gewesen. Zu diesem Zeitpunkt fehlten in der Indizienkette noch der Spaten, der Lorazepamnachweis (nur indirekt über die heimische Kleidung) und vor allem der Nachweis des Todes.

Nach dem Leichenfund, da stimme ich Dir zu, oder nach dem Einsatz von Lorazepam im Mißbrauchsfall sah die Sache aber schon anders aus. Da war es eher nicht mehr nötig, auf den Lorazepam-Nachweis in den Haaren zu warten, bei der Indizienlage, die hier vorliegt.

Ich hätte als hypothetischer Entscheider vor allem arges Bauchgrimmen wegen der Gefährlichkeit des Tatverdächtigen gehabt, aber immerhin waren durch den Mißbrauchsprozess jetzt potenzielle Opfer gewarnt.

Ich frage mich gerade, wie er das mit den Medikamenten gehandhabt hat. Gab er ihr diese regelmäßig oder nur sporadisch? Von wegen morgens eine Dröhnung in den Kaffee hätte zur Folge haben können, dass sie ausserhalb seines Dunstkreises zusammenbricht und er nicht in der Lage gewesen wäre, Herr über der Lage zu werden.

Ich persönlich glaube auch nicht, dass es, wie einige meinen, einen sexuellen Hintergrund hat, wie bei seinen anderen Taten. Er wollte sie schlicht los werden.

gusti schrieb:Man darf sich das nicht so vorstellen, dass es nach Gabe der beiden Medikamente sofort zum Atemstillstand kam, das war bestimmt ein längerer "Prozess".

So sehe ich das auch. Gerade, wenn er ihr Unmengen von dem Zeugs regelmäßig gegeben hat, hätte es immer mehr gebraucht, um über die Toleranzschwelle zu kommen. Ihr unbemerkt ein letale Dosis beizubringen, wäre somit immer schwerer geworden.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie “nur“ an den Medikamenten starb. Leider kann die Gerichtsmedizin das nicht mehr feststellen, aber ich befürchte er hat sie erstickt oder ähnliches, nachdem er sie mal wieder stark sediert hat.

adolphesax schrieb:Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie “nur“ an den Medikamenten starb. Leider kann die Gerichtsmedizin das nicht mehr feststellen, aber ich befürchte er hat sie erstickt oder ähnliches, nachdem er sie mal wieder stark sediert hat.

Er hat ja auch nach "Judo Würgegriff" und "Guillotine-Griff" gegoogelt.

Quelle: https://www.regensburg-digital.de/t/maria-baumer/ (Archiv-Version vom 09.08.2020)

adolphesax schrieb:Ich persönlich glaube auch nicht, dass es, wie einige meinen, einen sexuellen Hintergrund hat, wie bei seinen anderen Taten. Er wollte sie schlicht los werden.

Ich glaube das in Bezug auf Maria auch nicht. Nur könnte ich mir vorstellen dass er versucht zu behaupten, er habe sie für die von ihm bevorzugte Sexvariante betäuben wollen und dabei aus Versehen überdosiert. Groteskerweise, könnte er das vielleicht sogar mit einem seiner früheren Verbrechen untermauern.

Glauben wird man ihm das natürlich nicht, wegen der eindeutigen Internetrecherchen.

dievo schrieb:Er hat ja auch nach "Judo Würgegriff" und "Guillotine-Griff" gegoogelt.

Genau das hat meine Annahme auch verstärkt und eben die Tatsache, dass es schwer ist einen Menschen diesen Medikamenten Cocktail über längere Zeit einzuflößen und trotzdem noch eine gesteuerte, finale Dosis zu erreichen. Das geht fast nur mit einer Infusion, ansonsten merkt man es bei der Einnahme, das hätten zig Tabletten oder Tropfen sein müssen

falstaff schrieb:Nur könnte ich mir vorstellen dass er versucht zu behaupten, er habe sie für die von ihm bevorzugte Sexvariante betäuben wollen und dabei aus Versehen überdosiert. Groteskerweise, könnte er das vielleicht sogar mit einem seiner früheren Verbrechen untermauern.

Ja, sowas in der Art schwebt mir auch vor, das wäre dann an Niedertracht nicht zu überbieten. Opfer blaming, gerade in Anbetracht dessen, dass ihre Zwillingsschwester gestern noch davon sprach, dass Maria solche Art Medikamente schon wegen der Nebenwirkungen nicht nehmen würde. Aber Versuch macht “kluch“. Irgendeine, bisher nicht erkennbare, Strategie muss die Verteidigung ja fahren. Die Homosexuellen Schiene, scheint mir doch sehr dürftig.

@falstaff
Oder meintest Du, er könnte diese Sexpraxis nur einseitig erklären wollen, also das Maria dem nicht zugestimmt hat?

@adolphesax
Auf jeden Fall einseitig. Alles andere wäre mehr als merkwürdig.

adolphesax schrieb:Von wegen morgens eine Dröhnung in den Kaffee hätte zur Folge haben können, dass sie ausserhalb seines Dunstkreises zusammenbricht, und er nicht in der Lage gewesen wäre Herr über der Lage zu werden.

Morgens doch nicht. Ihm ging es mmn um sex mit einer sedierten, tief schlafenden frau, und dafuer bietet sich der abend an. Sie und andere, ihr nahestehenden Personen, haben dann diese unerklärlichen gedaechtnisaussetzer von immerhin mehreren Stunden bemerkt. Wenn ich einen Facharzt fuer psychiatrie/neurologie in der Familie habe, muss ich da leider auch damit rechnen, dass meine Partnerin sich bei ihm Rat holt. Dazu Marias Termine bei Fachärzten, der bereits erfolgte Ausschluss eines epilept anfalls und Schlaganfalls.... Fuer cf, auch wenn seine Schuld noch nicht bewiesen ist, wäre es da ganz eng geworden. Die nächste Frau, an der er das ausprobieren wollte, stand fuer ihn schon in der pipeline (meine meinung:er war nicht verliebt), er hatte ein neues Opfer erkoren.

adolphesax schrieb:Ich persönlich glaube auch nicht, dass es, wie einige meinen, einen sexuellen Hintergrund hat, wie bei seinen anderen Taten.

Ich glaube, dass die sedierung sehr wohl einen sexuellen Hintergrund hatte. Diese Annahme beruht auf seinem Verhalten der BKA-Patientin und den jungen domspatzen. Er liebte es wahrscheinlich, an schlafenden/sedierten Personen sexuelle Handlungen vorzunehmen. Nur war er mit keinem seiner anderen Opfer kurz vor einer Ehe gestanden.

Die offensichtlichen widersprueche bei den zeitl Angaben (Aussagen verschiedener Personen versus PC-Nutzung) tun ein uebrigens, den Verdacht gegen den ehemals Verlobte zu erhaerten.

Lange Zeit habe ich tatsächlich gedacht, dass MB auf und davon gelaufen ist. Um sich Ihrer Gefühle klar zu werden, zb.

Bei allem gesagten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

Man könnte mittlerweile daran zweifeln, ob der bisher bekannte Ablauf des Tages ab Freitagnachmittag - in der geschilderten Art - überhaupt stattgefunden hat.

Aufgrund von Aussagen (Freund und Sachverständiger) kann man jetzt wohl sicher davon ausgehen, dass MB und CF am Freitag bis nach 17.00 Uhr gemeinsam in der Wohnung in Regensburg anwesend waren.
Der Zeuge war über Marias Fröhlichkeit überrascht - "sie sei ungewöhnlich aufgedreht, fast schon zu fröhlich gewesen" sagte der langjährige Freund.
Möglicherweise war dieses ungewöhnliche Verhalten zu diesem Zeitpunkt bereits der Eingabe verschiedener Medikamente geschuldet.

Evtl. gehen die Ermittler auch deshalb davon aus, dass MB in der Wohnung zu Tode kam bzw. sich aufgrund der Medikamente bereits in einem Zustand der Wehrlosigkeit befand und dann in den Wald verbracht wurde.

saro schrieb:Evtl. gehen die Ermittler auch deshalb davon aus, dass MB in der Wohnung zu Tode kam bzw. sich aufgrund der Medikamente bereits in einem Zustand der Wehrlosigkeit befand und dann in den Wald verbracht wurde.

Für den Grillabend gibt es aber Zeugen, von denen zwei sogar schon vor Gericht ausgesagt haben.

Zum möglichen Motiv für einen Mord muss man sich klarmachen, dass Maria Baumer ja nicht zu irgendeiner Zeit "verschwand", sondern zu einem Zeitpunkt, als gerade die Weichen für die Zukunft gestellt worden waren:

Gerade hatte sie ihr Studium beendet. Am 20. Mai 2012 wurde sie zur Landesvorsitzenden der KJB gewählt, am folgenden Tag trat sie ihre Stelle bei ihrem neuen Arbeitgeber an. Die Einladungen zur Hochzeit, die im September stattfinden sollte, waren verschickt. Die Weichen für eine gemeinsame Zukunft des Paares waren gestellt.

Aus irgendeinem Grund wollte der TV, wenn er den Mord denn begangen hat, diese Zukunft nicht. Aus irgendeinem Grund konnte er es auch nicht anders beenden. Interessant ist auch, dass, wie vor Gericht ausgesagt wurde, der TV - entgegen seiner ruhigen Art sonst - ausrastete, als Maria Baumer eine Arbeitszeitverkürzung wegen Familienplanung ins Spiel brachte (s. Protokoll der Gerichtsverhandlung und letzter Podcast).

adolphesax schrieb:Oder meintest Du, er könnte diese Sexpraxis nur einseitig erklären wollen, also das Maria dem nicht zugestimmt hat?

Nur so - eine freiwillige Einnahme ist ausgeschlossen, denn dann wäre Maria nicht wegen Filmrissen zum Arzt gegangen.

Seidenraupe schrieb:Ich glaube, dass die sedierung sehr wohl einen sexuellen Hintergrund hatte. Diese Annahme beruht auf seinem Verhalten der BKA-Patientin und den jungen domspatzen. Er liebte es wahrscheinlich, an schlafenden/sedierten Personen sexuelle Handlungen vorzunehmen. Nur war er mit keinem seiner anderen Opfer kurz vor einer Ehe gestanden.

Das folgt aber nicht zwangsläufig. Es ist genauso gut auch möglich dass er die Medikamente nur dann zu sexuellen Zwecken einsetzte, wenn ihm seine Wunschpartner nicht freiwillig gefügig waren. Dass die Sedierung Maria's auf eine Tötungsabsicht und nicht auf sexuelle Absichten zurückzuführen ist, zeigen auch die eindeutigen Internetrecherchen kurz vor Maria's Tod.

PurePu schrieb:Auf jeden Fall einseitig. Alles andere wäre mehr als merkwürdig.

Würde ich per se auch sagen, da sonst unglaubwürdig.

Aber bei der Befragung der Zwillingsschwester fiel mir dies auf:

Haizmann fragt zudem zu sexuellen Vorlieben des Paares. Sie wisse davon nichts, sagt sie.

Quelle: https://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/live-der-prozess-um-maria-baumers-tod-21705-art1917691.html (Archiv-Version vom 06.07.2020)

Man wollte scheinbar abklopfen, was Aussenstehende über die Sexualpraktiken gewusst haben. Die ihr nahestehensde Person wusste davon nichts, also Möglichkeiten in der Richtung was zu konstruieren.

Seidenraupe schrieb:Ich glaube, dass die sedierung sehr wohl einen sexuellen Hintergrund hatte.

Jedem seine Meinung. Ich glaube er wollte sie einfach nur los werden. Seine Taten im Vorfeld, haben nur den Medikamentenbezug, das Motiv bei M.B. war ein anderes. Übrigens spricht auch die Staatsanwaltschaft nicht von sexuellem Missbrauch an M.B.:

Als Motiv wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, dass ihm Maria Baumer im Weg stand, da er eine neue Beziehung eingehen wollte. Als Krankenpfleger hatte er sich in eine junge Patientin verliebt. Somit habe der Angeklagte nicht nur heimtückisch, sondern auch aus niedrigen Beweggründen gehandelt und sei aus Sicht der Staatsanwaltschaft des Mordes schuldig.

Quelle:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/mordfall-maria-baumer-kurzer-prozessauftakt-in-regensburg,S3Uksko (Archiv-Version vom 21.07.2020)

Hier wird übrigens neben Heimtücke, auch noch niedrige Beweggründe angegeben.

Dazu kam noch, einen Grund zu haben sein Studium abzubrechen.

PurePu schrieb (Beitrag gelöscht):Und sein Bruder zündet eine Nebelkerze nach der anderen, um ihm den Arsch zu retten.

Also den Zusammenhalt seiner Familie bzw. der Brüder finde ich .... sagen wir mal "bemerkenswert", um es mal vorsichtig auszudrücken. V.a. so direkt nach Marias Verschwinden.

Also laut Podcast sind alle Brüder für Montag geladen, das dürfte ja spannend werden. Es dürfte dann mit ziemlicher Wahrscheinlich das Video mit dem Rucksack angesprochen werden.