Literatur
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Gedichte: Tragik

2.709 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gedichte, Lyrik, Poesie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte: Tragik

30.08.2012 um 00:59
Sehnsucht nach dem Tode

Hinunter in der Erde Schoß,
Weg aus des Lichtes Reichen,
Der Schmerzen Wut und wilder Stoß
Ist froher Abfahrt Zeichen.
Wir kommen in dem engen Kahn
Geschwind am Himmelsufer an.

Gelobt sei uns die ewge Nacht,
Gelobt der ewge Schlummer.
Wohl hat der Tag uns warm gemacht,
Und welk der lange Kummer.
Die Lust der Fremde ging uns aus,
Zum Vater wollen wir nach Haus.

Was sollen wir auf dieser Welt
Mit unsrer Lieb' und Treue.
Das Alte wird hintangestellt,
Was soll uns dann das Neue.
O! einsam steht und tiefbetrübt,
Wer heiß und fromm die Vorzeit liebt.

Die Vorzeit wo die Sinne licht
In hohen Flammen brannten,
Des Vaters Hand und Angesicht
Die Menschen noch erkannten.
Und hohen Sinns, einfältiglich
Noch mancher seinem Urbild glich.

Die Vorzeit, wo noch blütenreich
Uralte Stämme prangten,
Und Kinder für das Himmelreich
nach Qual und Tod verlangten.
Und wenn auch Lust und Leben sprach,
Doch manches Herz für Liebe brach.

Die Vorzeit, wo in Jugendglut
Gott selbst sich kundgegeben
Und frühem Tod in Liebesmut
Geweiht sein süßes Leben.
Und Angst und Schmerz nicht von sich trieb,
Damit er uns nur teuer blieb.

Mit banger Sehnsucht sehn wir sie
In dunkle Nacht gehüllet,
In dieser Zeitlichkeit wird nie
Der heiße Durst gestillet.
Wir müssen nach der Heimat gehn,
Um diese heilge Zeit zu sehn.

Was hält noch unsre Rückkehr auf,
Die Liebsten ruhn schon lange.
Ihr Grab schließt unsern Lebenslauf,
Nun wird uns weh und bange.
Zu suchen haben wir nichts mehr –
Das Herz ist satt – die Welt ist leer.

Unendlich und geheimnisvoll
Durchströmt uns süßer Schauer –
Mir däucht, aus tiefen Fernen scholl
Ein Echo unsrer Trauer.
Die Lieben sehnen sich wohl auch
Und sandten uns der Sehnsucht Hauch.

Hinunter zu der süßen Braut,
Zu Jesus, dem Geliebten –
Getrost, die Abenddämmrung graut
Den Liebenden, Betrübten.
Ein Traum bricht unsre Banden los
Und senkt uns in des Vaters Schoß.

(Novalis)

Anzeige
melden

Gedichte: Tragik

10.09.2012 um 23:33
Das Problem des Zweiflers

Ich möchte es eigentlich nur ungern tun,
dachte ich mir,
doch andererseits ist die Versuchung doch recht groß.
Dieses hin und her in meinem Kopf.
Soll ich oder soll ich nicht?
Und was denn jetzt eigentlich überhaupt?
Und wenn ja warum und weshalb?
Klar macht es keinen Unterschied wenn ich nichts tue.
Aber wenn das so wäre,
machte es auch keinen Unterschied wenn ich etwas täte.
Nur ist es dann auch egal was ich tue...
Aber das kann doch nicht sein!
Wenn ich nur wüsste was ich weiß!?
Und es dann auch noch glauben könnte?!
So möcht' ich später mal sein!
Aber wann?
Morgen?
Welches Morgen?


melden

Gedichte: Tragik

11.09.2012 um 09:55
@tobist
Ist das von dir? hat was..... :)


melden

Gedichte: Tragik

21.09.2012 um 12:01
Der Tod

Da steht der Tod, ein bläulicher Absurd
in einer Tasse ohne Untersatz.
Ein wunderlicher Platz für eine Tasse:
steht auf dem Rücken einer Hand. Ganz gut
erkennt man noch an dem glasierten Schwung
den Bruch des Henkels. Staubig. Und: „Hoffnung"
an ihrem Bug in aufgebrauchter Schrift.

Das hat der Trinker, den der Trank betrifft,
bei einem fernen Frühstück abgelesen.
Was sind denn das für Wesen,
die man zuletzt wegschrecken muß mit Gift?

Blieben sie sonst? Sind sie denn hier vernarrt
in dieses Essen voller Hindernis?
Man muß ihnen die harte Gegenwart
ausnehmen, wie ein künstliches Gebiß.
Dann lallen sie.

O Sternenfall,
von einer Brücke einmal eingesehn -
dich nicht vergessen, Stehn!


Rainer Maria Rilke


Quelle: http://www.dein-eigenes-gedicht.de/ausgewaehlte_gedichte/klassiker/rilke.html (Archiv-Version vom 18.04.2012)


melden

Gedichte: Tragik

21.09.2012 um 12:03
Alle Vögel sind nun fort,
Alle Blumen verdorrt,
Was wird das werden?
Trauer, ach, Trauer in Feld und Wald,
Liegt auch die weiße Decke bald
Auf der bitteren Erden.
Fällt keine Blüte vom Lindenbaum,
Füllt die Seele kein holder Traum
Uns von besseren Tagen,
Aber ich seh noch ein armes Licht,
Aber ich weiß noch ein kleines Gedicht,
Das will ich zu dir sagen.


Ernst Goll


melden

Gedichte: Tragik

24.09.2012 um 14:16
ich hab dich gefunden, hab dich erkannt, habe dein Schicksal gesehen
du wurdest aus dem Leben schon lange verbannt doch kannst nicht gänzlich gehen
ich habe dein Schreien, dein Klagen gehört, blieben deine Lippen auch stumm
die Zeit hat deinen müden Körper zerstört, du fragst nicht mehr warum

ich hab dich besucht umgeben von Weiß, von Wänden die kalt und leer
für sie bist du ein stimmenloser alter Greis, mit dir spricht niemand mehr
ich habe dein Leid wie meines gefühlt, habe den Wunsch in deinen Augen gesehen
habe dich mit neuer Hoffnung umspült, ich helfe dir beim gehen

ich habe die dich fesselnden Kabel durchtrennt, hab für dich den Stecker gezogen
da sah ich wie Hoffnung in dir brennt, wir haben das Leben betrogen
du nahmst meine Hand, in deiner letzten Stunde, Furcht, nein, die hattest du nicht
deine Stimme erklang in der Todessekunde, Kind, ich warte im Licht
(By Seelenblut)


melden

Gedichte: Tragik

05.10.2012 um 13:28
Die Realität des Herbstes 2012

Veränder lich
Wetterfühlig
Landunabhängig

Sturmerprobt

Windzerzaust
Alles
was ist
was wird
was lebendig
was absterbend
Baumreihen
schwanken
schmutzigblau
durchscheinend
die Wipfel
ähnlich den Soldaten
ohne Helm

Zweige brechen
fallen
wie Besen
tanzend
aufgefangen vom Sturm
zum Orkan mutierend
zur Sense
der Gesellen geworden
die Startbereit lauern
in den moderigen Löchern
der Brandstifter

Zu riechen
die Brände die stärker werden
Feuer lodern hoch
Landabhängig noch
Die Wetterer drehen am Kreuz
als Fähnchen erscheint der weiße
Hintergrund
darin das alte Symbol

Beginnt das alte Spiel
der RITTER
Wer bläst die FANFARE
Wer schießt
übers ZIEL hinaus

Eine RUHE ist`s
vor dem großen Sturm
junges Blattwerk spross
glitt früh vor der Zeit
zu Erde werdend
unschuldig......

Dieser Herbst
trägt nicht nur das
natürliche Absterben
und sich erneuernder Saat
Er hat MORD und VERNICHTUNG
in seinem Saatkorb

Mit nur einem Saatkorn
des BÖSEN
wächst die Liane der Dummheit
umschlingt alle

auch die GERECHTEN...
by bluish


melden

Gedichte: Tragik

21.10.2012 um 23:04
Gefühl

Mutter,
Ich fühle es ist vorbei.
Trotzdem bin ich noch hier
Ich weiss nicht,
wohin ich sonst gehen soll.

Vater,
Ich weiss, es ist vorbei,
trotzdem bin ich noch hier
ich weiss nicht,
wohin ich sonst gehen soll.

Freunde,
ich kann es spüren
wie die Decke
über meiner Kopf zusammenbricht.

Freunde,
die See will mich nehmen,
das Messer erstechen.
Denkt ihr, ihr könnt mir helfen?

Geliebte,
Es ist vorbei.
Trotzdem bin ich noch hier
und ich weiss,
es hat noch nicht einmal angefangen.

Liebhaber,
behandle sie gut.
Sie braucht dich mehr,
als ich sie mich je liebte.

Und ich weine,
in ein leeres Bett.
Denn es ist klar,
ich habe genug gesagt.


melden

Gedichte: Tragik

24.10.2012 um 22:44
Der schwarze Tod

Anfangs war er kein Begriff
kam über´s Wasser mit dem Schiff
brachte Elend und Verderben
lies in Europa Massen sterben .

Er kommt herbei auf leisen Sohlen
wird sich noch so manchen holen
viele hat er schon geschafft
einfach so hinweggerafft .

Geht hinein in jedes Haus
und löscht alles Leben aus
hat in einer einz´gen Nacht
Großfamilien umgebracht.

Pfarrer,Huren und den Henker
Einfaltspinsel,kluge Denker
tanzen auf des Todes Fest
sterben alle an der Pest .

Soldaten,Säufer,Leuteschinder
alte Menschen,kleine Kinder
ganz zum Schluss die Eltern auch
spür´n des schwarzen Todes Hauch .

Schon bald ihn jeder sehen kann
zum Tanze geht der Sensenmann
die Sense,sie trifft immer wieder
mäht unbarmherzig alles nieder.

Drum beten wir in allen Jahren
mög der Herr Gott uns bewahren
vor Krieg im Land und an der Grenz´
Hunger,Durst und Pestilenz .


melden

Gedichte: Tragik

01.11.2012 um 16:36
Hexentod

In der Burg der Bischof spricht
Hexe , sags mir ins Gesicht
schuldig musst Du Dich bekennen
und auf dem Scheiterhaufen brennen.

Die Frau jedoch begann zu schrein
sie könne keine Hexe sein
könne nicht mehr richtig sehen
und deshalb nicht zur Messe gehen.

Der Bischof hält es nicht mehr aus
sagt : Schafft die Hexe sofort raus
foltert sie bis sie gesteht
oder Satan ihr den Hals umdreht.

Die Knechte manche Qual erfanden
schließlich hat sie doch gestanden
unter lautem Wehgeschrei
das sie eine Hexe sei .

Und jetzt geht es ihr ans Leben
denn sie hat es zugegeben
was ihr längst schon alle wisst
das sie eine Hexe ist.

Auf den Platz die Massen laufen
hin zum großen Scheiterhaufen
gar nicht schnell genug kann´s gehen
jeder will sie brennen sehen .

Der Andrang auf dem Platz ist groß
der Henker zündet an den Stoß
der Rauch,er würgt ihr Schreien ab
und sie fährt in die Höll´ hinab.

Ein Ende hat nun unsre Not
denn die Hexe ist jetzt tot
und die Moral von dem Gedicht
Hexe sein das lohnt sich nicht !


melden

Gedichte: Tragik

01.11.2012 um 16:47

Der Rabe



Einst, um eine Mittnacht graulich, da ich trübe sann und traulich
müde über manchem alten Folio lang vergess'ner Lehr'-
da der Schlaf schon kam gekrochen, scholl auf einmal leis ein Pochen,
gleichwie wenn ein Fingerknochen pochte, von der Türe her.
"'s ist Besuch wohl", murrt' ich, "was da pocht so knöchern zu mir her -
das allein - nichts weiter mehr.



Ah, ich kann's genau bestimmen: im Dezember war's, dem grimmen,
und der Kohlen matt Verglimmen schuf ein Geisterlicht so leer.
Brünstig wünscht' ich mir den Morgen;- hatt' umsonst versucht zu borgen
von den Büchern Trost dem Sorgen, ob Lenor' wohl selig wär'-
ob Lenor', die ich verloren, bei den Engeln selig wär'-
bei den Engeln - hier nicht mehr.



Und das seidig triste Drängen in den purpurnen Behängen
füllt', durchwühlt' mich mit Beengen, wie ich's nie gefühlt vorher;
also daß ich den wie tollen Herzensschlag mußt' wiederholen:
"'s ist Besuch nur, der ohn' Grollen mahnt, daß Einlaß er begehr'-
nur ein später Gast, der friedlich mahnt, daß Einlaß er begehr':-
ja, nur das - nichts weiter mehr."



Augenblicklich schwand mein Bangen, und so sprach ich unbefangen:
"Gleich, mein Herr - gleich, meine Dame - um Vergebung bitt' ich sehr;
just ein Nickerchen ich machte, und Ihr Klopfen klang so sachte,
daß ich kaum davon erwachte, sachte von der Türe her -
doch nun tretet ein!" - und damit riß weit auf die Tür ich - leer!
Dunkel dort - nichts weiter mehr.



Tief ins Dunkel späht' ich lange, zweifelnd, wieder seltsam bange,
Träume träumend, wie kein sterblich Hirn sie träumte je vorher;
doch die Stille gab kein Zeichen; nur ein Wort ließ hin sie streichen
durch die Nacht, das mich erbleichen ließ: das Wort "Lenor'?" so schwer -
selber sprach ich's, und ein Echo murmelte's zurück so schwer:
nur "Lenor'!" - nichts weiter mehr.



Da ich nun zurück mich wandte und mein Herz wie Feuer brannte,
hört' ich abermals ein Pochen, etwas lauter denn vorher.
"Ah, gewiß", so sprach ich bitter, "liegt's an meinem Fenstergitter;
Schaden tat ihm das Gewitter jüngst - ja, so ich's mir erklär';-
schweig denn still, mein Herze, lass mich nachsehn, daß ich's mir erklär':-
's ist der Wind - nichts weiter mehr!"



Auf warf ich das Fenstergatter, als herein mit viel Geflatter
schritt ein stattlich stolzer Rabe wie aus Sagenzeiten her;
Grüßen lag ihm nicht im Sinne; keinen Blick lang hielt er inne;
mit hochherrschaftlicher Miene flog empor zur Türe er -
setzt' sich auf die Pallas-Büste überm Türgesims dort - er
flog und saß - nichts weiter mehr.



Doch dies ebenholzne Wesen ließ mein Bangen rasch genesen,
ließ mich lächeln ob der Miene, die es macht' so ernst und hehr:
"Ward dir auch kein Kamm zur Gabe", sprach ich, "so doch stolz Gehabe,
grauslich grimmer alter Rabe, Wanderer aus nächtger Sphär'-
sag, welch hohen Namen gab man dir in Plutos nächtger Sphär'?"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."



Staunend hört' dies rauhe Klingen ich dem Schnabel sich entringen,
ob die Antwort schon nicht eben sinnvoll und bedeutungsschwer;
denn wir dürfen wohl gestehen, daß es keinem noch geschehen,
solch ein Tier bei sich zu sehen, das vom Türgesimse her -
das von einer Marmor-Büste überm Türgesimse her
sprach, es heiße "Nimmermehr."



Doch der droben einsam ragte und dies eine Wort nur sagte,
gleich als schütte seine Seele aus in diesem Worte er,
keine Silbe sonst entriß sich seinem düstren Innern, bis ich
seufzte: "Mancher Freund verließ mich früher schon ohn' Wiederkehr -
morgen wird er mich verlassen, wie mein Glück - ohn' Wiederkehr."
Doch da sprach er, "Nimmermehr!"



Einen Augenblick erblassend ob der Antwort, die so passend,
sagt' ich, "Fraglos ist dies alles, was das Tier gelernt bisher:
's war bei einem Herrn in Pflege, den so tief des Schicksals Schläge
trafen, daß all seine Wege schloß dies eine Wort so schwer -
daß' all seiner Hoffnung Lieder als Refrain beschloß so schwer
dies "Nimmer - nimmermehr."



Doch was Trübes ich auch dachte, dieses Tier mich lächeln machte,
immer noch, und also rollt' ich stracks mir einen Sessel her
und ließ die Gedanken fliehen, reihte wilde Theorien,
Phantasie an Phantasien: wie's wohl zu verstehen wär'-
wie dies grimme, ominöse Wesen zu verstehen wär',
wenn es krächzte "Nimmermehr."



Dieses zu erraten, saß ich wortlos vor dem Tier, doch fraß sich
mir sein Blick ins tiefste Innre nun, als ob er Feuer wär';
brütend über Ungewissem legt' ich, hin und her gerissen,
meinen Kopf aufs samtne Kissen, das ihr Haupt einst drückte hehr -
auf das violette Kissen, das ihr Haupt einst drückte hehr,
doch nun, ach! drückt nimmermehr!



Da auf einmal füllten Düfte, dünkt' mich, weihrauchgleich die Lüfte,
und seraphner Schritte Klingen drang vom Estrich zu mir her.
"Ärmster", rief ich, "sieh, Gott sendet seine Engel dir und spendet
Nepenthes, worinnen endet nun Lenor's Gedächtnis schwer;-
trink das freundliche Vergessen, das bald tilgt, was in dir schwer!"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."



"Ah, du prophezeist ohn' Zweifel, Höllenbrut! Ob Tier, ob Teufel -
ob dich der Versucher sandte, ob ein Sturm dich ließ hierher,
trostlos, doch ganz ohne Bangen, in dies öde Land gelangen,
in dies Haus, von Graun umpfangen,- sag's mir ehrlich, bitt' dich sehr -
gibt es - gibt's in Gilead Balsam?- sag's mir - sag mir, bitt' dich sehr!"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."



"Ah! dann nimm den letzten Zweifel, Höllenbrut - ob Tier, ob Teufel!
Bei dem Himmel, der hoch über uns sich wölbt - bei Gottes Ehr'-
künd mir: wird es denn geschehen, daß ich einst in Edens Höhen
darf ein Mädchen wiedersehen, selig in der Engel Heer -
darf Lenor', die ich verloren, sehen in der Engel Heer?"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."



"Sei denn dies dein Abschiedszeichen", schrie ich, "Unhold ohnegleichen!
Hebe dich hinweg und kehre stracks zurück in Plutos Sphär'!
Keiner einz'gen Feder Schwärze bleibe hier, dem finstern Scherze
Zeugnis! Laß mit meinem Schmerze mich allein!- hinweg dich scher!
Friß nicht länger mir am Leben! Pack dich! Fort! Hinweg dich scher!"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."



Und der Rabe rührt' sich nimmer, sitzt noch immer, sitzt noch immer
auf der bleichen Pallas-Büste überm Türsims wie vorher;
und in seinen Augenhöhlen eines Dämons Träume schwelen,
und das Licht wirft seinen scheelen Schatten auf den Estrich schwer;
und es hebt sich aus dem Schatten auf dem Estrich dumpf und schwer
meine Seele - nimmermehr.


Edgar Allan Poe




melden

Gedichte: Tragik

01.11.2012 um 16:50

Der See

In meinen jungen Jahren trieb
Mich Sehnsucht oft an einen Ort,
Der mich gebannt hielt wie ein Hort.
So war die Einsamkeit mir lieb
Von einem See, um dessen Rand
Ein schwarzes Felsgemäuer stand.

Doch wenn die Nacht ihr Bahrtuch warf
Auf diese Stelle und auf mich,
Und mystisch durch die Wellen strich
Der Wind, bald klagend und bald scharf,
Dann – ja – erschreckte mich oft jäh
Die Einsamkeit am dunklen See.

Doch dieser Schrecken war nicht Grau'n;
Nein, eine Lust, die Schauer barg,
So zitternd und dämonisch stark,
Wie sie in unterirdischen Gau'n
Der spüren mag, der einen Schein
Erhascht von flimmerndem Gestein.

Tod war um jenen giftigen Strand –
Und in der Flut ein Grab für ihn,
Der dort für seine Phantasien
Besänftigende Tröstung fand
Und den sein Träumen wandeln hieß
Das finstre Reich zum Paradies.


Edgar Allan Poe




melden

Gedichte: Tragik

01.11.2012 um 17:19

Der Löwe und die Maus

Bei eines Löwen grauser Mörderpfote
Kroch eine Maus, nicht ahnend die Gefahr,
Ans Tageslicht, bedeckt mit Schlamm und Kothe.
Erstaunt, daß eine Maus die Erde nur gebar,
Fragt sie der Löw': "Sollt' ich zum Mittagsmahl dich speisen?
Nein, armes Tier! Zu mager und zu klein
Bist du; kaum würdest du dem Magen fühlbar sein.
Das Leben schenk ich dir. Frei magst du weiter reisen!
Die Katze nur führt mit den Mäusen Krieg;
Zu niedrig ist dem Löwen so ein Sieg."
Die Maus geht weg, von Dankbarkeit durchdrungen.
Verloren, wie ein weises Sprüchwort spricht,
Ist oft schon hier die kleinste Wohltat nicht.
Sie zu erwiedern war auch uns'rer Maus gelungen.
"Was sagst du, Dichter?" fällt mir hier ein Leser ein;
"Kann eine Maus wohl auch dem Löwen nützlich sein?
Was unwahrscheinlich ist, sind doch nicht immer Lügen;
Der Wahrheit Lichtglanz strahlt oft aus der Fabel Zügen;
Beweis davon soll dieser Vorfall sein.
Der Löw' verirrte sich in einen düstern Hain,
Und plötzlich war er in ein Garn, mit Laub bedeckt, gefallen.
Von seinem Klaggebrüll ließ er die Flur erschallen;
Die Maus war in der Näh und eilt auf das Geschrei,
Der Wohltat eingedenk, gleich zu dem Netz herbei.
Gefangen sieht sie da der Tiere König liegen;
Den Waldbewohnern macht sein tiefer Fall Vergnügen.
Was tat die kleine Maus? Sie fängt mit scharfem Zahn
Die Stricke wacker zu benagen an.
Ein Knoten reißt entzwei; der Löw' mit Kopf und Pfote
Dringt durch, entflieht dem Tod, der in der Näh ihm drohte.
Verachte Niemand, er sei noch so schwach und klein;
Im Notfall kann er einst als Freund dir nützlich sein.




melden

Gedichte: Tragik

02.11.2012 um 18:30

Das Schiff

Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
Wie Sturmwind geflogen.

Voll Jubel ertönt's vom Mast und vom Kiele:
"Wir nahen dem Ziele."

Der Fährmann am Steuer spricht traurig und leise:
"Wir segeln im Kreise."

Marie von Ebner-Eschenbach




melden

Gedichte: Tragik

02.11.2012 um 18:32

Nein!

Pfeift der Sturm?
Keift ein Wurm?
Heulen
Eulen
hoch vom Turm?

Nein!

Es ist des Galgenstrickes
dickes
Ende, welches ächzte,
gleich als ob
im Galopp
eine müdgehetzte Mähre
nach dem nächsten Brunnen lechzte
(der vielleicht noch ferne wäre).

Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern




melden

Gedichte: Tragik

02.11.2012 um 21:20

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Erich Fried



Was es ist
http://www.erichfried.de/Was%20es%20ist.htm (Archiv-Version vom 25.10.2012)




melden

Gedichte: Tragik

03.11.2012 um 08:03

Die Rache

Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn,
Der Knecht wär selber ein Ritter gern.

Er hat ihn erstochen im dunklen Hain
Und den Leib versenket im tiefen Rhein.

Hat angeleget die Rüstung blank,
Auf des Herren Roß sich geschwungen frank.

Und als er sprengen will über die Brück',
Da stutzet das Roß und bäumt sich zurück.

Und als er die güld'nen Sporen ihm gab,
Da schleudert's ihn wild in den Strom hinab.

Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt,
Der schwere Panzer ihn niederzwingt.

Ludwig Uhland




melden

Gedichte: Tragik

03.11.2012 um 10:46
Die Brücke am Tay

"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um die siebente Stund', am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösch die Flamm'."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."

"Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?"
"Ei, der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin "ich komme" spricht,
"ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug."

Und der Brückner jetzt: "Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, -
und in elf Minuten ist er herein."

Und es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück';
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.

"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand"

Theodor Fontane


melden

Gedichte: Tragik

03.11.2012 um 22:27
Die Loreley
Zu Baccharach am Rheine
wohnt eine Zauberin
die war so schön und feine
und riss viel Herzen hin .

Und brachte viel zu schanden
der Männer rings um her
aus ihren Liebesbanden
war keine Rettung mehr .

Der Bischof ließ sie laden
vor geistliche Gewalt
und musste sie begnaden
so schön war ihr Gestalt .

Er sprach zu Ihr gerühret
Du arme Lore Ley
wer hat Dich denn verführet
zu böser Zauberei ?

Herr Bischof , lasst mich sterben
ich bin des Lebens müd
weil jeder muss verderben
der meine Augen sieht .

Die Augen sind zwei Flammen
mein Arm ein Zauberstab
o legt mich in die Flammen
o brechet mir den Stab .

Ich kann Dich nicht verdammen
bis Du mir nicht bekennt
warum in Deinen Flammen
mein eigen Herz schon brennt .

Den Stab kann ich nicht brechen
Du schöne Loreley
ich müsste sonst zerbrechen
mein eigen Herz entzwei .

Ich darf nicht länger leben
ich liebe keinen mehr
den Tod sollt ihr mir geben
drum kam ich zu Euch her .

Mein Schatz hat mich betrogen
hat sich von mir gewandt
ist fort von mir gezogen
fort in ein fremdes Land .

Die Augen sanft und wilde
die Wangen rot und weiß
die Worte still und milde
das ist mein Zauberkreis .

Ich selbst muss drin verderben
das Herz tut mir so weh
vor Schmerzen möcht ich sterben
wenn ich sein Bildnis seh .

Drum lasst mein Recht mich finden
mich sterben wie ein Christ
denn alles muss verderben
weil er nicht bei mir ist .

Drei Ritter lässt er holen
Bringt sie ins Kloster hin
Geh,Lore,Gott befohlen
sei Dein berückter Sinn .

Du sollst ein Nönnchen werden
ein Nönnchen schwarz und weiß
bereite Dich auf Erden
zu Deines Todes Reis .

Zum Kloster sie nun ritten
die Ritter alle drei
und traurig in der Mitten
die schöne Lore Lay .

O Ritter , lasst mich gehen
auf diesen Felsen grp
´ich will noch einmal sehen
nach meines Liebsten Schloss .

Ich will noch einmal sehen
wohl in den tiefen Rhein
und dann ins Kloster gehen
und Gottes Jungfrau sein .

Der Felsen ist so jähe
so steil ist seine Wand
doch klimmt sie in die Höhe
bis das sie oben stand .

Es binden die drei Reiter
die Rosse unten an
und klettern immer weiter
zum Felsen auch hinan .

Die Jungfrau sprach : Da gehet
ein Schifflein auf dem Rhein
der in dem Schifflein stehet
der soll mein Liebster sein .

Mein Herz wird mir so munter
er muss mein Liebster sein
da lehnt sie sich hinunter
und stürzet in den Rhein .

Die Ritter mussten sterben
sie konnten nicht hinab
sie mussten all verderben
ohn Priester und ohn Grab .

Wer hat dies Lied gesungen ?
Ein Schiffer auf dem Rhein
und immer hat´s geklungen
von dem Dreiritterstein .

Lore Lay
Lore Lay
Lore Lay !

Als wären es meiner drei !

Clemens Brentano


melden

Gedichte: Tragik

04.11.2012 um 17:23

Alleine

Von Kindheits Stunde war ich nicht
wie and're war'n, denn meine Sicht
war anders: Ich hab' nie gestillt
Gefühl vom Born, der allen quillt.
Und meine Sorgen nahm ich nicht
von ihm. Auch was zum Herzen spricht
kam nicht von ihm: Die Lieben mein,
die liebte ich für mich allein.
Dann - in der Kindheit, am Beginn
des Lebenssturms - kam mein Gewinn
aus allen Tiefen, gut und schlecht,
und dies Geheimnis ward mein Recht:
Von dem Wildbach, von der Quelle,
von des Berges roter Schwelle,
von der Sonn', die um mich rollt
in des Herbstes schimmernd' Gold,
von der Himmel Blitze Flug,
als er nah die Erde schlug,
von dem Sturm, vom Donner wild
und der Wolke, die das Bild
(ganz allein am Himmelszelt)
zeigt des Dämons meiner Wel[/b]Alleine

Von Kindheits Stunde war ich nicht
wie and're war'n, denn meine Sicht
war anders: Ich hab' nie gestillt
Gefühl vom Born, der allen quillt.
Und meine Sorgen nahm ich nicht
von ihm. Auch was zum Herzen spricht
kam nicht von ihm: Die Lieben mein,
die liebte ich für mich allein.
Dann - in der Kindheit, am Beginn
des Lebenssturms - kam mein Gewinn
aus allen Tiefen, gut und schlecht,
und dies Geheimnis ward mein Recht:
Von dem Wildbach, von der Quelle,
von des Berges roter Schwelle,
von der Sonn', die um mich rollt
in des Herbstes schimmernd' Gold,
von der Himmel Blitze Flug,
als er nah die Erde schlug,
von dem Sturm, vom Donner wild
und der Wolke, die das Bild
(ganz allein am Himmelszelt)
zeigt des Dämons meiner Wel

Von Kindheits Stunde war ich nicht
wie and're war'n, denn meine Sicht
war anders: Ich hab' nie gestillt
Gefühl vom Born, der allen quillt.
Und meine Sorgen nahm ich nicht
von ihm. Auch was zum Herzen spricht
kam nicht von ihm: Die Lieben mein,
die liebte ich für mich allein.
Dann - in der Kindheit, am Beginn
des Lebenssturms - kam mein Gewinn
aus allen Tiefen, gut und schlecht,
und dies Geheimnis ward mein Recht:
Von dem Wildbach, von der Quelle,
von des Berges roter Schwelle,
von der Sonn', die um mich rollt
in des Herbstes schimmernd' Gold,
von der Himmel Blitze Flug,
als er nah die Erde schlug,
von dem Sturm, vom Donner wild
und der Wolke, die das Bild
(ganz allein am Himmelszelt)
zeigt des Dämons meiner Wel

Edgar Allan Poe




Anzeige

melden