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Welches Buch lest ihr gerade?

7.167 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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30.10.2016 um 18:05
@Zellaktivator
Ich weiß schon durch die Werbung in Perry Rhodan, dass die Sonne kaputt ist ;)
Das wurde der neue Neo-Zyklus groß und breit angekündigt ...

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01.11.2016 um 16:52
Ich lese gerade
Ramita Navai - Die Stadt der Lügen

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Alle die glauben es gebe DEN Islam oder DEN Moslem, sollten mal einen Blick rein werfen.
Navai, die selbst als Exiliranerin einige Zeit in Theheran gelebt hat, hat die Geschichten von diversen Theheranern aufgeschrieben. Literarisch (also stilistisch) ist das nicht besonders aufregend. Aber man bekommt einen guten und spannenden Überblick über den "Schmelztiegel" Theheran und seine Bewohner. Manche Geschichten reichen zurück in die Zeit des letzten Schahs und der Revolution Chomeinis. Hier erfährt man sicher mehr über die Theheraner als bei einem Besuch der Stadt selbst.
Unbedingte Leseempfehlung.


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01.11.2016 um 17:20
Habe den nächsten PR-Neo Band fast durch:

Neo129Original anzeigen (0,2 MB)

Thora (Rhodans Frau) ist mit zwei Begleiterinnen knapp der Explosion des Raumschiffs MAYA entkommen und wurde von der entmachteten Imperatrice Emthon V. alias Theta gerettet. Die vier Frauen versuchen nun auf einer Urwelt Rache an dem Verräter Agaior Toton zu nehmen.

Auf der Erde versucht man derweil, die Mörderin und Diebin der Konstruktionsdaten der Transformkanone , eine Mehandorin namens Empona samt ihrer Komplizin (und Schwester) Emptral zu fassen.
Also jede Menge Frauenpower...


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01.11.2016 um 21:09
Terry Eagleton - Warum Marx recht hat

4172Bpl2g0UL. SX301 BO1204203200

Dieses Buch des englischen Literaturwissenschafters Terry Eagleton hat mich nicht sonderlich vom Sessel gerissen.

Anhand von zehn Strohmännern versucht er Argumente gegen Marx zu entkräften, und wenn's um Kritik an Brutalitäten realer marxistischer Systeme geht, kommen hauptsächlich Whataboutismen, dass der Kapitalismus ja noch viel schlimmer ist.

Nervig auch, dass Eagleton meint, permanent Schenkelklopferwitze einbauen zu müssen.

Ziemlich schmalbrüstig, da war seinerzeit der Moskauer Grundkurs des wissenschaftlichen Kommunismus ja noch spannend und überzeugend im Vergleich.

Infolinks im Spoiler

Der Autor:
Wikipedia: Terry Eagleton

Verlagsinfo:
http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/warum-marx-recht-hat-9783550088568.html

Rezensionen:
http://www.deutschlandfunk.de/eine-kleine-fibel-des-angewandten-marxismus.700.de.html?dram:article_id=226431
http://www.untergrund-blättle.ch/buchrezensionen/terry_eagleton_warum_marx_recht_hat.html (Archiv-Version vom 26.01.2016)
http://www.focus.de/kultur/buecher/literatur-terry-eagleton-warum-marx-recht-hat_aid_728471.html




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02.11.2016 um 13:36
Endler/Thunert, "Entzauberung - Skizzen und Ansichten zu den USA in der Ära Obama", Opladen 2016


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02.11.2016 um 15:01
Nun bin ich mitten in dem hier:

Neo130Original anzeigen (0,2 MB)

Hier wird die vertrackte Lage wohl recht gewaltsam/märchenhaft für das Staffelende zurechtgebogen, denn im Zufluchtssystem der Arkoniden taucht kurz vorm Ausbruch der absehbar verhängnisvollen Schlacht ein mysteriöses Spindelschiff auf und Perry wird samt seinem Wiederpart Agaior Thoton auf eine fiktive(?) Welt versetzt. Auf dieser kommt es wohl zum entscheidenden Duell...


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03.11.2016 um 13:14
eigentlich habe ich das folgende in 2Bänden hier:

"Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" ~KarlPopper~

Leider bin ich nicht dazugekommen und muss es Anfang nächster Woche wieder in die Bibo bringen
werd also bestimmt nicht weit kommen :/


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04.11.2016 um 17:10
Jim Thompson - King Blood

7976912. UY200

Einer der brutalsten Noir, den ich je gelesen habe. Brudermord, Schwesternmord, Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Kannibalismus ...

Der Roman handelt von der Familie King (Vater und drei Söhne), die als Sooner in Oklahoma siedeln und hoch verschuldet sind. Der jüngste Sohn, Critch, wird mit 10 Jahren von seiner Mutter entführt und kommt mit einem geraubten Vermögen von 70.000 Dollar nach 13 Jahren zurück.

Das Geld stammt einem Massenmörder-Schwesternpaar, das als Besitzerinnen eines Landgasthauses am Durchreise-Trail nach Kalifornien an die 40 Gäste ermordet und beraubt hat. Die Jüngere reißt das Geld an sich, flieht und wird von Critch bestohlen. Sie selbst wird von ihrer älteren Schwester bestialischt ermordet.

Die Ältere wiederum wird vom Mittleren der Brüder, Arlie, bei der Jagd nach dem Geld verstümmelt und in einem Anfall von Schmerzwahn von ihrem Unterschlupf-Partner, einem alten Deutschstämmigen, in Notwehr getötet.

Arlie, der den ältesten Bruder bei einer Streiterei umgebracht hat, und Critch verwenden schließlich das Vermögen zur Abzahlung der Schulden und beginnen nach dem Tod ihres Vaters ein neues Leben.

Auf dem Hintergrund möchte ich auf jeden Fall eingehen. Oklahoma wurde 1889 zur Besiedelung freigegeben. Diejenigen, die bereits früher ihren Claim abgesteckt haben, werden "Sooner" genannt.

Das Problem mit Oklahoma war, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die sogenannten "Fünf zivilisierten Stämme" des Südostens in das Gebiet des späteren Oklahoma zwangsumgesiedelt wurden. Etwa ein Drittel der Menschen kam auf diesen Zwangsmärschen ums Leben, die als "Tränenmärsche" ("Trail of Tears") bezeichnet werden.

Die weiße Besiedelung beraubte diese Stämme bereits nach 2-3 Generationen des Rechts, selbstbestimmt in dieser Region zu leben.

Vater Ike King - als Sooner - dürfte ein typischer Vertreter der weißen Sooner gewesen sein. Er pflegt enge Beziehungen zu den Nativen, spricht fließend Apache und Spanisch. Sein bester Freund ist ein alter Apache, die Söhne sind mit dessen Enkelinnen verheiratet.

Gewalt ist Teil des Alltags, jeder kümmert sich ausschließlich um sich selbst. Wie man zu seiner Habe kommt ist irrelevant, nur innerhalb der Familie darf nicht gestohlen werden. Selbst Brudermord ist akzeptabel - der Stärkere setzt sich durch.

Selbst das Massenmörder-Schwesternpaar Ethel und Anna Anderson hat seine reale Vorlage, die Bender-Family.

Der Roman wurde 1954 geschrieben und erst 1973 fand sich ein Verlag, der ihn veröffentlichte. Und Cormac McCarthy nahm schließlich diese Schreibtradition wieder auf, welche die frühen Jahre der USA in ihrer ungeschönten Brutalität zum Thema machte.

Wikipedia: Fünf Zivilisierte Stämme
Wikipedia: Bender-Family
https://www.allmystery.de/blogs/narrenschiffer/cormac_mccarthy__blood_meridian


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04.11.2016 um 22:05
und noch eines was mir einfällt und eigentlich auf meiner TO-READ Liste steht:

https://archive.org/details/psychologiederwe00jasp


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05.11.2016 um 11:44
Verschw C3 B6rung gegen Amerika Philip R


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05.11.2016 um 12:35
@Narrenschiffer
Für was steht deiner Meinung nach in dem Roman die allegorische Figur des "Richters"?


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05.11.2016 um 14:48
Zitat von Saxnot555Saxnot555 schrieb:Für was steht deiner Meinung nach in dem Roman die allegorische Figur des "Richters"?
Du meinst Washington Dying Horse, dem Critch seine Geldtasche stiehlt? Er ist wohl das zahnlose Gegenstück zu Harry Thompson, dem Sheriff, der das Bundesrecht vertritt. Für mich ist er der Repräsentant einer Pseudogerichtsbarkeit in Zeiten der chaotischen Selbstjustiz vor 1889.

Der Rechtsaspekt ist überhaupt sehr hervorgekehrt in diesem Roman, und vermutlich heißt der strenge, aber sehr dem Gesetz verpflichtete Sheriff nicht umsonst "Thompson" - wie der Autor.

Auch endet der Roman nicht zufällig mit der "Zähmung" der beiden "netten" Brüder (Critch hat nie gemordet, Arlie in Notwehr gegen einen brutalen Bruder - obwohl die Absicht des Brudermords nur sehr oberflächlich kaschiert ist).

Die weiße Sooner-Gesellschaft stirbt mit all ihren brutalen Repräsentanten: Broz, Ike, Tepaha, die Anderson-Schwestern.


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05.11.2016 um 23:14
Wolfgang Schieder - Der italienische Faschismus

41sYEX5marL. SX325 BO1204203200

Besonders stark ist das Buch vor allem über die Frühphase des italienischen Faschismus zur Zeit, als die Fasci italiani di combattimento (die "Italienischen Kampfbünde") gegründet wurden. Hauptzielgruppe waren zunächst arbeitslose Frontkämpfer, die in diesen Verbänden wieder "Sinn" fanden.

Auch sahen sie sich zu Beginn nicht als Partei, sondern als Bewegung, die Schieder so definiert:

- Zustand permanenter Mobilisierung
- Nicht ein Programm, sondern die Aktion stehen im Mittelpunkt
- Der Gegner soll nicht überzeugt, sondern vernichtet werden
- Der Faschismus ist eine Bürgerkriegsbewegung

Die Bedingungen im Nachkriegsitalien für die Entstehung einer solchen Bewegung sieht Schieder in drei Richtungen gegeben:

- Italien war ein unvollendeter Nationalstaat (Gebietsansprüche gegenüber Jugoslawien)
- Es gab eine permanente Regierungskrise (nicht regierungsfähige Parlamentsmehrheiten)
- Die Industrialisierung war nicht abgeschlossen (permanente Wirtschaftskrise)

Interessant zu lesen, wie schnell parallel zu den urbanen Fasci auch in der Provinz relativ unabhängige Fasci mit starken Regionalführern ("Ras") gebildet wurden, die ebenso auf Gewalt setzten. Die Kampfverbände dieses Agrarfaschismus nannten sich Squadri. Eine solche Squadra unter Befehl des Dichters D'Annunzio konnte sogar die Stadt Fiume/Rijeka einnehmen.

In Anbetracht der Stärke der Fasci und Squadri ist es fast verwunderlich, dass Mussolini sie am 28. Oktober 1922 beim "Marsch auf Rom" vor der Stadt buchstäblich im Regen stehen lassen konnte und von König Viktor Emanuel III. zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, ohne dass die "Ras" sich von Mussolini abwendeten. Stattdessen wurde am 30. Oktober 1922 ein Scheineinmarsch inszeniert.

Diese Episode kommt etwas kurz genauso wie der 25. Juli 1943 als der Große Faschistische Rat Mussolini als Oberbefehlshaber absetzte, der König jedoch ihn absetzte und festnehmen ließ. Die Hintergründe werden nicht aufgehellt.

Ansonsten wird das politische und das Herrschaftssystem im zeitlichen Ablauf vorgestellt. Die Kriege Italiens werden meiner Meinung nach korrekt als "Parallelkriege" zu Hitlers Eroberungs- und Vernichtungskriegsstrategie dargestellt: Mussolini hatte eigene Kriegsziele, nur scheiterte die Durchführung kläglich, womit sich deutsche und italienische Kriegsführung zu verweben begann.

Schieder ist ein ausgewiesener Experte des italiensichen Faschismus, das Buch ist sehr informativ, gelangt jedoch wegen seiner Kürze mancherorts an seine Grenzen. Manchmal hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht

Ein paar Links im Spoiler

Autor und Verlagsinfo:
http://www.wolfgangschieder.de/
Wikipedia: Wolfgang Schieder
http://www.chbeck.de/Schieder-italienische-Faschismus/productview.aspx?product=792854

Rezension:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rassistischer-expansionswille-11071444.html

Inhaltsangabe:
http://www.koeblergerhard.de/ZRG129Internetrezensionen2012/SchiederWolfgang-DeritalienischeFaschismus.htm




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06.11.2016 um 09:17
@Narrenschiffer
Entschuldigung!! Missverständnis! Ich bezog mich auf den Roman von Cormac McCarthy.


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06.11.2016 um 10:03
Zitat von Saxnot555Saxnot555 schrieb:Ich bezog mich auf den Roman von Cormac McCarthy
Ah! Der Richter bei McCarthy ist nicht mehr so leicht, darum ja mein Vergleich mit Wolframs Parzival ;)

Das Thema ist ja ähnlich wie bei Thompson, aber der Roman endet mehrdeutiger. Der Richter erscheint mir irgendwie als "kollektive" Moral der frühen US-Gesellschaft gestaltet. "Historische Moral", wie McCarthy ihn sagen lässt, kann eigentlich nur bedeuten: wer überlebt bzw. gewinnt, hat recht.

Wie auch bei Thompson sterben alle Desperados, für mich eine Metapher vom Übergang der wilden Besiedelung des Westens zum strukturierten (mit Eisenbahn), nur der Richter bleibt. Ich sehe das so, dass diese relativistische "historische Moral" Teil der gesellschaftlichen Moral der USA geblieben ist. Und diese ist letztlich wahnsinnig (wie der Ex-Richter).

Wenn ich nun die Nacktheit des Richters bei seinem wahnsinnigen Tanzen nach der Ermordung "Kids" zivilisationstheoretisch interpretiere, so fehlen dem Richter die zivilisatorischen Kennzeichen (die Kleidung). Und allegorisch interpretiert: unter der dünnen zivilisatorischen Schicht der Post-Desperado-USA existiert weiterhin die vorzivilistorische "historische Moral", und diese ist gewalttätig, hemmungslos, egoistisch.


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06.11.2016 um 17:29
Bei Perry Rhodan-Neo gab es für mich einen kleinen Zeitsprung von zwei Jahren. Man schreibt nun den Juni 2051 und über allen strategisch bedeutsamen Orten der Erde und auch im gesamten Sonnensystem erscheinen Raumschiffe in Form großer, rot leuchtender "Blasenkonglomerate".
Die sog. Sitharakh fordern für die Behebung des Sonnen-Chasmas eine zehntausendjährige Unterwerfung der Menschheit...

Neo131Original anzeigen (0,2 MB)


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07.11.2016 um 11:17
Die Känguru-Chroniken: Ansichten eines vorlauten Beuteltiers

51eZQDjXftL  SX314 BO1204203200

Ich bin ein Känguru - und Marc-Uwe ist mein Mitbewohner und Chronist. Nur manches, was er über mich erzählt, stimmt. Zum Beispiel, dass ich mal beim Vietcong war. Das Allermeiste jedoch ist übertrieben, verdreht oder gelogen! Aber ich darf nicht meckern. Wir gehen zusammen essen und ins Kino, und ich muss nix bezahlen.« Mal bissig, mal verschroben, dann wieder liebevoll ironisch wird der Alltag eines ungewöhnlichen Duos beleuchtet. Völlig absurd und ein großer Lesespaß.




Also ich bin fast durch mit dem ersten Buch und ich schmeiß mich echt weg. Lange nicht mehr so ein amüsantes Buch gelesen. Das Hörbuch ist fast noch ein Stückchen besser :Y:


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08.11.2016 um 19:40
@jule
Das hatte ich auch schon ins Auge gefasst :)
Ist es wirklich so gut?


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08.11.2016 um 20:18
Zitat von xsaibotxxsaibotx schrieb:Ist es wirklich so gut?
Das kommt darauf an, ob dir der Humor des Buches gefällt oder nicht. :D
Ich habe nur zwei Seiten geschafft, bevor es mir zu doof wurde.
Mir hat es nicht gefallen.


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08.11.2016 um 21:29
Gerhard Henschel - Kindheitsroman

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Der erste Roman aus dem Jahr 2004 des Riesenprojekts "Martin Schlosser", Henschels alter ego.

Der Roman spannt sich vom zweiten bis ins vierzehnte Lebensjahr von Martin Schlosser, dessen Leben detailliert aus dessen Sicht vorgetragen wird.

Henschel versucht, das Leben des Kindes in Koblenz aus dessen Perspektive, mit dessen Sprache zu reproduzieren, ohne jetzt eine großartig ordnende Hand anzulegen, die sich aber dennoch als roter Faden durch den Text zieht.

Geboren 1962, sind die typisch kindlichen Lebenswelten im Mittelpunkt: Weihnachten und Geburtstage mit der Familie, die jährliche Fahrt im Sommer zu den Großeltern in Jever, wechselnde Freundschaften in Kindergarten, Schule, Wohngegend.

Die Eltern (ein technischer Beamter und eine Hausfrau) durchleben den typischen Mittelstandsaufstieg, der mit der Folge chronischer Geldknappheit finanziert wird: zuerst Mietwohnung (später wird die Gegend als Asozialen-Wohngebiet abqualifiziert), dann Reihenhaus und schließlich eigenes Haus in "besserer" Wohngegend.

Martin ist das dritte von vier Kindern und erzählt seine Kindheitsgeschichte, wobei die Perspektiven und Prioritäten der verschiedenen Kindheitsphasen sehr gut wiedergegeben sind. Die meiste Zeit erinnern die Denk- und Logikstrukturen Martins an völlige Idioten: einmal zieht er seiner kleineren Schwester einen Stuhl weg und beim Sturz bricht sie sich einen Arm. Verwunderung über einen Hausarrest, nächstes Thema. Typisch Kind. Völlig gaga.

Auch die Präpubertätszeit ist sehr gut eingefangen. Einerseits das Suchen in Lexika sowie Hausfibeln über das Funktionieren von Geschlechtsorganen, andererseits die akribische Registrierung von Sportergebnissen, in diesem Fall die deutsche Fußballnationalmannschaft bzw. das Meisterjahr von Borussia Mönchengladbach (das habe ich im Alter von 10-13 auch gemacht, halt Schi- und Autorennen).

Gelungen ist auch, wie die Außenwelt langsam via Fernsehen ins Leben des Kindes tröpfelt, zunächst durch Brutalszenen aus dem Vietnamkrieg (Tagesschau und Stern), schließlich durch Fernsehserien. Die kulturelle Welt wird durch Bücher (von Kasperlbüchern bis zu Enid Blyton ... auch da hatte ich ein Deja vu) wie durch Musik (Dauerkauf von Schallplatten, hauptsächlich von deutschen Schlagermusikern ... urgh!) ins Leben Martins eingeführt.

Wundersam für mich ist auch die brutale Umwelt: schlagende Lehrer/innen sind normal und diese werden nicht zur Verantwortung gezogen, und die Eltern strafen nach Plan. Am wildesten sind zwanzig Handkantenschläge auf den Rücken als Strafe wegen irgendwas. So eine planvolle physische Bestrafung habe ich in meiner Kindheit definitiv nicht erlebt (ich wurde einmal aus einem Affekt heraus von meinem Vater geschlagen ... da habe ich wohl auch etwas völlig Blödes angestellt).

Auch wenn ich diesen 500-Seiten-Text als "Gregs Tagebuch" für Fortgeschrittene abkanzeln könnte, so hat er dennoch Spaß gemacht, weil er sich sehr authentisch in ein Kinderleben eines Jungen einfühlt, dass mir während des Lesens eigene Erinnerungen an eine eigentlich verschüttete Zeit wieder bewusst wurden.

Ein paar Infolinks im Spoiler

Der Autor:
Wikipedia: Gerhard Henschel

Verlagsinfos:
http://www.hoffmann-und-campe.de/buch-info/kindheitsroman-buch-1766/ (Archiv-Version vom 26.06.2017)
https://www.dtv.de/buch/gerhard-henschel-kindheitsroman-13444/

Rezensionen:
http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/kindheitsroman-r.htm (Archiv-Version vom 02.11.2013)
http://www.textem.de/322.0.html
http://hirnstromern.de/rezensionen/kindheitsroman-gerhard-henschel/ (Archiv-Version vom 09.09.2016)
http://oe1.orf.at/artikel/209315
http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6849
http://www.vigilie.de/2012/gerhard-henschel-kindheitsroman/




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