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7.168 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Welches Buch lest ihr gerade?

15.02.2018 um 17:31
Kritik des Herzens von Wilhelm Busch.
Ausgabe von 1936

 KK 7423Original anzeigen (0,4 MB)

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15.02.2018 um 18:45
Karl Marx und Friedrich Engels Manifest der kommunistischen Partei


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15.02.2018 um 21:34
Rüdiger Bernhardt - Königs Erläuterung zu Gerhart Hauptmann. Bahnwärter Thiel

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Nach der Lektüre der Novelle habe ich mir einen Erläuterungsband eines Literaturwissenschaftlers reingezogen. Interessant, da ziemlich akribisch Strukturen herausgearbeitet sind und das Werk in einen historischen Zusammenhang gesetzt ist. Aber dennoch: so sehr die akribische Komposition gelobt ist, es ist genau diese, welche den Text für mich zu gekünstelt erscheinen lässt.

Für Studierende der Literatur praktisch: Am Ende gibt es drei vorgefertigte Interpretationen. Es muss halt auf die Plagiatsprüfung geachtet werden ;)

Schon ok das Buch, aber sehr lehrerhaft.


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18.02.2018 um 13:11
Mario Leis - Lektüreschlüssel Bahnwärter Thiel

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Das zweite Buch über die Novelle Hauptmanns, das ich mir zu Gemüte geführt habe. Nicht uninteressant, aber das Buch von Bernhardt habe ich informativer gefunden.


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19.02.2018 um 18:05
Georg Büchner - Woyzeck

51-RV7qZQvL. SX311 BO1204203200

Jetzt habe ich nach Längerem wieder mal Woyzeck gelesen (war ja aufgelegt mit Thiel), und bin wieder beeindruckt von der psychologischen Gestaltung der Charaktere (da ist ja wirklich niemand nicht gestört - außer Andres vielleicht), von der szenischen Sezierung Woyzecks in unterschiedlichsten sozialen Zusammenhängen, sodass der Mord an seiner Lebensgefährtin beinahe zwangsläufig erfolgt (die Naturalisten haben diesen Aspekt am Drama sehr geschätzt).

Und sprachlich? Sprachlich ist dieser Text sowieso eine Wucht.

Online in verschiedenen Formaten hier:
http://www.gutenberg.org/ebooks/5322 (Archiv-Version vom 11.01.2018)

Die Verfilmung von Werner Herzog mit Klaus Kinski als Woyzeck finde ich übrigens nach wie vor kongenial.


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22.02.2018 um 20:46
Rüdiger Bernhardt - Königs Erläuterungen zu Woyzeck

9783804419162 1488460821000 xxl

Ein leicht lesbares, übersichtlich gegliedertes Informationswerk über Büchners Woyzeck, das alle wichtigen Aspekte (Sprache, Symbole und Metaphern, die Hauptfiguren, Büchners Quellen und die Rezeptionsgeschichte) abdeckt.

Durchaus lesenswert, aber erst nach der Erstlektüre des Woyzeck, da ansonsten gespoilert und beeinflusst wird.


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22.02.2018 um 20:50
@Narrenschiffer
Wie viele Bücher hast du eigentlich Zuhause? Nur so ungefähr und nur wenn du antworten möchtest natürlich


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22.02.2018 um 22:03
@KFB

Papierbücher einige hundert, an E-Books ist der Pool groß, da sie ja jederzeit kaufbar oder ladbar (alle klassischen Werke sind frei) sind. Ich lese halt, wozu ich grade Lust habe.


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23.02.2018 um 00:20
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Papierbücher einige hundert, an E-Books ist der Pool groß, da sie ja jederzeit kaufbar oder ladbar (alle klassischen Werke sind frei) sind. Ich lese halt, wozu ich grade Lust habe.
So sieht es auch bei mir aus. Habe auch so einige hundert Printausgaben,- quer durch die Bank.
Da finden sich zum Teil ganz obskure Werke.

Im Moment lese ich zum Beispiel die "Paul Breitner Bibel", das Grüne Buch - die grüne Revulotion von Gaddafi, Gedanken von Karl-Heinz Hoffmann und eine Biografie über Rudolf Hess.

Ihr seht, ich les wirklich alles.
<<< hat sogar schon mal die Bibel und die deutsche Übersetzung vom Koran gelesen.

Ansonsten bin ich großer Noah Gordon Fan und hab fast alles von Simmel.
Ich les halt nicht nur gerne,- ich sammel quasi Bücher.

20180223 0011021Original anzeigen (2,7 MB)


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23.02.2018 um 07:50
@Narrenschiffer
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Rao ehemaliges Mitglied

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23.02.2018 um 15:39
In meiner ausufernden Sammlung wiedergefunden: "Apollo´s Song", eine epische Manga-Erzählung von Osamu Tezuka im täuschend "simplen" früher-Disney-Zeichenstil, aber wer wegen "Comic" an lustiges denkt liegt völlig falsch, die Geschichte ist ziemlich dramatisch. Ersterscheinung bereits im Jahr 1970 als Fortsetzungsgeschichte in einem Comicmagazin, sonst könnte man es inhaltlich für eine Nachahmung von "Cloud Atlas" halten, mit dem es starke Ähnlichkeit hat, aber wie bei "Kimba der weiße Löwe" im Vergleich mit Disneys "König der Löwen" (die auch unverkennbare Ähnlichkeiten miteinander aufweisen) war Osamu Tezuka unbestreitbar als Erster da. Auch der Autor von "Cloud Atlas" hat sich wohl von dem japanischen Werk unbewußt inspirieren lassen, die Verwandtschaft springt einen geradezu an mit nur ein paar kleinen Unterschieden, etwa daß der Manga sich nur um zwei Hauptpersonen dreht statt um eine größere Gruppe wie "Cloud Atlas", und daß das Hauptthema die Liebe ist und nicht das Schicksal der Menschheit.

Der Inhalt: ein junger Mann wird in eine Nervenheilanstalt eingeliefert, weil er Tiere, die sich paaren oder sich liebevoll um ihre Jungen kümmern, gnadenlos quält und tötet und man Angst hat, er könnte sich bald auch an Menschen vergreifen. Der Grund ist schnell ausgemacht, eine nymphomanische Mutter, die tausend Männer liebt aber keinen Funken Gefühl für den eigenen unerwünschten Sohn übrig hat, und die ihn gnadenlos mißhandelt, wenn er sie beim Sex mit ihren Lovern stört. Deshalb läßt der Sohn seinen gesellschaftlich "verbotenen" Haß gegenüber der lieblosen Mutter an Schwächeren, den Tieren aus. Während einer Elektroschocktherapie hat er die Vision einer griechischen Göttin, die ihn dazu verflucht, sich über endlose Inkarnationen immer wieder in die gleiche Frau zu verlieben, jedoch ohne diese Liebe jemals vollziehen zu können. In Träumen und Visionen erlebt man diese Inkarnationen mit, sie begegnen sich das erste Mal, er als Wächter eines KZ-Transports, sie als Jüdin, der er zur Flucht verhelfen will, dann ein Leben, in dem er als Pilot und sie als Photographin auf einer paradiesischen Insel festsitzen und sich näher kennenlernen, bis schießwütige "Retter" und ein Vulkanausbruch allem ein Ende bereiten, dann ein Ausflug in die Zukunft, wenn die letzten Menschen gegen überlegene, geklonte und absolut gefühllose Androiden stehen und er als Auftragskiller die Androidenkönigin - die das Gesicht der Frau trägt - erledigen soll (unfreiwillig komisch, weil die Königin zahlreiche Klone von sich selber hat und immer wieder auftaucht, so viele er davon auch umbringt) ... aber der Fluch der Göttin wird wahr, niemals erfüllt sich die wachsende Liebe zwischen den beiden. Und auch in der Realität des Tierquälers geht die Geschichte tödlich aus.
Merke: Japaner lieben Tragödien, ein Happy-End nach westlichem Muster sucht man in Tezukas Geschichten deshalb häufig vergeblich.
Aber trotzdem: absolut lesenswert, wie alles von Osamu Tezuka.


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23.02.2018 um 16:32
Sven Hänke - Nackte Hochzeit (Wie ich China lieben lernte)
Eigentlich wollte Sven Hänke nur für ein Jahr nach China gehen. Sechs wurden es, und schuld daran ist Dingding, seine spätere Ehefrau. Doch es war nicht ganz leicht, Dingdings chinesische Großfamilie für sich zu gewinnen. Vor allem nicht als «Nackter Bräutigam», der einfach aus Liebe heiraten will, ohne über Karrierejob, Auto und Eigentumswohnung zu verfügen. Zunächst musste Sven Hänke im Reich der Mitte überleben lernen und die Seltsamkeiten des Alltags meistern: Warum sind manche chinesischen Handynummern so viel teurer als andere? Warum tragen die Chinesen ihr Bier in Tüten? Warum laufen viele ältere Menschen im Park rückwärts? Wieso tragen Chinesen so aparte Namen wie Jupiter oder Pünktchen? Und dann erzählt Sven Hänke von den komplexen Ritualen der chinesischen Brautwerbung – von der korrekten Anrede von Onkeln vierten Grades bis zum stilvollen Verspeisen einer Seegurke –, die auch ein Deutscher unbedingt absolvieren muss, bevor das große Hochzeitstheater beginnen kann ...

Sven Hänke begibt sich auf eine Tour de Force durch ein Land zwischen Hightech und Tradition, zwischen Kaufrausch und Kommunismus. Mit viel Humor und geradezu konfuzianischer Gelassenheit erzählt er vom komischen Clash der Kulturen – und der fast unmöglichen Kunst, in China zu heiraten.



ch

Sehr interessent wegen den Einblicken in den Alltag und die Kultur der Chinesen. Dabei aber auch wirklich lustig und mit einem Augenzwinkern geschrieben. Kurzweilig und unterhaltsam.


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24.02.2018 um 00:39
Volker Braun - Die hellen Haufen

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Diese Erzählung aus dem Jahr 2011 ist eine Mischung aus Realität und Fiktion, angeknüpft wird an Demonstrationen und einen Hungerstadt im realen Bleicherode, als 1992 der Kalibergbau in dieser Stadt von der Treuhand verkauft und von den neuen Eigentümern geschlossen wurde.

Brauns Ort heißt Bitterode, und aus den Protestaktionen wird eine sich über die Ex-DDR erstreckende Protestbewegung, die auch Gewaltbereitschaft zeigt (Arbeitsämter werden niedergebrannt) und schließlich vom Militär niedergeschlagen wird.

Einerseits verfolgt die Erzählung die Geschichte und den Aufstand von Menschen, die ihre Arbeit und ihre Lebensgrundlage verloren haben, andererseits wird an eine Geschichte der Aufstände vom Mittelalter über die Bauernkriege und die Reformationszeit angeknüpft.

Kernfrage ist, was Volkseigentum überhaupt ist, und trotz aller Kritik an der ehemaligen politischen Struktur wie der politischen Führung der DDR ist Ausgangsthese, dass nicht einmal der DDR-Staat sich das erlauben hat dürfen, was die Treuhand sich erlaubt: die Veräußerung von Volkseigentum. Dem Staat der DDR sei es rechtlich nicht möglich gewesen, Immobilien und Eigentum volkseigener Betriebe zu verkaufen.

Die Verschlüsselung von Ortsnamen wie der Namen von agierenden Personen ermöglicht einen fiktiven Raum, in dem Braun alternative Möglichkeiten der Geschichte aufzeigt, nämlich einen nicht so friedlichen Übergang vom alten System in ein neues, unbekanntes System, bei dem ein dritter Weg jedoch wie in der Realität auch ausgeschlossen ist: er ist nicht gangbar. Mit dem innerstaatlichen Einsatz des Militärs bricht der Aufstand zusammen, der Text endet.

Von der Kritik wurde der Text kontroversiell aufgenommen.

Infolinks im Spoiler
http://www.suhrkamp.de/buecher/die_hellen_haufen-volker_braun_42239.html (Archiv-Version vom 06.10.2017)

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/volker-braun-die-hellen-haufen-abgelebte-weltsichten-11546716.html (negativ)
http://www.deutschlandfunkkultur.de/beschreibung-einer-explosiven-stimmung.950.de.html?dram:article_id=140589 (positiv)
https://www.nzz.ch/ein_totentanz-1.13557142 (positiv)



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Venom ehemaliges Mitglied

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24.02.2018 um 00:41
5112BRSWd3YL. SX258 BO1204203200


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27.02.2018 um 14:58
Ich verlagere das mal hierhin, da es in dem anderen Thread OT war:
Zitat von emodulemodul schrieb:The Lord of the Rings ist ja auch eher schwere Kost und obwohl ich ein ausgesprochener Schnellleser bin, das Buch liess sich nicht schnell lesen. Allerdings habe ich durchgehalten, sogar mehr als einmal, da ich das Buch (oder eher, die Bücher) Jahre später nochmals gelesen habe. Das Problem für mich war nicht unbedingt die Sprache, sondern viel mehr, dass das Buch auf langen Strecken so düster ist und einen regelrecht "runterzieht", damit hatte ich am meisten zu kämpfen.
So genau kann ich dazu gar nichts sagen.
Ich habe den mit 16 gelesen (lange, lange her....) und kann mich an Details gar nicht erinnern.
Das Einzige, was mir in Erinnerung blieb, war, dass ich es bisweilen recht zäh zu lesen fand.

Und um den Bogen zu diesem Thread zu schlagen:
Ich lese gerade Haruki Murakami - Die Ermordung des Commendatore.
Da ich davon auch nicht soo begeistert bin und gerade umgezogen bin (was viele Bücher, die in zweiter Reihe standen, wieder ans Tageslicht gebracht hat) habe ich dann zur Unterhaltung mal wieder in Daniel Kehlmann - Wo ist Carlos Montufar reingeschaut.

Und, welch ein Zufall, darin ein Essay über Tolkien.

1997 haben der britische Bildungskanal Channel 4 und eine Buchhandelskette eine Umfrage gestartet, welches das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts ist.
Das Ergebnis: Der Herr der Ringe.

Hat natürlich sofort im Feuilleton äußerstes Entsetzen ausgelöst.
Aber nach und nach meldeten sich einige Literaturwissenschaftler, die dieses Votum verteidigten.
Auch unter namhaften Schrifstellern (Iris Murdoch, W.H. Auden) hat Tolkien Fans/Verteidiger.


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27.02.2018 um 19:47
Momentan ist bei mir die Biografie Leonardo da Vincis von Walter Isaacson dran. Hat mich sofort gefesselt, wunderbar geschrieben und recherchiert, mit vielen Fussnoten und weiterführender Literatur.
Tolles Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit, das auch den einen oder anderen Irrtum über da Vinci aufklärt.

@Photographer73

„Never let me go“ hab ich auch gerade gelesen. Famd ich eine sehr gute Lektüre. Was sagst du dazu?


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27.02.2018 um 20:13
@cellospieler

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, es war aber auch sehr beklemmend. Die Vorstellung, daß Klone erschaffen werden, um nur einen Zweck zu erfüllen - als Humanmaterial ihr kurzes Dasein zu fristen und dann für die Gesellschaft zu sterben, ist erschreckend und erschütternd. Auch ein Klon ist ein Mensch, dennoch werden die Richtlinien des Menschseins ganz neu definiert und festgelegt. Ich hoffte ja immer auf eine Revolte der Klone. Darauf, daß sie erkennen, daß auch sie leben könnten, wenn sie nur die Gehirnwäsche und Konditionierung durchbrechen. Für mich ist es ein großartiges Buch, was zum nachdenken anregt und nicht ohne Grund so hochgelobt wurde.


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27.02.2018 um 20:31
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:So genau kann ich dazu gar nichts sagen.
Ich habe den mit 16 gelesen (lange, lange her....) und kann mich an Details gar nicht erinnern.
Das Einzige, was mir in Erinnerung blieb, war, dass ich es bisweilen recht zäh zu lesen fand.
Ja, das erging mir ähnlich. Streckenweise war das auch für mich etwas zäh zu lesen, allerdings hatte ich bei Tolkien nie das Gefühl, dass er da immer wieder mal ein paar Seiten mit etwas Fülltext eingefügt hat, nur um am Ende ein möglichst dickes Buch vorweisen zu können. Bei anderen Autoren hatte ich diesen Eindruck immer wieder mal, nicht aber bei Tolkien, bei ihm wirkt das trotz oder gerade wegen den "Längen" wie aus einem Guss.
Zu dem Thema fällt mir eine gewisse Parallele zur Musikwelt auf. Wenn man ein paar Jahrzehnte zurück geht und sich z.B. "Brigde Over Troubled Water" von Simon & Garfunkel anhört, dann stellt man fest, dass der Song relativ lange eher "dahinplätschert" und langsam Stimmung aufgebaut wird, bevor sich das dann nach fast vier Minuten in einem Finale entlädt, das (zumindest bei mir) noch heute für Gänsehaut sorgt. Aktuelle Songs haben kaum mehr solche "Plätscherpassagen", da gibt es das drückende Schlagzeug- und Gitarrengewitter von Anfang an bis zum bitteren Ende und die Songs sind häufig nach drei Minuten auch schon wieder vorbei.

Bei den Büchern ist das ähnlich, leider. Auch hier wird versucht, von Anfang an für Spannung zu sorgen, eine langatmige Einführung in die Geschichte kann sich ein Autor gar nicht erlauben, will er nicht riskieren, dass die Leser das Buch nach ein paar wenigen, ereignislosen Seiten bereits zur Seite legen. Um mal ein Beispiel zu bringen, The Da Vinci Code fängt stark an und danach wird zwanghaft versucht, diese Spannung irgendwie zu halten, was (meiner Meinung nach) nicht mal ansatzweise gelingt. Bücher und Musikstücke brauchen auch "stille" Passagen, damit sie funktionieren.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Und um den Bogen zu diesem Thread zu schlagen:
Ich lese gerade Haruki Murakami - Die Ermordung des Commendatore.
Da ich davon auch nicht soo begeistert bin und gerade umgezogen bin (was viele Bücher, die in zweiter Reihe standen, wieder ans Tageslicht gebracht hat) habe ich dann zur Unterhaltung mal wieder in Daniel Kehlmann - Wo ist Carlos Montufar reingeschaut.
Von Haruki Murakami kenne ich bis dato leider nur IQ84, aber das kann ich bei Gelegenheit ja korrigieren.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Und, welch ein Zufall, darin ein Essay über Tolkien.

1997 haben der britische Bildungskanal Channel 4 und eine Buchhandelskette eine Umfrage gestartet, welches das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts ist.
Das Ergebnis: Der Herr der Ringe.

Hat natürlich sofort im Feuilleton äußerstes Entsetzen ausgelöst.
Aber nach und nach meldeten sich einige Literaturwissenschaftler, die dieses Votum verteidigten.
Auch unter namhaften Schrifstellern (Iris Murdoch, W.H. Auden) hat Tolkien Fans/Verteidiger.
Das kann ich nachvollziehen, also sowohl dass Der Herr der Ringe als wichtigstes Buch gewählt wurde, aber auch das Entsetzen im Feuilleton. Das Buch, bzw. die Geschichte ist halt nicht mehr "zeitgemäss", kein Autor könnte sich so eine Geschichte heute noch erlauben, die Kritiker würden ihn zerfetzen. Nur mal so auf die Schnelle: Frauen spielen in der Geschichte praktisch nur Nebenrollen, die Elben sind alle schön, unsterblich und weiss, die Völker aus dem südlichen Teil Mittelerdes haben dunkle Haut und machen natürlich gemeinsame Sache mit Sauron. Die "goldgeilen" Zwerge könnte man als Juden missinterpretieren.

Nach heutigem Massstab gemessen, kann "Der Herr der Ringe" von daher natürlich eigentlich kein breites Publikum mehr ansprechen, aber wenn man die Zeit berücksichtigt, in der die Trilogie entstanden ist, dann muss man Tolkien doch zugestehen, dass er eine neue Welt erschaffen hat, die in sich stimmig ist und die Geschichte auch heute noch fesseln kann, solange man nicht den Fehler macht, unsere Welt auf Mittelerde übertragen zu wollen.

emodul


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27.02.2018 um 20:46
@Photographer73

War bei mir auch so, das Buch hat definitiv bleibende Spuren bei mir hinterlassen.
Ich bin sowieso fasziniert von Büchern, in denen solche Dystopien beschrieben werden, oder eben, wie in diesem Fall, die Gegenwart verzerrt wird. Oft ist es ja das Ergreifende an diesen Geschichten, dass es mehr oder weniger gut sichtbare Parallelen zu der realen Welt in der wir leben gibt...


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27.02.2018 um 20:59
Zitat von emodulemodul schrieb:Nur mal so auf die Schnelle: Frauen spielen in der Geschichte praktisch nur Nebenrollen, die Elben sind alle schön, unsterblich und weiss, die Völker aus dem südlichen Teil Mittelerdes haben dunkle Haut und machen natürlich gemeinsame Sache mit Sauron. Die "goldgeilen" Zwerge könnte man als Juden missinterpretieren.
Da fällt mir ein:
Der alte Norman Spinrad hat diese Tendenzen in den Fantasy-und SF-Genres zu einer Satire verarbeitet. In der Rahmenhandlung hat Adolf Hitler 1919 seine politischen Ambitionen aufgegeben, ist in die USA immigriert und Illustrator und später Autor erfolgreicher Pulp-SF-Romane. Die eigentliche Erzählung ist dann Hitlers posthum veröffentlichte Lebenswerk "Der Herr des Hakenkreuzes". Mehr zu dem Buch hier:

Wikipedia: Der stählerne Traum

Das Buch habe ich nicht gelesen, aber ein, zwei andere von Spinrad


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