Ich wusste, dass mein Vater sterben wird, und habe alle Zeit die wir noch zusammen hatten genutzt, um Abschied zu nehmen. Habe so viel Zeit wie möglich mit ihm verbacht und so viel der Pflege übernommen, wie möglich. Ich musste etwas tun können, und nicht daneben stehen und zuschauen, wie andere alles in die Hand nehmen.
Zuletzt war er dann bei mir zu Hause, und mit dem Palliativdienst ist alles sehr gut gelaufen. Die hatten viel Zeit und waren immer da, wenn wir sie brauchten. Und mein Vater hatte keine Schmerzen zu leiden ... zum Schluss ist er einfach im Schlaf gegangen. Meine Schwester und ich haben es noch nichtmal richtig bemerkt ... wir sassen bei ihm im Zimmer und er hat geschlafen, und auf einmal haben wir gemerkt, dass er nicht mehr atmet.
Das hat mit den Abschied sehr erleichtert ... und die Freunde, die dann noch kamen, um sich zu verabschieden. Manche habe ich da erst kennengelernt.
Es ist traurig, dass er nicht mehr da ist und wir nicht mehr nächtelang diskutieren können, und ich ihm nicht mehr seine Füsse und Ellenbogen eincremen kann. Und er mich nicht mehr in den Arm nehmen kann.
Aber er ist immernoch sehr nahe, und immer sehe ich sein Grinsen.
Schade, dass niemand eine Antwort für
@Maya108 hatte. Es ist ziemlich einfach: reden. Fragen, ob derjenige sprechen möchte. Zuhören. Nicht beschwichtigen, oder mit dem üblichen "das wird schon" kommen. Es ist eine Katastrophe, sein Kind zu verlieren, ein Alptraum. Aber oft tut es den Betroffenen gut, wenn man sie darauf anspricht und sie vielleicht merken, dass sie nicht alleine mit ihrem Unglück sind. Manchmal hilft es, zu hören wie andere damit umgegangen sind ... dann kann man immernoch entscheiden, ob es für einen selbst auch funktioniert.
Wir haben vor einigen Jahren meine eine Schwester verloren, und das war für jeden in der Familie anders. Als hätte es vier verschiedene Tode, einen für jeden Zurückgelassenen gegeben. In der Zeit hat es mir sehr geholfen zu erfahren, wieviele Menschen erleben, dass sich jemand in der Familie oder im Freundeskreis das Leben nimmt. Und wieviele verschiedene Arten es gibt, darauf zu reagieren. Und wie es
nicht funktioniert ... und wie manche damit leben, ohne kaputt zu gehen.
Über den Tod wir viel zu viel geschwiegen. Dabei gehört er zum Leben, wie Geburten. Darüber erzählen doch alle frischen Eltern stundenlang ...