Faszinierende Halluzinationen bei Schizophrenie

@brainfish

Ich habe auch eine sehr intensive Nachttraumwelt, immer einige Träume jede Nacht, aber Albräume sind sehr, sehr selten bei mir.
Das war aber auch schon vor Beginn der Erkrankung so.

@Nabucco
Ich habe jetzt auch so gut wie gar keine Alpträume mehr, aber trotzdem träume ich immer noch sehr intensiv.

@brainfish

... aber eigentlich sind wir ja gerade im Halluzinationsthread.
Darf ich fragen, welche du so hattest?
Optische, akustische, körperliche oder gar alle?

@Nabucco
Wenn ich Geräusche hörte hat sich mein Kopf irgendetwas dazu zurechtgesponnen.
Bei mir waren es wohl mehr die Geräusche, die mich verrückt machten.
Ich dachte die Aliens landen oder ich mutiere zu einem. Ich dachte ich werde für immer auf der Flucht durchs Universum irren oder laufen.

Alles worüber ich mal etwas hörte verquirlte sich in meinem kranken Kopf.

@brainfish

brainfish schrieb:Bei mir waren es wohl mehr die Geräusche, die mich verrückt machten

Ach so. Bei mir waren es Stimmen.
Naja, aber dieses Chaos im Kopf mit all dem angeeigneten Wissen kenne ich auch. Ich dachte sogar, die "Weltformel" entschlüsseln zu können bzw. sie gefunden zu haben ;)

@Nabucco
Das , was ich meinte, was mir passiert ist, machte mich verrückt und das Fernsehprogramm tat noch das Übrige dazu.
Ich sah mal einen Film und dachte, dass Loriot mein Vater ist und mich vergewaltigt hat.
Lag wohl mit an einem merkwürdigen Erlebnis, daß ich in Zusammenhang mit einem seiner Sketche mal hatte als ich mir den ansah.
Als ich dann im Krankenhaus war ist dann auch noch Loriot gestorben.
Tausend bekloppte Sachen sind mir durch den Kopf gegangen und machten mir Angst.

@JohnDifool

JohnDifool schrieb am 13.05.2014:Ist der Ausschnitt zumindest annähernd authentisch oder nur völlig blödes Filmgedöns, welches mit euren eigenen Erfahrungen überhaupt nichts zu tun hat?

Also ich habe mich in dem Ausschnitt teilweise wiedergefunden, den du in dem Ausschnitt aus dem Film "Das weisse Rauschen" gezeigt hast.

Ich kenne diesen Film allerdings noch nicht, ich werde ihn mir aber sicher besorgen.

Aber es gibt noch einen anderen guten Film zum Thema Schizophrenie: "A beautiful mind" mit Russel Crowe als schizophrenen Mathematiker John Nash. Der Film beruht auch auf einer wahren Begebenheit bzw. einer realen Person und ich finde ihn ganz gut.

@brainfish

Bei mir wars ähnlich mit dem Radio. In meinem Wahn dachte ich, daß alle über mich reden und alles eine Art Geheimsprache sei, die nur wenige Menschen verstehen können.

Allerdings muß ich zu mir noch sagen, daß die erste Diagnose auch "Psychose" lautete, aber ich habe den Ärzten und auch allen anderen mir bekannten Menschen verschwiegen, daß ich auch Stimmen höre.

Dieses "Geständnis" hat dann später zur Diagnose "paranoide Schizophrenie" geführt, es gibt ja einige verschiedene Arten, wie auch Wikipedia weiß ;)

@Nabucco
Also ich selbst betitele es immer als Pychose.
Mein Psychodoc nennt es bei mir wahnhafte Störungen.
Und im Krankenhaus wurde mir noch gesagt, dass ich unter Liebeswahn litt.
Ja, ja der Wahn. Was kann man sich nicht alles einbilden.

@Nabucco
Doch jetzt wo ich wieder drüber nachdenke, da muss ich sagen, dass ich auch körperliche Empfindungen hatte, die eigentlich nicht normal waren.

brainfish schrieb:Ich sah mal einen Film und dachte, dass Loriot mein Vater ist und mich vergewaltigt hat.
Lag wohl mit an einem merkwürdigen Erlebnis, daß ich in Zusammenhang mit einem seiner Sketche mal hatte als ich mir den ansah.
Als ich dann im Krankenhaus war ist dann auch noch Loriot gestorben.

Lol ich liebe Loriot, deshalb find ich die Geschichte schon sehr bitterkomisch. ich hoffe du hast ihn jetzt wieder in besserer Erinnerung. :)

@brainfish

brainfish schrieb:auch körperliche Empfindungen

Kannst du hier darüber "sprechen"?

@Dawnclaude
Ja, auf jeden Fall. Habe eben ein krankes Hirn (gehabt).

@Nabucco
Ich glaube, dass ich mal verliebt war und mir Kinder gewünscht habe.
Habe sogar das Rauchen aufgegeben, als mein Bruder Vater wurde.
Zu dieser Person hatte ich aber nie wirklich Kontakt, in die ich glaubte verliebt zu sein.
Ich wachte eines morgens mit mir ganz fremden Gefühlen auf.
Ich fühlte mich "wie ein Auslaufmodell". Ich weiß nicht was ich träumte, aber vielleicht hatte ich im Schlaf enen Orgasmus. Alles ziemlich peinlich.
Jedenfalls war ich ziemlich durcheinander, weil ich nicht wußte, was mit mir los war. Es war aber irgendwie ganz angenehm.
Am selben Tag abends nach der Arbeit steht dann jemand vor meiner Tür, dergenau so aussieht wie meine heimliche Liebe. Vielleicht war er es auch wirklich selbst. Noch ein anderer kam dazu und sie wollten mir Zeitungen andrehen.
Danach habe ich dann völlig am Rad gedreht.
Ich finde es ja heute noch seltsam, was damals passiert ist und hätte dafür gerne eine Erklärung.
Mir kommt es immer noch vor wie eine Verschwörung.

Morgens im Radio wurde immer noch die Bildzeitungsschlagzeile durchgegeben und an diesem Morgen war es "Die Grabkammern werden feucht". Das fand ich irgendwie so treffend.

Nabucco schrieb:Bei mir wars ähnlich mit dem Radio. In meinem Wahn dachte ich, daß alle über mich reden und alles eine Art Geheimsprache sei, die nur wenige Menschen verstehen können.

das ist beim weissen Rauschen ähnlich. kann dir den Film nur empfehlen.
Im Film ist es so, dass er verschiedene stimmen hört, u.a. stimmenimitationen von seiner schwester und dem freund. Ich habe nur nicht ganz kapiert, wie man eigentlih glauben kann, dass alle über einen reden, wenn man sieht, dass sie es gar nicht waren. Also irgendwie fehlte total das rationale denken und selbstreflexion.
Warum hast du dann z.b. gedacht, dass über dich geredet wird? Fandst du das nicht völlig unlogisch und weit hergeholt?
Lag das an der Weltformel? :D

@Dawnclaude

Nein, das mit der Weltformel ist eine ganz andere Geschichte ;)

Dawnclaude schrieb:Warum hast du dann z.b. gedacht, dass über dich geredet wird? Fandst du das nicht völlig unlogisch und weit hergeholt?

Da muß ich etwas weiter ausholen (keine Sorge, nur kurz):

Ich hatte kurz davor einen Schub, indem ich meinte mit dem "Teufel" höchstpersönlich um eine neue Weltordnung zu kämpfen. Ich war aber allein nicht stark genug und mußte mit diesem einen Kompromiss eingehen.

Soll heißen: Ich konnte das "böse" nicht vollständig aus dem Universum eliminieren.
Es war allso meine höchstpersönliche Schuld, daß nach diesem Kampf noch immer böses im Universum (nicht nur auf der Erde) existierte.

Die "Eingeweihten" wußten das und wollten sich an mir rächen.

Paranoide Schizophrenie also.

(das war jetzt die Kurzfassung)

Die "Ratio", der "Verstand" war schon auch immer da, aber im Hintergrund. Es war alles andere so "echt" und überzeugend, weißt du?

@Dawnclaude

Nabucco schrieb:meine höchstpersönliche Schuld

Du kannst dir sicher vorstellen, daß man mit dieser Last auf den Schultern (wenn auch nur eingebildet) kein "normales" Menschenleben mehr führen kann?

Ich sag dir, ich bin so froh, daß es Medikamente gibt!
Für mich war das zwar nie ein Thema, aber die Suizidrate bei Schizos wie mir ist schon sehr hoch, und das kann ich auch gut verstehen.

Vor allem wenn die Schizophrenie unbehandelt bleibt.
Und ich möchte möglichst viele erreichen, ihnen Mut geben, sich der Krankheit zu stellen, sich behandeln zu lassen, denn es ist nie zu spät.

Wie gesagt, im Thread "Höre Stimmen im Kopf":
Einer von Hundert ist an Schizophrenie erkrankt, das sind in der Stadt, in der ich lebe, etwa 2700 Menschen (jetzt natürlich rein statistisch gesehen), davon kenne ich etwa 15.
Ich frage mich, wo die anderen sind.

Es ist möglich, ein "normales", sogar "glückliches" Leben zu führen, wenn man sich behandeln lässt, das möchte ich nur weitergeben und das möglichst vielen.

So, genug geschwafelt für heute meinerseits, ich wünsch euch allen eine gute Nacht :)

@Nabucco

Nabucco schrieb:Also ich habe mich in dem Ausschnitt teilweise wiedergefunden, den du in dem Ausschnitt aus dem Film "Das weisse Rauschen" gezeigt hast.

Ich kenne diesen Film allerdings noch nicht, ich werde ihn mir aber sicher besorgen.

Ja, mach das mal. Freut mich, dass ich dir damit vielleicht irgendwie weiterhelfen konnte.

@Dawnclaude
Vielen Dank noch nachträglich für deine Einschätzung zum Film. Hab es leider irgendwie verpeilt, dir früher darauf zu antworten.

@Nabucco
@Dawnclaude

Was ich an dem Film auch noch äußerst bemerkenswert und faszinierend fand, ist der starke Kontrast zwischen dem völligen Wirrwarr und dem Chaos im Kopf des Erkrankten und wie wenig das alles von der Außenwelt überhaupt wahrgenommen wurde! Gerade für die Hippies am Schluss scheint Lukas eben nur ein klein wenig anders zu sein. Ein kleiner Spinner eben, aber niemand über den man sich irgendwelche Sorgen machen müsste. Schließlich pflegt man selber einen recht nonkonformistischen Lebensstil. Da fallen ein paar kleine Macken überhaupt nicht ins Gewicht und werden anstandslos toleriert.
Eigentlich eine sehr begrüßenswerte Einstellung!

Andererseits bin ich dadurch doch ein wenig ins Grübeln gekommen, wie viele Leute mir wohl tagtäglich begegnen, die nicht so leicht als psychisch krank zu klassifizieren sind wie ein Schizophrener, der irgendwelche Stimmen hört, sondern die sich in ihrem beruflichen und privaten Umfeld sehr souverän und auch durchaus charmant zu bewegen wissen, wie z.B. viele Leute mit einer narzisstischen oder dissozialen Persönlichkeitsstörung.

Vor solchen Menschen gruselt es mich nämlich sehr viel mehr als vor Leuten wie Lukas im Film, weil jeder mit solchen Typen ständig irgendwo zu hat, ohne dass man ihnen gleich ein "Du bist doch völlig bekloppt!" an den Kopf werfen könnte.

Dawnclaude schrieb:Warum hast du dann z.b. gedacht, dass über dich geredet wird? Fandst du das nicht völlig unlogisch und weit hergeholt?

In solchen Situationen tritt das normale Tagesich in den Hintergrund und das Unbewusste bahnt sich einen Weg nach oben. Die hoeheren geistigen Funktionen werden chaotisch, unstrukturiert und das Erleben verlagert sich auf eine emotionalere Ebene.
Diese Bilder und Zusammenhaenge, die sich dann offenbaren, sind mit anderen Massstaeben zu messen, wie z.B. Traeume auch, um ihre wahre Bedeutung zu beurteilen, daher sprach ich oefter von Schattenarbeit.
In einer Psychose wird die ganze Welt sozusagen zur Theaterbuehne und das persoenliche Drama wird aufgefuehrt.