Was ist die Kern-Motivation, für die ihr lebt?

Ach ja, das liebe Glück, über das Streben danach hat sich schon der olle Brecht lustig gemacht:

Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.

Hier ein Zitat vom römischen Philosophenkaiser Aurelius:

Zum Glück
Marcus Aurelius Antonius, Selbstbetrachtungen.
IV 3, III 5, VII 33.

"Es steht dir ja frei,
zu jeglicher Stunde
dich in dich selbst zurückzuziehen,
und nirgends finden wir
eine so friedliche
und ungestörte Zuflucht
als in der eigenen Seele.

Dann findet man die Heiterkeit der Seele,
wenn man sich gewöhnt,
der Hilfe von außen her zu entbehren
und zu unserer Ruhe
anderer Leute nicht zu bedürfen.

Man soll aufrecht stehen,
ohne aufrecht gehalten zu werden!

Durch Sammlung in sich selbst
bewahrt dabei die denkende Seele ihre Heiterkeit,
und die in uns herrschende Vernunft
erleidet keinen Schaden."

Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/antonius.html

@Laura_Maelle

Laura_Maelle schrieb:Es gibt aber auch einiges, was ich verloren habe, vor allem meinen Antrieb und die Motivation, meine Träume zu verwirklichen. Das erhielt durch meine körperliche Krankheit und das Altern einen Dämpfer. Nun bin ich 55. Die Zeit vergeht so schnell, aber ich werde dranbleiben und mein Glaube an die Veränderung in meinem Leben wächst. Ich will den Fortschritt und bleibe auf jeden Fall dran. Ich möchte vergangene Ressourcen zurückholen, wieder mehr Flexibilität gewinnen, einfach wieder fühlen, dass ich meine Träume realisieren kann und davon gezogen werde, um auch Hindernisse überwinden zu können.

Ich wünsche Dir viel Erfolg auf Deinem Weg. Aus meiner Sicht bietet ein höheres Lebensalter den Vorteil, dass man es leichter schaffen kann, kontinuierlich kleine Schritte in die richtige Richtung zu machen, ohne gleich die Geduld zu verlieren.

Was sagte schon Schillers Nathan der Weise: Was ihr uns nehmt mit Scheffeln, holn wir uns wieder mit Löffeln.

Und es ist tatsächlich nicht so: What don't kill you makes you stronger. Das ist für mich ein relativ blöder Satz. Ein Schicksalsschlag ist auch ein solcher, sei er gesundheitlicher, sei er anderer Art. Und es bleibt ein Schaden sehr oft zurück. Nicht alles wird einfach wieder komplett gut. Sich damit abzufinden, ist vielleicht die härteste Arbeit. Danach kann man darangehen, zu entdecken, was alles Positives auch neue Situationen bereit halten. Und wenn man zuvor nicht verbittert, dann entdeckt man meistens viele positive Dinge, neue Menschen, neue Wege. Die müssen ja auch nicht immer schneller, höher, weiter sein.

Aber wie sagte schon Mille Kreator: Some pain will last. Das ist wiederum kein dummer Satz.

Dennoch kann ich für mich sagen, dass mein Stand 2023 ein sehr viel besserer ist als 2013 und das trotz Menschen, die mir schmerzlich fehlen. Was mir daran besonders gefällt, sind die erreichten Freiheitsgrade im Handeln.

sacredheart schrieb:Was mir daran besonders gefällt, sind die erreichten Freiheitsgrade im Handeln.

Mit Deinem letzten Satz sprichst Du mir besonders aus dem Herzen @sacredheart
Darum geht es auch in meiner individuellen Handlungsanleitung, die ich vor ein paar Jahren für mich schrieb und womit ich den Fokus auf das Wesentliche lenken konnte, trotz all der Ablenkungen.

Aber auch Dein Schillerzitat kommt gerade zur rechten Zeit, um mir Mut zu machen. Meine Mutter hatte es mir ja eigentlich im Alter vorgelebt, wie viel man mit vielen kleinen Schritten erreichen kann.

sacredheart schrieb:Was sagte schon Schillers Nathan der Weise: Was ihr uns nehmt mit Scheffeln, holn wir uns wieder mit Löffeln.

Ich weiß eine Menge, aber kann nicht so viel davon umsetzen, weil meine Gefühle oft auch ihren eigenen Weg gehen. Vera F. Birkenbihl vergleicht es mit einem eigenwilligen Esel:
Wie geht Menschen motivieren? - Vera F. Birkenbihl Selbstmanagement

Wie geht Menschen motivieren? | Vera F. Birkenbihl Selbstmanagement 23

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Ein tolles Thema :)

avyarius schrieb am 31.07.2014:uten Abend,

Die meisten Menschen haben irgendetwas, das sie im Leben antreibt. Religion, also die Vorstellung, dass man alles für Gott tut, dass man dafür im Himmel belohnt wird oder andernfalls in die Hölle kommt.

Andere sagen: "Ich mache das für meine Kinder!"

Andere denken vielleicht gar nicht drüber nach, weil sie insgeheim wissen, das da nichts ist.


Und wieder andere haben vielleicht gar keine richtige "Motivation", weil sie nicht an Gott glauben, keine Kinder haben und sich nicht von einer Einbildung täuschen lassen wollen, selbst wenn diese Einbildung pragmatisch gesehen nützlich ist.

Was ist eure Hauptmotivation, die euch im Leben antreibt?

Religion: Nein ich glaube nicht an eine Macht, Nicht meine Motivation.
Kinder: Bis ich Kinder bekommen habe war dies nie meine Motivation, jetzt ist es meine Motivtion ein guter Vater zu sein und meinen Kinder den bestmöglichen Start in Ihre Selbstständigkeit zu ermöglichen. Bildung, Soziales Verhalten, Umsichtigkeit usw. Aber es ist nicht meine Lebensmotivation.

Ich würde für mich sagen, ich benötige gar keine Motivation an sich für mein Leben. Es gibt einen Überlebenstrieb und wenn es Motivation gibt ist es höchstens die, das Leben für mich und mein nahes Umfeld angenehm zu gestalten.

nairobi schrieb am 02.07.2023:Wie kommst Du dorthin, was sind Deine Wege?
Und was bedeutet für Dich "Glück"?

“Glücklich sein“ bedeutet für mich mit allem zufrieden zu sein und keine Sorgen zu haben.

Und meine Wege zum glücklich sein sind:

- Einen Job der mir Spaß macht
- Hobbys ausleben
- Zeit für sich nehmen (Selbstreflexion)
- Zeit für Leute die ein gut tun
- Sorgenfrei leben (ist nicht einfach doch machbar)

Erdenbewohner schrieb:“Glücklich sein“ bedeutet für mich mit allem zufrieden zu sein und keine Sorgen zu haben.

Ich glaube, dass Zufriedenheit ohnehin eines der wichtigsten Gefühle im Leben eines jeden ist.
Zufrieden mit dem, was man hat und auskommen mit dem, was einem zur Verfügung steht. Dankbar sein für gute Dinge. Und vor allem auch die Fähigkeit, Gutes erkennen zu können.

Glück definiert natürlich jede/r anders.
Aber möglichst wenige Sorgen zu haben und in seinem Umfeld gut zurecht zu kommen dürfte sicherlich dazu gehören.

nairobi schrieb:Ich glaube, dass Zufriedenheit ohnehin eines der wichtigsten Gefühle im Leben eines jeden ist.
Zufrieden mit dem, was man hat und auskommen mit dem, was einem zur Verfügung steht. Dankbar sein für gute Dinge. Und vor allem auch die Fähigkeit, Gutes erkennen zu können.

Damit hast du so recht. Doch man muss das lernen, von allein kommt die Dankbarkeit auch für die kleinsten Sachen (Gesund zu sein, Wasser aus der Leitung, schönes Wetter) nicht.
Ich habe durch Mediation erst gelernt auch das kleinste Wertzuschätzen.

nairobi schrieb:Glück definiert natürlich jede/r anders.

Jo, jeder hat auch andere Vorlieben. Der eine wird glücklich wenn er sich Dinge kaufen kann und ein anderer ist glücklich wenn er im Garten die Seele baumeln lassen kann.

Es gibt keine. Wir leben dem Tod entgegen.

@FlamingO

Da denke ich immer gern an den alten Sponti-Spruch:

Dass uns der Tod lebendig vorfindet und das Leben nicht tot.

@Doors

War vor meiner Zeit, meint aber wohl, dass der Tod uns nur im lebendigen Zustand erreichen kann.

Biste 'n Sponti jewesen?

FlamingO schrieb:Es gibt keine. Wir leben dem Tod entgegen.

Das klingt mir ein wenig zu pessimistisch. Innerhalb der Natur/des Ökosystems hat -soweit ich weiß- keine Spezies lediglich den Anspruch die Zeit bis zum Ableben irgendwie rumzukriegen. Es gibt kein sinnloses Leben. Jede(r) kann sich in irgendeiner Form einbringen und etwas tun, daß Sinn stiftet.

Ich gebe allerdings gerne zu, daß es oft erst derber Schicksalsschläge bedarf, um das Leben und die damit verbundene, recht knappe Zeit hier schätzen zu lernen und mit Sinn zu füllen. Bei mir war es z.B. so. Ich lebe gern und nehme Herausforderungen des Alltags nicht mehr allzu ernst. Zwar weiß ich immernoch nicht, was jetzt meine Kernmotivation ist, aber ich vermute, es ist ganz banal das Ziel, mit möglichst viel Spaß an der Freude alt zu werden, auch wenn die Gesundheit bei mir ziemlich mitgenommen ist.

Slaterator schrieb:Das klingt mir ein wenig zu pessimistisch.

Ach, das war gar nicht wertend gemeint von mir, sondern vielmehr realistisch formuliert.

Und es gibt ja tatsächlich nicht nur diese beiden diametral entgegengesetzten Ansichten, sondern auch noch eine dritte, die auch mit einbezogen werden sollte beispielhaft als weitere Variante:
Optimist: Das Glas ist halbvoll.
Pessimist: Das Glas ist halbleer.
Pedant: Wieso ist da kein Untersetzer?

FlamingO schrieb:(...) es gibt ja tatsächlich nicht nur diese beiden diametral entgegengesetzten Ansichten, sondern auch noch eine dritte, die auch mit einbezogen werden sollte

Ich als Realist bevorzuge die 4. Variante die da lautet:

Damit bin ich bald nicht mehr durstig.

Unabhängig von Füllstand des Glases oder Verschmutzungsgefahr der Tischplatte, erscheint in dieser Ansicht der Sinn des Ganzen. Es geht darum, ein Grundbedürfnis zu befriedigen. Das Trinken ist also sinnvoll. Wenn man das auf sein tägliches Leben überträgt, kann alles sehr sinnvoll sein und ist nicht nur bloßes Warten auf den Tod.

@Slaterator

Ich verstehe den Satz nicht

Slaterator schrieb:Damit bin ich bald nicht mehr durstig.

Ist das humorig intendiert oder ist das philosophisch gemeint?

Slaterator schrieb:Es geht darum, ein Grundbedürfnis zu befriedigen. Das Trinken ist also sinnvoll. Wenn man das auf sein tägliches Leben überträgt, kann alles sehr sinnvoll sein und ist nicht nur bloßes Warten auf den

Erster Satz: Ja.
Zweiter Satz (sofern Wasser gemeint ist): Ja.
Dritter Satz SpoilerWenn man das auf sein tägliches Leben überträgt, kann alles sehr sinnvoll sein wenn man das auf sein tägliches Leben überträgt, kann alles sehr sinnvoll sein : Nein.

@FlamingO

Es geht nicht um Zustand, sondern Sinn und Zweck der Übung. Ob halbvoll, halbleer, mit oder ohne Untersetzer, spielt mMn keine Rolle. Es handelt sich um ein Getränk. Mit der Aufnahme von Flüssigkeit befriedigen wir ein Grundbedürfnis und stellen prinzipiell auch unser Überleben sicher.
Wenn wir also unter dem Thema schreiben, was die Kernmotivation ist für die wir leben, geht es immer auch um den Sinn. Nicht mehr, nicht weniger. Warten auf den Tod ist sinnlos. Es führt zu nichts. Da ich persönlich aber überzeugt bin, daß Leben nicht nur purer, sinnloser Zufall ist und es keinen Zweck erfüllt/ Sinnvoll ist, scheue ich die Ansicht, daß Warten auf Ableben ein solcher Zweck/Sinn sein könnte.

FlamingO schrieb:Biste 'n Sponti jewesen?

Nö!

Slaterator schrieb:Es geht nicht um Zustand

Doch, denn den gilt es ja zu registrieren als wechselwirkendes und bedürftiges Wesen.

Slaterator schrieb:Wenn wir also unter dem Thema schreiben, was die Kernmotivation ist für die wir leben, geht es immer auch um den Sinn.

Setzen wir Instinkte und Überlebensdrang voraus, ist die Kernmotivation von Menschen nicht grundverschieden von der der Tiere: Überleben und Fortpflanzung.

Es sei denn, du verweist auf die psychologische Ebene. Da verhält sich das natürlich anders.

FlamingO schrieb:bedürftiges Wesen

Was meinst Du damit ? Wie kann ein Zustand bedürftig sein und als Wesen definiert werden ? Das erschließt sich mir jetzt nicht. Der Zustand ist das was er ist. Gut, schlecht, mittelprächtig, voll, leer, beschädigt usw. Alles Adjektive. Da komme ich jetzt gerade nicht auf die Idee, den Zustand als Wesen zu personifizieren. Kannst Du mir das vielleicht näher erläutern ?

FlamingO schrieb:Überleben und Fortpflanzung.

Das sind zwei Grundbedürfnisse von mehreren. Das ist richtig. Warten auf den Tod ist zumindest mal keines davon. Interessant ist in dem Zusammenhang die Frage, ob es ggf. eine uns nicht bewusste Kernmotivation gibt. So existiert -nur als Beispiel- die Theorie, daß die Existenz von Leben auch der Umsetzung/Verbrauch/Umwandlung von Energie dienen könnte. Gewissermaßen als Katalysator. Das ganze ist sehr kompliziert und wissenschaftlich. Ich habe mich damit auch nicht näher befasst. Was ich aber damit sagen will ist, daß es vielleicht sogar noch eine weitere Ebene gibt, die wir bei unseren Überlegungengen nicht mit einbeziehen.

FlamingO schrieb:Es sei denn, du verweist auf die psychologische Ebene. Da verhält sich das natürlich anders.

Da gebe ich Dir natürlich Recht. Das ist so.

Slaterator schrieb:Was meinst Du damit ? Wie kann ein Zustand bedürftig sein und als Wesen definiert werden ? Das erschließt sich mir jetzt nicht. Der Zustand ist das was er ist. Gut, schlecht, mittelprächtig, voll, leer, beschädigt usw.

Ja, genau so -

Slaterator schrieb:Da komme ich jetzt gerade nicht auf die Idee, den Zustand als Wesen zu personifizieren.

Die einzelne Person hat einzelne Bedürfniszustände.