Könntet ihr einen Menschen töten?
27.07.2017 um 21:20Anzeige
hallo-ho schrieb:Deckt sich das mit deinen Eindrücken oder hast du das anders wahrgenommen?In der Tat wird den Opfern als erstes durch Propaganda der Menschenstatus abgesprochen. Sie gelten dann als Vieh, das man entsprechend behandeln und abschlachten kann. Oder als Ungeziefer, das es zu vernichten gilt.
Agrypnie schrieb: Auf der einen Seite ist es natürlich eine emotionale Genugtuung, aber aus rationaler Sicht keine im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu rechtfertigende Handlung.Richtig. Das ist für mich die Unterscheidung zwischen dem primitiven, emotionalen Bedürfnis und der gesamtgesellschaftlichen Moral, derer man sich selbst unterordnet.
Agrypnie schrieb:Da ich unsere gesellschaftlich etablierten Regeln für sinnvoll und logisch halte, ist es für mich sowohl konsequent als auch selbstverständlich, meine eigenen Wünsche unterzuordnen und mich an dieses Regelwerk zu halten, denn auch ich möchte - wie vermutlich jeder - nicht von Lustmorden oder anderen Ausschreitungen bedroht sein, nur, weil jemandem gerade der Kopf danach steht. Dass eine Strafe zumindest Menschen wie mich abschreckt, finde ich sehr begrüßenswert. Ich bin der Ansicht, dass eine Moral, die man sich für sich selbst wünscht, prinzipiell auch für andere gelten sollte und begrüße es daher sehr, dass es vor dem Gesetz auch einen Täterschutz gibt, die in unserem Land eine Todesstrafe ebenso wie eine menschenunwürdige Behandlung im Gefängnis oder eine tatsächlich lebenslange Haftstrafe (in den meisten Fällen, Sicherungsverwahrung ausgenommen) ausschließt.Danke, besser hätte ich es wohl nicht ausdrücken können. Ich würde mich dem zu 100% anschließen.
Agrypnie schrieb:Nichtsdestotrotz habe ich vollstes Verständnis für jedwede Motive, eine Straftat zu begehen und halte die jeweiligen Gründe immer im Rahmen der eigenen Moral für legitim. Ich denke, jeder, der eine Handlung ausübt, hat dafür Gründe, die für ihn logisch und gravierend genug sind und es steht uns nicht zu, diese in Abrede zu stellen, deshalb finde ich prinzipiell jeden Mord nachvollziehbar, auch, wenn ich keinesfalls ausdrücken möchte, jeden Mord gutzuheißen. Ich finde dennoch, dass auch Taten, die aus ggf. sogar gesellschaftlich nachvollziehbaren Gründen verübt wurden, genauso gestraft werden sollten wie jene, die für die meisten völlig unverständlich sind. Die persönliche Moral rechtfertigt es nicht, sich gegen die Gesellschaft zu stellen. Wer den Schritt, jemanden zu töten, wissentlich geht, sollte und muss mit der Folge, ins Gefängnis zu wandern, leben können.Ich finde es erfrischend, eine Sichtweise zu lesen, die zwischen verschiedenen Ebenen der Moral und zwischen einer höchst subjektiv empfundenen "Moral" und einer aus logischen und nachvollziehbaren, zielorientierten Gründen festgelegten Gesellschaftsmoral und Rechtsordnung unterscheidet.
Agrypnie schrieb:zum Beispiel jemanden, der andere oder mich selbst auf offener Strafe anpöbelt oder belästigt. In meiner Moralvorstellung wäre es legitim, eine derartige Person zu tötenÄh wie bitte?!
Hyphaema schrieb:Ich würde mich dem ebenso anschließen. Ich finde es immer interessant, Ursachenforschung zu betreiben und Beweggründe für amoralisches Verhalten zu entschlüsseln, ohne diese zu befürworten oder kategorisch abzulehnen. Abzulehnen sind sie gesellschaftsmoralisch und das ist auch gut so. Aber außerhalb dieses Kontextes, halte ich sie eher für etwas Wertneutrales, für einen Interessenskonflikt verschiedener Parteien, dessen Bewertung vom jeweiligen Betrachter abhängig ist.Aus meiner Sicht gibt es lediglich eine schwebende Moral, die immer kontextual ist und gesellschaftlich geprägt wird. Unser Moralsystem basiert in erster Linie darauf, das weitestgehend reibungslose Zusammenleben mit unseren Mitmenschen zu fördern und zu erhalten - ein sehr erstrebenswertes, funktionales Ziel, ohne das eine derart große Gesellschaft mit so vielen unterschiedlichen Interessen der Individuen nicht funktionieren könnte. In einer kleineren Gesellschaft oder in einer Welt, in der verschiedene Zweckgemeinschaften zusammenleben würde, könnte sich allerdings ebenso eine andere, per se nicht schlechtere oder bessere Moral, durchsetzen, die es erlaubt, die eigenen Interessen ohne Rücksicht auf andere außerhalb des eigenen Zweckverbandes durchzusetzen. Das würde für die jeweilige Gesellschaft genauso funktionieren und wäre lediglich für die entgegenstehende Gesellschaft problematisch. Sind die Gesellschaften ausgewogen, gibt es kein übergeordnetes Regelwerk, dem sich beide zu fügen haben - sind sie es nicht, bestimmt die Gruppe, zu der mehr Mitglieder gehören, die Regeln - das sind natürlich, weil es biologisch sinnvoll ist - die, die unbeschadet leben möchte.
Häresie schrieb:Äh wie bitte?!Sei doch nicht immer so schnell mit deinen Urteilen. Nur, weil ich es in meiner höchspersönlichen Moral legitim fände, so etwas zu tun, heißt das nicht, dass ich es auch tue noch, dass ich so etwas befürworte, denn: Ich finde unser Wertesystem absolut sinnvoll und ordne meine Moral der allgemeinen Moral unter. Genauso wenig, wie ich mir das Recht rausnehmen kann, jeden, der mir nicht passt, umzubringen, will ich, dass andere es tun. Danach handle ich auch.
Ich glaub du hast doch Probleme.
Bone02943 schrieb:Wenn ich der Logik folge dann wäre es, für dich, auch legitim oder zumindest verständlich das ich jemanden an der Supermarkt-Kasse vor mir töte, weil ich es eilig habe und diese Person zu lange zum bezahlen braucht.Ja, wäre es: jedenfalls für dich.. und wären die meisten so wie du, wäre es sogar für alle anderen ebenfalls legitim.