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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

1.054 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Rassismus, Ethnopluralismus, Kulturelle Aneignung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 08:30
Zum Thema:
Carmen Kwasny von der Native American Association of Germany, einer Interessenvertretung von Abkömmlingen der amerikanischen Ureinwohner, begrüßte die Rücknahme der Bücher. Der zu den Büchern gehörende Film Der junge Häuptling Winnetou sei "nicht mehr zeitgemäß", sagte sie Focus online. "Die Kultur einer Stammesnation, in diesem Fall die der Mescalero-Apache, wird auf die gängigen stereotypen Vorstellungen reduziert." Generell hinke Deutschland, was die Darstellung indigener Nationen betreffe, im Vergleich zu den USA und Kanada noch gewaltig hinterher, sagte Kwasny.
Im Hamburger Abendblatt verwies Kwasny zudem auf Studien, "die zeigen, dass diese stereotypischen Darstellungen einen schädigenden Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung indigener Kinder haben". Sie persönlich versuche, über "Stereotypen, Klischees und Fettnäpfchen aufzuklären, damit ein besserer Austausch stattfinden" könne.
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2022-08/winnetou-buecher-ravensburger-ruecknahme-debatte

dann Uschi Glas, da möchte man sich an den Kopf fassen:
"In den Filmen und den Romanen gibt es Gute und Böse. Sie haben weiße oder rote Haut. Es bildet das echte Leben ab. Man soll doch aufhören, hier auf Biegen und Brechen einen Anlass zu finden, über etwas zu schimpfen."
Quelle: s.o.

und diese Aussage der Ethnologin ist ja wohl auch widerlegt:
Wenn man eine Gruppe von Menschen zutiefst ablehnt, wird man von ihnen nichts übernehmen.
Quelle: s.o.

doch, man schlachtet sie ab, verbietet ihnen ihre Kultur und nimmt sich dann das, was einem gefällt oder man zu Geld machen kann. Da wird doch niemand zutiefst abgelehnt.....

Quelle:s.o.

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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 08:39
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Das ist ebenso wenig eine Beleidigung wie bei Polizistenwitzen. Das alles ist zu wenig persönlich.
"Zu wenig persönlich", ganz genau. Es geht darum, Völkergruppen zu entmenschlichen. Egal, ob durch ein überzogen positives Bild oder das "normale" Abwerten. Die Individualität wird "ausgelöscht", dabei ist es mir persönlich wumpe, ob es mit "Unter-" oder "Übermenschen" geschieht. Es hat ein übles G´schmäckle, da es eigentlich um "Menschen" gehen sollte.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Dann ordnen wir es aber auch mal ein bisschen historisch ein.
Au ja - Wikipedia: Der letzte Mohikaner James Fenimore Cooper.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das war immerhin ein Entwicklungsschritt und zwar ein Großer.
Siehe oben, ein Schritt zur Entmenschung. Wenn du als Kind "Ideale" (menschliche, nicht Tugenden) hast, ist das o.k., aber bei mir quietscht es, wenn eine Volksgruppe für so nen Scheiß - bei Erwachsenen - herhalten muss. Warum dürfen das keine "Menschen" sein?

Dieser "Indianer"- Mythos ist doch wie "Instagram für Prepper", eine reine Scheinwelt mit bisl Natur drum rum.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:not the same
Ja, weiß ich. Mir ging es um die "Fiktion". Eine andere Ebene der Sprachmacht.
Seit wann bin ich für PC? Bin ich nicht, ich bin nur "für Menschen".
Zitat von blueavianblueavian schrieb:DAs liegt aber mehr an der skeptikerbedingten Mehrheitsgesellschaft und hat weniger mit Rasse oder sowas zutun.
Na, gut dass ich das nicht gehört habe! So ein Unsinn! (!!einself!) Ich möchte das hier jetzt nicht ausbreiten, sonst bekom ich gleich Ärger, aber beim "edlen Wilden" geht es dermaßen um Neurotizismen, dass es kracht.
Psychologisch ist das der Gold-Standard, wenn es darum geht, eigene unterdrückte Gefühle zu verstecken, indem man mit einem pseudo-positiven Etikett jegliche reale Menschlichkeit obsolet macht. Neenee, echt nicht. Das ist Verdrängung, keine Anerkennung.
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Wenn du eben mehr in die Richtung Aufklärung gehst denkst du so über alles was ins Mystische oder Spirituell/Religiöse geht.
Und bitte schon gar nicht mit der "Aufklärung" argumentieren, sonst landen wir gleich beim Rassismus des historischen Kant - und nicht beim "sauber-Denken" und dem Mut, das eigene "Edle" vom potentiell "Wilden" zu trennen.
(Wir können das gerne diskutieren, aber ich fürchte, hier im Faden ist nicht der richtige Platz dafür.)


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 08:43
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:man kann auch einfach sagen, was man meint, dann gibt es keine Unklarheiten.
Es ist aber nicht jeder gleich rhetorisch begabt. Dann gewinnen die die sich besser ausdrücken können.
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Argumente wurden zigfach gebracht, man muss diese auch nur verstehen wollen.
Aber wer US Geschichte auf Europa überstülpen will und da für Begrifflichkeiten plump übernimmt, demaskiert sich selbst.
Bei uns gabs soweit ich weiß auch Missionierungen bzw. generell bei Religionen Christentum, Islam, Buddhismus, die ja alle aus anderen Religionen entstanden sind und diese dann unterdrückt haben.

Es juckt die aber nicht, da es ihnen auch gar nicht darum geht. Das ist mehr eine politische Agenda als wirkliche Sorge und wenn sie das kritisieren würden, würde es mehr kontra geben, deswegen nehmen sie die Indianer.

Komischerweise ist aber niemand in Deutschland auf die Idee gekommen das man sich das Judentum eventuell angeeignet hat obwohl eben die Religionen Christentum und Islam daraus entstanden sind und man beim Judentum wohl noch am ehesten die Leute überzeugen könnte da man dort wirklich Leute umgebracht hat und nicht wie bei den Indianer es Leute mit einer anderen Sprache auf einem anderen Kontinent waren.

Die Inkonsequenz ist das, was die Bewegung unglaubwürdig macht und sie eben entlarvt.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 08:53
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Komischerweise ist aber niemand in Deutschland auf die Idee gekommen das man sich das Judentum eventuell angeeignet hat
sind Juden da auch nicht drauf gekommen? Denn wenn nicht, dann gäbe es ja keine Betroffenen, die sich gegen die kulturelle Aneignung ausgesprochen hätten, deshalb frage ich.
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Es ist aber nicht jeder gleich rhetorisch begabt.
das ist auch nicht nötig.


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24.08.2022 um 08:54
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Na, gut dass ich das nicht gehört habe! So ein Unsinn! (!!einself!) Ich möchte das hier jetzt nicht ausbreiten, sonst bekom ich gleich Ärger, aber beim "edlen Wilden" geht es dermaßen um Neurotizismen, dass es kracht.
Psychologisch ist das der Gold-Standard, wenn es darum geht, eigene unterdrückte Gefühle zu verstecken, indem man mit einem pseudo-positiven Etikett jegliche reale Menschlichkeit obsolet macht. Neenee, echt nicht. Das ist Verdrängung, keine Anerkennung.
Das Wort finde ich nicht gut. Das habe ich auch geschrieben.

Zu dem Rest:
Das kannst du hier im Forum nachlesen, wenn jemand an Geister oder sowas glaubt. KOmischerweise sind das teilweise diejenigen die diese spirituellen Lehren ablehnen, die sich plötzlich um Indianer sorgen. DAbei haben Indianer an ähnliche Sachen geglaubt als das was hier im Forum geglaubt wird.
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Und bitte schon gar nicht mit der "Aufklärung" argumentieren, sonst landen wir gleich beim Rassismus des historischen Kant - und nicht beim "sauber-Denken" und dem Mut, das eigene "Edle" vom potentiell "Wilden" zu trennen.
(Wir können das gerne diskutieren, aber ich fürchte, hier im Faden ist nicht der richtige Platz dafür.)
Das nennt man Aufklärung oder Renaissance, da man sich dort von Religion abgekoppelt hat. Das hat auch gute Seiten, da manche Lehren einfach falsch sind oder gar nicht von Gott kommen.

Ich glaub selbst an Sprituelles und weiß das die Leute hier beleidigt werden, wenn sie an sowas glauben und es diese "edlen Retter" die überall Rassismus sehen, überhaupt nicht juckt.

Das ist aber auch wie gesagt bei Religionen so. Die eben oft "rassistisch" gegenüber der vorgängigen Religion sind, wie du es nennen würdest.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 08:57
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Das kannst du hier im Forum nachlesen, wenn jemand an Geister oder sowas glaubt. KOmischerweise sind das teilweise diejenigen die diese spirituellen Lehren ablehnen, die sich plötzlich um Indianer sorgen. DAbei haben Indianer an ähnliche Sachen geglaubt als das was hier im Forum geglaubt wird.
und das Eine hat was genau mit dem Anderen zu tun? Ich muss weder so leben, noch das glauben, trotzdem kann ich Minderheiten unterstützen und mich für sie einsetzen.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 09:05
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:sind Juden da auch nicht drauf gekommen? Denn wenn nicht, dann gäbe es ja keine Betroffenen, die sich gegen die kulturelle Aneignung ausgesprochen hätten, deshalb frage ich.
Soweit ich weiß nicht. Das ist ja ein KOnzept aus den USA und dazu noch ein Unlogisches. Die müssten dann ihre eigene Religion dissen. Soweit ich weiß sind ein paar Gesetze ähnlich wie diejeningen die man in Babylon hatte.

Die Religionen selbst haben ja viel von der Vorgängerreligion übernommen.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:das ist auch nicht nötig.
Naja das hattest du zuerst gesagt, da klang es noch anders:
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:man kann auch einfach sagen, was man meint, dann gibt es keine Unklarheiten.
Viele können eben nicht ausdrücken was sie meinen, deswegen gibt es Unklarheiten und dann muss man eben nachfragen. Das wird sich wohl nicht ändern.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:und das Eine hat was genau mit dem anderen zu tun?
Da eben Indianer mMn wegen ihrem Glauben als "edle Wilde" bezeichnet werden. Wenn sie die gleiche Industrialisierung und Renaissance durchgemacht hätten wären sie wohl kaum so bezeichnet worden, da bin ich mir sicher.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Ich muss weder so leben, noch das glauben, trotzdem kann ich Minderheiten unterstützen und mich für sie einsetzen.
Ja kannst du, aber tust du es auch? Wohl eher nicht. Du kannst einfach auf einen anderen Kategorie oben klicken und denen mit deinen Beiträgen helfen. Die Mysteryrubriken sind nämlich ziemlich leer geworden, weil deren Glaube abgewertet wird.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 09:07
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Wohl eher nicht.
das willst Du woher genau wissen?
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Du kannst einfach auf einen anderen Kategorie oben klicken und denen mit deinen Beiträgen helfen. Die Mysteryrubriken sind nämlich ziemlich leer geworden, weil deren Glaube abgewertet wird.
ich helfe native americans, wenn ich in Mystery schreibe? WTF.


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24.08.2022 um 09:20
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Siehe oben, ein Schritt zur Entmenschung. Wenn du als Kind "Ideale" (menschliche, nicht Tugenden) hast, ist das o.k., aber bei mir quietscht es, wenn eine Volksgruppe für so nen Scheiß - bei Erwachsenen - herhalten muss. Warum dürfen das keine "Menschen" sein?

Dieser "Indianer"- Mythos ist doch wie "Instagram für Prepper", eine reine Scheinwelt mit bisl Natur drum rum.
@DalaiLotta

Richtig, eine Scheinwelt, wie in den allermeisten Fällen in der Fiktion anzutreffen. So what? Romane, insbesondere Abenteuer- und Reiseromane haben ja gar nicht den Anspruch, das echte Leben abzubilden.

Die Figuren bei Shakespeare, Goethe, Robert Ludlum, Stephen King, Karl May, Lovecraft etc erheben ja gar keinen Anspruch, das triviale Leben darzustellen, möglichst noch unter soziologischen Aspekten.

Natürlich ist die Figur 'Heinrich VIII' überzeichnet und schablonenhaft, das macht aber aus dem Drama keinen Schund.

Natürlich sind die Völker, die in Asterix parodiert werden, zu 99% nicht wirklich so. Auch entmenschlichender Schund?

Natürlich sind die Frauenfiguren bei Hera Lind kein 1:1 Abbild der Realität. Auch entmenschlichend?

Also entweder alle Fiktion in die Tonne und nur noch staubtrockene Lehrstoffe mit Tabellen und Literaturhinweisen von irgendwelchen selbst ernannten Experten oder Karl May kann auch da bleiben wo er ist.

Außerdem ist es kindisch, Texte, die ca 160 Jahre alt sind, an Deinem tagesaktuellen Welt- und Menschenbild zu messen, dass in 160 Jahren wohl allen ähnlich skurril erscheinen wird, wie das von 1867 uns.

Dann kannste auch das Neue Testament mit der Begründung ablehnen, das Lukas nicht korrekt gegendert habe.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 09:26
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Also ich denke es liegt an dem was diese Leute geglaubt haben, nicht was für eine Ethnie sie haben.
Nein. Da unterstellst du den Unterdrückern eine Art "Verständnis", die sie ziemlich sicher weder hatten, noch hätten haben können.
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Ich glaub selbst an Sprituelles und weiß das die Leute hier beleidigt werden, wenn sie an sowas glauben und es diese "edlen Retter" die überall Rassismus sehen, überhaupt nicht juckt.
Das scheint mir ein bisl verdreht, hoffentlich versteh ich dich nicht miss - du meinst, die "Normalen" werden von den "Woken" beleidigt, weil es im Kampf um die Moral "nur einen geben" kann?
Zitat von blueavianblueavian schrieb:Da eben Indianer mMn wegen ihrem Glauben als "edle Wilde" bezeichnet werden.
Nein, siehe oben. Sie werden wegen ihres Unglaubens verherrlicht. Da geht es eher darum, dass diese "Naturburschen" noch "gesunde Instinkte" hätten - und darum keinen "Geist", keinen Verstand brauchen. Der "große Geist" hat damit rein gar nix zu tun, der wird ignoriert, das ist dann "Folklore". Das ist es ja grade, das Bild des "edlen Wilden" transportiert nur eine Trennung von Geist und Körper, sonst nix. Und daas ist nicht nur unvernünftig, das ist auch extrem unspirituell.


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24.08.2022 um 09:31
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Dann kannste auch das Neue Testament mit der Begründung ablehnen, das Lukas nicht korrekt gegendert habe.
Führe mich nicht in Versuchung!

Ich muss für 2 Stunden aus dem Haus, unterwegs überleg ich mir was - dir ist bewusst, das du mich da mit einem klassischen "Totschlagargument" behelligst, oder?
Das kann es nicht sein, auf "das haben wir schon immer so gemacht und darum ist es richtig" reagiere ich, nun, eher unwillig.

Das fällt unter "Trägheit der Masse", ein Argument sollte komplexeren Kriterien standhalten können.
Bis gleich!


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 10:05
@DalaiLotta

Fahr vorsichtig. Allerdings sollte auch ein Argument für eine Verbannung eines Buches komplexen Kriterien standhalten können. Und das sehe ich weit und breit nicht.
Im Hamburger Abendblatt verwies Kwasny zudem auf Studien, "die zeigen, dass diese stereotypischen Darstellungen einen schädigenden Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung indigener Kinder haben".
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2022-08/winnetou-buecher-ravensburger-ruecknahme-debatte

Ist das dieser Butterfly effect? Ein deutsches Kinderbuch, das in Deutschland gekauft, gelesen, vorgelesen würde, soll die Entwicklung von Mecalero Kinder in New Mexico behindern? Erscheint mir an den Haaren herbeigezogen, natürlich nur an glatten Haaren, an Dreadlocks wäre es ja wieder kulturelle Aneignung.

Ich sehe da eine Grundsatzfrage, die erst mal noch nichts mit Winnetou und Co zu tun hat:

Ist Fiktion, die nicht das reale Leben 1:1 abbildet schädlich für die Leser oder für die Dargestellten? Ich glaube, dem ist nicht so. Und da ist die Masseträgheit gar kein schlechtes Kriterium. Wenn wir davon ausgehen, dass ein erheblicher Teil der Menschen seit mehr als 100 Jahren Fiktion liest (anstatt sich nur die Bibel in der Kirche anzuhören) erscheinen mir die letzten 8 Generationen nicht durch Literatur traumatisiert. Gleiches gilt für die Dargestellten. Und 60+ Jahre Asterix haben ja auch die dargestellten Bevölkerungsgruppen nicht kollektiv traumatisiert.

Und da halte ich es für ein gutes Kriterium, wenn viele Milliarden Menschen in vielen Generationen keinen Schaden an fiktionalen Texten als solchen erleiden. Es tut also mit großer Sicherheit nicht Not, stumpfes Alltagsleben zu schildern.

Und wenn wir die hohe Literatur, die sich ebenfalls Schablonen und fiktiver Erzählung bedient, nicht sämtlich in die Tonne kloppen, warum sollte es dann für Unterhaltungsliteratur gelten?


Dann konkreter: Sind die von Karl May vorgezeichneten und für Kinder von 2022 etwas modernisierten Figuren schädlich:

Sehe ich auch keinen Grund, das zu glauben. Immerhin wurden sogar erhebliche Teile der sozialen Probleme, die die echten native americans zu dieser Zeit hatten, thematisiert wie Landraub, Eisenbahnbau, Verdrängung, Betrug an den first americans.

Und anderer Aspekt: Muss denn Literatur und Film für Kinder zu 100% realistisch sein, weil Kinder zu blöd wäre, Fiktion und Realität auseinanderzuhalten?

Ich sag nur Benjamin Blümchen und Lustige Taschenbücher.

Ich kenne keine 18jährigen, die wegen Konsums o.g. Medien glauben, dass Elefanten mit Herrn Tierlieb sprechen oder Menschen sich wie die Einwohner Entenhausens nach dem Veronkelungsprinzip vermehren.

Ich sehe die ganze Diskussion vor allem vor folgendem Hintergrund, auch dass das jetzt so hochploppt:

Wir haben als Menschen zur zeit Probleme, die wir nur ganz schwer angehen können: Klimawandel, Krieg in der Ukraine, Inflation, Corona (immer noch).

Also wenden sich manche lieber Problemen zu, die den Nachteil haben, keinen realistischen Hintergrund zu haben, aber dafür den unbestreitbaren Vorteil einer gewissen Lösbarkeit. Da macht es auch nichts, dass zur Lösung das Problem fehlt.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 10:12
@DalaiLotta
Ich bin ein Mensch der Literatur und Deine Einstellung ist für mich deshalb absolut befremdlich. Du scheinst noch nie ein Buch der Literaturwissenschaft gelesen zu haben. Eine enorme Bildungslücke.

@blueavian
Ich weiß, was Du meinst, wenn Du davon sprichst, dass Respekt für die Indigenen Völker auch Toleranz und Verständnis für ihre Religiosität einschließt. Das sehe ich auch so. Das wird oft nicht beachtet. Ich kenne recht viele Spirituelle, die sogar länger zu einigen Indigenen Völkern reisten und sich dort spirituell einweisen ließen.

@sacredheart
Du sprichst mir aus dem Herzen. Dass man eine solche offensichtliche Tatsache über den Unterschied Fiktion-Realität erklären muss, macht mich fassungslos. Dieser Genderwahn u. Ä. greift immer mehr um sich. Ich mache mir langsam Sorgen um die deutsche Sprache und unsere Literaturwissenschaft. Ein Student, den ich privat kenne, hat so die Nase voll von diesen Gender-Fanatikern an der Uni, dass er seinen Master nicht mehr machen will, nur um dort wegzukommen.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 10:49
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich glaube, dem ist nicht so.
"Die Kultur einer Stammesnation, in diesem Fall die der Mescalero-Apache, wird auf die gängigen stereotypen Vorstellungen reduziert." Generell hinke Deutschland, was die Darstellung indigener Nationen betreffe, im Vergleich zu den USA und Kanada noch gewaltig hinterher, sagte Kwasny.
Im Hamburger Abendblatt verwies Kwasny zudem auf Studien, "die zeigen, dass diese stereotypischen Darstellungen einen schädigenden Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung indigener Kinder haben". Sie persönlich versuche, über "Stereotypen, Klischees und Fettnäpfchen aufzuklären, damit ein besserer Austausch stattfinden" könne.
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2022-08/winnetou-buecher-ravensburger-ruecknahme-debatte
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wir haben als Menschen zur zeit Probleme, die wir nur ganz schwer angehen können: Klimawandel, Krieg in der Ukraine, Inflation, Corona (immer noch).
nur komisch, dass es die Diskussion ja nicht erst seit "heute" gibt. Allerdings wird sie durch die Verfilmung und die Neuausgabe des Buches (zum Film) gerade jetzt aktuell, komisch, oder?
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Dass man eine solche offensichtliche Tatsache über den Unterschied Fiktion-Realität erklären muss, macht mich fassungslos.
mich macht eher fassungslos, dass es immer noch egal zu sein scheint, wenn solche Bücher fröhlich weiter Stereotype reproduzieren, und man diese dann auch heute noch entsprechend verfilmt.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 11:06
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:mich macht eher fassungslos, dass es immer noch egal zu sein scheint, wenn solche Bücher fröhlich weiter Stereotype reproduzieren, und man diese dann auch heute noch entsprechend verfilmt.
Es ist wohl auch den meisten Menschen egal, weil so halt das Hirn funktioniert. Bestimmte Muser werden wahrgenommen, vereinfacht abgespeichert, und in irgendeinen leich greifbaren Durchschnitt geschnürt, schon hat man ein Stereotyp. Wie zB auch das vom alten weißen Mann, oder von dem durchschnittlichen Liberalen, Rechten, Linken, Grünen .. dem Indianer usw.

Das wird man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht so schnell los, weil es die menschliche Kognition in den wohl allermeisten Fällen gar nicht her gibt, außerhalb solcher "Vereinfachungen" zu denken.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 11:09
@sacredheart
Du hast doch tatsächlich den Reichen durch das sprichwörtlich unmögliche Nadelöhr gekriegt, so wunderbar treffend hast Du es wieder auf den Punkt gebracht. Ich habe mich so viele Jahre mit Literatur und Literaturwissenschaft beschäftigt und merke nun, dass dieses Wissen offenbar zu wenig vermittelt wird in den Schulen, sonst gäbe es diese Diskussion hier nicht.

Dass Kinder Märchen brauchen, wissen wir aber auch aus der Psychologie. Es gibt einfach keine Entschuldigung für diese Bildungslücke. Schon in der Schulbibliothek gibt es klare Kategorien zwischen Fiktion (Belletristik) und Sachbüchern. Fiktionale Texte beruhen auf poetologischen Überlegungen. Wer Kafka oder Thomas Mann oder Tolstoi liest, merkt sehr schnell, dass die Figuren keine realistischen Menschen sind, sondern sich oft Gegensatzpaare bilden, um etwas zu verdeutlichen. Die Figuren werden bewusst überzeichnet, um an ihnen etwas sinnbildlich darzustellen. Das ist Kunst.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 11:11
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Ich habe mich so viele Jahre mit Literatur und Literaturwissenschaft beschäftigt und merke nun, dass dieses Wissen offenbar zu wenig vermittelt wird in den Schulen, sonst gäbe es diese Diskussion hier nicht.
es geht bei dieser Diskussion um etwas ganz anderes. Und es reicht langsam ständig zu implizieren, dass Du so gebildet bist und andere es angeblich nicht sind.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 11:35
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:nur komisch, dass es die Diskussion ja nicht erst seit "heute" gibt.
@Tussinelda

Der Klimawandel ist spätestens seit Ende der 80er Jahre auch ein breites Thema. Kulturelle Aneignung diskutieren wir hier im Forum seit genau 2017.

Hast Du denn eine Idee, warum es die Entwicklung eines Mescalero Jungen in New Mexico ungünstig beeinflusst, wenn in Deutschland ein Kinderbuch in Anlehnung an Karl May erscheinen würde?
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:mich macht eher fassungslos, dass es immer noch egal zu sein scheint, wenn solche Bücher fröhlich weiter Stereotype reproduzieren, und man diese dann auch heute noch entsprechend verfilmt.
Eigentlich verwendet jeder nichtdokumentarische Film Stereotype, schon weil der Zuschauer natürlich nicht die ganze Komplexität von mehreren fiktiven Figuren in 90 min nachvollziehen kann. Und skandalöserweise trifft das dann auch auf eine etwaige Karl may Verfilung zu, OMG.

Und dann können wir uns hier gerne festlegen, ob wir Literatur oder Kunst allgemein an den Maßstäben von jetzt gerade messen oder aus ihrer Zeit heraus verstehen wollen. Wenn wir letzteres tun, muss man Karl may sehr günstig bewerten, wenn auch nicht als herausragenden Literaten.

Wenn wir ersteres tun:

bleibt vom Alten Testament nicht viel übrig, in dem davor gewarnt wird, Hexen am Leben zu lassen und Geschlechtsverkehr mit Ägyptern auszuüben.
'de bello Gallico' kommt schon deshalb in den Giftschrank, weil wir da schablonenhaft gezeichnet werden, genau wie die Belgier, die Aquitanier und die Schweizer, die auf ihre Tapferkeit reduziert werden.
Shakespeare hat keine Gender Sternchen verwendet.
Moby Dick schildert POC und besonders ihre Sprache sehr schablonenhaft.
Im Zauberberg kommen zu wenig Unterprivilegierte vor.
Dickens muss alles weg, weil sämtliche Gesellschaftsschichten überzeichnet werden.
Vom Tom Sawyer brauchen wir erst gar nicht anfangen.
Odyssee und Ilias auch weg, nicht CO2 neutral, bei all den Bäumen, die da gefällt werden.
Michelangelo, der alte Schmierfink marginalisiert Behinderte.

Wo führt das hin: genau.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:es geht bei dieser Diskussion um etwas ganz anderes. Und es reicht langsam ständig zu implizieren, dass Du so gebildet bist und andere es angeblich nicht sind.
Es geht doch wohl eher darum, dass die Cancle Bücherstürmer gerne die Axt an Triviales legen, was auch Karl May bei aller Sympathie bleibt. Legt man die gleiche Axt aber an 'die große Kunst', fällt halt viel eher auf, wie verdreht die Idee dazu ist.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.08.2022 um 11:42
Während der Ravensburger Verlag das Kinderbuch aus seinem Sortiment genommen hat, wird es vom Karl-May-Verlag weiter verkauft werden, der Verlagsleiter versicherte, standhaft zu bleiben und nicht einzuknicken. Wer es also will, kann es auch weiterhin kaufen, nur nicht vom Ravensburger Verlag.

Karl May hat für seine Romane stets sorgfältig recherchiert, für die Winnetou-Trilogie nutzte er u.a. das Buch "Reise in das Innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834" des Prinzen Maximilian zu Wied, er war Ethnologe, Forschungsreisender, Zoologe und Naturforscher, Mit seinen Freunden Karl Bodmer und David Dreidoppel unternahm von 1832 bis 1834 eine Reise durch Nordamerika, also in der Zeit, bevor dort die Siedler einfielen. Die Origiginalzeichnungen und -aquarelle befinden sich heute in einem Museum in Amerika.
Das Fundament seiner Romane, deren Helden natürlich Idealtypen sind, fußen zumeist auf Fachliteratur, evtl. auch auf Zeitungsberichten. Schon auf den ersten Seiten von "Winnetou I." wird klar, dass es hier nicht um Rassismus oder koloniale Absichten geht, wer das Gegenteil behauptet, liegt eindeutig falsch.
Im übrigen hat May viel mehr geschrieben, als nur die "Winnetou-Trilogie", seine Romane spielen im Nahen Osten, in Südamerika und in seiner Heimat. Manchmal bilden auch geschichtliche Ereignisse den Hintergrund, wie etwa die "Mahdi-Trilogie".
May war auf seine Einnahmen als Schriftsteller angewiesen, er schrieb zunächst Fortsetzungsromane, damals sehr beliebt, für verschiedene Zeitschriften. Dumas, Sue, Hugo und Wilde schrieben übrigens auch Fortsetzungsromane, ihnen allen ist gemein, dass die Hauptprotagonisten in jeder Hinsicht Fiktion sind und so im realen Leben gar nicht existieren und es auch nicht könnten.

Weiter vorne wurde geschrieben, dass solche Romane und Erzählungen zu einem echten Interesse an fremden Kulturen führen können. Ich kann da zwar nur für mich sprechen, aber May gab den Anstoß für ernstes Interesse und Reisen, z.B. in die Türkei und Marokko.
Nehmen wir Kindern und Jugendlichen nun diese Bücher schaden wir auch ihrer Phantasie, wer wäre nicht gerne in einem gewissen Alter ein Held, nein, wir nehmen ihnen auch einen bunten Wortschatz, die Möglichkeit sich auszudrücken, selbst Geschichten zu spinnen.

Man sollte die "Bücherstürmer" dort lassen, wo sie sind und vor allem, sich nicht auf alles, was empört klingt, zu stürzen. Früher wäre so eine Empörung, die jeder Grundlage empört, nur eine Randnotiz wert gewesen. Leere Töpfe klappern laut!


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