Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

@BerlinerLuft
Danke für die Info die ich kannte und meine Frage nicht beantwortet.
Die ist ganz wichtig, weil wenn das Geld nicht reichen würde, müssten alle hin. Aber es gehen wohl nicht alle hin.

@MarinaG.

Mit deiner Vermutung hast du wahrscheinlich recht

Psychisch kranke Menschen wie Robert M. sind keine Seltenheit im Hartz-IV-System. Wie viele es genau sind, ist unklar. Die vorläufig letzte Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg von 2013 schätzte den Anteil der Betroffenen auf rund ein Drittel der erwerbsfähigen Personen, die Hartz IV beziehen. Seit Vorlage dieser Studie könne der prozentuale Anteil gestiegen sein, sagt IAB-Forscher Peter Kupka, einer der Autoren:
„Seitdem sind halt zwei Entwicklungen eingetreten: Das eine ist, dass die Zahl der Leistungsberechtigten insgesamt zurückgegangen ist, aber auf der anderen Seite sind eben auch diejenigen dringeblieben, die besondere Problemlagen haben. Insofern wissen wir jetzt nicht genau, wie groß der Personenkreis derjenigen ist, die jetzt noch mit psychischen Problemen im SGB II sind. Wir gehen davon aus, dass der Anteil mindestens so hoch ist wie er 2011/2012 gewesen ist. Da könnten wir so knapp im Millionenbereich sein.“
Tatsächlich dürften es eher mehr sein: Denn die Forscher erfassen nur diejenigen Arbeitslosen, die eine ärztliche Diagnose bekommen haben.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/psychisch-kranke-im-hartz-iv-system-im-dschungel-der-100.html#:~:text=Hartz%2DIV%2DSystem-,Im%20Dschungel%20der%20Zust%C3%A4ndigkeiten,keinen%20geregelten%20Umgang%20damit%20gefunden.

Und das sind nur diejeniegen, die eine Diagnose bekommen. Wenn man sich überlegt, dass viele der härtefälle (die so im stress oder so krank sind, dass sie ihren alltag kaum noch bestreiten können) auch nicht so sehr um eine diagnose kämpfen werden, ist ja klar, dass die zahl hoch ist.

Da braucht man in der Herangehensweise mehr ehrlichkeit, um einzusehen, dass viele Erwerbsfähige das eben nicht sind.
Wenn wir wirklich nur die als arbeitslos zählen würden, die grundsätzlich zu vollzeit (oder wenigstens echter teilzeitarbeit 20h+) in der lage sind und nicht bereits aufstocken, da würde mich interessieren, wie klein diese zahl wohl wäre im vergleich zu der gesamtzahl der alg2 empfänger.

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Abahatschi schrieb:Die ist ganz wichtig, weil wenn das Geld nicht reichen würde, müssten alle hin. Aber es gehen wohl nicht alle hin.

Viele gehen auch aus Scham nicht hin und hungern die letzten Tage im Monat oder pumpen irgendwen an, was das Problem lediglich nach hinten verschiebt, weil auch das zurückgezahlt sein will.

LG Marina

MarinaG. schrieb:Viele gehen auch aus Scham nicht hin und hungern die letzten Tage im Monat oder pumpen irgendwen an, was das Problem lediglich nach hinten verschiebt, weil auch das zurückgezahlt sein will.

Gut, und das funktioniert nur ein Monat oder zwei...danach hat man jeden Monat gleich viel Geld, sprich ALG2 minus Schulden.

@Abahatschi
Ich als Empfänger gehe dort auch nicht hin.
Dafür spare ich in anderen Dingen wie Kleidung, Unterhaltung, kulturelle Teilnahme.
Und ja, das aus scham.

BerlinerLuft schrieb:Ich als Empfänger gehe dort auch nicht hin.

Ich mag nicht angelogen werden, echt nicht.

BerlinerLuft schrieb am 24.11.2022:Das anstellen bei der Tafel und sozialen Kaufhäusern sind große Zeitfresser.

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@Abahatschi
der Zeitfresser ist eine Binse, dazu muss @BerlinerLuft dort nicht selbst anstehen, um dazu wissen. Die langen Wartezeiten werden häufig in den Medien angesprochen. ;-)

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shionoro schrieb:wie klein diese zahl wohl wäre im vergleich zu der gesamtzahl der alg2 empfänger.

Persönliche Einschätzung: Etwas 20% würden übrig bleiben, der Löwenanteil ist nicht fähig das auf Dauer durchzuhalten.

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Abahatschi schrieb:Gut, und das funktioniert nur ein Monat oder zwei...danach hat man jeden Monat gleich viel Geld, sprich ALG2 minus Schulden.

Und hungert dann eben. Das ist wohl nicht so selten.

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@MarinaG.
Wenn es eine Binse ist, sollte man nicht den Eindruck erwecken man sei betroffen, oder?
Das ist für die Diskussion nicht förderlich. Egal.

MarinaG. schrieb:der Zeitfresser ist eine Binse, dazu muss @BerlinerLuft dort nicht selbst anstehen, um dazu wissen. Die langen Wartezeiten werden häufig in den Medien angesprochen. ;-)

@MarinaG.
Dankeschön, du warst schneller.

@Abahatschi
Genauso sieht's mal aus.

Mein schrieb dazu war allgemein gehalten.

Jetzt tut doch nicht so als müsste man ohne Tafeln verhungern. Wer auf dem Land wohnt und kein Auto hat, kommt doch da gar nicht hin. Auch in der Stadt werden das viele ältere Menschen n wegen Gehbehinderung oder weil sie zu wenig mobil sind, schwere Taschen zu tragen, nicht zur Tafel schaffen.

Zeitfresser, würde ich eher vernachlässigen, wenn ich die Waren umsonst bekomme. Ein Arbeitnehmer investiert doch auch Zeit um an das Geld für seinen Einkauf zu kommen und dann kostet der Einkauf selbst auch noch Zeit, wenn man nach Angeboten sucht noch mehr. Macht doch mal halblang :)

Musste ich einfach noch richtigstellen bei so viel Unwissenheit und Stigmatisierungen.
Wenn zusätzliche Kosten entstehen, dann hungern sie eben doch, zB: wie unerwartete Kosten, defekte Geräte, Apotheke, Haustiere, Fahrzeugreparaturen, Kleider, Friseur, ÖV Tickets, Bücher, ect.

shionoro schrieb am 01.03.2017:Sollte man arbeitslose dazu zwingen, jobs anzunehmen, die sie nicht ausführen wollen und arbeitslosengeld abschaffen?

Das würde alle Menschen treffen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so was überhaupt umsetzbar wäre! Die Voraussetzungen wäre, für Jeden einen Job bereit zu stellen, was nicht funktionieren würde, da müssten Arbeitgeber mitmachen, dann müsste man immer noch Rücksicht auf die verschiedenen Menschen nehmen, mit ihren Bedürfnissen. Die Jobs müsste es dann auch noch für alle geben, am Ende der Fahnenstange, sehe ich da viele Obdachlose Menschen wie in Amerika, sicher würde auch die Kriminalität zunehmen, wer will so was einführen, das wäre einen riesen Schritt zurück in die Vergangenheit und die hat sich ja nicht bewährt.

MarinaG. schrieb:mindestens 80-90% der Langzeitarbeitslosen für psychisch derartig beeinträchtigt, dass sie nicht erwerbsfähig sind

Langzeitarbeitslos.

Langzeitarbeitslose sind Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. Die Teilnahme an einer Maßnahme nach § 45 sowie Zeiten einer Erkrankung oder sonstiger Nicht-Erwerbstätigkeit bis zu sechs Wochen unterbrechen die Dauer der Arbeitslosigkeit nicht.

Quelle: https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbiii/18.html

Harter Tobak solch eine Behauptung und zum Glück reine Fantasie, denn da ist absolut nix dran.

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@capspauldin
mein Zitat, im Kontext:

MarinaG. schrieb:Ich persönlich (rein persönliche Einschätzung, aufgrund von unmittelbaren Eindrücken im Ex-Job) halte mindestens 80-90% der Langzeitarbeitslosen für psychisch derartig beeinträchtigt, dass sie nicht erwerbsfähig sind; jedenfalls nicht in Vollzeit.

Ich möchte darum bitten, dass Du es unterlässt, mich derartig sinnentstellend zu zitieren. Danke.

capspauldin schrieb:Harter Tobak solch eine Behauptung und zum Glück reine Fantasie, denn da ist absolut nix dran.

Im Übrigen habe ich keine Ahnung, was Du hier nun konkret aussagen möchtest. Ich weiß was Langzeitarbeitslose sind. Dazu hätte es kein Sozialgesetz-Zitat gebraucht. Was also möchtest Du aussagen? Dass Du persönlich glaubst, dass ich unrecht habe, mit meiner persönlichen Einschätzung? Aber dann wäre doch meine Aussage, dass man die Erwerbsfähigkeitskriterien gründlich überprüfen sollte, absolut stimmig. Nur so kann man feststellen, wie sich die Gesamtlage darstellt. Dass da "absolut nix dran ist", ist wiederum lediglich Deine persönliche Behauptung, die nicht mehr Gewicht hat, als meine. Behaupten / vermuten etc. können wir alles. Wichtig wäre mE eine dezidierte Überprüfung von geeigneter Stelle.

LG Marina

@MarinaG.

Es ist unangebracht solche Unterstellungen gegenüber Langzeitarbeitslosen, hinter "persönliche Einschätzung" zu verstecken. Diese ist nicht nur Übergriffig sondern schlicht falsch.

simson schrieb:Das würde alle Menschen treffen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so was überhaupt umsetzbar wäre!

Grundsätzlich abschaffen wäre wohl eindeutig verfassungswidrig und würde gegen das Sozialstaatsprinzip verstoßen. Und das unterliegt der Ewigkeitsklausel.


Das wünschen sich denke ich auch die Wenigsten.

Wenn dürften sich viele (wohl insbesondere unter Konservativen und Neoliberalen) nur dafür aussprechen, es denen vollkommen zu streichen, die aus ihrer subjektiven Sicht oder konservativ-neoliberalen Blase nur faule Nichtsnutze sind. Könnte dann aber im schlimmsten Fall auch dazu führen, dass mehr Menschen kriminell werden und das möchte wohl auch niemand - angefangen bei Schwarzarbeit.

Oder es würde halt auch dazu führen, dass mehr Menschen unter menschunwürdigen Bedingungen auf der Straße oder in Zelten oder was weiß ich wo und wie leben bzw. überleben müssten. Und das dürfte dann sogar gegen Art.1 GG verstoßen. Wäre auch für die jeweiligen Stadtbilder nicht gut.

Die, die freiwillig auf der Straße leben, ausgenommen.



Ps.
Möchte in keinem Land ohne Sozialstaatsprinzip leben wollen.

capspauldin schrieb:Es ist unangebracht solche Unterstellungen gegenüber Langzeitarbeitslosen, hinter "persönliche Einschätzung" zu verstecken. Diese ist nicht nur Übergriffig sondern schlicht falsch.

Hast du dazu Zahlen, die belegen, dass die Einschätzung von @MarinaG. falsch ist?
Oder handelt es sich dabei um deine persönliche Einschätzung?

Dass das von @MarinaG. benannte Problem durchaus existiert, belegen ja die zahlreichen Angebote, Menschen mit pychischen Erkranungen und ähnlichen "Vermittlungshindernissen" mit viel Unterstützung in geeigneten Arbeitsplätzen unterzubringen.

Genaue Zahlen sind mir nicht bekannt, würden mich aber interessieren.

capspauldin schrieb:Es ist unangebracht solche Unterstellungen gegenüber Langzeitarbeitslosen, hinter "persönliche Einschätzung" zu verstecken. Diese ist nicht nur Übergriffig sondern schlicht falsch.

Hast du dich eigentlich mal gefragt, warum manche Menschen "langzeitarbeitslos" sind? Dass dahinter diverse, gerade psychische Erkrankungen stecken könnten, klingt durchaus logisch und nachvollziehbar, wenn man sich mal anschaut, wie hier alles läuft. Es herrscht ein totaler Arbeitsdruck, Schnelllebigkeit und nicht selten hört man dann so Aussagen wie: "Ich kann Heute nicht krank machen, ich MUSS arbeiten!" Obwohl Derjenige vermutlich schon kurz vorm Burnout steht. Meiner Ansicht nach, leiden sogar sehr viele Menschen unter psychischen Problemen aufgrund des Drucks der durch das Arbeitsleben herrscht. Andernfalls gäbe es ja von keiner Seite aus Beschwerden, wenn alles toll verliefe. :)

@simson

Ich halte auch nichts davon die ganze Arbeitslosenabsicherung in private Hände zu legen und wo dann jeder selbst entscheiden könnte, ob er eine abschließen möchte oder nicht. Sowas wurde mal von der AfD glaube ich gefordert.

Möchte ich nicht, weil je nachdem, wie viel sich die Menschen da nur in Sachen Privatversicherungen leisten könnten, bestimmt nicht so viel bei rauskäme oder der andere Fall, dass mehr Menschen dann anfangen würden am falschen Ende zu sparen, weil sie zu kurzsichtig und zu sicher denken. Also so wie in den USA bspw. mit der privaten Krankenversicherung.

Bissel mehr Netto vom Brutto ist/wäre ja schön und gut, aber bei Arbeitslosenabsicherung und Gesundheitsvorsorge zu sparen, kann sich kurz-mittel- oder langfristig bitter rächen.

@fischersfritzi

80-90% der Menschen die 12 Monate arbeitslos sind sind demnach so psychisch erkrankt dass Sie keine Vollzeit mehr arbeiten können?

90%?

Kephalopyr schrieb:Hast du dich eigentlich mal gefragt, warum manche Menschen "langzeitarbeitslos" sind? Dass dahinter diverse, gerade psychische Erkrankungen stecken könnten, klingt durchaus logisch und nachvollziehbar,

Auch für dich gilt, 90% dieser übergriffige Gedanke kommt dann woher?
Wenn man dann die 50% nimmt die keinen Bock haben, sind wir ja bei 140%.